Beiträge von jpsa

    Gesang ist ja bekanntlich nicht so mein Steckenpferd, aber wenn, beschränkt sich die Stimmlage meistens auf Bariton bzw. Mezzosopran und ganz ganz wenige Sopranistinnen.


    Woran es liegt kann ich nicht sagen, aber die Stimme von Fi-Di hat mich bis heute nicht dermaßen fasziniert wie die u.a. von Hermann Prey.
    Man kann nur mutmaßen, ob Prey sich "besser" durchgesetzt hätte, wenn er vielleicht einige Jahre früher entsprechende Engagements bekommen hätte... ?(
    Ich hatte jedoch den Eindruck, daß Fi-Di bei Aufnahmen bevorzugt wurde und Prey immer nur der jeweils zweite war - auch wenn beide dies bestimmt so nicht gesehen haben.


    Seine Stimme, auch im Alter und insbesonders beim Liedgesang, empfinde ich tragender und ausdrucksstärker als die von Fi-Di. Wenn ich zB beide in Bezug auf Schubert vergleiche, so liebe ich Prey's Ausdrucksstärke im Gesang und nicht im Sprechgesang wie Fi-Di.
    Auch sein spielerisches Talent in Opern- oder Operettenaufführungen sagte mir mehr zu, wirkte wesentlich überzeugender und natürlicher als beim etwas verkrampfteren Dietrich.
    Natürlich merkt man dies nicht derart beim reinen Hören solcher Aufführungen - und als Interpreten von Opern habe ich beide Sänger gleichermaßen geschätzt.


    Ob Fi-Di jemals das hohe A gewagt hat, ist mir nicht bekannt, aber auch dieses "Risiko" erwarte ich von einem Bariton, wenn es der Komponist vorgibt (zB Schumann).


    Aber, wie alles, ist auch das Hörempfinden subjektiv und meine "Stimmen" beziehen sich auf Interpreten wie Prey und den unvergeßlichen Eberhardt Wächter und heute u.a. Mathias Goerne sowie einen recht jungen, skandinavischen Bariton, dessen Namen ich mir leider nicht notiert habe (war mal im TV beim Meisterkurs von der Schwarzkopf).

    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Seit ca 20 Jahren besitze ich die Aufnahme mit dem Cleveland-Quartett und Alfred Brendel. Ich finde das ist eine ganz vorzügliche Aufnahme.


    So unterschiedlich können die Geschmäcker sein.
    Obwohl ich Brendel insbesonders mit Schubert-Repertoire sehr schätze - und dazu gehören sowohl Kammermusik als auch die Lieder - konnte ich mich von Anfang an nicht mit dieser Aufnahme anfreunden. Sie war mir irgendwie zu "glatt".
    Dazu kommt noch der ärgerliche Umstand, daß die (seinerzeit) LP gerade mal um die 35 Minuten Spielzeit aufzuweisen hatte und dies auch für die CD so übernommen wurde.


    Mein Favorit lag bis dato bei Artur Schnabel und dem Busch Quartett/Pro Arte. Diese Aufnahme ist zwischenzeitlich hervorragend restauriert und äußerst preiswert erhältlich über das Dutton-Label, ebenfalls zusammen mit dem Streiquartett Nr. 14.



    Dann kam glücklicherweise Mitte der 90er Jahre die neue Brendel-Einspielung zusammen mit noch "jüngeren" Künstlern, kombiniert mit Mozart's Klavierquintett K. 478.
    Hier hatte ich genau das, wonach ich gesucht habe und mit dem ich mich sehr anfreunden konnte: schwungvoll, liedhaft, teils überschwänglich und die süße Schwermut/Wehmut.



    Wer es denn etwas forscher und härter mag... dem sei die Aufnahme mit S. Richter ans Herz gelegt - leider nicht eine seiner besten Interpretationen auf dieser Studioeinspielung, aber die anderen sind seit langer Zeit nicht mehr erhältlich.
    Dafür wird man entschädigt mit einer wirklich entfesselten Wanderer-Fantasie.


    Zitat

    Original von Reinhard
    Konkrete Angebote für den Transkriptionsmuffel von Dir?


    Tja, bei mir ist ja vieles "klavierlastig", aber trotzdem fange ich mit der symphonischen Musik an:


    einfach alles von Bach in der Bearbeitung von Leopold Stokowski, wobei er selbst nicht unbedingt dirigieren muß - hier gibt es auch neuere Einspielungen in hervorragender Qualität


    von den Beethoven/Liszt Sinfonien zumindest die 2. und 3. - kommen zB auch sehr gut im direkten Vergleich mit dem Original in HIP-Besetzung


    Brahms' 3. Sinfonie in der eigenen Bearbeitung für Klavier zu vier Händen oder vierhändig (sehr gute Aufnahme bei Naxos mit Christian Köhn) oder sogar, jedoch nicht von Brahms bearbeitet, für Klavier solo [kann nur angefragt werden... ;)]


    dann gibt es eine wirklich ganz bezaubernde Bearbeitung von einigen Stücken aus Tschaikowsky's Dornröschen vom Pianisten und Dirigenten Mikhail Pletnev, seinerzeit erschienen bei Virgin Classics, demnächst aber auch in einer Einspielung mit einer hervorragenden jüngeren russischen Pianistin (Namen kann ich noch nicht nennen)


    Schuberttranskription gibt es ja unzählige, nicht nur von Franz Liszt - hier kann ich jedoch wiederum eine Naxos-Einspielung empfehlen mit Antti Siirala (8.555997), der ausschließlich Bearbeitungen verschiedener Komponisten/Interpreten spielt und zwar von Godowsky, Liszt, Prokofiev und Busoni
    Was für eine "Gute Nacht" von Godowsky aus der Winterreise und wie der "Erlkönig" durch die Nacht reitet ! Und daß einige Walzer hier von Prokofiev bearbeitet wurden, soll man nicht für möglich halten.


    Vielleicht sagt Dir für den Anfang daraus ja etwas zu.
    Viel Spaß dabei.


    Gruß,
    Jürgen

    Im Moment fällt mir kein Werk ein, welches ich unbedingt als Transkription hören müßte.


    Aber meinen Vorrednern muß ich widersprechen :rolleyes:
    Der Sinn der Transkription liegt für mich in der weiteren Verbreitung eines Werkes, vielleicht in der heutigen Zeit jedoch von mehr untergeordneter Bedeutung.
    Wenn man aber überlegt, daß zB im 19. Jahrhundert viele große Werke aus Sinfonie und Oper unbekannt gelieben wären, hätte es nicht Komponisten wie Liszt gegeben, die diese für das Klavier transkribiert hätten, um sie so einem breiteren Publikum näher zu bringen.


    Und gerade das ist die Kunst der Transkription: das Wesentliche, den Charakter so aufzuzeigen, daß man meint, das Originalwerk sei für das gewählte Instrument geschrieben worden.
    Wie viel transparenter sind doch einige Beethoven/Liszt Sinfonien, hört man sie auf dem Klavier.


    Man denke auch an Brahms, der seine Werke für verschiedene Besetzungen umgeschrieben hat. Seine Sinfonien u.a. hat er nicht nur für Klavier zu vier Händen umgesetzt sondern zusätzlich noch für 2 Klaviere. Selbst in der Version für Klavier solo (nicht von Brahms) erschließt sich mir das Werk sehr gut und braucht den Vergleich mit dem Original nicht zu scheuen.


    Und was wäre mit diversen Werken von Bach, wenn nicht u.a. Busoni gewesen wäre....


    Um Reinhards Ausführungen aufzugreifen: Ich glaube nicht, daß das Klavier zu den vernachlässigten Instrumen gehört ;) und bei der Transkription von LP zu CD muß man heutzutage nicht mehr darauf warten, daß dies vom Plattenlabel geschieht - selbst ist der Mann bzw. die Frau...

    Auch mir geht es so, daß ich vor vielen vielen Jahren (es war einmal...) angefangen habe, meine LP´s und später auch CD's zu katalogisieren.
    Dann wollte ich jedoch alles so genau wie möglich (nicht nur CD Titel, Nr., Interpret etc.) sondern auch die einzelnen Werke, die Sätze mit Spiedauer usw., so daß ich einerseits nie zufrieden war mit der Listung und irgendwann keine Zeit mehr vorhanden war, alles entweder umzustellen und/oder fortzuführen.
    Inzwischen liege ich mit ca. 1.500 Aufnahmen im Rückstand ;(


    Mein "Hauptgebiet" ist die Klavierliteratur so daß ich als 1. Ordnungskriterium den Interpreten (bei Sammlungen) und dann den Komponisten habe, ggfs. nach Aufnahmedatum bei mehreren Einspielungen gleicher Werke.
    Radiomitschnitte, die ich bearbeitet und anschließend auf CD archiviert habe, stehen jedoch in der jeweiligen "Künstlerrubrik" separat.
    Sonstige Künstler stehen, je nach Anzahl der Aufnahmen, bei den Sonstigen Pianisten (alphabetisch) oder in Werkgruppen (zB Brahms Klavierkonzerte).


    So verfahre ich auch bei den Dirigenten und sonstigen Solisten.


    Glücklicherweise habe ich ein ausgezeichnetes Gedächtnis, zumindest noch bei meinen Aufnahmen..., so daß bislang keine Dublette aufgetaucht ist, es sei denn, man hat mir eine Aufnahme geschenkt, die ich schon besitze.
    Doubletten bei LPs gibt es zwar, aber es handelt sich dann meist um eine Aufnahme in der Original-Pressung, die ich seinerzeit - beim Kauf der Nachpressung - als für "zur Zeit nicht erhältich" deklarierte und erst viel später zu zivilen Preisen erwerben konnte (Sammel-Leidenschaft).
    Diese Doubletten werden dann von Zeit zur Zeit verkauft, verschenkt oder sonstwie vergeben.

    Ja, es sind schon viele Aspekte und Einflüsse, die man berücksichtigen und auch ggfs. beim vergleichenden Hören ausschließen will oder sollte.
    Angefangen bei der eigenen Tagesverfassung (wichtig für die Werk-Auswahl) über die Aufnahmequalität (auch grottenschlechte, rauschende und enorm knisternde Transfers haben vereinzelt ihre Daseinsberechtigung...) bis hin zu Vorlieben/Abneigungen von Werken oder Interpreten.


    Ich versuche zwar recht frei und unvoreingenommen an jede Einspielung heranzugehen, habe jedoch eine bestimmte Meinung/Auffassung zum Werk (oft unbeirrbar), welches ich in unterschiedlichen Interpretationen vergleichen möchte.
    Ich vergesse dabei zwar andere Interpretationen, jedoch nie meine eigene Vorstellung vom Werk.


    So höre ich als erstes, ob der Interpret eine ähnliche Auffassung hat wie ich und wenn nicht, versuche ich seine Vorstellung nachzuvollziehen. Da kann es passieren, daß ein bislang favorisierter Interpret neben einem anderen mit vielleicht ganz entgegengesetzter Auffassung zum Werk/Komponsiten gleichberechtigt steht, die aber für mich schlüssig ist.
    Dies jedoch nur in einem gewissen Rahmen.
    ZB wäre ich nicht bereit, mich einer Aufnahme weiter zu widmen, wenn ich die Appassionata in der Interpretation von Gould hören würde/müßte und diesen Pianisten mit anderen Beethoven-Sonaten bereits kenne.


    Schwieriger ist es bei Werken, die man noch garnicht kennt oder gerade erst dabei ist, zu erfassen. Vielleicht auch noch von Werken, die der Komponist zu Lebzeiten mehrfach ergänzt/verändert hat (zB Messiaen's Turangalila-Sinfonie).
    Da gibt es einfach kaum zwei Aufnahmen, die die gleiche Partitur verwenden. Aber auch hier ist es das persönliche, subjektive Klangempfinden, mit dem man sich sagt: nein, es hätte hier und da eigentlich so und so gespielt werden müssen.


    Vergleichseinspielungen von Künstlern, die sich zur Zeit auf ein einziges Werk eines Komponisten beschränkt haben, lasse ich aber meistens außen vor, da mir der Bezug zum Komponisten und die Entwicklung des Künstlers in der Interpretation weiterer Werke einfach fehlt.
    Sicherlich kann eine Schubert-Sonate von Kissin interessant sein oder eine Bruckner-Sinfonie unter Leinsdorf eine Offenbarung - aber mir persönlich reicht es nicht, ich möchte dann "überprüfen", ob es Verständnis oder Glückstreffer war.


    Auch zuviel vergleichen kann sowohl positiv wie auch nachteilig sein, wenn man vielleicht erkennt, daß die bisherige Auffassung in Frage gestellt wird und man unter diesem Aspekt alles nochmals unter den neuen Gesichtspunkten nachhört. :wacky:

    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Auch um die Aufnahmen von Harnoncourt/Aimard ist es relativ still geworden. Kennt die jemand ?


    Ja, aber nicht in der Gesamtheit; sie ist ja auch recht schnell nach Erscheinen "verschleudert" worden.
    Vielerorts ist diese Aufnahme hoch gelobt worden, als ob Gott Vater und Sohn zusammen ein Konzert gegeben haben :wacky: - ich kann das bis heute leider nicht nachvollziehen, auch nach nochmaligem Hören eines weiteren Konzertes (dem 5.) in der Besetzung.


    Da ich zu faul bin ;) habe ich untenstehend mein Posting aus dem Jahre 2000 verwendet, zu dem ich aber auch heute noch stehe jedoch ergänzen muß, daß ich Airmard inzwischen u.a. auch die Appassionata habe spielen gehört und zu dem Entschluß (für mich) gekommen bin, er solle Beethoven lieben sein lassen oder man möge mich - wie unten aufgeführt - während eines Konzertes mit ihm und diesem Repertoire gleich erschießen.


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    Mit Interesse habe ich die entsprechenden Kommentare gelesen und
    mir heute das besagte Konzert im Radio angehört.
    Zuerst war ich mehr als angenehm überrascht, eine gelungene
    Aufführung der relativ unscheinbaren Mozart-Sinfonie zu hören und
    gleichzeitig die ausgezeichnete Akustik im Saal zu genießen.
    Schlimmer jedoch als ein Eimer eiskaltes Wasser traf mich dann die
    "Sichtweise" Harnoncourts in Bezug auf das 3. Beethoven-Konzert.



    Ein recht kraftloser Beginn, zähe Übergänge und irgendwie in "einem
    Guß" präsentierte er ein Werk, das mir in dieser Art gänzlich
    unbekannt erschien, obwohl ich es sehr oft gespielt und noch öfter
    gehört habe.
    Der Einsatz der Bläser kam schleppend und manchmal etwas zu spät und
    hörte sich dann auch dementsprechend "schräg" an.
    Von Taktarten scheint Harnoncourt (in Bezug auf Beethoven) noch
    nichts gehört zu haben und die Partitur, die er wohl zur Hand hatte,
    muß außer "molto molto legato" keine weiteren Einträge gehabt haben.
    Es erweckte den Eindruck, als ob er hier ein frühes Mozart-Werk
    spielen läßt, nicht aber Beethoven.
    Entweder hatte Harnoncourt eine Partitur zur Hand, die bislang noch
    keiner der bekannten Verlage veröffentlicht hat oder er war bei den
    Proben und dem Konzert derart betrunken und keiner hat es gemerkt.. :-)



    Der 2. Satz entschädigte zuerst durch die Ausgeglichenheit zwischen
    Orchester und Klavierpart, ging aber dann in einen großen zähen Brei
    aus Klängen, unpassenden Akzenten, äußerst gedehnten Tempi und Pausen
    über, der sich bis zum Schlußakkord des letzten Satzes noch weiter
    verklebte.
    Die Ausdruckslosigkeit des Orchesters ging spätestens im 2. Satz dann
    wohl auch auf den Pianisten über.
    Ich schätze Aimard sehr, insbesonders wenn er zeitgenössische Werke
    spielt wie z.B. Messiaen oder Kurtág, aber selbst im klassischen
    Standard-Repertoire ist mir bei ihm bisher kein derart "unreifes"
    Spiel untergekommen.



    Ich kann nur hoffen, daß einer seiner Kollegen und Freunde, vielleicht
    Alfred Brendel ??, über seinen Schatten springt und ihm, sollte dies
    tatsächlich geplant sein, von einer Gesamtaufnahme in dieser
    Konstellation dringend abrät.



    Aber die Geschmäcker sind ja grundverschieden und vielleicht ist es
    in der Tat so, daß man Harnoncourt entweder nur schätzen oder total
    verachten kann, obwohl ich einige Sinfonien von Mozart und Haydn bereits
    gehört hatte, die mir wiederum recht gut gefallen haben.



    Ich wäre während des Konzertes froh gewesen, wenn entweder jemand mir
    oder dem Dirigenten den Gnadenschuß verpaßt hätte.
    Da war es sogar eine Erholung, um 20.05 Uhr auf WDR 3 umzuschalten und
    zu verfolgen, wie R. Buchbinder den neuesten Schnelligkeitsrekord im
    2. Brahmskonzert aufgestellt hat... !

    Zitat von Alfred_Schmidt

    Zwei weitere Kandidaten stehen in den Startlöchern, bereit zur Aufnahme in meine Sammlung:


    Idil Biret und S.Richter (mit Kleiber) am Pult.

    Hallo Alfred,


    nichts gegen Biret und ihre wunderbare Einspielung der Brahms-Konzerte ... ;), die jedoch NICHT mit dem Schumann-Konzert gekoppelt sind sondern "nur" mit den beiden Konzertstücken op. 92 und op. 134.
    Das Schumann-Klavierkonzert erscheint erst ca. Ende des Jahres als Livemitschnitt zusammen mit dem Grieg-Konzert.


    Gruß,
    Jürgen

    Auch wenn ich inzwischen über diverse Einspielungen dieses Konzertes verfüge (manchmal läßt es sich nicht vermeiden, da sehr oft die Kopplung mit dem Grieg Konzert veröffentlicht wird), führt meine Rangliste uneingeschränkt auch Dinu Lipatti an.


    Obwohl die Karajan-Einspielung am wenigsten rauscht, klingt sie doch sehr dumpf. Auch wenn ich Karajan nicht gerade gerne mag, findet man hier jedoch ein recht harmonisches Spiel.


    Vom Zusammenspiel zwischen Solist, Orchester und Dirigent gefällt mir jedoch der Livemitschnitt von Lipatti vom 22.02.1950 aus Genf mit dem Orchestre de la Suisse Romande unter Ernest Ansermet wesentlich besser. Der Höreindruck jedoch leidet hier - neben dem Monoklang der Radioaufzeichnung - etwas unter dem Knistern (Decca Historic, 425968-2, zusammen mit dem 4. Klavierkonzert von Beethoven, Clara Haskil, London Philharmonic, Carlo Zecchi).
    Diese Aufnahme, die schon seit geraumer Zeit vom Markt genommen wurde, mußte ich doch gleich nach längerer Zeit wieder zum Hören in den Player legen...
    (Nachtrag) Ungewöhnlich für eine CD-Produktion eines bekannten Labels, dass man zumindest gut 2 Minuten des berechtigten, stürmischen und mit Bravo-Rufen versehenen Schlussapplauses auf dem Tonträger belassen hat.


    Ein Künstler, der es bis zum heutigen Tag sowohl mit Lipatti als auch anderen "Größen" des Schumann-Konzertes aufnehmen kann, ist der bereits an anderer Stelle erwähnte Noel Mewton-Wood.



    Zusammen mit Walter Goehr und dem Philharmonischen Orchester der Niederlande spielte er dieses Konzert, zusammen mit Beethoven's 4. Konzert, in den Jahren 1947-49 für die Schallplatte ein.
    Die CD wurde im Rahmen einer Hommage an Mewton-Wood von dem leider nicht mehr existierenden, französichen Label DANTE im Rahmen der Historical Piano Collection unter HPC 106 veröffentlicht.


    Nicht unerwähnt bleiben soll die häufig gescholtene Maria Joao Pires, jedoch nicht mit ihrer "neuzeitlichen" Einspielung unter Abbado sondern im Rahmen eines der unzähligen Konzertmitschnitte aus den 70er und 80er Jahren.
    Auch sie präsentierte das Werk hier ähnlich wie Lipatti und Mewton-Wood, aufgewühlt und dem Spüren des nahenden Wahnsinns des Komponisten verpflichtet.


    Wer sich jetzt über weitere, unzählige Aufnahmen des Konzertes informieren möchte, der kann über diesen Link die Auflistungen auf einer französichsprachigen Website besuchen, die übrigens auch zu anderen Komponisten/Werken recht umfangreich und kompetent erscheint.


    Gruß,
    Jürgen

    Ja, eine wirklich hervorragende Einspielung, wobei aber die Hebriden-Sinfonie auch nicht zu verachten ist.


    Ich höre gerade - welch ein Zufall - u.a. auch Bantock, allerdings die komische Ouverture "The Pierrot of the Minute".
    Auf der CD sind noch weitere Briten zu hören (insgesamt eine hochinteressante Zusammenstellung):
    Frank Bridge
    Summer, There is a Willow Grows Aslant a Brook (Hamlet Impressionen für kleines Orchester), Suite for String Orchestra
    George Butterworth
    The Banks of Green Willow


    Alles mit der Bournemouth Sinfonietta unter Norman del Mar, Chandos 8373 - leider keine Cover-Abbildung gefunden.

    Nach Rückkehr aus meinem Archiv... :wacky: möchte ich doch meinen obigen Beitrag mit einer der sog. HIP-Aufnahmen ergänzen:



    Steven Lubin spielt hier mit der von mir sehr geschätzten Academy of Ancient Music unter dem genauso geschätzten Christopher Hogwood.
    Es werden hier ausschließlich authentische Instrumente benutzt, selbst unterschiedliche Forte-Pianos:
    1+2 = Anton Walter, 1795
    3 = Johann Fritz, c. 1818
    4+5 = Conrad Graf, 1824


    Hier zumindest ist, insbesonders bei den ersten beiden Konzerten, sehr gut der Unterschied zur heute geläufigen Aufführungspraxis erkennbar, da - ganz besonders beim Walter-Instrument - natürlich auch nicht das Spektrum eines modernen Konzertflügels abgedeckt werden kann. Es fehlt die Präsenz, die "Wuchtigkeit" der Bässe - und genau das ist es im umgekehrten Fall, was mich bei den Aufnahmen mit heutigen Konzertflügeln derart stört.
    Gerade die ersten beiden Konzerte muten ja von der Komposition an, daß eigentlich die Kraft vom Orchester kommt und (noch) nicht vom Instrument - also mehr ein Konzert mit obligatem Klavier. Und das wird durch diese HIP-Einspielung sehr deutlich aufgezeigt.


    Kraftvoll hingegen dann die beiden letzten Konzerte auf dem himmlischen Graf-Instrument, das - wie ich finde - diese Kompositionen Beethovens noch am deutlichsten, mit allen Feinheiten - aufzeigen kann.


    Vielleicht hat jemand von Euch das Glück, diese Aufnahme preiswert zu erwerben - es dürfte auf jedenfall eine Entdeckung wert sein wie auch bestimmt zu einem einmaligen Erlebnis und Hörgenuß werden.


    Gruß,
    Jürgen

    Ja, das ist schon so eine Sache mit der "amerikanischen" Musik. War zuerst das Ei da oder die Henne ?
    Geht man zurück zum Anfang der noch recht "jungen" Nation USA so liegen die Wurzeln sicherlich im indianischen Bereich. Das aber, so auch eine kürzlich ausgestrahlte TV-Reportage, soll von den Amerikanern nicht gerade als Ursprung angesehen/anerkannt werden.
    Der nächste Schritt waren die unzähligen Einwanderer aus aller Herren Länder, die auch ihre wunderbaren kulturellen Einflüsse mitbrachten. Aber auch das schien nicht "amerikanisch" zu sein. Erst ab dem auslaufenden 19. Jahrhundert hat sich so etwas wie American Music gebildet.


    Nachträglich gesehen war es wohl doch ein Geniestreich des Komponisten, denn fragt man sich doch, warum gerade Dvorak's 9. noch immer als uramerikanische Musik angesehen wird.
    Ist es das Thema bzw. der Titel "Aus der Neuen Welt" oder sind es die verwendeten, folkloristischen Melodien ? Und was davon ist dann die Henne und was das Ei ?


    Nichts desto trotz gibt es hier hervorragende Interpretationen, wobei ich mich nach wie vor auf Rafael Kubelik festgelegt habe, von dem ich auch die restlichen Sinfonien hörte, die nicht minder interessant sind, jedoch aufgrund ihrer anfänglich schweren Struktur nicht gerade geeignet scheinen, den Kultstatus der 9. zu überbieten.


    Mit grüblerischen Grüßen,
    Jürgen

    Vielleicht ungewohnt von mir, aber diesmal beschränke ich mich auf zwei Beispiele, anstatt mit Ausführungen und Erläuterungen zu argumentieren:


    Gestern endete die fast 8wöchige Kulturveranstaltung "ALLA TURCA" im Münsterland. Das fulminante Schlusskonzert gab in dem restlos überfüllten Kloster Gerleve Naxos«Perle» Idil Biret. Bevor sie sich jedoch an das Instrument begeben konnte, wurde sie von Naxos Deutschland ausgezeichnet für inzwischen mehr als 2 Millionen (in Zahlen: 2.000.000) verkaufter Tonträger.


    Eine kleine Reisegruppe ist unterwegs in Alaska. Wenn man die Gegend kennt oder sich Atlas/Straßenkarten ansieht, erkennt man schnell, daß Tankstellen dort sehr weit auseinander liegen. Beim nächstmöglichen Halt wird der Petrol Shop betreten - das einzige "Geschäft" weit und breit - und was steht mitten im Laden: eine Verkaufsbox mit Naxos CDs.


    Ich glaube, diese Beispiele sprechen für sich selbst.


    Gruß,
    Jürgen

    Zitat

    Original von Klassikliebhaber


    tja....da frage ich mich, wieso hat er nicht wenigstens EINE aufnahme mit originalinstrument gemacht? Auch wenn sie schlecht bzw. klanglich schlecht wäre,historisch wäre das doch mal ganz nett.


    Du kannst Dich freuen, aber auch das erklärt er in seinem Buch.
    Bin mir jetzt nur nicht sicher, ob in diesem oder in "Musik beim Wort genommen"


    Gruß,
    Jürgen

    Nein, hier muß ich zumindest Brendel in Schutz nehmen.
    Geld hat er genug und des Geldes wegen tritt er nicht auf. Auch seine Gagen liegen nun wirklich im Rahmen des Möglichen und sind bei weitem nicht so überzogen, wie bei weniger "berühmten" Kollegen.


    Hier sind alleine die raffgierigen Konzertveranstalter Schuld, die versuchen, noch abzusahnen, was zu bekommen ist, denn noch zieht der Name Brendel in den meisten Konzerthallen das Publikum bis auf den letzten (Steh-) Platz an.


    Aber, die Ausbeutung der Besucher durch Konzertagenten und -veranstalter, wäre sicherlich ein weiteres Thema an anderer Stelle...


    Gruß,
    Jürgen

    Es hat zwar etwas gedauert, aber die Antwort bleibe ich hier ungerne schuldig.


    Sicherlich gehört Brendel zu den Pianisten, mit denen ich mich am längsten beschäftige. Einige seiner "Jugendsünden" bei Turnabout/Vox, insbesonders Beethoven, Liszt und Schubert machten mich neugierig auf mehr und Anfang der 70er Jahre erhielt er seinen Exklusivvertrag bei Philips, so daß ein Plattenbezug in Deutschland nicht mehr derart erschwert war.


    Auch heute noch empfinde ich seine Schubert-Deutungen der 70er Jahre, die Mozart-Konzerte mit Marriner und die unzähligen Liszteinspielungen als unübertroffen. Bei anderen Komponisten, insbesonders Beethoven und bei den Mozart-Sonaten, bin ich jedoch anderer Meinung als Brendel. Unvergleichlich auch das Schönberg-Konzert, das er inzwischen auch schon 3 mal aufgenommen hat. Hier sind die Studienphasen in der jeweiligen Interpretation am deutlichsten zu erkennen. Sollte er es nochmals aufnehmen (was jedoch mehr oder weniger ausgeschlossen ist) - würde es genauso wie sein Schubert - als zu "schmerzhaft" schön umschrieben werden müssen, denn eine Steigerung/Verbesserung ist dabei schon fast unmöglich.


    Was macht seinen Erfolg aus ?
    Meiner Meinung nach in erster Linie seine nicht nachlassende Suche nach dem Kern, dem Wesen der Komposition. Man bedenke, daß er bereits seit Ende der 40er Jahre "im Geschäft" ist und sich stets weiterentwickelt hat, langsam aber konstant.
    Der Geschmack der Hörer in Bezug auf Repertoire und Interpretation hat sich seit Mitte der 60er Jahre doch grundlegend geändert - und da passte Brendel genau ins Bild.
    Gleichzeitig war er anscheinend genau der Typ (introvertiert, schrullig), dem das breite Publikum geneigt war zuzuhören; das hat sich bis heute eigentlich nicht geändert.
    Die anfänglich unbeachtete Intelligenz von Brendel und die noch nicht derart entwickelte, enorme Ausstrahlung, trugen seit Mitte der 70er noch weiter zu seinem großen Erfolg bei.


    [Wer übrigens mehr über Brendel, seinen Weg, Privates und auch sein Konzert mit Werken von Chopin, Ravel, Debussy und Rachmaninoff ;) , nachlesen möchte, bediene sich bitte meines Artikels aus dem Jahr 2000.


    ...das hat sich bis heute eigentlich nicht geändert... Ja, und genau das ist der Punkt, den ich nicht (mehr) so sehe.
    Sicherlich akzeptiere ich, daß ein Künstler nur das spielt, was er vertreten kann (bei Brendel, das was ER braucht) und daß er Werke, die viele als wichtig empfinden (Chopin, Rachmaninoff, Bach, weitere Zeitgenössische) nicht bzw. nicht mehr spielt.
    Aber bei dem noch verbliebenen Repertoire vermisse ich inzwischen die Weiterentwicklung.
    Er spielt jetzt seit fast 6 Jahren nur noch einige Sonaten von Mozart, Schubert, Haydn, Beethoven und zur "Abwechslung" etwas Schumann.
    Im Vergleich zu seinen bisherigen Einspielungen und Sichtungen empfinde ich ihn als rückläufig, ja teilweise sogar (bei Mozart) als kindisch.


    Auch unter Berücksichtigung seines Gesundheitszustandes, er darf sich einige schwere Werke der Klavierliteratur nicht mehr zumuten, komme ich mehr denn je zu der Überlegung, er solle lieber nicht mehr spielen sondern seine weiteren Interessen ausbauen und noch stärker als früher sein enormes Wissen an junge Musiker weiter geben.


    Natürlich kann ein Pianist, wenn er nicht gerade enorm gebrechlich ist, bis ins sehr hohe Alter spielen (man denke an Rubinstein oder Horszowski) aber - ähnlich wie bei den Sängern - sollte man, wenn man keine Stimme mehr hat, im Falle des Pianisten, wenn man nichts mehr Neues zu sagen hat und eine gewisse Zeit "Altgesagtes" immer nur wiederholt, überdenken, eventuell von der Bühne/dem Tonstudio abzutreten.


    Dies wäre sicherlich anfangs bedauerlich, da er eine wirklich Größe des Musik- und Konzertlebens war - aber eben aus meiner Sicht nicht mehr ist.


    Bevor jetzt einige über meine Ansichten herfallen, bitte lieber ein zweites mal lesen und nicht den ersten (Mord-) Gedanken freien Lauf lassen :rolleyes:


    Gruß,
    Jürgen

    Um jetzt noch auf Alfreds eingehende Frage zurück zu kommen....


    So genau weiß ich das nicht mehr, aber es muß Anfang der 70er Jahre gewesen sein, als ich erstmalig ein Konzert hörte. Es war das 2. und Backhaus spielte (damals empfunden) zwar fürchterlich, aber auf einem sehr wohlklingenden Bechstein Flügel.


    Die erste Gesamteinspielung war dann die LP-Box mit Brendel (Turnabout/Vox), bei der ich jedoch u.a. das 5. Konzert unter Mehta als recht grauenhaft empfand, dafür das "Supplement" - die Choralfantasy - sehr erbaulich, insbesonders der unbekannte Sopran aus dem Stuttgarter Lehrergesangsverein und Brendel wegen der Kadenz im 3. Konzert eine Geschmacksverirrung zugestand.


    Auf Brendel's gesamte Einspielungen gesehen, kann ich mich auch heute nicht für die Aufnahmen mit Haitink oder Levine (live) entscheiden, wobei ich wiederum der mit Haitink den Vorzug gebe, weil dort erneut der Platz auf der 3. CD mit der Choralfantsie gefüllt wurde.
    Warum man diese inzwischen nicht auch im Livemitschnitt präsentiert hat, bleibt ein Rätsel (wahrscheinlich hat irgendjemand zu laut gehustet oder so...). Er liegt jedoch zumindest filmisch vor in gleicher Besetzung zum 100jährigen Jubiläum der Carnegie Hall.


    Inzwischen besitze ich unzählige Gesamteinspielungen, von denen ich jedoch mit keiner einzigen wirklich zufrieden bin.
    Folgend die Reihenfolge der Lieblingskonzerte mit den favorisierten Interpreten:


    3. Stefan Vladar (CD) und Andrew Wilde (Radiomitschnitt)
    1. Idil Biret (CD, live)
    4. Mewton-Wood/Goehr (CD)
    5. E. Fischer/Böhm (CD)
    2. Brendel/Haitink und Levine (CD)


    Sicherlich sollte man auch Kempff gehört haben, er "enttäuscht" mich jedoch - wie einige der "Alten" - mit eigenen Kadenzen, die irgendwie nicht zum Werk passen wollen.
    Schnabel empfinde ich aufgrund der enorm schnellen Tempi (Schellack-Platten gemäß) als Huddler.
    Arrau (Galiera, einige unter Colin Davies) ist mir ausnahmsweise zu schwer.
    Stefan Vladar, damals der jüngste Gewinner des Beethoven-Wettbewerbes, wurde von Naxos auf einem Bösendorfer verpflichtet und hat in der Tat eine hervorragende "Arbeit" präsentiert. Heute scheint er sich aber von seinen damaligen Interpretationen distanziert zu haben.
    Andras Schiff hat mich total enttäuscht, hier erkenne ich überhaupt nicht DEN Beethoven sondern mehr den Stiefbruder Mozarts.
    Ähnlich bei Christian Zacharias, der jedoch eher der Enkel Pinocchios ist, alles recht hölzern.
    Uchida präsentiert mit Sanderling sen. einen recht erfrischenden und direkten Beethoven, vergißt dabei nicht Hohn und Schalk.
    Von dem oben erwähnten Andrew Wilde hätte ich gerne mehr Konzerte, aber leider kann er sie nicht einspielen mangels Vertrag.


    Es gibt sicherlich noch mehr Interpreten anzumerken, aber mein Gedächtnis läßt mich zeitweise im Stich und daher müßte ich erst ins Archiv...


    Gruß,
    Jürgen

    Zitat

    Original von Klassikliebhaber
    ich glaube nicht,dass brendel es 4x gespielt hat.
    Schock mich bloss nicht!


    Hach, wie ungerne ich doch hier widersprechen muß... 8o
    Es gibt in der Tat 4 kommerzielle Gesamteinspielungen:
    1961/66/67 mit diversen Orchestern unter Wallberg, Böttcher, Mehta (inkl. Choral-Fantasie)
    1975-1977 London Philharmonic, Haitink (inkl. Choral-Fantasie)
    06/1983 Chicago Symphony, Levin - Livemitschnitte
    1997/98 Wiener Philharmoniker, Rattle


    Dazu kommen noch diverse (mehr oder weniger) authorisierte Mitschnitte, die teils auch auf CD vorliegen. Mit den Wienern/Rattle gibt es die Livemitschnitte nur über den Rundfunk.


    Warum er u.a. die Konzerte so oft spielt und auch auf Tonträger verewigt haben will, siehe (etwas später heute) unter Alfred spielt sie alle an die Wand (?)


    Mit aufklärerischen Grüßen
    Jürgen

    Hallo bri
    und herzlich willkommen im Forum.
    Da freut man sich doch, wenn jemand zumindest von Gregorio Nardi gehört hat.... :]


    Auch Marcello Bratke gehört ja schon zu der "älteren" Generation um die 40 und ist bislang wohl immer noch relativ unbekannt, vielleicht auch, weil er sich überwiegend mit mehr oder weniger zeitgenössischem Repertoire einen Namen gemacht hat.
    Sein Album mit Werken von Webern, Schubert, Bach, Berg ist jedoch sehr nach meinem Geschmack, nicht nur die Zusammenstellung.
    Weitere Infos zum Künstler hier.


    Gruß,
    Jürgen

    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Hallo Achim


    [QUOTE]Mitsuko Uchida - Mozart, Schubert
    Idil Biret - Chopin, Brahms


    Da die beiden Künstlerinnen im wichtigen von mir angestrebten Punkt,
    nicht "marktbeherrschend" zu sein, entsprochen haben,
    approbiere ich sie hiemit nachträglich, somit sind sie gültig :yes:



    Na, Alfred, das habe ich wohl einige Zeit überlesen :rolleyes: Idil Biret mag vielleicht nicht namentlich in unseren Breiten "beherrschend" sein, von den Verkaufszahlen (allein bei Naxos über 2 Millionen CDs) steckt sie jedoch einige der hier genannten Kollegen in die Tasche....
    Aber sie wird sich dafür sicherlich am kommenden Freitag in Coesfeld sehr darüber freuen, wenn ich ihr sage, daß sie mit ihren inzwischen fast 63 Jahren hier noch zu den "jüngeren Pianisten" gehört. :D

    Liebe Forianer/innen,


    Pausenlos stöhnt die Klassikbranche über rückläufige Zahlen, an denen natürlich nicht die Repertoire-Politik und die teils horrenden Verkaufspreise schuld haben, sondern in erster Linie die verkauften Rohlinge, weil sich ja anscheinend jeder CDs ausleiht und dann an den gesamten Familien-, Freundes- und Nachbarschaftskreis in Kopie verteilt.


    Inzwischen werden ja auch die Tauschbörsen (filesharing, ed2k....) verdammt und mit für die rückläufigen Umsatzzahlen verantwortlich gemacht. Dies zwar überwiegend im Bereich der sog. Popmusik und bei Filmen, jedoch verstärkt sich das Interesse der Beteiligten jetzt auch vereinzelt auf den Klassik-Tausch im Netz.


    Ich will jetzt weder Anleitung geben noch Quellen nennen, auch wenn es in der Tat spezielle Tauschbörsen nur für Klassik mit zigtausend Files gibt.


    Interessant wäre Euer Standpunkt, unabhängig zu der noch immer nicht geklärten Rechtslage.


    Ich selber gebe gerne zu, die eine oder andere CD geladen zu haben, um zu erkennen, ob mir die (meist noch unbekannten) Werke bzw. Interpretationen zusagen oder nicht.
    Sehr häufig gibt es überhaupt keine Hörproben in den Online-Stores oder aber diese sind von grottenschlechter Qualtität und viel zu kurz.


    Gefällt mir dann, was ich auf meinen Computer geladen habe, so wird diese Datei gelöscht und die CD natürlich gekauft. (Thema: Sammelleidenschaft als krankhafte Nebenwirkung ungezügelten Klassik-Konsums :wacky:; bereits an anderer Stelle im Forum zu finden).
    Das umständliche Dateiladen und anschließende Löschen mag bestimmt nicht die Regel sein; ich denke, viele der Tauschteilnehmer werden die (widerrechtlich?) bezogenen Musikdaten brennen und archivieren und die Aufnahmen nicht kaufen.


    Anders sehe ich das bei Livemitschnitten (überwiegend Radio); da freut man sich doch, zB vom Sokolov in Moskau, Helsinki, Tokio oder Hintertupfingen mal wieder einen wunderbaren Konzertabend im CD-Archiv zu haben.
    Oder auch bei Aufnahmen, die es wahrscheinlich niemals (wieder) auf CD zu kaufen gibt, weil sie entweder bislang nur auf LP erhältlich sind oder nach kurzer Zeit der CD-Veröffentlichung vom Hersteller nicht mehr aufgelegt und vertrieben werden.


    Wie ist Eure Meinung und ggfs. Erfahrung zu diesem Thema ?


    Gruß,
    Jürgen

    Es hat lange gedauert, bis ich mich mit diesem Werk überhaupt beschäftigt habe und hier ist es Gould zu verdanken, daß ich mich dazu aufgerafft hatte.


    Es gibt inzwischen unzählige Aufnahmen, nicht nur auf Cembalo und Klavier, aber der moderne Flügel ist auch das Instrument meiner Wahl. Bach war sehr innovativ und viele seine Werke muten an, nicht nur für die Instrumente seiner Zeit geschrieben worden zu sein.


    Vorab noch eine Übersicht fast aller bekannter Einspielungen


    Vieles habe ich in den letzten 20 Jahren gehört, wenig ist davon übrig geblieben.
    An erster Stelle jedoch steht noch immer Sokolov mit seinem hin- und mitreißenden Konzertabend aus dem Jahr 1982 - warum es den noch immer nicht auf CD gibt, bleibt ein Rätsel für mich.
    Ich kann nich in Worte fassen, warum gerade er mich so fasziniert, spielt er doch ganz anders als Gould aber doch sind beide Sichtweisen seelenverwandt.


    Dann haben wir die berühmten Gouldberg-Variationen, wobei hier die Frage ist, welche Aufnahme. Ich habe mich für die spätere entschieden, da mir die frühen einfach zu schnell gespielt wurden und das Werk in der 1981 enstandenen Aufnahme trotz des nur ca. 13 Minuten langsameren Tempos mehr atmet.


    Von der Benennung des Claudio Arrau wäre ich vor einigen Jahren noch selber überrascht gewesen, denn ich hätte den Namen des Pianisten in Bezug auf Bach mit extremen (langsamen) Tempi und dadurch bedingt bei Bach vielleicht mit Langeweile in Verbindung gebracht. Daß dem nicht so ist, mag überraschend sein, trotz der fast 78 Minuten Spieldauer. Wenn man von Authentizität sprechen darf (sowohl bei Bach als auch beim Spiel auf einem modernen Instrument), so empfinde ich die Goldbergvariationen gerade bei Arrau als echt und mustergültig. Durch die Klarheit und Übersichtlichkeit mittels seinem Anschlag, seinem Legato und das fast völlig unbenutzte Pedal zeigt jede Variation, alle noch so kleinen Details auf - jedoch ohne den Zusammenhang zu vernachlässigen oder den Atem zu vergessen, ohne den das Werk nutzlos und uninteressant wäre.
    Was würde ich dafür geben, bei Arraus Präsentation des Bachschen Klavierwerkes Mitte der 30er Jahre in Berlin dabei gewesen zu sein...


    Nicht unerwähnt bleiben sollten Martin Stadtfeld (bereits im entsprechenden Thread erwähnt) für seine frischen Einsichten und Zola Shaulis, die "Entdeckerin" der Würze in der Kürze nach Glenn Gould. Ihre Interpretation konnte ich auszugsweise hören, sie benötigt gerade einmal 36 (sehr differenzierte und übersichtliche) Minuten und auch ihre Einspielung wurde von der DGG bis heute nicht auf CD veröffentlicht.
    Als letzten "Teilnehmer" möchte ich Peter Serkin ans Herz legen, jedoch im Vergleich seiner Aufnahmen von 1965 und 1986. Unterschiedlicher, nicht nur aufgrund der Spielzeiten (ca. 45 und 87 Minuten) kann ein Pianist dieses Werk eigentlich nicht präsentieren.


    Mit variablem Gruß,
    Jürgen

    Hochjubeln, Starruhm, Nörgeleien und Vergleiche zu lebenden oder vergangenen Größen der Musikwelt - das zeichnet nicht nur die Klassikszene aus. Es muß immer irgendwie in eine Schublade passen, so daß man darüber sehr oft die Bertrachtung auf das Wesentliche vergißt.
    So anscheinend auch hier bei Martin Stadtfeld.


    Ich finde gerade nicht, daß er ein neuer Gould ist oder wird. Darüber hinaus wäre die Art von Brendel oder Gulda wesentlich näher an der von Gould.
    Nur weil Stadtfeld ein Werk, das durch Gould Furore gemacht hat, als erste Präsentation auf dem Klassikmarkt gewählt hat (und dann bei einem Label, das u.a. auch Gould im Sortiment vertritt), macht ihn das noch lange nicht zum "Stern" oder "Nachahmer" - und sein Einbringen u.a. von Oktavverschiebungen nicht zum "Exzentriker".


    Diejenigen, die Gould gelten lassen - dessen Notentext eigentlich "Gouldberg" heißen müßte - dürfen nicht den ersten Stein werfen, weil Stadtfeld ebenfalls neue Sichtweisen und Spielansätze in der Partitur sieht.


    Sicherlich ist Stadtfelds Interpretation nicht perfekt, man hat stellenweise den Eindruck, er klammert sich an die Partitur zulasten der Flüssigkeit des Werkes, aber aus meiner Sicht zeigt er eine Möglichkeit auf, das Mammutwerk auf seine Weise zugänglicher zu machen.
    Aber: mußte man sich an Gould nicht auch erst gewöhnen ?
    Gould hat heute den Vorteil, daß seine Sichtungen über 50 Jahre auf dem Markt und bei vielen derart im Ohr verwachsen sind, daß man vielleicht nicht mehr bereit ist, das Gehörte für einen kurzen Augenblick zu vergessen, um evt. Neuerungen durch andere Interpretationen zu entdecken.


    Stadtfelds Goldbergs gehören bei mir zwar nicht zur ersten Wahl, aber trotzdem finde ich sie erfrischend im Vergleich zu unzähligen anderen.
    Auch seine weiteren Bach-Interpretationen (u.a. einige Suiten; Radiomitschnitte) sind nicht zu verachten und festigen mein Bild in puncto Bach / Stadtfeld.


    Gruß,
    Jürgen

    Ich finde es erschreckend, daß sich jeder neue Chefdirigent der Berliner mit einer neuen - natürlich wieder 'sensationellen' - Einspielung der Beethoven-Sinfonien profilieren muß.
    Glücklicherweise spielte Rattle diese schon mit den Wienern ein... Klanglich sicherlich ein Höhepunkt.
    Das, was Karajan (mehrfach) mit seinem Orchester übertrieben darstellte, war Abbado zu glatt und nichtssagend. Von den Chefdirigenten hätte bis heute eigentlich Furtwänglers Aufnahme gereicht.


    Aber es gibt ja glücklicherweise noch andere hervorragende Orchester und Dirigenten.


    Bei den sog. HIP-Aufnahmen favorisiere ich noch immer die Academy of Ancient Music unter Christopher Hogwood. Es wundert mich jedoch, daß ich - vergleiche ich Threads in anderen Foren - einer der wenige bleibe, die diesen Dirigenten und das Orchester in puncto Beethoven Sinfonien überhaupt erwähnen. Vielleicht ist mein Geschmack zu ausgefallen :anxious:


    Mir geht es zwar schon um Werktreue (in Bezug auf die Noten) aber ich lasse auch gerne langsamere (Celibidache) oder schnellere Tempi (Toscanini) zu, wenn es dem Werk in seiner Durchführung bekommt - und ich nicht beginne, mich unsagbar zu langweilen.


    So kommt es, daß ich verschiedene Aufnahmen beeindruckend finde. Neben den bereits erwähnten u.a.
    Bernstein mit dem NYPO (straff aber übsichtlich und detailgetreu), mit den Wienern finde ich ihn etwas überzogen
    Wand/NDR SO (auskostend, neugierig aber bestimmend, selbst schon erkennbar in seinen frühen Einspielungen mit dem Gürzenich Orchester)
    Marriner/ASMF (zurückhaltend und entdeckerfreudig, ganz besonders die 6.)


    Gruß,
    Jürgen

    Es gibt für mich gerade bei Schubert viele wichtige Werke, aber die - zumindest in den letzten Jahren erschienene - Aufnahme der letzten Klaviersonate D. 960 auf einem wunderbaren Conrad Graf Hammerflügel mit Nikolaus Lahusen möchte ich hier vorab gesondert erwähnen.



    Die Einspielung wird ergänzt um die 3 Klavierstücke D. 946 - leider spielt Lahusen nicht die nachgelassene, von Schubert gestrichene 2. Episode des es-moll Stückes, die Brahms dem Werk jedoch bei der Erstveröffentlichung wieder einverleibte und z.B. bei Arrau zu hören ist.


    Nichts desto trotz eine wirklich bemerkenswerte, erstaunliche und hoch lobenswerte Interpretation auf einem Trauminstrument, die zu Recht den Preis der Dt. Schallplattenkritik 2001 gewann.


    Nähere Infos u.a. mit dem dt. Booklet-Text hier


    Bitte berücksichtigen:
    Es kann passieren, daß man nach dem Hören dieser Aufnahme nie wieder die Sonate selber spielen oder gar auf dem modernen Konzertflügel hören will. :wacky:


    Gruß,
    Jürgen

    Virtuosentum ist nicht das schlechteste Hilfsmittel, um dem Publikum eine Komposition nahe zu bringen. Insbesonders geschätzt waren die "Virtuosen" ja im 19. Jahrhundert; ich erinnere u.a. an Paganini oder den berühmten 'Wettstreit' zwischen Liszt und Thalberg.


    Horowitz' Virtuosität sehe ich jedoch mehr bedenklich, da er - zumindest zeitweilig - die Stücke nur zur Schau stellte. Sicherlich mit großartiger Fertigkeit aber ohne sich um eine gleichbleibende bzw. weiterentwickelnde Interpretation zu kümmern. Er konnte ein und dasselbe Stück heute so und morgen wieder ganz anders spielen - das verstehe ich nicht unter einem Interpreten.
    Nicht desto trotz hat er vielen Werken auch Gutes angetan und sie im Konzertsaal etabliert; man denke an Scriabin und andere 'Russen', die nicht gerade zum 'gewünschten' Publikumsrepertoire zählten oder seinen Einsatz für Clementi.


    In der heutigen Zeit dürfte er wohl nicht lange existieren, da das Publikum der reinen Virtuosen schnell überdrüssig wird.
    Der Vergleich von Lang Lang zu Horowitz ist für mich ein echter Horror-Witz :happy: Vielmehr kann man eine Verbindung zu Arcadi Volodos ziehen, der jedoch nicht den Fehler begeht, nur um der reinen Virtuosität wegen die Stücke zu präsentieren sondern über diesen Weg das Publikum auch mit tiefer Interpretation beeindruckt und erreicht.


    Von Horowitz selbst sollte man zumindest eine Auswahl aus der Zeit bis ca. 1950/60 gehört haben, evt. ergänzt um seine Liszt-CD mit der Sonaten-Einspielung von 1977. Beim 3. Rachmaninov empfehle ich eher die klanglich schlechtere Aufnahme von 1929 ?? unter Coates.


    Gruß,
    Jürgen

    Ein Aspekt dürfte auch die Aufführungspraxis 'im Wandel der Zeit' sein.
    Es ist noch garnicht so lange her, da war es schick und inn, auf historischen Instrumenten zu musizieren (das Wort 'HIP' war schon Unwort des Jahres bei mir) und Interpreten, die es wagten, barocke Werke auf modernen Instrumenten, insbesonders Klavier, zu präsentieren, mußten fast damit rechnen, mit Tomaten oder faulen Eiern aus dem Konzertsaal geworfen zu werden...
    Na ja, so schlimm war es nicht, aber doch seitens der Konsumenten recht übertrieben, plötzlich derart umzuschwenken.
    Als Lisztianer muß ich jedoch anmerken, daß mir bislang kaum Aufnahmen oder Aufführungen bekannt sind, wo seine Klavierwerke auf zur Zeit der Komposition gültigen Instrumenten gespielt wurden.
    Da hat anscheinend die HIP-Fraktion mit zweierlei Maß gemessen :undecided:


    Gruß,
    Jürgen

    cliowa schrieb:


    [Zitat]Sein neustes Klavierrezital wurde auch hoch gelobt, ich besitze es allerdings noch nicht und kann es so auch nicht beurteilen.
    [/Zitat]


    Ja, cliowa, da mußt Du warten, bis das erste Rätsel gelöst ist und ggfs. ein zweites kommt, bei dem man u.a. gerade diese CD gewinnen kann.... :wacky:
    Ich habe die Aufnahme zur Zeit doppelt, aber leider noch immer nicht herein hören können; berichte zu einem späteren Zeitpunkt.
    Zwar ist diese Ausgabe der CD die neueste von Anderszewski jedoch gehört die Aufnahme selber wohl zu den älteren, da bereits 1996 für das Label Accord aufgenommen und von Virgin jetzt käuflich erworben.


    Etwas Werbung, um die CD auch fast umsonst zu bekommen:
    Das in Fachgeschäften kostenlos erhältliche, alle zwei Monate erscheinende Magazin crescendo kann im sog. Premium-Service für EUR 29,00 pro Jahr abonniert werden.
    Zur Begrüßung gibt es bis 15.09.2004 die o.a. Anderszewski CD und zusätzlich die reguläre CD-Beigabe, diesmal Gitti Pirner mit Vol. 3 der Mozart Sonaten.
    Jeder Ausgabe liegt eine CD oder DVD bei, meist Neuerscheinungen, und bei 29 EUR pro Jahr für 6 Ausgaben/CDs dürfte sich die Investition bereits gelohnt haben, oder ?


    Hier der Link für Interessierte Crescendo


    Gruß,
    Jürgen