Nicht nur die Beethoven-Aufnahmen zeichnen Perl aus, auch u.a. 'sein' Liszt.
Um bei Arte Nova zu bleiben, darf man natürlich Matthias Kirschnereit nicht vergessen. Ausgezeichneter Pianist und Musiker, bei dem ich mich schon vor weit über 10 Jahren gefragt hatte, warum man von ihm nichts hört und kaum Aufnahmen erhältlich waren. Erfrischend sein in Vollendung befindlicher Zyklus mit den Mozart-Klavierkonzerten.
Michael Endres wurde ebenso wie Perl von Oehms von Arte Nova 'mitgenommen'. Er gewann zwar nur den Schubert Wettbewerb in Dortmund aber hat man je eine solch durchdachte aber trotzdem spontan wirkende Einspielung der Schubertschen Sonaten gehört (Label Capriccio) ? Nichts gegen Brendel und Schubert, ich liebe Brendel dafür, aber Endres ist nach wie vor DIE Alternative, die ich lange Zeit gesucht hatte. Ebenso seine Aufnahme der Mozart-Sonaten sucht echte Vergleiche.
Julian Evans hatte ich bereits an anderer Stelle erwähnt und auch seine neueste CD vorgestellt, siehe hier (finde leider keinen Weg, direkt auf mein Posting zu verlinken)
Um Till Fellner war es lange Zeit sehr ruhig geworden, da sein Vertrag mit Warner nicht verlängert wurde (oder er ihn selbst nicht verlängern wollte; ist mir nicht bekannt). Auf jeden Fall hat er aus meiner Sicht den richtigen Weg gewählt und sich nicht von seinem Label 'verschleißen' lassen mit Aufnahmen, die er nicht spielen wollte oder denen er sich (noch) nicht gewachsen fühlte. Jetzt ist er wieder zurück und präsentierte Teil I des Wohltemperierten Klaviers. Sehr empfehlenswert ist seine Einspielung mit der Reubke Sonate in Kombination mit einer ernüchternden Kreisleriana, heute spottbillig in der Apex-Reihe von Warner erhältlich. Ebenso nicht zu verachten seine 'Partnerschaft' mit Heinrich Schiff bei den Cello-Sonaten von Beethoven.
Seine Konzerte der letzten Jahren hatten 'Biss' auch wenn die Gegenüberstellung zB von Bach bzw. Schostakovitch zu Beethoven dies nicht unbedingt vermuten lassen...
Unter 'Verschleißerscheinungen' litt auch Stefan Vladar, Mitte der 1980er Jahre einer der jüngsten Sieger des Beethoven Wettbewerbes. Nachdem er einige CDs für Naxos eingespielt hatte (u.a. ausgezeichnete Beethoven-Konzerte auf einem hervorragenden Bösendorfer) erhielt er noch recht jung einen Vertrag bei Sony und mußte nach der Debut-CD ein Repertoire einspielen, dem er zu der Zeit überhaupt nicht gewachsen war. Zwischenzeitlich mit Professur versehen, hat auch er sich glücklicherweise 'erholt' und wurde für einige Aufnahmen bei Harmonia Mundi verpflichtet (erste CD daraus Chopin Préludes ohne Verhätschelungen).
Nicht zuletzt darf der ebenso bereits an anderer Stelle erwähnte Gregorio Nardi nicht vergessen werden. Ein wirklicher Ausnahme-Musiker, dem auch heute noch Werke von Komponisten 'auf den Leib geschrieben' werden, die er zur Uraufführung bringt. Vielebachtet auch seine musikalichen Betrachtungen in einer Reihe von Radiosendungen des BR. Hier kann man all seine CDs empfehlen, sei es nun Liszt und nochmals Liszt, Schumann, Webern, Schönberg.... (viele Erstveröffentlichungen).
Bei Giovanni Bellucchi bin ich noch etwas unentschlossen, da mir erst zwei CDs bekannt sind mit Werken von Liszt/Busoni, Beethoven Hammerklaviersonate und Liszt-Transkriptionen, aber die lassen zumindest Gutes für die Zukunft erhoffen.
Ein weiterer Italiener Andrea Lucchesini hat zumindest Furore gemacht, bzw. wird er bestimmt noch, wenn seine CDs endlich einmal korrekt besprochen werden..., mit der wiederum bereits vorgestellten Live-Aufnahme aller Beethoven-Sonaten.
Obwohl Lucchesini schon einige Jahre 'auf dem Markt' vertreten war, war er mir künstlerisch gänzlich unbekannt. In Bezug auf die jetzt veröffentlichten Sonaten auf jeden Fall eine grobe Vernachlässigung. (siehe meine Kurzbesprechung )
Die Liste könnte eigentlich unendlich fortgeführt werden, bis die Zeilenbeschränkung - falls vorhanden - eintritt, aber die zumindest für mich wichtigsten der 'jüngeren' Generation wollte ich zumindest vorab erwähnen.
Gruß,
Jürgen
Hab ich doch glatt den "Wichtigsten" vergessen :wacky:
Nikolaus Lahusen sowohl vor als auch nach seiner schweren Erkrankung ein noch immer (hoffentlich nicht ewig) unterschätzter Pianist. Schon recht früh wurden Konzerte von ihm (Mainstream) auf LP mitgeschnitten oder erhielt die Möglichkeit, nach einem Konzert dieses Repertoire im Studio einzuspielen (meist unbekannte, kleine Label und auch Eigenpressungen).
Auch in seinen Konzerten recht 'kluge' Programme mit Erläuterungen zu Werken oder Werkzusammenstellungen wo notwendig (zB bei Copland's -El Salon Mexico- in der Bearbeitung von Bernstein). Er spielt auch Unbekanntes von zB Schulhoff oder Ciurlionis (den kann ich noch nicht einmal aussprechen...), aber wirklich hörenswert.
Dann der große Schritt nach vorn und das noch auf einem Originalinstrument mit zwei Schubert-Sonaten und einigen Klavierstücken - hinreißend ! Seine Liszt-Transkriptionen hätte er vielleicht nicht auf dem 3 Meter Monstrum von Fazioli gespielt, den hatte er leider nicht so im Griff, wie zuvor das Graf Hammerklavier, aber bei Lahusen bin ich immer auf das nächste Konzert, die nächste CD-Veröffentlichung gespannt.