Beiträge von cliowa

    Für mich ist die Sache ganz klar:
    4
    5
    3
    1,2
    wobei ich anmerken sollte, dass die Sache denkbar knapp ist, vor allem zwischen 5 und 3.


    Als wundervollen Beethoven-Interpreten muss ich hier Clifford Curzon erwähnen! Seine Aufnahme des 4. zsm. mit Kubelik auf audite (momentan gerade Sonderverkauf) ist meiner Meinung nach gigantisch; an die kommt keiner ran. Einerseits ist das Zusammenspiel nahezu perfekt, andererseits war Curzon bekanntlich Perfektionist, was man auch hier merkt: Sein Anschlag ist wahnsinnig differenziert, er kann so unglaublich viele Stimmungen ausdrücken, dazu tritt er aber auch gut in den Schatten und spielt Begleiter. Eine tolle Eigenschaft Curzons, gerade beim 4. Konzert, ist seine "Bescheidenheit" im Spiel, keine Ahnung wie ich das noch beschreiben soll. Einmal anhören lohnt sich auf jeden Fall für alle.
    (Es gibt da ja noch eine Aufnahme von Gilels mit Ludwig und dem Philharmonia Orchester, welche der wohl am nächsten ran kommt.)

    Lieber Thomas
    Ich rate dir nur bedingt zur von dir erwähnten Einspielung mit Kissin/Karajan.
    Kissins Interpretation ist famos, schlicht unglaublich gut gelungen, finde ich. Er spielt das Klavierkonzert wie nur wenige, ist also definitiv unter den Top Leuten.
    Doch Karajan macht das ganze kaputt. Unter seiner Leitung wird das Klavierkonzert einfach wie ein schöner Sommerspaziergang, einfach zu rund. Es fehlen die Ecken (die Tchaikovsky ja durchaus eingebaut hat), der Witz kommt allein von Kissin, der trotz der schlechten Begleitung Erstaunliches leistet.


    Wenn man die CD haben sollte, dann nur wegen Kissin. Doch Karajan verhunzt das Ganze einfach zu sehr.
    Hier noch ein Auszug aus dem Gramophone, die da meiner Meinung sind:


    Zitat

    This is a sad memorial to a great conductor. Karajan's opening tempo bears no resemblance whatsoever to Tchaikovsky's Allegro non troppo e molto maestoso and the andante pomposo it substitutes makes the heart sink; the orchestral development section generates all the adrenalin of a hippo rising from the swamp. Not that this can be entirely attributed to failing powers. It was the same story in the 1963 recording (now on DG's midprice Galleria label, coupled with Richter's legendary selection of five Rachmaninov Preludes). The big difference is that where Richter in the studio seemingly gave up, Kissin in concert is determined to salvage something of value.


    Viele Grüsse...Cliowa

    Also falls ihr die Aufnahme des 3. Klavierkonzertes mit Van Cliburn/ Symphony of the Air/ Kondrashin meint, die gibt's bei Amazon. Man findet sie allerdings weder wenn man nach "van Cliburn" noch wenn man nach "Cliburn" sucht; man muss nach "Kondrashin Rachmaninov" suchen (so findet man übrigens auch die Gilels Legacy Vol.7). Hier der direkt-link:
    Van Cliburns Rach 3 bei amazon.de


    Ich hoffe, all denjenigen, die so verzweifelt nach der Aufnahme gesucht haben, geholfen zu haben.
    viele Grüsse...Cliowa

    Es gibt da noch so einige, derer man sich gar nicht richtig bewusst ist.
    Kennt jemand zum Beispiel Anna Gourari? Ich hatte vor längerer Zeit mal von ihr gehört, weiss aber nicht mehr, in welchem Zusammenhang. Dann nichts mehr, bis jetzt ihre neue CD erschien (hat die schon einer von euch durchgehört?).
    Ich stellte verblüfft fest, dass die Frau schon einige Aufnahmen gemacht hat (vor allem Skrjabin, aber auch Beethovens drittes Klavierkonzert).


    viele Grüsse...Cliowa

    Ich besitze eine Toscanini Aufnahme aus dem Jahre 1944 aus der Carnegie Hall, Solisten sind Novotna, Thorborg, Peerce und Moscona, "begleitet" vom NBC Symphony Orchestra.
    Die Aufnahme ist sehr rar, ich habe aber bei amazon.com ein paar links zu soundclips gefunden: gut remastered
    schlecht remastered


    Meiner Meinung kommt keiner an diesen Toscanini ran. Fricsay ist mit dem Scherzo: Molto Vivace sehr nah dran, aber im ersten Satz hat er einfach keine Chance. Toscanini hat einfach einen unglaublichen "Griff" auf diese Musik, da kommt kein Zinman, Rattle oder Karajan ran (Rattle soll ja eine sehr gute Version der neunten bei den Proms preisgegeben haben; kennt die jemand?).


    Jetzt bin ich gespannt auf Meinungen.

    Zitat

    Original von petemonova
    Ich habe den Sinn von nicht einem einzigen Satz dieser Psychoanalyse verstanden..


    Ich glaube das ist nicht dein Problem, sondern da gibt es einfach nichts zu verstehen. Selbst wenn man diese Sätze entschlüsselt wird man kaum auf Brauchbares stossen. Da wird kunstvoll (das ist jetzt übertrieben) etwas beschrieben, was man auch ganz normal sagen könnte, aber dann klänge das ja einfach zu irdisch...


    Ein Grossteil des von mir abgetippten Teils lässt sich ja einfach zusammenfassen: Wir Menschen sind sensibel. Und ehrlich, für wen ist es schon eine Erkenntnis, dass die Trennung von zwei einander sehr verbundenen Menschen etwas Problematisches ist?


    Es grüsst


    Cliowa

    Also, ich muss schon sagen: Ich musste mich recht zusammenreissen, um den Titel so neutral hin zu kriegen, bei dem Booklet-Text, den ich gerade gelesen habe...


    Aber nun einmal im Ernst: Ich sehe Booklets meist als eine angenehme Ergänzung zu einer CD. Oft kommt es vor, dass man viele Dinge schon weiss. Es ist meines Erachtens eine recht knifflige Sache einen guten Booklet-Text zu verfassen, da man naturgemäss ein sehr breites Publikum hat.
    Da gibt es Texte, die sind so einfach und allgemein gehalten, dass sie nur die absoluten Einsteiger interessieren (diese Texte kann man dafür lesen, während man sich auf die Musik konzentriert). Wenn der/die Interpret/en nicht einmal erwähnt werden finde ich das schon schade, aber man kauft ja die CD wegen der Musik, nicht wegen irgendwelchen Notizen.
    Dann gibt es Texte, bei denen der Laie rein gar nichts versteht, bei denen man die Partitur braucht, um den Intentionen des Autors folgen zu können. Die gehören auch nicht zu meiner Lieblingssorte. Es gilt wieder einmal, den goldenen Kompromiss zu finden (ich hasse solche blöden, allgemeinen, nichtssagenden "Aussagen", habe aber nicht genug Zeit, die ganze Sache besser dar zu legen).


    Aber - wie gesagt - spielt das Booklet für mich nur eine vernachlässigbare Rolle. Die für diesen Thread interessanteste Gruppe von Booklet-Texten habe ich aber noch gar nicht erwähnt: Die, welche so mies sind, dass sie einem die Kaufentscheidung entschweren, da man nicht mit Geld noch auf sonst eine Art und Weise zur Verbreitung solchen Schwachsinns beitragen möchte. Zu dieser Kategorie gehört der Text zu folgender CD:


    Die CD finde ich gar nicht schlecht, aber die Begleitnotizen sind so was von unter aller Kanone. Hier einmal ein Auszug, damit alle wissen, um welch grausame Vergewaltigung es sich hier handelt:


    -----
    RESONANZ DES URSPRUENGLICHEN
    Einige Vorbemerkungen scheinen angezeigt, um uns auf den ursprunghaften Aspekt des Klavierduos für vier Hände einzustimmen.


    In der zeitlichen Abfolge unserer Entwicklung steht vor der Kognition die Erfahrung von Vibration... der klangliche Raum ist der Ursprung des psychischen Raums... Die ausserordentliche primäre Empfänglichkeit lässt sich mit dem Bild eines grossen Segels veranschaulichen, das beim kleinsten Windhauch vibriert, wie ein emotionales Ohr, das mit einer zarten, hypersensiblen Mambran ausgestattet ist, durchsichtig wie die Hülle des Embryos in utero. Diese primäre Empfänglichkeit deutet bereits auf den problematischen Widerspruch des menschlichen Wesens hin: Sie ist zugleich von äusserster Verletzlichkeit und von ausserordentlicher Empfindlichkeit, die schon auf die leiseste Erschütterung reagiert. Schicksal des Musikers ist es, beide Aspekte wiederzufinden und als Ausdruck tiefer Musikalität miteinander zu verbinden.


    Primäre Empfänglichkeit, die unweigerlich unter der Wirkung unerbittlicher Intensität zugrunde gehen müsste, wenn sie nicht vollständig geborgen und eingehüllt wäre, damit sie die Eindrücke nur gefiltert und gesiebt wahrnimmt. Sie ist noch keine "Haut", die sich in gewissem Umfang selbst schützen kann.


    Somit geht es um das, was die Psychoanalyse als "ursprüngliche Dyade Mutter-Kind" bezeichnet, die wir uns als ungeteilte Gestalt vorzustellen haben, mit ihren beiden eng miteinander "verbundenen Schichten", wobei die mütterliche das Unreife schützend umschliesst und ihm die ursprüngliche Resonanzfähigkeit gibt. Das ist die Vorstellung von einem verlorenen Paradies, in dem es kein "Eines" gibt und wo das "Doppel" in seiner bedingungslosen Anwesenheit mit dem "Einen" notwendig so verschmilzt, dass jedes Gefühl von Trennung unbekannt ist - Trennung wäre unerträglich.


    ----


    So geht es noch weiter. Wer will kann sich den ganzen Mist, allerdings auf Englisch, auf http://www.deutschegrammophon.…ex.htms?ID=pires-schubert
    reinziehen.


    Keiner weis, von was der Autor (Loise Barbey-Caussé, Psychoanalyst, worauf sehr wert gelegt wird) hinaus will, wenn er von einer "primären Empfänglichkeit" schreibt, wenn "problematischen Widerspruch des menschlichen Wesens" spricht und dann nichts bringt, was diese hohle Aussage rechtfertigen würde.


    Abgesehen davon, dass die Psychoanalyse (berechtigterweise) ausser Mode geraten ist, kann man bei einem solchen hirnrissigen, einfältigen Müll nur hoffen, dass es das Schlechteste der Psychoanalysten-Gilde widerspiegelt. Selbst unter Psychoanalysten könnte sich inzwischen rumgesprochen haben, dass man wenn man eine Behauptung aufstellt, die man schon nicht beweisen kann, wenigstens einige bekräftende Hinweise gibt. Was soll zum Besispiel der ganze Schrott über "In der zeitlichen Abfolge unserer Entwicklung steht vor der Kognition die Erfahrung von Vibration... der klangliche Raum ist der Ursprung des psychischen Raums...". Ich muss zugeben, ich habe wirklich selten bzw. nie einen solch doofen Schrott gelesen.


    Man merkt auch, dass der Typ selber keine Ahnung hat, von was er faselt, wieso würde er so häufig Wörter in Anführungzeichen setzen. Antwort: Er kann sich nicht präzise Ausdrücken, armer Kerl. Mein Beileid. Oder anders formuliert: Die einfältige Sprache von uns ungebildeten Menschen genügt diesem Psychoanalysten nicht, um seine transzendenten Ideen auszudrücken...


    Hat jemand verstanden wieso da von einem "verlorenen Paradies" die Rede ist? Was soll das mit dem "Einen", dem "Doppel" und der "unerträglichen Trennung"?


    So zieht es sich durch das ganze Booklet. Kein Beitrag von einem der beiden Künstler, keine Interpretationsideen, gähnende, ja sogar abschreckende Leere. Schlicht und einfach: Ausser dem Track-Verzeichnis gänzliche Abwesenheit von Lesenwertem. Da werden unnachvollziehbare Argumente (die keine sind) aufgetischt, scheinbar Argumentationsketten gebildelt (die aber auch keine sind, wie auch, ohne Argumente) und Schlüsse gezogen (die auch keine sind).


    Jemand der die deutsche Sprache nur rudimentär beherrscht würde vielleicht - dank der vielen komplizierten Ausdrücke und Fremdwörter- in den Glauben verfallen, es werde einem in diesem Text Information mitgeteilt.


    Ich könnte ewig so weiter machen, aber das kostet zu viel Energie.
    Kennt ihr andere Beispiele, oder seid ihr gar anderer Meinung?
    Grüsse...Cliowa


    P.S.: Etwas muss man diesem Herrn Barbey-Caussé lassen: Mut hat er. Bei diesem Geisteszustand - manch' anderer würde sich gerne in Behandlung begeben oder gar den Freitod wählen - publiziert er seine neusten Ausbrücke bzw. Exzesse ungehemmt. Mutig ist er. Und die Deutsche Grammophon auch.

    Liebe Forianer
    Mit seinen zwei Klavierkonzerten ist Johannes Brahms dem Schatten, den Beethoven seines Gefühls nach immer auf ihn warf, sehr gut entkommen. Brahms Klavierkonzerte heben sich deutlich vom Rest der Klavierkonzerte ab, haben eine ganz neue Art Konzert geschaffen. Das Klavier und das Orchester sind sozusagen zwei gleichwertige Partner, daher auch der Ausdruck "mit piano obbligato". Die Klavierkonzerte sind nicht "einfach" zwei Virtuosenwerke, obwohl sie einiges von Solist und Orchester fordern. Sie sind bspw. völlig anders als Tschaikowskys Klavierkonzert, wo das Orchester wirklich "nur" eine Begleitfunktion hat. Bei Brahms bilden Orchester und Solist so etwas wie eine Symbiose, was die Konzerte zu etwas Einmaligem macht.


    Nun meine Frage: Wie steht ihr zu den Werken? Welche Aufnahmen besitzt ihr (wo möglich mit Interpretationsvergleich)?


    Hier meine:
    1. Klavierkonzert:
    - Leif Ove Andsnes, City of Birmingham Symphony Orchestra, Simon Rattle (EMI 1998 )
    - Alfred Brendel, Berliner Philharmoniker, Claudio Abbado (Philips 1986)
    - Krystian Zimerman, Wiener Philharmoniker, Leonard Bernstein (DGG 1984)


    Bei Brendel und Abbado hört man mehr die Analytik, die Mechanik; die Konzerte sind sehr transparent. Allerdings ist Rattle meiner Meinung nach ein besserer Begleiter als Abbado. Das Orchester wirkt mehr mitgerissen, die Integration des Klavieres stimmt besser. Irgendwie hat die Aufnahme mit Andsnes mehr "Drive". Aber ja, das ist rein subjektiv. Der Klang der Zimerman Aufnahme ist nicht gerade bewunderswert und es kann daher rühren, dass ich das Orchester als etwas farblos empfinde. Zimermans Klavierpart gefällt mir ausgesprochen gut, im 3. Satz könnte das ganze etwas meht dynamik brauchen, finde ich.


    2.Klavierkonzert:
    - Rubinstein, RCA Symphony Orchestra, Josef Krips (RCA 1958 aufgenommen, 1999 veröffentlicht)
    - Gilels, Berliner Philharmoniker, Eugen Jochum (DGG 1972)
    - Zimerman, Wiener Philharmoniker, Bernstein (DGG 1985)
    - Richter, Chicago Symphony Orchestra, Leinsdorf (RCA 1961)


    ede der Aufnahmen hat ihre Qualität. Zimerman hat mir eine neue Sichtweise auf das Werk eröffnet, ist mir aber wie auch Rubinstein manchmal etwas zu zahm. Gilels fällt ein bisschen in die gleiche Kategorie. Richter ist einfach nur fantastisch, ich habe noch nie ein so energisches 2. Klavierkonzert gehört. Es ist einfach unglaublich.
    Ich habe aber alle Interpretationen sehr gern und möchte keine davon nicht haben. Richter hat für seinen Zug einen Extrapunkt.


    Kommentare zu diesen sowie anderen Aufnahmen sind durchaus erwünscht.


    Viele Grüsse...Cliowa

    Ich werde nur einmal Klavierstücke bzw. -konzerte auflisten, da ich mich bei den anderen Instrumenten nicht allzu gut auskenne.
    Also mit aller Sicherheit gehört Rachmaninovs drittes Klavierkonzert zum Schwersten, was es so gibt.
    Brahms 3.Sonate ist auch ziemlich schwer, da sie so "dick" geschrieben ist, es passiert sehr viel gleichzeitig und es gibt grosse Sprünge. Generell gilt Schumann als eher unbequem zum Spielen, man könnte sich daran kaputt üben. Liszt war ja selber ein ausgezeichneter Pianist (im Gegensatz zu Schumann), seine Werke liegen daher prinzipiell besser, die Läufe gehen gut auf, etc. Dies gilt natürlich nicht immer, denn Liszt war ein wahrer Teufel am Klavier, es gibt deshalb sehr, sehr viele sehr, sehr schwere Stücke von ihm.
    Als schwer würde ich auch die letzten Beethoven-Sonaten bezeichnen, da sich Beethoven dort wenig um die Spielbarkeit gekümmert hat. Im Vergleich zu Mozart ist Beethoven schon schwerer; die Läufe gehen nicht immer richtig auf, Fingersätze sind schwieriger, wo Beethoven früher vielleicht Kompromisse zugunsten der Spielbarkeit einging, geht er nun keinerlei Kompromisse mehr ein.
    Bei den Klavierkonzerten sind auch die Brahms'schen, vor allem aber das zweite als besonders schwierig hervorzuheben.


    Damit meine Antworten hier nicht falsch verstanden werden: wenn ich hier von schwierig schreibe, meine ich technisch schwierig, nicht interpretatorisch schwierig. Natürlich kann man die beiden nie völlig trennen, denn Rachmaninovs Drittes ist technisch und interpretatorisch schwer, und Technik oder Interpretation allein bringen einem nichts. Man muss schon beides haben. Mozarts Klavierkonzerte bspw. sind technisch nicht so schwer, wenn aber eine Phrasierung nicht stimmt ist der Spass vorüber.
    Viele Grüsse...Cliowa

    So, zuerst einmal hallo an alle.
    Nach etwas längerer post-Pause (ferien- u. arbeitsbedingt) melde ich mich hier auch mal wieder zu Wort.
    Krystian Zimerman ist einer meiner Lieblingspianisten. Sein Repertoire trifft meinen Geschmack und seine Spielweise ist schlicht und ergreiflich sensationell. Ich hatte vor etwa einem halben Jahr einen Chopin-Rezital von ihm zu hören und muss sagen, dass er mich noch mehr beeindruckte als auf all seinen CDs. Das war das beste Rezital das ich gehört habe, bis jetzt zumindest.


    Ich mag eigentlich all seine Aufnahmen die ich kenne. Besonders gern habe ich die Liszt Klavierkonzerte und den Totentanz, die Rachmaninov Klavierkonzerte, die Chopin Solo (Balladen...), die beiden Chopin Klavierkonzerte mit dem oben erwähnten, eigens ausgewählten Orchester, sein Brahms 2. Klavierkonzert, ach einfach alles, was ich von ihm habe! Ich habe ausserdem: Strauss/Respighi Violinsonaten; Ravel Konzerte mit Boulez; Lutoslawski Klavierkonzert; Schubert Impromptus; die alten Versionen der Chopin-Konzerte mit Guilini habe ich nicht gekauft, da ich kein allzu grosser Fan von Chopins Klavierkonzerten bin; die Beethoven Klavierkonzerte stehen noch auf der zu-beschaffen-Liste, ebenso seine Liszt-Solo-CD.


    Er ist ein absoluter Ausnahmekünstler. Interessieren würden mich bei ihm auch noch die Brahms-Sonaten, die habe ich aber nirgends gefunden. Material für weitere CD-Veröffentlichungen wäre wie schon früher erwähnt genug vorhanden (Schubert Sonaten, Szymanowski, Brahms 1. Klavierkonzert).


    Seine Einspielung von Brahms 2. gefällt mir zwar sehr gut, ist mir doch aber irgendwie zu zahm, ich bevorzuge den zugegebenermassen ungestümeren Richter hier, denn niemand spielt den Anfang so spannungsgeladen wie er.


    Also, ich bin ein "Zimerman-Fan", wenn man das so sagen kann.
    Grüsse...Cliowa

    Antracis:
    Du warst dabei, live? Berichte, sofern du Lust hast doch mal...


    Antracis (begeistert) schrieb:


    [zitat]Außerdem soll Zimerman auch noch die letzten 3 Schubertsonaten bei der DG im Panzerschrank haben[/zitat]


    Ja, ich habe auch das Interview im FonoForum gelesen (wäre Zimerman nicht vorne drauf gewesen hätte ich das Heft sicherlich nicht gekauft). Werke von Szymanowski sind ja auch noch zu erwarten, Bartók Klavierkonzert mit Boulez... Ich freue mich schon. Im Moment gibt es ja eine Re-Release der Chopin-Klavierkonzerte auf SACD. Ich weiss nicht so recht, was ich von solchen nachträglichen Ver-SACD-ungen halten soll.
    Viele Grüsse...Cliowa

    Soeben neu dazugekommen:
    Berlioz: Symphonie Fantastique, La mort de Cléopâtre; Wiener Philharmoniker, Gergiev


    Prokofiev: Cinderella Suite (arr. für 2 Klaviere Pletnev), Ravel: Ma mère l'oye; Mikhail Pletnev, Martha Argerich


    Shostakovich: Symphonien 5&9; Kirov Orchestra, Gergiev


    Mussorgsky: Bilder einer Ausstellung, Ravel: Rhapsodie Espagnole, La Valse: London Symphony Orchestra, Abbado


    Prokofiev: Sonaten 4&6, 10 Stücke aus "Romeo und Julia"; Lugansky


    Grüsse...Cliowa

    Gestern bei mir neu dazugekommen:


    A propos stöbern und hören: Als ich in New York war, war ich in einem riesigen CD-Laden names Tower Records, die hatten das grösste Klassiksortiment, das ich je gesehen habe und waren sehr gut sortiert.
    Ich stehe also vor dem Brahms-Abschnitt (mehrere Meter ca. 5 Reihen breit) und habe die Absicht mir mal wieder die ein oder andere Aufnahme von Brahms erstem und zweitem Klavierkonzert zu kaufen. Ich nehme also eine Ladung von etwa 6 Brahms CDs und frage den nächsten Verkäufer, der vorbeikommt, wo ich die hören könne. Verdutzt antwortet der, es tue ihm leid, aber die seien gerade nirgends ausgestellt. Ich glaub ich spinne. Zuerst habe ich das Gefühl, ich hätte etwas nicht richtig verstanden, also frage ich einen, der wie der Boss aussieht. Gleich verdutzt wie der andere meint der: "Und Sie wollen die ALLE anhören?" Ich: "Ja klar, wie soll ich denn sonst entscheiden ob ich Pollini mit Böhm, mit Abbado, Brendel, Rubinstein, Horowitz, Curzon oder Richter nehme?" Dann grinst er mich breit an und sagt, er könne mir ein paar empfehlen... Der Mensch war dann sehr kompetent, aber ich war trotzdem etwas geschockt. Da hatte es so eine grosse Auswahl, dass, hätte ich CDs hören können, ich einen beträchtlichen Teil des Ladens aufgekauft hätte:wideeyed:.
    In Amerika oder NY ist das anscheinend kein Thema, dort kann man nirgends die CDs richtig hören (im Virgin Megastore kann man sie mittels Barcode so 10-30 Sekunden lang anhören).
    Viele Grüsse...Cliowa

    Ich habe ganz andere Probleme mit Shostakovichs Musik: Ich kann irgendwie nicht genug davon kriegen. Jetzt aber mal im Ernst: Einige deiner Aussagen kann ich kaum nachvollziehen.


    1. unmelodiös: Bei Shostakovich findet man halt nicht so schön "reine" Melodien, die Dissonanz ist eben schon sehr wichtig. Uwe: lass mich raten: Prokofiev hast du auch nicht so gern. Dass du die Kammermusik gut findest verblüfft mich doch.


    2. ohne Spannung: Die Musik allein ist schon toll, aber wenn man noch etwas darüber weiss ist's noch viel besser. Hierzu empfehle ich einmal die 7. "Lenigrader" Symphonie. Da muss man natürlich etwas darüber wissen. Also informiere dich mal, falls du es noch nicht getan hast, und dann hör' dir das Ganze mal an (gelungene Aufnahme mit guter Soundqualität: bspw. Gergiev/Kirov auf Philips).
    Wenn du jetzt keine Spannung empfindest, wenn das Invasionsthema "hineinkriecht" und sich zum Kriegsthema ausweitet, dann kann ich auch nicht helfen.:wacky:


    Jemanden als Nachfolger von einem anderen Grossen zu sehen, ist irgendwie schwer. Ich würde Shostakovich niemals als Nachfolger Mahlers sehen. Wer will schon Brahms als Nachfolger Beethovens und Dvorak als "kleinen slawischen Brahms" sehen, wo sie sich alle doch so unterschiedlich entwickelt haben?
    Grüsse...Cliowa

    Piotr Anderszewski zählt meiner Meinung zu den absoluten Ausnahmetalenten der jüngeren Generation. Er ist kein extremer Senkrecht-Starter wie bspw. Lang Lang oder auch Kissin. Seine Interpretationen sind meiner Meinung sehr ausgeklügelt und wohl durchdacht. Zu internationalem Ruhm kam er erst wirklich, als er über 20 war (Leeds Piano Competition), Insider der Szene hatten sein Talent natürlich schon lange früher entdeckt.
    Hier nun seine besten Aufnahmen (alle, die ich habe sind toll):




    Sein neustes Klavierrezital wurde auch hoch gelobt, ich besitze es allerdings noch nicht und kann es so auch nicht beurteilen.


    Die Diabelli Variationen übertreffen in dieser Fassung, so finde ich, sogar die Aufnahmen von Pollini und Brendel, wobei ich nicht richtig sagen kann, wieso ich das so empfinde.
    Sein Chopin Rezital ist sehr nachdenklich, die berühmten Polonaisen wirken zumindest am Anfang sehr bedenklich, entfalten dann aber schnell ihre ganze Dynamik. Auch wenn Anderszewski die "Héroique"-Polonaise nicht so runterdonnert, wie Kissin oder Pollini, hat sein Zugang ebenso eine Berechtigung. Generell findet Anderszewski, dass vieles heute zu schnell gespielt wird, was meinem Eindruck entspricht.
    Die Mozart Klavierkonzerte sind wirklich warmen Herzens gespielt, es ist einfach ein Genuss (Haskil höre ich seitdem weniger).
    Die Brahms Violinsonaten sind sehr, sehr gut ausbalanciert, Mullova ein idealer Partner. Diese version kann gut mit Suk/Katchen oder Perlman/Ashkenazy mithalten, finde ich.


    Auch an einem Rezital durfte mich Anderszewski schon begeistern. Er spielte unglaublich differenziert, dynamisch und transparent. Die Franzöische Ouvertüre von Bach habe ich nie besser gehört.


    Ein anderer meiner Favoriten ist Leif Ove Andsnes. Eine Aufnahme von Rachmaninovs drittem Klavierkonzert wurde neulich in EMI Serie "Great Artists of the Century" veröffentlicht. Seine Vertretung in dieser Serie widerspiegelt lediglich seinen jetzigen Status, wobei die Rachmaninov Aufnahme vielleicht nicht unbedingt sein Können zeigt. Er ist sowieso ein Künstler, der sich sehr schnell weiterentwickelt. Zu seinen besten Aufnahmen zählen sicherlich:



    Es gäbe noch einige mehr. Gespannt bin ich schon auf die Winterreise mit Ian Bostridge. Die Bartók Violinsonaten mit Tetzlaff werden im neuesten Gramophone auch sehr gelobt.
    Jetzt zu den oben genannten CDs: Grieg/Schumann spielt er besser als Kovacevich mit Davis, finde ich. Es steckt einfach mehr von allem drin, schwer zu sagen. Er übernimmt nich einfach den schnellen Anfang von Schumanns Konzert, der sich eingebürgert hat, den auch Argerich spielt (die schnellen Oktaven von oben runter), aber überhaupt nich der PArtitur entspricht.
    Die lyrischen Stücke sind ebenfalls sehr differenziert und mild bis stürmisch.
    Sein Liszt Rezital gefällt mir auch sehr gut, da es viele bestehende "Liszt-Spielweisen" ignoriert und einfach völlig neu an die Musik herangeht.
    Auch wenn ihm selber die Aufnahme von Brahms' erstem Klavierkonzert nicht so gefällt, ich finde sie sehr gelungen. Was den Drive angeht übertrifft sie Pollini eindeutig, Rattle ist hier ein sehr guter Begleiter.
    Auch ist Andsnes ein guter Begleiter und Kammermusiker (Schubert Lieder, Dvórak Piano Quintett).


    Kissin wurde hier in meiner Aufstellung absichtlich weggelassen, da er meines Erachtens schon genug diskutiert wurde und schon sehr bekannt ist.
    Einer wäre vielleicht noch erwähneswert: Nikolai Lugansky. Von ihm habe ich allerdings nicht genug Aufnahmen, als dass ich mir ein gutes Bild machen könnte.
    Viele Grüsse...Cliowa

    Liebe Forianer
    Zu Best of Argerich gehört sicherlich ihre Début-CD auf DG Originals mit einer etwas wilden, ungestümen h-moll Sonate von Liszt, und auch sonst eher zügig angepackten Werken.



    Das soll jetzt aber nicht heissen, die Dynamik oder Farbenvielfalt käme zu kurz. Ganz im Gegenteil: Die CD ist ein wahres Wunder an klanglichen Bildern.


    Dann wäre da noch die wegen ihren Publikumsgeräuschen etwas umstrittene Aufnahme des "Elefantenkozertes" von Rachmaninov. Auch diese Aufnahme hat meiner Ansicht Referenzstatus und übertrifft in einigen Punkten Horowitz' Version mit bspw. Fritz Reiner. Die Raserei (siehe 3. Satz) kommt nicht zu kurz, aber der lyrische Teil gefällt mir besser als bei Horowitz. Die Suite No.2 mit Nelson Freire, welche ebenfalls auf der CD ist, ermuntert nur zum Kaufen.


    Bei den aktuelleren Veröffentlichungen ist sicher die Aufnahme des Brahmschen Klavierquartetts Op.25 und Schumanns Fantasiestücke Op.88 mit Gidon Kremer, Mischa Maisky und Yuri Bashmet als Ergänzung zur fantastischen Argerich hervorzuheben.



    @Alfred: Deine Aussage, sie spiele kein von dir favorisiertes Repertoire kann ich nicht ganz nachvollziehen. Mozart kenne ich zwar keinen von ihr, aber da gibt es doch einige andere (unter der Annahme, Beethoven gehöre zu deine Repertoirevorlieben):



    Des weiteren: Bach Cellosonaten mit Maisky, Schumann mit Maisky, Beethoven Cellosonaten mit Maisky,...
    Aus neuerer Zeit: Beethovens Tripelkonzert für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester op. 56 sowie Schumanns Klavierkonzert (gefällt mir in dieser Version nicht so gut) aus Lugano:


    Dann gibt es natürlich noch live-Mitschnitte aus Amsterdam sowie div. Klavierkonzerte wie Prokofiev, Ravel, Bartók, Chopin und deren Solowerk. Das gehört aber eher nicht zu deinem Lieblingszeitvertreib, wenn ich dich richtig einschätze.
    Viele Grüsse...Cliowa

    Liebe Forianer
    Die Aufgaben der Musik, ein wirklich sehr umfassendes Thema. Meiner Meinung nach muss man bei wirklich grossartiger Musik nicht wissen, was sich der Komponist dachte, als er sie schrieb. Ein Genuss sollte schon so entstehen. Gewisse Ausnahmewerke sind hier natürlich ausgeschlossen und ich würde meinen, das Wissen um des Komponisten Gedanken hilft sehr bzw. steigert den Genuss enorm bzw. kann ihn sehr steigern.
    In diesem Sinne ist Musik für mich Unterhaltung. Das schliesst aber Kunst nicht aus. Ich finde, Unterhaltung ist kein beleidigender Ausdruck. Natürlich kann und soll Musik auch berühren, wenn jemand nachdem er die Musik gehört hat ein anderer Mensch ist, ist das sehr erfreulich. Doch ich bin kein allzu grosser Fan der ewigen Bedeutungssuche. Fakt ist, ich glaube nicht daran, dass der Komponist immer so viel dachte und auszudrücken beabsichtigte, wie man ihm nachher unterstellt (das gleiche gilt bei Literatur sowie darstellender Kunst). Ich denke, der Schaffende schuf aus einer gewissen emotionalen Situation heraus. Mit dem unglaublichen Talent bzw. Genie brachte er dann das zum Ausdruck. Die meisten Werke sind also meiner Ansicht nach nicht Produkte des reinen Verstandes. Wichtig ist für mich auch noch der Aspekt der Glaubwürdigkeit bzw. Identifikation: Der Komponist kann sich allermeistens mit seine Werken identifizieren.
    Einen etwas anderen Ansatz verfolgt Nikolaus Harnoncourt: In einem Interview in Gramophone meinte er: "Ich glaube nicht an autobiographisches Herangehen an Musik. Es vermindert die Grösse der Kunst." Deshalb dirigiert er keinen Mahler, Tchaikovsky und Berlioz; ein Ansatz dem ich so nicht zustimmen kann. Einerseits will man, dass der Komponist möglichst etwas erzählt, etwas berichtet, oder, was in die gleich Richtung geht, seine emotionale Situation. Sobald er aber sein Leben erzählt, ist das nicht mehr okay. Für mich ist das wie gesagt anders: die Musik muss gut sein und MIR etwas sagen, dann ist mir so gut wie egal, was der Komponist dabei dachte. Das kann man, so finde ich, auch nicht gut beurteilen. Wenn also Tchaikovsky mit einem seiner Klavierkonzerte davon berichtet, dass er einen Freund gefunden hat, stört mich das wenig. Mir macht es nichts aus, dass er homosexuell war, warum sollte es auch. (Dies also ein weiterer Punkt, bei dem ich NH nicht zustimmen kann; der andere war die ehemalige Signatur Alfreds, Zitat von NH, wo er sich zum Optimismus als etwas für die Dummen äusserte, ich weiss nicht mehr genau, wie das Sprüchlien ging, mach nichts.)
    Ich finde auch, Musik sollte nicht den Anspruch haben, ALLEN DAS GLEICHE sagen zu wollen, das zerbricht die Individualität.
    <table border=1 width=95% align=center cellpadding=15 class=TAB2 ><tr ><td ><b >Alfred</b > schrieb:<hr ><ul ><i >Ab ca 1900 tritt ein Prozess in Kraft, der schwer erklärbar ist: Immer mehr Musik, die "keiner hören will" (zumindest die Zeitgenossen nicht !!) wird angeboten.</i ></ul ></td ></tr ></table >


    Das ist meines Erachtens nicht wirklich schwer zu erklären: Einerseits verletzt vieles der "neuen Musik" die ungeschriebenen Harmoniegesetze. Da steckt viel Disharmonie drin. Es ist also ein Aufbruch in eine neue Zeit, eine Wende. In Russland wollte man bewusst solche Musik nicht haben, da wollte man das grossen Harmonische, deshalb wurden Gruppen, die an Prokofiev und Shostakovich schrieben "Genossen Shostakovich und Prokofiev, niemand will Ihre Musik!" ja auch nicht verachtet oder als hinderlich für die Entwicklung der Kunst angesehen, sondern vom Staat gar unterstützt. Soviel zur Spaltung in Russland.
    Im Westen kamen gleichzeitig noch andere Musikstile auf: der Jazz, als Streben der afrikanischen Sklaven in Amerika dann sofort ein "Erfolg", von einigen "Weissen" dann auch positiv aufgenommen. Dann kamen auch noch Pop, Rock, etc. dazu, was die Gemeinde der Klassikfans wiederum verkleinerte. Pop, das ist populär, weil es leichter verdaulich ist als zum Beispiel Prokofiev; das hat aber natürlich auch etwas Gutes.
    Des weiteren war der Kontakt zu bisher kulturell weniger bekannten Ländern nicht zuletzt durch den Imperialismus besser, Wanderungen und viele neue Musikeinflüsse in Europa waren die Folge.


    Zu Zeiten der Wiener Klassik bspw. gab es meines Wissens nicht so viele verschiedene Ströme, da kümmerte sich niemand drum, ob die "unten in Afrika" sich mit ihren Trommeln bei einer völlig unbekannten Art von Musik in Ekstase trommelten.


    Viele Grüsse...Cliowa

    Lieber Alfred
    6 sind ein bisschen wenig, aber ja, irgendwo muss man aufhören, da hast du recht. Hier also meine:


    1. Krystian Zimerman
    2. Sviatoslav Richter
    3. Leif Ove Andsnes
    4. Alfred Brendel
    5. Piotr Anderszewski
    6. Martha Argerich


    Ich habe versucht, möglichst wenig Tote zu nennen, wie man sieht. Diese Aufzählung ist allerdings sehr mangelhaft, denn bei mir stehen oft mehrere Pianisten auf derselben Stufe. Nicht genannt aber von mir sehr gern gehört sind: Nikolai Demidenko (Medtner, Rachmaninov), Murray Perahia (Chopin, Brahms), Maurizio Pollini (alles), Arcadi Volodos (Schubert), Arthur Rubinstein (Brahms, Chopin), Evgeny Kissin (Brahms, Chopin, Schumann...). Und auch diese Liste ist noch nicht vollständig. Je nach Repertoire hat man seinen Lieblingspianisten, eigentlich müsste man also eine Umfrage machen im Sinne: Wer ist euer Lieblingspianist für bspw. Schuberts Sonate D960? Aber dann hört das alles nicht mehr auf. Ich sehe schon ein.
    Die obengenannten mit Erläuterungen:
    Bei Zimerman gefällt mir eigentlich alles, was er aufgenommen hat. Von den Brahms Konzerten über Chopin, Strauss, Schubert, Lutoslawski bis Rachmaninov. Dazu war er der Pianist beim besten Rezital, das ich bisher gehört habe.
    Richter ist für mich besonders mit Rachmaninov und Brahms, aber auch mit seinen etlichen anderen Einspielungen klar ganz vorne dabei. Die Kraft in diesem Menschen ist unglaublich, gleichzeitig ist er ungeheuer feinfühlig.
    Leif Ove Andsnes ist für mich einer der besten Pianisten der jungen Generation. Viele seiner Einspielungen setzten jetzt schon Massstäbe. Ausserdem habe ich Brahms\' d-moll Konzert live mit ihm miterlebt und muss sagen, alle Achtung, das war wirklich sehr gut.
    Piotr Anderszewski ist auch faszinierend. Alle Aufnahmen, die ich von ihm kenne, sind ausgezeichnet. Sein Rezital war ebenfalls enorm gut ausbalanciert.
    Brendel setzt für mich vor allem bei Schubert und Beethoven Massstäbe, Mozart... na ja, gefällt mir auch bei ihm nich viel besser.
    Argerich ist einfach ebenfalls toll, schon ihre Début CD auf DGG verblüfft bei jedem Hören.


    Auf dieser Stufe kann man gar keine Wertung mehr vornehmen, die sind alles so fantastisch!
    Viele Grüsse...Cliowa



    P.S.: Rachmaninov war sicher auch ein toller Pianist, doch ich wollte nicht allzu weit zurückgehen, denn Beethoven spielte sicher auch gut...

    Alfred schrieb:


    [zitat]
    Ich muß ja einen Ruf haben wie der selige Kaiser Nero
    [/zitat]


    Das war bloss eine kleine Anspielung auf den Thread über die Wiener Philharmoniker mit den Varianten A, B, oder C...


    Zum Thema: Mozart steht mir innerlich wirklich nicht so nahe, wie das bei dir der Fall ist, Alfred. Es kann aber gut sein, dass er als Vielschreiber seine Zielgruppe besser erreicht bzw. zufriedengestellt hat, als andere. Das lässt sich aber nicht gut feststellen :)


    viele Grüsse...Cliowa


    P.S.: Alfred, ich warte gespannt auf deine Top 3 des vergangenen Jahrhunderts. Ich selber kenne die alten Aufnahmen zu wenig, als dass ich mir ein ernsthaftes Urteil zubilligen könnte. Aber das kommt vielleicht noch, mit der Zeit.

    Entschuldigung, dass ich erst so spät antworte, doch ich konnte nich früher.
    Nun zum Thread: Auch ich kann vielen dieser Thesen nicht zustimmen, ich glaube niemand kann auch nur einer dieser Thesen ernsthaft und bei gutem Gewissen völlig zustimmen. Das ist aber der Charakter dieser einzelnen Aussagen, das sind ja im Prinzip alles Klischees. Bei genauer Beobachtung wird sich immer herausstellen, dass die betreffende Aussage nicht stimmt.
    Diese zehn Punkte sind meiner Meinung auch nicht als wahre "Insider-Geheimnisse" anzusehen, denn sie stammen ja schliesslich aus dem Editorial einer Klassikzeitschrift, die sich hauptsächlich an Klassikerfahrene und nur zu einem geringeren Anteil an völlig Unerfahrene richtet (wie gut die Reviews von classicstoday sind, wie gut überhaupt allgemein Rezensionen sind, darüber sollten wir an einer anderen Stelle diskutieren; da kommt dann wieder das "Problem" mit den Geschmäckern...).
    Jetzt zur indirekten Aussage Alfreds, dass ich Mozart nicht kenne:undecided:: Hier möchte ich auf Alfreds Bild mit seinem Wiener Akzent eingehen: Klar ist, wir finden bei Mozart keine zwei Stücke, die sich nicht unterscheiden:wideeyed:, aber das ist bei allen Komponisten so. Wir müssen also auf einer anderen Ebene vergleichen. Hier kommt (natürlich nur zu einem gewissen Grad) der Gesamteindruck, sprich der Eindruck, wenn man sich das gesamte Werk durchhört, zum Zuge. In dieser Betrachtungsweise muss man schon sagen, dass sich Mozarts Stücke bei weitem nicht so sehr unterscheiden, wie das bei anderen Komponisten ist. Das ist aber bei vielen Komponisten im Barock, bzw. in der frühen Wiener Klassik so, das liegt, so meine ich, massgeblich an der Kompositionsweise (Motive, Variationen; natürlich ist das nur generell). Speziell gilt das natürlich auch für Bach, dessen 200 Kantaten ich im Moment gar nicht hören will. Ich habe da immer das Gefühl, dass es völlig ausreichen würde, 10 davon durchzuhören, um mir einen Eindruck zu verschaffen; ich habe (wie beschrieben) das Gefühl, das mir nichts entgehen würde. Das ist bei anderen Komponisten völlig anders (für mich zumindest): Brahms, Rachmaninov, auch Beethoven und Schubert. Wenn man so sagen will, haben "Mozart und Co." alle ihren Wiener Dialekt, sie benutzen aber auch [red]nicht viele hochdeutsche[/red] Wörter, um zu sprechen.
    Bei etwas muss ich Alfred noch zustimmen, damit hier keine endlose Debatte beginnt und ich gar vom Forum ausgeschlossen werde:happy:... Mozarts Klavierkonzerte sind im Vergleich zum Rest wirklich vielfältiger, wobei ich auch hier nicht jedes einzeln als Meisterwerk betrachte. Manchmal gefallen mir so 5 bis 7 Takte gut, dann wars das...
    So, jetzt bin ich gespannt...
    Grüsse...Cliowa

    Zuerst ein mal: Hallo an alle!
    Wie vielleicht einige gemerkt haben, ist der Titel nicht wirklich eine Eigenkreation: Er stammt vom Chef-Redakteur von http://www.classicstoday.com/ , David Hurwitz. Das gleich benannte Editorial spaltet die Klassikgemeinde vermutlich in mehr als nur 2 Gruppen. Bevor ich jetzt aber noch viel mehr anderes schreibe, hier die 10 Thesen:


    1. Bei Mozart klingt wirklich immer alles gleich.


    2. Beethovens "Grosse Fuge" ist potthässlich.


    3. Wagners Opern sind viel besser mit Schnitten.


    4. Niemanden interessieren die ersten drei Sätze von Berlioz' Symphonie Fantastique.


    5. Schönbergs Musik klingt nie attraktiver, egal wie oft man sie hört.


    6. Schumanns Orchestrierung hat wirklich Besserung nötig.


    7. Bruckner konnte kein symphonisches Allegro schreiben, um sein Leben zu retten.


    8. Liszt ist Müll.


    9. Das so genannte "fröhliche" Ende von Schostakowitschs Fünfter Symphonie ist sehr ernst.


    10. Es ist eine gute Sache, dass "nur" etwa 200 Bach Kantaten überlebt haben.


    Natürlich sind all diese Punkte nicht ganz ernst zu nehmen. Das Ganze ist schon etwas überspitzt, trifft aber manchmal den Kern schon gut.
    Die Idee wäre nun eine Diskussion über diese Thesen, in der jeder seiner Standpunkte darlegt.


    Zu Punkt 1:
    Hat meiner Ansicht schon etwas Wahres, natürlich gibt es aber auch tolle Stücke von Mozart (bspw. das 24. Klavierkonzert). Den Eindruck, dass Mozart Quantität und Qualität abgeliefert hat, kann ich aber nur sehr bedingt teilen. Es plätschert mir einfach zu oft so vor sich hin, ohne gross Abwechslung.


    Zu Punkt 7 könnten uns doch die Bruckner-Experten dieses Forums etwas über die (in diese Weise dargestellt) recht makabren Umstände berichten, die Hurwitz dazu veranlasst haben, diesen burtalen Satz zu formulieren.


    Zu Punkt 8:
    Dem kann ich mich beim besten Willen überhaupt nicht anschliessen. Liszt mag zwar sehr "dick" klingen und sogar sein, doch ist es nicht pure Virtuosität bei ihm. Er war ja schliesslich einer, der dazu aufrief, endlich wieder zum wahren Kern der Musik zu kommen, nicht mehr so oberflächlich zu sein. Bei ihm gefallen mir besonders die 2 Klavierkonzerte, der Totentanz, die ungarischen Rhapsodien sowie viele weitere Klavierstücke (bspw. der Mephisto Walzer Nr.4).


    Zu Punkt 9:
    Trifft meiner Meinung schon zu. Über die Zustände in Russland, als Schostakowitsch die meisten seiner Symphonien schrieb könnte man ja einen eigenen Thread machen. So viel kann ich aber hier schon sagen: Die Künstler wurden sehr genau korrigiert, man wollte fröhliche Musik, und eben keinen Schostakowitsch, Prokofiev oder ähnlich. Werke die im Westen bei Kritikern Anklang gefunden hatten, durften meistens nicht aufgeführt werden. So durften auch viele Solisten nich ausreisen. Es war eine regelrechte Unterdrückung.


    Zu Punkt 10:
    Diesem Satz kann ich mein ähnliches Empfinden nicht absprechen. Ich bin also kein allzu grosser Bach-Fan. Es verhält sich bei mir ählich wie bei Mozart: Zu gleichförmig.


    Diese Thesen sollten viele vielfältige Anregungen geben, die in diesem Thread ausdiskutiert werden sollen. Wer Lust hat, beteilige sich also!


    Unten nur noch so zum Nachlesen der gesamte Text in Originalversion von Classicstoday.
    Viele Grüsse...Cliowa



    Considering how culturally valuable and self-evidently important classical music is supposed to be, its proponents are a surprisingly defensive group. At performing arts organizations, press departments fret that the slightest negative comment about an artist might attract public notice. What little marketing that takes place with respect to recordings always assumes that the latest issue is necessarily “the best,” or at all events of earth-shattering importance. Classical music, we are assured, is really “good for us” intellectually, spiritually, and even physically, the aural equivalent of cod liver oil.


    This knee-jerk habit of affecting a “beauty pageant smile” at all costs even affects criticism. Sure, we don’t always like the performance or recording in question, but that’s only because the music is so incredibly great that either (a) it’s almost impossible to play perfectly, or (b) the performer in question has no business even attempting it. And then there are those many occasions where we try to make the best possible case for music which is—to put it delicately—of less then first rank and therefore unknown for very good reason.


    So I’ve been thinking: What on earth are we all afraid of? That the public may decide that Vivaldi really did write the same concerto 600 times? And what if they do? After all, so few people listen to classical music regularly that the cultural spin doctors are obviously doing a terrible job in making a case for the cause. No one believes the “it’s all marvelous” line anyway, particularly when what matters is not how good the stuff is in some objective or absolute sense, but whether the consumer likes it enough to want to pay to listen to it.


    Indeed, it may very well be that if the industry encouraged listeners to exercise their right of choice, rather than inviting them to become true believers and worship at the holy shrine, they might in fact do just that and thus listen more frequently and with greater enthusiasm. This, it seems to me, would be healthy thing, because it should be obvious by now that beating people over the head with the cultural significance and sublime wonderfulness of it all isn’t working, nor is the related “guilt trip” approach that seeks support for the performing arts by shaming people into spending money on them.


    I propose a radical new idea: Tell the truth! Stop insisting that the classics consist of an unbroken chain of perfect masterpieces of equal worth, and let people compare, judge, and even (gasp!) dislike some of them. After all, huge crowds go to the movies every week and nine times out of ten hate what they see. But they still go back, time after time. This must be, at least in part, because they feel comfortable about that fact that they are free to like or dislike the film, as they chose. The lesson here is clear: the exercise of choice enhances, rather than diminishes, the general attraction of the medium.


    The problem with classical music is that people too often feel that it’s a “take it or leave it” proposition. So they leave it, and who can blame them? As a public service, therefore, I propose to close this editorial by revealing ten of classical music’s dirtiest secrets, the kind of facts that you’ll find critics and writers vigorously denying in program note booklets, articles, and reviews. But admit it folks, deep down we all know the truth, don’t we? Judge for yourself:


    1. Mozart really does all sound the same.


    2. Beethoven’s Grosse Fuge is just plain ugly.


    3. Wagner’s operas are much better with cuts.


    4. No one cares about the first three movements of Berlioz’ Symphonie fantastique.


    5. Schoenberg’s music never sounds more attractive, no matter how many times you listen to it.


    6. Schumann’s orchestration definitely needs improvement.


    7. Bruckner couldn’t write a symphonic allegro to save his life.


    8. Liszt is trash.


    9. The so-called “happy” ending of Shostakovich’s Fifth is perfectly sincere.


    10. It’s a good thing that “only” about 200 Bach cantatas survive.


    David Hurwitz

    So, hier meine 6 Favoriten:


    Brahms: Klavierkonzert Nr.2, Beethoven: Sonata Nr. 23 "Appassionata"; Sviatoslav Richter, Chicago Symphony Orchestra, Erich Leinsdorf; RCA Gold Seal (1960)


    Grieg: Klavierkonzert, Schumann: Klavierkonzert; Leif Ove Andsnes, Berliner Philharmoniker, Mariss Jansons; EMI


    Chopin: 4 Balladen, Barcarolle, Fantasie; Krystian Zimerman; DGG


    Rachmaninov: Klavierkonzerte Nrn. 1&2; Krystian Zimerman, Boston Symphony Orchestra, Seiji Ozawa, DGG


    Medtner: Klavierkonzerte Nrn. 2&3; Nikolai Demidenko, BBC Scottish Symphony Orchestra, Jerzy Maksymiuk; Hyperion


    Brahms: Sonate op.5 f-moll, Intermezzo op.76 Nr.7, Capriccio op.76 Nr.2, Fünf Ungarische Tänze (Nrn. 1, 3, 2, 6, 7); Evgeny Kissin


    Wie ihr seht, habe ich versucht, möglichst etwas anderes Repertoire hineinfliessen zu lassen, damit das hier einen universellen Thread gibt, der sich ggbfalls zu einer Repertoireliste ausbauen lässt, so wie das ja eigentlich ein anderer Thread hätte machen sollen.
    Viele Grüsse...Cliowa

    Ich würde auch behautpen, dass man ab einem gewissen die Güte eines Orchesters rein technisch nicht mehr beurteilen kann. Bei den Wiener oder Berliner Philharmonikern sind wir sicherlich auf solch einer Stufe.
    Ich habe die Wiener Philharmoniker nie live gehört und auf CDs ist mir kein typischer Klang aufgefallen, das sind wohl eher die Klänge der einzelnen Plattenfirmen.
    Was mir bei gewissen Aufnahmen immer wieder auffällt, ist, wenn einzelne Orchestergruppen besonder hervorstechen. Das ist manchmal dann aber nur bei einer einzigen Aufnahme so, sodass ich das nicht wirklich unter "typisch..." abordnen könnte.
    Bei den Wiener Philharmonikern sind mir besonders die Bläser bzw. Holzbläser positiv aufgefallen: Bei der Aufnahme der Beethoven Klavierkonzerte mit Brendel/Rattle sowie der Gesamtaufnahme der Beethoven-Symphonien mit Rattle. Es ist einfach ein sehr spezieller Klang. Woher der kommt, kann ich nicht beurteilen.
    Grüsse...Cliowa