CD 68
Beginnen wir heute mit Kanons, Epigrammen und Scherzen. Verblüffend
schöne Sachen darunter, leider meist sehr kurz. Der Dreistimmige Kanon WoO
160 hört sich fast an, wie ein Stück aus der Renaissance. Ich frage mich, ob
das beabsichtigt war - ich kann es mir kaum vorstellen - aber vielleicht hat
Beethoven hier ja eine sehr alte Volksmelodie verarbeitet.
Es folgen Liebeslieder. Sehr herzergreifend ist "Gedenke mein" WoO 130. Und
das darauf folgende "Der Liebende" WoO 138 hört sich schon wieder so
schuberthaft an, würde man das Lied unter sein Werk mischen, niemandem
würde es auffallen, behaupte ich. Auch "Die Liebende" - sehr schön. All das
dageboten von einem ziemlich guten Tenor: nämlich Peter Schreier :D... der
auch die sich anschließenden ernsten Lieder singt. Hier ist "Klage" WoO 113
hervorzuheben - ein großes Drama in drei Minuten.
Wenn ich von den Massen an schottischen und irischen Liedern absehe, denen
man teilweise die Auftragsarbeit anmerkt, und mich in erster Linie auf die
deutschen, die ernsten Lieder konzentriere, auf die Liebeslieder, auf die Göthe-
Vertonungen, dann muß ich feststellen, Beethoven scheint das deutsche
Kunstlied erfunden zu haben... oder?
Schließlich noch Arietten und Canzonetten, die auch ganz großartig sind. Hier
singt wieder Schreier aber auch der Bariton Alexander Svéd (und das ist ganz
sicher nicht DDD, wie so vieles in dieser Box, obwohl es so auf der Box steht,
denn Svéd ist 1979 gestorben, und diese Aufnahme hört sich nach späten
40ern an - aber egal, Svéd ist phantastisch).
Ich bin durch diese Box jedenfalls mittlerweile zum Verehrer auch des
Liedwerks des großen Meisters geworden.
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