Beiträge von Florian Voß

    CD 80


    Frisch ans Werk: Messe Op. 86 - geschrieben im Jahre 1807 für Fürst
    Esterhasi , wohl auf Empfehlung noch von Haydn.
    Grandioses Werk, natürlich, aber wieso muss eine Messe immer so dramatisch
    sein, so "katholisch"? Ich würde gerne mal eine kontemplative Messe hören.
    Wenn die Anfangsstimmung des Sanctus dieser Messe weitergeführt werden
    würde (geworden wäre) - dann, ja, dann... das wäre "meine" Messe. Davon
    abgesehen, wenn ich mich von so einem Wunsch freimache, finde ich: eine
    sehr schöne Messe, insbesondere das Sanctus. Auch das Agnus Dei ist von
    großer Pracht. Gespielt wird das Ganze wiederum von der Slowakischen
    Philharmonie unter Anton Nanut, die, ich kann mich nur wiederholen, deutlich
    unterschätzt ist. Auch Chor und Solisten sind sehr gut.


    Das sich anschließende Opferlied Op. 121b (ein Spätwerk also) ist auch sehr
    ergreifend. Noch ergreifender ist allerdings der Elegische Gesang für Chor und
    Sreichorchester Op. 118. Geschrieben für die im Kindbett verstorbene Frau
    des Baron von Pasqualati, einen der Vermieter Beethovens.


    Schließlich das recht bekannte Meeresstille und glückliche Fahrt Op. 112 nach
    Gedichten von Göthe. Passagenweise hört sich das sehr modern an - im Sinne
    von klassischer Moderne. Gewagt für 1814. Aber, wir wissen, Beethoven war
    eben ein Revolutionär.


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    CD 64


    Am Nachmittag hörte ich CD 64, und trage nun den Bericht nach:


    Trio für zwei Oboen und Englischhorn Op. 87 und Variationen für dieselben
    Instrumente WoO 28. Beide Werke hören sich schön an, kommen mir aber
    nicht wirklich nahe, obwohl ich sowohl Oboen als auch Horn besonders gerne
    mag - ich liebe diesen dunklen Klang. Aber trotzdem können mich diese zwei
    Kompositionen nicht vollständig überzeugen. Am Ensemble liegt es nicht, die
    drei Musiker spielen ausnehmend gut - John Abberger und Marc Schachman
    Oboen, und Lani Spahr Englischhorn.


    Es folgt das Oktett Op. 103, das ich schon seit längerem auf einer Platte habe,
    und schon da gefiel es mir wirklich gut. Auch in dieser Einspielung überzeugt
    es mich wieder. Diese Beschwingheit ohne Oberflächlichkeit. Sehr schön.


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    Ich höre zur Zeit "La note d´or" - ganz phantastisch. Und enthalten ist eine
    wirklich großartige Einspielung von Faurés "La bonne chanson" Op. 61,
    gesungen von Verena Rein. Fauré vertont hier Gedichte von Verlaine.



    Sehr zu empfehlen.


    Auch ganz phantastisch ist diese historische Aufnahme des Sängers Charles
    Panzéra:



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    Ich habe heute Abend - auf Empfehlung dieses Threads hin - zum ersten Mal
    etwas von Eberl mir angehört: die Klaviersonate c-moll Op. 1 --- also, vom
    Stuhl gerissen hat es mich nicht. Vom Andante abgesehen, fand ich die
    Sonate etwas fad, insbesondere das Eröffnungs-Adagio im ersten Satz. Mir
    unverständlich, wie man diese Sonate lange als das Werk Mozarts ausgeben
    konnte. Auch zu behaupten - wie das im Beiheft geschieht - sie sei Vorbild für
    Beethovens "Pathetique" gewesen, halte ich für vermessen. Ganz saubere
    Arbeit, aber nicht von wirklicher Größe. Ich finde es kein Wunder, dass sich
    Beethoven durchgesetzt hat.


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    Ich habe in den letzten Jahren einiges an Welte-Mignon-Aufnahmen gehört
    (Leschetizky, Strauss, Granados u.a.) - irgendwie fehlt mir da was, aber ich
    bin mir nicht sicher, ob da etwas fehlt, oder ob es ein psychologisches
    Problem ist, das sich auf meine Hörerfahrung auswirkt... es ist einfach sehr
    merkwürdig, Aufnahmen von 1906 zu hören, und sie klingen wie eben
    eingespielt.
    Möglicherweise ist aber auch eines der grundlegenden Probleme dieser Technik
    folgendes: "Offenbar nahm die Firma Welte unter marktwirtschaftlichen
    Aspekten eine marginale Einschränkung in Kauf: Er regelt die Lautstärke nicht
    für jeden Ton einzeln, sondern nur getrennt für die Bass- und die
    Diskantseite. Eine dynamische Differenzierung gleichzeitig angeschlagener
    Töne innerhalb von Akkorden auf einer Seite ist daher nicht möglich." (aus
    dem Begleitheft der Tarcet-CD von Leschetzky).


    Es gibt ja von Serkin und Horowitz Welte-Aufnahmen die etwa zeitgleich mit
    Schellack-Einspielungen entstanden sind (späte 20er) - hat hier jemand die
    mal im Vergleich gehört, und kann berichten, ob der Höreindruck nahezu
    identisch ist? - Natürlich vom Rauschen (etc) der Schellack-Platte abgesehen.


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    Ich höre die CD "La note d´or":



    Spätromantiker und Impresionisten... das Stück "Chanson perpétuelle" von
    Ernest Chaussson ist :jubel: :jubel: :jubel: .
    Die "Nocturme" von Guillaume Lekeu ist :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: .
    Ravels Streichquartett F-Dur ist sowieso :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:
    und die "Bonne chanson" von Fauré auch. Tolle Einspielung: Okrusko am
    Klavier, Verena Rein an den Stimmbändern.


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    CD 52


    Kaum zu glauben, dass so etwas zum Hess-Katalog gehört: Präludium und
    Fuge Hess 30 und Präludium und Fuge Hess 31. Fugen für Streicher in
    Beethoven´scher Art. Sehr beeindruckend.


    Und weiter ---
    Beim ersten Satz des Quartett in F-Dur Hess 32 denkt man: Hey, das kenn
    ich doch, das ist aus dem Streichquartett Op. 18/1. Aber dann beginnt der
    zweite Satz und alles ist anders. Genau dieses Adagio molto ist wunderschön –
    das hätte ich an Beethovens Stelle im Streichqaurtett Op. 18/1 gelassen.
    (Naja, 18/1 ist ja auch so ganz gut geworden) :D. Sehr interessant ist
    natürlich auch, quasi in die Werkstatt zu schauen.


    Das nächste Streichquartett Hess 34 ist eine Übertragung der Klaviersonate
    Op 14/1. Das hört sich erstmal irritierend an, dann ersschließt sich das Werk
    aber auf ganze andere Weise. Funktioniert auch als Stück für Streicher. Aber
    letztlich ziehe ich die Klaviersonate vor (Kempff!)... aber schön ist die
    Bearbeitung für Streicher schon. Ich könnte mir vorstellen, wenn ich sie öfters
    höre, gefällt sie mir irgendwann besser, als die Klaviersonate.


    Schließlich eine weitere Fuge, ein Arrangemant von Händels "Salomon". Und
    dieser Gegensatz von Spät-Barock und "Klassik" der da plötzlich wieder
    wahrzunehmen ist, der ist schon erstaunlich, da liegen nur 50 Jahre
    dazwischen!


    Auf dieser CD sind zu hören das Quartetto Paolo Borciani und das Kodaly
    Quartett, und beide sind ausgesprochen gut, wenn auch nicht Weltklasse.


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    CD 2


    Na, dann machen wir mal weiter mit den Symphonien. Die Zweite Op. 36.
    Erster Satz lustlos und gehetzt. Es scheinen insgesamt viele der Symphonien
    ein bißl schnell eingespielt worden zu sein. Hier hetzt die Süddeutsche
    Philharmonie unter Hanspeter Gmür. - Der zweite Satz ist schon besser. Aber
    alles in allem: kann man anhören, oder auch nicht.
    Ich muß ja zugeben, dass ich Beethovens Zweite eh ein wenig fad finde...


    Es folgt die Vierte Symphonie Op. 60 - zu Anfangs der finstere Auftakt, das
    ist schon mehr nach meinem Geschmack. Radio Sinfonie Orchester Ljubljana
    unter Anton Nanut. Von denen habe ich auch andere Beethoven-Symphonie-
    Einspielung, und die fand ich ziemlich gut. Auch die Vierte beginnt ergreifend.
    Ein unterschätzes Orchester. Ich habe von ihnen ebenfalls eine Siebte, und die
    ist erste Sahne.
    Das Adagio der Vierten ist jedenfalls mit ordentlich Schmelz gespielt, und so
    gehört es ja auch.
    Um Mißverständnisse zu vermeiden: es gibt bessere Einspielungen, aber diese
    unter Nanut würde ich mir auch seperat kaufen.


    Ich werde weiter berichten ...


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    CD 5


    Um Siegfrieds Frage beantworten zu können, höre ich heute als Erstes die
    Neunte Symphonie Op. 125. Erneut eine Einspielung unter dem Dirigat
    von "Eugen Duvier", diesesmal mit der Slowakischen Philharmonie ("Eugen
    Duvier" kommt viel herum). Also, irgendwie ist die Aufnahme HIP - sie hört
    sich jedenfalls so dünn an, als wäre die halbe Streicher-Sektion nach Hause
    gegangen. Spaß beiseite: wegen der Symphonien sollte man diese Box n i c h t
    kaufen.


    Auch in der Neunten sind wieder ein paar böse Bandschnitte zu hören. Und
    man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass das Orchester möglichst
    schnell fertig werden möchte - "Hey Leute, wir müssen heut noch die Fünfte
    einspielen, sonst kriegen wir nicht das vereinbarte Westgeld..."


    Der dritte Satz ist nicht übel, mir fällt kein anderes Wort als "verspielt" ein
    (nicht im Sinne von "falsch gespielt"). Der vierte wiederrum völlig lustlos. Der
    Chor ist mittelmäßig, die Solisten ziemlich bescheiden. Und auch auf der CD-
    Hülle sind ihre Namen nicht genannt. Vermutlich mit gutem Grund. Der Choral
    hört sich ein bißl an, wie in der Landesbühne Lüneburg (o.ä.). Gott, singen die
    alle teilweise neben der Spur - das hat schon wieder was...
    Wie gesagt, wegen der Symphonien sollte man die Kiste lieber nicht kaufen.


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    CD 1


    So, zur Entspannung mal was Bekanntes: Die 1. Symphonie, die ich ja schon
    sehr oft gehört habe, weil sie häufig mit meiner Lieblingssymphonie (Pastorale)
    auf CD zusammengekoppelt wird (so auch hier). Gespielt von der
    Norddeutschen Philharmonie unter Eugen Duvier. Und ich muß euch sagen,
    das ist wirklich, wirklich keine wirklich gute Einspielung, um es vorsichtig zu
    sagen. Irgendwie lärmig, die Streicher krachen, die Bläser blöken. Und
    runtergespielt ist die ganze Symphonie noch dazu. Es soll sich ja um ein Fake-
    Orchester handeln, also eines, das nie unter diesem Namen existiert hat, aber
    es gibt ja doch ein Orchester diesen Namens in Rostock (naja, Rostock...).
    Stimmen die überein? - Wie auch immer; schlechte Aufnahme. Andererseits,
    sie ist nicht totzukriegen, die 1. Symphonie. Schwamm drüber. Augen zu und
    durch.


    Es folgt die 6. Symphonie, gespielt vom Orchester der Wiener Volksoper unter
    Eduard Lindenberg. Schon viel, viel besser. Sehr betonte Bläser, was sich erst
    mal nicht schlecht anhört, legt völlig andere Aspekte frei. Die Geigen haben im
    ersten Satz ab und an etwas viel, wie soll ich sagen, Emphase. Das Dirigat
    von Lindenberg hat einen ziemlichen Zug drauf. - Wer zur Hölle ist eigentlich
    dieser Lindenberg; im Netz kann ich nichts über ihn finden (auf die Schnelle).


    Im zweiten und dritten Satz könnte etwas mehr Elan stecken. Und es sind drei
    böse Bandschnitte hörbar (vielleicht auch Pressfehler). Dafür ist der Puls der
    Symphonie teilweise sehr gut empfunden. Alles in allem eine interessante
    Einspielung, insbesondere der erste Satz.


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    CD 32


    Heute Variationen. Variationen über einen Türkischen Marsch Op. 76,
    Variationen "Es war einmal ein alter Mann" WoO 66 und Variationen "La
    stressa, le stressissima" WoO 73 sind alle drei ein wenig nichtssagend, wie ich
    finde, ziehen so am Ohr vorbei, ohne dass etwas haften bleibt. Hingegen die
    Variationen "Une fiévre brúlante" gehen richtiggehend ans Herz. Auch die
    Variationen "Kind, willst du ruhig schlafen" WoO 75 sind hübsch anzuhören,
    aber mit z.B. den Klaviersonaten sind sie natürlich nicht zu vergleichen.
    Allerdings die vierte Variation hat Läufe die sehr wohl an bedeutendere Werke
    Beethovens erinnern.


    Offenbar hat Beethoven all diese Variationen zu seinerzeit populären Melodien
    geschrieben, in der Hoffnung, Geld zu verdienen. Und ehrlich gesagt, so hören
    sie sich teilweise auch an. Ein wenig uninspiriert.


    Auch die Variation "Tändeln und Scherzen" WoO 76 und die Leichten
    Variationen WoO 77 fügen sich da ein (wobei WoO 77 wiederrum sehr schöne
    Passagen hat).
    Nicht dass all diese Stücke schlecht sind, aber z.B. die Variationen über ein
    Thema des Grafen Waldstein WoO 67 sind dann doch deutlich besser (s.o.).


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    Ich finde das doch ganz einfach: wenn´s gut gemacht ist, dann setzt es sich
    durch und wird auch goutiert. Ich nehme als Beispiel das Regietheater nach
    1990 (ich gehe nicht in die Oper): Castorf seinerzeit toll, Kriegenburger
    seinerzeit schnarchig. Kressnik bombastisch, Marthaler gottgleich.
    Schlingensief hingegen hat massenhaft Schrott inszeniert. Mittlerweile hat sich
    Castorf totgelaufen, und das hippe Geschrei von Pollesch ist unerträglich. Ich
    würde sagen, es gibt solche und solche - und jedes hat seine Zeit.
    Problematisch wird es erst, wenn Pappnasen wie Pollesch von einer
    Kritikerbagage in den Himmel gelobt werden, und Krimskram dann zum
    Selbstläufer wird. --- Also doch nicht so einfach: auch Krimskram setzt sich
    manchmal durch.


    Ich weiß ja nicht, wie das in der Oper ist, aber die Theater in der Hauptstadt
    sind voll, sehr voll, und eine Karte für eine Pollesch-Inszenierung zu
    bekommen, ist recht schwierig. Will sagen: solange die Billets verkauft
    werden...


    Ich persönlich hätte auch nicht dagegen, z.B den Kaufmann von Venedig im
    Stile des Spät-Renaissance zu sehen, aber ich fand auch den
    Sommersnachtstraum von Neuenfels großartig (mit echtem Wasserfall).


    Und was die Künstler der Zeit im Allgemeinen angeht. Sie inszenieren, das
    heißt aber noch nicht, dass sie gut inszenieren, und man sie das ungestraft
    machen lassen sollte. Das gilt auch für´s Schreiben, Komponieren, Malen - ich
    glaube nicht, dass sich z.B. Lüpertz historisch durchsetzen wird, mehr als
    zeitgenössische Salonkunst ist das nicht. Ebenso verhält es sich mit Bisky.
    Baselitz und Rauch hingegen, das sind schon andere Hausnummern.


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    CD 78


    Tot! Tot, stöhnt es durch die öde Nacht! - Das ist der erste Satz der Kantate
    auf den Tod Kaiser Josephs II. WoO 87.
    Eingespielt von dem Estonian National Symphonic Orchester, das recht gut
    ist, ebenso wie der Chor; nur der Bass Savitski Leonid ist nicht das Gelbe vom
    Ei - er sackt immer wieder in den Tiefen weg (und das als Bass...) :rolleyes:.


    Die Kantate ist toll, allein dieser völlig schräge Anfangsakkord. Der Text ist
    von Severin Anton Averdonk (klasse Name), der durch kein weiteres Werk
    aufgefallen wäre. Aber wenn man die anfängliche Zeile schreibt, kann man
    nicht so schlecht gewesen sein...


    Die Kantate ist absolut großartig, ich wiederhole: absolut großartig.
    Beethoven schrieb sie 1790 mit 19 Jahren, und sie hört sich nicht wie ein
    Frühwerk an, eher nach 1820 oder später. Was für eine Kraft.


    Es folgt die Kantate auf die Erhebung Leopolds II. WoO 88 - den Nachfolger
    Josephs II. - Auch hier wurde der Text von Severin Anton Averdonk
    geschrieben (also doch noch ein Werk, durch das er bekannt geworden ist).
    Und auch diese Kantate ist großartig und hört sich so gar nicht nach einem
    Frühwerk an.


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    CD 77


    Und weil es mir gestern so gut gefallen hat, 73 Minuten Lieder verschiedener
    Völker WoO 158 a-c.
    Tja, und hier bestätigt sich, das Beethoven doch kein Romantiker war. Bislang
    sind die Lieder, nunja, interessant. Einzelne Stücke ragen natürlich hervor:


    Seus lindos olhos
    Akh, recen´ki, recen´ki
    Schöne Minka, ich muß scheiden


    Letzteres hört sich dann doch wieder sehr romantisch an.


    Dann sind da noch die Tiroler Lieder, die mir historisch sehr bemerkenswert
    vorkommen, da man sich anhand ihrer vorstellen kann, wie deutsch(e)
    (sprachige) Volksmusik im 18ten Jhdt geklungen haben wird. Wären sie doch
    dabei geblieben, dann würde ich mir auch Hansi Hinterseer anschauen.


    Besonders schön sind die englischsprachigen Lieder gegen Ende hin - da kann
    ich mich ja noch auf was freuen, denn in der Cascade-Kiste sind mindestens
    noch fünf, sechs andere CDs mit irischen und schottischen Liedern.


    Jedenfalls sind für mich persönlich die Lieder Beethovens eine wirkliche
    Entdeckung. Und ich frage mich, warum sie - im Verhältnis zu Schubert und
    Schumann - doch recht unbekannt sind, heutzutage...


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    Glenn Gould habe ich auch gerade gehört, und zwar verschiedenes aus der
    Membran-Box



    Nochmals die ´54-Aufnahme der Goldberg-Variationen und verschiedenes von
    Beethoven. Mittlerweile kenne ich die Box ganz gut, und ich kann sie nur noch
    denen ruhigen Gewissens empfehlen, die keinen gesteigerten Wert auf
    Aufnahme-Qualität legen. Es handelt sich ausschließlich um Mitschnitte von
    Goulds Auftritten bei CBC (Canadian Broadcast). Das ist natürlich sehr, sehr
    interessant zu hören, aber die alten Bänder rauschen oder knistern, hallen
    nach, übersteuern in den Höhen und so weiter. Immerhin ist, so weit ich das
    hören kann, nicht digital nachbearbeitet worden, was ich ja gut finde.


    Um die Cds auf Köpfhörer zu hören, muß man schon ziemlich unempfindlich
    sein.


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    So, nach sehr sehr viel Beethoven, etwas weniger komplexes, aber
    nichtsdestotrotz tiefgründiges: Sister Wynona Carr



    Niemand singt mit so viel Swing über Gott. Und wer nach "I´m a pilgrim
    traveler" keinen Kloß im Hals hat, hat ein Herz aus Beton ("Hoffentlich ist es
    Beton") Yes.


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    CD 67


    Noch ne Stunde Lieder.
    Ich war mir nicht im Klaren darüber, dass Beethoven so schöne Lieder
    geschrieben hat, bislang habe ich ja hauptsächlich von ihm Klaviersonaten,
    Symphonien und Streichquartette gehört - wie wohl die Meisten.


    Und jetzt das: Lieder Op. 52, gesungen von Pamela Coburn und Hermann
    Prey (abwechselnd). Prey finde ich ja ein bißl zu tenorhaft (obwohl er natürlich
    Bariton ist) - dieses rrrrollende "R", dieser etwas erkältete Schmelz in der
    Kehle. Und in den 70er Jahren war er der Liebling aller Omis. Aber schlecht ist
    er ja nicht.
    Jedenfalls die Lieder. Gleich das erste "Urians Reise um die Welt" (Text:
    Matthias Claudius) klingt ein wenig wie von Brecht/Weill (kann wahrscheinlich
    niemand nachvollziehen). Und das "Liedchen von der Ruhe" - ganz wunderbar.
    Die Lieder sind fast noch Jugendwerke, und dann im Jahre 1805 als Konvolut
    publiziert.


    Als nächstes Lieder nach Gedichten von Goethe Op. 75. Auch sehr schön,
    doch nicht so schön wie Op. 52.
    Es folgen noch verschiedene Lieder ohne Opuszahl - hier besonders
    hervorzuheben: Man strebt die Flamme zu verhehlen WoO 120 und An einen
    Säugling WoO 108. Letzteres ist eine der frühesten (publizierten)
    Kompositionen Beethovens, veröffentlicht im Jahre 1784 in der "Neuen
    Blumenlese für Klavierliebhaber".
    Und zum Schluß hin noch Sehnsucht WoO 134. Fast schon Hochromantik.


    Was mich dazu bringt, zu bemerken, dass bei fast all diesen Liedern sich mal
    wieder meine These bewahrheitet, dass Beethoven zur Romantik gehört.


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    CD 36


    So, die Tagesdosis: erstmal das Ritterballett für Klavier Hess 89. Eine schöne
    Abfolge von kurzen Stücken, und auch hier denke ich: was für große Ideen,
    und dann in nur 30 oder 40 Sekunden ausgeführt. So eine Verschwendung.
    Zum Beispiel das Tanzlied (27 Sek.) ist ganz liebreizend... wupp, und schon
    wieder vorbei. Vielleicht sollte man es ein paar Mal hintereinander schneiden -
    aber das wäre ja sakrosankt, nicht wahr...


    Weiter mit 12 Deutschen Tänzen Hess 100. Die Deutschen von Schubert finde
    ich ja teilweise ziemlich schnarchig (was auch am Pianisten liegen könnte:
    Dieter Zechlin; ich werd nicht warm mit ihm) - hingegen jetzt die von
    Beethoven: ganz hervorragend, man möchte gleich tanzen, aber sehr barfuß
    unter Trauerweiden, oder so ähnlich :wacky:


    Recht nahtlos fügen sich an die 12 Menuette Hess 101, wenn sie auch nicht
    ganz so leichtfüßig sind, wie die Deutschen. Hier müßte man wohl eher
    Schnallenschuhe tragen.


    Die bisherigen Stücke wurden alle gespielt von Steven Beck, der öfters in
    dieser Box auftaucht, und den ich nicht übel finde; sauber gespielt, ohne
    Schnickschnack. Wenn man, so wie ich, eher an den Werken interessiert ist,
    reicht das völlig aus.


    Schließlich, gespielt von Jenö Jandó (den ich auch mehr als nur recht gut
    finde), 7 Ländler WoO 11 und 12 Deutsche Tänze WoO 13.


    Alles in allem eine hübsche CD, aber doch eher Gebrauchsmusik, immerhin auf
    hohem Niveau.


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