Artur Schnabel - * 17. April 1882 Kunzendorf (Galizien) - † 15. August 1951 Axenstein
Zum heutigen Todestag von Artur Schnabel
Unter diesem Stein liegt eine Menge musikalischen Wirkens begraben; der Pianist Artur Schnabel, seine Ehefrau, die Konzertsängerin Therese Behr und beider Sohn, der Pianist Karl Ulrich Schnabel.
Den größten Bekanntheitsgrad hat der Pianist und Komponist Artur Schnabel und auch das ertragreichste Schaffen, weshalb sein Lebensweg und sein Schaffen bei diesem Grabbesuch an seinem Todestag besondere Beachtung findet.
Der Geburtsort Kunzendorf in Galizien gehört heute zum südlichen Teil Polens und heißt Lipnik (Bielsko-Biala). Artur Schnabel beschrieb seinen Geburtsort als winzig, einen Ort mit nur einer Straße und ziemlich arm, als eine Art Vorort einer Kleinstadt, der zum österreichischen Teil Polens gehörte; die Eltern waren österreichische Staatsbürger jüdischen Glaubens, aber in der Glaubensausübung mäßig orthodox, wogegen die Großeltern strenggläubig waren.
Artur war das jüngste von drei Kindern, zwei Schwestern waren vor ihm angekommen.
Die Eltern siedelten in ein saubereres Viertel über; den armen und kleinbürgerlichen jüdischen Familien war es wichtig ihren Kindern den Aufstieg in bessere Lebensumstände zu ermöglichen. Als Artur sechs Jahre alt war, bekam seine Schwester Klavierunterricht. Während sich die ältere Schwester abmühte, schüttelte der kleine Knirps das aus dem Handgelenk; nun unterrichtete die Klavierlehrerin auch den Jungen und sah wachsenden Erfolg, was dazu führte, dass ihm auch von anderen Lehrern Unterricht erteilt wurde.
In dieser Zeit bekam er seinen ersten Hauslehrer für allgemeinen Unterricht und wurde auch ein Jahr in Hebräisch unterrichtet, was jedoch keine Früchte trug. Als Artur sieben war hatte man beschlossen, dass er einem Professor Hans Schmitt in Wien vorspielen sollte, der am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde tätig und auch Verfasser von Übungsliteratur war. Als auch Professor Schmitt die Eignung zum Berufsmusiker feststellte, war Artur für die nächsten zwei Jahre dessen Schüler.
Nun wurde der Knabe gutsituierten Leuten empfohlen, die sich für die Förderung junger Talente engagierten. Drei dieser reichen Familien unterstützten den heranwachsenden Pianisten während der folgenden acht Jahre. Bis zu seinem fünfzehnten Lebensjahr erhielt er monatliche Zuwendungen, die seine Mutter - und später er selbst - in ihren Büros abzuholen hatten.
Aus welchen Gründen auch immer, erlagen die Schnabel-Eltern nicht der Versuchung mit ihrem Jungen eine Geldquelle zu erschließen und ein ›Wunderkind‹ aus ihm zu machen.
Als Artur neun war bekam die Mutter einen Tipp, dass es besser wäre, den Jungen von einem anderen Lehrer unterrichten zu lassen, Professor Theodor Leschetizky wurde empfohlen.
Nachdem der Junge dem Meister einiges aus seinem bisher erarbeiteten Repertoire vorgespielt hatte, legte Leschetizky den in der Vorwoche erschienenen Klavierauszug von »Cavalleria rusticana« auf, der vom Blatt zu spielen war - Artur Schnabel war als Schüler angenommen.
Im ersten Jahr schaute Leschetizky nur mal gelegentlich vorbei; im Wesentlichen wurde Artur von Madame Essipoff, einer damals berühmten Klaviervirtuosin, unterrichtet.
Bei Leschetizky herrschte internationale Atmosphäre, die Schüler kamen aus der ganzen Welt, die meisten aus den Vereinigten Staaten. Als sich nun Leschetizky selbst des jungen Mannes annahm, sagte er seinem Schüler die kurzen, etwas kryptischen Sätze:
»Aus dir wird nie ein Pianist. Du bist ein Musiker.«
Interessant ist auch, dass keiner der Lehrer von Artur Schnabel jemals ein Honorar für seinen Unterricht verlangte; es wurde stets vorausgesetzt, dass gratis unterrichtet wurde, das war einfach selbstverständlich.
Artur war schon zehn, als jemand die Mutter darauf aufmerksam machte, dass es Schwierigkeiten geben könnte, wenn der Junge keine öffentliche Schule besucht; also wurde er an einem Gymnasium angemeldet, was irgendwie hingedeichselt wurde; nach einem Jahr gab es auch ein Zeugnis, das war´s dann aber auch schon mit der öffentlichen Schulbildung.
Kinder- oder Schulfreunde hatte Artur praktisch nie, auch keine Spielsachen, wie bei Kindern normalerweise üblich und in der Rückschau fand Artur Schnabel, dass er eine schöne Kindheit erlebt und nichts vermisst hat. Der Freundeskreis beschränkte sich auf den Kreis der Leschetizky-Schüler.
Zu erwähnen wäre noch der Kompositionsunterricht; als Lehrer hatte die Mutter keinen geringeren als Anton Bruckner ausgesucht. Hier konnten Mutter und Sohn aber nur durch den Türspalt sehen, dann brummte Bruckner: »Ich unterrichte keine Kinder« und schob die beiden hinaus.
Die Funktion des Kompositions- und Theorielehrers übernahm nun ein Dr. Mandyczewski, der das Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde verwaltete, wodurch Schnabel Zugang zu Kostbarkeiten der Musikgeschichte hatte, aber auch zur Gegenwart, denn mitunter nahm der nun Dreizehnjährige an Wanderungen mit Brahms teil, der zum Freundeskreis von Mandyczewski, gehörte, aber musikalische Gemeinsamkeiten zwischen dem jungen Schnabel und Brahms ergaben sich nicht.
Einen ernstzunehmenden Erfolg als Komponist hatte der Vierzehnjährige bei einem Kompositionswettbewerb innerhalb der Leschetizky-Schule, was sogar eine Verbindung zum Simrock-Verlag ergab und es folgten erste Gehversuche in Berlin als Schnabel mit dem Konzertagenten Hermann Wolff erste Engagements abschloss.
In seinem ersten Berliner Jahr hatte er auch drei gut betuchte verheiratete Schülerinnen, die entsprechenden Familien entstammten und im Klavierspiel keine Anfängerinnen waren.
Zudem begab er sich auf Tourneen, die ihn nach Norwegen und Ostpreußen brachten; das waren manchmal auch Städte mit eher dörflichem Charakter.
So kamen in der damals ostpreußischen Stadt Rastenburg der Pianist Schnabel, der Geiger Franz Schörg und eine Sängerin zu einem Konzertabend zusammen.
Die Zusammenarbeit mit der Sängerin - einem Fräulein Behr - dehnte der Pianist auf den privaten Bereich aus; ein Jahr darauf war man verlobt und fünf Jahre später verheiratet.
Auf die Dauer von drei Jahrzehnten traten beide gemeinsam in Liederabenden auf, wobei die Altistin sich mit Schnabel damals schon für die Aufführung vollständiger Liederzyklen und komponistenbezogener Konzertprogramme einsetzte.
Schon als Zwanzigjähriger wurde Schnabel mit Arthur Nikisch bekannt und als Solist mit den Berliner Philharmonikern sowie dem Gewandhausorchester Leipzig engagiert. Weil er bei seinem Debüt mit Orchester das zweite Klavierkonzert von Brahms spielte, galt Schnabel zunächst als Brahms-Spezialist.
1904 spielte Schnabel auch in London bei der Royal Philharmonic Society unter Hans Richter. Auch noch im zaristischen Russland musizierte er, wobei sich die Einreise für ihn schwierig gestaltete, weil er Jude war.
Artur Schnabel war auch 1905 in Berlin als Solist mit dabei als Richard Strauss das Philharmonische Orchester dirigierte, wobei das keine herkömmliche Aufführung war, denn es wurde damals darüber entschieden, wer zukünftig dieses Orchester leiten sollte, die Alternative war Felix Weingartner; Strauss erhielt schließlich die Position. Schnabel fand man dann auch in mancher Skatrunde mit Strauss, dies war die einzige Möglichkeit mit dem Komponisten in privaten Kontakt zu kommen.
Schnabels Karriere entwickelte sich rasch, so dass er sich für später sehr berühmt gewordene Musiker wie zum Beispiel den vier Jahre jüngeren Wilhelm Furtwängler, den er in einem Konzert in Lübeck ›entdeckt‹ hatte und Otto Klemperer, den er in Straßburg hörte, bei seinem Berliner Agenten Wolff einsetzen konnte, das heißt, er empfahl diese beiden jungen Männer in schriftlicher Form nachdrücklich.
Inzwischen war aus den Schnabels eine Familie geworden, 1909 kam der erste Sohn Karl Ulrich zur Welt, 1912 der zweite mit Namen Stefan.
Die Notzeiten des Ersten Weltkrieges trafen den bekannten Künstler mit all seinen Verbindungen weniger hart als die nicht privilegierte Bevölkerung. Das Kriegsende hatte sich abgezeichnet, dennoch hatte Schnabel Verpflichtungen am 28., 29. und 30. September 1918 in Brüssel und Antwerpen zu spielen. Die Nachricht. dass eine Revolution ausgebrochen sei erreichte ihn dann am 6. November 1918 nach einem Trioabend zusammen mit seinen Kollegen Carl Flesch und Hugo Becker nach einem Konzert in Bonn. Nach chaotischer Zugfahrt gelangte man schließlich nach Kassel wo das Publikum mit brennenden Kerzen dem ausverkauften Konzertsaal zuströmte.
Musikalische ›Verwandtschaft‹ ergab sich mit Arnold Schönberg, mit dem er schon in seiner Wiener Zeit gemeinsam die Theatertreppen hochstürmte, um an die besten Galerieplätze zu kommen, Ernst Krenek war durch Franz Schreker nach Berlin gekommen und Eduard Erdmann kamen dann noch hinzu.
Über die Vorteile eines Bechstein-Flügels konnte Artur Schnabel ausladende Vorträge halten; so führte er einmal aus:
»Jahrelang hatte ich das Gefühl, dass mich der Steinway nicht mochte. Ein absurder Gedanke, aber ich hatte das Gefühl. Er vertrug meine Art, das Klavier zu handhaben, nicht.
Daraus schließe ich, dass der Steinway begrenzt ist. Der Bechstein-Flügel ermöglicht mir Effekte, die auf einem Steinway nicht möglich sind. Der Ton des Steinway schwingt viel stärker nach; außerdem gibt es technische Gründe: er hat eine andere Mechanik.«
Als Schnabel im Dezember 1921 erstmals in seinem Leben - 39-jährig - in die Vereinigten Staaten von Amerika kam, musste er sich dort mit einem ›Knabe-Klavier‹ herumschlagen, weil sich Steinway weigerte eines ihrer Instrumente zur Verfügung zu stellen, solange er in Europa auf einem Bechstein-Flügel spielt.
Steinway hatte auch Gerüchte verbreitet, die besagten, dass Bechstein-Klaviere keinen Klimawechsel vertragen, was nicht sehr glaubhaft war, weil Schnabel mit diesen Instrumenten auch in Australien, Russland und Norwegen spielte.
Bei Schnabels Auftritt 1930, als er in den Staaten mit dem Boston Symphonie Orchestra anlässlich des Brahms-Festivals spielte, hatte man extra zwei Bechstein-Flügel übers große Wasser geschickt, weil Bechstein hier einen Markt sah, aber dem war wegen der Weltwirtschaftskrise dann kein Erfolg beschieden.
Eine Besonderheit der Person Schnabels war, dass er sich in keiner Weise zum Star eignete; er bekam so gut wie keine Verehrerpost und wurde mitunter in der Presse auch als ›ein Musiker für Männer‹ bezeichnet, wobei Attribute wie zum Beispiel: akademisch, professoral, streng, grüblerisch und so weiter beigefügt waren.
Als Komponist wurde Schnabel sehr von Schönberg beeinflusst und galt als ›modern‹, aber als Interpret pflegte er ausschließlich das klassische Repertoire und spielte Werke von: Beethoven, Schubert, Brahms, Schumann und Mozart.
Übrigens gilt Artur Schnabel auch als Entdecker der lange Zeit unterschätzten Klaviersonaten Schuberts. Schnabel sagte einmal aus, dass kein Komponist näher an Gott sei als Schubert.
Auf Tonträgern ist das Spiel Artur Schnabels schon recht früh dokumentiert, nämlich mit fünfzehn Klavierstücken, die er am 8. Mai 1905 für das Reproduktionsklavier Welte-Mignon aufnahm. Geradezu legendär ist die erste maßstabsetzende Einspielung der 32 Klaviersonaten Beethovens auf Schallplatte, die er in den Jahren 1932 bis 1937 für His Master´s Voice aufnahm, wobei er wegen der Studioatmosphäre Höllenqualen litt.
1927 hatte er diese zweiunddreißig Sonaten erstmals in einem Zyklus von sieben Matinee-Konzerten im Saal der Berliner Volksbühne gespielt.
Den kompletten Zyklus der 32 Beethoven-Sonaten spielte er in seinem Leben nur vier Mal (jeweils in sieben Konzerten): zweimal in Berlin, einmal in London und einmal in New York.
Als es mit dem Berliner Zyklus im Frühjahr 1933 zu Ende ging - der letzte Abend fand am 26. April 1933 statt - war der Machtwechsel in Berlin bereits vollzogen; Artur Schnabel verließ unverzüglich Deutschland.
Nachdem er eine pädagogische Tätigkeit an der Hochschule mehrfach abgelehnt hatte, nahm er in den Jahren 1925 bis 1931 eine Stelle als Professor für Klavier an der Staatlichen Hochschule für Musik in Berlin an, wobei man ihm durch seine weltweiten Konzertaktivitäten weitreichende Freiheiten zugestand. Damit seine Konzertreisen nicht beeinträchtigt wurden, konnte er unterrichten, wenn die Hochschule eigentlich geschlossen war, und sogar nachts wurde unterrichtet und auch in Schnabels Privatwohnung - einer 12-Zimmer-Wohnung mit drei Konzertflügeln in der Wielandstraße 14 - fanden Lehrveranstaltungen statt.
Während die Studentenzahl üblicherweise pro Klasse achtzehn Schüler aufwies, konnte Schnabel seine Schülerzahl auf sieben begrenzen; so bekannte Namen wie Clifford Curzon, Paul Hindemith und Ernst Krenek gehörten damals zum Schülerkreis.
Unmittelbar nach diesem letzten Berliner Konzertabend im April 1933 siedelte Familie Schnabel ins italienische Tremezzo über, wo dann während der folgenden Jahre am Comer See Meisterkurse stattfanden, wobei die gesamte Familie pädagogisch tätig war, denn auch Sohn Karl Ulrich Schnabel - der mit seinem Vater öffentliche Auftritte absolvierte - sowie Therese Behr-Schnabel unterrichteten; damit man eine breite Unterrichtspalette anbieten konnte, kam noch der ebenfalls berühmte Geiger Szymon Goldberg dazu. Die Wintermonate 1933 und 1934 verbrachte Familie Schnabel in London.
1938 verlor Artur Schnabel durch die politischen Ereignisse die österreichische Staatsbürgerschaft und es war zu erahnen, dass es in Europa immer schlimmer werden würde. Man beschloss Europa den Rücken zu kehren, um nach Amerika auszuwandern.
Am 4. Februar 1939 bestieg Artur Schnabel die Queen Mary und nahm Kurs auf New York; seine Frau folgte ihm im März des gleichen Jahres nach - und man kann ein paar Jahre vorauseilen -, am 27. November 1944 wurde Artur Schnabel US-amerikanischer Staatsbürger.
Therese Behr
wurde am 14. September 1876 in Stuttgart geboren; 1881 zog die Familie nach Mainz.
Thereses Bruder, der Dirigent und Geiger Hermann Behr, setzte sich dafür ein, dass seine stimmbegabte Schwester im nahegelegenen Frankfurt am Main von 1893-95 bei Julius Stockhausen studieren konnte, das war damals eine erstrangige Adresse.
Therese Behr studierte danach auch noch am Kölner Konservatorium bei Ludwig Wüllner und Schulz-Dornburg.
Fräulein Behrs Vater, der Innenarchitekt Carl Behr, unterstützte seine Tochter bei ihren ersten Schritten aufs Konzertpodium und vereinbarte mit der Berliner Konzertagentur Wolff im November 1897 zwei Konzertabende, die jedoch keine gute Presse hatten.
Nach dieser Erfahrung vertiefte Therese Behr ihre Studien an der Gesangsschule von Etelka Gerster in Berlin.
Schließlich wagte sie im Januar 1899 in der Singakademie ein zweites Debüt und hatte damit einen überwältigenden Erfolg. Rasch konnte sie ihre Konzerttätigkeit national und international ausweiten. Die auch an Statur große Sängerin war in Budapest, Brüssel, London, Paris, St. Petersburg, Moskau ... gefragt.
1902 gründete sie zusammen mit Jeanette Grumbacher-de Jong (Sopran), Ludwig Hess (Tenor) und Arthur Eweyk (Bass) das Berliner Vokalquartett, als deren Klavierbegleiter zunächst Artur Schnabel fungierte.
In späteren Jahren gestaltete sie mit ihrem Mann sehr viele Konzertabende und noch etwas später wurde sie auch von ihrem Sohn Karl Ulrich begleitet, der auch mit seinem Vater vierhändig spielte. Während Artur Schnabel als ›Wunderkind‹ gelten kann, musste der Sohn sich die Technik erarbeiten. Seine ersten Konzerte gab Karl Ulrich 1926 in Berlin, in London 1931 und in New York 1937. Und wenn man die Daten von Vater und Sohn vergleicht stellt man fest, dass Karl Ulrich Schnabel Schallplattenaufnahmen noch vor seinem Vater machte.
Nun war also die gesamte Familie in den Vereinigten Staaten gelandet, und sie waren Amerikaner geworden. Für die Eltern war das kein Neuland, wenngleich sich natürlich seit Schnabels Konzerttätigkeit in den 1930er Jahren einiges geändert hatte; in den 1950er Jahren kamen dann noch Schwierigkeiten in der McCarty-Ära hinzu, die hauptsächlich den Sohn betrafen.
Seine erste Europatournee nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges führte Artur Schnabel im Sommer 1946 nach England, in die Niederlande, nach Belgien, Frankreich, Italien und in die Schweiz. Bei einem vierwöchigen Aufenthalt in Sils Maria entstand im Juli das Particell der Rhapsody for Orchestra, das er im Herbst in New York orchestrierte.
Artur Schnabel hatte Deutschland 1933 für immer den Rücken gekehrt und war nie wieder zurück gekommen, wohl auch wegen des harten Schicksals seiner Mutter, die im August 1942 von Wien aus nach Theresienstadt deportiert wurde und dort am 4. Oktober im gleichen Jahr zu Tode kam.
Dennoch kehrte er nach Berlin zurück, wo er nach eigener Aussage in den Jahren 1919 bis 1924 musikalisch gesehen die anregendsten und vielleicht glücklichsten Jahre seines Lebens verbracht hatte. Die Akademie der Künste in Berlin erhielt um die Jahrtausendwende den Nachlass Artur Schnabels; wo auf zwölf Archivmetern große Teile dieses prallen Künstlerlebens auf etwa 55.000 Blatt Papier dokumentiert sind. In den Kriegswirren hatten Freunde der Familie das Konvolut an Papieren in einer Berghütte am Comer See eingemauert, sodass es der Familie 1946 unversehrt übergeben werden konnte.
Artur Schnabel hatte schon 1948 gesundheitliche Schwierigkeiten; nach einem Herzinfarkt konnte er kaum noch konzertieren. Sein letztes öffentliches Konzert gab er 1951 im New York Hunter College.
Therese Schnabel war sechs Jahre älter und überlebte ihren Mann um neun Jahre; sie war 1951 wieder nach Europa gekommen, um den Nachlass zu ordnen und starb am 30. Januar 1959 an einer Lungenentzündung im Krankenhaus von Lugano.
Die Gemeinde Schwyz hat im Jahr 2006 das Familiengrab dank einer Spende der Schnabel Music Foundation übernehmen können.
Praktische Hinweise:
6430 Schwyz, Friedhofstraße 16. Das Friedhofsgelände hat mehrere kleinere Türchen als Zugänge; wenn man vom oberen Teil der Friedhofsstraße kommt, kann man durch so ein Türchen recht schnell zum Grab gelangen. Benutzt man jedoch diesen breiten Eingang, dann geht man diagonal links zur hinteren Friedhofsmauer.