Beiträge von Heinz

    Von meinem Musikstudium (ist schon lange her!) erinnere ich mich dunkel daran, daß Beethoven ziemlich schwerwiegende Sonaten für Cello und Klavier (oder war es umgekehrt?) komponiert hat.


    Kommt es mir nur so vor, oder werden diese atemberaubenden Stücke heute nur noch selten aufgeführt? Kennt jemand gute Aufnahmen dieser Sonaten?



    Gruß
    Heinz

    Zitat

    Original von Theophilus
    Dabei halten sich die älteren Interpreten in der Regel aber viel näher am Notentext als einige aktuell konzertierenden Pianisten, wie z.B. Valery Afanassiev, der hochinteressante Eigenkompositionen auf Grundlage von Franz Schubert zum Besten gibt, oder auch Ivo Pogorelich, der den Flügel gekonnt und mächtig bearbeitet, und das Resultat dann entfernt an Mussorgskys 'Bilder einer Ausstellung' erinnert. ;)
    Ciao


    Hallo Theophilus,


    zu den von dir erwähnten "Abweichlern" kann ich leider nichts sagen, da ich diese Aufnahmen nicht kenne. Wie sehr sich die Haltung zum Notentext geändert hat, kann man aber schon daran erkennen, daß es heute fast nur noch "Urtext"-Ausgaben zu kaufen gibt. Die fantasievoll bearbeiteten (um nicht zu sagen entstellten) Ausgaben von vor 50 - 100 Jahren sind heute nur noch als Kuriosität anzusehen.


    Daß Barock- und klassische Werke heutzutage nicht mehr so stur metronomisch gespielt werden, wie noch vor 30 Jahren, ist ein Segen, und den haben wir den Spezialisten für historische Aufführungspraxis zu verdanken. Auch im Barock gab es schon das Tempo rubato und das inegale Spiel. Da diese Dinge ebenso wie Dynamik und Artikulationszeichen damals nicht notiert wurden (weil sie als selbstverständlich vorausgesetzt wurden), geriet dies irgendwie in Vergessenheit. Bzw. wurde als unhistorische Romantisierung eine zeitlang regelrecht verfemt. Erinnere mich da noch gut an meinen eigenen Klavierunterricht.


    Also: der notierte Notentext ist unbedingt zu beachten, das reicht aber in vielen Fällen nicht: was nicht notiert ist, ist vom Interpreten unter Beachtung der zur Entstehungszeit gültigen Stilistik zu ergänzen.


    Gruß
    Heinz

    Zitat von Antracis

    Ansonsten zu Kaiser:


    Das Buch über die Pianisten liest sich gut, scheint mir mit großer Sorgfalt verfasst und hat mich schon auf einige schöne Aufnahmen hingewiesen. Weiterhin mag ich seine Radiosendungen, z.B. die über das Gesamtwerk von Chopin.


    Aber auch er ist nur ein Mensch. ;)


    Daß Joachim Kaiser "auch nur ein Mensch" ist, spricht nun überhaupt nicht gegen ihn, im Gegenteil!


    Was mich an seinen Texten über Musik so stört, ist etwas ganz anderes:
    seine grenzenlose Glorifizierung der Interpreten. Er betreibt das in einem Maße, daß es (aus meiner Sicht) nur noch peinlich ist.


    Was ist die Aufgabe des Interpreten? Dieser soll die Musik so zum Erklingen bringen, wie es der Komponist aufgeschrieben und gemeint hat. Wenn er das tut, ist er ein guter Musiker, ansonsten nicht.


    Ich behaupte jetzt mal, daß die jüngeren Pianisten den Notentext im allgemeinen sehr viel ernster nehmen als die Pianisten der "romantischen Schule", als man sich die Musik noch so lange zurechtgebogen hat, bis sie zum eigenen tiefsinnig-romantischen Weltbild paßte.


    Daß Kaiser an den jüngeren Pianisten nicht interessiert ist, liegt wohl auch daran, daß ihn die Komponisten selbst gar nicht sonderlich interessieren. Das behaupte ich jetzt einfach mal so.
    Seine Musikgeschichtsvorlesungen an der Stuttgarter Musikhochschule waren infolgedessen auch gar keine Vorlesungen über die Geschichte der Komposition, sondern Interpretationsvergleiche. (Er wollte ja eigentlich, daß eine Stelle für "Vergleichende Interpretationsforschung" speziell für ihn eingerichtet wird. Die bekam er nicht, also hat er es eben als "Musikgeschichte"-Vorlesung ausgegeben.)

    Zitat

    Original von Ulli
    Salut,


    für mich ist Musik eine menschliche Ausdrucksform, die Gefühle, Gedanken, Sichtweisen und Vergleichbares repräsentieren kann, also eine Sprache, die im Prinzip jeder versteht, solange es um die belle musique geht (also vergleichbar der Belletristik in der Literatur).


    Demnach gehört eben auch die moderne Musik zu diesem Genre, allerdings kann resp. will sie nicht unbedingt jeder verstehen.


    Hallo Ulli,


    die umgekehrte Sicht hat Martha Argerich in einem Interview mal geäußert. Nach ihren Lieblingskomponisten befragt, erwähnte sie u.a.Schumann, und sie begründete es damit: "ich glaube, er mag mich!"


    Es ging mir mit Beethoven in meiner Jugendzeit ähnlich: beim Spielen der Beethoven-Sonaten hatte ich immer das Gefühl, Beethoven versteht mich. Wenn man sonst das Gefühl hat, niemand versteht einen, ist es eine unglaublich tolle Erfahrung: da gibt es jemanden, dem gings genau wie mir. Also nicht, daß ich dachte, ich sei eine Art Beethoven, sondern daß die Musik genau meine Gefühle ausgedrückt hat.


    Vielleicht ist es ja so, daß Leute, die eine bestimmte Musik nicht verstehen/nicht mögen, sich in dieser Musik einfach nicht wiedererkennen. Andere aber schon, und deshalb macht es ja keinen Sinn, jemanden seine Liebe und seine Begeisterung für eine Musik ausreden zu wollen.


    Gruß
    Heinz

    Zu diesem Thema könnte vielleicht auch ein Zitat von Benjamin Britten passen:


    Zitat

    Ich bin bestürzt darüber, daß viele Leute Musik nur um der Gedanken willen lieben, die sie in ihnen beim Zuhören erweckt. Sie stellen sich wundervolle Szenen vor, Wälder mit rauschenden Bäumen, oder sie sehen sich selbst in irgendwelchen romantischen Situationen. Das macht ihnen Vergnügen, aber es ist dann nicht die Musik, die sie erfreut, sondern es sind die von der Musik angeregten Assoziationen.


    Ich bin zwar nicht mit Britten darin einig, daß so eine Art des Musikhörens grundsätzlich unangebracht ist - schließlich gibt es genügend Belege dafür, daß Komponisten ihre Naturerlebnisse in Kompositionen verarbeitet haben. Es gab aber zu allen Zeiten auch Musik, die nicht Gefühlsmusik ist, sondern klanggewordene Form. Und wenn die Form das Entscheidende ist, dann kann alles, was hörbar ist, zu Musik werden.

    Zitat

    Original von Thorsten_Mueller


    Dein Einsatz in allen Ehren. Aber was ist denn der oberste Wille des Komponisten? Schau Dir nur mal Bruckners Symphonien an. Was an denen gearbeitet wurde, mal angeblich mit dem Wissen/der Zustimmung Bruckners, mal ohne. Sind die angeblichen Orginalversionen, die Bruckner der ÖNB vermacht hat, tatsächlich sein oberster oder letzter Wille? Hat Beethoven jemals seine Symphonien mit den vom ihm in der Partitur vorgegeben Tempi gehört?



    Hallo Thorsten,


    wenn ein Komponist mehrere Versionen seiner Werke anfertigt, sind natürlich auch alle "gültig", im Zweifel ist die letzte Version die endgültigste.


    Es ist natürlich nicht immer ganz einfach, den Willen des Komponisten herauszufinden. Besonders nicht bei Barockmusik, wo es fast gar keine Vortragsanweisungen gibt.


    Was Beethoven betrifft: er hat seine Werke selbst aufgeführt, und er war da für seine extremen Tempi und seine krassen Kontraste bekannt - um nicht zu sagen verrufen.


    Gruß
    Heinz

    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Die heutige Praxis, Brüche nicht nur auszuspielen sondern sogar zu betonen halte ich nicht nur für verfehlt, sondern vor allem für historisch falsch.


    Hallo Alfred,


    das ist aber mal eine gewagte Behauptung 8o


    Was soll "historisch falsch" sein daran, den Notentext ernst zu nehmen?
    Daß Mozart Mo-zart hieß, kann man ja nicht zur allgemeinen Vortragsanweisung umdeuten. Immer wieder gibt es Leute, die behaupten "wenn Mozart ein Forte hinschreibt, meint er eigentlich ein mezzopiano" und wenn er Presto schreibt, meint er in Wirklichkeit "munter". Aber nur, weil das jemand behauptet, hat es ja noch keinen Wahrheitswert. Leider gab es damals keine Tonaufzeichnungsgeräte, sonst wüßten wir heute zweifelsfrei, wie die klassischen Komponisten ihre Werke aufgeführt haben wollten. So müssen wir uns eben an das halten, was schriftlich überliefert ist. Das sind, neben dem reinen Notentext, Kritiken von Aufführungen aus der damaligen Zeit, Unterrichtsliteratur der damaligen Zeit (CPEs Wahre Art der Clavierspiels, Leopolds Violinschule, Czernys Anmerkungen zur Interpretation der Beethovensonaten etc.) Und dann stellt man eben fest, daß die Komponisten NICHT das eine hingeschrieben haben und das Gegenteil davon gemeint, sondern daß alles, was dasteht, genau so auch gemeint ist. Ob es einem gefällt oder nicht, ist ganz ein anderes Thema. Wenn ein Schumann-Fan Scarlatti spielt, als ob es Schumann-Stücke seien, dann ist es eben völlig daneben. Jedes Werk kann nur aus seiner Entstehungszeit heraus richtig verstanden und interpretiert werden.


    Sorry, wenn ich da etwas rigoros bin. Aber als Musiker, der auch selber komponiert, fühle ich mich doppelt dazu verpflichtet, den Willen des Komponisten als oberste Priorität zu verteidigen. :yes:


    Gruß
    Heinz

    Hallo Markus aka ThomasBernhard,



    hätt ja sein können, daß du wirklich so heißt ;)



    Zitat

    Soso, aus Stuttgart kommst du, Heinz? ihr habt uns (Frankfurt) mal wieder den Titel des Opernhauses des jahres abgenommen, gell? Ich hatte neulich die Meistersinger und Salome bei Euch gesehen, joa - Ihr seid schon gut da im Ländle


    Oper, ähm, da fühl ich mich nun garnicht zuständig.
    Ich fühl mich eher im Bereich der Kammermusik heimisch.


    Zitat

    Und mit dem P.D.Q. bach / Peter Schickele können wir hier mal ja eine großangelegte Missionierung beginnen.


    Können wir, ja :D


    Kennst du eigentlich auch Jon Rose?
    The Long Sufferings of Anna Magdalena Bach


    Achso, was hör ich denn gerade?
    Außer dem leisen Summen des PC-Lüfters und einem Pfeifen im Ohr - garnichts :wacky:


    Gruß
    Heinz

    Gerade vorhin eine sehr, sehr schöne Aufnahme der Debussy Preludes, gespielt von Koroljov, auf nordwestradio. Scheint sich um eine neue CD-Aufnahme zu handeln.


    Koroljov ist mir schon öfters sehr positiv aufgefallen, zum Beispiel mit Scriabin.

    Zitat


    Ein, wie ich finde, äußerst wichtiges wie auch interessantes, originelles und aussagekräftiges Werk von Beethoven hast Du hier aber arglistig :D unterschlagen: die 32 Variationen c-moll WoO 80. Für mich wesentlicher als zB die Eroica-Variationen.


    Was es hier für Ansichten bei den ausführenden Interpreten gibt ist schon unglaublich - da würde sich schon bald ein eigener Thread lohnen... :wacky:
    Eigenartigerweise werden diese "kleinen Diabellis" von fast keinem Pianisten der jüngeren Generation mehr gespielt, wobei die alte Garde dieses Werk, teils als einziges der Werke ohne Opuszahl, sogar mehrfach mit Einspielungen bedachte.



    Hallo jpsa,


    ja, finde ich auch: die c-moll Variationen könnten ruhig mehr gespielt werden! Ein Grund könnte sein, daß sie pianistisch recht anspruchsvoll und heikel sind, was sich beim Hören nicht ohne weiteres erschließt.
    Also eher etwas für Fachleute, am besten mit den Noten in der Hand zum Mitlesen.


    Auch sehr kunstvoll, wenngleich selten gespielt: die Sechs Variationen op.34 (ja, ich weiß, eigentlich ging es um Werke ohne Opuszahl). Soweit ich weiß die einzigen Variationen, wo jede Variation in einer anderen Tonart steht!!!


    Die Diabelli-Variationen halte ich im übrigen für total überschätzt. Sie sind einfach ein monumentaler grotesker Joke über ein völlig schwachsinniges Thema eines Klavierstunden-Komponisten. :wacky:


    Gruß
    Heinz

    Hallo allerseits,


    ich möchte mal die Frage aufwerfen, inwiefern Musik-CDs (Studioaufnahmen) überhaupt das Konzerterlebnis ersetzen können. Celibidache meinte ja, daß auf Schallplatten gar keine Musik drauf sei.


    Persönlich kann ich nur sagen, daß mich Plattenaufnahmen oft sehr langweilen. Es ist relativ selten, daß ich wie gebannt vor den Lautsprechern sitze und die Musik mich wirklich fesselt. Liegt es an mir? Liegt es an den Interpreten? Liegt es an der Aufnahmesituation?
    Bei Livekonzerten liegt offensichtlich eine ganz andere Spannung in der Luft. Publikum scheint notwendig zu sein. Nicht nur "weil ein leerer Saal schlecht klingt", wie Schönberg einmal sarkastisch bemerkte, sondern auch, weil das Publikum die Interpretation direkt beeinflußt.


    Konzertübertragungen im Radio oder im TV ziehe ich daher selbst den besten CD Studioproduktionen vor.


    Wie ist eure Meinung dazu?


    Gruß
    Heinz

    Zitat

    Original von fuchsbuhl
    @ Heinz


    Du machst dir die Sache ein bisschen einfach. Ich hätte schon gerne gewusst, warum du Kaisers Auswahl ablehnst und ob Du sie überhaupt angehört hast und was du denn so für Klaviermusik hörst anstelle von Kaisers Auswahl!




    Naja, war eine spontane Gefühlsäußerung von mir. =)


    Bin lang genug in Kaisers Musik"geschichts"vorlesung gesessen, um mir eine Meinung über seine Musikanschauung zu machen.


    Ich wollte keinesfalls etwas gegen die Interpreten/Interpretationen der Klavier-Kaiser-Sammelbox sagen.


    Gruß
    Heinz

    Die Chopin-Etüden - ein Fall für den Chirurgen?


    Ganz sicher nicht. Man braucht da eine geeignete Technik (wer an den Tasten klebt, hat keine Chance!) in Kombination mit einem geschickten Pedalgebrauch, dann ist alles halb so wild.


    Die beste Aufnahme der Chopin-Etüden, die ich kenne (einschließlich Pollini), ist die von Yuki Matsuzawa. Das ist ein Pianist/eine Pianistin, von der ich vorher noch nie etwas gehört habe. Er/sie spielt Chopins Etüden so locker und so musikalisch, daß man es kaum glauben kann. Gibts im Doppelpack zusammen mit der b-moll Sonate und weiteren Stücken von Chopin fast geschenkt (z.B. bei jpc)



    Hallo Wolfgang,


    ich hab diese Berio-CD auch, und es geht mir genauso wie dir!


    Wenn ich nicht viele Jahre vorher im Radio Berios Sinfonia gehört hätte (und damals *so* begeistert davon gewesen wäre, daß ich mir sogar die Partitur davon gekauft habe!), dann wär ich wohl zu einem ähnlichen Schluß gekommen wie du. Daran kann man mal wieder sehen, wie sehr es auch bei "neuer" Musik auf die Interpretation ankommt. Ich bin auch immer noch auf der Suche nach einer besseren Aufnahme. Es gibt da eine mit Chailly, vielleicht hat die mehr Atmosphäre und Drive? Kennt die vielleicht jemand?


    Die Radioaufnahmen wurden damals von Ernest Bour (mit dem Südwestfunk-SFO) und eine andere von L.Berio selbst (mit dem RSO Stuttgart) dirigiert.


    Gruß
    Heinz

    So, die Glenn Gould CDs sind inzwischen gekommen, und ich muß sagen, diese Aufnahmen hauen einen echt vom Klavier-Hocker!!!


    Die 7.Prokofieff-Sonate ist dermaßen mitreißend gespielt, dabei nicht mal übertrieben schnell und auch kein Dauergetöse, einfach genial.


    Auch die Scriabin-Sonaten sind wunderbar detailverliebt und klangschön. Nicht so hektisch wie bei Horowitz (dessen Scriabin-Aufnahmen mir aber auch sehr gut gefallen).


    Und dann die Total-Überraschung: eine erstklassige Aufnahme der h-moll Sonate von Chopin! Wer hätte das gedacht. Immer wieder hört man, Glenn Gould sei kein Chopin-Spieler. Die h-moll Sonate ist eines der anspruchvollsten Klavierwerke überhaupt, das spielt man nicht mal so nebenbei. Ich denke, die Einordnung Glenn Goulds als hauptsächlichen Bach-Spieler muß mal ganz gründlich infrage gestellt werden.


    Glenn Gould als Interpret von Chopin, Scriabin, Prokofieff läßt Pollini *sehr* blass aussehen :yes:


    Die (Wieder-)Entdeckung des Jahrhunderts!!!

    Natürlich gibt es auch im 20.Jahrhundert Musik "zum Genießen". Aber typisch für das 20.Jahrhunderts ist doch eher die "gebrochene" Musik. Das Maschinenzeitalter und die zwei Weltkriege haben einiges an Verwüstung in der menschlichen Psyche angerichtet, und damit auch in der Musik.


    Am ehesten "zum Genießen" ist Musik französischer Komponisten,
    also Debussy, Ravel, Satie, Poulenc, aber auch da klingt manches schon sehr bissig.


    Und wenn einem diese Art von Musik nicht liegt, muß man sich ja nicht dazu zwingen. Die Musik vorhergehender Jahrhunderte ist ein so großer Schatz, daß er niemals durch irgendeine Art Neuer Musik *ersetzt* werden wird.

    Hallo nubar,


    ich hab mir eben nochmal Pogorelichs Fassung des Marche funebre angehört. Du hast recht, er ignoriert im Des-dur-Mittelteil *beide* Wiederholungszeichen. Das Thema des Mittelteils wird auf diese Weise nur 2x gespielt (statt 4x, wenn man die Wiederholungszeichen wie von Chopin notiert umsetzt). Mich stört das nicht. Ich würde zumindest die 2.Wiederholung auch weglassen.


    Nachdem ich die Platte schon ewig nicht mehr gehört habe, bin ich aber wieder sehr fasziniert von Pogorelichs Spiel. Den 4.Satz hab ich sonst noch von keinem anderen Pianisten so überzeugend gespielt gehört.


    Gruß
    Heinz

    Die 7. Sonate von Prokofieff habe ich zum 1. Mal von Glenn Gould (!) im Radio gehört, es war einige Jahre mein absolutes Lieblingsklavierstück. Obs das mit Glenn Gould auch auf CD gibt, weiß ich nicht. Eine bessere Aufnahme kenne ich nicht. Die Pollini-Aufbahme fand ich im Vergleich unglaublich langweilig.



    Kurz bei jpc nachgesehen, und hurra: es gibt diese Aufnahme!!!


    2 CDs (Sony) mit folgenden Stücken:


    Chopin:Klaviersonate Nr. 3
    +Mendelssohn:5 Lieder ohne Worte
    +Scriabin:Klaviersonaten Nr. 3 & 5;3 Preludes;
    Feuillet d'album op. 58;2 Morceaux op. 57
    +Prokofieff:Klavierson. Nr. 7;Vision fug. op. 22, 2


    Glenn Gould, Klavier

    Jenö Jando ist ein ausgezeichneter Pianist. Daß er nicht dieses Superstar-Image hat, ist mir persönlich sehr sympathisch.


    Ich sehe da Parallelen zu Maria Bergmann vom Südwestfunk. Die hat auch eine Unmenge erstklassischer Aufnahmen eingespielt, die sich vor der berühmteren Konkurrenz nicht zu verstecken brauchen.


    Das künstliche Hochpuschen von Star-Pianisten durch Plattenfirmen und Kritikerpäpste scheint wohl für den Absatz von Hochpreis-Platten und für Konzertveranstalter lebensnotwendig zu sein.

    Zitat

    Original von gaspard:


    Heinz: ... wenn man in die Noten schaut, dann stellt man fest, dass er (Pogorelich) die Angaben der Komponisten ernst nimmt


    Welchen Ernst mag Pogorelich wohl bei Chopins 2. Sonate zu Grunde gelegt haben? Im Trauermarsch, prägendes Element der Sonate, unterschlägt er glatt eine Wiederholung. Der deutlich verkürzte Satz verliert die vom Autor vorgesehene (zeitliche) Gewichtung im Gesamtwerk. Des weiteren ignoriert Pogorelich ein eindeutig gekennzeichnetes Fortissimo.



    Ääääächt, Pogorelich ignoriert ein eindeutig gekennzeichnetes Fortissimo? 8o


    Und wieviele Lautstärkeangaben ignorieren seine Kollegen... ? :]


    (Von den Wiederholungszeichen mal ganz zu :stumm: )

    Zu Argerichs besten Einspielungen würde ich zählen:


    Prokofieff 3.Klavierkonzert
    Ravel Klavierkonzert (der langsame Satz: unglaublich!)


    und zweiklavierige Aufnahmen:


    Lutoslawski Paganini-Variationen
    Rachmaninow Suite op.17
    Ravel La Valse


    Brahms Sonate für zwei Klaviere


    Gruß
    Heinz

    Lieblingspianisten,


    da gibts eine ganze Menge. Ich will mal einige Namen nennen, die in den vorstehenden Listen noch nicht aufgetaucht sind:


    Ivo Pogorelich


    der durch scheinbar exzentrische, eigenwillige Interpretationen auffällt. Nur: wenn man in die Noten schaut, dann stellt man fest, daß er die Angaben der Komponisten ernst nimmt - im Gegensatz zu den "seriösen" Interpreten, die meinen, vorhandene Vortragsangaben zugunsten eines kaffeekränzchenfreundlichern Gesamteindrucks abmildern wenn nicht gar völlig ignorieren zu dürfen.


    Anton Batagov


    Ein genialer Pianist, Schüler von Tatjana Nikolajewa, der sich leider dazu entschieden hat, kein klassischer Pianist mehr zu sein. Bei den wenigen klassischen CDs, die es von ihm gibt (mit Werken von Ravel und Messiaen), weiß man nicht, was man mehr bewundern soll: die absolut unangestrengte Virtuosität einerseits, oder das tiefe Verständnis für musikalische Fein- und Feinstheiten.


    Maria Joao Pires


    für die schönste Interpretation aller Zeiten des Adagio aus Mozarts Klavierkonzert KV 488.


    Das Klavierduo Bracha Eden/Alexander Tamir


    Ein Klavierduo, das sowohl im Bereich der Musik des 20.Jahrhunderts (Poulenc, Lutoslawski), als auch im klassisch/romantischen Bereich (Schubert, Brahms, Debussy) in jeder Hinsicht maßstabsetzende Interpretationen auf Platte/CD eingespielt hat.
    Mehr Infos zu diesem Duo gibts auf
    www.klassi.net/targ/duo/about/



    Eine Pianistin, die mir ganz besonders am Herzen liegt, ist die leider viel zu früh gestorbene Pianistin des Stuttgarter Klaviertrios:


    Monika Leonhard


    Superschöne Einspielungen aller Klaviertrios von Beethoven und von Schubert mit dem "Stuttgart Piano Trio" gibt es auf Naxos CDs. Weiters sind mir noch Konzerte und Radioaufnahmen mit Trios von Debussy, Ravel, Brahms, Schumann und Haydn in lebhafter Erinnerung. Als sei es gestern gewesen.



    Heinz

    Hallo Alfred,


    vielleicht sollte man die Mozart Klaviersonaten garnicht von CD hören, sondern selber spielen bzw. vorspielen lassen. Mit entsprechenden CD-Aufnahmen kenne ich mich nicht so aus. Beim Durchhören verschiedener Anspieler bei jpc hat mir die Pogorelich-Aufnahme des Andante grazioso am besten gefallen.


    Gruß
    Heinz

    Hallo Uwe,


    ich hab die EMI-Aufnahme mit dem Konzert für Orchester, den Jeux venetiens und dem Livre und Mi-Parti, Lutoslawski dirigiert das Polnische Radiosinfonieorch. selbst.
    Die Aufnahmen stammen von 1976/77, alles insgesamt sehr schön gespielt, für mein Gefühl etwas ZU schön ;-)


    Eine hundertprozentige Aufnahme, die einen so richtig vom Hocker reißt - das Potential haben die Stücke Lutoslawskis absolut - kenne ich leider auch nicht.


    Gruß
    Heinz

    Lutoslawski, einer meiner absoluten Lieblingskomponisten!


    Wie vom Blitz getroffen war ich, als ich das erstemal die Paganini-Variationen (für zwei Klaviere) gehört habe (ich glaube, es war mit Bracha Eden/Alexander Tamir). Dann das "Livre pour orchestre" und das Streichquartett.


    Ich finde es ausgesprochen genial, wie Lutoslawski die vier Spieler im Streichquartett über lange Strecken völlig unabhängig voneinander spielen läßt. Das ist keine komponierte "Unabhängigkeit", sondern jeder Spieler spielt wirklich ohne Rücksicht auf die anderen! Das geht so weit, daß Lutoslawski zu dem Streichquartett ursprünglich gar keine Partitur geschrieben hat, sondern nur Einzelstimmen. Erst nach der Drohung des LaSalle-Quartetts, die die Uraufführung spielen sollten, sich aber außerstande sahen, das Stück ohne Partitur zu spielen, hat Lutoslawski nachträglich eine Studienpartitur erstellt.


    Heinz