Beiträge von Heinz

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    Original von Gerrit_Stolte
    ja sie dürfen's; interpretieren meine ich.


    Ich möchte sogar noch einen Schritt weitergehen:


    sie müssen es sogar :P


    Ein objektives Abspielen des Notentextes nach mathematischen Gesichtspunkten würde alles liefern, nur keine Musik!


    Wird sich der eine oder andere fragen: wo bleibt da die Werktreue?


    Die Werktreue besteht darin, den Sinn hinter den Notenköpfen und Vortragszeichen zu erkennen, und dem Hörer diesen Sinn mit akustischen (und gestischen) Mitteln erlebbar zu machen.


    Wenn forte dasteht, muß natürlich forte gespielt werden, wenn Allegro dasteht, darf nicht getrödelt werden, und wenn staccato dasteht, darf nicht geschmiert werden. Man sollte denken, das ist selbstverständlich. Leider ist es das nicht.


    Aber darüber hinaus: eine Folge von Achtelnoten in der Partitur sagt noch lange nicht, daß es sich um Noten gleichen Gewichts, gleicher Dauer und gleicher Lautstärke handelt! Ob es da Motivgruppen, Sequenzen, Auftakte, eine Steigerung oder eine Beruhigung gibt, diese Details sind sehr häufig garnicht notiert. Es ist daher falsch, wenn man die Noten einfach eine wie die andere herunterspielt. Erst wenn jeder Ton seinen speziellen Sinn innerhalb des Zusammenhangs hat, ist es richtig. Davon bekommt der Konzertbesucher natürlich nichts mit. Er kennt ja den Notentext normalerweise nicht.


    Um nochmal zur Ausgangsfrage zurückzukommen: der Musiker interpretiert immer. Und wenn er meint, er interpretiert nicht, dann interpretiert er doch.


    Noten sind gefrorene Musik. Vor dem Genuss müssen sie aufgetaut werden. Sonst wird man sich die Zähne daran ausbeißen. :D


    Gruß
    Heinz


    Pogorelich spielt die g-moll Rhapsodie von Brahms einfach perfekt. Es ist alles agogisch wunderbar ausbalanciert. Wuchtige (aber klare) Bässe, die Melodien in einem wunderschönen Legato, perfekter Pedalgebrauch, nirgends gibt es hektische Betriebsamkeit, Pogorelich hat alles unter Kontrolle - einfach magisch :jubel: :jubel: :jubel:


    Wehe, jetzt meckert jemand :baeh01: :baeh01: :baeh01:

    Hallo Frank,


    ich würde mir von einer Pogorelich-Aufnahme der Paganini-Variationen sehr viel versprechen. Die Brahms Klavierstücke von ihm gefallen mir außerordentlich gut. Aber ich weiß, dir gefallen sie garnicht :wacky:


    So unterschiedlich können eben die Geschmäcker sein...


    Gruß
    Heinz

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    Original von achim.cremerius
    Das schöne an den Naxos-CDs ist ja, dass man es sich leisten kann, diese mal "auf gut Glück" zu kaufen.


    Und noch schöner ist, daß man auf der Naxos-Website sämtliche CD-Tracks anhören kann. (Kostenlose Registrierung ist erforderlich)

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    Original von Maexl
    heute morgen (10.30-11.10) kam außerdem auf SWR Marc-André Hamelin bei den Schwetzinger Festspielen 04
    er spielte Beethovens Op. 111


    Auch davon gibts auf eins festival eine Wiederholung:


    heute nacht um 0:45


    (Ich hab mir den Anfang angesehen, hat mich aber nicht so überzeugt. Beethoven weichgespült... )

    Wohl aus Anlaß seines heutigen 10. Todestages
    gibt es morgen auf eins festival (leider nur dort :wacky: )
    zwei interessante Fernsehaufzeichnungen mit dem
    Pianisten Arturo Benedetti Michelangeli



    Montag 13.6.


    20:15 Beethoven Klavierkonzert Nr.5
    Aufzeichnung aus dem Musikvereinssaal Wien von 1979
    Die Wiener Sinfoniker spielen unter C.M.Giulini


    21:00 Debussy Preludes (1.Heft)



    (Diverse Wiederholung dieser Sendungen dann
    im Lauf der Woche, wie bei eins festival üblich)

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    Original von Hui
    Es wird immer wieder behauptet, dass Anfänger (und das sind Kinder unfreiwillig häufig) sich oft zu Unrecht mit Stücken beschäftigen würden, denen sie nicht gewachsen seien.


    Lieber Hui,


    zum Glück hatte ich selbst nie solche Lehrer! Warum soll man sich keine hohen Ziele stecken - auch wenn sie erstmal in weiter Ferne liegen?! Das sind dann sicher Lehrer, die dem Schüler auch sonst wenig Freiheiten lassen, oberstes Prinzip "Keine falsche Bewegung!" und alle außer diesem Lehrer spielen das Stück sowieso völlig falsch (Rubinstein, Gilels, Horowitz eingeschlossen)


    Ich würde die Flucht ergreifen. Die Welt hat schon schon genug Aufziehpuppen-Wunderkinder.


    Grüße
    Heinz

    Wie ich eben erst bemerke, hat Frank vor fast einem Monat eine Frage an mich gestellt. Sorry Frank, daß ich bisher nicht darauf reagiert habe, war keine Absicht.


    Aus der Tatsache, daß Brahms seine Paganini-Variationen in zwei Hefte verteilt hat, ergibt sich schonmal ein grundsätzliches Problem:
    sollen die beiden Teile überhaupt an einem Stück gespielt werden? Jeder der beiden Teile ist so aufgebaut, daß er mit dem (identischen) Paganini-Thema beginnt, worauf dann jeweils 14 Variationen folgen. Die vierzehnte Variation eines jeden Teils ist dabei ein großes Finale, sie ist wesentlich umfangreicher als die anderen Variationen und triumphiert mit besonderen Virtuoseneffekten auf (hier trifft meine Bemerkung von der antivirtuosen Kompositionsweise natürlich nicht zu).


    Eigentlich macht eine komplette Aufführung der beiden Hefte hintereinander keinen rechten Sinn. Der Spannungsverlauf des Ganzen ist dann ziemlich unlogisch. Daher könnte man schon auf den Gedanken kommen, die Variationen umzusortieren. Dann gibts aber immer noch das Problem mit den beiden Finali. Eine ziemlich vertrackte Geschichte, die man sich am besten erspart, indem nur entweder das 1.
    oder das zweite Heft spielt.


    Nette Grüße
    Heinz

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    Original von Caesar73
    Öfter mal was Neues:


    "Du meinst das hoffentlich nicht in bezug auf deine Persion???"


    Habe den Duden gewälzt, konnte aber das Wort "Persion" nicht finden.



    Hmm, ja, ich habs schon gemerkt 8o


    Dabei liegen r und n auf der Tastatur nichtmal nebeneinander :D

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    Original von Cosima


    Meinst Du mich? Neee, habe ich schon - ich streute jedoch irgendwann eine Frage ein und Heinz antwortete freundlicherweise darauf.


    Gruß, Cosima


    Hallo Cosima,


    ja, es ging ja ums Speichern und Drucken von CD-Inhaltsverzeichnissen.
    Was das Drucken betrifft, hab ich im Moment leider auch keine Lösung parat.


    Ob dir eventuell der folgende Link weiterhilft?



    Wie Verwenden von Zugriff zu Drucken von Wiedergabe-Listen in Deluxe CD - Player


    http://support.microsoft.com/?kbid=193429



    Ist jedenfalls eine sehr lustige Anleitung :D :D :D :D


    Lieber Gruß
    Heinz



    Ähm, ich hätte da völlig anders gerechnet:


    Ein Drittel stelle ich mir vor als eine Viertelnote im Dreivierteltakt


    Eineinhalb davon ist eine punktierte Viertel


    Und das ist genau ein ein halber Takt :D :D :D

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    Original von Maik


    Diese Definition ist ja gänzlich ohne negative, als auch positive Aspekte!
    Sie bescheibt ja eher das "Verhalten"...kann man das so ausdrücken? ?(


    Ich würd sagen, sie beschreibt eine Kunstrichtung ;)


    Nach all der überfeinerten, manche sagen auch "dekadenten" Kunst des fin de siècle waren die Künstler dieser Richtung einfach fasziniert von der kraftvollen Kunst z.B. afrikanischer Urvölker. Was Ravel Kompositionen angeht, mischt sich da oft die hochgezüchtete mit der "primitivistischen" Richtung.


    Lieber Gruß
    Heinz

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    Original von Maik
    Hallo Heinz,


    ich habe die Brockhaus-Erklärung leider nicht mehr gefunden.


    Siehe meinen Beitrag in diesem Thread von heute (9.6.) 10:58 Uhr

    Um Klavierkonzerte oder Violinkonzerte mit Kindern aufzuführen, müssen das aber schon sehr begabte Kinder sein 8o


    Von Mozart-Konzerten würde ich abraten.


    Ein sehr hübsches Klavierkonzert, das nicht allzu schwer ist, ist das Klavierkonzert A-dur von Dittersdorf (gibts auch als Harfenkonzert).


    Hallo Maik,


    daß dein Musiklehrer mit dem Ausdruck "primitiv" etwas Negatives gemeint hat, ging ja schon aus deinem Eingangsbeitrag hervor.


    Als ich geschrieben habe, das Stück sei "primitiv", hatte ich eher die Bedeutung der Brockhaus-Erklärung im Kopf. Primitiv im Sinne von "schlecht" finde ich den Bolero wirklich nicht.


    Gruß
    Heinz

    Lieber dschuang-tse,


    das Thema gefällt mir sehr gut! Man fragt sich auch gleich, ob die Begriffe Harmonie und Harmonik etwas miteinander zu tun haben. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist Harmonie ja eher etwas Sanftes, Gefälliges, Wohlbefinden etc. Bei der Harmonik kanns dagegen nervenzerfetzende Querstände geben.


    Aber vielleicht spielst du ja besonders auf die Harmonie an, die sich (nach Meinung einiger Philosophen) hinter allen Erscheinungen versteckt?


    Da gibts ein weites Feld für Diskussionen. Ich bin gespannt!


    Schöne Grüße
    Heinz

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    Original von Ulli
    Kann nicht das „Wissen, was drin ist“ fallweise den Reiz eines Werkes ausblenden?



    Hallo Ulli,


    ja, das kann schon manchmal passieren. Andererseits entdeckt man beim Selberspielen so viele neue Reize, daß ich da keine ernsthafte Gefahr sehe. Mein Interesse an Sonaten von Beethoven oder Mozart, wenn ich sie nur höre, ist z.B. eher gering, aber kaum sitze ich am Klavier mit einem Band Klaviersonaten, kennt meine Beigeisterung keine Grenzen. Komisch, nicht?


    Gruß
    Heinz

    Ich denke nicht, daß es für Kinder eine spezielle Musik braucht.
    Kinder sind ja nicht blöd =) =) =)


    Eine gewisse Berechtigung sehe ich aber bei Stücken wie Peter und der Wolf, weil man dort nebenbei auch noch lernt, wie die Instrumente heißen und wie sie klingen.

    Primitivismus
    [lateinisch] der, Tendenz von Künstlern des 20.Jahrhunderts, Anregungen der Kunst der Naturvölker in ihr Schaffen aufzunehmen. Sie zeigt sich z.B. in Werken der Expressionisten, Fauvisten, Kubisten und der Neuen Wilden sowie in der Land-Art und der individuellen Mythologie.


    (c) Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2001

    Hier könnte man aber noch die Frage stellen, ob J.S.Bach überhaupt mit dem Begriff Barock zutreffend beschrieben ist?!


    Ich denke, Bach war viel zu groß, um in so einen Gattungsbegriff zu passen. Barock im eigentlichen Sinne sind vielleicht die Brandenburgischen Konzerte oder die Ouvertüren. Ansonsten ist Bach viel zu sehr er selbst, als ein Barock-Komponist.


    Ähnlich sehe ich das auch bei Beethoven, der ja nicht wirklich ein Ausbund an "klassischer" Ausgewogenheit ist.


    Gruß
    Heinz

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    Original von Alfred_Schmidt
    Christian Zacharias geht sogar so weit, externe Klangeffekte einzusetzen, was zu mancherlei Diskussion geführt hat, ob solches Vorgehen überhaupt noch legitim, bzw vertretbar sei.....


    Lieber Alfred,


    ich hab mal ein Interview mit Christian Zacharias gehört, in dem er eklärte, daß es zu Mozarts Zeiten Klaviere mit so einem Rassel/Tambourin-Effekt tatsächlich gab. Es ist also keine Extravaganz von ihm, sondern es ist tatsächlich belegt, daß damals solche Effekte durchaus beliebt waren.


    Nette Grüße
    Heinz

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    Original von Max Thomaner
    salisburgensis, nicht im Ernst! 8o WTK I C-Dur Präl. grenzt an Langeweile? naja, kann ja sein..ich persönlich..kann mir das stundenlang anhören..... :jubel:


    Mir gehts ähnlich, ich könnte es stundenlang spielen. Das gilt natürlich auch für die anderen Präludien u. Fugen des Wohltemp. Claviers. Und obwohl das C-dur Präludium teilweise schon arg verhunzt wurde, kann man es doch immer wieder neu entdecken. Andere Klassik-"Hits" sind da nicht so unempfindlich (Für Elise, Träumerei, Rondo alla turca...)


    Und daß in dem Präludium keine "richtigen" Dissonanzen drin wären, kann ich auch nicht bestätigen. Man muß sie beim Spielen natürlich auch entsprechend hervorheben, sonst kanns schon fad werden.


    Nette Grüße
    Heinz

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    Original von Klassikpianofan
    Heinz!
    Hab mich schon gefreut über Deine netten Worte: Musiker sollen ja bekanntlich sensibel sein, manche sagen sogar sonst wären sie es nicht (lach).


    Hmm, ja, mit dem (lach) hast du schon recht :P


    Sensibel sind sie hauptsächlich, wenn es um die Behandlung ihrer eigenen Person geht :D :D :D


    Zitat


    Heinz, ich übe schon lange nicht mehr,d.h.: nichts mehr!!
    Dies überlasse ich anderen, deren Musik ich dann sehr gerne höre :O :O :O


    Schade eigentlich, daß du selber nicht mehr spielst.
    Aber schön, daß du trotzdem ein Klassikpianofan bist =)


    Gruß
    Heinz

    Was viele garnicht wissen: Eisler hatte Kompositionsunterricht bei Arnold Schönberg, und hat sich auch zu DDR-Zeiten immer noch sehr dankbar und respektvoll über diesen Unterricht geäußert. Umgekehrt soll auch Schönberg große Stücke auf Hanns Eisler gehalten haben. Mindestens zu Zeiten, als dieser noch keine Arbeiterkampflieder komponiert hat. :D:D:D


    Es gibt von Eisler aus der Zeit eine Reihe von Stücken, die in reinster Zwölftontechnik komponiert sind. Eislers "Palmström op.5" nach Texten von Christian Morgenstern verwendet sogar eine ähnliche Besetzung wie Schönbergs Pierrot lunaire (Rezitation, Flöte, Klarinette, Violine, Violoncello). Wunderbare Stücke, sollte man kennen! Ebenso die "14 Arten, den Regen zu beschreiben" und die "Zeitungsausschnitte" für Sopran und Klavier. :jubel: :jubel: :jubel:


    Roswitha Trexler ist meine liebste Eisler-Interpretin, Gisela May ist aber auch nicht schlecht.


    Gruß
    Heinz

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    Original von Klassikpianofan
    Ich weiß nicht mehr was ich zu alledem sagen soll. ?(
    Eine gute Ausbildung hat noch niemandem geschadet, wobei allerdings klar ist, daß ein Hörer die natürlich nicht haben muß.
    Ich trau mich fast nicht mehr über Schwierigkeiten beim Spielen zu posten.


    Hallo Mike,


    überall wird nur mit Wasser gekocht, und wenn sichs auch manchmal so anhören mag, daß sich hier lauter verkannte Pianistengenies tummeln:
    für meine Person kann ich eindeutig Entwarnung geben. Ich fühl mich nicht als Pianist, schon garnicht als Genie, das Klavier finde ich ein faszinierendes Instrument, für das es eine Unmenge wunderbarer Musikstücke gibt. Man kann Spaß am Spielen und Üben haben, auch wenn man kein Brendel, kein Pollini, kein Gilels und kein Perahia ist. Musik ist vom Ursprung her etwas zutiefst Menschliches. "Baue dein Hüttchen im Tal und nicht auf dem Gipfel" - dieser Satz von Heinrich Heine kommt mir immer wieder in den Sinn.


    Aufmunternde Grüße :hello:
    Heinz


    Erzähl doch mal: was übst du denn zur Zeit?

    Zitat

    reklov schrieb


    Zum Beispiel das Hazy Osterwald Sextet fand ich in den 60-70er Jahren nicht unübel, hatten immer Schwung und verbreiteten immer gute Laune.


    doppelte Verneinungen bringen immer ein gewisses Risiko mit sich


    Ich hoffe, reklov ist mir nicht böse, daß ich diesen Satz für stilblütenrelevant halte :rolleyes::hello:




    Die ganze tragische Ironie, die in dieser Aussage liegt, kann wohl nur ermessen, wer mal in einer Vorlesung erlebt hat, wie sich Prof. Kaiser, am Steinwayflügel sitzend, an der Hammerklaviersonate versucht :D :wacky: :stumm: