Zum Beitrag von musica im Operettenführer MILLÖCKER, Carl, Der arme Jonathan hierzu noch einige Informationen.
Ich habe mir dieses Jahr diese CD angeschafft:
Es handelt sich dabei um eine Aufnahme aus dem Jahre 1980 mit dem Kölner Rundfunkorchester unter Leopold Hager. Als mir bekannte Sänger(innen) sind dabei: Benno Kusche, sowie Ferry Gruber und Angelika Milster, die beiden letzteren jedoch nur in unbedeutenden Nebenrollen. Neben einer einzigen technischen Unzulänglichkeit, nämlich einem unangenehmen Hintergrundrauschen, halte ich die CD für gut. Sie hat für mich vor allem einen Vorteil, es scheint sich nämlich hierbei um die Millöcker'sche Originalversion aus dem Jahre 1890 zu handeln - auch wenn die leider nur in englisch gehaltene Beschreibung im Booklet aussagt, dass Hager wohl nicht alle überraschend modernen Instrumentationen, mit denen Millöcker den "Sound von Amerika" illustrieren wollte, wiedergibt.
musicas Inhaltsbeschreibung scheint, zumindest was den dritten Akt betrifft, bereits aus einer bearbeiteten Fassung zu stammen. Im Original zettelt Harriet einen Aufstand an, um dem ohnehin angeödeten Johann das Millionärsleben noch mehr zu verleiden. Er will nun von selber die Todesmelodie anstimmen, wird aber von Molly daran gehindert. Daraufhin gibt er freiwillig die Millionen an Vanderbildt wieder zurück, der ihm dafür eine Dauerstelle einräumt.
Mir gefällt die Operette recht gut. Es gibt zwar daraus kaum oder wenig ausgesprochene Höhepunkte wie beispielsweise im Bettelstudenten, dafür sind aber fast alle Musiknummern von einer durchweg guten bis sehr guten Qualität. Für mich gäbe es keinen Grund, die Operette bearbeiten zu müssen.
Die einschneidenste Änderung stammt von Josef Rixner aus dem Jahre 1939, der vor allem auch die Instrumentation "modernisierte", was aber heutzutage auch nicht mehr modern klingt. Eine weitere Textbearbeitung gab es 1959 von Walter Felsenstein, bei der Willy Mathes glaubte, die Partitur Millöckers glätten zu müssen. Ich für meinen Teil bevorzuge bei Oper(ette)n immer die Originalparitur.
Bei jpc fand ich noch diese CD, bei der ich aber aufgrund mangelnder Hörbeispiele nicht beurteilen kann, um welche Version es sich hierbei handelt.
Ebenso bei jpc gibt es eine CD von Gasparone, bei der als Bonus Auszüge vom "Armen Jonathan" mit drauf sind.
Anhand von Hörbeispielen konnte ich ermitteln, dass es sich dabei um die Rixner-Version von 1939 handelt, die doch sehr nach Berliner Operette klingt. Und da eine von der HAfG angebotene CD mit einer Aufnahme des NDR von 1962 dieselben Interpreten hat, sollte es sich hierbei ebenfalls um die Rixner-Version handeln. (Wie bekommt man ein Bild von der HAfG in den Beitrag?)
Ich würde es jedenfalls gut finden, wenn "Der arme Jonathan", möglichst in seiner Originalgestalt, wieder den Weg auf die Bühne zurückfinden würde.
Uwe