Beiträge von Uwe Aisenpreis


    Auf russisch: Bitte Fräulein woll'ne Se Shimmy tanzen aus "Die Bajadere" von Emmerich Kàlmàn. Interessanterweise war diese russische Aufnahme die einzige, die ich auf YouTube gefunden haben, bei der die Instrumentation verglichen mit meiner Rundfunkaufnahme original zu sein scheint.


    Uwe


    Ein viel zu selten gespieltes Terzett oder Quartett (?) aus Lehárs Graf von Luxemburg. Ich finde es als eine der lustigsten Nummern aus dieser Operette. Hier wandelt Lehár sogar auf den Spuren der komischen Oper. Leider hat er sich später mehr an der tragischen Oper ausprobiert.


    :) Uwe

    Rosen aus Florida, Operette nach Leo Fall

    Am kommenden Samstag, den 16.11.2019, sendet Deutschlandfunk Kultur ab 19.05 diese posthume Operette von Erich Wolfgang Korngold nach Fragmenten von Leo Fall.

    Zitat

    Es ist Leo Falls letzte Operette und im Grunde Korngolds erste Bearbeitung, vielleicht mehr als eine solche. Falls Musik war in der Skizze fertig, dann starb er – der Direktor des Theaters an der Wien fragte bei Korngold an und ist auf Wohlwollen gestoßen. Korngold, der mit seinen Opern komplexe Psychogramme geschaffen hatte, reizte diese raffinierte Einfachheit des Komponisten Fall – die er nach seinem Gusto aufladen konnte – Premiere der Korngold Fassung war 1929 – ein gesellschaftliches Ereignis. So konnte man in der Presse lesen: „Leo Fall hat nach seinem Tode eine seiner besten Operetten geschrieben!“

    Es geht um einen der reichsten Junggesellen Amerikas, der meint, mit Geld alles kaufen zu können – Täglich lässt er sich Rosen aus Florida einfliegen. Er heißt auch noch Goliath und frönt seinem Jet-Set-Stream und wird von listigen Frauen ausgetrickst. Am Schluss bekommt er – es ist eine Operette!!! – seine Irina und fährt in den Hafen der Ehe ein – Fazit: Rosen aus Florida zeitigen Wirkung.

    Uwe

    Zitat

    von Don_Gaiferos


    Hier kommt noch ein wenig seltenster Franz von Suppé, und bezeichnenderweise heißt die Operette "Die Unbekannte" (lieber Uwe Aisenpreis, kennst Du die?)

    "Die große Unbekannte" soll eine Umarbeitung (aus fremder Hand) der "Donna Juanita" sein. Ich habe eine CD davon aus Bulgarien. Darauf ist dieser Titel der absolut beste davon. Ansonsten ist die Musik ein Konglomerat aus allen möglichen Operetten Suppés (auch aus Donna Juanita), beinahe wahllos zusammengeschustert. Von diesem Titel habe ich nur die Strophe in "Donna Juanita" entdeckt, woraus der Refrain stammt, ist mir bis heute noch eine Unbekannte. Übrigens habe ich in meiner Jugendzeit Anton de Ritter am Badischen Staatstheater in Karlsruhe erlebt. Er war damals der Startenor des Operettenensembles (das gab es damals noch), bevor er zum Gärtnerplatz Theater München wechselte.


    :)Uwe

    Jaques Offenbach hatte gerade mal 5 Jahre sein eigenes kleines Theater, die Bouffes-Parisiens mit vielen eigenen Werken bespielt, zumeist noch Einakter und vor zwei Jahren mit seinem ersten abendfüllenden Werk Orpheus in der Unterwelt einen sensationellen Erfolg errungen, als sich ihm endlich die Möglichkeit bot, ein Werk für die Operá Comique, die sich ihm lange verweigert hatte, zu schreiben. Es sollte eine komische Oper werden nach einen Libretto von Eugèn Scribe, dem erfolgreichsten Librettisten seiner Zeit, der zahlreiche Textbücher u . a. für Auber, Rossini, Donizetti, Verdi, Meyerbeer und Halévy verfasst hatte.


    Das Stück handelt davon, dass in der indischen Stadt Lahore schon wieder ein Gouverneur vom Blitz getroffen wurde worauf der Großmogul, der die Bevölkerung verdächtigt, den Gouverneur wie schon so oft dessen Vorgänger aus dem Fester gestürzt zu haben, diese nur noch für würdig befindet, einen Hund als Gouverneur vorgesetzt zu bekommen.


    Maima, eine Blumenverkäuferin vermisst ihren Geliebten Saeb und ihren Hund Barkouf, die beide von werbenden Soldaten entführt wurden. Zum ihrem Erstaunen entdeckt sie beide im Gefolge des Großmoguls, Saeb als Soldat seiner Leibwache, Barkouf als den soeben inthronisierten Gouverneur. Da sich niemand mit dem neuen Gouverneur verständigen kann, ja alle Angst davor haben, von ihm zerfleischt zu werden, stellt der Großwesir Maima als Sekretärin des Gouverneurs ein, als er bemerkt, dass sie gut mit ihm zurechtkommt. Sie soll nun die Anweisungen, die ihr der Großwesir einflüstert, als die des Gouverneurs ausgeben und für das Volk „übersetzten“. Was Maima nicht weis ist, dass der Großwesir ihren Saeb dazu erpresst, seine hässliche Tochter zu heiraten. Als erste Amtshandlung bestätigt sie die Heiratsgenehmigung für diese Tochter, ohne zu ahnen, wer der Bräutigam ist. Als sie diesen Irrtum bemerkt, lässt sie die Genehmigung für die Tochter, den Palast verlassen zu dürfen, von Barkouf verweigern. Fortan „übersetzt“ Maima immer das Gegenteil dessen, was ihr der Großwesir einflüstert, was dazu führt, dass das Volk den milden und weisen Gouverneur bejubelt.


    Der Großwesir will Barkouf während eines Banketts vergiften. Maima hat von dem Komplott erfahren und verlangt nun vom Großwesir, dass er denselben Wein trinken solle wie der Gouverneur. Bevor es jedoch dazu kommt, trifft die Nachricht ein, dass ein Tartarenheer die Stadt belagere. Von Barkouf und Saeb angeführt, schlägt das Volk die Tartaren in die Flucht. Der Goßmogul, von einer Strafexpedition zurückgegehrt, legitimiert die Heirat Maimas mit Saeb und den vom Volk umjubelten Gouverneur Barkouf.


    Schon während der Proben zu dem Stück schritt die Zensur mehrmals ein um die Verunglimpfung von Regierenden abzumildern. Zudem hielt die Theaterleitung Scribes Libretto aufgrund der darin enthaltenen Satire nicht mehr für würdig, als opéra comique bezeichnet zu werden und stufte es als opéra bouffe „herunter“. Es ist schon interessant, wo man damals die Grenzen zog, und zwar wegen des Textes und nicht etwa wegen der Musik.


    Offenbach konnte erstmals für ein wesentlich größeres Orchester arbeiten, was er dann auch für wuchtige Elemente und effektvolle Orchesterbegleitungen nutzte. Man merkt seiner Musik schon an, dass er streckenweise zur großen Oper hin strebte mit anspruchsvollen Koloraturen und großartigen Chören. Teilweise klingt es sogar wie bei Richard Wagner, einschl. leitmotivischer Sequenzen. Aber sowohl wegen des satirischen Librettos als auch seiner eigenen Neigung konnte und wollte er aufs Persiflieren nicht verzichten, sodass auch immer wieder das „Bouffoneske“ aus seinen „Operetten“ durchblitzt. Wikepedia kann es besser formulieren als ich:


    Zitat

    Offenbach schuf mit der Partitur zu Barkouf zu einem Zeitpunkt, als seine Entwicklung zum Großmeister der opéra-bouffe noch gar nicht abzusehen war, einen operngeschichtlich einmaligen Mix aus seria- und buffa-Elementen, in dem Burleske und Drama fortwährend ineinanderspielen, in dem sich grotesk-komische Tableaus in der Nachfolge Rossinis mit den zarten lyrischen Eingebungen abwechseln.


    Quelle: Wikepedia


    Wie schon beim Orpheus wurden Offenbach nach der Urlaufführung Geschmack- und Sittenlosigkeit vorgeworfen. Aber anders als dort verhalf das dem Werk nicht zum Durchbuch, sondern es wurde nach nur acht Vorstellungen abgesetzt und nie wieder aufgeführt.


    Erst vor kurzem hat der Offenbach Herausgeber Jean-Christophe Keck die Partitur bei den Nachkommen von Jacques Offenbach wieder aufgefunden. Die erste Wiederaufführung fand in der Saison 2018/19 an der Opéra national du Rhin in Strasbourg statt, im Oktober 2019 folgte die deutsche Erstaufführung in Köln mit deutschen Dialogen und französischen Gesangstexten. Hiervon gab es einen Rundfunkmitschnitt im WDR, den ich kürzlich aufgenommen habe.


    :thumbup:Uwe

    Hier noch einige Hintergrundinformationen:


    Zitat

    Im Hotel treffen die unterschiedlichsten Menschen aufeinander. Auch im Grand-Hotel Palace in Cannes: Hier ist die aus ihrem Land vertriebene spanische Infantin Isabella samt ihrem Gefolge abgestiegen, darunter ihr Verlobter, Prinz Andreas. Auf der Suche nach neuen Filmstoffen mit echten europäischen Adligen hat es Marylou, die Tochter des Filmproduzenten Sam Makintosh, an die Côte d’Azur verschlagen. Um diese und andere Gäste kümmert sich der tollpatschige Kellner Albert, ganz besonders jedoch um die Infantin, in die er sich Hals über Kopf verknallt hat. Ein Kellner ist freilich alles andere als ein heiratsfähiger Kandidat für eine spanische Infantin, selbst wenn sich schließlich herausstellt, dass Albert in Wahrheit der Sohn des noblen Hotelbesitzers Chamoix ist. Für Marylou bietet aber Alberts unglückliche Liebe allemal einen guten Stoff für einen neuen Film – zu dem sie selbst gerne eine Affäre mit Prinz Andreas beisteuert …


    Wie bei seinem Ball im Savoy bietet Abrahams brillant orchestrierte Partitur von Märchen im Grand-Hotel einen bunten Mix aus Walzer, Tango, Jazz und ungarischem Kolorit. Die 1934 in Wien uraufgeführte Operette ist eine vergnügliche Mischung aus Hollywood, Hochadel und Hotelambiente und spielt lustvoll mit den Klischees des Genres. Clivia trifft Im Weißen Rößl auf Die lustige Witwe!

    Paul Abrahams Operette "Märchen im Grandhotel" gibt es jetzt in voller Länge auf YouTube.


    https://www.youtube.com/watch?v=iUYMZwRQ-Bc/


    Zitat


    Paul Abrahams Operette „Märchen im Grand Hotel“ erlebte ihre Uraufführung im Jahre 1934 in Wien. 84 Jahre später erklang sie zum ersten Mal in Deutschland. Die Komische Oper Berlin lud zur konzertanten Aufführung und führte damit die Abraham-Renaissance fort, die an dieser Stelle mit der legendären Aufführung von „Ball im Savoy“ ins Rollen gebracht worden war. Sie hören hier die Übertragung von Deutschlandfunk Kultur an Silvester 2017. Inzwischen hat das Staatstheater Mainz diese Operette auch szenisch auf die Bühne gebracht.

    :)Uwe

    Der Teufel auf Erden – die Rundfunkaufnahme

    Die Wiedererweckung von Suppés 1878 uraufgeführten Operette „Der Teufel auf Erden“ durch das Stadttheater Chemnitz (in Koproduktion mit der Wiener Volksoper) ist der wohl wichtigste und nachhaltigste Beitrag zum ansonsten eher bescheiden ausgefallenen Suppé Jahr anlässlich seines 200. Geburtstages. Wichtig, weil nach magerer Präsenz wieder einmal eine Suppé Operette auf einem deutschen Theaterspielplan steht (und 2020 auch in Wien, wo der Schöpfer der Wiener Operette noch seltener gespielt wird). Wichtig auch, weil, wie man so liest, das Publikum die Chemnitzer Aufführung begeistert aufgenommen hat. Zur Nachhaltigkeit zählt, dass der MDR in Koproduktion mit dem BR die Operette nach der Vorstellung im Theater Chemnitz aufgenommen hat und dass es daraus auch eine CD geben wird. Zur Nachhaltigkeit zählt hoffentlich auch, dass sich gestandene Theaterleute mal wieder intensiv mit dem Werk Suppés auseinandergesetzt haben.


    Zuvor gab es vom „Teufel auf Erden“ 2019 eine einmalige konzertante Aufführung im Brucknerhaus Linz und 2016 eine modernisierte Fassung durch das Münchner Akademietheater, bei der aber von Suppés Originalmusik nur noch wenig Substanz übrig geblieben ist. Beides ist kaum nachhaltig, ebenso wenig wie eine Rundfunkaufnahme von 1984 mit dem ORF Symphonieorchester unter Paul Angerer, von der es bis heute noch keine CD gibt.


    Während Paul Angerer noch die Originalfassung des Werkes einspielte, hat nun das Theater Chemnitz eine textliche Neufassung von Alexander Kuchinka (der auch eine der Hauptrollen übernommen hat) und eine revidierte musikalische Fassung von Jakob Brenner (der auch die Robert-Schumann-Philharmonie leitet) herausgebracht.


    Leider konnte ich die Aufführung selbst, aus persönlichen und entfernungsmäßigen Gründen, nicht erleben. Ich kann die Neufassung daher nur aufgrund der Rundfunkaufzeichnung beurteilen.

    Die textliche Neufassung

    Um es vorwegzunehmen: wie man lesen und hören konnte haben sich nach der Premiere ganze „fünf“ Besucher, die das Original kannten, gefragt, warum denn eine Neufassung des Librettos notwendig gewesen sei. Der weitaus größte Teil des Publikums zeigte sich von der so dargestellten Geschichte durchaus angetan. Nun muss man zugestehen, dass die Originalhandlung, die ganz aktuell zur Zeit der Entstehung der Operette spielt, einem heutigen Publikum nicht mehr so ohne weiteres zu vermitteln ist. Schon gar nicht mehr erschließen sich diverse Bezüge zu früheren Werken Suppés (siehe hierzu Beitrag 92). Der Bearbeiter hat versucht, über eine Zeitreise das Publikum gewissermaßen „mit der Nase darauf zu stoßen“, dass zwei Episoden in früheren Jahrhunderten spielen. Im Großen und Ganzen hat er aber das Grundgerüst der Handlung beibehalten und nur einige Details verändert (die Grundthese des Librettos lautet sinnigerweise „Der Teufel steckt im Detail“).


    Trotz Zeitreise werden in der Bearbeitung die Schauplätze der Operette nur leicht variiert. Auch die Handlung entfernt sich nicht allzu weit vom Original. Während im Original der Höllenfürst Satanas eine Rebellion niederschlagen muss, dazu aber seine drei Unterteufel Samuel, Lucifer und Beelzebub, die von einem Urlaub auf Erden noch nicht zurück sind, dortselbst suchen muss, ist es in der Bearbeitung Satan selbst, der gesucht werden muss. Ihm ist es in der überfüllten Hölle zu eng geworden, da heute jedermann danach trachtet, in die Hölle zu kommen (auch so prominente Persönlichkeiten wie Donald Trump). Auf die Suche macht sich der Höllenknecht Ruprecht, der im zweiten Akt auf den vergessenen Engel Rupert trifft, welcher ihm fortan bei der Suche behilflich ist. Aus zwei Kadetten, die aus einem Damenstift eine Stiftfräulein entführen wollen, werden zwei Handwerksburschen, die in einem Koster des 17. Jahrhunderts wertvolle Reliquen stehlen wollen. In beiden Fällen wird die Vorsteherin Aglaja als vom Teufel besessen entlarvt, im Original ist es Lucifer, der in ihr steckt, in der Bearbeitung lediglich Satans Tochter, so dass die Suche weitergehen muss.


    Aus einer Kadettenanstalt des 17. Jahrhunderts wird eine Kaserne des 18. Jahrhundert. Die beiden Kadetten bleiben Kadetten, nur jetzt in einem anderen Jahrhundert, aus einer ganzen Balletttruppe werden nur noch zwei Nichten des Kommandeurs, der in beiden Fällen ähnlich heißt, einmal Donnerkeil, einmal Donnersbach. Er wird im Original als Samuel entlarvt, in der Bearbeitung als Satan, der aber keine Lust hat, wieder in der Hölle zurückzukehren und verschwindet.


    Aus einem Balletsaal wird eine Tanzschule in der heutigen Zeit. In beiden Fällen wird ein Menuett bzw. eine Polonaise einstudiert. Die Neufassung kann dies geschickt damit begründen, dass wir Eleven bei den Proben zur Eröffnung des Opernballs beiwohnen. Die im Original durchgängigen Paare verändern im Laufe der Neufassung nur leicht ihre Namen und ihre auch im Original schon eher nebensächliche Handlung (es ging ja immer hauptsächlich darum, den Teufel in Menschengestalt zu finden), löst sich in der Neubearbeitung dadurch auf, dass nicht mehr ganz klar wird, wer es eigentlich mit wem hat. Sie hängen ständig an den Smartphones und Ruprecht, vom dem die jungen Leute keinerlei Notiz nehmen, konstatiert, dass ihre (kleinen) Teufeleien darin bestehen, dass sie selbstsüchtig nur um sich selbst kreisen. Er kommt zu dem Schluss, dass der Teufel sich auf Erden wohler fühlt als in der Hölle. Der Teufel steckt sozusagen in Jedem, er steckt im Detail. (Im Original findet Satanas den dritten Teufel Beelzebub nicht und kommt zu einem ähnlichen Schluss, nämlich dass er quasi in Jedem stecken kann).


    Für die Rundfunkaufnahme wurden vor allem die Dialoge erheblich gekürzt, dafür trat Ruprecht auch als Erzähler in Erscheinung. Zumindest in dieser Rundfunkfassung fällt auf, dass sowohl die noch verbliebenen Dialoge als auch die Erzählung sehr aufgesetzt wirken und so gut wie pointenfrei daherkommen. Schade, dass Kuchinka keine der in den Originaldialogen vorkommenden geistreichen Faust-Zitate übernommen hat. Manche Kritiker, welche die Theateraufführung besucht hatten, sprechen dann auch von „äußerst schwachen Texten“, von „Dialogen, [die] in ihren ganzen (Über)längen“ vorgetragen wurden oder „Pointen, die nicht zünden“. Es gab aber auch andere Sicht- und Hörweisen; so schreibt einer der Kritiker in Bezug auf die Figuren Ruprecht und Rupert davon, „wie köstlich deren Dialoge und Spiel“ gewesen sei.

    Die „musikalisch revidierte Fassung“

    Hier frage ich mich, woraus diese bestehen soll. Einige Anpassungen an geänderte Melodienfolgen, andere Stimmlagen, evtl. einige stärker betonte musikalische Effekte, mehr konnte ich glücklicherweise nicht heraushören. Jakob Brenner hat ja in seinen Anmerkungen auch betont, er habe nicht eine Note an der Suppé‘schen Original-Partitur ändern müssen. Die Kritik, dass die Musik im dritten Akt nicht in unsere Zeit passe, muss etwas relativiert werden. Die Titel, die Ruprecht und Rupert zu singen haben, müssen nicht zeitnah sein. Die Polonaise passt auch heutzutage noch zu einem Opernball und das spanisch akzentuierte Lied von 1878 wird als Operntitel, mit welchem die Sängerin bereits bei „Voice of Germany“ hatte punkten wollen, kaschiert. Lediglich ein Marschquartett der jungen Leute fällt dann wirklich aus der Zeit.

    Die musikalische Umsetzung

    Die Leistung der Sängerinnen und Sänger finde ich gut, teilweise besser als die der Paul Angerer-Aufnahme. Das Orchester spielt präzise, manchmal etwas trompetenlastig, was aber den Höllen- und Kadettenszenen zu gute kommt. Dass die Tempi zu getragen gespielt wurden, wie ein Kritiker bemängelte, ist mir nur gelegentlich aufgefallen.

    Fazit

    Meiner Meinung nach wäre keine komplette Neufassung des Textes mit Zeitreise und neuen bzw. anderen Figuren notwendig gewesen. Einige der aktualisierten Themen wie Missbrauch, Menschen- und Reliquienhandel hätte man auch in eine revidierte Textfassung integrieren können.


    :) Uwe

    Lieber Operus!


    Danke für die "Blumen". Nachfolgende Titel habe ich noch gefunden:

    • Tausend Blumen blühn auf jeder Wiese – Die Flucht ins Glück – Nico Dostal
    • Wenn die Georginen blühn – Rhapsodie der Liebe – Nico Dostal
    • Rose der Prärie – Die Herzogin von Chikago – Emmerich Kálmán
    • Rosen aus Taipur – Die Bajadere – Emmerich Kalman
    • Wenn die Knospen sprießen – Das Dorf ohne Glocke – Eduard Künneke
    • Geh’n wir in den Garten – Der Vizeadmiral – Karl Millöcker (Das Original zu Dunkelrote Rosen!!!)
    • Die Liebe schwebt gleich Rosendüften – Pariser Leben – Jacques Offenbach
    • Wenn die kleinen Veilchen blühen - Wenn die kleinen Veilchen blühen – Robert Stolz
    • Wo die wilde Rose erblüht- Das Spitzentuch der Königin – Johann Strauß
    • -    Konzertwalzer Rosen aus dem Süden – Johann Strauß
    • Die Rose erblüht wenn die Sonne sie küsst – Gagliostro in Wien – Johann Strauß
    • Blumen Duettino – Die Afrikareise – Franz von Suppé
    • Als dir die Welt voll Rosen hing – Der Vogelhändler – Carl Zeller
    • Als geblüht der Kirschenbaum – Der Vogelhändler- Carl Zeller

    Darf man fragen, wann der Konzertabend stattfindet? Heilbronn ist meine Vaterstadt, in der ich aber leider seit meinem 12. Lebensjahr nicht mehr wohne. Allerdings wohne ich nur 1 Fahrstunde weiter weg und falls es die Umstände zulassen, könnte ich dort mal hinfahren.


    Viele Grüße und jetzt schon viel Erfolg


    Uwe



    Leider wurde dieses Jubiläum von den meisten Rundfunkanstalten ... vergessen wenn nicht gar ignoriert.

    Glücklicherweise kann ich diese Behauptung nicht mehr aufrechterhalten. Es sind mir noch weitere Rundfunkbeiträge bekannt geworden:


    Deutschlandfunk

    Kalenderblatt - Sendung vom 18.04.2019 -200. Geburtstag Franz von Suppè Der Schöpfer der Wiener Operette


    Ö 1

    • Anklang - Sendung vom 15.04.2019 - Abseits der Leichten Muse - Zum 200. Geburtstag von Franz von Suppe - 55 min
    • Apropos Operette - Sendung vom 22.04.2019 - Franz von Suppé zum 200. Geburtstag - 55 min.

    :) Uwe


    Weitere Sendungen zum 200. Geburtstag von Franz von Suppé

    Da sind mir jetzt doch noch einige Rundfunksendung zu o.g. Anlass bekannt geworden:


    BR Heimat

    Operettenzauber - Sendung vom 20.04.2019 - „200 Jahre Franz von Suppè“ - 55 min.


    Deutschlandfunk

    Franz von Suppé-Wiener Lustspiel-Meister - Sendung vom 18.04.2019 - 45 min.


    rbb - Kulturradio

    Opernführer - Sendung vom 17.04.2019 - Franz von Suppé zum 200. Geburtstag


    radio 100,7 (Luxemburg)

    Franz von Suppé ist für den Luxemburger Sendung Komponist des Monats (April 2019).

    Dazu gab's 4 Sendungen mit folgenden Themen

    • 3. April 2019: Franz von Suppès Operetten
    • 10. April 2019: Franz von Suppès Boccaccio
    • 17. April 2019: Suppè-Ausstellung im Zeitbrücke-Museum
    • 24. April 2019: Franz von Suppès Kirchen-Musik

    Hört sich schon besser an.:thumbup:


    Uwe


    200. Geburtstag von Franz von Suppé


    Heute, am 18.04.2019 jährt sich der Geburtstag von Franz von Suppé zum 200. Mal.


    Leider wurde dieses Jubiläum von den meisten Rundfunkanstalten und vor allem von den deutschsprachigen Bühnen vergessen wenn nicht gar ignoriert.

    Hier einige Ausnahmen, die mir bekannt geworden sind:

    • Heute am 18.40.2019 ab 20.05 sendet BR Klassik das Requiem als Aufzeichnung eines Konzertes vom 22. Juli 2012 in der Abteikirche in Ebrach.
    • Bereits am 12.3. gab es beim SWR2 in der Reihe Musik Klassiker eine kurze Widmung mit dem Titel Die Geburt der Wiener Operette aus dem Geist des Volkstheaters von Stefan Frey
    • In der Rosenmontagsgala des BR Klassik am 4.3. wurden aus gegebenen Anlass drei Titel gespielt dazu gab es einen etwas verunglückten "Auftritt" des Komponisten.
    • Im Operettenboulevard des gleichen Senders vom vergangenen Sonntag (14.04.) waren immerhin 10 von 11 Titeln von Suppé.
    • Diese Woche, also vom 15.-19.4. ist innerhalb der Senderreihe Mittagsmusik (ebenfalls BR Klassik) Franz von Suppé Thema der Woche, allerdings werden dabei in jeweils 2 Stunden nur 2 Titel von Suppé gespielt, dazu ein kurzes Interview mit Stefan Frey.

    Das ist im Moment alles, was mir von deutschen Rundfunkanstalten bekannt ist. (Recherchen auf den Webseiten der Sender ergaben keine weiteren Ergebnisse).


    Auf deutschsprachigen Bühnen spielt sich mit einer Ausnahme gar nichts ab - nicht ein Mal in Wien. Den Gipfel der Ignoranz erklomm der Intendant der Volksoper Wien. Auf Nachfrage, warum denn im Suppé Jahr Benatzky auf dem Programm stehe und keine Suppé Operette antwortete er, er wisse gar nicht, wann in der Volksoper zuletzt eine Suppé Operette gespielt worden wäre, in seiner 12-jährigen Amtszeit jedenfalls nicht. Da träfe es sich gut, dass die Volksoper eine Coproduktion mit einer deutschen Bühne eingegangen sei, bei der man eine Suppé Operette vorbereite. Die Aufführung in Wien werde aber erst im nächsten Jahr stattfinden.


    Er meinte da die Produktion des "Teufel auf Erden", die am 27. April in Chemnitz uraufgeführt werden soll. Diese Produktion ist aber nicht explizit zum 200 Jahrestag angekündigt und außerdem einer vermutlich einschneidenden Neubearbeitung unterworfen. Man darf gespannt sein, inwieweit das Original vor allem musikalisch noch zu erkennen sein wird.


    Ab heute gibt es im Netz eine ausführliche Würdigung von Franz von Suppé.


    Uwe

    Tanz Signale 2019 - Zur Geburt der Wiener Operette


    Nachdem ich soeben noch meinen Frust abgeladen hatte, fand ich plötzlich auch wieder Erfreuliches:


    Vom Donnerstag 14. bis Sonntag 17. März 2019 finden in Wien die vom Wiener Institut für Strauss-Forschung (WISF) alljährlich veranstalteten Tanz-Signale statt. Diesjähriges Thema ist aus Anlass der 200-jährigen Geburtstage von Jacques Offenbach und Franz von Suppe: „Zur Geburt der Wiener Operette“. Und hier scheint laut Programmankündigung Franz von Suppé ein gebührender Platz eingeräumt worden zu sein. Neben Themen wie

    • Johann Strauss’ frühe Operetten und die Wiener Sehnsucht nach dem Eigenen

    welches darauf abzielt, das sich die Wiener nach zunächst freudig aufgenommenen französischen Importen nach einem eigenen Wiener Stil gesehnt hatten, finden sich u.a. auch diese Themen:

    • Würdigung der 200. Geburtstage von Jacques Offenbach und Franz von Suppè
    • Was blieb übrig? – Zur Rezeption der Operetten von Offenbach, Suppè und Strauss
    • Die Geburt der Wiener Operette: Musikalische und historische Wurzeln (…Anlässlich seines 200. Geburtstags wird das Programm dem Operettenkomponisten Franz von Suppè (1819 – 1895) musikalischen Tribut zollen.)
    • Offenbach, Suppè und der Beginn der Wiener Operette (Ausstellungsthema)
    • Franz von Suppè – Frivolität und Kyriefuge
    • Fatinitza: Travestie im Kriegsgewirr – Anlässlich des 200. Geburtstages von Franz von Suppè

    Das komplette Programm findet sich hier.


    :) Uwe

    Hallo Wega,


    die alte Aufnahme von HAFG ist für mich keine Würdigung. HAFG veröffentlicht nur alte Aufnahmen, bei denen sie sich die Urheberrechte sparen können. Die von Dir genannte CD stammt aus einer Verfilmung der Operette von 1966. Und wie bei Verfilmungen so üblich hat das nicht mehr viel mit dem Original zu tun. Diesen Film gibt es auch ausschnittsweise auf YouTube, hier ein Beispiel:



    In diesem Beispiel stammt das zweite Lied gar nicht aus Boccaccio, sondern aus Suppés letzter Operette Die Jagd nach dem Glück. Der gleiche Titel ist auch schon mal in der Banditenstreiche-Neubearbeitung verwendet worden.


    Eine echte Würdigung wäre für mich ein spezielles Konzert aus dem gegebenen Anlass auf Bühne oder im Rundfunk oder besser noch eine Ausgrabung einer seiner vielen vergessenen Operetten, wie man es von Offenbach zur Zeit landauf landab macht. Die Afrikareise z. B. musste ausgerechnet ein englisches Amateurorchester wieder mal (konzertant) aufführen und unter uns gesagt, das Ergebnis war so bescheiden, dass man die Qualität der Operette nur erahnen kann. Niemand aber hat sich zum Beispiel auf eine wenigstens konzertante Aufführung der Donna Juanita gekümmert, oder Gascogner, Bellmann, Die Jagd nach dem Glück. Oder um seine frühen Werke, z. T. ein- bis zweiaktig, als da wären Das Pensionat (ein herrliches Erstlingswerk), Flotte Bursche, Zehn Mädchen und kein Mann, Leichte Kavallerie u.v.m.


    Mögen manche dieser Werke auch gewisse Schwächen (hautsächlich im Textbuch) haben, von Johann Strauß hat man schon höheren Blödsinn wieder aufgeführt oder wenigstens als Gesamtaufnahme herausgebracht, ich nenne da nur Cagliostro in Wien, Der lustige Krieg, Simplicius, Fürstin Ninettta, Jakubo oder das Apfelfest, Die Göttin der Vernunft. Und auch von Offenbach wurden Werke für wieder aufführbar geachtet, vor denen sich einige der von mir genannten Suppé Operetten nicht verstecken müssen (z.B. Coscoletto, Fantasio). Es ist sonst nicht meine Art, einen Komponisten gegen andere auszuspielen, aber ich habe mich über diese Ignoranz so geärgert, dass einmal Ross und Reiter genannt werden sollten.


    Uwe

    Beschämende Würdigung von Franz von Suppés 200. Geburtstag durch BR Klassik

    In der Sendung "Operetten-Boulevard" des BR Klassik vom 25.2. beklagte Moderator und Operettenforscher Stefan Frey, dass es eine Schande sei, dass man in deutschsprachigen Theatern nicht auf Suppés 200. Geburtstag reagiere. Er versprach dabei, dass der BR Klassik in seiner Rosemontagsgala Suppé nicht vergessen werde.


    Die Rosenmontagsgala dieses Senders ist zum einen eine Faschings-Gala, zum anderen wird darin der "Frosch des Jahres", eine Auszeichnung für mutige oder außergewöhnliche Operetteninszenierungen, vergeben. Es war mir klar, dass in einem solchen Rahmen eine Würdigung nicht sehr großartig ausfallen kann. Es wurden zunächst drei Titel von Suppé live gespielt: Ouvertüre zur Leichten Kavallerie, eine Romanze aus Leichter Kavallerie und "Florenz hat schöne Frauen" aus Boccaccio. Was dann aber folgte, war der Gipfel. Es trat Franz von Suppé selbst auf und spielte die beleidigte Leberwurst. Er beklagte (zu Recht) dass man ihn nicht ausreichend würdige und machte (zu Unrecht) die nachfolgend gespielten Titel von Offenbach herunter. Kurz vor der Pause wurde er dann von den Moderatoren unter einem Vorwand von der Bühne gelotst, damit er nicht auch noch die jetzt folgenden Titel aus der Fledermaus madig mache. Vergeblich wartete ich im Laufe der Sendung auf eine "Wiedergutmachung", aber es folgte kein weiterer Titel von Suppe mehr.


    Statt einer Würdigung hat man einen zu Unrecht vergessenen Komponisten als eitle, missgünstige Figur dargestellt und somit der Lächerlichkeit preisgegeben.


    :thumbdown::thumbdown::thumbdown: Uwe

    Schon öfters wurde hier im Operettenforum die Frage diskutiert, ob denn heutzutage noch Operetten geschrieben werden. Ja, tatsächlich passiert das noch gelegentlich, meistens aber auf „Provinzbühnen“ und ohne weiteren Nachhall. Jetzt hat aber das Münchner Gärtnerplatztheater eine neue Operette herausgebracht, die daran etwas ändern könnte. Es handelt sich hierbei um ein Auftragswerk dieses Theaters und benutzt als Vorlage Erich Kästners Roman „Drei Männer im Schnee“ aus dem Jahr 1934. Wieso die Autoren ausgerechnet auf diesen Stoff gekommen sind, bleibt trotz einiger Erklärungsversuche im nachfolgend angezeigten Trailer etwas unklar, tut aber auch nichts zu Sache.


    https://www.youtube.com/watch?v=8p45TSb8O5A


    Kästner hat bereits im Jahr des Erscheinens seines Romans auch ein Theaterstück gleichen Titels unter einem Pseudonym herausgebracht, da er von den Nazis bereits Schreibverbot hatte. Er soll noch zu Lebzeiten versucht haben, aus seinem Roman ein Singspiel oder eine Operette zu machen, was ihm aber nicht geglückt sei.

    Die Autoren der neuen Operette haben sich in vielerlei Hinsicht am Weißen Rössl orientiert. Das fängt schon damit an, dass sich wie dort vier Komponisten ans Werk gemacht haben. Die vier Komponisten, von denen ich bisher keinen gekannt hatte, sind:


    · Thomas Pigur, kommt vom Kabarett und hat auch das Buch und die Liedertexte verfasst

    · Benedikt Eichhorn, kommt ebenfalls vom Kabarett

    · Christoph Israel, kommt von der Klassik und ist Pianist bei Max Raabe

    · Konrad Koselleck kommt vom Jazz und zeichnet auch für die Instrumentierung verantwortlich.


    Da das Stück wie auch das Weiße Rößl hauptsächlich in den Alpen spielt, gibt es auch eine Alpen-Musik, ja sogar ein Wiener Lied kommt vor. Und da beide, Roman und Weißes Rößl in den 30er Jahren entstanden sind, sollte die Musik auch klingen wie in den 30er Jahre. So finden sich viele Stilrichtungen aus jener Zeit, so den Ufa-Sound der 30er, einen frühen Duke Ellington, Jazz-Elemente und zuweilen klingt es auch wie Brecht-Weill.


    Da gibt es herrliche, auch komische Nummern wie etwa das „Zahra Leander“ Chanson „Ich pass mich an“, einen Verführungs-Tango bei welchem das „Ein Nein ist ein Nein“ vom Mann kommt, ein außergewöhnliches Liebes Duett ganz ohne Sentimentalität, hitverdächtige Alpennummern wie „Skifahr’n im Schnee“, „Fragen wir doch den Wolkenstein“ oder die Titelmelodie „Drei Männer im Schnee“ und sogar einen homoerotischen Tango, ohne jedoch in Peinlichkeit oder abwertende Parodie zu verfallen.


    Einer der Komponisten sagte im oben angezeigten Trailer:

    Zitat

    Eine gute Operette erkennt man dadurch, dass Leute, wenn sie sie zum ersten Mal gehört oder gesehen haben, pfeifend und singend mit diesen Melodien aus der Operette herausgehen.

    Und das ist, wie ich finde, den Komponisten zu 100 Prozent gelungen.


    Mit Revue Operetten kenne ich mich nicht so gut aus. Ich habe bisher nur zwei gesehen: Das weiße Rössel aus Mörbisch und Ball im Savoy in der Inszenierung von Barrie Kosky. Drei Männer im Schnee habe ich nur im Radio gehört und mitgeschnitten und so entging mir naturgemäß das Revuehafte. Aber die Musik zu dieser neuen Operette ist gut genug, dass sie auch ohne eine opulente Bühneninszenierung wirkt.


    Das einzige, was mich an der Musik gelegentlich etwas nervt, ist die Big-Band-lastige Instrumentation (das Orchester des Gärtnerplatztheaters wird durch Zither-Spieler, Banjo und Saxophon ergänzt), die für meinen Geschmack etwas zu oft in den Vordergrund tritt, was nicht heißt, dass dies anderen Leuten nicht gefällt. Dass es allerdings von dieser Operette in naher Zukunft überall einzelne Hits zu hören gibt, wage ich zu bezweifeln. Die übrigens sehr guten und intelligenten Liedtexte von Thomas Pigor sind zu direkt mit dem Bühnengeschehen verknüpft, so dass es auch hitverdächtigen Nummern schwer fallen dürfte, ein Eigenleben zu führen. Aber das tut der Operette keinen Abbruch und ich gehe sehr wohl davon aus, dass diese neue Schöpfung bald überall nachgespielt werden wird.


    Hier noch einige Links mit Kritiken zu dieser Uraufführung:


    https://www.merkur.de/kultur/u…latztheater-11672644.html

    http://prevalent-digest.de/dre…esterparty-zum-jahr-1933/

    https://www.deutschlandfunkkul…ml?dram:article_id=439894


    :jubel:Uwe

    Nachtrag zu Weills Firebrand of Florence

    Ich hatte mir in obigem Beitrag eine Inhaltsbeschreibung gespart, zumal ich das Werk ja nicht weiterempfehlen mochte. Nun bin ich zufällig auf nachfolgende Kritik aus dem Jahr 2000 gestoßen, welche den Inhalt zumindest in Ansätzen wiedergibt.


    Ebenso zufällig habe ich entdeckt, das es über diesen Benvenuto Cellini auch eine Oper von Hector Berlioz gibt. In der Oper ist es der Papst, der Bellini begnadigt, falls er bis zu einen gewissen Zeitpunkt die Statue des Perseus anfertigt, in Weills Stück der Herzog von Florence, der Aufschub von der Hinrichtung gewährt, weil eine für ihn bestimmte Statue noch nicht fertig ist.

    :) Uwe

    Kurt Weill - The Firebrand of Florence


    Auch Kurt Weills zweite Operette konnte mich nicht überzeugen. Das Booklet der sehr aufwendig gestalteten CD-Box schildert bereits einige Gründe, die zum Scheitern dieses Werkes führen mussten. Fernziel Weills war es, eine Broadway Oper zu schreiben. Nachdem er schon einige Musical im gängigen Broadway-Stil geschrieben hatte, schwebte ihm im Weg dahin wieder mal eine Operette vor, und zwar, wie schon zuvor beim Kuhhandel im Stile Offenbachs. Zusammen mit Ira Gershwin und Edwin Justus Mayer, mit denen er zuvor schon bei einem Musical-Projekt zusammengearbeitetet hatte, wählte er Mayers erstes Bühnenstück „The Firebrand“, mit dem dieser 1924 auf dem Broadway Furore gemacht hatte zur Bearbeitung in eine Operette. Leider musste er dann feststellen, dass Mayer viele Dialoge Wort für Wort aus seinem Bühnenstück übernahm, was Weill daran hinderte, seine ursprüngliche Vorstellung, „Dramatik durch lange, durchkomponierte Passagen zu schaffen“, konsequent umzusetzen. Lediglich in der Eingangsszene, die völlig neu von Ira Gershwin getextet wurde, konnte er dies in einer fast 20-minütigen Introduktion verwirklichen. Und trotz der Länge gehört diese Passage noch zu den gelungensten des ganzen Werkes und enthält auch gleich zwei Hauptschlager der Operette: "Come to Paris“ und „Life, Love and Laughter“, die im weiteren Verlauf noch öfter wiederholt werden.


    Das Booklet nennt drei Passagen der Operette, die etwa vierzig Prozent der gesamten Partitur mit fast durchlaufender Musik enthalten. Ohne das „fast“ trifft das nur auf die Eröffnungsszene zu. Das Finale des ersten Aktes bringt mit einer Dauer von ca. 12 Minuten viele Reminiszenzen. Das wäre an sich noch nicht kritikwürdig; auch die Finale vor allem der sog. Silbernen Operettenära strotzen nur so von Wiederholungen. Aber dieses wird ständig von Dialogen unterbrochen; es ist Weil also nicht gelungen, das ganze Finale musikalisch zu gestalten. Und das gleiche gilt für die dritte der genannten Passagen, die Verhandlungsszene. Diese Szene wollte Weill als eigentliches Finale gestalten, ebenfalls wieder durchkomponiert wie die Eröffnungsszene und ohne Happy End, womit er sich in die Gefilden von Lehárs Spätwerke begeben hätte. Aber die Produzenten wollten ein Happy End, das in Paris spielte und so musste Weill seine Pläne für ein richtiges Operettenfinale fallen lassen. Stattdessen geriet die Verhandlungsszene zu einer Aneinanderreihung einzelner Musiktitel, die durch Dialoge verbunden sind.


    Schon im Ansatz musste Weill sein Ziel, eine Operette auf dem Weg zur Broadway Oper zu schreiben, aufgrund seiner Mitstreiter verfehlen. Er selbst schreibt, man habe beschlossen, (nur) einen Teil auf richtigen Opernstil zu trimmen, ohne jeden Versuch, amerikanische Populärsongs zu schreiben. Diese opernhafte Musik sollte sich nur auf die beiden Hauptpersonen beschränken, alles andere sollte im Komödienstil bleiben.


    Generell entdecke ich nur wenig Opernhaftes in Weills Musik und seltsamerweise enthält ja die opernhafteste Szene, die Introduktion, nun gerade doch und glücklicherweise zwei populäre Songs. Weills Musik ist völlig anders als zu seiner europäischen Zeit, wie etwa im Kuhhandel und entspricht weitgehend der standardmmäßigen musikalischen Komödie des Broadways. Für meinen Geschmack ist vieles sogar recht durchschnittlich bis langweilig. Aus einer Verbindung von Opernhaftem mit dem Stil des amerikanischen Musicals wird so schnell keine Operette und schon gar keine in der Qualität eines Offenbach.


    :( Uwe

    Drei Männer im Schnee - Weltpremiere einer nigel-nagel-neuen Operette im Gärtnerplatztheater München

    Heute findet um 19.30 im Gärtnerplatztheater München die Welturaufführung einer neuen Operette "Drei Männer im Schnee" statt. Das Libretto nach einem Roman von Erich Kästner (der auch mit Paul Dahlke verfilmt worden war) stammt von Thomas Pigor. Für die Musik brauchte es gleich vier Komponisten: Konrad Koselleck, Christoph Israel, Benedikt Eichhorn und Thomas Pigor. (Einer alleine schafft es heutzutage wohl nicht mehr?)


    Man darf gespannt sein, ob dieses Werk es schafft, der Operette wieder eine Zukunft zu geben!


    Die Uraufführung wird ab 19.00 im BR Klassik live übertragen.


    :)Uwe

    Dichter und Bauer - ein Schmarren


    1901 schrieb Georg Kruse (Pseudonym: F. Silesius) für Berlin ein neues Libretto mit zusätzlicher Verwendung von anderen Melodien Suppés. 1936 wurde in Bremen eine musikalische Neufassung von Franz Werther mit dem Text von Gustav Quedenfeldt und Eugen Rex aufgeführt. Für eine Produktion des Bayerischen Rundfunks - unter Werner Schmidt-Boelcke - haben Ludwig Bender (Text) und August Peter Waldenmeier (Musik) 1952 wieder eine neue Bearbeitung geschaffen. Und schließlich gab es 1986 in Nürnberg eine Inszenierung, für die der Tenor Kurt Huemer auch ein neues Libretto schrieb; die Musik bearbeitete Edgar Bredow. Da ich die Linzer Aufnahme nicht kenne, weiß ich auch nicht, welche der Fassungen (vor 1986) hier verwendet wurde; die Version der UA von 1846 oder die 'Bremer Fassung' von 1936 - wie vom 'Hamburger Archiv' angegeben - ist es jedenfalls nicht, da die Rollen nicht überein stimmen.


    Viele Grüße!


    Carlo


    Ich habe mir die CD von HAfG inzwischen besorgt. In der Tat ist es schwierig, herauszufinden, um welche Version es sich handelt. Dass die Angabe im Booklet falsch ist, kann ich ebenfalls bestätigen. Ich habe zufällig im Internet eine Inhaltsangabe der Quedenfeldt-Bearbeitung von 1936 gefunden, und die hat eine ganz andere Handlung. Da Kurt Huemer selbst eine Rolle in der hier vorliegenden Fassung übernommen hat, sollte man ja annehmen, dass es sich hier um seine eigene Bearbeitung aus dem Jahr 1986 (lt. Angabe in Rosers Biographie) handelt. Die Aufnahme der CD stammt aber lt. Booklet aus dem Jahre 1969. Möglich, dass eine der beiden Jahreszahlen falsch angegeben ist.


    Die Version von 1901 kann man ausschließen, denn die verwendet (wiederum lt. Biographie Roser) die gleichen Namen für die beiden Hauptpersonen wie das originale Volksstück. Dass es sich dann letztlich um die Bearbeitung durch Bender/Waldenmaier aus den 50er Jahren handelt, kann ich mir nicht vorstellen. Denn diese beiden Bearbeiter haben auch aus dem ursprünglichen Einakter „Banditenstreiche“ einen Neubearbeitung in 3 Akten gemacht, dabei die ursprüngliche Handlung beibehalten und lediglich etwas erweitert und vor allem die Musik so stilecht aus anderen Werken Suppés ergänzt, dass der Eindruck einer originalen Suppé-Operette entsteht. Und dies kann man von dieser Dichter und Bauer-Bearbeitung ganz und gar nicht behaupten. Da wurden ziemlich wahllos irgendwelche Versatzstücke, im 1. Akt fast ausschließlich aus seinen bekannten Ouvertüren, zusammengeschustert (anders kann man dies nicht ausdrücken). Im 2. Und 3. Akt finden sich dann noch einige Ausschnitte aus Fatinitza und Donna Juanita und sogar ein (zwar meist gestrichenes) Couplet aus Boccaccio fand Verwendung. Alles wurde so 08/15-mäßig neu instrumentiert, dass auf keinen Fall mehr der originale Charakter der Stücke zu erkennen ist. Tiefpunkt der auch handwerklich schwachen Leistung ist die Verwendung der „Orchesterexplosion“ aus der Dichter und Bauer-Ouvertüre in einer dramatischen Szene, die man aber nicht durchgängig musikalisch gestalten konnte sondern die immer wieder durch Dialoge unterbrochen wird.


    Auch die Handlung, die ich hier gar nicht wiedergeben will, hat nichts mit dem Original zu tun und ist eigentlich nur ein großer Schmarren.


    :( Uwe

    Zuerst war ich etwas "erschlagen" von dem vielen Klamauk -gut, man hätte es auch noch sehen statt nur hören müssen-...

    Dieses kleine Stück entstand noch bevor Offenbach sein eigenes Theater eröffnete und wurde 1855 im Theater Folies-Nouvelles, dem Theater seines Vorgängers Hervé 1855 uraufgeführt. Hervé selbst übernahm die Rolle der Oyayaye– also damals schon ein Mann in der Frauenrolle. Diese Groteske, wie man den Klamauk auch bezeichnend könnte, passte genau zu der Art Stücke, die Hervé in seinem Theater aufführte und sollte auch ein Markenzeichen für Offenbachs zukünftige Einakter werden, die er dann in seinem eigenen Theater aufgeführt hatte.  Ein weiteres Beispiel für solche Grotesken ist das auch hier im Forum schon besprochene Stück Ba-ta-clan. Allerdings gab es auch eher biedere oder romantische Stücke wie etwa „Die Verlobung bei der Laterne.“


    Den Rest des Konzerts habe ich mir, mit Ausnahme der Ouvertüre zur den Rheinnixen noch nicht angehört. Von der war ich etwas enttäuscht; sie enthält ja nur die bekannte Barkarole, die er in Hoffmanns Erzählungen wieder verwendete, ein kurzes Zwischenspiel und dann wieder die Barkarole. Eine typisch kurze Offenbach Ouvertüre also; er selbst stand ja auf dem Standpunkt, Ouvertüren seien nur Zeitverschwendung. (Die berühmte Orpheus-Ouvertüre hat ja der Wiener Karl Binder erstellt). Hier stand er ganz im Gegensatz zu einem seiner Nachahmer, Franz von Suppé.


    :)Uwe