Beiträge von tom

    Wie hat doch Peter Stein durchaus treffend geäußert:


    Zitat

    Heute hätten die Schauspieler "doch Angst, dass sie mit Scheiße beschmiert werden oder an der Rampe eine halbe Stunde lang wichsen müssen". Er sage den jungen Regisseuren immer wieder: "Seid vorsichtig, wenn das unkonventionelle Theater, das Schönste was es gibt, zur Konvention wird, seid ihr in einer Falle. Da kommt ihr nicht mehr raus, ihr könnt dann nur noch länger wichsen."

    Damit sage ich nichts allgemein gegen Katsaris, sondern nur gegen sein Bach-Spiel. Dass er im Bereich des romantischen und spätromantischen Repertoires Verdienste hat, ist unbestritten.



    Kats. Solospiel, was Bach anbetrifft, vermag ich nicht zu beurteilen. Seine Konzerteinspielungen mit Janos Rolla (1052, 1054, 1056 1057), immerhin auch Bach, erscheinen mir jedoch alles andere als uninspiriert, nämlich ausnehmend spielfreudig, wie ich vor einigen Jahren bereits im Kats-Tread mitgeteilt habe.

    Konstantin Scherbakov, Diabelli-Variationen u.a., aufgenommen 1998.


    Was der in der Schweiz lebende Sibirier hier abgeliefert hat, habe ich nie so grimmig, bodenständig aber auch funkelnd, launisch, die von Beethoven ausgeklügelten Strukturen aufspürend, zu hören bekommen. Die CD ist im low-budget-Bereich angesiedelt, erstaunlich eigentlich, denn nicht nur die Interpretation überzeugt mich, sondern auch das Klangbild, das überaus kernig und direkt daherkommt.


    Von Thomas zu Thomas:


    Vielen Dank für Deine allles andere als "unzureichenden" Höreindrücke. Den Zyklus habe ich mir gestern bei Saturn in H für schlappe 18,99 EUR abgegriffen. Tat mr irgendwie leid, dass die Box in der wenig gut sortierten Klassikabteilung zwischen Bach und Beethoven ein wenig unmotiviert herumstand.

    Zwar kein fiktionales Hörbuch aber dafür Zeitgeschichte aus erster Hand.




    Rund 100 Stunden Zeugenaussagen (Auswahl) von Tätern und Opfern als mp3 sind auf der DVD enthalten. Allein die Urteilsbegründung nimmt 10 Stunden in Anspruch. Daneben wird die vollständige Verhandlungsniederschrift nebst Beweismitteln, wie Höß`Ausschwitzerinnerungen oder Buchheims ua Gutachten "Anatomie des SS-Staats" und vieles mehr geboten (bei 2001 für rd. 10 EUR erhältlich).

    Zitat

    Original von Gustav
    Das Nervöse, das Mechanische, eben die "Nähmaschine" kommt noch besser zum Ausdruck als 2008.


    Das sollte man - jedenfalls ich - angesichts von A`s und G`s Spielkunst besser nicht mt einer Nähmaschine in Verbindung bringen (Grund s.o.). Die N. ist m.E. eben doch eher instrumenten- als werkbezigen, weshalb ich den Titel dieses Treads etwas - aber nur etwas - unglücklich finde.


    Liebe Güße


    t

    Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Wahrscheinlich kenne ich die "Nähmaschine" nicht.


    Wenn Du mal Nähmaschinensound in Vollendung hören möchtest, lieber KSM, dann halt mal nach den Einspielungen des WTK I und II von Hans Pischner Ausschau. Freundlich formuliert, nicht gerade das, was man als Referenzaufnahme bezeichnen würde. Nähmaschinensound steht für mich aiuch weniger für das irrwitzige Tempo der Wiedergabe, sondern vielmehr für einen außerordentlich unnatürlichen mechanischen, techniisierten Cembaloklang, was man vielfach Instrumenten moderner Bauart angedichtet hat

    Ich habe das durchaus nicht negativ gemeint - im Gegeteil. Wenn jemand wie Gilels im Jahr 1984 auf ein langes und erfolgreiches Pianistenleben zurückblicken kann und dann den Mut aufbringt diese Soante in der Weise zu spielen, wie er sie spielt, finde ich das außerordentlich bemerkenswert. Ich bilde mir ein, daß man zu eine solchen Spielweise am ehesten dann befähigt ist, wenn man im Alter aus einem reichen Fundus pianistischer Erfahrung gepaart mit pianistischem Können schöpfen kann. Diese Spielweise erinnert mich im übrigen an den späten Serkin, insbesondere an dessen Liveaaufnahme von op. 109 - 111 (geradezu ungestüm), erschienen bei DG ende der 80 er Jahre. Vielleicht spukte aber auch ein Hinweis aus dem Begleitheftchen in meinem Kopf herum, wonach Gilels zum Zeitpunkt der Aufnahme in Locarno sehr krank gewesen sein soll. Vielleicht sollte man das Thema Altersaufnahmen großer Pianisten an anderer Stelle einmal aufnahmen. Aus meiner Sicht wäre da jedenfalls sehr interessant.

    Besten Dank für die lehrreichen Hinweise. Bei der Suche nach Aufnahmen dieser Sonate in meinem Bestand bin ich auf Gilels Locarno Einspielung vom 25.09.1984 (erschienen bei Ermitage) gestoßen. Der spürbar gealterte Gilels spielt diese Sonate offenbar mit einem außerordentlich ausgegrägten Willen zum Ausdruck, der mich schlicht entzückt. Hier wird im positiven Sinne auf nichts Rücksicht genommen. Gelegentliche Verhaspler sind deutlich hörbar, stören mich aber für mein Empfinden bei der Aufnahme des Werks nicht im Geringsten.
    ....Beglückend!

    Im "Biographisch-Bibligraphischen Kirchenlexikon" bekommt man u.a. zu lesen:


    "WERNER, Fritz, dt. Chorleiter, evang. Kirchenmusikdirektor, Dirigent, Organist und Komponist, * 15. Dezember 1898 in Berlin, † 22. Dezember 1977 in Heilbronn. 1920-35 Studium an der Berliner Akademie für Kirchen- und Schulmusik, an der Berliner Universität und an der Preußischen Akademie der Künste bei Wolfgang Reimann, Arthur Egidi, Fritz Heitmann (Tonsatz, Orgel), Richard Münnich (Harmonielehre, Kontrapunkt), Kurt Schubert (Klavier), Max Seiffert, Johannes Wolf (Stilkunde, Musikgeschichte), Richard Hagel (Orchesterleitung), Carl Stumpf (Tonpsychologie) und Georg Schumann (Komposition), 1935 Organist und Schulmusiker in Potsdam-Babelsberg (Bethlehemskirche), 1935 Mendelssohn-Preis, 1936-38 Organist und Kantor an der St. Nikolaikirche Potsdam, 1938 Kirchenmusikdirektor, 1939 Organist an der Garnisonskirche Potsdam, ab 1939 Musikdirektor bei Radio Paris, 1946-64 Organist und Chorleiter an der Kilianskirche Heilbronn, 1947-73 Gründer und Leiter des Heinrich-Schütz-Chores Heilbronn [...]".


    Wenn also Werner seine musikaliisch/diskographischen Bachsporen der Tatsache zu verdanken hat, daß sich ein französisches Plattenlabel (Erato) seiner angenommen hat, so mag dies herrühren aus seiner Zeit als Musikdirektor bei Radio Paris in dem Zeitraum zwischen 1939 und 1945. Offenbar war er imstande Kontakte aus dieser Zeit nach 1945, was auch immer man davon halten mag, nutzbringend für sich zu verwenden.


    Zwei Doppel-Cd-Boxen der Fa. Erato I (7, 11, 30, 68, 104) und II (4, 21, 90, 140, 147) führen bei mir seit rund 10 Jahren ein Schattendasein. Wenn Werner in der 60er Jahren durch seine Kantatenespielungen einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hat, mag das damit zusammenhängen, daß zu jener Zeit die regelmäßige Produktion dieser Kirchenmusikwerke noch in den Kinderschuhen steckte, Fritz Werner insoweit eine Marktnische für sich entdeckt hat. Und um ganz ehrlich zu sein, ich bin mir heute noch nicht im klaren darüber, welche besonderen Spuren Fritz Werner im Vergleich zu Interpreten, wie Richter, Harnocourt/Leonhardt, Koopman und andeen hinterlassen hat. Vielleicht können unsere Tamino-Werner-Experten dazu mehr beitragen, falls es solche geben sollte.

    Zitat

    Original von Cameratavocale
    Hallo,


    auch dieses Jahr steht wieder ein Weihnachten vor der Tür.
    Zu empfehlen für einen Projektchor ist auch von H.Purcell : Hodie, Christus natus est.


    Viele Grüße,
    Andrea


    Jetzt gilt es doch wohl zunächst einmal diese Affenhitze zu überleben. Danach können wir uns ggf über Weihnachten unterhalten. Ach ja, Willkommen im Club. :D

    Zitat

    Original von musikwanderer
    Mendelssohn (davon gibt es ja wohl nur eine CD zu füllen, wenn mich nicht alles täuscht),


    Nun, Stafan Johannes Bleicher hat immerhin drei CDs befüllt mit immerhin rund 220 Min. Spielzeit. Sei`s drum.


    :yes:



    Hi,


    der Tip ist Gold wert. Ich habe in diesem Forum schon desöfteren auf die Schmöker von Leopold Perutz aufmerksam gemacht, dessen Werk zwischen 33 und 45 im deutschsprachigen Raum verboten war und dessen hartnäckige Weigerung irgendwelche autobiographischen Mitteilungen zu machen oder gar Interviews zu geben nicht gerade dazu beigetragen hat, daß sich die Literatukritik und damit die Öffentlichkeit nach 45 seinem Werk angenommen hätte. Seit den 80ern erscheinen seine Bücher erfreulicherweise jedoch wieder, ursprünglich bei Zsolney, dann Rowohlt und nun offenbar auch bei dtv.


    Gruß



    Harnoncourt hat recht, wenn er nunmehr von der völligen Relativität des Musizierens spricht. Es geht eben nicht darum auch nur annährungsweise eine authentische Aufführung im Sinne des Komponisten hinzubekommen, sondern darum die Wiedergabe möglicht lebendig und für den Hörer verständlich zu gestalten. Insoweit ist der frühe Harnoncourt kaum noch mit dem Harnoncourt unserer Tage vergleichbar. Und das ist auch gut so.

    Zitat


    Nun bei der Aufnahme mit Nikolayeva steht die Melodie im Vordergrund,so empfinde ich es jedenfalls.Schon die Aria ist ein Lied(ohne Worte),Gould summt zwar mit,aber Nikolayeva "singt".Bei einigen anderen Einspielungen habe ich den Eindruck,es werden zwar die richtigen Noten getroffen,aber es bleibt inhaltslos.



    Nun, TN kenne ich bisang nur von einer ORFEO-Aufnahme eines Klavierabends vom 18.08.1987 und von ihrer 2. oder 3. Aufnahme des WTK 1 und 2 aus 1984. Gerade die WTK Aufnahme zeichnet sich mE gerade dadurch aus, daß TN eher dazu neigt die Präludien und Fugen nicht gefühlvoll zu "singen", sondern vielmehr in Yudina-Manier herunterzuhämmern. Ich will dieser Künstlerin aber zugute halten, daß möglicherweise auch die Aufnahmetechnik seinerzeit einen gewissen Anteil daran hatte, daß ich sehr erschrocken war, als ich das zum ersten Mal gehört habe. Jedenfalls freut es mich zu hören, daß TN offenbar auch ganz anders spielen konnte, wenn ich auch gestehen muß, daß ich den ZUsammenhang zwischen der Aria aus Bachs Goldbergvariationen und Mendelssohns Liedern ohne Worte nicht ganz nachvollziehen kann.


    Beste Grüße aus der Nähe des Steinhuder Meeres


    Wenn "voll Stoff" heißen soll, daß Chailly die Matthäuspassion mit sportivem Tempo durchlaufen läßt, neige ich dazu, ohne die Aufnahme zu kennen, daß einiges dafür spricht, daß man wohl eher darauf verzichten kann. Die vergangenen Jahrzehnte haben gezeigt, daß diesem Werk immer schnellere Tempi angelegt worden sind. Gardiner schafft den Eingangschor in 6:59 Minunten, während Klemperer 27 Jahre zuvor noch 11:28 Minuten brauchte. ME wirken die "Immer-schneller-Aufnahmen" zu gekonnt, zu steril. Wo bleibt der Mut zu den langsamen Tempi? Kontemplation findet nur an der Oberfläche statt. Vor einigen Jahren hat mal jemand in einer Rezension sehr treffend, wie ich finde, behauptet (ich glaube es handelte sich um die Gardineraufnahme, 1988 ), daß sich seiner Auffassung nach in dieser und in ähnlich temporeichen Aufnahmen eine "emotionale Distanz" wiederspiegele, was, so finde ich jedenfalls, gerade diesem Werk sehr schadet.


    Das ist hier die Frage, nämlich welches Instrument der Prager Organist Jaroslav Tuma (das o über dem u bekomme ich leider nicht hin) denn wohl verwendet haben könnte, oder vielleicht doch beide? Dafür könne sprechen, jedenfalls wäre das wünschenswert und würde die Aufnahme richtig interessant machen, daß er die eher motorischen Variationen auf dem Cembalo und die eher besinnlich/intimen Veränderungen auf dem Clavichord eingespielt hätte. Danke für den Tip. Die Aufnahme werde ich mir zulegen, zumal, wie ich an anderer Stelle mal bemerkt habe, Tuma die Inventionen und Sinfonien, sowie die Duette mit einem außerordentlich feinen Gespür für die klanglichen Möglichkeiten des Clavichords gerade bei den intimen Sätzen eingespielt hat.

    Die 1967 erschienene Aufnahme mit Isolde Ahlgrimm (Tudor) erscheint mir erwähnenswert wegen des Gebauchs eines Pedalchembalos, dessen Gebrauch ich bislang nur aus der Aufname der Triosonaten mit Power Biggs - eine Aufnahme, die mir sehr empfehlenswert scheint - kannte. Das Klangbild, das hier erzeugt wird, stellt sich als überaus kernig und urwüchsig dar.

    Vielleicht noch in Ergänzung zu den gesammelten CD-Vorschlägen etwas Lektüre: nämlich Kevin Bazzanas "Glenn Gould oder die Kunst der Interpretation" als HC bei 2001 zu einem sehr günstigen Preis (7 oder 8 EUR) erhältlich. Als HC hält der Band für lange Zeit auch der Belastung durch tägliches Nachschlagen ohne weiteres Stand.


    hi,


    verstehe ich nicht. Was soll man denn da zurechnen. Ich denke die Urheberschaft dürfte geklärt sein. ;)