Hallo allerseits,
Überlegt hatte ich die Anschaffung eines hifi-tauglichen Kopfhörers ja schon seit längerem, des sozialverträglicheren Musikhörens wegen (Sprich: um mehr und länger Musik geniessen zu können, ohne mir Ärger mit meiner Umgebung einzuhandeln), aber bisher waren mir die Modelle, die mich klanglich halbwegs interessiert hätten einfach absolut zu teuer gewesen.
Wobei das mit dem Beurteilen der klanglichen Eigenschaften von Kopfhörer ja so eine Sache ist. Kopfhörer-Probehören ist heute in den meisten Geschäften so definiert, dass man sich unterhalb eines strategisch angebrachten laut plärrenden Geschäftslautsprechers in eine anatomisch fast unmögliche Körperhaltung bringen muss, um eines der an der Kopfhörerwand mit extrem verkürzten Kabeln angebrachten Kopfhörermodelle überhaupt aufsetzen zu können. Wenn man dann Glück hat, spielt der dann auch tatsächlich Musik und ist nicht (weil sich die Kabelverbindung hinter der Wand irgendwo gelockert hat - oder aber nie angeschlossen war) stumm oder eröffnet einem die Erkenntnis dass der portable CD-Player, an den der Laden beschlossen hat die gesamte Kopfhörerwand zu hängen, wohl doch nicht auf Dauerbetrieb ausgelegt ist, weil er alle 10 Sekunden "springt".
Nach dieser Art von "Vorarbeit", und Erkundigung hier im Forum, kamen für mich der AKG 501 und der Sennheiser HD 650 in die engere Wahl wobei der Eindruck schon der war, dass den Klangansprüchen meiner Fledermausohren
wirklich nur das damals neu herausgekommene Top-Modell von Sennheiser genügen könne - das aber mit damals 400 Euro einfach jenseits meiner persönlichen Schmerzgrenze für ein Paar Kopfhörer lag.
Als sich letztes Weihnachten dann (im Zuge des Erscheinens der neuen 601er und 701er Modelle von AKG) bei dem Sennheiser ein deutlicher Preissprung nach unten tat, war für mich der Zeitpunkt gekommen, zuzugreifen. Nach zweiwöchiger Wartezeit traf meine stolze Neuerwerbung dann auch edel verpackt ein, und ich war bereit, beeindruckt zu sein - war es aber nicht...
Zum einen hatte ich das unbestimmte Gefühl, dass die Wiedergabe in der linken Ohrmuschel einen Tick leiser war als in der rechten. Sollte es an dem Kopfhörer-Ausgang meines Verstärkers liegen? Oder gar an meinen Ohren? 
Mir war zwar bisher weder in der einen noch in der anderen Richtung ein Defizit aufgefallen, aber vielleicht trat das ja erst jetzt, durch die Verwendung eines so hochwertigen Kopfhörers, merklich hervor. Ich konnte das Ungleichgewicht zwar durch Benutzen des Balance-Reglers ausgleichen, aber das war bei einem brandneuen (und trotz Sonderpreis immer noch sauteuren) Kopfhörer ja wohl nicht das, was ich mir vorgestellt hatte.
Zum anderen war da die Sache mit der Stereo-Bühne - das heißt das Aufbauen des Stereo-Klangbildes "im Kopf". Damit hatte ich bisher noch nie bei einem Kopfhörer Probleme gehabt. Statt dessen war mein Höreindruck der einer krassen, unangenehmen Ping-Pong-Stereophonie. Der Klang schien zwischen rechts und links hin- und her zu titschen, statt zusammen ein Gesamtbild aufzubauen.
Ich beschloss dann letztlich, meinen Ohren zu trauen und retournierte das gute Stück zähneknirschend im Rahmen meines 14-Tage-Rückgaberechtes.
Was also jetzt? Ich erwägte dasselbe Modell noch einmal neu zu bestellen, in der Annahme, dass es sich bei dem mir zugesandten Exemplar um ein fehlerhaftes gehandlet habe. Nur war bei dem Versender (und der die Rückgabe, wie ich dazu sagen muss, problemlos abgewickelt hatte), bei dem ich meinen HD 650 bestellt hatte, dieses Modell nach Weihnachten auf einmal aus dem Angebot verschwunden, bzw. es tauchte noch ein-, zweimal wieder kurz für einen Tag auf, um dann wieder zu verschwinden, sodass sich mir nach meiner Erfahrung die Frage aufdrängte, ob es sich bei den da angebotenen Modellen vielleicht um Retouren wie meine handeln könnte? Desweiteren hatte ich inzwischen herausbekommen dass einige Versender sich bei Kopfhörern anscheinend (ohne das in den AGB besonders kenntlich zu machen) auf den Standpunkt stellen, dass diese als "Hygieneartikel" vom Rückgaberecht nach Fernmeldeabsatzgesetz ausgenommen sind. :motz:
Wenn überhaupt noch mal bestellen, dann also nur bei einem Versender, wo ich davon ausgehen konnte, bei einer eventuellen weiteren Retoure keine Probleme zu bekommen - bloss bei denen war der Sennheiser, jetzt inzwischen nach Weihnachten, wieder eine ganze Ecke teurer. Dann bekam ich auch noch heraus, dass Sennheiser noch dieses Jahr die Herausgabe eines neuen Top-Modells, des HD 700 plant.
Und dann waren in der Zwischenzeit auch die neuen AKGs herausgekommen, die sich dem Hype nach auch verdammt fein anhörten, insbesondere der neue 701. Aber der war nicht nur preislich noch mal eine ganze Ecke über dem, was ich mir eigentlich als Maximum gesetzt hatte, er hat dazu im Moment wohl massive Lieferschwierigkeiten (insbesondere bei den Versendern, die ihn (zu) weit unter UVP anbieten) und es schien die allgemeine Empfehlung zu sein dass er, um ordentlich betrieben zu werden, einen eigenen Kopfhörer-Verstärker benötigt.
Letzte Woche habe ich dann nach einigem Hin- und Herüberlegenden Gordischen Knoten mit einem kräftigen Ruck durchschlagen - und mir den (auch von Alfred empfohlenen) AKG 501 bestellt. Den gibt es mittlerweile bei Amazon um 129.- Euro, ein Preis bei dem ich mir, wenn mich denn tatsächlich das Bedürfnis nach etwas Besserem packen sollte, in ein paar Jahren immer noch überlegen kann, ihn durch ein teureres Modell mitsamt Kopfhörerverstärker ersetzen will - aber danach sieht es im Moment wirklich nicht aus... Denn vorgestern ist der AKG dann, im Rahmen einer wahren Blitzlieferung von Amazon eingetroffen, und ich bin wirklich rundum zufrieden.
Ich hatte ein bißchen die Befürchtung gehabt, er könne mir zu analytisch sein (das Problem hatte ich anfangs mit meinem neuen Rotel Verstärker gehabt), aber keineswegs. Einfach nur angenehmes, detailliertes Hören, eine klare Stereo-Bühne, und mit seinen größeren Ohrmuscheln vom Sitz her für meine Ohren noch um einiges bequemer als der Sennheiser. Die Abdämmung von Aussengeräuschen ist, wie ich vermutet hatte, noch etwas schwächer als bei dem HD 650 (beide werden von den Herstellern als offene Kopfhörer bezeichnet, machen also in dieser Hinsicht ohnehin keine Versprechungen). Aber dafür erhält man ein wunderschönes luftiges Klangbild.
Und keine Spur von den Problemen des Ping-Pong-Effekts und des Lautstärkeunterschiedes, die mich bei dem Sennheiser geplagt hatten. Inzwischen gehe ich davon aus, dass das mir zugesandte Modell wohl tatsächlich einen manifesten Defekt gehabt haben muss - der HD 650 hat ja allgemein einen ausgezeichneten Ruf. Ich bin mit meiner jetzigen Lösung jedenfalls hochzufrieden und kann die hier ausgesprochenen Empfehlungen für den AKG 501 nur unterschreiben - auch im Vergleich zu den nunmehr sowohl bei AKG als auch bei Sennheiser erschienenen neueren Modellen.
Gruß
katlow