Beiträge von sound67

    Chinesische zeitgenössische Klassik:


    WANG LI-PING: The Dream of the Red Chamber Suite; ZHAO YONG-SHAN: Suite- Sketches of a Dong Village; CHEN NING-CHI: Tales of the Walled City
    Hong Kong Chinese Orchestra, Yan Hui-Chang (Hugo)



    Da die symphonische Durchführung, Thema+Variationen in der klassischen asiatischen Musik weitgehend unbekannt ist werden viele Werke auch zeitgenössischer Komponisten, die sich nicht der westlichen Klassik verschrieben haben, in Suitenform präsentiert, also mehr oder minder losen Abfolgen kurzer "Charakterstücke" mit durchweg folkloristischer Färbung. Die 85 Musiker des Hong Kong Chinese Orchestra (bestehend aus vier Gruppen: Streicher, Zupfinstrumente, Bläser und Schlagzeug) gehören zu den etablierten Vertretern ihrer Zunft (auch schon im Concertgebouw in Amsterdam aufgetreten).


    Die mittlere der drei Suiten, "Sketches of a Dong Village", ist farbig und extrovertiert, stark rhythmisch-tänzerisch angelegt, die "Red Chamber Suite" (ursprünglich eine TV-Musik für die Verfilmung des bekannten chinesischen Klassikers Der Traum von der Roten Kammer) eher lyrisch und von den Streichern dominiert. Die abschließenden "Geschichten aus der verbotenen Stadt" sind deutlich zugespitzter dramatisch, narrativ - und zeigt im finalen Satz ("How to Find True Love") sogar sehr deutliche Jazz-Einflüsse!. Für Freunde exotischer Musik durchaus eine Empfehlung, wie das Label Hugo Classics von Aik Yew-Goh überhaupt.


    Gruß, Thomas

    Zitat


    deine Meinungsäußerung hört sich so an, als kennst du die Gunzenhauseraufnahmen?


    Die obige CD mit der 9. habe ich mal jemandem geschenkt - er stand mir nicht allzu nahe. 8)


    Andere Aufnahmen aus dem Zyklus kenne ich in Auszügen, ist alles ganz OK, aber "ganz OK" ist zu wenig in einem Repertoire, das mehrfach sehr erfolgreich eingespielt worden ist.


    Ich selbst habe diverse Dvorák-Zyklen (er ist einer meiner Lieblingskomponisten): Neeme Järvi, Rafael Kubelik, István Kertesz, Ivan Anguélov, Zdenek Kosler, und Otmar Suitner jeweils komplett, andere in Teilen. Für eine traditionelle Lesart sehr zu empfehlen ist auch Suitner. Ein sehr ausgeglichener Zyklus:



    Und mit unter 20,- unverschämt günstig. Eine dicke Empfehlung für alle, die Tradition mit großem "T" schreiben. Und immerhin befinden wir uns ja in einem österreichischen Forum. ;)


    Dave Hurwitz schrieb in seiner Rezension der Anguélov-Aufnahme, dass die Einspielungen der 1.- bis 4.Symphonie die bisher besten seien. Er hat wohl Recht.


    Gruß, Thomas

    Weitaus besser ist der neue Zyklus mit demselben Orchester - man mag es ob des Klangeindrucks kaum glauben - von Ivan Anguélov (für Oehms Classics). Sein leichter, tänzerisch-federnder Dvorák ist eine Anschaffung allemal wert.



    ca. 30,- komplett.


    Gunzenhauser legt eine relativ saubere Arbeit ab, aber Orchester (damals) und Klang stempeln die Produktion als drittklassig ab.


    Gruß, Thomas

    WILLIAM GRANT STILL: In Memoriam; Africa (Symphonic Poem); Symphony No.1, "Afro-American Symphony"
    Fort Smith Symphony Orchestra, John Jeter (Naxos)



    William Grant Still gelang es als erstem Afro-Amerikaner, in das Musikestablishment des "weißen" Amerika vorzudringen - seine Musik wurde auch von etablierten Orchestern und Dirigenten seiner Zeit gespielt. Dazu dürfte der melodiöse Tonfall seiner Gershwin-nahen Symphonik beigetragen haben, auch wenn Stills Orchestersatz sehr viel "ordentlicher" als der von Gershwin wirkt. Die "Afro-American Symphony" ist sein gelungestes Werk, in der halbstündigen symphonischen Dichtung "Africa" jedoch reicht der Atem der Musik nicht weit genug. Ganz offensichtlich lagen ihm die farbigen Effekte und eingängigen Melodien mehr als der große Bogen.


    Gruß, Thomas

    JOSEPH GUY ROPARTZ: Symphonie No.1, "sur un choral breton"; Symphonie No.4
    Orchestre Symphonique et Lyrique de Nancy, Sebastian Lang-Lessing (timpani)



    Vol.1 einer dreiteiligen Edition mit allen Symphonien des vergessenen französischen Spätromantikers Joseph-Guy Ropartz, der auf den Pfaden Cesar Francks und Richard Wagners wandelt. Sehr schöne Musik, etwas wackeliges Orchester aus Nancy.


    Gruß, Thomas

    gestern abend:


    Alan Hovhaness: Symphony No.4, op.165; Symphony No.20, op.223 "Three Journeys to a Holy Mountain"; Symphony No.53, op.377 "Star Dawn"; Return and Rebuild the Desolate Places, op.213; Prayer of St Gregory, op.62b
    John Wallace, solo trumpet, Royal Scottish Academy of Music and Drama Wind Orchestra, Keith Brion (Naxos)



    Gute eingespielte Katalograritäten (von "Prayer of St Gregory" gibt es eine bessere Aufnahme mit dem Manhattan Chamber Orchestra), die aber auch wieder belegen, wie gleichförmig die Musik des in Amerika beheimateten Hovhaness (1913-2000) über die Jahre und Jahrzehnte hin war. So klingen die beiden späteren Symphonien auf dieser CD fast gleich, die Form (Hymnus + Fugue) zieht sich wie ein dicker roter Faden durch sein gesamtes Oeuvre. So ist oft eine CD schön, aber eine ganze Sammlung seiner Werke nur mehr monoton. Hovhaness berühmtestes Stück und Beginn einer schier unendlichen Reihe von "Bergsymphonien" ist die 2. Symphonie, "Mysterious Mountain".


    heute vormittag, live:


    Generalprobe zum 3. Museumskonzert in Frankfurt:


    Franz Schubert: Symphonie, Unvollendete
    Robert Schumann: Manfred - vollständige Bühnenmusik


    Solisten, Chor und Museumsorchester der Stadt Frankfurt
    Dirigent: Gerd Albrecht


    Ein zähes Programm - die Musik zu Manfred wird sehr selten komplett gespielt - aus gutem Grund. Nach der bekannten und beliebten Ouvertüre folgen nur mehr Füllsel ohne Eigendynamik, im Programmheft etwas prätentiös als "weltliches Oratorium" umgedeutet. Die Musik unterlegt, teilweise durchaus geschickt, Reziatationen des Textes von George Gordon (Lord Byron), natürlich in deutscher Übersetzung. Die Gesangsteile sind insbesondere für die vier Solisten undankbar, erschöpfen sich ihre Parts doch jeweils in einigen wenigen Zeilen. Das Ganze ist mit fast 80 Minuten zu lang und zu bruchstückhaft.


    Gruß, Thomas