Hallo,
zum Abschluss des Luther-Jahres gab es am 31.10 ein Festkonzert unter dem Thema „Luther und der englische Gruß“ im Aufseßsaal des Germanischen Museums Nürnberg im Rahmen der Reihe „Musica Antiqua“, Mitveranstalter BR-Klassik, der das Konzert live übertrug.
Die Ausführenden:
Tanzensemble „Les Croquembouches“ (2Tänzerinnen, 1 Tänzer)
Capella de la torre
Solosopran, –tenor, Alt-Pommer, Schalmei, div. Holzflöten, Barockposaue, Bass-Dulzian, Laute, Truhenorgel, Percussion
Gesamtleitung K. Bäuml
Programm (T=mit Tanz):
3 Stücke Anonym - Fanfare, Pavane T, Canto Rostoboli T
C.Ortmayer, Symbolum D. Leonardo Tucher(i)
Dialog 1, Maria und der Engel
J. Desprez, Salve Regina
Hess, Tanzweisen T
https://www.youtube.com/watch?…aghoFznYSQm-PWk0MRPEvUC5G
L. Senfl, Maria du bist gnadenvoll
Dialog 2, Reformation 1517-1525
T. Susato, Battaglia T
Antiphon, Da pacem
B. Reinarius, Verleih uns Frieden gnädiglich
J. Walter, Ein feste Burg ist unser Gott
Dialog 3 Hohes Lied Salomons
Palestrina, Vergine bella
Th. Arbeau, Belle qui tient ma vie T
J. Desprez, Ecce tu pulchra est
Dialog 4 Heirat und weltliches Leben
G. Fogliano, L´amor donna chi´ote te porto
Anonym, Dolc´amoroso focho
P. Phalese, Gagliard „Au joly bois“ T
M. Cara, Tante volte si, si, si
Anonym, Turdion T
A. v. Bruck, So trinken wir alle
Th. Arbeau, Branle coupe´ Ecosse T
Dialog 5 Himmlische Liebe
Anonym, Ne piu´ bella di queste
Anonym, Chi voul seguir la guerra
G. Gastoldi, A lieta vita T
In den Erläuterungen wurde auf die vielfältigen Beziehungen zwischen Nürnberg, Luther und dem engl. Gruß (V. Stoß) in St. Lorenz, Nürnberg verwiesen; auch auf die Besonderheit, dass der englische Gruß als Ausdruck der besonderen kath. Marienverehrung die Reformationsstürme überstanden hat. (Und er die fast vollständige Zerstörung von St. Lorenz im 2. Weltkrieg ebenso überlebt hat -im Kunstbunker.) Nürnberg war eine der 1. „Freien Reichstädte“, die sich der Reformation anschloss. Nürnberg war für Luther nicht nur wegen der Druckereien wichtig, sondern weil Nürnberg damals auch der musikalische Mittelpunkt Deutschlands war (mit Musiksammlungen und Verlegern); seine Texte und Lieder wurden auf „Flugblättern“ rasch verbreitet und ebenso rasch gesungen (das Internet von damals).
Ausführlich wurde erwähnt und mit Musik bewiesen, dass es damals keine Trennung zwischen ernster/geistlicher und fröhlich weltlicher Musik gab. Auf bekannte Melodien wurde beiderlei Texte gesungen wobei die Instrumentalbegleitung durchaus verschieden sein konnte, ebenso Tempo und Rhythmus.
Nach stundenlanger, aufwändiger Suche bei YouTube habe ich nur 1 Konzertstück gefunden in der Aufnahme mit cappella de la torre. Das liegt daran, dass cappella… ein tatsächlich einmaliges Ensemble ist, mit Gesangs- und Instrumentalsolisten, die ihr „Handwerk“ ganz hervorragend verstehen und wegen der Musikauswahl für das Konzert sehr wählerisch war und auf die exakt passende Zuordnung zum Konzertprogramm achtete.
Bei YouTube gibt es unter „cappella de la torre“ eine Vielzahl von Aufnahmen, aber eben nur ein Stück des Konzerts. Es gibt bei YouTube auch Stücke des Konzerts, die aber vom Niveau absolut nicht passen und einen völlig falschen Höreindruck des Konzerts vermitteln würden.
Das Tanzensemble stand im Niveau der cappella... in Nichts nach.
Ich habe schon öfters in den Gärten des Tucherschlosses in Nürnberg der Schembart-Gesellschaft bei der Aufführung von Barocktänzen zugesehen - mit für Laien beachtlichem Niveau - auch die Musiker (halbprofessionell?) waren gut eingebunden
Aber das konzertante Zusammenwirken von zwei prof. Ensembles habe ich so noch nicht erlebt; es gab viele Minuten heftigen Applaus und 4 Zugaben.
Ein unvergesslicher Abend.
Viele Grüße
zweiterbass