Hallo,
die Messe in g-Moll halte ich für eine sehr, sehr gute A-Cappella-Vertonung im spätromantischen Klangcharakter, warum:
Die Komposition bewegt sich sehr nahe am Text (ähnlich Distler was die Text-, Wortwiederholung betrifft, aber auch doch anders).
Kyrie – zwar in Moll, aber immer wieder mit Dur-Anklängen – dabei mit einer ruhigen Melodieführung, die sich von devot recht entfernt anhört und etwas von Zuversicht an sich hat.
Gloria – nach der Antiphon viel Dur, aber ohne den pompösen Klang vieler Barockvertonung. Glorificamus, in 16tel-Noten auf und ab „jubilierend“, dazu Text- und Melodiewiederholungen (auch im Fortgang) und keine Vocalismen (sehr wohltuend). „Jesu Christe“ (vor Domine Fili..) Dynamik sehr zurückgenommen, ebenso bei „Filius Patris“ (vor Domine Deus). Misere…so einfach und leicht in der Melodie und vom Frauenchor ebenso leicht interpretiert.
Credo - nach der Antiphon ein mehrstimmiger Kanoneinsatz (= das betrifft Viele), was dann, dem Text entspr., in einem schlichten 4-stimmigen Chorsatz fortfährt. Die Steigerung der Dynamik bleibt folgenlos im schlicht-freudigen Chorsatz; die Mollpassage in p empfinde ich mehr als Kontrast/Steigerung zum Vorangegangenen. Eine ungewöhnliche Modulation innerhalb eines Taktes (descendit de coelis). Die für das Credo wichtigen Textpassagen werden bestimmend, aber nicht beherrschend vertont. Die Zwiesprache zwischen Frauen- und Männerchor ist friedlich, ohne große Harmonikveränderungen, als gem. Chor einigend, was auch bei großer Dynamiksteigerung erhalten bleibt. „Et resurrexit…“ zwar crescendo, aber ohne den „üblichen“ Dynamikausbruch. “Et vitam…“ große Steigerung in Dynamik und Tempo.
Sanctus-Osanna I – „Sanctus…“ oftmals wiederholt – „pleni sunt…“ stringendo, sehr freudig-rhythmisch in Sopranhöhe – „ Osanna…“ mit viel Agogik.
Benedictus-Osanna II – „Benedictus...“ sehr schlicht, un poco andante mit großem Melodiebogen, „Osanna...“ wie vor.
Agnus Dei – vom Charakter viele Anklänge an das Kyrie, mit einem schlichten „pacem“ endet die Messe.
Den ausführenden Chor „Elora Festival Singers“ zu loben würde bedeuten, Eulen nach Athen zu tragen.
https://www.youtube.com/watch?v=lGCCRN0o9Lo Leider nicht die CD-Aufnahme.
Viele Grüße
zweiterbass