Lieber Willi,
das respektiere ich natürlich. Genau deswegen habe ich im Falle von Schuberts D 960 meine Beiträge auf meine Kolumnenseite gestellt, um Dein Vorgehen nicht irgendwie zu stören. Damit die Leser wissen, wovon ich spreche, hier der Link:
Franz Schubert: Romantiker, klassischer Romantiker? Interpretationswege am Beispiel der Klaviersonate B-Dur D 960
So werde ich es in Zukunft also auch bei Beethoven machen. Für mich macht eine Diskussion über Interpretationsansätze, die Kontroversen gezielt ausgrenzt, wenig Sinn. Ich werde also Deine Beiträge weiter interessiert lesen, mich aber mit eigenen Beiträgen in Deinen Threads nicht mehr beteiligen.
Um es nochmals zu betonen: Für mich ist "Dilettantismus" nichts Negatives, wenn er bescheiden bleibt. Denn er hat den Vorzug der Unbefangenheit und entdeckt oft Dinge, für welchen ein allzu normorientierter Sachverstand den Blick eher zu verlieren droht. Und als Musikliebhaber sind wir alle Dilettanten. Doch die uneitle Offenheit dafür, vom "Kenner" und Sachverständigen etwas zu lernen und auch mal Kritik einzustecken, sollte bleiben.
Dir wünsche ich jedenfalls weiter gutes Gelingen!
Ich möchte aber doch einmal etwas Grundsätzliches anmerken: Die Mitgliedschaft in einem Forum ist freiwillig. Jeder kann selbst mitgestalten durch die Eröffnung von eigenen Threads. Und ich bin auch der Meinung, dass der Threadersteller den "Stil" vorgeben darf, der diskutiert wird. Was nur nicht geht, ist, dass Leute, die sich an Interpretationsvergleichs-Threads nie beteiligen, dann, nur weil sie Ressentiment gegen Bildung, Sachverstand und keinerlei Ahnung und Werschätzung für geisteswissenschaftliche Methodik haben, den Diskutanten ihre Art der Diskussion diktatorisch aufzwingen wollen mit polemischer Attitüde gegen meine Person, weil ich der Repräsentant dieser Richtung bin.
Es gibt zwei Möglichkeiten des Zugangs zur Musik: Entweder man bemüht sich um ein Sinnverstehen mit dem Risiko des Missverständnisses und diversen Weisen des Misslingens wie Fehldeutungen oder Überinterpretation. Das sind die Probleme, die Hermeneutiker als die des "hermeneutischen Zirkels" nur zu gut kennen. Entweder man nimmt dieses Risiko auf sich, oder aber - das ist die andere Partei - man verteufelt das risikobelastete Sinnerschließungsbemühen als "philosophisch", hält so eine Interpretationsarbeit der Sinnerschließung der "Bedeutung" für subjektiv-beliebig und verzichtet entsprechend auf dieses Unternehmen. Dann endet man aber in letzter Konsequenz damit, dass die Musik bloße Reizquelle ist für dann wirklich nur noch subjektiv-beliebige Assoziationen und das Gehörte einzig und allein nach dem unverbindlichen Beliebigkeitskriterium "gefällt mir- gefällt mir nicht" beurteilt wird. So etwas ist für mich indiskutabel - denn das ist das Ende eines verantwortlichen Umgangs mit Kunst. Eine solche Rezeption ist nicht vom Bemühen getragen, dem Kunstcharakter von Kunstwerken irgendwie gerecht zu werden, sondern nur egoistisch-hedonistisch ein Konsumieren. Das ist aber unsere Zeit. Jede Zeit bekommt halt, was sie verdient. Hier zitiere ich gerne mein großes Vorbild Arturo Benedetti Michelangeli, der mal gesagt hat: "Musik ist ein Recht, aber nur für den, der sie auch verdient!"
Dann weiter viel Spaß mit Beethoven! 
P.S.: Wenn es Dich interessiert, kannst Du meinen Beitrag über die Waldsteinsonate, den ich in nächster Zeit irgendwann als Kolumnenbeitrag einstellen werde, ja lesen!
P.S. ff.: Ich meinte die Stelle Takt 32-34. In meiner Henle-Ausgabe sind da Staccato-Punkte notiert. Beethoven wusste also genau, wo er sie setzt und wo nicht. Die Hütchen-Akzente stehen wohl in der kommentierten Ausgabe von Artur Schnabel.
Schöne Grüße zum 1. Mai
Holger