Helmut Hofmann schreibt am 3. 9. 2010, dass er gerne Stellen in Goethes Werk benannt haben möchte, die preussischen Protestantismus atmen.
Mit der preussischen Facette kann ich nicht dienen, aber mit dem Protestantismus möglicherweise doch.
Goethe wuchs als strenger Lutheraner auf und hat die Bibel mehrfach ganz gelesen. Wie weit seine Vertrautheit mit dem Luthertum ging, kann man aus seinem ältesten gedruckten Werk entnehmen, das er als 15jähriger verfasst hat: "Poetische Gedanken über die Höllenfahrt Jesu Christi".
Er hat zeitlebens Luther bewundert, sowohl als Theologe wie als Sprachschöpfer. Verschiedentlich hat er Zeugnis dafür abgelegt, dass er Luthers Theologie sehr gut verstanden und verinnerlicht hat.
Er hat sich zu Zelters Plan, eine Kantate zum 300jährigen Jubiläum der Reformation zu schaffen, begeistert geäußert und eine Denkschrift verfasst, den Reformationstag als ein "Fest der reinsten Humanität" zu begehen.
In seinem Gedicht "Dem 31. Oktober 1817" gedenkt er der Tradition der "Protestanten", über deren Aufrechterhaltung gegenüber den "Pfaffen" der "Prediger" wacht:
Dem 31. Oktober 1817
Dreihundert Jahre hat sich schon
Der Protestant erwiesen,
Daß ihn von Pabst- und Türkenthron
Befehle baß verdrießen.
Was auch der Pfaffe sinnt und schleicht,
Der Prediger steht zur Wache,
Und daß der Erbfeind nichts erreicht,
Ist aller Deutschen Sache.
Auch ich soll gottgegebene Kraft
Nicht ungenützt verlieren,
Und will in Kunst und Wissenschaft
Wie immer protestieren.
Um hier nicht den unberechtigten Eindruck zu erwecken, ich hätte selbst entsprechende Studien zu der Thematik Goethe - Luther - Protestantismus betrieben, möchte ich feststellen, dass ich meine Kenntnisse einem Festvortrag zu Goethes 261. Geburtstag am 28. 8. 2010 verdanke, den der Kölner Literaturwissenschaftler und Goetheforschwer Prof. Volker Neuhaus zu dem Thema "Ein Monument für Luthern" in Köln gehalten hat.
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