Beiträge von SoundEffect

    Swjatoslaw Richter...

    Ich erinnere mich auch dunkel, dass auf der bekannten Enigma-Dokumentation Richter davon spricht dass er Haydn viel lieber mag als Mozart. Solche Aussagen können natürlich auch von der Tagesform abhängen, aber dass die besten Haydn-Sonaten und die besten Mozart-Sonaten völlig ebenbürtig sind, das kann im Grunde kein Verfechter einer der beiden Lager abstreiten.



    Neben zahlreichen Einspielungen vereinzelter Sonaten (Richter, Horowitz, ...) haben mich die beiden Doppel-CDs mit Haydn-Sonaten von Hamelin fasziniert. Ich finde sein Spiel sehr facettenreich und gelungen.


    Live im Konzert habe ich Hamelin nur zwei Haydn-Stücke spielen gehört, beide jedoch waren toll. Beide sind auf der zweiten Doppel-CD: Sonate 'Un piccolo divertimento' 'Variations' in f-moll, Hob XVII:6, und als Zugabe neulich den herrlichen dritten Satz von der Klaviersonate in e-moll, Hob XVI:34.


    Übrigens hat Alkan eine (ganz schlichte) Transkription vom berühmten ersten Satz von Haydns Paukenschlag-Sinfonie angefertigt, die Hamelin auf dieser CD zu Gehör bringt:

    Meine Lieblings-CDs sind hier noch gar nicht genannt, beide von Jean Martin auf Marco Polo erschienen, mit den Blumen-, Frucht- und Dornenstücken op. 82 (Nuits blanches) und den Préludes pour M`alle Lili op. 119 sowie den Préludes op. 81 und 150.

    Diese beiden CDs haben mich auch mit dem Werk Hellers zuerst in Berührung gebracht. Darauf sind lauter Miniaturen zu hören, die jedoch alle sehr schön sind und Lust auf mehr machen. Nichts davon klingt langweilig, gewöhnlich oder uninspiriert. Seitdem frage ich mich auch, warum man denn nicht viel mehr von ihm im Konzert oder auf CD zu hören bekommt. (Er ist immerhin schon in diesem Thread gebührend zur Erwähnung gekommen.)


    Das ist die von Rainer erwähnte CD mit Spätwerken, die wohl vergriffen ist, aber mir auch sehr gut gefällt. Bei amazon.com kann man immerhin einen Blick auf die Titel-Liste werfen.


    Heute war in München das Konzert von Hamelin, von dem ich im obigen Beitrag geschrieben habe. Auf dem Programm stand in der ersten Hälfte "nur" Schumanns Carnaval - sehr schön, klar, und jede Miniatur geschmackvoll in Szene gesetzt. Die Kräfte hat Hamelin sich wohl für die zweite Hälfte aufgespart, in der er dann alle zwölf eigenen Etüden in den Moll-Tonarten gespielt hat.
    Wie nicht anders zu erwarten, meisterte er die technischen Schwierigkeiten souverän. Und er brachte die Musik auch wunderbar zum Klingen und live haben sie mich auch musikalisch mehr überzeugt als beim Hören auf CD. Ich hoffe, dass ich beim erneuten Hören noch davon zehren kann.
    Wie immer hat er nur eine einzige Zugabe gegeben, und zwar den hübschen dritten Satz einer Haydn-Sonate (E-Moll, Hob XVI:34).

    Hewitts Aufnahme gefällt mir auch sehr gut, wie überhaupt sehr viel von ihren Bacheinspielungen (alle kenne ich nicht). (Übrigens, wen es interessiert: Hier kann man eine 110-minütige Masterclass mit vier Studenten mit Hewitt anschauen, in der es nur um Werke von Bach geht: Masterclass.)

    Mit Katsaris haben wir schon mehr Mühe.

    Weil er sich so viele Freiheiten rausnimmt?
    Für mich scheint bei ihm stets eine Menge Spielspaß und Experimentierfreude durch und der Funke springt auf mich über. Meistens zumindest.

    Ja, ich habe den Film im Kino gesehen, als er hier in München im Rahmen eines Filmfestivals lief. Und ich war ebenso überrascht von dem Aufwand, der jedoch wahrscheinlich nicht bei allen Künstlern gleich ausfällt. Ich habe mir dann spaßeshalber die Rezensionen der aufgenommenen CD bei Amazon (klar, nicht so sehr repräsentativ, aber doch hin und wieder amüsant zu lesen) angeschaut und die Meinungen über das fertige Produkt gingen weit auseinander. Das war das Album, wenn ich mich recht erinnere.


    Ein wenig hat mich der Film auch dazu bewegt, den Wert von live-Aufnahmen zu schätzen, wo nicht für jeden Track das Klavier neu gestimmt, präpariert und die Mikrofone und digitalen Einstellungen stundenlang justiert werden. Der Pragmatismus von etwa Richter (sinngemäß "Ich will mir mein Klavier nicht aussuchen. Stellt mir irgendeins hin und es wird schon gut") ist mir da irgendwie sympathischer und "ehrlicher".


    Wie auch immer, ein sehenswerter Film!

    Ich hole den Thread nur kurz hoch, um ein kleines Fundstück zu präsentieren. Hier spielt Andras Schiff alle Etüden am Stück in gar nicht so schlechter Bild/Ton-Qualität für Youtube: Schiff - Chopin Op.28.



    Meine Lieblingsaufnahmen sind hier schon ausreichend diskutiert worden: Pogorelich und Argerich.

    Ich gebe nicht auf!
    Bei Youtube ist nun folgende Aufnahme aufgetaucht: Ein kompletter Liszt-Abend von Marc-André Hamelin von 1996 in New York (Merkin Hall). Der Clip ist am Stück und 1:45 lang: http://www.youtube.com/watch?v=LbpcWfbuuJM


    Hamelin spielt hier diese Stücke:
    Liszt - Apparition No. 1 in F sharp minor
    Liszt - Waldesrauchen
    Liszt - Un Sospiro
    Liszt - Hungarian Rhapsody No. 10
    Liszt - Hungarian Rhapsody No. 13
    Liszt - Hungarian Rhapsody No. 2 (mit Hamelins eigener wahnwitziger Kadenz)
    Liszt - Nuage Gris
    Liszt - La Lugubre Gondola II
    Liszt - En Réve
    Liszt - Reminiscences de Norma (Bellini)
    Zugaben:
    Liszt - Transcendental Etude No. 10 in F minor
    Liszt - Etude op. 1 No. 11
    Liszt - Tarantella from Venezia e Napoli
    Liszt - Etude op. 1 No. 12 (Chasse Neige Jr.)



    Ein netter Einstieg ins Liszt-Jahr.

    Dann wird Dir sicher auch die Folge "Richter - Teil 2" in der Great Pianists-Reihe gefallen:


    Die ist ganz und gar Beethoven gewidmet und darauf findet man die Sonaten 12, 17, 23, 30, 31, 32 sowie das Andante favori und das Rondo mit Orchester. Also keinerlei Überschneidung mit Deinem Album.
    Ich bin begeistert von Richters intuitivem und frischem Spiel!

    Eigentlich könnte ich die Antwort kurz fassen: Schlicht und einfach NICHTS.


    Die h-moll Sonate ist mir zu spröde, seine Sinfonischen Dichtungen sind mir (bis auf eine Ausnahme) kaum im Gedächtnis.


    Lediglich eine Kaskade von Bearbeitungen und Variationen von Werken anderer Komponisten habe ich im Hinterkopf. Alles virtuos und eindrucksvoll
    gestaltet ("komponiert" - da sträubt sich mir die Feder - äh Tastatur)

    Und damit willkommen im Liszt-Jahr! ;-)


    Aber im Ernst, ich mag Liszt sehr gerne. Ein Problem ist, dass er doch sehr gerne reduziert wird, beispielsweise auf das Klavier. Allein seine Choral-Werke sind umfangreicher als Chopins gesamtes Schaffen. Quantität hat mit Qualität zwar außer einer Menge Buchstaben nicht viel gemein, aber ich meine dass man Liszt schon gehörig Unrecht tut, wenn man ihn auf einen Tastenakrobaten reduziert.


    Freilich, die Auslotung der manuellen Möglichkeiten war sicher in seinem Interessengebiet (zum Glück! Alle Komponisten nach ihm konnten davon zehren) und er hatte sicher seine Freude an Fingerfertigkeit und wusste wie kaum ein anderer Komponist, wie man effektvolle Passagen zu setzen hat, so dass sie Eindruck machen und oft sogar schwerer klingen als sie sind. Aber ebenso hat er mit Harmonien experimentiert, die in seinem Spätwerk nicht nur Debussy sondern gar die Atonalität vorweggenommen haben. Hier ist ein ausführlicher Thread hierzu.


    Der exzellente Pianist Stephen Hough, der selbst vorzüglichen Liszt eingespielt hat, hat vor kurzem in seinem Kolumne für The Guardian einen Artikel zu Ehren von Liszt geschrieben, den ich sehr lesenswert finde. Er ist zwar auf Englisch, aber wer der Sprache mächtig ist sollte sich die Zeit dafür nehmen: The hot Liszt. Hier wird seine Vielseitigkeit und sein Einfluss zusammen gefasst.


    Übrigens: Wer ein iPhone oder ein iPad sein eigen nennt, kann dort die kostenlose App iBooks herunter laden. Dort findet man, wenn man in die Suche "liszt" eingibt, kostenlos elektronische Bücher mit Liszts Briefen und zwar zwei Bände mit der Wagner-Liszt-Korrespondenz und zwei Bände mit den Briefen von Liszt. Ich stöbere darin hin und wieder herum und finde es einen schönen Zeitvertreib während man irgendwo warten muss.


    Ich will ein paar Klavierwerke von Liszt auflisten, die mir besonders gut gefallen. Da sind zunächst seine eigenen Kompositionen, die oft schlecht weg kommen nach dem Motto "Wenn er Bearbeitungen schreibt macht er seine Sache meist gut, aber selbst scheint ihm nichts tolles einzufallen". Nun, das würde ich nicht sagen.
    Da sind zum einen die drei Liebesträume. Der dritte ist zwar der bekannteste, aber schön sind sie alle. Dann sind da seine sechs Consolations, die an Nocturnes erinnern und im übrigen überhaupt nicht virtuos sind.
    Die Transzendentalen Etüden sind zwar schwer zum Erblühen zu bekommen, aber wenn jemand technisch über den Dingen steht, ist das herrliche Musik. Ich empfehle dazu Kissin (er spielte nur ein paar ein), Cziffra oder Arrau.
    In den drei Années de Pelerinage sind zukunftsweisende Kompositionen, etwa Vallée D'Oberman (Volodos), Au bord d'une source, die drei Sonetti del Petrarca (das Sonetto 104 gehört zu meinen liebsten Liszt-Kompositionen und ich empfehle Jorge Bolet), die Dante-Sonate (Volodos), Les jeux d'eaux à la Villa d'Este (Cziffra). Das ist Programmmusik, die Bilder vor Augen zaubern kann. Wer bei den Wasserspielen dieselben nicht perlen und sprudeln sieht, hat wahrscheinlich nur eine schlechte Aufnahme zur Hand genommen...
    Dann haben wir noch die vier Mephisto-Walzer. Nicht nur der erste lohnt sich, aber bei diesem ist die frühe Cziffra-Aufnahme besonders diabolisch. Seine beiden Polonaisen und Balladen haben meiner Meinung nach sehr hübsche Ideen, bei denen man vielleicht als Hörer - wie so oft bei Liszt - über den Tellerrand der spieltechnischen Schwierigkeiten hinausschauen muss, um die Tiefen zu erkennen.
    Seine 19 Ungarischen Rhapsodien verarbeiten zwar Themen aus ungarischen Weisen und ähnlichem, dürfen aber wohl trotzdem als sehr originelle Kompositionen angesehen werden. Wer eine gute Gesamteinspielung haben will, ist mit frühem Cziffra bestens bedient. Er hat als Landsmann das passende Temperament im Blut und keinerlei technischen Probleme. Meine liebsten sind die No.2 (natürlich...), 6, 9, 10, 12, 13, 15, 19.


    Als Bearbeiter sucht Liszt freilich seinesgleichen. Er weiß wie kaum ein anderer Werke auf das Klavier funktionierend zu übertragen und die vielen Lieder von Schubert, Beethoven, Schumann, Mendelssohn... sind genauso ein Beweis dafür wie die Beethoven-Sinfonien und die prachtvollen Opern-Transkriptionen und -Paraphrasen und vieles andere mehr. Das muss einem nicht gefallen, aber wenn man dafür ein offenes Ohr hat, ist man bei Liszt im Himmel!
    Er hat auch eine meiner Lieblingsfugen von Bach von der Orgel für das Klavier transkribiert, und zwar Präludium und Fuge in a-Moll, BWV 543. Da empfehle ich die Einspielung von Byron Janis.


    Leslie Howard hat bekanntlich das gesamte Werk für Soloklavier (und Soloklavier mit Orchester) eingespielt und es umfasst 99 CDs, alle randvoll. Die gibt es ab Februar als Box, inklusive der neuen Doppel-CD New Discoveries 3. Hier ist eine Auflistung aller Titel.

    Da ist sicher nicht alles die Referenzaufnahme, aber dafür dass überhaupt alles in guter Qualität eingespielt ist sind wir Leslie Howard zu Dank verpflichtet. Bei Naxos läuft ja auch eine solche Reihe, in der bisher knapp über 30 CDs erschienen sind.


    Ich hoffe, dass hier in diesem Jahr auch noch viele weitere Empfehlungen kommen, auch von Liszts riesigem Nicht-Klavier-Werk, bei dem ich selbst bisher nur an der Oberfläche (die üblichen Verdächtigen wie Sinfonische Dichtungen, Faust-Sinfonie, Psalm XIII) gekratzt habe!

    Als Fan von Hyperion und der Reihe "The Romantic Piano Concerto" bei "Britain's brightest record label" habe ich viele der CDs angehört und eine kleine Zusammenstellung für mich persönlich gemacht, damit ich die Highlights, die mir am besten gefallen, wieder finde und nicht vergesse. Da ist einiges auf der Liste, aber um nicht abzuschrecken kann ich mich ja erst mal auf eine Sache beschränken, die zwar im Thread mal aufgelistet aber nicht groß ausgeführt wurde: Henry Charles Litolff (1818-1891).


    Litolff hat fünf Klavierkonzerte komponiert, die er Concerto Symphonique nannte (vielleicht um die viersätzige Struktur anzudeuten; die Mehrzahl der Konzerte mit Solist waren/sind schließlich in drei Sätzen angelegt, vor allem davor). Das erste Konzert ist leider verschollen. Die No.2-5 sind es glücklicherweise nicht und sie wurden mit Peter Donohoe am Klavier eingespielt. Ich finde sie ganz hervorragend.


    Neben dem Scherzo von No.4 werden die Werke selten mal erwähnt. Besonders das Concerto Symphonique No.2 in h-Moll, Op.22, hat es mir sehr angetan und ist wohl das unbekannteste. Auf der Hyperion-CD ist es als Ersteinspielung ausgewiesen. So schauen die Sätze aus:


    I. Maestoso [16'16]
    II. Scherzo [4'00]
    III. Andante [5'14]
    IV. Rondo. Allegretto [6'33]


    Es ist zwar nicht das wichtigste, aber ich persönlich gebe immer Pluspunkte, wenn der Anfang eines (längeren) Werkes originell ist und Lust auf mehr macht. Beispielsweise Rachmaninoffs Klavierkonzerte 2 und 3 sind typische Beispiele, oder natürlich Tchaikovskys erstes Schlachtross. Dieses Kriterium wird hier auch erfüllt. Der erste Satz beginnt zunächst zögerlich und fragend mit einem zunächst unberechenbaren Streicherthema und wächst bald zu voller Pracht an. Nachdem das Orchester das Thema ein wenig entwickelt findet es gegen 3'30 ein Ende und das Klavier setzt alleine ein - wiederum mit dem zaghaften, fragenden Eingangsthema gemäß einer doppelten Exposition.
    Das Scherzo ist kurz und brillant. Vielleicht nicht ganz so eingängig wie das bekannte aus dem vierten Konzert, aber doch eine hübsche Sache und mittendrin bringt es ein neues Thema daher.
    Der langsame Satz ist auch relativ kurz, aber nicht trivial. Donohoe spielt ihn gefühlvoll und schön.
    Für den letzten Satz gibt es wieder ein originellen Anfang, bevor die Sache in Fahrt kommt.


    Insgesamt ein gut komponiertes Konzert. Und durchaus auch nicht ganz uninnovativ: Das Orchester hat keine rein begleitende Funktion im Hintergrund mit dem Klavier als Platzhirsch im Mittelpunkt (wie so einige andere Virtuosenkonzerte) sondern ist eher ein vollwertiger Partner. Tatsächlich begleitet das Klavier eine ganze Menge das Orchester mit diversen Kaskaden und Kapriolen. Dies ist eine weitere Eigenschaft, die den Titel Concerto Symphonique rechtfertigt - Klavier und Orchester werden zu einer Einheit.


    Ähnliches kann man über die anderen drei Klavierkonzerte schreiben. Gelangweilt hat mich keines. Es ist schade, dass sie alle so selten Erwähnung finden, von Aufführungen ganz zu schweigen.

    Vor wenigen Wochen habe ich Kissin in einem Konzert in München gehört. Mein Eindruck ist zwiespältig!


    Das Programm startete mit Schuberst früher Es-Dur Sonaten. Kissin spielte bemüht aus diesem Werk etwas beodneres herauszuholen. Sein Spiel wirkte etwas künstlich! Ewas besser gelang ihm die Beethoven Variationen c-moll. Mit Wucht und Dramatik pinselte er jede Variation hin. Brahms Interemzzi op. 118 waren dynamisch abgestuft und druchaus lieblich gespielt. Mir fehlte aber etwas Fülle (der "Brahms-ton"). Das Finale war dann Chopins Andante spianato et Grand Polonaise op.22. Kissin spielte brilliant und mit einem untrüglichen Gespühr für Chopins Musik. Auch wenn ich nicht genau bennen kann, was mir an diesem Abend nicht gepasst hat, so blieb der Eindruck des "Rutinierte Virtuosen".


    Kissin ist und bleibt eine enorme Begabung; nie langweilig, aber oft zu routiniert. Es fehlt das Risiko!

    Interessant, ich habe das Konzert auch gehört damals und war danach ähnlich unbefriedigt. Der Chopin hat mir am meisten zugesagt. Ich denke, ich hätte ihn lieber mit anderem Repertoire gehört. Leider war das das einzige Mal, dass ich Kissin live erlebt habe.


    Was seine CDs angeht, so hat mich folgendes am meisten überzeugt: Einige Werke von Chopin (nicht alles, manches ist mir etwas zu kitschig-verklärt geraten, etwa der Trauermarsch in der zweiten Sonate). Die Preludes mag ich von ihm, auch seine Polonaisen und Walzer.
    Seine neuen Aufnahmen der Mozart-Konzerte (No. 20, 24, 27) haben mich positiv überrascht. Ich wollte sie erst mit dem Gedanken "Och, ich brauch keine x-te Aufnahme von Standardrepertoire anhören" meiden und bin froh dass ich doch zugegriffen habe.
    Auch mit Prokofiev Soloklavier-Werken hat er mich überzeugt.
    Am meisten jedoch habe ich immer seine Liszt-Interpretationen gemocht und daran hat sich im Grunde auch nicht viel geändert. Ich empfehle da besonders dieses Album, das einen tollen Querschnitt durch seine frühen Liszt-Aufnahmen bietet:


    Das ist wirklich toll. Er spielt ein paar wunderbar ausgeleuchtete Schubert-Lied-Transkriptionen, die spanische und 12. ungarische Rhapsodie, eine meiner Lieblingsaufnahmen des dritten Liebestraums (und den hat ja wirklich jeder etwa fünf mal eingespielt... hier ist er genau mach meinem Geschmack geraten. Nicht zu kitschig und nicht zu kühl) und vor allem die transzendentalen Etüden. Auf diesem Album sind leider nur die letzten drei, also No.10-12, die aber zu meinen liebsten gehören und die ich sogar lieber mag als die Chopin-Etüden (darf man das laut sagen? Zumindest leise zu schreiben traue ich es mich...) wenn sie denn gut gespielt sind. Und das sind sie hier. Auf einem anderen Album hat er No.5 und 8 noch dazu eingespielt, aber die haben wohl leider nicht mehr auf diese Sammlung gepasst.

    Ich kann die folgende CD mit den Klaviersonaten 1-3 mit Antonio Pompa-Baldi empfehlen. Insbesondere die dritte Klaviersonate finde ich sehr gut und sie kann sich gegenüber anderen Exemplaren der Gattung durchaus ansehnlich behaupten. Sie ist voll mit hübschen Einfällen.


    Wer gerne Noten mitliest, findet hier das PDF dazu (wie ja von fast allem): http://imslp.org/wiki/Piano_So…heinberger,_Josef_Gabriel)


    Auf dem folgenden Album ist sein Klavierkonzert mit Adrian Ruiz zu hören und daneben das ebenfalls selten gehörte Klavierkonzert von Sgambati mit niemand geringerem als Jorge Bolet am Flügel. Mir gefällt die dritte Sonate zwar besser, aber wer sich für seltene Klavierkonzerte interessiert wird an dem Album seinen Spaß haben:

    Die deutsche Pianistin Babette Dorn spielt diese kleinen Kostbarkeiten mit Delikatesse und lässt den Flügel aufblühen.

    Neben Figaro hat sie auch Alben über die Zauberflöte und Don Giovanni, habe ich bei amazon gesehen. Kennt die jemand und kann vielleicht eine Meinung dazu abgeben? Ich werde mir wohl mal etwas davon besorgen, als Liebhaber des Genres.



    Das ist wirklich ein Fass ohne Boden. Liszt hat ja alleine schon zwölf CDs mit etwa 15 Stunden Musik mit Opernparaphrasen und -transkriptionen verfasst. Wahrscheinlich dicht gefolgt von Thalberg, von dem Francesco Nicolosi eine Menge eingespielt hat. Katsaris hat auch das eine oder andere eingespielt, z.B. hierauf:


    Hier ist ein Album mit neuen (d.h. vom Pianisten Yvar Mikhashoff erstellten) Paraphrasen im alten Stil:




    Eine meiner liebsten Opernarien ist von Saint-Saens die Arie "Mon coeur s'ouvre à ta voix". Davon kenne ich jedoch nur eine Klavierbearbeitung (kennt sonst noch jemand eine?), und zwar von Frédéric Meinders. Sie ist auf dem folgenden Album (Husum 2002) und die erste Hälfte etwa ist für die linke Hand alleine:



    Hier kann man ihn das Stück auch auf Youtube spielen sehen: http://www.youtube.com/watch?v=jLyv3_XQCAw

    Ich bin ebenfalls ein großer Bewunderer von Cyprien Katsaris. Ich habe nicht alles von ihm, aber doch ein paar Alben und bin von dem meisten sehr begeistert, vor allem die CDs in seinem eigenen Laben Piano21 haben sehr originelle Programme. Man merkt, dass er spielen kann was er will und nicht was sich leicht verkauft. Ein paar schöne Sachen:



    http://www.cyprienkatsaris.net…vol-2-transcriptions.html
    Hier spielt Katsaris Bach-Transkriptionen. Das tun freilich viele, die Klavier-CDs mit Bachtranskriptionen sind zahlreich und bei Hyperion gibt es eine ganze derzeit noch fortlaufende Serie damit. Aber Katsaris' Bach ist sehr peppig und unverstaubt. Er spielt ihn (auch in seinen anderen Bach-Alben) knackig und mitreißend und ich finde ihn sehr erfrischend. Spaß und Begeisterung an der Musik kommt direkt über den Lautsprecher ins Ohr. Und auf diesem Album sind zahlreiche Ersteinspielungen, siehe den Link oben. Unter anderem einige von Katsaris selbst angefertigte Transkriptionen, etwa von der berühmten Toccate & Fuge in d-Moll. Die hat er gegenüber anderen Versionen noch mit etwas mehr Feuer angereichert und mir gefällt es. Ebenso wie seine aberwitzige Badinerie-Burlesque, die zwar mit üppigen Verzierungen verfremdet (manch einer mag sagen "entstellt") wird, aber warum soll man an seiner Freude an Virtuosität nicht harmlosen Spaß haben? Ruhige Momente bietet die CD ebenfalls genug.




    http://www.cyprienkatsaris.net…vol-1-transcriptions.html
    Hier ist Katsaris wieder voll in seinem Element: Seltene Transkriptionen. Bis auf zwei Titel sind alles Ersteinspielungen und daher ist es fast schon ein Pflichtkauf. Leicht gemacht wird die Entscheidung dadurch, dass die Stücke ganz wunderbar sind. Viele Transkriptionen sind von Karol Penson, einem Professor für Physik in Paris! Die Kreisler-Transkription, die das Album eröffnet, ist herrlich und das Geld schon wert. Sehr gut ist auch das Schubert-Lied "An Sylvia", das Liszt aus irgendeinem Grund ausgelassen hat. Recuerdos de la Alhambra stellt mit seinen durchgehenden Repetitionen eine Herausforderung dar, aber das Ergebnis ist faszinierend. Gwiazdka ist eine entzückende Miniatur. Kurz - Das Album ist die reinste Wundertüte und wird oft aufgelegt werden.



    Demnächst erscheint dieses Album: Chopin - Das zweite Klavierkonzert - die 4 Fassungen.
    Moment, vier Fassungen? Welche vier Fassungen?! Man lese hier: http://www.cyprienkatsaris.net…op-21-les-4-versions.html


    Wie immer mit Weltersteinspielungen gespickt. Ich bin schon gespannt!


    Ich finde es toll, wie Katsaris auf Goldsuche geht und ein Nugget nach dem anderen ausgräbt und uns zugänglich macht. Und da er die Technik besitzt, um quasi alles zu spielen, bekommt man die Raritäten auch noch in höchster Qualität dargeboten. Wer noch nicht so viel von ihm kennt ist hoffentlich neugierig geworden und stöbert ein wenig in seinen letzten Alben, es lohnt sich!

    Ha, genau diese drei hätte ich auch ausgewählt! So sehr ich Schuberts 960 mag, so ist der langsame Satz der 959 für mich doch das Zünglein an der Waage. Ich finde es so schade, dass Richter diese Sonate nicht eingespielt hat, ich wäre so gespannt auf seine Interpretation. (Das Streichquintett 956 ist für mich so ein wenig die Streichquintett-Version der Klaviersonate 960. Der langsame Satz in 956 hat die selben sublimen Momente mit dem Sturm in der Mitte und der Erweiterung des Anfangsthemas gegen Ende und man hofft er möge niemals enden. Dieser Hoffnung wird mit etwa einer Viertelstunde ja auch einigermaßen nachgekommen.)


    Zur Liszt-Sonate: Es gibt eine Orchesterfassung von Leo Weiner, die sehr hübsch ist. Gerade wenn man die Sonate gut kennt, hat man daran großen Spaß, sage ich voraus. Hier eine empfehlenswerte Aufnahme: http://www.amazon.de/Liszt-Son…sic&qid=1293131585&sr=8-1

    Na, da haben wir doch mal wieder was gelernt: "Die Bühnen MÜSSEN auf neue Ästhetik setzen." MÜSSEN sie wirklich? Wer sagt das? Die gleichgeschaltete Presse? Der hehre Bieto? Und was passiert mit den vielen (der Mehrheit), die diese "Ästhetik" nicht mögen? Sind das zu bekämpfende bourgoise Elemente, die umerzogen gehören? Verschwundenes Regieverständnis! Lachhaft! "Zum Abschuss frei gegeben" ist wohl ehrlicher! Traditionelle Inszenierungen sind also ein "Spektakel", vor dem uns die Regietheater-Regisseure "retten" - Hut ab, wie der Autor die Werte verschiebt. Da gehört schon einiges dazu. "Bunt glitzernde Fassade", "Genusszirkel" - volle Breitseite Stimmungsmache! Glückwunsch, SZ zur selbst aberkannten Pressefreiheit!

    Tja, das war wirklich ein kurioser Artikel. Ein Lobgesang auf das Regietheater, getarnt als kritische Auseinandersetzung damit.
    Allerdings: "Was passiert mit den vielen (der Mehrheit), die diese 'Ästhetik' nicht mögen?" Nun, offenbar gehen sie trotzdem brav in die Oper. Ich hatte in München als ich in der Oper war noch nie das Gefühl, dass das Publikum eine Vorführung boykottieren würde. Ich saß (oder stand...) immer in nahezu vollen Vorstellungen. Warum also sollte man das als Regisseur anders interpretieren als "Erfolg"? Und wenn ich ehrlich bin habe ich persönlich gar kein allzu großes Problem mit unkonventionellen Inszenierungen. Klar, wenn beispielsweise mal wieder Nazis über die Bühne laufen muss man mittlerweile eher gähnen als sich aufregen, aber wenn die Musik nicht darunter leidet, versuche ich mich gerne auf eine originelle Idee einzulassen. Mal gelingt es und mal nicht, aber so einseitig dass nur historische Inszenierungen zulässig sind ist es - für mich - auch wieder nicht.

    Pogorelich hat hier in München letzten Sonntag (18.4.) im Prinzregententheater ein Konzert gegeben. Ich hatte leider keine Zeit und habe bisher nur in der AZ einen wirklich krassen Verriss gelesen. Pogorelich muss Beethoven op. 111 regelrecht zertrümmert, in einem Brahms Intermezzi 'herumgestochert" und auch sonst oft danebengegriffen haben. Der Rezensent ist noch vor Ravels Gaspard geflüchtet, und er war wohl nicht der einzige. Kritik in der SZ - der mehr Sachkompetenz zuzutrauen ist - habe ich leider nicht gefunden.


    War denn jemand in diesem (oder einem anderen) Konzert und kann berichten? Es würde mich wirklich sehr interessieren, wie sich Pogorelich zuletzt entwickelt hat, ich traue den Zeilen der AZ nicht ganz.


    Ja, ich war im Konzert. Es war tatsächlich bemerkenswert. Zunächst muss man sagen, dass es ein Konzert am Sonntagvormittag um 11 Uhr war und Pogorelich wohl einige Schwierigkeiten hatte nach München zu kommen aus irgendwelchen Gründen. Reiseprobleme oder ähnliches. Aus diesem Grund begann das Konzert etwas später und das Programm wurde geändert.


    Der Prinzregentensaal war ausverkauft. Aber es war alles wieder da: extrem langsame Tempowahlen, seltsame fortissimo-Akzente und zufällig wirkende Rhythmuswechsel.


    In der ersten Hälfte spielte er Beethoven: Die Sonaten Op.111 und 78 und Für Elise. Als er Op.78 beendet hatte und bevor der Applaus einsetzen konnte, stand ein Mann in der Reihe hinter mir auf und rief aus vollem Halse "Buuuuuuh!! Buuuuuuh!! So wie Sie spielen kriege ich ja einen Herzkasper!" und er verließ den Saal. Das hatte ich so noch nicht erlebt. Pogorelich blieb davon unbeeindruckt und andere Leute wurden erst Recht zu Bravo-Rufen animiert.


    In der zweiten Hälfte war die zweite Rachmaninoff-Sonate auf dem Programm aber die wurde ersetzt durch lediglich deren langsamen Satz und Ravels Gaspard sowie ein Brahms Intermezzo, Sibelius' Valse Triste und noch etwas. Viele Leute verließen den Saal während Gaspard. Und zwar wirklich viele, nicht nur ein paar. Alle paar Minuten schlugen die Türen mit lautem Getöse zu.


    Sein exzentrisches Verhalten beschränkte sich nicht nur auf das Spielen (Tempo, Anschlag...): Er hatte einen Seitenumblätterer und kommunizierte viel mit seinem Kopf mit ihm während des Spielens. An einer Stelle ließ er ihn durch Nicken eine Seite zu früh umdrehen die er dann selbst zurück blätterte. An anderer Stelle wollte der Umblätterer eine Seite umblättern, aber Pogorelich gab ihm das Signal noch zu warten. Er probierte es ein paar Sekunden später erneut, aber Pogorelich signalisierte ihm wiederum noch nicht zu blättern. Schließlich blätterte Pogorelich die Seite selbst mit einem leichten Grinsen um, denn es war bei eine Passage, in der nur eine Hand zu spielen hatte und die andere frei war. Es war fast ein kleiner Sketch.
    Etwas später, wenn nur eine Hand spielte, begutachtete er die Fingernägel der nicht spielenden Hand für einige Sekunden. Dies wiederholte er mit der anderen Hand bei einer späteren Gelegenheit. Und dann, als eine lange Note mit dem Pedal gehalten wurde, hob er beide Hände und zeigte die Fingernägel dem Seitenumblätterer der nicht so ganz wusste, was er davon halten sollte. Genau wie alle anderen, die das beobachtet hatten.


    An der Klavierbank schraubte er zwischendurch auch ständig rum um sie ein wenig hoch oder runter zu justieren, vorzugsweise nicht zwischen den Stücken sondern während dem Spielen wenn eine Hand gerade frei hatte. Es würde mich nicht wundern, wenn er sein routiniertes Fehlverhalten im Notentext festgehalten hätte, so dass man dort über den Noten lesen kann "Jetzt linke Fingernägel betrachten", "An dieser Stelle Umblätterer ärgern", "Jetzt rechts am Stuhl schrauben", und so weiter.


    Es gab keine Zugabe. Dies machte Pogorelich schnell klar, denn nachdem er Gaspard beendet hatte schloss er sofort den großen Deckel des Flügels sowie den Deckel der Klaviatur und schob mit dem Fuß sogar noch die Sitzbank unter den Flügel, alles während die Zuhörer applaudierten.


    Vor kurzer Zeit ist bei Hyperion der mit Spannung erwartete Etüden-Zyklus von Marc-André Hamelin erschienen. Neben den zwölf Etüden in den Molltonarten sind auch ein paar kleinere Miniaturen dabei: http://www.hyperion-records.co.uk/al.asp?al=CDA67789


    Ich habe die Werke ein paar Mal gehört bisher und während ich manche sehr mag (No.1, 4, 7, 9 beispielsweise) begeistern mich andere noch weniger. Hat sich das Album hier noch jemand besorgt und eine Meinung dazu?
    Die Noten sind bei Edition Peters bereits erschienen übrigens.


    Im Februar ist Hamelin wieder in München mit einem Konzert und dort spielt er unter anderem den gesamten Zyklus im Programm. Das werde ich mir wohl ansehen und bin schon gespannt, wie das live-Erlebnis ist!