Beiträge von Antalwin

    Ich bedanke mich für die Antworten! Ich hatte hier an anderer Stelle auch schon kritische Anmerkungen zum stimmlichen Zustand Curas gemacht, wobei mir aber widersprochen wurde. Doch davon soll hier nicht gehandelt werden. Ich finde das ganze Projekt in Monte Carlo, daß ein kreolischer Spinto-Tenor des italienischen und französischen Faches die Pariser Fassung von Tannhäuser in französischer Sprache singt, zunächst mal sehr interessant! Hoffentlich gibt es einen Live-Mitschnitt!


    Gruß,


    Antalwin

    Hallo,


    ich möchte unbedingt die erste Arien-CD des lyrischen Tenors Maximilian Schmitt vorstellen! Sie ist, meiner Meinung nach, ein großer Wurf! Auf "Wie freundlich strahlt der Tag" macht es sich Schmitt nämlich nicht so einfach, wie er es sich machen könnte, hätte er nur die üblichen Mozart-Arien hier versammelt. Er hat im Gegenteil etliche Arien aus seltenen deutschen Opern aufgenommen. Seine lyrische Tenorstimme ist zwar nicht voluminös aber glanzvoll, licht, höhensicher und gut durchgebildelt. In den Arien aus Alessandro Stradella, Der Vampyr und Fierrabas verströmt sie buchstäblich lyrisches Feuer. Auch sehr gut ausgeführt, aber für meinen Geschmack etwas zu zurückhaltend sind die berühmten Arien aus Martha, Zar und Zimmermann und den Lustigen Weibern von Windsor, aber wer könnte hier neben Wunderlich bestehen? Die seltene und schwere Arie aus Webers Euryanthe, bei der er sich immerhin mit Giganten wie Urlus und Gedda vergleichen lassen muß, meistert Schmitt ebenso souverän, wie die Max-Arie aus dem Freischütz, in der er in keiner Sekunde überfordert wirkt. Zwei besondere Schmankerln sind das Steuermannslied aus dem Fliegenden Holländer und das kleine Preislied des Walther von der Vogelweide aus Tannhäuser. In beiden ist, meines Erachtens, nur Fritz Wunderlich einen Tick besser! Außerdem, wann hat sich schon einmal ein lyrischer Tenor die Mühe gemacht, das kurze "Wurzen-Lied" des Walther von der Vogelweide separat auf Platte zu bannen? Buchstäblich eine Offenbarung ist Schmitts Interpretation von Rienzis Gebet: Es gab Tenöre, die wurden als "Lyrische Heldentenöre" bezeichnet, Schmitt zeigt sich hier als "Heldenhafter Lyriker"! Rienzis Gebet wird von ihm in einer Mischung aus Feuer und Verhaltenheit gesungen, dabei technisch perfekt ausgeführt, wie ich es noch nicht hörte! Klaus Florian Vogt singt zwar technisch nicht schlechter, aber Schmitts Stimme hat mehr Farben, Feuer und Körper! So kann es klingen, wenn ein Lyrischer Tenor technisch gebändgt, aber mit Gefühl für die Musik, Wagner singt. Unbedingtes Anraten zum Kauf, nicht nur wegen der Wagner-Aufnahmen, sondern auch wegen der Arien aus älteren, selten aufgeführten, deutschen Opern!


    "Wie freundlich strahlt der Tag"


    Maximilian Schmitt


    WDR-Sinfonieorchester Köln


    Stabführung: Patrick Lange


    OEHMS CLASSICS OC 1836


    Antalwin

    Lieber Historiker-Kollege Joseph II. !


    Auch ich habe Vogts Tannhäuser-Planungen vernommen und bin sehr gespalten! Betrachtet man die Aufnahme-Geschichte der Partie, so stellt man fest, daß zwar die baritonalen Heldentenöre die Oberhand haben, der dramatische Minnesänger aber auch erfolgreich von eher lyrischen Tenören wie Windgassen, Kollo, Schmidt und Seiffert gesungen wurde. Meiner Meinung nach bewältigt Vogt die Achterbahn-Partie nur, wenn er von vorne bis hinten äußerst klug disponiert, aber es wird dann nichts mehr zu tun haben mit den Tannhäusern, die wir von Melchior, Lorenz, Vinay, Hopf, Thomas oder Wenkhoff gehört haben!


    Gruß,


    Antalwin

    Lieber Stimmenliebhaber !


    Du hast Recht ! Weil mir klar war, daß Operus und ich Gottlob Frick sehr schätzen, habe ich meine Aussage zu apodiktisch formuliert. Verzeihung ! Ich wollte damit eher ausdrücken, daß Operus vermutlich Zweifel an Struckmanns stimmlichem Kaliber für den Hagen hatte. Es gab vor Frick hervorragende Hagen und nach ihm, aber als Wagner-Baß ist er eine Klasse für sich !


    Gruß,


    Antalwin

    Lieber Operus !


    Ich muß gestehen, daß es mir neu war, daß Struckmann, von dem ich Gesamtaufnahmen als Holländer und Amfortas habe, in die tiefe Baßlage gewechselt ist. Wenn Du ihn in einer Aufführung der Götterdämmerung als Hagen gesehen hast, so brauchen wir beide wohl nicht darüber zu reden, wen wir für den einzigen, wahren Hagen halten, oder ?


    Das Grundproblem ist im Wagnerfach ein ganz anderes: Wir haben nämlich nicht in erster Linie ein Tenorproblem, sondern, meines Erachtens, ein Bariton- und Baßproblem ! Es gibt heute den klassischen, wagnerschen Heldenbariton, Stimmen für Holländer, Sachs, Wotan, Amfortas, ebenso selten, wie den tiefen Wagner-Baß, Daland, Landgraf, König Heinrich, Marke, Fafner, Hunding, Hagen. Deswegen wirken die Sänger, die heute diese beiden Stimmfächer besetzen, in beiden oft zu leichtgewichtig. Merkwürdigerweise hat sich gerade deswegen, meines Erachtens, durch die Vorbilder Hans Hotter und Theo Adam eine ungute Wechselneigung von Baß zu Baßbariton, oder von Baßbariton zu Baß entwickelt. Zu erinnern sei hier nur an den Baß John Tomlinson, der als Hagen und Hunding auf Platte gebannt wurde, aber auch lange als Wotan und Holländer unterwegs war, oder der amerikanische Baß Simon Estes, Baß im italienischen Fach, aber Holländer, Sachs, Wotan und Amfortas bei Wagner. Nicht zu vergessen, der berühmte, belgische, hohe Baß Jose von Dam, der grandiose Aufnahmen von Holländer, Sachs und Amfortas machte, stapelweise Aufnahmen von italienischen und französischen Baßpartien hinterließ und unter Karajan einen grandiosen Sarastro aufnahm !


    Nur bei den heutigen, besprochenen Beispielen handelt es sich, meiner Meinung nach, nicht um künstlerische Experimente, sondern um Besetzungsnot, von Sixtus richtig erkannt !


    Gruß,


    Antalwin

    Ich habe hier mal eine ganz gegenwärtige Holländer-Wunschbesetzung, die gagentechnisch so teuer wäre, daß man sie nur in einer Studio-Gesamtaufnahme umsetzen könnte, die aber heute nicht mehr gemacht wird:


    Der Holländer: Rene Pape


    Daland: Hans-Peter König


    Senta: Anja Kampe


    Erik: Jonas Kaufmann


    Steuermann: Klaus-Florian Vogt


    Mary: Waltraud Meier


    Gruß,


    Antalwin

    Ich bedanke mich vielmals für die kenntnisreichen Antworten ! Sixtus hat den Sachverhalt in die Worte gefaßt, die mir bei der Eröffnung des Themas noch fehlten: Bei Ramon Vinay, dessen Fan ich trotzdem bin, hörte man immer bei den Heldentenorpartien die Gefährdung durch stimmtechnische Schwierigkeiten, doch die Physis der Stimme, ihre ungeheuere Kraft und ihr Volumen, überdeckte diese Schwächen. Vinay übernahm den Ruhm des Heldentenors mit ins Dramatische Baritonfach, d.h., die Fans berauschten sich dann mit seinem Telramund im Ensemble mit Jess Thomas und Anja Silja und an seinem Jago neben Mario del Monaco. Der stimmfachgewechselte Sänger, der seine Berühmtheit in einem anderen Fach erlangte, wird zum Besetzungs-Knalleffekt. Bei Domingo wird es ähnlich werden: Die Knalleffekt-Besetzung Vittorio Grigolo/Placido Domingo hatten wir bereits in Rigoletto. Was kommt noch: Roberto Alagna/Anna Netrebko/Placido Domingo in Lohengrin ? Mit Domingo als Telramund. (Ja, Alagna lernt den Schwanenritter). Oder Kaufmann als Otello und Domingo als Jago ? Oder, auch nicht irreal, wie man hört: Ein Tannhäuser mit Klaus Florian Vogt. Warum nicht irgendwann in der Kombination mit Domingo als Wolfram ?


    Gruß,


    Antalwin

    Hallo,


    ich möchte zu einem Thema einige Bemerkungen machen, das durch den vielbeachteten Stimmfachwechsel von Placido Domingo vom Tenor zum Bariton wieder in der Diskussion ist. Ich weiß, daß Domingo als Bariton begonnen hat, bevor er sich zum Tenor umschulte, ich weiß auch, daß es bei Carlo Bergonzi so war, den "Gott aller Wagnertenöre" Lauritz Melchior nicht zu vergessen, ganz zu schweigen von der Achterbahnlaufbahn Ramon Vinays, der Lyrischer Bariton, Heldentenor, Dramatischer Bariton und schließlich Baß war. Meine Meinung ist schlicht die, daß nur Sänger mit sehr starken, widerstandsfähigen Stimmen, etwa Melchior oder eben Domingo, oder hervorragende Techniker, wie Bergonzi, den Fachwechsel stimmlich meistern und überleben ! Beispiele, bei denen es eben nur für eine gewisse Zeit funktionierte, sind Peter Hofmann, der nach eigener Aussage zuerst Bariton war und sein Kollege Poul Elming. Ich habe mir Interpretationen Domingos von Rigoletto und Simone Boccanegra angehört, sie überzeugen mich gegenüber denen, die sozusagen von Anfang an im Baritonfach waren und sind, nicht. Die Stimme ist einfach immer noch zu hoch ! Kauft und hört man Domingos Bariton-Produktionen etwa nur, weil sie vom erfolgreichsten Tenor der Operngeschichte stammen !


    Um nicht nur von Tenören und Baritonen zu reden: Der legendäre Hans Hotter hat neben allen Baßbariton-Partien Wagners auch sämtliche Baß-Partien Wagners gesungen, überzeugen konnte er mich lediglich als Gurnemanz. Ist der Stimmfachwechsel oft gefährlich ? Ich erbitte Meinungen !


    Antalwin

    Ich bedanke mich für die kenntnisreichen Antworten! Ich wollte übrigens nicht ausdrücken, daß die Zurückhaltung bei der Veroperung der Werke Goethes und Schillers in Deutschland etwas mit dem Werk von Louis Spohr zu tun hat. Ich tendiere zur Meinung von Johannes Roehl, daß einfach Franzosen und Italiener für die Werke von Goethe und Schiller in der Operngeschichte zündendere Ideen hatten: Übrigens, Johannes Roehl, eine Werther-Oper von Richard Wagner wäre ein faszinierender Gedanke!


    Gruß,


    Antalwin

    Hallo Taminos,


    ich erinnere mich, in der Literatur gelesen zu haben, daß es irgendwann im 19. Jahrhundert zwischen deutschen Komponisten eine unausgesprochene und ungeschriebene Übereinkunft gab, die Werke der Dichterfürsten Goethe und Schiller nicht durch Veroperung zu "entweihen". Der Gedanke kam offensichtlich nach Louis Spohr auf. Hat jemand Ähnliches gelesen?


    Gruß,


    Antalwin

    Hallo, jetzt will ich mich auch mal einschalten:


    1.) MET 1941 unter Leinsdorf: Melchior, Varnay, Kipnis, Schorr, Traubel. Nicht nur ein Vulkanausbruch, ein Gebirge von Vulkanausbrüchen ! Der Wagnerianer erlebt den 1. Akt wie einen Gottesdienst !


    2.) Bayreuth 1954 unter Keilberth: Lorenz, Mödl, Greindl, Hotter, Varnay. Auch ein Bild alter Zeit, besonders Lorenz singt ganze Armeen heutiger Siegmunde an die Wand !


    3.) Bayreuth 1955 unter Keilberth: Schon genannt, bei Varnay und Vinay wackelt das Festspielhaus, auch Hotter und Mödl sind von NachfolgerInnen nicht zu erreichen.


    4.) Studio Furtwängler 1954: Suthaus, Rysanek, Frick, Frantz, Mödl, die letzte Gesamtaufnahme, die den Geist ursprünglichen Wagnergesanges ausatmet. Ein Märchen aus uralter Zeit !


    5.) Studio Solti 1965: Hervorragende Balance zwischen Profis und fachfallenden Stimmen. Sollte in jeden Schrank !


    6.) Bayreuth 1980: Auch wenn ich jetzt die Hofmann- und Altmeier-Gegner auf den Hacken habe: Beide sangen wie um ihr Leben und wer die Video-Aufzeichnung sieht, fühlt sich auch durch Salminen und Jones in die germanische Vorzeit versetzt !


    7.) Studio Janowski 1981: Aus einem Guß ! Vor allem mit Jerusalem und Norman als stimmschönstem Wälsungenpaar der Nachkriegszeit !


    Gruß,


    Antalwin

    Lieber Kollege Joseph II.!


    In gewisser Weise liegst Du richtig. Die riesenhafte Stimme Melchiors hatte nicht die wagnersche Leidberührtheit der Stimme von Lorenz. Lorenz sang aber in der gleichen Liga wie Mechior, einer stimmlichen Liga, die es heute nicht mehr gibt !


    Antalwin

    Ich höre gerade:


    "Lauritz Melchior-The King Size Hero"; 10 CD-Sammlung von Documents.


    Er war und ist unerreicht, niemals vor Melchior und erst recht nicht nach ihm, gab es einen Künstler, der für die Heldentenorpartien Wagners derart befähigt war, wie der große Däne !


    Gruß,


    Antalwin

    Hallo,


    ich möchte hier auch meine Favoritenreihe kund tun:


    1.) Alfredo Kraus


    2.) Carlo Bergonzi


    3.) Luciano Pavarotti


    4.) Roberto Alagna


    5.) Roberto Sacca


    Es wundert mich, daß ganz besonders Kraus als der beste Duca der Nachkriegszeit hier nur einmal genannt wurde. Meiner Meinung nach haben alle anderen der hier genannten entweder nicht das technische Vermögen für den berühmten Weiberhelden oder sind zu extrem nach einer Seite, d.h., sind stimmlich entweder zu dünn oder zu dramatisch !


    Gruß,


    Antalwin

    Hallo,


    ich habe mir letzte Woche die von Manfred abgebildete Araiza-CD gekauft. Ich schätze Araiza als Künstler und das Timbre seiner Stimme, aber ich finde, hier leidet jemand an der "di Stefano-Domingo-Carreras-Villazon-Krankheit", die das Symptom hat "Ich muß alles Singen" ! Hier hat sich wieder mal ein begabter Tenore di Grazia ins dramatische Fach gestürzt. Auf der CD: 2 Arien aus Don Giovanni; 1 Szene aus dem Barbier von Sevilla; die Arie des Nadir aus Bizets Perlenfischern; die große Arie aus Faust; 1 Arie aus Massenets Cid, die berühmte Arie aus La Boheme; die Arie des Rigoletto-Herzogs; 1 Szene aus Andrea Chenier, die Klage des Lenski aus Eugen Onegin, Gralserzählung aus Lohengrin und Siegmunds Schwertmonolog aus der Walküre. Anders formuliert: Belcanto-Fach; Französisches, lyrisches Fach; Slawisches, lyrisches Fach; di Grazia-Fach; Verismo-Fach und Deutsches Heldenfach von einem Tenor ! Araiza klingt zwar nicht kaputt, aber seine Interpretation klingt gleichförmig. Ich erbitte Meinungen !


    Gruß,


    Antalwin

    Hallo Stimmenliebhaber,


    man streitet sich, was für eine Partie der Bacchus in Ariadne auf Naxos eigentlich ist. Ich wage nicht genau zu bestimmen, ob man hier nun eine jugendlich-dramatische oder heldentenorale Partie vor sich hat. Der Bacchus von dem lyrischen Rudolf Schock wurde in den 50iger Jahren als exemplarisch gerühmt, in den 60iger Jahren war mit den eher ungelenken Interpretationen der baritonalen Heldentenöre James King und Jess Thomas eher unzufrieden, genau wie mit Peter Hofmanns Interpretation Ende der 70iger. Ich habe Vogt in einigen Ausschnitten einer Aufzeichnung gesehen. Wenn man Rudolf Schock Studioaufnahme von 1954 und den Live-Mitschnitt aus Salzburg aus demselben Jahr als exemplarisch bezeichnet, war Vogt im Vergleich sehr zufriedenstellend. Allerdings wurde der mit einer wesentlich voluminöseren, baritonalen Tenorstimme ausgestattete Jonas Kaufmann in Salzburg auch gefeiert. Also: Welchen Tenor braucht man für den Bacchus ?


    Antalwin

    Hallo,


    ich habe vorgestern die Live-Mitschnitte von "Siegfried" und "Götterdämmerung" aus Bayreuth von 1960 unter Kempe erstanden. Ich bin restlos begeistert von Hopf: Seine Stimmkraft, sein Volumen, sein Legato! Er steht meines Erachtens turmhoch über allen Rollennachfolgern. Der Grund, weshalb Hans Hopf nicht ausreichend gewürdigt wird, ist in der, wie immer, unfairen und parteiischen Kritik Jürgen Kestings zu suchen. Die ständige Rhetorik über "Lyrischen Wagnergesang", die jetzt schon seit 50 Jahren angestimmt wird, soll, meiner Meinung nach, nur flankieren, daß man seit Ende der 60iger Jahre gezwungen ist, aus der Not eine Tugend zu machen. Es gibt keine Tenorstimmen wie Hopf mehr! Um das Extrem am anderen Ende zu benennen: Ich schätze Klaus Florian Vogt als Lohengrin, Bacchus und in slawischen Partien, aber der Gedanke, daß er irgendwann seinen "Knabensopran mit Turbolader" als Tannhäuser, Siegfried und Tristan in Bayreuth erprobt, bereitet mir Unbehagen!


    Antalwin

    Hallo,


    m.joho ist sehr zu danken, daß er an den Belcanto-Großmeister Alfredo Kraus erinnert hat! Durch Kraus lernte ich erst, was ein richtiger Tenore di Grazia ist! In den letzten 50 Jahren war es leider so, daß berühmte Tenöre über lyrische italienische und französische Partien, Edgardo, Nemorino, Alfredo Germont, Herzog von Mantua, Faust, Romeo, Chevalier des Grieux, Werther, den dramatischen Mantel des Verismo stülpten und ihnen dadurch den Charakter raubten. Alfredo Kraus gab diesen Partien ihre Aura und Würde zurück, durch seine stupende Technik und Sangeskunst. Ganz besonders als Rossinis Almaviva, Verdis Herzog von Mantua, Massenets Werther und Bellinis Arthuro konnte ihm, meines Erachtens, in den letzten 50 Jahren kein Kollege folgen. Wie sehr er noch in fortgeschrittenem Alter mit seinen technischen und stilistischen Möglichkeiten über deutlich jüngeren Kollegen stand, zeigt seine Studioaufnahme von La Traviata von 1992: Kraus wurde, mit immerhin 65, als Juwel des Ensembles bezeichnet. Dem ursprünglich für die Gesamtaufnahme vorgesehenen Jose Carreras, damals 46, standen offensichtlich die stimmlichen Mittel für die zwar anspruchsvolle, aber doch gängige Partie des Alfredo Germont nicht mehr zu Gebote!


    Gruß,


    Antalwin

    Hallo,


    ich möchte mich mal einschalten. Das Interessante an der Bildnisarie ist für mich, daß man eben in diesem Fall sehr viele Aufnahmen vergleichen kann. Jeder deutschzüngige Tenor war schon einmal Tamino, egal ob er nun Lyriker, Jugendlich-Dramatischer oder Heldentenor war oder ist. Hier findet man ausgesprochene Mozartianer, Tauber, Dermota, Wunderlich, Schreier, Blochwitz, genau so wie Zwischenfachler, Windgassen, Schock, Winbergh, Kaufmann und Helden, wie Kozub, Kollo, Jerusalem und Hofmann. Bei den drei letztgenannten Tenören war es, meines Wissens, erstmalig so, daß alle den Tamino aufgenommen haben, nachdem sie schon im Wagnerfach Furore gemacht hatten. Nach Windgassen sollten ja gerade Wagnertenöre öfters Tamino singen, um die Stimme geschmeidig zu halten. Übrigens wäre es gut, wenn Klaus Florian Vogt den Prinzen mal auf Platte bannen würde, statt ständig die, für ihn zu schweren, Rüstungen Wagners zu tragen !


    Meine Favoriten:


    1.) Fritz Wunderlich


    2.) Anton Dermota


    3.) Siegfried Jerusalem


    4.) Rudolf Schock


    5.) Stuart Burrows


    Gruß,


    Antalwin

    Ich habe vernommen, daß im Bayreuth des Jahres 2014 die unerhörte Situation eingetreten ist, daß noch Karten erhältlich sind, weil viele einfach nicht abgeholt wurden ! Sollte das Wunder geschehen, daß sich das Publikum gegen die moderne Regietheater-Pest einfach durch Kaufenthaltung wehrt ? Es würde mich sehr freuen, denn es wäre das einzige Mittel dieses Unwesen auszutrocknen !


    Antalwin