Anläßlich dieser Thread-Eröffnung habe ich mir das Streichquartett Nr.1 D18 in den letzten Tagen (unter Zuhilfenahme meiner laienhaften musiktheoretischen Kenntnisse, sowie der entsprechenden Noten) einige Male angehört und muß sagen, dass ich es doch wahrhaft erstaunlich finde, was der erst 13jährige Schubert hier abliefert:
Das gemäß offizieller Zählung erste Streichquartett besteht aus vier Sätzen in wechselnden Tonarten (vielleicht kann ein in der Musiktheorie bewandertes Forums-Mitglied etwas unterstützen ...) und hat eine Spieldauer von ca. 15 Minuten, wobei der Blick in die Noten recht viele zu wiederholende Passagen aufweist.
Der erste Satz beginnt mit einer Andante-Einleitung (alla breve, 39 Takte), die in den ersten acht Takten praktisch das gesamte thematische Material dieses Satzes vorstellt; ein Ruf, wie aus weiter Ferne. Nach 16 Takten findet bereits der erste Tonartwechsel statt und das Thema beginnt von neuem. Die Einleitung endet mit einem Fermat-Schlag abermals gefolgt vom Beginn des Themas in p. Dann ein kurzes Verhalten in der Stille, bevor wieder der vollständige Themenverlauf (jetzt Presto vivace, 3/4, wie alle folgenden Sätze auch) mit "flirrendem" Violoncello den Hauptteil des Satzes beginnt. Auch hier finden sich bis zum Schluß des ersten Satzes zwei weitere Wechsel in der Tonart. Zwischenzeitlich wird das Thema in einer Art Kanon "von unten", also vom Cello über die Viola zu den beiden Violinen nach oben gereicht. - Dies scheint mir insbesondere deshalb bemerkenswert, weil später im letzten Satz (Presto) ähnliches passiert; dort allerdings verarbeitet der junge Schubert das Schlußthema, beginnend im Cello fugenartig. Beendet wird der erste Satz mit einigen Schlägen, die ich fast schon als Beethoven-typisch bezeichnen würde.
Der zweite Satz ist ein klassisches Menuetto - Trio (con Sordini zu spielen), welches tatsächlich ein wenig herauszufallen scheint. Es wirkt auf mich insbesondere im Vergleich zu den Sätzen I und IV ungewohnt, fast unpassend leichtfüssig. Auch das folgende Andante scheint mir eher leichterer Natur, wenngleich sich hier ein melancholischer Unterton einschleicht, der mir mehr zu den Ecksätzen zu passen scheint.
Der Finalsatz mit der Tempobezeichnung Presto beginnt mit einem ff-Schlag und erscheint beim ersten anhören recht wild. Allerdings gibt es zwei markante Ruhepunkte in Takt 19 und Takt 62. Dieser ganze erste Abschnitt (Takt 1 - 62) wird wiederholt, um nach einer kurzen Überleitung (17 Takte) und einem weiteren Tonartwechsel in die oben bereits erwähnte Finalfuge überzugehen. Auch dieser letzte Satz endet mit mehreren Schlägen, die man so am ehesten aus den Symphonien Beethovens zu kennen meint.
Insgesamt würde ich die beiden Binnensätze eher mit den frühen Schubert-Symphonien in Verbindung bringen, während die Ecksätze fast schon an den späten Schubert gemahnen.
p.s. Sehr erhellend fände ich es, wie gesagt, wenn vielleicht jemand mit echtem musikalischem Sachverstand etwas über die Tonarten-Folge sagen könnte.