Hallo Holger,
ZitatIch kenne einen konzertierenden Pianisten, der zu dieser Promenade von Celi sagt: Das sollten alle Pianisten als "Lehrstunde" hören, wie man es spielen soll! Da kann ich nur zustimmen - die Phrasierung ist einfach vorbildlich.
das finde ich sehr interessant; allein ich kann es mir praktisch nicht mehr vorstellen. Weisst Du - oder jemand anderes hier, ob es eine Einspielung der Original-Klavierfassung in einem mit vergleichbaren Tempo tatsächlich gibt? In der einzigen (sic!) mir vorliegenden Original-Klavierfassung der "Bilder"
braucht Ashkenazy für die erste Promenade ca. 1'23'' (in der Orchesterfassung ebenfalls). Bei Celibidache sind es ca. 2'34'', also knapp halbes Tempo. - Kann soetwas auf dem Klavier überhaupt noch funktionieren? Bleibt irgendwann nicht nur noch der Eindruck einzelner Töne? Wie haltbar ist ein einzelner Klavierton in so einem Tempo noch? Mit dem Orchester habe ich m.E. sehr viele Möglichkeiten, den Klang zu halten. Der Klavierton ist aber irgendwann weg - und ich kann ja schlecht irgendetwas hinzu erfinden
ZitatCeli hat ja einen eigenen philosolphischen Ansatz, was das Tempo angeht. Der Anfang muß im Ende präsent bleiben können. Es gibt für ihn nur ein "richtiges" Tempo einer Aufführung wohlgemerkt. Musikkonserven lehnte er ab, weil das Tempo in der Reproduktion falsch klingen muß, insofern der Raum der Aufführung nicht reproduzierbar ist. Wenn man ihm einwendet, das klinge zu langsam, würde er antworten: Genau deshalb hätte ich eine solche Publikation nie erlaubt!
Sehr erhellend hierzu auch diese zwei Interviewschnipsel
http://youtu.be/TFuU-ECbiMU und http://youtu.be/q30wUs-_1S8
(Habe leider noch nicht raus, wie man YouTube-Videos richtig einbindet.)
Insbesondere die Aussagen über die Klangvorstellung machen m.E. sehr deutlich, dass Celibidaches Ansatz weniger ein emotionaler ("bauchgesteuerter"), sondern viel mehr ein intellektueller ("kopfgestuerter") ist. Wobei hier wohl streng zwischen intellektuell und wissenschaftlich zu unterscheiden ist, wenn ich mit wissenschaftlich die eher musikhistorisch getriebenen Interpretationsansätze aus dem HAP/HIP-Bereich verstehe. Meines Wissens hat sich Celibidache aus dieser Diskussion weitgehend herausgehalten Vermutlich waren sie ihm sogar sch...egal