Beiträge von MSchenk

    Hallo Holger,


    Zitat

    Ich kenne einen konzertierenden Pianisten, der zu dieser Promenade von Celi sagt: Das sollten alle Pianisten als "Lehrstunde" hören, wie man es spielen soll! Da kann ich nur zustimmen - die Phrasierung ist einfach vorbildlich.


    das finde ich sehr interessant; allein ich kann es mir praktisch nicht mehr vorstellen. Weisst Du - oder jemand anderes hier, ob es eine Einspielung der Original-Klavierfassung in einem mit vergleichbaren Tempo tatsächlich gibt? In der einzigen (sic!) mir vorliegenden Original-Klavierfassung der "Bilder"



    braucht Ashkenazy für die erste Promenade ca. 1'23'' (in der Orchesterfassung ebenfalls). Bei Celibidache sind es ca. 2'34'', also knapp halbes Tempo. - Kann soetwas auf dem Klavier überhaupt noch funktionieren? Bleibt irgendwann nicht nur noch der Eindruck einzelner Töne? Wie haltbar ist ein einzelner Klavierton in so einem Tempo noch? Mit dem Orchester habe ich m.E. sehr viele Möglichkeiten, den Klang zu halten. Der Klavierton ist aber irgendwann weg - und ich kann ja schlecht irgendetwas hinzu erfinden ;)


    Zitat

    Celi hat ja einen eigenen philosolphischen Ansatz, was das Tempo angeht. Der Anfang muß im Ende präsent bleiben können. Es gibt für ihn nur ein "richtiges" Tempo einer Aufführung wohlgemerkt. Musikkonserven lehnte er ab, weil das Tempo in der Reproduktion falsch klingen muß, insofern der Raum der Aufführung nicht reproduzierbar ist. Wenn man ihm einwendet, das klinge zu langsam, würde er antworten: Genau deshalb hätte ich eine solche Publikation nie erlaubt!


    Sehr erhellend hierzu auch diese zwei Interviewschnipsel


    http://youtu.be/TFuU-ECbiMU und http://youtu.be/q30wUs-_1S8


    (Habe leider noch nicht raus, wie man YouTube-Videos richtig einbindet.)


    Insbesondere die Aussagen über die Klangvorstellung machen m.E. sehr deutlich, dass Celibidaches Ansatz weniger ein emotionaler ("bauchgesteuerter"), sondern viel mehr ein intellektueller ("kopfgestuerter") ist. Wobei hier wohl streng zwischen intellektuell und wissenschaftlich zu unterscheiden ist, wenn ich mit wissenschaftlich die eher musikhistorisch getriebenen Interpretationsansätze aus dem HAP/HIP-Bereich verstehe. Meines Wissens hat sich Celibidache aus dieser Diskussion weitgehend herausgehalten :stumm: Vermutlich waren sie ihm sogar sch...egal :hahahaha:

    Bei diesem Hickhack der "großen" (aber bzgl. Programmplanung offentsichtlich absolut unfähigen) öffentlich-rechtlichen steht bei mir nicht erst seit dem letzten Jahr das Alternativprogramm bereits fest:


    31.12.2011, ab 17:00 Uhr live auf MDR


    Ludwig van Beethoven
    9. Sinfonie d-Moll op. 125


    Rebecca Evans - Sopran
    Christa Mayer - Alt
    Michael Schade - Tenor
    Thomas E. Bauer - Bass


    Gewandhausorchester, Chor und Kinderchor
    Chor der Oper Leipzig


    In diesem Jahr einmal wieder unter Herbert Blomstedt.

    Hallo allerseits,


    nach einem ausgiebigen Spaziergang durch die Hamburger Hafencity (auch vorbei an Deutschlands aktuell wohl teuerster Bauruine "Elbphilharmonie" ... X( ) sind ein guter Freund und ich schließlich wieder einmal zum Essen im Spanier-/Portogiesenviertel gelandet. Irgendwann beim zweiten halben Vino Verde kamen wir auf folgende Frage:


    Gibt es eigentlich bekannte bzw. namenhafte spanische bzw. portogiesische Barockkomponisten? Tatsächlich sind uns auf Anhieb keine eingefallen; zumindest keine, die in unserem Plattenschrank vertreten wären! Ebenso hatten wir ein Problem bei Erweiterung der Frage in Richtung Osten, d.h. nach Russland. Erklärt haben wir uns dies mit der damals herrschenden Vorliebe und Orientierung in Richtung des französischen Hofes bzw. in Richtung Deutschland. Die Musik wurde also vornehmlich importiert, so dass nationale Komponisten nicht wirklich "zum Zuge" kommen konnten!?


    Was sagen die Experten?

    Hallo Joseph II.,


    Wäre nur gut, wenn man wüßte, was genau enthalten ist.


    Du kannst auf das Bild gehen und dann vergrößern. Wenn mich meine Augen nicht täuschen, sind es u.a.


    - Beethoven und Brahms mit dem NDR Sinfonieorchester
    - Bruckner und Schubert mit den Kölnern
    - Schumann 3 & 4, Mozart 39 - 41, Tschaikowsky 5 & 6, Mussorgsky "Bilder einer Austellung" wieder NDR
    + DVD "My life, my music" inkl. letztes Interview


    Der Wand-Fan wird also einiges davon haben (mindestens die drei Bs). Was mir fehlt, wären vor allem die Bruckner-Live-Aufnahmen mit dem NDR bzw. generell die Aufnahmen aus den letzten Jahren. Da gibt es ja vieles ebenfalls bei RCA als Einzeltitel. Vielleicht kommt dann ja noch eine zweite Box ...


    Übrigens: Anläßlich des 100. Geburtstages gibt es am 08.01.2012 hier in Hamburg ein Podiumsgespräch zu G.Wand. Karten habe ich schon geordert und ich kann mir vorstellen, dass es auch eine Radioaufzeichnung dazu geben wird!

    Hallo kalli,


    als liebhaber langsamer tempi gefällt mir sein münchner bruckner zyklus sehr - nach lesen der beiträge hier habe ich aber bedenken , dass mir diese box vielleicht nicht so zusagen würde - oder ist sie doch empfehlenswert ?


    nachdem ich mir zuerst die Box mit den französischen und russischen Werken gekauft hatte, konnte ich nicht widerstehen und musste auch die anderen drei haben. Das allermeiste von dem, was ich bis jetzt gehört habe, gefällt mir sehr gut; so z.B. die Tschaikowsky-Symphonien (4., 5. & 6.) oder aus der obigen Box Schuberts "Große C-Dur". Gerade mit den z.T. seeeeeeeeeeeeeeeehr langsamen Tempi treten gerade deswegen viele Dinge in den Stücken plötzlich deutlich hervor, die man in anderen Aufnahmen einfach "überhört" hat. So sind die Einspielungen m.E. auch sehr gut dafür geeignet, dass ein nicht-Musiker Einzelheiten anhand der Partitur zu verfolgen kann.


    Allerdings hat Celibidaches Zugang auch ganz klare Grenzen! - Gestern z.B. habe ich mir Beethovens 7. angehört; z.B. im ersten Satz I. Poco sostenuto - Vivace läßt sich das, was da passiert, wohl nicht mehr als poco bezeichnen und wohl infolge dessen wird es dann auch nicht mehr Vivace. Man vergleiche einmal mit der legendären Aufnahme der Wiener Philharmoniker unter C.Kleiber. Auch die Aufnahme der "Bilder einer Ausstellung" in einer der anderen Boxen wirft für mich Probleme auf: Gleich die erste Promenade ist kein Schreiten, sondern ein wahrer Choral, der zwar irgendwie beeindruckt, aber der eigentlichen Intention nicht mehr gerecht wird.


    Letztlich gilt hier jedoch wie bei kaum einem anderen Dirigenten: Man muss diesen Zugang entweder grundsätzlich mögen oder doch zumindest interessant genug finden. Als Erstzugang etwa zu den Beethoven-Symphonien (die Box enthält alle, bis auf die 1te; dafür die 4te zweimal) sind die Aufnahmen definitiv nicht geeignet, als "die etwas andere Alternative" jedoch auf jeden Fall.

    EIN unwiderlegbarer Pluspunkt Mozarts ist mit Sicherheit, daß KEIN Zeitgenosse solch eine Vielfalt von Genres abdeckte - und dies alles auf höchstem Niveau....


    Den Pluspunkt kann ich unumwunden zugestehen; allein die Nachdrücklichkeit des "KEIN" würde ich angesichts der im Hoboken-Verzeichnis angeführten Werke eines gewissen anderen Komponisten doch etwas differenzierte sehen ...

    Das Orchester wurde durch Norrington zu einem mit unverwechselbaren Eigenklang - solche Orchester sind in unserer Zeit eher rar. Aus mir unbekannten Gründen gab er Ende Juli 201 seine Chefdirigentenposition auf. Über seine weiteren Zukunftspläne ist mir derzeit nichts bekannt.


    Soweit ich weiss, ist Norrington seit der Saison 2011/12 neuer Principal Conductor beim Zürcher Kammerorchester (ZKO). Eine erste Einspielung zusammen mit diesem Ensemble und dem Pianisten Sebastian Knauer ist in diesem Jahr erschienen.



    Es geht also nach den Ausflügen mit den Stuttgartern ins romatische bzw. spätromatische (Mendelssohn, Dvorak, Bruckner, Mahler etc. ) ersteinmal "back to the roots". Dies ist sicherlich auch insofern beachtenswert, als dass mit dem eher kleinen ZKO sicherlich kein Bruckner- oder Mahler-Zyklus zu erwarten sein dürfte ;) Ich meine mich aber ein ein Interview zu erinnern, in dem Sir Roger Norrington sagte, dass er dem RSO Stuttgart als Gastdirigent weiterhin verbunden bleibt und insbesondere weitere Aufnahmen geplant sind.

    Palestrina, Messen


    Ich bin absoluter Laie im Bereich der Chormusik, aber aus musikalischer Neugier und bei dem Schnäppchen-Preis für fünf CDs konnte und wollte ich nicht widerstehen:



    Nach einem ersten hereinhören bin ich schwer beeindruckt. Ein für mich sehr reiner und klarer Klang, der ohne orchestrales Beiwerk die verschiedenen Stimmen zu guter Geltung kommen läßt.


    Hallo William,


    dann musst Du eine Sonderedition erwischt haben; Beethovens 1te fehlt bei mir nämlich, dafür hat´s zweimal die 4te [1987 & 1995]. Ergänzend sei noch Schuberts "Große C-Dur" erwähnt: Aktuell vielleicht meinte liebste Aufnahme dieses Stückes! Wie im Finale kurz vor Schluß die tefen Streicher "gegen das Tor pochen" ... Beeindruckend.

    Was ist eigentlich das Wesentliche einer Schumann-Sinfonie ? Womit trifft der Interpret gewissermaßen in Schwarze?


    Zufällig bin ich am Freitag bei YouTube auf diese Video gestoßen: H.v.Karajan und die Wiener Philharmoniker bei der Probe zu Schumanns 4ter. Ob Dirigent und Orchester mit ihrer Interpretation "ins Schwarze" treffen, mag jeder für sich selber beurteilen. Ich habe es aufgrund eines wg. Schnupfen leicht wattierten Kopfes noch nicht geschafft, mir den ganzen Film anzuschauen; allerdings beschlich mich beim ersten hineinschauen ein wenig das Gefühl, dass es zu diesem Probenmitschnitt ein Drehbuch gab. Die Unterschiede zwischen dem Vorher und dem, nachdem HvK erklärt hat, wie es eigentlich sein soll, scheinen mir für eine letzte Probe vor der Gramophonaufnahme doch zu überdeutlich. - Zutrauen würde es Karajan als jemandem, der wohl ungerne etwas dem Zufall überlassen hat :hahahaha: Nichtsdestotrotz erhält der Zuschauer interessante Einblicke sowohl in Künstler, als auch Werk!


    Schwer vorzustellen, dass soetwas früher wohl auch im Fernsehen gelaufen ist. Heutzutage wäre soetwas wohl leider nur ein Garant für Einschlatquoten unterhalb der Meßgrenze ...

    Da war ich ja doch ein bisschen platt: Die DG-Ankündungen für Januar enthalten Außergewöhnliches. Da erscheint eine CD mit den Violinkonzerten von Aram Khatchaturian (bis man diesen Namen geschrieben hat - ich kann's mir einfach nicht merken) und Samuel Barber, gespielt vom armenisch-stämmigen Geiger Mikhail Simonyan, begleitet wird er dabei vom London Symphony Orchestra, das von Kristjan Järvi geleitet wird.
    Eine weitere CD beinhaltet die vier Sonaten für Violine und Klavier von Charles Ives. Hier werden Hilary Hahn und Valentina Lisitsa interpretierend tätig.


    [...]


    Hat da ein sogenannter Major etwas gelernt? Setzt man nun plötzlich auch hier einmal auf Repertoire, das abseits des Gängigen liegt? Dem üblichen Gang der Dinge bei einem CD-Major hätte doch eher folgendes entsprochen: Der junge armenische Geiger darf sein jugendliches Feuer in einer CD mit Tschaikowsky- oder Schostakowitsch-Violinkonzerten brennen lassen, Hilary Hahn hätte nochmal eine Neudeutung von Beethoven/Mendelssohn/Brahms vorgelegt und Blechacz macht 'ne neue Chopin-Scheibe. Das wär's doch nach der hergebrachten Labelpolitik gewesen.

    Na ja, um beurteilen zu können, ob DG hier etwas "gelernt" hat, müsste man wohl ersteinmal herausbekommen, ob es sich bei der Auswahl der Werke jeweils um eine Entscheidung der Künstler oder des Labels gehandelt hat. Zu Simonyan habe ich z.B. folgendes auf klassikAkzente gefunden:


    "Der russisch-armenische Geiger Mikhail Simonyan hat einen Exklusiv-Vertrag mit Deutsche Grammophon unterschrieben. Damit stößt einer der wichtigsten Instrumentalisten der jungen Generation, der von der Kritik gerne mit David Oistrakh verglichen wird, zum Künstlerstamm des Klassiklabel und bereichert dessen musikalische Vielfalt gleich mit seinem Debüt um eine außergewöhnliche Aufnahme.


    Denn im kommenden Jahr wird Mikhail Simonyan sich mit den Violinkonzerten von Khachaturian und Barber, begleitet vom London Symphony Orchestra unter der Leitung von Kristjan Järvi, unter dem Dach der Deutschen Grammophon vorstellen. „Die Wahl hat biographische Gründe“, meinte der Künstler in einer Pressekonferenz, „neben der Tatsache natürlich, dass ich die beiden Werke liebe. Mein Vater ist Armenier, meine Mutter Russin, trotzdem lebe ich seit 1999 in New York. Meine Seele ist 100% armenisch, während meine aktuellen Wurzeln in den USA liegen. Die Konzerte von Khachaturian und Barber stehen daher für die beiden Kulturen, die mich am meisten beeinflusst haben“."


    Das hört sich schon eher danach an, als hätte der Künstler ein nicht unerhebliches Mitspracherecht gehabt.

    Hallo Kerstin,


    auch von mir ein Willkommen im Forum und Danke für den Bericht. - Die Karten für die Vorstellung am 16.11 hängen schon lange - nicht zufällig, sondern mit voller Absicht ;) - an meiner Pinnwand und Dein positiver Eindruck hat mich natürlich noch neugieriger gemacht. Der Dirigent de Marchi gilt ja als ausgesprochener Barockspezialist, was ich nach Glucks Iphigénie en Tauride ebenfalls hier in Hamburg nur bestätigen kann.


    @Harald:

    In meinem Archiv befindet sich aus der Oper nur eine einzige Arie: "Lieto suono di trombe guerriere" - gesungen von Jochen Kowalski. Maite Beaumont kann das sicher besser!

    Ich kenne leider die Aufnahme nicht, auf welche ich bei der Suche nach Vorbereitungsmaterial zum Flavius auch gestoßen bin, aber ein sooo schlechter ist Kowalski m.E. doch auch nicht!? Habe ihn hier in Hamburg in den '80ern und '90ern zweimal erlebt:


    Zum ersten mal in Mozarts La clemenza di Tito. Die Rolle weiss ich nicht mehr; es war mein erster selbständiger Opernbesuch und ich habe tatsächlich damals noch gedacht, dass die Frau aber schön singt :stumm: Was ich aber noch erinnere, war eine ebenso beachtliche Judith Beckmann und Hans Zender am Pult. Beide damals noch feste Größen an der Hamburgischen Staatsoper. Fr.Beckmann habe ich später persönlich kennengelernt, eine absolut sympathische Person voller Humor! - Das zweite mal konnte ich Jochen Kowalski dann als Daniel in einer der letzten Vorstellungen der legendären Belsazar-Inszenierung von Harry Kupfer erleben. Diesmal an der Seite von Harald Stamm, dem - neben Kurt Moll - zweiten "Hamburger Groß-Baßisten" :jubel:


    Tja, lang ist´s her ...

    Tja, da hilft nur Schlaf reduzieren!


    Und das soll ja mit zunehmendem Alter immer leichter fallen ... Ich versuche mich aktuell unter der Woche auf etwa sechs Stunden Schlaf zu beschränken; allerdings weniger der Musik zuliebe, sondern der Familie zum Zwecke :sleeping: Aber heute Nacht wird mir ja eine Stunde (zurück)geschenkt - eine Stunde mehr, um Musik zu hören :jubel:

    Das wohl absolute Gegenteil einer märchenhaften Winter-"Impression" liefert vielleicht


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    mit dem achten Lied Aus der jüdischen Volkspoesie op.79


    (in Ermangelung einer deutschen Übersetzung spontan aus dem Englischen zusammengestoppelt)


    Winter


    Die Mutter liegt zu Bett,
    Mit ihr das kranke Kind.
    Kein Stock zu wärmen das kalte Haus,
    und der Wind streicht um die Mauer.


    Die Kälte und der Wind sind zurückgekehrt,
    Keine Kraft mehr, die Stille zu ertragen.
    Weine denn, mein Kind,
    Der Winter ist zurückgekehrt.


    Die Musik dazu hinterläßt vollständige Hoffnungslosigkeit ...

    Hallo dr.pingel,

    Die meisten gebe ich wieder weg, und wenn sie keiner haben will, wandern sie sogar in den Papierkorb.

    bitte nicht! - Ich habe es mir z.B. zur Gewohnheit gemacht, von mir nicht mehr gebrauchte Bücher einfach in die Stadtbibliothek zu tragen (für ebay oder amazon-marketplace bin ich einfach zu faul), die verkaufen das "Zeug" (jedenfalls hier in Hamburg) auf regelmäßigen Bücherflohmärkten.

    Na ja, an der Länge können wir nicht viel ändern - wobei ich Ausdauersportarten wie Laufen, Radfahren, Schwimmen, Rudern, Walking empfehlen würde, um Herz und Kreislauf zu stärken, das Immunsystem fit zu halten, den Stoffwechsel immer wieder anzuregen usw. usw.


    Tatsächlich scheint mir auch die (aktive) Beschäftigung mit der klassischen Musik ein wenig lebensverlängernd zu wirken: Man denke z.B. an all die Dirigenten, die hochbetagt gestorben sind (Karajan, Toscanini, Wand, Celibidache, Klemperer etc.), Instrumentalvirtuosen (Horowitz, Menuhin, Casals, ...) und auch bei Sängern scheint dies zu funktionieren. Sobald es jedoch ans komponieren selber geht, klappt das mit dem Lebenselixier nicht mehr so gut, wie etwa Mozart, Schubert oder Mendelssohn "bewiesen" haben. - Und ganz anders sieht es wiederum in der Rock- und Pop-Musik aus; immer nach dem Motto "Only the good die young!".


    Vielleicht lohnt sich hier ja eine epidemiologische Studie.

    Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik und schelchte Interpretationen! Das gilt übrigens in gleichem Maße für Wein, Kaffee, Essen und Filme! ;-)


    Bücher nicht zu vergessen! - Allein, das Problem bleibt die "a priori"-Unkenntnis, ob es denn gut oder schlecht sein wird ... und die Frage stellt sich, ob man mangels Zeit nicht auch dazu verführt wird, das Schlechte oder zumindest das Nicht-(ganz sooooo)-Gute trotzdem gut zu finden. Schließlich müssten man sonst auch zugeben können, Zeit "verplempert" zu haben.

    Erwähnenswert neben all den anderen Bruckner-GA ist bei der Barenboim-Box vielleicht, dass sie neben dem Te Deum und dem Psalm 150 auch die Symphonische Kantate Helgoland enthält. Neben einer weiteren Barenboim-Einspielung mit den Berliner Philharmonikern gibt es m.W. nicht allzuviele weitere Aufnahmen dieses zumindest beeindruckenden Stückes.

    In dem kleinen Bändchen Von der Musik und vom musizieren stellt der Dirigent Bruno Walter in der Vorbemerkung zum Kapitel "Der Dirigent" bereits 1957 fest, dass wir und darüber klar sein müssen, "daß in unserer Epoche die schöpferische Leistung in der Musik zu geringerer, die musikalische Interpretation zu höherer Bedeutung gelangt ist." [B.Walter, Von der Musik und vom Musizieren. Frankfurt am Main 1957].


    Als ich dies gestern abend las, war ich zuerst doch etwas irritiert und dachte bei mir, dass Walter mit dieser These sich und seine Zunft doch etwas zu sehr in den Vordergrund stellt. Tatsächlich jedoch muss ich bei näherer Betrachtung feststellen, dass diese Aussage nicht nur wahrscheinlich schon vor 50 Jahren richtig war, sondern heute immer noch richtig ist und dies auf absehbare Zeit auch bleiben wird! - Jedenfalls, wenn es sich bei dem hier betrachteten Gegenstand um die sog. E-Musik handelt (ich verwende diesen Begriff hier der Einfachheit halber und möchte keine Diskussion um U- und E-Musik lostreten).


    Womit läßt sich Bruno Walters Aussgage stützen? - Nun, konnte man bis zum Ende des 19 Jhdts. noch von einer echten Musikkritik sprechen, welche etwa die neuesten musikalischen Werke zum Gegenstand hatte (z.B. E.Hanslick über die Symphonien Bruckners oder Brahms), hat sich inzwischen nicht nur der Schwerpunkt sondern quasi das Zentrum hin zu einer Interpretationskritik verschoben. Besprochen wird der neueste Beethoven-Zyklus, aber nicht Beethovens Musik. Wobei natürlich Beethovens kompositorische, also schöpferische Bedeutung sicherlich nicht mehr zu hinterfragt werden braucht.
    Trotzdem: Wo finde ich heute noch in nennenswertem Umfang Besprechungen zu neuen musikalischen Werken? Zu Uraufführungen? Und selbst, wenn der Wille da wäre, allein es fehlt die Möglichkeit! Fraglos wären in unserem Forum die intellektuellen Möglichkeiten, das neueste Werk eines Peter Ruzicka zu beurteilen, vorhanden. Aber woher bekäme ich das entsprechende Material in Form einer verfügbaren Einspielung?


    Eventuell läßt sich vor diesem Hintergrund auch die in den vergangenen Jahren immer stärker werdende Hinwendung zu frühen musikalischen Epochen erklärbar. Dort gibt es immerhin noch neues zu entdecken und zumindest zum Teil besteht die Möglichkeit, eine musikalische Bedeutung neu zu beurteilen.


    Für die moderne Musik unserer Zeit hingegen läßt sich in der logischen Fortführung des Walterschen Gedankens nur noch ihre komplette Bedeutungslosigkeit feststellen ...!?

    Hallo Wolfram,


    ersteinmal Danke für Deine Verständnishilfe.


    ich habe "idiomatisch" im Zusammenhang mit Interpretationen so verstanden, dass damit gesagt werden soll, dass das Idiom, also der spezielle, dem Stück eigene Tonfall, besonders gut getroffen wurde.


    Dann gewinnt die Aussage des Kritiker natürlich an Sinn. - Wobei man sich allerdings fragen kann, ob der Begriff des Idiomatischen nicht tatsächlich in einem gewissen Widerspruch zum dem der Interpretation steht. Letztere ist ja in den meisten Fällen dadurch gekennzeichnet, dass der Künstler einen Einfluß auf das Werk ausübt, indem er interpretiert; insbesondere sich also zumindest in die "Gefahr" begibt, den eigenen Tonfall eines Stückes zu verändern.

    Heute brachte der Postbote



    und ich habe mich den Tag über von dieser Endeckung der Langsamkeit fasziniern lassen. Es ist so, als versuche dort jemand, die Musik Stück für Stück bis in die einzelnen Noten zu zerlegen, um dann zu schauen, was eigentlich dazwischen ist ... dabei wird es jedoch nie langweilig, zäh oder buchstabiert. Im Gegenteil fühle ich mich in meiner eigenen Erfahrung bestätigt, mit zunehmendem Alter selber langsamer zu werden.


    Die anderen Boxen sind schon bestellt :jubel:

    und ich möchte mich dem englischen Kritiker von Gramophone anschliessen, der da schrieb:
    "Dies ist eine aussergewöhnlich idiomatische und gut gespielte Interpretation von Mahlers 4. Sinfonie......."

    Angeregt durch den aktuellen Thread zum Thema "Warum schreibt ihr nicht im Forum?" und die dort gerade entbrennende Diskussion darüber, wieviel Verständlichkeit vom Schreibenden und wieviel Verständnis vom Lesenden erwartet werden darf, habe mal nachgeschaut, und herausgefunden, dass der Begriff idiomatisch zumeist im Bereich der Linguistik in etwa folgender Bedeutung verwendet wird: Eigenschaft von sprachlichen Ausdrücken, deren Bedeutung sich nicht aus der Bedeutung ihrer Bestandteile ableiten lässt. Übertragen auf die Musik also vielleicht Eigenschaft des musikalischen Ausdrucks, dessen Bedeutung sich nicht aus der Bedeutung seiner Bestandteile ableiten lässt. - Mit Verlaub, lieber Kritiker der Gramophone: Dies halte ich für eine ziemliche Binsenweisheit! Das gerade das eindrückliche des musikalischen Ausduckes sich nicht allein aus der Musik selber oder gar aus dem puren Notentext erklären lassen, erfahren wir Musikhörenden tatgtäglich aufs Neue. Da erwarte ich von einem Spezialisten (ich gehe davon aus, dass es sich hier um einen solchen habdelt) schon etwas mehr Erklärendes, als Hey, das war aber mal eine gut gespielte Interpretation ... ?(

    Mein Einstieg ins Wochende:



    Wenngleich ich aus sentimentalen Gründen die Jochum-Einspielung



    nicht zuletzt wg. des mich absolut berührenden Fritz Wunderlich immer noch bevorzuge, hat doch die Fricsay-Einspielung ihren eigenen Schwung.


    Im übrigen gebe ich zu, dass ich die Entführung im Vergleich zur Zauberflöte ganz ernsthaft das bessere Singspiel halte. Die Musik klingt für mich frischer und natürlicher; die Zauberflöte bleibt für mich wohl zeitlebens, auch durch das arg konstruierte Libretto, eine akademische Aneinanderreihung von - zugegeben für sich jeweils großartigen - Melodien.

    Hoppla, hier bin ich wohl noch einen kleinen Nachbericht schuldig :whistling:


    Wie angekündigt, war ich fünf Tage später ebenfalls in dieser Inszenierung mit fast identischer Besetzung


    Faust : Marcello Giordani
    Marguerite : Elena Mosuc
    Mephisto : Tigran Martirossian
    Wagner : Alexander Tsymbalyuk
    Valentin : George Petean
    Marthe : Renate Spingler


    Philharmoniker Hamburg, Dir. Simone Young (GMD)


    Inszenierung (2010) Andreas Homoki, Bühnenbild und Kostüme Wolfgang Gussmann


    Bis vor einem Jahr kannte ich dieses Stück bis auf wenige Highlights praktisch nur dem Namen nach. Mehr oder weniger zufällig hatte ich dann aber die Übertragung der Premiere vom 30.11. diesen Jahres im Radio gehört und war doch so eingenommen, dass ich dachte: Da kann man in der nächsten Saison ja mal hin!


    Zu Beginn gab es dann ersteinmal einen Wermuthstropfen. Es wurde angekündigt, dass Herr Giordani leider etwas indisponiert sei, aber trotzdem singen werden. Ich vermute, für die doch recht anspruchsvolle Partie des Faust war so schnell kein Ersatz zu bekommen. - Aber irgendwie habe ich bei soetwas immer Glück! Genauso, wie ich vor Jahren hier in Hamburg einen indisponierten Rene Kollo erlebt habe, der als Tannäuser seine Mitstreiter ohne Probleme an die Wand gesungen hat, fragte mein neben mir sitzender langjähriger Mit-Operngänger schon Mitte des ersten Aufzuges "Und wo bitteschön ist der jetzt indisponiert?" :jubel:


    Interessanterweise kommt der rauhe Hals ja auch eher in den lyrischen Passagen zum tragen, als beim hohen C. So waren zur ersten Pause hin schon kleine Aussetzer zu vernehmen, die jedoch die formidable Gesamtleistung in keinster Weise schmälern konnten. Respekt für diesen Auftritt! Ebenso konnte Elena Mosuc überzeugen, welche sich nicht nur bei der Juwelenarie keine Blöße gab und es verstand, die zarten Momente voll auszukosten. Zwar darstellerisch, aber nicht unbedingt gesanglich überzeugen konnte Tigran Martirossian als Mephisto. Was da durchaus diabolisch gespielt wurde, kam gesanglich nicht ganz herüber. Der Stimme fehlte zumindest an diesem Abend und für meinen Geschmack die Durchdringungskraft, die mich hätte angstigen können. Da hätte man vielleicht gerne Alexander Tsymbalyuk (Wagner) hören wollen, der in seinem kurzen Auftritt "bass-technisch" mehr Wirkung entfalten konnte. Andererseits ist natürlich jeglicher Vergleich mit meinem aktuellen Referenz-Mephisto Boris Christoff vollkommen unangemessen und ein totaler Ausfall ist auch etwas anderes.


    Wie in der von Sven besuchten Vorstellung, so auch an diesem Abend ganz großartig: George Petean (Valentin); den wir später noch beim einem schnellen Sprint im Freizeitlook (Jogging-Hose? :hahahaha: ) zum Italiener gegenüber bewundern konnten. - Oper ist eben auch Arbeit, die hungrig macht.


    In der Premiere stand der junge Cornelius Meister am Pult (seines Zeichens seit September 2010 Nachfolger von Bertrand de Billy beim RSO Wien [siehe hierzu auch Bertrand de Billy - a Rising Star?]), dessen schwungvolles und dynamisches, wenngleich nicht immer ganz sauberes Dirigat mich am Radio begeistern konnte. Leider war Meister für diese Aufführungsreihe anscheinend anderweitig belegt, so dass sich Fr.Young die Vorstellungen mit Alfred Eschwé (Volksoper Wien) geteilt hat. Eventuell wäre dieser für den Abend auch die bessere Wahl gewesen ... Ob es nun daran lag, dass Dirigentin und Orchester noch der "durchwachsene" Don Giovanni wenige Tage zuvor in den Knochen steckte, sei einmal dahingestellt. Jedenfalls war man versucht, ihr zuzurufen: Gounod ist weder Wagner, noch Strauß! - In meinen Ohren klang dieser wunderbare Franzose stellenweise einfach zu fett. Als wenn das Orchester mehr Noten spielen wollte, als da waren. Dabei gelang es Simone Young nicht immer, den Apparat inkl. Chor zusammenzuhalten. So gab es denn bereits nach der ersten Pause und auch am Schluß einige nicht gänzlich unberechtigte Unmutsbekundungen ;(


    Die Szenerie im Wesentlichen schwarz auf drei sich ineinander drehenden Scheiben, sowie die verschiedenen Accssesoires hat Sven ja schon beschrieben. Im großen und ganzen nicht uninteressant und auch nicht langweilig, aber auch nicht zwingend. Am meisten überzeugt hat mich vielleicht die Idee der Vergewaltigung, da ich schon zu Zeiten meines Deutsch-Leistungskurses der Auffassung war, das Faust ein ziemlicher Versager ist, der sein intellektuelles Scheitern letztlich in sexueller Form und auf Kosten Margaretens kompensiert :thumbdown:

    Daß das Adjektiv "liebste" so einige Probleme in sich birgt, wurde im vorliegenden Thread ja schon hinreichend thematisiert. Wir alle verändern und entwicklen uns über die Zeit (hoffentlich :pfeif: ) und verändern und entwicklen sich auch unsere Vorlieben. Was gestern noch das "liebste" gewesen ist, kann heute zwar noch geschätzt, aber vielleicht auch schon etwas relativiert gesehen werden ... Trotzdem schätze auch ich die "Waldstein"-Sonate sehr; und dies aus einem ganz bestimmten Grund:


    Sie kommt mir im ersten Satz immer vor, wie der erwachsen gewordene Bruder der Schubertschen "Wanderer"-Phantasie D760. Was dort noch ungestüm ausschreitend daherkommt, hat bei Beethoven nach dem ebenfalls rastlos pochenden Eingangsmotiv eine reifere Form erreicht.


    Leider verstehe ich zuwenig von Musiktheorie, um dies vielleicht besser begründen zu können, weshalb hier das rein gefühlte genügen muss :angel:

    Es gab sogar den eine oder anderen Leserbrief bezüglich der momentan herbeigeredeten Krise im Hause Simone.
    Leider sind mir dieser Zuschriften nur vom Hörensagen her bekannt. Daher werde ich beide Verfasserinnen der einfachheithalber Edeltraut 1 und Edeltraut 2 nennen, in der Reihenfolge der Eingänge.

    Auch, wenn ich weder besagten Artikel im HA, noch diese Leserbriefe gelesen habe, darf ich mir als langjähriger Besucher dieses Hauses (seit Ende der zweiten Liebermann-Intendanz) einige Bemerkungen erlauben:

    Edeltraut 1 gab hier in einem Leserbrief zum Beispiel zum Besten es würde in Hamburg nur noch Opern von Richard Wagner und Richard Strauss geben.

    Sollte die gute Frau dies wirklich meinen, liegt sie sicherlich falsch. Wenngleich die Intendantin und Generalmusikdirektorin Simone Young sicherlich ihre Vorliebe für das Spät- bis Ganz-Spätromatische Repertoire (Wagner, Strauss oder auch auch Bruckner in den Konzerten der Philharmoniker) nicht verhehlt, würde ich das Repertoire durchaus als einigermaßen abwechselungsreich bezeichnen. Was mir zumindest gefühlt im Vergleich zu einem Gerd Albrecht (GMD unter der Intendanz P.Ruzicka [1988 bis 1997]) fehlt, ist das, was nach Wagner und Strauss kommt: Schreker, Zemlinsky oder Korngold. Andererseits gab es dafür jedenfalls bis vor kurzem z.B. diverse Britten-Opern.

    Edeltraut Nummer 2 konnte sich, uns und auch Frau Young den Vorwurf nicht ersparen: Frau Young was haben sie bloß aus diesem Haus gemacht?


    [...]


    Und heute? Noch vor wenigen Jahren kamen die großen Stars im Herbst ihrer Karriere nach Hamburg, und wenn dann bestenfalls einer oder eine und das Orcherster klang eher nach Kurkapelle.
    Jetzt haben wir zum größten Teil 4 gute Sänger, aber nicht am sieben sondern an einem Abend auf der Bühne.

    Natürlich sind für ein großes Haus die Stars nicht verzichtbar; ich persönlich finde es jedoch noch viel wichtiger, ein gutes Ensemble zu haben, aus welchem heraus ich im Prinzip jede Rolle adäquat besetzten kann. Wenn ich mich recht erinnere, war gerade Rolf Liebermann, dem die Staatsoper Hamburg sicherlich viel zu verdanken hat, ein großer Verfechter des Ensemble-Theaters. - Hier finde ich, ist Hamburg aktuell z.B. mit Tigran Martirossian, Dovlet Nurgeldiyev oder Alexander Tsymbalyuk (nur einige Herren, die mir in der letzten Zeit sehr positiv aufgefallen sind) sehr gut aufgestellt. Zusätzlich ist auch die Arbeit im Internationalen Opernstudio zu nennen.


    Was nun allerdings die Hamburger Philharmoniker angeht, so bekenne ich freimütig, dass es sich m.E. nicht um ein echtes Spitzenorchester handelt. Zwar haben sich gerade ein Gerd Albrecht und ein Ingo Metzmacher hier sehr verdient gemacht und gezeigt, was an guten Abenden aus den Orchestermusikern herauszuholen ist, aber letztendlich scheppert das Blech eigentlich schon seit 25 Jahren und in zu vielen Vorstellungen geht es dann doch eher auseinander, als zusammen ... Und da weiss ich nicht wirklich, ob Fr.Young mit ihrer Neigung, eher den "vollen" Klang zu favourisieren (manche nennen es dann auch einfach "lauter") sehr viel weiter hilft.

    Wirklich Frau Young wie konnten sie unseren verwöhnten Ohren so etwas niederschmetterndes nur antun. Jahre lang haben Intendanten alles Versucht damit dem schlechten Ruf dieses Musiktheaters genüge getan werden kann und sie kommen einfach so daher und machen innerhalb weniger Jahre das alles Kaputt.


    Eines sollte hierbei allerdings nicht vergessen werden, unseren schönen Everding Rosenkavallier hat Herr Metzmacher auf dem Gewissen ebenso wie unsere schöne La Boheme, hier hat Frau Young lediglich Schadensbegrenzung betrieben. Unser anderen Highlights, wie den grauenhaften Don Carlos und den völlig am Thema vorbei Inszenierten Lohengrin, den haben wir ebenfalls Herr Metzmacher zu verdanken. Dagegen wirkten die Inszeneirungen die wir Frau Young zu verdanken haben noch erträglich ( lassen wir die Walküre einmal außen vor )

    Hier gehen wir jetzt allerdings ziemlich auseinander! Eine nicht wegzudiskutierende Tatsache ist nun mal, das die Staatsoper Hamburg 1997 und 2005 "Opernhaus des Jahres" war und das Simone Young damit nichts zu tun hat. Ich persönlich habe die Zeiten Ruzicka/Albrecht und auch die intensive Zusammenarbeit zwischen Metzmacher und Konwitschny als aufregend und spannend in Erinnerung - dies mag vielleicht auch daran liegen, dass ich damals jünger und begeisterungsfähiger war, aber wirkliche Innovation, einen Mut zum ungewohnten sehe ich aktuell nicht ... Auch halte ich die Idee, Intendanz und musikalische Direktion auf eine Person zu vereinigen nicht für einen blendenenden Geniestreich.


    Im übrigen sind sowohl der Don Carlos, als auch der Lohengrin noch im Repertoire - und dies, wie ich finde, absolut berechtigt. Darüber hinaus wird in dieser Saison sogar der Berghaus-Tristan wieder aufgenommen, worüber ich mich sehr freue. Insofern halte hier eine sog. "Schadensbegrenzung" in keinster Weise für notwendig.

    Während meiner Oberstufenzeit (gefühlte 100 Jahre sind seitdem vergangen) hatte ich die Angewohnheit, bei Klausuren Walkman zu hören. Das war zwar verboten, aber wozu ging man denn auf eine Gesamtschule ... Irgendwann wurde ich natürlich gefragt, was ich denn da höre? - Ich: Bach?! - Lehrkraft: Ja sicher! Geben Sie mal her!


    Der Blick, nachdem sich mein Lehrer die Kopfhörer aufgesetzt hat, wäre mir auch ein ungenügend wert gewesen. Jedenfalls hat seitdem keiner mehr gefragt ...