Vor Jahren habe ich in Darmstadt mal eine gute Inszenierung gesehen, in der Don Ottavio nach Giovannis Höllenfahrt mit zwei Ordnungshütern auftaucht, um den Wüstling und Verführer der weltlichen (Straf-)Ordnung zuzuführen. Allerdings kam ihm hier das himmlische (oder höllische?) Strafgericht zuvor.
Ebenfalls in Darmstadt (ein paar Jahre später, wahrscheinlich unter John Dew) sah man einen Don Ottavio, der einem Kranz unter der Statue des Komturs einen wütenden Tritt versetzte. Auch glaube ich mich zu erinnern, dass der Komtur nicht von Don Giovannis Degen getötet wurde, sondern rückwärts in ein Messer oder einen Degen von Anna oder Ottavio stürzte und durch diesen Unfall starb. Interessante Ideen, die aber auch nicht weiter vertieft wurden.
Beiträge von Cartman
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Habe krankheitsbedingt momentan Zeit, um mal wieder Filme am Stück zu sehen. Habe mir daher (endlich!) mal die total vergeigte SF-Parodie "Angriff der Killertomaten" angesehen. Der Film war als Komödie gedacht, ging aber derart in die Hose, dass er heute als einer der schlechtesten Filme der Welt gilt. Sehenswert - aber man muss wissen, worauf man sich einlässt!
Lohnender war da schon der zweite Streifen in dieser Woche: "Das kalte Herz". In dieser Neuverfilmung spielen Stars wie Moritz Bleibtreu, Milan Peschel und Sebastian Blomberg und bringen Hauffs altes Märchen zum Glänzen. Das Drehbuch orientiert sich nur frei an der Vorlage. Es wird nicht geschwäbelt und die Geisterwelt (Glasmännchen und Holländer-Michel) zeigt sich eher als archaisches Schamanentum. Kann man so machen. Leider agieren die Darsteller meiner Meinung nach aber zu leise und gebremst, da wäre etwas mehr "Kraft" möglich/nötig gewesen. Leider war der Film seinerzeit nur ein paar Tage im Kino zu sehen, wo seine schön komponierten Aufnahmen natürlich besser zur Geltung kommen als am heimischen Bildschirm.
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Habe mir vor ein paar Tagen das Mailänder "Rheingold" angeschaut und fand die Inszenierung absolut nichtssagend und beliebig. Die Personenführung brachte auch nicht viel, zumal man ja einerseits auf die Wasserlöcher auf der Bühne achten musste (lustiger Effekt beim Schlußapplaus übrigens) und andererseits ja andauernd diese nervigen Ballettratten in der Gegend herumhampelten. Furchtbar.
Sängerisch fand ich Kränzle als die Produktion dominierenden Alberich und Rügamers lyrischen Loge herausragend. Musikalisch wars halt ein Barenboim mit einigen (zum Glück wenigen) seiner gewohnt unerwarteten Tempiwechseln (hier eher Verschleppungen).
Keine Produktion, die man (gesehen) haben muss. Als reines Hörerlebnis sicherlich lohnender. -
Klingt für mich eigentlich wie ein gelungener Aprilscherz. (Isses wohl aber nicht.)
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In dieser Box sind die Symphonien 3 (Symphony of the Air) und 6 (Orchestre des Concerts Lamoureux) in hervorragenden MONO-Einspielungen enthalten. Auf Markevitchs Rang als Beethoveninterpret wurde im entsprechenden Thread (Igor Markevitch. Vom Glühen der Strukturen) mehrfach hingewiesen, aber auch hier darf natürlich ein entsprechender Eintrag nicht fehlen. Seine klar durchleuchtete und strukturierte Darstellung, die den Hörer aber auch emotional nicht unbeeindruckt lässt, ist immer wieder überwältigend.
Nicht unerwähnt bleiben sollen auch Markevitchs Beethoven-Studien zu den Symphonien, die in der Edition Peters verlegt werden. -
Gleich zwei letzte Aufnahmen gibt es bei Nikolaus Harnoncourt:
"Vom 8. bis 11. Mai 2015 widmete sich Harnoncourt mit der 4. und 5. Symphonie erneut Beethovens Werk. Zusammen mit seinem Concentus Musicus spielte er beide im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins ein, und zwar zum ersten Mal ausschließlich auf historischen Instrumenten aus der Beethovenzeit." (jpc)
Ein kompletter neue Symphonienzyklus konnte nicht mehr verwirklicht werden. Und bei allem Respekt vor Harnoncourts Kunst - so richtig vom Hocker reisst einem diese CD leider nicht. Da sind seine Einspielungen mit dem Chamber Orchestra of Europe um einiges spannender.
"Der große Dirgent Nikolaus Harnoncourt bezeichnete seine letzten Konzerte mit Beethovens berühmter Missa Solemnis als sein musikalisches Vermächtnis. Diese letzte Aufnahme entstand begleitend zu den Konzerten bei der Styriarte Graz und den Salzburger Festspielen..." (jpc)
Diese Aufnahme erschien nach den oben genannten Symphonien und dürfte damit auch offiziell die letzte Aufnahme Harnoncourts sein. Wie schon in seiner früheren Einspielung des Werks (mit dem Chamber Orchestra of Europe) zeigt sich, dass der Dirigent zu dieser Messe wohl einen ganz besonderen Draht hatte. Ein würdiger Ausklang für seine große Karriere. -
Modest MUSSORGSKY: DIE HEIRAT
Orchestriert von M. Ippolitov-Ivanov
Wikipedia: "Die Oper handelt von der Heirat eines russischen Paares. Der eitle und charakterschwache Podkolesin wird von seinem energischen Freund Kočkarev mit Gewalt zur Heirat der anmutigen Fekla Ivanovna angetrieben. Die vierte Person ist Podkolesins Diener Stepan.
Mussorgski wollte, dass die Menschen sich auf der Bühne genau wie gewöhnliche Menschen ausdrücken, so dass auch die Musik die unterschiedlichen Charaktere und Verhaltensweisen dieser vier Personen widerspiegeln sollte."
Der von Mussorgsky angestrebte Realismus des Klangbilds, in dem die Musik die Sprachmelodie nachahmt, führt zu einem endlosen Parlando ohne rechte Melodiebögen. Ein leider entbehrliches Experiment, wie ich finde.Igor STRAVINSKY: OEDIPUS REX
L´HISTOIRE DU SOLDAT
Zu den beiden folgenden Werken muss nicht mehr viel gesagt werden, auch wenn man sich natürlich streiten kann, ob sie hierher gehören, da es ja eigentlich keine "richtigen" Opern sind. Hörenswert sind sie trotzdem. -
Orpheus 1 / 94:"Diese Einspielung birst vor guter Laune, bringt die ganze Fülle barocken Lebensgefühls herüber und weist zudem auf Telemann als Neuerer hin. Gesungen wird ebenfalls erstklassig.-Musikgeschichte zum Anfassen!"
Neben Mendelssohns "Die Heimkehr aus der Fremde" eine der schönsten "Kurzopern", die ich kenne. -
Ein Highlight unter Schreiers zahlreichen Mozartaufnahmen: Ein reifer Belmonte in Harnoncourts Referenzeinspielung der "Entführung".
Loge ist sicher eine der ungewöhnlichsten Partien in Schreiers Repertoire. Allerdings gehört er zu den Spitzeninterpreten dieser Partie.
Unheimlicher und skurriler habe ich die Knusperhexe nie gehört. Ein wahres Kabinettstückchen. -
zu Posting Nr. 25:
Lieber operus, da es von Groissböck (noch) nicht so viele Opernaufnahmen gibt aus denen man auswählen könnte, verzichte ich vorerst auf eine Aufzählung von Favoriten. Allerdings hatte ich das Glück, ihn bereits in zwei Partien (Landgraf im "Tannhäuser" und Titurel im "Parsifal") live erleben zu dürfen. Grandios!
Gruß
vom
Cartman -
In dieser unterschätzten "Zauberflöte" singt Pape einen noblen Sarastro. Eine Rolle, in der ich ihn auch live an der Staatsoper Berlin erleben durfte.
Pape als grandioser König Heinrich. Neben dem äußerst gelungenem ersten Akt fallen die Akte zwei und drei etwas ab, was wohl an Barenboims schwankendem Dirigat liegt. Ebenfalls beeindruckend sind Peter Seiffert (Lohengrin) und Roman Trekel (Heerrufer).
König Marke ist eine der Glanzrollen Rene Papes. (Leider hat er mit Domingos Tristan keine Idealbesetzung an seiner Seite.) -
Besonders hervorzuheben sind hier das Riesenpaar Greindl und Frick im "Rheingold". Hier betreten zwei Naturgewalten die Bühne, die die Erde wahrhaft erbeben lassen!
Greindl als Hans Sachs ist der Star dieser Aufnahme. Er bewältigt scheinbar mühelos Knappertsbuschs gedehnt Tempi und liefert ein hervorragendes Rollenporträt des mitunter recht grantigen Schusterpoeten. Da kann der Rest der Besetzung - meiner Meinung nach - nicht immer mithalten.
Leider nur ein Querschnitt, den es momentan nur als Download gibt. Greindl gibt hier einen hervorragenden Kezal. (mit Anny Schlemm, Walther Ludwig, Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Fritz Lehmann) -
Ein weiterer Beitrag zum Spiel mit einem meiner Opernlieblinge: George London.
Mitschnitt einer in Deutsch gesungenen großartigen Aufführung mit London in der Titelrolle. Bis auf leichte Abstriche bei den Leistungen von Kunz (Leporello) und Weber (Komtur) gibt es hier nichts auszusetzen. (Und Böhm war als Dirigent bei live-Aufnahmen sowieso immer besser als im Studio.)
Rundum gelungene, hochdramatische Aufnahme in guter Monoqualität. Londons Holländer ist von einem erstklassigen Ensemble umgeben: Rysanek als Senta, Greindl als Daland.
Einzig Kirsten Flagstads ältliche Fricka stört den Gesamteindruck einer überragenden Aufnahme mit Londons beeindruckendem Göttervater im Zentrum. (Svanholms Loge ist ebenfalls Geschmackssache.) -
Der Mann ist zwar im Forum nicht ganz unumstritten - was ich nachvollziehen kann -, hat aber trotzdem einige beeindruckende Aufnahmen zu verzeichnen.
Eine Aufnahme für die berühmte "einsame Insel". Hier wurde alles richtig gemacht und bei der Besetzung gibt es keinen Schwachpunkt. (Lediglich ist die Aufnahme klangtechnisch nicht ganz auf der Höhe.)
Ridderbuschs van Bett ist einfach nur großartig und unterhält aufs Prächtigste. Leider fehlen bei diesem Soundtrack zu einer Fernsehverfilmung die Dialoge.
Hans Sachs ist bei Ridderbusch in den besten Händen, die Aufnahme ist klanglich sehr gut und hält auch insgesamt ein hohes Niveau. Warum gerade dieser Bayreuth-Mitschnitt etwas im Schatten anderer Aufnahmen steht, ist für mich nicht ganz verständlich. -
zu "Doktor Faustus": Dieser Film entstand meinem Wissen nach als Konkurrenzprodukt zu Geißendörfers "Zauberberg"-Verfilmung, die durchaus sehenswert geworden ist. Was den "Doktor Faustus" betrifft, so muss ich sagen, dass ich den Film - wie Rheingold1876 auch - für keine eine gelungene Umsetzung der Romanvorlage halte. Der Film ist zwar nicht langweilig, bleibt aber auch nicht länger im Gedächtnis haften. (Kleines Kuriosum am Rande: Herbert Grönemeyer und Gerhart Polt sind hier in kleinen Nebenrollen zu sehen.)
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Ein gelungener Film von Peter Patzak über die gemeinsame Zeit von Wagner und Cosima von Bülow ab 1868. Er hält sich nicht immer eng an biographische Details, fängt aber die Geschichte und die handelnden Charaktere sehr gut ein. Auch atmosphärisch ist dieser Zweiteiler gelungen. Insofern: Sehenswerte 170 Minuten über den Bayreuther Meister, die allerdings einige Kenntnisse voraussetzen. (Die Lektüre eine kurzen Biographie ist hier sehr hilfreich, da die Kenntnis wichtiger Ereignisse und/oder Personen aus Wagners Leben vorausgesetzt werden.) So werden z.B. Ludwig II. und seine finanzielle Unterstützung oder auch der irrsinnige Aufwand, die ersten Bayreuther Festspiele überhaupt zu bewerkstelligen, nicht erwähnt.
Es geht hier auch eher verstärkt um die Beziehung zwischen Wagner und Cosima und deren schwieriges Aufrechterhalten. Cosima gelingt es schließlich - durch geschicktes Taktieren - ihren sprunghaften Partner zu lenken und am Schluß des Films kann sie sich endlich eingestehen, dass sie schon immer die Stärkere in der Beziehung war. Das merkt man vor allem im Umgang mit den jeweiligen Verehrern und Verehrerinnen: Während Wagner sich schnell zu neuen Frauen hingezogen fühlt und dabei jedes Taktgefühl geflissentlich ignoriert, vergibt sich Cosima dem jungen Nietzsche gegenüber nichts und hält ihn auf Distanz.
Der Film arbeitet neben realistischen Spielszenen übrigens auch viel mit (Alb-)Traumsequenzen und phantastischen Einschüben; so zum Beispiel, wenn Cosima und Richard ihre Gäste in verschneiten alpinen Höhen und nicht im Anwesen am Vierwaldstätter See empfangen.
Die Besetzung des Films ist sehr gut: Otto Sander (Wagner, der sich nur ganz kurz einen minimalen Anflug ins Sächsische anmerken lässt), Tatja Seibt (Cosima), Peter Matic (Hans von Bülow) und Christoph Waltz (Nietzsche) spielen die Hauptrollen. -
Gretel - Christine Schäfer 4
Hansel - Alice Coote 4
Gertrude (Mother) - Rosalind Plowright 4
Peter (Father) - Alan Held 4
The Sandman - Sasha Cooke 4
The Dew Fairy - Lisette Oropesa 4
The Witch - Philip Langridge 3-4 (könnte von ihm bösartiger angelegt werden)Übersetzung des Libretto ins Englische: David Pountney
Production: Richard Jones
Bühne und Kostüme: John MacfarlaneMetropolitan Opera Orchestra
Conductor: Vladimir Jurowski 5Ich finde, es ist an der Zeit, dass für diese viel geschmähte Inszenierung hier endlich einmal eine Lanze gebrochen wird. Durch den übermässig schlechten Ruf dieser Inszenierung neugierig geworden, habe ich mir eine Second-Hand-DVD der Produktion gegönnt - und war positiv überrascht! Ob es dem ein oder anderen Rezensenten gefällt oder nicht, aber diese englischsprachige Aufführung hat durchaus ihre Meriten. Gesungen und musiziert wird auf hohem Niveau und die Inszenierung versteht mich durchaus zu packen:
Akt 1
Eine karge Küche mit Spüle, Schrank, Tisch, ein paar Stühlen und Kühlschrank (leer). Nichts von romantisch verklärter Armut, sondern eine triste heutige Szenerie, in der Hänsel und Gretel sich die Zeit vertreiben. Das soziale Milieu wird durch Hänsels mitunter grobem/aggressivem Verhalten und Gretels Andeutungen von Verhaltensgestörtheit und linkischen Tanzbewegungen verstörend verstärkt.
Als der Vater zu Essen mitbringt, macht sich die Mutter sofort begierig darüber her (die Kinder sind in diesem Moment vergessen), um sich bei der Schilderung der kinderfressenden Hexe heftig in die Spüle zu übergeben. Drastisch, aber nicht unlogisch.Akt 2
Ein verfremdeter Küchenraum mit einer Spüle, mit Blattmuster versehenen Tapeten, einer langen Tafel und befrackten lebendigen Bäumen. Die Kinder essen die gesammelten Beeren auf und verschmieren sich mit den Resten die Gesichter. Das Sandmännchen ist ein hässlicher alter Mann, der in dieser unheimlichen Umgebung mit den lebendig agierenden Bäumen bestimmt keine schöne Träume bringt. Entsprechend monströs fällt der Traum nach dem Abendsegen aus: Überdimensional fette Köche decken auf der Tafel für die Kinde ein Festmahl auf, über das sie sich hermachen, während ein Fisch im Kellnerfrack das Ganze überwacht. Eine gelungene Mischung aus Alb- und Wunsch-Traum.Akt 3
Gelungener Gag: Das Taumännchen tritt als Küchenhilfe auf, die das Geschirr des Traumgelages abspült. Das Äußere des Hexenhauses ist eine blutrote Wand mit einem großen gierigen Mund, auf dessen Zunge eine riesige Torte balanciert. Das Innere hingegen ist eine große "Industrieküche", auf deren Tafel reichhaltige (süße) Speisen angerichtet sind, allerdings würde man hier nicht unbedingt das Essen genießen, da die Küche selbst einen verdreckten Eindruck macht und die Hexe als fette alte Vettel mit Überbiss in schwarzem Schlabberlook in der Küche herrscht.
Nachdem die Hexe in den Ofen (mit Glastür, durch die man sie noch lange an die Scheibe klopfen sieht) gestossen wurde und die Lebkuchenkinder erlöst wurden, wird die fertig durchgebratene Hexe auf die große Tafel gelegt. Hansel schließlich beißt zum Schlussakkord herzhaft in diesen Hexenbraten... (Bei der Verrohung, die er von seinem Elternhaus kennt, der (Alb-)Traumnacht im Wald und der Bosheit der Hexe ist dieser Schritt nicht mehr verwunderlich.)Die oben angeführten Schlaglichter auf die Inszenierung zeigen meiner Meinung nach, dass sich Richard Jones bei dieser Produktion durchaus seine Gedanken gemacht hat. Man kann diese Oper durchaus so inszenieren, auch wenn das - wie geschehen - nicht auf soooo große Gegenliebe stößt. Ich fand es jedenfalls gelungen, originell und kurzweilig. Den schlechten Ruf, den diese Produktion hat, hat sie wirklich nicht verdient.
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Kaum zu glauben, aber wahr! Von René Pape gibt es jetzt einen Doppelgänger im handlichen Format:
Wer mag, kann auf seiner Homepage (https://renepape.myshopify.com/) eines der limitierten Exemplare für $24,99 erwerben.
Der Mann hat wirklich Humor. -
Chor und Orchester der Wiener Staatsoper
Nikolaus HarnoncourtBassa Selim: Hilmar Thate
Belmonte: Kurt Streit
Konstanze: Aga Winska
Blonde: Elzbieta Szmytka
Pedrillo: Wilfried Gahmlich
Osmin: Artur KornBühnenbild und Kostüme: Karl-Ernst Herrmann
Inszenierung: Ursel und Karl-Ernst HerrmannBei dieser DVD würde es sich empfehlen, sich lediglich die musikalischen Nummern anzuhören und das Bild wie die Dialogszenen auszublenden.
Langweiliger habe ich die "Entführung" noch nie gesehen. Das fängt bei den Bühnenbildern an (Aufzug 1: eine hohe weiße Wand im Bühnenvordergrund mit einer Pforte in der Mitte und einem Strauch auf der Zinne schränkt den Spielraum erheblich ein und erlaubt eigentlich nur Aktionen an der Rampe oder - im Falle Osmins - auf der Mauer / Aufzug 2 & 3: ein spiralartig angelegter Gebäudegrundriss nimmt den Großteil der Bühne ein, im Vordergrund links eine Treppe zu Konstanzes Gemächern, ein niedriger schwarzer Teich mittig im Vordergrund, dem den alle Beteiligten beim Applaus immer wieder ausweichen müssen, um nicht ins Wasser zu treten.)
Die Kostüme sind da ein wenig gelungener, bis auf Osmins seltsam herumlappendes langes gelbes Gewand. Belmonte kommt als Intellektueller daher (Nickelbrille,schwarzes Gewand, weiße Schuhe und weißes Halstuch), Pedrillo mit gelber Weste und gestreifter Hose mit einer schwarzen Perücke, während die Damen und der Bassa natürlich in orientalischer Kleidung gezeigt werden. Ein wenig mehr Mut zur Farbe bei allen Beteiligten hätte hier meiner Meinung nach nicht geschadet.Die Inszenierung läuft ziemlich überraschungsarm ab und lässt sich in den Dialogpassagen mitunter zu viel Zeit, die Hilmar Thate mit viel Gesichtsakrobatik und Kopfgerucke (vor allem im ersten Aufzug) füllt; später absolviert er noch ein beträchtliches Laufpensum, wenn es um die Begnadigung der Gefangenen geht... Gesprochen jedoch ist sein Bassa Selim gut und hätte dieses äußerlichen Gehabes nicht in diesem Maße bedurft. Das Sängerensemble entledigt sich seiner gesprochenen Passagen mal besser (Osmin, Pedrillo) mal schlechter (Konstanze). Ein interessanter inszenatorischer Aspekt scheint sich im ersten Aufzug aufzutun, wenn sich Konstanze und der Bassa bei der Arie "Ach, ich liebte, war so glücklich" auf einer sehr vertrauten Ebene miteinander befinden. Konstanze öffnet ihr Herz und gewinnt durch diese Ehrlichkeit das Vertrauen Selims. Hier endet aber schon das, was man zumindest als interessanten Ansatz, die Geschichte zu erzählen, bezeichnen mag. Ansonsten läuft alles vorhersehbar und bis auf ganz wenige Momente sogar recht humorlos ab. Lediglich Osmin und Pedrillo können im zweiten und dritten Aufzug ein wenig aus sich herausgehen, was das betrifft.
Zu der recht drögen Regiearbeit kommt noch ein weiterer seltsamer Aspekt, der einem die Aufführung vermiest: Die Beleuchtung. Nicht nur im dritten Aufzug, der ja gegen Mitternacht spielt, stehen die Beteiligten fast immer(!) im Dunkeln. Das Beleuchtungskonzept ist wahrscheinlich bei einem Stromausfall entstanden und macht das längere Zuschauen zu einer ermüdenden Angelegenheit. (Das wiederum passt zum Bild der DVD, das leider sehr grobkörnig geraten ist.)Im Gegensatz zu dem, was man sieht, ist das, was man hört sehr gelungen. Meiner Meinung nach ist die "Entführung" sowieso Harnoncourts Meisterstück, was seine Mozartinterpretationen angeht. Zupackend und "frisch" kommen die Klänge aus dem Orchestergraben und bei der Sängerriege gibt es keinen Schwachpunkt zu verzeichnen. Hervorzuheben sind vielleicht Aga Winska, die für ihre "Martenarie" zurecht reichlich Szenenapplaus erhält. Ein weiterer Höhepunkt ist das Finale des zweiten Aufzugs "Ach, Belmonte! Ach, mein Leben!", das mich schon bei Harnoncourts CD-Einspielung begeistern konnte. Es wäre nun schön gewesen, wenn man diese musikalisch-sängerischen Glanzpunkte auch in entsprechender Klangqualität zu hören bekommen könnte, aber hier versagt die DVD leider auf weiten Strecken. Irgendwie scheint die Balance zwischen Orchestergraben und Bühne nicht recht gewahrt und der Klang insgesamt recht trocken und farblos. Noch dazu sind die Daiaogpassagen kaum hörbar und verständlich. Lediglich Thates Bassa kann sich da gut retten.
Insgesamt eine Produktion, der eine konzertante Aufführung (oder spannendere Inszenierung) in besserer Bild- und Ton-Qualität gut getan hätte. So bleibt aber immerhin der Eindruck eines Abends auf beeindruckendem musikalischen Niveau.
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Konstanze - Erika Köth 4 (sehr schön gesungen, aber mir fehlt ein wenig das "damenhafte"/tragische Moment der Figur)
Blonde - Hanny Steffek 3-
Belmonte - Anton Dermota 3 (hier kämpft Dermota noch sehr mit der deutschen Sprache, vor allem in seiner Arie "Konstanze, dich wiederzusehen")
Pedrillo - Murray Dickie 3
Osmin - Josef Greindl 3+ (Greindl charakterisiert Osmin eher in den gesprochenen Dialogen, als im leider etwas "neutral" gehaltenen Gesang)Karl Böhm - 4
Chor und Sinfonieorchester des HR - 3+Fazit: Eine "Entführung" ohne besondere Höhen und Tiefen
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Folgende Aufnahme des Orpheus (es müsste sich um die Fassung von 1940 handeln) habe ich noch gefunden:
Laut Booklet eine Aufnahme aus dem Schwetzinger Schloßtheater 1958, kombiniert mit dem Lamento d´Arianna.Die Klangqualität ist gut bis sehr gut, wenn auch mitunter ein wenig "dumpf". (Da ich die CD gerade erst in meinen Player eingelegt habe, kann ich zu der Aufnahme selbst noch nichts weiter sagen.)
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Also rein akustisch ist das hier mein Favorit der Strauss-Version: https://www.youtube.com/watch?v=rbIyXIgKhoM
Man hört das New York Philharmonic unter Leopold Stokowski. Irgendwie klingt das ganze wie eine zur Musik gewordene, geradezu schamlose Erotik (eine "Sauerei in Musik" quasi) - und das trifft den Nerv des Schleiertanzes ja sehr gut. Zudem wird hier der Tanz der Phantasie des Hörers überlassen. -
"Nachdem ich den Sketch "DER REGISSEUR" gesehen habe., verstehe ich warum heutiges Theater und Operntheater so ist wie es ist.
Otto Schenk kann selbst komplexe Sachverhalte plastisch rüberbringen - und ich weiß nun wo die Wurzeln des Regietheaters sind. (Alfred)"Obwohl ich mich in die unsägliche und ewig fruchtlose Debatte zum Thema Regietheater eigentlich nicht mehr äußern wollte, so muss ich es hier dennoch tun, da Alfred Schenks Sketch völlig missverstanden hat. Es geht Otto Schenk hier mit Sicherheit nicht um das leidige Thema Regietheater, da er in diesem Fall für seine Darstellung des unverständlichen Zeug brabbelnden Regisseurs kein bewusst konservatives Modell in Weste und Anzug gewählt hätte, sondern mit Sicherheit eine wildere/anarchistischere Variante dieses Typus genommen hätte. Auch wäre es zur Denunziation des sogenannten Regietheaters einfacher gewesen, einen Regisseur zu nehmen, der eben ganz klar unsinnige Ansagen gemacht hätte (z.B.: "Den Chor im "Lohengrin" sehe ich in Rattenkostümen vor mir." oder "Für den "Tannhäuser" kann ich mir kein geeigneteres Umfeld als eine Biogasanlage vorstellen."). Nein, aus eigener Theatererfahrung kann ich sagen, dass es Schenk darum ging - auf kritisch-witzige Art und Weise - darzustellen, wie schwierig es sein kann, ein präzises Regiekonzept in klare Worte zu fassen; unabhängig davon, wie diese Inszenierung an sich gestaltet werden soll. (Mehr von Schenks lustigen Musiktheaterparodien etc. gibts übrigens hier zu sehen: https://www.youtube.com/watch?v=JdZbL3rpHBc)
Doch zurück zum Thema: In Bezug auf Schenks Sketch zur Realisierung eines Regiekonzepts kann man im Bezug auf Laufenbergs Parsifal-Inszenierung sagen, dass hier mitunter eine gewisse Klarheit fehlt. So verständlich der große Bogen der Interpretation des Stoffes ist, der zur Absage an alle Religion(en) durch die Einsargung ihrer Symbole führt, so wenig klar bleiben einige Details. So bleibt, wie in meinem ersten Beitrag bereits erwähnt, z.B. die Funktion der regungslos über der Szenerie kauernden Figur im Unklaren. Auch sind einige Momente der Vorstellung sehr platt: Der Film während der ersten Verwandlungsmusik ist mit seiner "Sternenfahrt" z.B. sehr effektvoll aber ziemlich sinnlos; auch wirkt die Darstellung der gealterten "Oma Kundry" im Rollstuhl (Karfreitagszauber) zu klein und dem Stoff nicht angemessen. Trotzdem verfolgt das Ganze ein klares Ziel und ist in seiner Gesamtwirkung sehr sehens- und diskussionswert.
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Hallo Melot1967! Das Zitat stammt aus dem ersten Sketch, den Du unter diesem Link anschauen kannst: https://www.youtube.com/watch?v=rZmJUJPGcWI
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Stimmt - es hat mich auch überrascht, dass nach dem Aufzug starker (berechtigter) Applaus aufkam. Allerdings blieb der Vorhang geschlossen und die Solisten zeigten sich erst nach dem zweiten Aufzug zum Verbeugen. So kam Groissböcks bedrohlicher Titurel allerdings komplett um die verdiente Würdigung des Publikums.
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Bin zurück von der Gralssuche. Habe ihn nicht gefunden - und auch sonst niemand, aber ich habe am letzten Donnerstag eine grandiose Vorstellung in Bayreuth erlebt. Ein durchweg erstklassiges Ensemble (mit Groissböck als Einspringer für den Titurel!) unter der musikalischen Leitung von Hartmut Haenchen, der die Parsifal-Partitur nach Sichtung von Wagners Eintragungen zur Uraufführung neu überarbeitet hat. Ein wahres Wagner-Fest! Die Inszenierung ist ebenfalls gelungen, auch wenn sie hie und da etwas "hakt", aber sie ist natürlich um Welten besser als das, was einem hier seit ein paar Jahren als innovative Regiekonzepte verkauft werden soll, da sie
a) nicht gegen die Musik inszeniert ist oder diese gar ignoriert ("Tristan und Isolde"/Katharina Wagner)
und
b) die Atmosphäre des Werkes nicht (zer)stört ("Rattengrin" oder "Biogas-Anlage-Tannhäuser").
Offene Fragen bleiben dennoch, da z.B. der Karfreitagszauber mit seiner Regendusche befremdet oder die Funktion/Bedeutung einer stummen über dem Bühnengeschehen kauernden Figur nicht ersichtlich ist. Das Ende mit seiner allen Religionen entsagenden Botschaft ist für mich jedoch absolut schlüssig.PS: Am Donnerstag wurde die Aufführung von BR Klassik mitgeschnitten. Hoffentlich gibts die dann irgendwann mal auf CD, da Haenchens Auslegung der Partitur auf jeden Fall dokumentiert werden sollte. Immerhin hat er, nach eigenem Bekunden, rund 700 (!) Korrekturen/Anmerkungen Wagners aufgefunden und eingebracht. Mit einem solchen Tondokument und der aktuellen Besetzung wäre man wahrscheinlich besser bedient, als mit der aktuellen DVD-Veröffentlichung vom Vorjahr mit Klaus Florian "dem Stimmchen" Vogt in der Titelrolle.
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Lieber La Roche - das ist mit Sicherheit eine sehr schöne "Rheingold"-Inszenierung, nach der sich hier so mancher Opernbesucher sehnen wird - aaaaaaaaaaaaaber es gibt doch eine Sache, an der ich mich etwas störe: Wagner klingt auf Chinesisch nicht ganz so überzeugend... (Mit der deutschen Sprache hat das, was die Sänger da zum Großteil von sich geben, leider nicht mehr viel zu tun.)
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Zitat
Manche Dinge benötigen ihre Zeit, den richtigen Zeitpunkt oder die Gewöhnung.
Meiner Erfahrung nach kann nicht auf Anhieb Gefallendes durchaus (sehr) ans Herz wachsen, wobei man mit wachsender/großer Hörerfahrung vermutlich sehr schnell wird entscheiden können, ob eine Musik das POTENZIAL hat, um zu gefallen. Hüb´
Da kann ich Hüb´nur zustimmen. Bei mir hat es z.B. lange gedauert, bis ich mich mit Mahlers Sinfonien anfreunden konnte - und in diesem Fall werde ich nicht alleine sein. Erst nach mehrmaligem Hören hat es bei mir "Klick" gemacht und die Musik konnte sich mir mitteilen; allerdings überzeugen mich seine anderen Werke nicht in vergleichbare Grade.
Ein Komponist, der mir allerdings trotz mehrerer Anläufe so gar nichts sagen will, ist Bruckner. Da will der Funke einfach nicht überspringen. Ebenfalls schwer tue ich mir mit aller Art von Kammermusik oder Solostücken (Klavier, Cello etc.). Beim Klavier kommt das allerdings daher, dass ich als Kind lange Klavierstunden nehmen musste, obwohl mich das (noch?) nicht die Bohne interessierte. Ich habe es gehasst und habe nichts davon abgespeichert; so kann ich z.B. keine Noten lesen, was ich ja damals zumindest ansatzweise gelernt haben sollte. -
Als Bond- und Connery-Fan MUSS ich hier einfach mitmachen:
Meine Favoriten:
- Liebesgrüße aus Moskau
Mit der Dechiffriermaschine wird hier immerhin noch ein echtes Spionagethema aufgegriffen.
- Im Geheimdienst ihrer Majestät
Wäre mit Connery wahrscheinlich DER Bondfilm neben "Goldfinger" geworden.
- Goldfinger
Der Klassiker, der alle Bondklischees in Perfektion beinhaltet.
- Casino Royal
Die härtere/"realistischere" Gangart tat der Serie nach "Stirb an einem anderen Tag" gut und Craig ist hier absolut überzeugend.
- Der Spion, der mich liebte
Überlebensgroßes Abenteuer & eine verbesserte Ausgabe von "Man lebt nur zweimal" mit dem besten Bondschurken Curd Jürgens....nicht so gut:
- Man lebt nur zweimal
Schlampig produzierte Tricks mit einem Connery, dem man seine Lustlosigkeit deutlich anmerkt.
- Moonraker
Eine verunglückte Kombination aus "Star Wars" und James Bond - das geht gar nicht!
- Der Hauch des Todes
Bis auf das Finale langweilig. Roger Moore ist inzwischen definitiv zu alt für die Rolle des Draufgängers.
- Stirb an einem anderen Tag
Schon allein das unsichtbare Auto ist ein Schlag ins Gesicht des Zuschauers und Brosnans Surfeinlage sorgt einfach nur für (ungewollte) Heiterkeit.
- Ein Quantum Trost
Bei diesem hektisch und unübersichtlich geschnittenen Film droht dem zuschauer Augenkrebs. Dabei ist die Story an sich gar nicht mal schlecht. -
Hallo Johannes - die 1. habe ich in der französischen "roten" Decca-Ausgabe. Auch die Haydn-Aufnahmen finde ich sehr ansprechend; allerdings fehlt mir da der Vergleich zu anderen Aufnahmen.
Bei den Beethoven-Interpretationen gefällt mir - trotz des Monoklangs - der moderne/zügige Ansatz, der jegliches falsche Pathos vermeidet, ohne den Werken etwas von ihrem "Gewicht" zu nehmen.