Beiträge von Gerhard Wischniewski

    ... und auch schon das musikalisch schöne Vorspiel zum 1. Akt fehlte!

    Und von wegen 7 1/2 Minuten Schlußbeifall. Gesendet wurde höchstens 1 Minute!


    Chrissy

    Ob nun die beiden Vorspiele in Verona gar nicht gegeben wurden, oder ob sie uns 3sat nur vorenthalten hat, kann nur der sagen, der in Verona dabei war. Schade! Und die Länge des Schlussapplauses bekommen Interessierte, die gerne die Reaktion des Publikums beurteilen möchten, häufig nicht zu sehen, weil sie sich nach der Länge des Abspanns richtet oder ein Moderator dazwischen quatscht.

    Hat man denn in Verona von den Vorzügen des in Deutschland vorherrschenden modernen Musiktheaters noch nie etwas gehört?

    Glücklicherweise!!! Noch ist wenigstens nicht die ganze Welt von dem "German-trash-Virus" befallen. So hat der große Anteil der Opernfreunde, die gerne die echten Werke sehen möchten, hin und wieder eine geringe Chance, auch mal wieder eine vernünftige Inszenierung zu sehen oder zu erleben.

    Die "Vorzüge" der Art des sogenannten "modernen (sagen wir besser modischen) Musiktheaters", bei dem die Meisterwerke oft bis zur Unkenntlichkeit entstellt werden, hat uns schon mancher hier im Forum weiszumachen versucht. Aber mir konnte noch niemand plausibel begründen, worin der "Vorzug" dieser Verunstaltungen liegt.

    Ich will nicht sagen, dass die Inszenierung mich überwältigt hat (ich kenne bessere), aber sie war werkgetreu. Auch die musikalischen Leistungen beurteile ich nicht so negativ wie LaRoche. Sie haben mich durchaus gepackt.

    Die Masken der Chormitglieder, die Corona geschuldet waren, störten mich zwar auch ein wenig. Den Eiffelturm verzeihe ich dem Bühnenbildner, der damit dem heutigen Publikum mit einem ihm bekannten Symbol (es hätte sicherlich andere gegeben) zeigen wollte, dass die Handlung in Paris spielt, obwohl es zur Zeit der Marie Duplessis, auf die sich die Handlung bezieht, schon 1847 starb, als es den Eiffelturm noch nicht gab.

    Auch die Untertitel störten nur und waren auf dem oft hellen Untergrund häufig nicht zu lesen. Hier müsste sich das Fernsehen für diejenigen, die sie brauchen, weil sie sich mit dem Text noch nicht befasst haben, etwas anderes einfallen lassen (z.B. schwarze Umrahmung der hellen Buchstaben).

    Insgesamt war es für mich und für viele Opernfreunde dennoch (nach der schönen Aufzeichnung der Turandot aus St. Margarethen) eine Sendung, die man ohne Bedenken einschalten konnte.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Lieber MDM,


    ich bin noch nicht abgemeldet und dir zuliebe schalte ich mich hier ausnahmsweise noch einmal ein. Das ändert nichts an meinem Entschluss, mich weiterhin erst einmal aus diesem Forum herauszuhalten und die Entwicklung abzuwarten. Als Besucher kann ich dennoch die Beiträge einiger Leute, die ich schätze, mitlesen und ich erstelle auch noch weiterhin Operninhalte. Ob ich diese aber jemals im Tamino veröffentlichen werde, weiß ich noch nicht, obwohl ich mich weiterhin über die freundschaftliche Zusammenarbeit mit dir und Dr.Pingel, den ich auch persönlich kenne, gefreut hätte.

    Nun meine ehrliche Meinung zum „Fliegenden Holländer“ (auch wenn ich jetzt wieder bei einigen wenigen einen Sturm der Entrüstung – auf den ich mich schon freue – auslösen werde):

    Wer in diesem Machwerk aus der Experimentierbude, zu der Bayreuth immer mehr verkommt, das Werk sehen will, das uns unter diesem Namen untergejubelt werden soll, der muss in Literatur und Oper doch recht wenig bewandert sein. Dem Regisseur ist nicht weiteres eingefallen, als einen billigen Krimi zu erfinden, der mit dem eigentlichen Werk nicht im mindesten etwas gemein hat, dazu aber die Musik und den Text des Werkes zu missbrauchen. Auf die Frage von Mme.Cortese, ob der Regisseur das Libretto gelesen hat, kann ich nur mit einem eindeutigen „nein“ antworten, denn sonst hätte er doch merken müssen,dass keiner der Texte, die ja auch Wort für Wort (ich habe sie mit dem Libretto verglichen) gesungen werden, zu seiner abwegigen Phantasie passt. Ich habe mir die wesentlichen Stellen dieses Schmarrn in der Mediathek angeschaut. Das erspart mir, heute Abend noch weitere Zeit im Fernsehen damit zu vergeuden.

    Selbst in seiner eigenen Phantasieklamotte bleibt er in der Darstellung einfallslos: Die Geschehnisse um Gewitter und Sturm und das Lied des Steuermanns beim Biertisch in einer Kneipe vortragen zu lassen, ist doch einfach ein zu simpler Ausweg, wenn man keine besseren Ideen hat. Der Auftritt des Holländers – an eben demselben Biertisch – entbehrte in meinen Augen jeglicher Dramatik. Auch das Spinnerlied – selbst wenn es noch so banal ist – in einer Chorprobe im Freien vortragen zu lassen, wirkt abgeschmackt. Die Ballade der Senta widersprach ihrer Gesamthaltung, in der ich keine Liebe und auch kein Mitleid zu dem „armen Mann“ entdecken konnte. Erik verhielt sich so distanziert, dass man ihm die Liebe zu Senta nicht abnahm.

    Statt eine absurde und zum Text und zur Musik unpassende Handlung zu erfinden, sehe ich die Aufgabe des Regisseurs darin, die Sänger zum passenden Gebaren in Auftritt, Mimik und Gestik dem Originalwerk entsprechend hinzuführen. Nicht aber, die Handlung nach eigenem Geschmack zu verändern und den Zuschauer eine Deutung aufzuzwingen, die er nicht braucht und (außer vielleicht einigen wenigen – wie hier im Forum und mancher Presseleute – ) auch nicht haben will. Aber dazu scheinen viele modische Regisseure nicht mehr fähig zu sein. Wagner würde sicherlich die heutigen Verantwortlichen aus dem von ihm geschaffenen Musentempel mit der Peitsche hinaustreiben.

    Übrigens wartet ja auch noch so ein verrückter „Don Giovanni“ aus Salzburg auf uns, der voraussichtlich auch im Fernsehen – das ja vernünftige Inszenierungen kaum mehr kennt – übertragen wird. Nach allem, was ich inzwischen darüber weiß, werde ich damit keine Zeit mehr vergeuden. Diesen werde ich mir am 22.08. im Kino in der Aufzeichnung aus der MET anschauen.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Ich habe diese Carmen auf youtube im Querschnitt angesehen. Zwar hat sich der Regisseur weitgehend an den Ablauf der Handlung gehalten, was wohl dem Alter (soweit ich erfahren habe, die Wiederaufnahme einer Inszenierung aus 1995) geschuldet war. Aber sowohl Bühnenbild wie auch Regie waren für mich nur eines: völlig einfallslos. Auf Nackedeis konnte der Regisseur wieder einmal nicht verzichten. Viele Mätzchen, die er hinzufügte wirkten auf mich einfach nur dämlich. Es lohnte sich daher nicht, den Fernseher einzuschalten. Das hätte mir nur den Geschmack an dieser Oper verleiden können.

    Natürlich spricht die Presse von einem "Star"-Regisseur. :hahahaha::hahahaha::hahahaha::hahahaha::hahahaha:

    Bei diesem wunderbaren Lied kann ich mit zunehmendem Alter meine Rührung immer weniger verbergen.

    Herzlichst La Roche

    Lieber LaRoche,


    ich habe dieses wunderbare Thema von William B.A wegen meiner bisherigen Arbeit am Opernführer, die mich viel Zeit gekostet hat, erst jetzt entdeckt. Ich muss - wie du - sagen, dass mich die Uhr von Loewe immer wieder berührt. Allerdings war ich auch schon in jüngeren Jahren davon immer berührt. Wenn Wille sie nicht schon genannt hätte, ich hätte sie als erstes genannt.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Anmerkungen

    „Julien“ ist die Fortsetzung von Gustave Charpentiers erfolgreicher Oper „Louise“. Während in „Louise“ – eingebettet in eine realistische Handlung (Liebe zwischen Louise und Julien und Familiendrama bei Louises Eltern) – vor allem das bunte Leben der Künstler (Bohèmiens) in Paris eine entscheidende Rolle spielt, ist es in Julien – abgesehen von dem Prolog – in meist imaginären Szenen das Seelenleben des Poeten.

    Wie in „Louise“ erfordert das Werk eine Vielzahl an Personen, wobei dieselbe Person in den einzelnen Akten in verschiedenen Gestalten auftritt (z.B. Louise als die Schönheit, das junge Mädchen, die Großmutter und das Straßenmädchen oder der Hohepriester, zugleich der Bauer und der Magier). Gustave Charpentier bezog in der Oper die Musik aus seinem 1889 entstandenen sinfonischen Poem „La vie du Poete“ mit ein.

    Das Werk hatte einen weit geringeren Erfolg als „Louise“ und wurde nach wenigen Aufführungen wieder abgesetzt. In der Folgezeit wurde es nur noch selten aufgeführt (z.B. 1914 in der MET mit Geraldine Ferrar und Enrico Caruso oder 2001 in Dortmund). Von der Dortmunder Aufführung gibt es eine gekürzte Audio-Aufzeichnung, die man auch auf youtube anhören kann:

    Von der Aufführung aus der MET soll es auch einen Mitschnitt geben, den ich aber nirgendwo im Angebot gefunden habe.

    Weitere Opernprojekte von Gustave Charpentier blieben Fragmente.

    Gustave Charpentier ( 1860 - 1956 )

    Julien ou La vie du poète

    (Julien oder Das Leben des Dichters)


    Poème lyrique in einem Prolog und 4 Akten

    Libretto: Gustave Charpentier

    Originalsprache: Französisch


    Uraufführung: Paris 1913


    PERSONEN DER HANDLUNG

    Julien, Dichter, Tenor

    Louise, auch die Schönheit, das junge Mädchen, die Großmutter und das Straßenmädchen, Sopran

    Hohepriester, auch Bauer und Magier, Bass

    Zelebrant 1), auch Stimme aus dem Abgrund, Tenor

    Glöckner, Tenor

    Messgehilfe, Tenor

    Holzfäller, auch Bohèmien 2) und Kamerad, Tenor

    Steinklopfer, auch Stimme aus dem Abgrund und Kamerad, Bass

    Arbeiter, auch Kamerad, Tenor

    Maler, auch Kamerad, Bass

    Stimme aus dem Abgrund, Tenor

    Student, Tenor

    Bäuerin, Alt

    Mädchen aus dem Traum und Chimären 3), Soprane, Alte

    Kleine Blumenhändlerin, stumme Rolle

    Stimmen aus der Ferne, Tempeldiener, Weise, Diener und Dienerinnen der Schönheit, Musen, Liebende, auserwählte und gefallene Dichter, Holzfäller, Dammbauer, Bauern, Bäuerinnen, Zigeunerinnen, Stimmen der Nacht, Bretoninnen, Stimmen des Sturms, Fest- und Karnevalsmenge, Kellner, Prostituierte, Studenten, Maler, Modelle, Feen, Sirenen 4), Straßenjungen, Lehrlinge, Bauernkinder, Arbeiterkinder, Tempeltänzerinnen, Festtänzerinnen, Tänzerinnen des Moulin Rouge 5), Volk


    Ort und Zeit der Handlung: Italien, Traumland, nicht näher benanntes slawisches Land, Frankreich, Ende des 19. Jahrhunderts


    INHALTSANGABE


    PROLOG

    Ein Künstlerzimmer in der Villa Medici 6), Rom

    In einer Bettnische schläft Louise. Julien kommt herein. An der Tür winkt er seinen Kameraden zu, deren fröhliche Gesänge man noch von draußen hört, während sie sich entfernen. Er küsst die schlafende Louise zärtlich, und geht an seinen Schreibtisch. Dort preist er die Schönheit seines ersten Romans. Er träumt von seinem künftigen Ruhm. Dann legt er sich auf ein Sofa und schläft ein.

    Louise erwacht und kommt aus der Bettnische. Sie betrachtet den Schläfer, der auch im Traum von seinem Werk spricht. Sie hat gemerkt, wie sehr er in seine Dichtkunst verliebt ist und sich dadurch mehr und mehr von ihr entfremdet. Was mag er im Traum erleben? Fungiert sie nur noch als seine Muse?


    ERSTER AKT (Begeisterung)

    Im Traumland

    1. Bild: Am heiligen Berg. Ein mit Blumen bewachsener Pfad führt hinauf. Auf dem Gipfel der Tempel der Schönheit

    Sechs Traummädchen kommen mit Blumen und Palmen fröhlich den Pfad herab.

    Dann erscheint auf dem Weg ein Zug von Pilgern und Liebenden – unter ihnen Louise und Julien. Sie singen ein Loblied auf die Schönheit der Natur und die Liebe. Louise und Julien lassen die Pilger an sich vorbeiziehen. Nun preisen auch sie ihre gegenseitige Liebe. Schließlich steigen sie ebenfalls den Weg zum Tempel hinauf. Aus der Ferne hört man ein Loblied auf den Dichter und seine Geliebte. Eine Wolke senkt sich von oben herab und gibt bei ihrem Verschwinden das zweite Bild frei.


    2. Bild: Eine dunkle Schlucht am Weg zum Berge

    Eine Stimme aus dem Abgrund fordert die Träume auf, wieder zurückzukehren. Chimären weben Nebel und Trugbilder, um den heiligen Berg vor den unglücklichen Dichtern zu verbergen, die sich in der Schlucht befinden. Die unglücklichen Dichter flehen "die Flamme" an, die sie in der Vergangenheit belebte und ihnen Hoffnung auf Ruhm gab. Wenig später hört man sie nur noch in weiter Ferne. Julien schaudert's. Er möchte ihnen helfen. Noch einmal beschwören Louise und Julien Schönheit und Liebe. Die Nebel schwinden und die Szenerie geht in das nächste Bild über.


    3. Bild: Der prächtige Chor des Schönheitstempels

    Hier sind der Hohepriester, die Traummädchen, Tempeldiener, Tempeltänzerinnen, Liebhaber, Geliebte und auserwählte Dichter versammelt. Mit ihnen rufen Louise und Julien die „Flamme“ an. Sie wollen ihre Vergangenheit aufgeben, ihr Leben künftig nur noch der Schönheit weihen und alle Menschen lieben. In einem Ensemble preisen alle, jeder mit seinen Worten die Schönheit.

    Unterdessen spotten auf dem Gesims der Glöckner und der Messdiener über diese Farce und den Schnupfen des Hohepriesters. Der Hohepriester warnt Julien vor den Schattenseiten eines Lebens im Ruhm, das er sich in jugendlicher Hoffnung wünscht. Dieses Leben wird ihn durch düstere Zeiten und Leiden führen. Auch die unglücklichen Dichter lassen sich noch einmal vernehmen. Aber das alles schreckt Julien nicht ab. Er bleibt standhaft. Der Hohepriester nimmt nun seinen Wunsch an, den Leidensweg zu gehen. Der Hohepriester und die Tempeldiener ziehen sich hinter den Altar zurück. Die Anwesenden drücken ihre Bewunderung aus. Nur der Glöckner und der Messdiener spotten erneut, dann verschwinden sie, weil es Zeit zum Läuten ist.

    Während Julien zum Gebet niederkniet, beschwören der Zelebrant und die Übrigen die Schönheit.

    Eine Glocke ertönt. Die Szene verdunkelt sich. Über dem Altar zucken Blitze. Die Traummädchen – von Celesta und Harfe begleitet – und ein unsichtbarer Chor stimmen mit geistlichen Gesängen in die Beschwörung mit ein. Schließlich hört man ferne Orgelmusik.

    Nebelschwaden enthüllen langsam Louise, nun als „die Schönheit“. Julien bittet die „Schönheit“, ihn wie wie eine Mutter ihr Kind zu behüten. Sie ermahnt ihn, sich vor Hochmut zu hüten und immer zu lieben. Sie wirft ihm einen Kuss wie einen Segensspruch zu, dann entschwindet sie langsam. Unter dem Ruf der Chores „Aime! (Liebe!)“ fällt der Vorhang.


    ZWEITER AKT (Zweifel)

    Idyllische Landschaft mit Bauernhaus in einem slawischen Land. Abend im Sommer.

    Julien schläft vor dem Haus. Der Bauer, die Bäuerin und ihre Tochter beobachten ihn. In der Nähe arbeiten Holzfäller, Dammarbeiter, Bauern und Schnitter, deren Gesänge man zwischendurch hört. Sie künden von der Last der Arbeit. Zigeuner ziehen vorbei. Dann erwacht Julien. Er ist durch viele Länder gereist und wollte den Leuten die Liebe predigen, um ihr Leid zu mindern. Nun muss er enttäuscht feststellen, dass die Menschheit nicht bereit war, ihm zuzuhören. Überall wurde er verspottet und verjagt.

    Der Bauer rät ihm, nicht hochmütig zu sein; er könne nicht vollbringen, was selbst Gottes Sohn nicht vermochte. Er bietet ihm an, bei ihnen zu bleiben, um zur Ruhe zu kommen und zu vergessen. Doch Julien zweifelt daran, dass seine Illusionen aus dem Traum überleben werden. Bauer, Bäuerin und Tochter gehen ins Haus. Julien starrt auf die untergehende Sonne. Aus der Luft hört man zarte Musik.

    Dann geht der Mond auf. Ein Chor der Stimmen der Nacht spricht Julien Mut zu. Das junge Mädchen, die Bauerntochter, bringt ihm einen Krug Wasser. Sie versucht, Julian zu überreden, bei ihnen zu bleiben. Julian betont, dass niemand seinen Schmerz heilen könne. Dazwischen hört man immer wieder die Stimmen der Nacht, die ihn beruhigen wollen. Als er von seiner Erinnerung an Louise spricht, die ihm das Schicksal entrissen habe, erklärt das Mädchen, dass es auch Louise heiße. Sie fragt, ob sie ihm Louise nicht ersetzen könne, doch er weist sie sanft zurück. Ihre Liebe könne für ihn nur Bitterkeit und Gewissensbisse bedeuten.

    Der Bauer tritt heraus und bietet Julien mit einer Geste sein Haus an. Er dulde draußen keine Liebeleien. Das Mädchen und der Bauer gehen ins Haus und die Tür schließt sich. Julien erinnert sich an die mahnenden Worte des Hohepriesters.

    Julien erhebt sich und im Fortgehen spricht er die Stimmen der Nacht an, was die Zukunft ihm wohl bringe. Sie aber können ihm keine Antwort geben. Er will das Geheimnis seines Lebens ergründen: Erfolg oder Tod seiner Hoffnungen! Das junge Mädchen lehnt sich aus dem Fenster und schaut dem Fortgehenden nach.


    DRITTER AKT (Machtlosigkeit)

    Wilde Gegend an der bretonischen Küste mit einem verfallenen Herrenhaus, einem Kruzifix und einer ärmlichen Kirche

    Julien sitzt grübelnd auf der Terrasse des Herrenhauses. Die Großmutter, die die Züge Louises trägt, betrachtet ihn kummervoll. Bretonische Frauen beten vor dem Kruzifix zur Jungfrau Maria, danach gehen sie in die Kirche. Julien vertraut dem Himmel seinen Kummer an, während man von oben Stimmen im Sturm „Ho,ho“ rufen hört. Entfernt erklingt Orgelmusik, die Julien an den Traum aus Akt 1 erinnert.

    Die Großmutter ist näher an Julien herangetreten. Sie erinnert ihn an seine Mutter und rät ihm zum Gebet. Doch Julien fühlt sich verflucht. Von fern hört man Flüche. Dann zieht die Gruppe der unglücklichen Dichter mit gotteslästerlichen Worten vorüber. Julien will ihnen folgen. Die Großmutter warnt ihn vor Hochmut und Stolz, Sünden, derentwegen auch Luzifer 7) verflucht wurde. Julien wundert sich, woher die Großmutter, die nicht lesen und schreiben kann, diese Weisheit hat. Aber er ignoriert ihren Rat und sendet einen Fluch gen Himmel. Die Großmutter fällt wie tot zu Füßen des Kruzifixes.


    VIERTER AKT (Trunkenheit)

    1. Bild: Abgelegener Teil eines der äußeren Boulevards in Paris mit der Terrasse eines Gasthauses und Eingang zu einer Wandershow. Nacht.

    Julien ist gealtert, sein Äußeres wirkt verwahrlost. Er reflektiert über sein verlorenes Leben, dem er entfliehen möchte. Unterdessen erklingt aus dem Gasthaus fröhlicher Lärm.

    Ein maskiertes Straßenmädchen tritt aus dem Gasthaus und nähert sich Julien. Sie flüstert ihm ein, dass es nichts Besseres gäbe als Rotwein, um den Kummer zu vertreiben. Sie winkt einem Kellner des Gasthauses. Dieser füllt zwei Gläser und bringt sie ihnen. Während das Mädchen trinkt, versucht sie, Julien zu umgarnen. Sie behauptet, eine Muse zu sein. Dazwischen hört man wieder die Stimmen der Chimären aus dem ersten Akt. Des Mädchens Stimme weckt in Julien eine Erinnerung an frühere Zeiten. Als er sich dagegen wehrt, enthüllt sie ihr Gesicht und Julien erschrickt, denn er glaubt, in ihr seine gealterte frühere Liebe (Louise) zu sehen. Er fühlt sich wie in einem Albtraum und wendet sich ab. Mit einer einladenden Geste, ihm zu folgen, tanzt das Mädchen in Richtung Gasthaus. Einige Maskierte kommen heraus und ziehen sie mit sich in das Lokal.

    Als Julien allein ist, lässt er noch einmal sein Leben an sich vorüberziehen. Er bereut, dass er es aus Stolz an seine Trugbilder vergeudet hat. Wehmütig denkt er an Louise. Aus dem Gasthaus ertönt Ballmusik.

    Burschen und Mädchen strömen herbei, singen und tanzen fröhlich umher. Julien, der sehnsüchtig die Menge betrachtet, beschließt nun, Erlösung zu finden, indem er sich der Fröhlichkeit und dem Alkohol hingibt. Er geht auf die Menge zu.

    Auch Figuren aus dem ersten Akt huschen über die Szene: Der Glöckner, der Messdiener, die Traummädchen – als Feen gekleidet – und weitere Feen und Sirenen. Es wird dunkel und die Szenerie geht über in das


    2. Bild: Place Blanche im Stadtteil Montmartre. Ein Kabarett „Theater des Ideals“ in der Mitte. Karnevalsabend.

    Eine bunte Menge ist hier versammelt. Auch der Glöckner, der Messdiener, die Traummädchen und Feen sind dabei. Es herrscht bunter Trubel. Tänzer führen eine blasphemische Parodie der Tempeltänze aus dem ersten Akt vor. Ein Magier preist eine Kabarettvorstellung an, auf der er „die unübertroffene Schönheit“ vorstellen will. Später kommen auch Julien und das Straßenmädchen hinzu. Das Straßenmädchen preist sich Julien als die „Schönheit“ an. Julien erinnert sich, einst die Schönheit getroffen zu haben. Aber er ist zu der Erkenntnis gekommen, dass diese nur Lüge ist. Schon stark angetrunken, verkündet er – unter dem Beifall der Menge – dass die Menschen nur Lasttiere seien und die Wahrheit im lärmenden Jubel liege. Das Straßenmädchen wiederholt seine Worte und schleppt ihn dann ins Kabarett.

    Der Pöbel tobt weiter. Er preist die Trunkenheit. Sie bedroht das Kabarett, bewirft es mit Unrat und greift den Magier an. Die Feen und Tänzerinnen flüchten ins Innere. Die Menge flieht. Es wird dunkel.

    Aus dem Inneren hört man das Straßenmädchen trällern. Sie tritt heraus und Julien folgt ihr. Beide sind betrunken.

    Plötzlich ertönen Stimmen, die Julien an frühere Tage erinnern. Ein geheimnisvolles Licht lässt im Hintergrund nach und nach den Tempel der Schönheit aus dem ersten Akt erscheinen. Die Stimmen beten die „göttliche Flamme“ an. Julien bittet das Straßenmädchen, zu singen. Doch sie lacht ihn nur aus. Die Vision verschwindet wieder. Noch einmal versucht er, das Mädchen zum Singen zu bringen, die wiederum nur spöttisch lacht. Dann bricht er zu ihren Füßen zusammen.


    1) der Unterpriester, der eine Messe zelebriert

    2) so wurden Leute genannt, die zur Bohème, einer Gruppe unkonventioneller Künstler gehörten (vgl „Louise“ von Charpentier, „La Bohème“ von Puccini)

    3) Mischwesen aus der griechischen Mythologie, steht auch für eingebildete Wahrnehmungen (Trugbilder)

    4) Fabelwesen der griechischen Mythologie, die Odysseus bei seinen Irrfahrten durch ihren Gesang zu betören versuchten

    5) weltbekanntes Kabarett in Paris

    6) in Rom eine Villa aus dem 16. Jahrhundert, die u.a. die Akademie der schönen Künste beherbergt.

    7) wörtlich „Lichtbringer“, in der christlichen Mythologie oberster der Teufel, der – ursprünglich Erzengel – wegen seines Hochmut in die Hölle verstoßen wurde

    Auf youtube wurde kürzlich eine Inszenierung von Bellinis "Il Pirata" aus dem Teatro Real de Madrid (2019) veröffentlicht, die ein Beispiel ist, wie man mit modernen Mitteln durchaus eine Oper packend inszenieren kann, ohne die Handlung durch irre Ideen des Regisseurs zu verdrehen und mit nicht passenden Elementen zu "bereichern"

    Mit Javier Camarena als Gualtiero und Sonya Yoncheva als Imogene ist sie auch musikalisch hervorragend besetzt. Auch die schauspielerischen Leistungen - vor allem der Yoncheva in der Wahnsinnsszene am Schluss der Oper - sind eindrucksvoll.

    Zwar ist die Aufzeichnung mit englischen Untertitel versehen, die aber - abgesehen von den Inhaltsangaben, die die Ouvertüre überlagern und eher störend sind - lange genug stehen, dass man sie mit normalen Englischkenntnissen durchaus erfassen kann.

    Eine lohnende Aufzeichnung.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Mir ging es in erster Linie um den Stil in dem wir diskutieren auch wenn wir im Inhalt anderer Meinung sind. Dazu noch ein vielleicht verdeutlichendes Zitat. Winston Churchill meinte: "Man kann sogar eine Kriegserklärung freundlich unterschreiben".

    Herzlichst

    Operus

    Lieber Operus,


    mag der Stil, den Frau Wussow in ihrem Leserbrief anwendet, nicht der beste sein, so kann ich an den Leuten, an die du dich richtest, erkennen, dass wieder diejenigen, die das kritisieren, hier selbst einen ähnlichen Stil anwenden. Ich habe hier genug Kritiken in persönlich beleidigenden Stil von immer denselben Vertretern erhalten, wenn ich in Bezug auf das Regisseurstheater meine von der ihren abweichende Meinung gesagt habe. Ich kann Frau Wussow also nur raten, diese Leute nicht ernst zu nehmen und ihre Aussagen zu ignorieren, wie ich es schon seit längerem tue.


    Gerhard

    Nachdem nun die Inhaltsangaben zu den Opern Donizettis komplettiert sind (wenigstens, soweit sie die Sammlung "Tutti (= alle) i libretii di Gaetano Donizetti hergab), möchte ich mich hier noch einmal im öffentlich zugänglichen Bereich bei zwei Mitgliedern des Forums sehr herzlich bedanken.

    Vor etwa zwei Jahren machte mich das Mitglied MDM auf einen kleinen Fehler bei einer Inhaltsangabe aufmerksam. Daraufhin bedankte ich mich bei ihm und bat ihn, falls er weitere Fehler finden würde, mich darauf aufmerksam zu machen. Er bot sich dann als Lektor an und nahm sich eine Reihe schon vorhandener Inhaltsangaben vor. Dem schloss sich Dr.Pingel als weiterer Lektor an. So entstand eine freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen uns dreien. Das führte dazu, dass nicht nur Tippfehler und versehentlich vergessene Zeichen beseitigt wurden. Dort, wo der Autor (vielleicht aus einer gewissen „Betriebsblindheit“) zwar glaubte, dass seine Formulierungen verständlich seien, konnten bei dem Leser dennoch Missverständnisse entstehen. Das konnte nun durch Rückfragen, ausgezeichnete Verbesserungsvorschläge der beiden und Diskussionen – ohne jede oberlehrerhafte oder besserwisserische Attitüde – in freundlichen und oft heiteren Diskussionen miteinander ausgeräumt werden.

    All das geschah in Beiträgen einem internen Thema. Nachdem diese wunderbare Zusammenarbeit angelaufen war, habe ich dann neue Inhaltsangaben erst einmal den beiden zur Kenntnis gegeben, und erst nach Korrekturen in den öffentlichen Opernführer eingesetzt.

    Ich zeichne zwar für den Inhalt, der vielfach (wegen fehlender deutscher Übersetzung) nach französischen und italienischen Librettotexten entstand, verantwortlich. Sprachlich jedoch konnte vieles aufgrund der Vorschläge meiner beiden Mitstreiter verbessert werden. Ich freue mich auf weitere Zusammenarbeit mit den beiden.


    Gerhard

    Anmerkungen:

    Die Farce beruht auf der Komödie „Monsieur de Pourceaugnac“ von Moliere, worauf der zweite Titel hinweist. Während aber bei Moliere der Anstifter der Verschwörung am Ende der Sieger ist, ist er hier - umgekehrt – am Ende mit seiner Eifersucht der Blamierte.

    Das Werk hatte bei ihrer Uraufführung nur mäßigen Erfolg. Da der Librettotext ursprünglich weitgehend in neapolitanischem Dialekt verfasst war,verhinderte das auch eine größere Ausbreitung.

    In neuerer Zeit wurde diese hübsche kleine Farce 1959 an der Accademia Chigiana in Siena und 1961 konzertant für den Schweizer Sender RTSI wiederbelebt.

    Der mir vorliegende Text aus „Tutti i Libretti d'opera di Gaetano Donizetti“ ist jedoch – abgesehen von einem kurzen Dialog zwischen Sigismondo und dem Diener Cola – in italienischer Sprache gehalten.

    Die Aufnahme des Senders RTSI ist auf folgender CD erhältlich.

    Auch auf youtube gibt es eine Gesamtaufnahme und einige Ausschnitte zu hören.

    Aufnahmen einer Inszenierung auf DVD sind mir nicht bekannt.

    Gaetano Donizetti ( 1797 – 1848 )

    Il Giovedi grasso ossia ll nuovo Pourceaugnac

    (Der fette Donnerstag 1) oder Der neue Pourceaugnac)


    Farce in einem Akt

    Libretto: Domenico Gilardoni

    Originalsprache : Italienisch


    Uraufführung: Neapel 1829


    PERSONEN DER HANDLUNG

    Colonello, ein griesgrämiger Oberst, Bariton

    Nina, seine furchtsame Tochter, Sopran

    Teodoro, ängstlicher junger Beamter, Tenor

    Ernesto Rousignac, Verlobter Ninas, geistreicher Mann, der sich dumm stellt, Tenor

    Sigismondo, stark eifersüchtiger Ehemann, Bass-Buffo

    Camilla, seine Ehefrau, Mezzosopran

    Stefanina, naives Zimmermädchen, Sopran

    Cola, Diener Sigismondos, Bass


    Ort und Zeit der Handlung: Nahe bei Paris, frühes 19. Jahrhundert zur Karnevalszeit


    INHALTSANGABE

    Im Haus des Obersten

    Nina, die Tochter des Obersten, Teodoro, ihr Geliebter, die Eheleute Camilla und Sigismondo und das Zimmermädchen Stefanina haben sich hier versammelt. Nina fürchtet, dass sie ihren Teodoro verlieren muss, weil ihr Vater sie mit Ernesto Rousignac vermählen will, der hier heute ankommen soll. Alle bedauern das Paar. Doch Camilla meint, ihr Mann wisse sicherlich Rat. Sigismondo hat einen Plan, den er nun enthüllt: Er wolle die Komödie von Molière „ Monsieur de Pourceaugnac“ von Neuem aufleben lassen. Er selbst werde sich Monsieur Piquet nennen und Ernesto empfangen. Dann solle seine Frau Camilla auftreten und sich als die von Ernesto verlassene Geliebte ausgeben. Auf diese Weise werde man Ernesto, von dem Sigismondo glaubt, dass er sicherlich ein Trottel sei, in Verwirrung bringen. Alle sind von dem Plan begeistert.

    Cola, der Diener Sigismondos, meldet, dass Ernesto eingetroffen sei. Sigismondo weist Teodoro an, in den Garten zu gehen und dort auf seine Freunde zu warten. Nina bittet er, ihren Vater aufzusuchen, der gleich nach Paris reisen wolle. Sie solle dafür zu sorgen, dass er keinen Verdacht schöpfe. Seine Frau fordert Sigismondo auf, sich zu überlegen, wie sie ihre Rolle mit der nötigen Vorsicht spielen könne. Camilla wirft ihm seine bereits wieder aufkeimende Eifersucht vor. Er lasse ständig den alten Cola auf sie aufpassen. Dieser habe sie angeblich mit einem fremden Mann in ein Cabriolet 2) einsteigen und später in ein Café gehen sehen, obwohl sie zu Hause war. Stefanina und Cola erinnern daran, dass heute fetter Donnerstag, ein Tag für Scherze, sei und sie freuen sich schon darauf. Dann begeben sich alle hinaus.

    Ernesto tritt ein. Er wundert sich, dass niemand anwesend ist, ihn niemand empfängt. Er vermutet aber auch, dass Nina bereits einen anderen Liebhaber haben könnte.

    Das Zimmermädchen Stefanina kommt herein und hält den Fremden für einen Freund Teodoros, der an dem Spiel teilnehmen soll. Sie bittet ihn, leise zu sein, da der Verlobte Ninas angesagt sei und dieser nicht erfahren solle, was gegen ihn geplant sei. Sie äußert auch, dass dieser Verlobte ein großer Dummkopf sein solle. Ernesto lässt sie in dem Glauben und horcht sie nun langsam über den Plan aus. Er erfährt auch, dass Sigismondo sehr eifersüchtig auf seine Ehefrau Camilla sei und sie ständig von seinem Diener Cola beobachten ließe. Auch den Grund dafür, die angebliche heimliche Affäre Camillas mit einem fremden Mann, verschweigt sie nicht. Camilla solle nun Ernesto eine von ihm verlassene Geliebte vorspielen. Ernesto entschließt sich, das Spiel mitzumachen. Er begibt sich fort zum nächsten Kostümhändler, um eine Verkleidung zu finden.

    Als Stefanina den Oberst kommen sieht, verlässt auch sie den Raum.


    Nina und Colonello treten ein. Der Oberst ist zur Abreise bereit. Er befiehlt Teodoro zu sich und ordnet an, sein Pferd zu satteln. Nina trägt er auf, sie solle ihrem künftigen Gatten, der heute anreise, ausrichten, dass er, der Oberst, wegen wichtiger Geschäfte nach Paris musste. Sie würden sich morgen sehen. Als Nina gegen die Heirat Einspruch erheben will, wird er wütend: Er befehle und sie habe zu gehorchen. Falls sie sich weigere, würde er sie nach seiner Rückkehr zu bestrafen wissen.

    Nachdem Colonello gegangen ist, tritt Sigismondo auf. Er erkundigt sich, ob der Oberst fort sei. Nina und Teodoro bestätigen es und beklagen sich, dass er Nina mit Strafe gedroht habe. Als man Ernesto kommen sieht, beauftragt Sigismondo Nina, seiner Frau Camilla mitzuteilen, dass sie sich auf ihren Auftritt vorbereiten solle. Teodoro bittet er, ihn mit Ernesto allein zu lassen.

    Nun beginnt ein Versteckspiel zwischen den beiden. Sigismondo tut zunächst so, als ob er einen anderen als Ernesto vor sich habe, und erkundigt sich nach den Familienverhältnissen dieses fiktiven Fremden, ohne dass Ernesto zu Wort kommt. Ernesto versucht zu erfahren, ob er Sigismondo vor sich hat, der den Plan gegen ihn ausgeheckt hat. Dieser weicht ihm aus, indem er davon spricht, dass er einen früheren Freund, Ernesto Rousignac, erwarte. Als Ernesto sich als dieser zu erkennen gibt, fällt Sigismondo dem Erstaunten um den Hals. Auf Ernestos Frage gibt sich Sigismondo als sein Jugendfreund Dr. Piquet aus. Ernesto weiß nun, wen er vor sich hat, tut aber so, als wäre Sigismondo tatsächlich Dr. Piquet. Er spricht ihn auch auf seine Ehe und seine Eifersucht an.

    Da erscheint endlich Camilla. Sie spielt Ernesto die verlassene Geliebte vor. Aber anders, als Sigismondo erwartet, geht Ernesto darauf ein. Er tut so, als bereue er seine Tat und wolle wieder zu ihr zurückkehren. Sie solle wieder mit ihm in das Cabriolet steigen und er wolle mit ihr zu dem Café fahren, wo sie sich kennenlernten. Das schürt die Eifersucht Sigismondos. Verzweifelt versucht nun Camilla, ihrem Mann klarzumachen, dass das alles nicht wahr sei. Aber er fühlt sich in dem bestätigt, was der alte Cola ihm fälschlicherweise berichtet hat. Wütend verschwindet Sigismondo mit Camilla.

    Ernesto schreibt nun einen Brief an Camilla, den er dem Diener Cola zustecken will. Darin lädt er Camilla ein, wieder mit ihm ihn das Cabriolet einzusteigen. Einen weiteren Brief schreibt er an den Obersten: Er solle sofort zurückkommen, der General erwarte ihn. Als er Nina und Teodoro kommen sieht, versteckt er sich zunächst.

    Nina und Teodoro zeigen sich verwundert über den Zorn Sigismondos. Da tritt Ernesto hervor und begrüßt seine zukünftige Braut mit einem Handkuss. Da sie ihm die kalte Schulter zeigt, fragt er, ob sie einen anderen Liebhaber habe. Nina beginnt zu stottern. Als sich Teodoro einmischen will, schickt Ernesto ihn hinaus. Dann gibt Nina vor, ein gebildetes Mädchen könne doch nicht..... einen armen Esel heiraten, ergänzt Ernesto.

    Stefanina kommt, wundert sich, den Fremden verkleidet zu sehen und fragt, wo der Bräutigam bliebe. Ernesto drückt ihr den Brief in die Hand und sagt ihr, sie möge ihn schnell dem Oberst überbringen. Mit Nina allein, gibt er ihr zu verstehen, er habe erkannt, dass sie Teodoro liebe. Sie solle erst einmal schweigen, er werde ihr später alles erklären. Nina geht.

    Bleibt nur noch, seine Rache an Sigismondo zu vollziehen. Da kommt auch schon der Diener Cola. Er hat den Auftrag, Camilla zu suchen. Ernesto steckt Cola schnell den Brief an Camilla in die Tasche. Dann tritt auch Sigismondo ein. Ernesto zieht sich zurück. Sigismondo hält Cola auf, der ebenfalls verschwinden will. Er hat beobachtet, dass Ernesto Cola den Brief zugesteckt hat und fordert ihn nun von den ahnungslosen Diener. Als er ihn liest, wird er noch wütender. Er will von Cola noch mehr über die Affäre seiner Frau erfahren. Da dieser keine weiteren Angaben machen kann, rast er vor Wut, so dass Cola schließlich flieht. Sigismondo gelobt, Camilla zu bestrafen.

    Teodoro kommt und wundert sich über die Wut Sigismondos. Dann erscheint auch Camilla und fragt nach dem Stand der Dinge. Sigismondo möchte ihr am liebsten ins Gesicht schlagen. Er zeigt ihr den Brief.


    In diesem Augenblick kündigt Stefanina die Rückkehr des Obersten an. Dieser tritt ein und fragt, wo sich denn der General befinde, der ihm - wie er vermutet - von Sigismondo angekündigt wurde. Da dieser ahnungslos ist, will der Oberst wissen, wer denn den Brief geschrieben habe.

    Da tritt Ernesto auf den Plan, bekennt, dass er beide Briefe geschrieben habe, und klärt nun alles auf. Man habe sich im Hause gegen ihn verschworen. Glücklicherweise habe Stefanina, ohne zu wissen wer er sei, alles ausgeplaudert. Er habe nun Rache an dem Anstifter Sigismondo geübt. Seine Frau Camilla sei völlig unschuldig. Sigismondo beteuert daraufhin, nie mehr eifersüchtig zu sein.

    Schließlich fordert Ernesto den Obersten auf, die beiden Liebenden Nina und Teodoro zu vereinen. Erst als er sich bei den beiden überzeugt hat, dass dies der Wahrheit entspricht, lenkt der Oberst ein.

    Nachdem nun

    - Nina ihre Freude über den glücklichen Ausgang ausgedrückt hat,

    - Sigismondo sich zur moralischen Verwerflichkeit der Eifersucht geäußert und dem gedankt hat, der ihn davon geheilt hat,

    - Ernesto die Leute angeprangert hat, die sich in ihrer Überheblichkeit mit anderen üble Scherze erlauben,

    endet die Farce mit einem Loblied auf den Karneval:


    Viva, viva il Carnevale

    Che l’amore fa brillar.

    (Es lebe der Karneval,

    der die Liebe zum Leuchten bringt.)


    1) „Fetter Donnerstag“ ist eine in manchen Gegenden gebräuchliche Bezeichnung für den Donnerstag vor Aschermittwoch. Es gibt regional verschiedene Bezeichnungen für diesen Tag, an dem vielfach auch der Straßenkarneval beginnt, etwa „Schmutziger Donnerstag“, „Altweiberfastnacht“ und andere.

    2) Unter Cabriolet verstand man vor der Erfindung des Autos einen leichten einspännigen Ausflugswagen.

    Auch wir waren zutiefst erschüttert, als wir heute die Todesnachricht als Brief von Elisabeths Eltern in der Post vorfanden. Wir kennen Elisabeth seit 2011, zunächst aus den Beiträgen im Forum. Wer im Forum nach "Elisabeth" (ihr Avatar war die Eule) sucht, wird ihre Beiträge finden. In Jahr 2012 haben wir sie beim Künstlertreffen in Ölbronn kennengelernt, wo sich sich uns als "die Eule" vorstellte. Wir haben sehr viele nette Gespräche geführt, nicht nur beim Künstlertreffen, bei dem sie sehr aktiv tätig war, sondern auch bei Treffen in kleinem Rahmen nach den Veranstaltungen im Gottlob-Frick-Museum. Ihre immer freundliche und gefällige Art hat uns sehr imponiert. Sie hat auch auf allem Veranstaltungen wunderbare Fotos gemacht. Ich habe mehrere Veranstaltungen auf Video gefilmt und wir haben uns auch in dieser Hinsicht ausgetauscht (Sie hat mir die Fotos zum Abruf im Internet zur Verfügung gestellt und ich habe ihr Kopien meiner Filme gesandt). Wir hatten uns schon auf das Treffen in Ölbronn im Oktober 2020 gefreut, das nun leider ausfiel. Nun aber dürfen wir uns dieses Jahr, falls das Künstlertreffen (Nachträglich zum 25. Jubiläum) überhaupt stattfinden kann, auch nicht mehr treffen.

    Über ihren Tod sind wir beide tief traurig.


    Erika und Gerhard Wischniewski

    Anmerkungen:

    Die Oper erlebte in Neapel nur 12 Aufführungen. Über weitere Aufführungen ist mir nichts bekannt.

    Donizetti hielt sie für sein bis dahin bestes Werk. Er verwendete später musikalisches Material daraus in anderen Opern (u.a. in „Anna Bolena“, „Torquato Tasso“, „Il duca d'Alba“)

    In Faenza wurde die Oper 2001 auf CD aufgenommen, die man sich in Einzelteilen auch auf youtube anhören kann:

                         

    Es gibt auch eine Neuaufnahme, die voraussichtlich am 15.01.2021 erscheint:

           

    Kurze Einblicke in die Studioarbeit zu dieser Aufnahme gibt es ebenfalls auf youtube.

    Gaetano Donizetti ( 1797 - 1848 )

    Il paria


    Opera seria in zwei Akten

    Libretto: Domenico Gilardoni

    Originalsprache: Italienisch


    Uraufführung: Neapel 1929


    PERSONEN DER HANDLUNG

    Neala, für den Sonnenkult bestimmt, Sopran

    Akebare, ihr Vater, oberster Priester, Anführer der Kaste der Brahmanen, Bass

    Idamore, Anführer der Kriegerkaste, Tenor

    Zarete, Idamores Vater, Bass

    Empsaele, Brahmane, Vertrauter Akebares, Tenor

    Zaide, Priesterin, Alt

    Brahmanen, Priester, Priesterinnen, Bayaderen1), Krieger, Trompeter, Fakire2), Tempelwächter, Volk


    Ort und Zeit der Handlung: Bei Benares (Indien), 16. Jahrhundert


    VORBEMERKUNGEN

    Das hinduistische Kastensystem, das heute im praktischen Leben nicht mehr die Rolle wie im 16. Jahrhundert spielt, aber sich doch noch teilweise auf die Partnerwahl auswirkt, hat fünf Stufen. In der Kastenhierarchie an oberster Stufe standen die Brahmanen, aus denen sich auch die Priester rekrutierten. Die zweite Stufe bestritten die Krieger. Die Paria (die Unberührbaren, die von Brahma3) Verfluchten) bildeten die unterste Stufe. Eine Heirat zwischen der Kaste der Brahmanen und der Paria war ausgeschlossen.

    Idamore ist ein siegreicher Krieger. Er konnte bisher sein Geheimnis verbergen, dass er der Kaste der Paria entstammte.


    INHALTSANGABE


    ERSTER AKT

    1. Bild: Ein Palmenwald mit Vorraum des Brahmatempels. Sonnenaufgang.

    Der Oberpriester Akebare und sechs Brahmanen begrüßen die Sonne. Sie erwarten den siegreichen Anführer der Krieger, Idamore, der mit neuen Trophäen heimkehrt. Akebare hasst ihn, weil Idamore die Menschenmassen begeistert und er selbst als Oberpriester immer mehr in den Hintergrund gerät.

    Brahmanen, Priester, Priesterinnen, Wächter, Trompeter, Krieger strömen herbei. Die Bayaderen tanzen. Volk und Fakire bringen Opfergaben. Die Brahmanen, Priester und Priesterinnen singen einen Hymnus auf die Schöpfung. Mit ihnen preisen alle den Sonnengott, dass er Idamore den Sieg gewährt hat. Sie knien nieder.

    Neala, die Tochter Akebares und ebenfalls Sonnenpriesterin, kommt aus den Gemächern der Priesterinnen. Sie zittert und weint. Auf die Nachfrage ihres Vaters erzählt sie von einem schrecklichen Traum: Als sie ihre Hand auf den Altar legte, verblasste die heilige Flamme, der Dreifuß schwand und der Tempel bebte. Eine Schlange habe sie erfasst und in die Erde gezogen zur ewigen Verdammnis. Alle fordern Akebare auf, das Geheimnis zu erklären. Doch er erklärt, er werde Neala von ihrem Gelübde entbinden und sie einem Krieger zur Gattin geben, dessen Namen er noch nicht nennt. Dann fordert er die Brahmanen auf, mit ihm in den Tempel zu gehen. Alle anderen ziehen sich zurück, nur Neala und die Priesterinnen bleiben. Neala hegt Todesgedanken, da sie nicht ahnt, dass ihr Vater mit dem künftigen Gatten Idamore meint. Ihr Vater hasst ihn doch, aber sie liebt ihn. Der Priesterin Zaide übergibt sie als Abschiedsgeschenk ein Schmuckstück.

    Als sie gehen will, erscheint ein Fremder und kniet vor einem Götzenbild nieder. Aus seinem Gebet erfahren wir, dass es Zarete, der Vater Idamores ist, der seinen Sohn sucht. Als er die Priesterinnen nach dem Ort fragt, wo er sich hier befinde, erfährt er, dass dies der Tempel Brahmas sei. Nun will er fliehen, weil er ein Paria ist und den Zorn Akebares fürchten muss. Neala, die nicht weiß, dass Zarete ein Paria ist, versucht, ihn zu beruhigen.

    Da kommt der Brahmane Empsaele. Er verkündet, dass sich Idamore im Triumphzug nähere und begibt sich in den Tempel. So erfährt Zarete, dass der Feldherr sein vermisster Sohn ist. Neala und die Priesterinnen ziehen sich in den Tempel zurück. Zarete freut sich auf das Wiedersehen mit seinem Sohn.


    2. Bild: Ein Platz außerhalb des Tempelbezirks mit Grabmonumenten

    Idamore nähert sich vorsichtig. Er singt von seiner Liebe, die ihm wichtiger sei als alle Ehre, die ihm seine Siege eingebracht haben. Da findet er an einer Säule ein Schreiben von Neala, in dem sie ihm mitteilt, dass ihr Vater sie von ihrem Gelübde entbinden und einem ihr unbekannten Soldaten vermählen wolle. Sie aber bleibe ihm treu, auch wenn sie daher sterben müsse. Idamore schwört, dass niemand sie ihm wegnehmen werde. Selbst wenn sie tot sei, werde er sie aus dem Grabe holen.

    Da nähert sich ein Mann, der sein Gesicht im Gewand verbirgt. Doch nach kurzem Gespräch erkennen sich Vater und Sohn. Als Idamore ihn umarmen will, weist Zarete ihn zurück und macht ihm bittere Vorwürfe, dass er das Vaterhaus verlassen habe. Ausgerechnet für die Brahmanen habe er gekämpft, die die Paria verfluchten und Massaker unter ihnen verübt hätten. Idamore versucht, ihm zu erklären, warum er fortgegangen sei, dass er seinen Vater wie früher liebe und nach Hause zurückkehren wolle. Als Zarete aber hört, dass Idamore die Tochter seines ärgsten Feindes, des Brahmanen Akebare, liebt, gerät er außer sich und will fortgehen.

    Aus dem Tempel hört man Gebete. Als Idamore seinen Vater daran erinnert, dass jetzt Betstunde sei, kniet auch dieser nieder. Danach fordert Zarete Idamore auf zurückzukehren. Idamore, der zwischen der Liebe zu seinem Vater und zu Neala schwankt, verspricht, ihm folgen. Er erbittet für sich aber, dass er Neala noch einmal sehen darf, um ihr Lebewohl zu sagen. Sein Vater gewährt ihm die Bitte unter der Drohung, dass er sich töten werde, wenn Idamore sein Versprechen breche.


    ZWEITER AKT

    1.Bild: Palmenwald wie in Akt 1, Bild 1. Mondnacht

    Der Brahmane Empsaele kündigt Akebare die Ankunft Idamores an und geht.

    Idamore wundert sich, warum Akebare ihn rufen ließ. Da bietet dieser ihm seine Tochter Neala zur Frau an und zieht sich zurück. Idamore kommt mit seinen Gewissen in Konflikt: Hier die Geliebte, dort der wartende Vater.

    Neala kommt und Idamore teilt ihr mit, dass ihr Vater ihn zu ihrem Ehemann bestimmt habe. Doch er macht einen traurigen Eindruck. Neala fragt ihn nach dem Grund seiner Traurigkeit. Doch Idamore möchte sich zunächst vergewissern, wie sehr sie ihn liebe. Als sie ihm ihre Liebe beteuert, fragt er, ob sie auch Mitleid mit einem Menschen habe, der ohne Schuld in die verfluchte Kaste der Paria hineingeboren wurde. Sie begreift zunächst nicht und fürchtet, dass einer dieser Verfluchten den heiligen Bezirk betreten könnte. Sie müsste denjenigen töten. Als er erklärt, dass sich ein Paria hier befinde, greift sie nach seinem Dolch. Da bekennt Idamore, dass er selbst es ist, und sie lässt den Dolch fallen. Neala fordert ihn auf, zu fliehen. Sie hingegen wolle sterben. Sie will gehen, doch er ergreift ihre Hand. Da sich daraufhin keine Anzeichen strafender Götter zeigen, kann er sie davon überzeugen, dass die Paria durch ein Gesetz der Menschen verflucht würden und die Götter dies nicht gewollt hätten. Sie wandelt ihren Sinn. Beide beschließen, zu heiraten und dann gemeinsam zu fliehen.


    2. Bild: Antike Tempelruine

    Zarete, der auf seinen Sohn gewartet hatte, musste aus dem Tempelbezirk fliehen und befindet sich nun an dem Ort, an dem viele Parias ermordet wurden. Er erinnert sich an die Gräuel, die hier geschahen. Dann hört man aus der Ferne den Chor der Priester, die zu Ehren von Nealas`und Idamores` Vermählung singen. Zarete will es nicht glauben. Wenn sein Sohn ihn im Stich gelassen habe, werde er seinen Vater zu seinen Füßen sterben sehen. Er werde sich dem grausamen Akebare ausliefern.


    3. Bild: Majestätischer Innenhof. Am Ende Blick auf das Innere des Brahmatempels

    Priesterinnen und Priester strömen herein und singen ein Gebet an Brahma.

    Idamore tritt ein. Er sorgt sich, was aus seinem Vater geworden ist, den er aufsuchen wollte, wenn er mit Neala getraut wäre. Ihn hat er nun über die vereinbarte Zeit warten lassen.

    Akebare bringt seine Tochter herein. Er betet, dass kein Paria das Heiligtum entweihen möge, worauf Neala und Idamore erzittern. Dann verkündet er den Anwesenden, dass er seine Tochter Idamore geben wolle, einem Mann aus der Kaste der Krieger. Neala und Idamore knien vor den Altar nieder und schwören sich ewige Treue.

    Als Akebare gerade seinen Segen sprechen will, wird er von dem Brahmanen Empsaele unterbrochen: Der Ritus sei entweiht, denn ein Paria sei anwesend. Allgemeines Entsetzen. Akebare fordert den sofortigen Tod des Verfluchten.

    Zarete wird von den Wachen hereingeschleppt. Die Anwesenden verlangen ebenfalls, ihn sofort zu töten Sie treibt die Angst, dass sonst der Tempel zusammenstürzen werde, da Brahma ihnen zürnte. Zarete bekennt, dass er für sich den Tod wünsche. Zuvor aber belehrt er Akebare, dass die Menschen alle gleich seien, nach dem Tode keiner besser gestellt werde und Brahma ein Gott für alle Menschen sei. Während Akebare Zarete als Schurken bezeichnet, fleht Idamore seine Braut an, den Mann zu retten. Neala wirft sich vor Akebare nieder und bittet um Gnade für Zarete. Doch Akebare weist sie mit den Worten zurück: Ein Paria verdiene keine Gnade.

    Idamore wirft den Wachen seine Waffen zu Füßen und bekennt: Er werde mit dem Vater sterben. Akebare befiehlt, beide hinzurichten. Neala will ihnen folgen, doch Akebare hält sie zurück. Auch sie sei schuldig, weil sie einen Ausgestoßenen geliebt habe. Und wenn sie nicht lerne, wie man eine solche frevelhafte Liebe in sich auslösche, werde auch sie ewig verdammt sein. Idamore verabschiedet sich von Neala: Sie aber beteuert, ihm zu folgen. Unterdessen triumphiert Akebare, da er im Volke nach dem Tode seines Rivalen nun wieder als die unangefochtene Autorität wahrgenommen wird.


    1) Tempeltänzerinnen

    2) hinduistische Asketen

    3) einer der Hauptgötter des Hinduismus

    Ich verstehe nicht, warum ihr euch hier über diesen König Heinrich streitet. Es ist doch normal im heutigen Inszenierungswahn alles mögliche und unmögliche zu erfinden! Ich denke an den epileptischen Helden Lohengrin in Mailand (Kaufmann).

    An weiteren Irrsinn verweigert mein Kopf die Erinnerung! Mein Kopf benutzt den alten Leitspruch: "Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die schönen Stunden nur." Da bleibt meine Laune immer gut.


    La Roche

    Der Epilepsiegrin aus Mailand hat bei mir auch nur Kopfschütteln verursacht. Aber auch diese Inszenierung habe ich inzwischen - wie du - weitgehend aus meinem Gedächtnis gestrichen. Solche Schmarrn versuche ich dann auch immer schnell aus meinem Kopf zu verbannen.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Sehr richtig, die Schlacht bei Riade 933 hätte Heinrich wohl kaum im Zustand, den uns C. B. vorgaukeln will, gewonnen.

    Ich habe zwar den Bayreuther Rattengrin weitgehend aus meinem Gedächtnis gestrichen, aber - wenn ich mich recht erinnere - torkelte dort im ersten Akt König Heinrich I als versoffenes Genie herein, also auch eine schon dagewesene Regisseurstheatermasche.

    Was glaubt ihr wohl, wie viele Opernbesucher sich Gedanken über Lohengrins und Elsas oder Telramund und Ortruds Zeugungsunfähigkeit machen?? Ob Wagner die Oper wohl für ein paar Experten gemacht hat, die alles Mögliche hineindeuten wollen? Wesentlich ist in meinen Augen, dass dem Zuschauer die Oper geboten wird, wie Wagner sie im Libetto festgelegt hat. Dann darf sich jeder Zuschauer seine eigenen Gedanken machen. So käme jeder zu seinem Recht, auch der Zuschauer - und das sind wohl die meisten - , der ohne Belehrungsversuche die Oper einfach nur genießen will. Alles, was bestimmte Regisseure den Zuschauer durch Entstellung der Werke aufzwingen wollen, ist Entmündigung des Opernbesuchers. Ich wehre mich weiterhin gegen den Gedanken, dass jeder in Werken Anderer nach Belieben herumpfuschen kann.

    Ich habe die Augen geschlossen und nur der Musik gelauscht, und die war phantastisch. Sobald ich die Augen wieder öffnete, was ja eigentlich Sinn und Zweck in der Oper sein sollte, muß ich immer wieder und gebetsmühlenartig meinen Vorwurf an das "Regietheater" wiederholen: Musik und Text passen nicht zum Bühnengeschehen!!

    Deshalb war ich froh, den 1. Akt gesehen zu haben und ausmachen zu können. Es paßt nicht!! Alagna war ein toller Lohengrin, Elsa war sehr gut, und König Heinrich braucht sich hinter Kurt Rydl nicht zu verstecken. Ortrud und Telramund hätte ich im 2. Akt bewundern können, aber dazu fehlte mir der Wille. Man muß auch verzichten können.

    Von den 10 Lohengrins, die ich live erlebt habe (3 in Gera in verschiedenen Jahrzehnten, 3 in Dresden alle in der Inszenierung von Mielitz?, weiter in Erfurt, Weimar, Dessau und Chemnitz) war es nicht die ausgefallenste Inszenierung (das war Herr Lutz in Gera), aber den Wunsch, die ganze Oper zu sehen und dafür auch noch bezahlen zu müssen, den habe ich nicht. Als CD wäre es erstklassig. Allerdings habe ich auch mehrere "romantische Opern" namens Lohengrin am TV zumindest teilweise gesehen, die mich direkt angestunken haben (Bayreuth, Mailand u.a.). Da war Bieito eigentlich human, aber trotzdem nichts für mich. Er bleibt auf meiner Liste.


    Herzlichst La Roche

    Genau so ist es, lieber La Roche. Die musikalische Seite mag zwar recht gut sein und als CD (ohne die völlig unpassende Handlung zu sehen, könnte mir der Lohengrin gefallen, vor allem, das ich auch Alagna sehr gerne höre. Aber zu einer Oper gehört für mich auch unbedingt das passende Bild und eine solche Inszenierung, die absolut nichts mit dem wagnerischen Lohengrin zu tun hat, zerstört auch - wie du es von der Ouvertüre schon festgestellt hast - die ganze Oper. So etwas über Stunden durchzustehen bleibt für mich, für dich und für viele, die ich kenne, lediglich eine Qual. Und für so etwas sollte man etwa auch noch Geld bezahlen??

    Wie oft wurde der arme "Lohengrin" schon verhunzt (Hamburg, München, Bayreuth, Mailand). Da reiht sich der Berliner "Horrorclowngrin" lückenlos ein. Da ich keine Langeweile habe, habe ich mich auf einen Querschnitt, der eindeutig die Entstellung des Stoffs erkennen ließ, beschränkt. Danach habe ich mir dann die Inszenierung von "Samson und Delila" aus der MET mit Alagna angesehen.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Von mir aus sollen sie doch solchen Schwachsinn sehen, solange sie wollen. Es ist schade, dass das Niveau der Oper immer seichter und schlechter wird und der Freunde der wahren Werke kaum mehr eine Chance haben, etwas Gescheites zu sehen. Würden sich die vernünftigen Inszenierungen und diese Verunstaltungen der Werke einigermaßen die Waage halten und wären die entstellten Werke für jedermann eindeutig erkennbar, dass es sich nicht um das vom Komponisten erdachte Werk handelt, gekennzeichnet, wäre diese Diskussion überflüssig. Ich spreche da nur aus, was viele über diese Entwicklung nach unten sagen und denken. Ich glaube, du kannst die Hoffnung auf gescheite Inszenierungen aufgeben und damit den Wunsch, wieder einmal öfter in die Oper gehen zu können.

    Hast du dir den Stream einmal im Querschnitt angesehen? Da kein Publikum im Saal war, gab es natürlich keine Buhs. Aber vielleicht ist wenigstens ein Teil des potenziellen Publikums durch diesen Stream gewarnt. Die Inszenierung jedenfalls hat mit Wagners "Lohengrin" auch nicht im Entferntesten irgend etwas zu tun und dürfte nicht als "Lohengrin" deklariert werden. Das wäre - wenn er dafür auch noch Eintritt zahlen sollte - eine arglistige Täuschung des Zuschauers.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Es war wohl nichts anderes zu erwarten, als wieder einmal eine Verunstaltung mit Bezug auf eine der inzwischen wohl üblichen Trends der modischen Regisseure, alles immer wieder in eine Show oder einen Zirkus zu verlegen (was seit Jahren einer ihrer Lieblingstrends zu sein scheint). So auch z.B. die Inszenierung der "Traviata", in die ich am Neujahrstag beim Umschalten versehentlich hineingeriet. Andere Opern wie Rigoletto, Freischütz usw. haben auch schon unter dem Trend gelitten. Jetzt Lohengrin. Einfach nur zum Weglaufen!

    Jetzt werden mich zwar wieder einige, die dem Zeitgeist huldigen, zerreißen, aber das rührt mich wenig. Mögen sie zetern wie sie wollen. Ich werde weiterhin meine klare Meinung zu der Entstellung der Werke kundtun.

    Ich habe den Artikel ebenfalls in meiner Zeitung gelesen. Ich fürchte aber, dass sich an den schrecklich entstellenden Inszenierungen von Wagners Werken nichts ändern wird, solange Katharina Wagner das Regiment hat. Damit wird man den größten Teil des Publikums nicht mehr erreichen. Das zeigt der Rückgang der Verkaufszahlen für Eintrittskarten, die mit steigender Verhunzung der Werke auch immer teurer geworden sind. Es ist bezeichnend, dass man früher 10 Jahre vorher bestellen musste, wenn man einen Platz erhalten wollte und einem heute Karten noch im Veranstaltungsjahr, ja sogar noch während der laufenden Veranstaltungen angeboten werden. Deshalb hat der Fortfall in diesem Jahr wohl nur wenigen Leuten wehgetan. Unter den derzeitigen Umständen würde es mich nicht rühren, wenn diese Festspiele, die heute den Namen nicht mehr verdienen, verschwinden würden.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Anmerkungen:

    Die Oper war sowohl in Neapel als auch in Rom ein Erfolg. Das war sicher auch dem Libretto Gilardonis mit den bis zum Schluss für Gianni geheimnisumwitterten Personen seiner Frau Metilde wie auch des Anführers seiner Seeleute Rustano zu verdanken. Die Figur des treuen Rustano in seiner stets heiteren und das Geheimnis bis zum Schluss wahrenden Art finde ich einfach genial dargestellt.

    Über die weitere Aufführungsgeschichte konnte ich kaum etwas finden. Ebenso wenig fand ich eine Gesamtaufnahme dieses Werks auf CD oder DVD. So sind mir nur die wenigen Ausschnitte (wie das Auftrittlied Rustanos „Una barchetta in mar solcando va“ aus dem 1. Akt oder das Sextett „Tu in grembo all'innocenza“ aus dem 2. Akt) bekannt, die man auf youtube hören kann.

    Gaetano Donizetti (1797 – 1848 )

    Gianni di Calais

    (Johann von Calais)


    Opera semiseria in drei Akten

    Libretto: Domenico Gilardoni

    Originalsprache: Italienisch


    Uraufführung: Neapel 1828


    PERSONEN DER HANDLUNG

    Der König von Portugal, Bass

    Metilde, seine Tochter und Ehefrau von Gianni, Sopran

    Gianni, ein Reeder, Tenor

    Rustano, Anführer der Seeleute Giannis

    Adelina, Herzogin und Freundin von Metilde, Sopran

    Arrigo, Page der Herzogin, Kontra-Alt

    Rogiero, ein Adeliger des Reiches, Tenor

    Corrado, Rogieros Freund, Tenor

    Guido, Leuchtturmwärter, Bass

    Ein Beamter, Tenor

    Ermanno, kleiner Sohn von Gianni, stumme Rolle

    Knappen, Seeleute, Hofdamen, Volk


    Ort und Zeit der Handlung: Portugal, frühes 15. Jahrhundert


    INHALTSANGABE


    ERSTER AKT

    Hafen von Lissabon mit Leuchtturm, Haus des Leuchtturmwärters Guido und Gaststätte.

    Der Freund des Adligen Rogiero, Corrado, kommt mit Knappen. Er berichtet, ein Wachtposten habe entdeckt, dass der Leuchtturmwärter Guido einer Fremden Asyl gewährt habe. Man klopft an seiner Haustür und Guido kommt heraus. Auf die Frage, wer die Fremde sei, weiß er keine Antwort. Er erzählt, dass er in der Nacht geweckt wurde. Ein Knabe habe ihn um Asyl für sich und seine Mutter gebeten. Die verschleierte Frau habe ihm nicht geantwortet, wer sie sei, sondern ihm lediglich eine Geldbörse und einen Brief für die Herzogin Adelina übergeben. Dann habe sie ihr Antlitz noch tiefer verhüllt. Corrado fordert Guido auf, mit ihm zu Rogiero zu kommen, um das rätselhafte nächtliche Geschehen dort vorzutragen. Ehe Guido sich mit dem den Knappen fortbegibt, kann sich Arrigo, der Page der Herzogin, gerade noch rechtzeitig eine kurze Auskunft von Guido über die Art der beherbergten Personen einholen. Dann eilt der Page fort, um seiner Herrin zu berichten.

    Da tritt die Fremde (Metilde) aus dem Hause. Sie hat Geräusche gehört und ist nun erstaunt, niemanden vorzufinden. Guido ist noch nicht zurück und ihre Freundin Adelina ist bisher nicht erschienen.

    Endlich kommt diese mit dem Pagen und ihren Hofdamen. Adelina erkennt Metilde, aber diese bittet sie, ihre Identität noch nicht zu verraten, denn sie sieht nun Rogiero mit Gefolge kommen. Ihr Geheimnis will sie Adelina später erzählen. Sie hüllt sich wieder in ihren Schleier.

    Rogiero rückt mit Corrado, Guido und Gefolge an. Auf seine Frage an Adelina, wer die Frau sei, sagt diese, dass sie schweigen werde. In einem Ensemble

    - äußert sich Rogiero, der auf den Königsthron spekuliert, wütend, dass er sich an Adelina für ihr Schweigen rächen werde, wenn er einmal auf dem Thron säße,

    - fragt sich Metilde, wie Rogiero wohl reagieren wird, wenn sie sich zu erkennen geben und ihm ihren Gatten und Sohn vorstellen werde,

    - denkt Adelina daran, wie der König, der um den Verlust seiner Tochter trauert, sich nun freuen werde, diese wiederzusehen,

    - rätseln alle Übrigen, was wohl hinter dem Geheimnis dieser Frau stecke.

    Rogiero fordert Corrado und sein Gefolge auf, mit ihm zum König zu gehen, um ihm über die Geschehnisse zu berichten. Guido begibt sich in den Leuchtturm. Nun bekennt Metilde ihrer Freundin, dass sie verheiratet sei und einen Sohn habe. Sie erzählt, dass sie an dem für ihre Hochzeit festgesetzten Tag fortgelaufen sei. Sie hasse Rogiero, mit dem sie verheiratet werden sollte. Sie habe am Ufer ein kleines Boot gefunden, mit dem sie fliehen wollte, sei dann aber in die Hände eines Piraten gefallen. Der Reeder Gianni habe sie gerettet, sie hätten sich ineinander verliebt und er wäre dann ihr Ehemann geworden. Einzig Rustano, der Anführer der Seeleute Giannis, wisse, wer sie wirklich sei. Er habe geschworen, sie nicht zu verraten. Nun werde Gianni bald hierher kommen. Sie habe Bilder von sich und ihrem Sohn Ermanno auf seine Segel malen lassen, die er bei Ankunft zeigen solle. Um aber die Überraschung ihres Vaters und die Wut Rogieros zu mildern, habe sie sich ohne Wissen ihres Mannes schon hierher begeben. Sie wolle versuchen, eine Lösung des Konfliktes zu finden. Adelina schlägt vor, dass ihr Page Arrigo den kleinen Ermanno in passender Kleidung dem König vorstellen solle. Sie werde vorausgehen und den König auf Metildes Ankunft vorbereiten. Adelina eilt mit den Hofdamen davon und Metilde begibt sich mit Arrigo in das Haus zu ihrem Sohn.

    Rustano, der Anführer der Seeleute Giannis, landet mit einem kleinen Boot und wenigen Leuten im Hafen von Lissabon. Singend vertäut er das Boot. Da tritt Metilde mit Sohn Ermanno und Arrigo aus dem Haus. Rustano wundert sich, die Prinzessin hier zu finden, aber sie winkt ihm, zu schweigen, und entfernt sich. Nun beginnt er zu begreifen, welche Bedeutung die Bilder auf den Segeln haben und freut sich auf ein amüsantes Abenteuer.

    Guido, der das Schiff von Gianni erkannt hat, kommt. Rustano berichtet ihm, dass die Frau, die er beherbergt habe, verschwunden sei.

    Während Rustano in die Gaststätte geht, um Unterkünfte für die Matrosen vorzubereiten, hat das Schiff im Hafen geankert und Gianni steigt von Bord. Er lässt Rustano von einen einem Matrosen herbeiholen und bittet Guido, auf das Schiff zu gehen und die Segel setzen zu lassen, wie er es seiner Frau Metilde versprochen hatte.

    Gianni hält Rustano für einen außergewöhnlichen Menschen, der schon viele Jahre unermüdlich für ihn tätig gewesen ist, ohne dass er jemals etwas über seine Herkunft und Person erfahren hätte. Auch auf Giannis Fragen, wer er sei und warum er die Matrosen hier einquartieren wolle, gibt er nur ausweichende Antworten. Rustano erinnert Gianni an seine eigene Frau, von der dieser auch nicht wisse, wer sie in Wirklichkeit sei. Er deutet Gianni aber an, dass er seine Frau schon in Kürze wiedersehen werde. Gianni hält das wegen der Entfernung zwischen Lissabon und Calais nur für einen Scherz des immer gut gelaunten Seemanns. Rustano will nun allein in die Herberge gehen. Auf die erstaunte Frage Giannis deutet er an, dass er selbst ein hochrangigeres Logis erhalte, und verweist ihn auf die Segel. Er werde vom König eingeladen werden. Gianni hält ihn für verrückt. Plötzlich taucht am Hafen viel Volk auf, das die Frau auf den Segeln zu kennen scheint. Auch kommt, wie von Rustano vorausgesagt, ein Beamter und meldet ihm, dass der König ihn, den Reeder, zu sprechen wünsche. Völlig verwirrt entfernt sich Gianni mit dem Beamten und Rustano folgt ihnen.


    ZWEITER AKT

    Garten mit einem kleinen Tempel

    Metilde und ihr Sohn werden von Adelina hereingeleitet. Die Königstochter hat Bedenken, ihrem Vater nach sechs Jahren Abwesenheit entgegenzutreten. Ihre Freundin spricht ihr Mut zu. Als Rustano, der Gianni vorausgeeilt ist, auftaucht, führt sie Metilde und das Kind in den Tempel.

    Rustano nähert sich dem Tempel. Da tritt Adelina heraus und fragt ihn nach seinem Begehr. Er nennt seinen Namen. Nun weiß sie, dass er der Vertraute Giannis und Metildes ist. Sie erklärt ihm, die Freundin Metildes zu sein und beide beschließen, gemeinsam vorzugehen. Es gelingt Adelina schließlich auch, ihm das Geheimnis seiner Identität zu entlocken: Er sei der Sohn eines Seemanns, den Gianni aus einen gefährlichen Sturm gerettet habe. Dafür sei er ihm so dankbar, dass er ihm sein Leben geweiht habe. Als sie Gianni mit dem Beamten kommen sehen, verschwinden beide.

    Der Beamte führt Gianni in den Garten. Gianni erhält auf die Frage, was der König von ihm wolle, keine Antwort. Der Beamte weist ihn nur an, hier zu warten, und geht dann.

    Adelina kommt zurück. Auch von ihr erfährt Gianni nur, dass der König vorhabe, ihn zu ehren. Er solle sich darauf einstellen, dass sich ab heute sein Leben ändern werde. Dann entfernt sie sich. Gianni ahnt immer noch nicht, was hier geschieht. Er möchte kein Höfling sein und wolle sich dazu auch nicht überreden lassen. Sein Beruf sei die Seefahrt und er wolle zurück nach Calais zu Frau und Sohn.

    Auch Rustano erscheint wieder. Er berichtet, dass er einen guten Freund am Königshofe getroffen habe, der jetzt Page beim König sei. Der Page habe ihm erlaubt, bei ihm am Hofe zu verweilen und zu beobachten, welche Ränke Rogiero gegen Gianni schmiede. Gianni gerät immer mehr ins Staunen, denn er kennt keinen Rogiero, der sein Feind wäre. Rustano gibt an, das wisse er von Metilde. Und dann verkündet er Gianni geheimnisvoll, er solle sich vorstellen, dieser kleine Tempel stünde in Calais. Wenn er nun zärtlich riefe, würde seine Frau daraus hervortreten.

    Gianni kann noch immer nicht glauben, dass seine Frau ihm gefolgt ist und tut das Ganze als lächerlich ab. Doch dann fügt er sich – immer noch zweifelnd – dem Drängen Rustanos und ruft seine Frau bei Namen. Gianni ist verblüfft, als Metilde tatsächlich aus dem Tempel tritt und ihn zärtlich anspricht.

    Metilde lässt sich von Rustano bestätigen, dass er Gianni noch nicht verraten hat, wer sie wirklich ist. Als Gianni in den Tempel eilen will, um seinen Sohn zu sehen, hält Metilde ihn auf. Er müsse hier warten, bis der König komme. Die Sache erscheint Gianni immer mysteriöser.

    Da hört man den König kommen und Metilde will sich entfernen. Doch Gianni will sie zurückhalten und dem König als seine Frau vorstellen. Aber das lehnt sie ab. Rustano bittet beide, sich zu verstecken, Metilde im Tempel und Gianni im benachbarten Hain, bis der König ihn rufe. Er selbst werde sich auch verstecken, um herauszufinden, welch finstere Pläne gegen Gianni ausgeheckt werden.

    Der König tritt mit Rogiero, Adelina, Arrigo, Knappen und Hofdamen auf. Er hat das Porträt auf dem Segel gesehen, das seiner Tochter gleicht. Adelina verspricht, dem König die auf den Segeln abgebildete Frau zuzuführen. Zuerst solle man jedoch den Schiffseigner befragen. Rogiero hegt einen bösen Verdacht. Ein Beamter führt Gianni herbei. Dieser gibt auf die Fragen des Königs nach den Personen auf dem Segel an, dass dies seine Frau und sein Sohn seien. Über die Herkunft der Frau könne er jedoch keine Angaben machen. Er habe sie vor sechs Jahren aus den Händen eines Piraten gerettet. Als er jedoch den Namen Metilde nennt, erkennen alle, dass sie des Königs Tochter ist. Gianni ist nun völlig verwirrt.

    Adelina hat inzwischen Metilde und ihren Sohn Ermanno herbeigeholt. Metilde wirft sich ihrem Vater zu Füßen und Ermanno sich in die Arme seines Vaters. Gianni fürchtet nun, dass er Frau und Sohn verlassen muss, weil er nur ein gewöhnlicher Seemann ist.

    In einem Sextett („Tu in grembo all'innocenza“)

    - nimmt Gianni Abschied von seinem Sohn

    - fragt der König Metilde, warum sie ihn verlassen habe und macht ihr bittere Vorwürfe,

    - bekennt Metilde, dass der ihr zugedachte Gatte Rogiero sie vertrieben habe, sie aber bei aller Liebe zu ihrem Mann und Sohn immer an den Vater gedacht habe,

    - drückt Rogiero seine Wut und seine Rachegedanken aus, und seine Knappen stimmen seinen Absichten zu,

    - beobachtet Adelina die Reaktion des Königs und Rogieros,

    - hoffen Arrigo und die Hofdamen, dass der König seiner Tochter verzeihen, ihr Mann und Sohn zurückgeben und Rogiero schließlich bestrafen werde.

    Als Metilde sich Gianni nähert, wirft er sich vor der Königstochter, seiner Frau, nieder. Aber sie schwört ihm, dass sich an ihrer Liebe nichts geändert habe. Gianni stellt nun dem König seinen Enkel vor.

    Der König umarmt das Kind. Dann wird gemeldet, dass der Rat der Großen des Reiches auf den König warte, um ihm und seiner Tochter zu huldigen. Der König bittet alle – außer Gianni – ihm zu folgen. Über Gianni müsse nach einem alten Gesetz erst der Rat entscheiden.

    Der Akt endet wiederum mit einem Ensemble, in dem

    - Gianni Metilde tröstet: Wenn sie ihm die geschworene Treue halte, werde er - auch fern von ihr - glücklich sterben in der Gewissheit, dass sie ihn nicht verraten habe,

    - Metilde noch einmal beschwört, dass sie bis zum Tode treu zu ihm halten werde,

    - Rogiero und seine Knappen ihre Rachegelüste bekräftigen,

    - König, Arrigo, Adelina und ihre Hofdamen wünschen, dass Gnade vor Recht ergehen möge und die Eheleute glücklich wieder vereint werden.


    DRITTER AKT

    1. Bild: Säulenhalle mit Blick auf einen Garten. Nächtliche Dunkelheit

    Rustano kommt, in einen Mantel gehüllt. Er vermutet Feinde rundum und eine große Gefahr für seinen Herrn. Corrado schleicht mit als Matrosen verkleideten Männern heran und Rustano versteckt sich hinter einer Säule. Dann gesellt sich auch Rogiero zu den Verschwörern. Rustano vernimmt, dass dieser eine Mitteilung Giannis an Metilde abgefangen hat. Diese Nachricht sollen sie Metilde zeigen, dann würde sie ihnen ihren Sohn anvertrauen. Das Kind solle dann mit Gianni getötet werden. Rustano schleicht sich davon, um Gianni zu unterrichten. Die Verschwörer versprechen, alles nach Rogieros Order auszuführen. Danach zieht Rogiero sich zurück.

    Während Corrado letzte Anweisungen erteilt, mischt sich Rustano – ebenfalls als Matrose gekleidet – unter die Verschwörer. Nun kommt Metilde. Man hat ihr mitgeteilt, dass hier die Mannschaft Giannis auf ihren Sohn warte. Corrado überreicht Metilde Giannis Nachricht , in der er ihr mitteilt, sein Sohn sei in der Nähe Rogieros in Gefahr. Ohne Argwohn übergibt Metilde ihren Sohn. Dieser wird von „Matrose“ zu „Matrose“ weitergereicht, bis er bei Rustano ankommt. Der versteckt ihn unter seinem Mantel. Corrado befiehlt den Abmarsch. Nur Rustano bleibt in der Dunkelheit zurück. Er übergibt Metilde ihren Sohn und klärt sie über die Absichten Rogieros auf. Sie brauche aber keine Angst zu haben, denn er habe auch Gianni vor dieser Gefahr gewarnt. Rustano bittet Metilde, mit ihrem Sohn zum König zu gehen und diesen über die Verschwörung zu unterrichten. Er selbst werde sich zu Gianni begeben, um zu helfen, die Verbrecher zu überwältigen und dem König vorzuführen.


    2. Bild: Im Inneren des Palastes

    Adelina mit ihren Hofdamen trifft auf die erregte Metilde. Sie beruhigt sie: Gianni sei gerettet und der König wisse bereits alles. Schließlich kommt der König mit Gianni, Rustano und Höflingen. Der König erklärt, dass Rogiero bestraft werde. Dann vereint er Gianni mit Metilde und fordert auch Rustano auf, am Hofe zu bleiben. Mit einem freudigen Chor aller Anwesenden und einer Betrachtung Rustanos („Non vi è bene senza pene....Es gibt nichts Gutes ohne Leid...") klingt die Oper aus.

    Lieber Alfred,


    ich habe diesen "Dorian Gray" schon als junger Mensch in englischer Sprache fasziniert gelesen. Verfilmungen davon habe ich nicht gesehen. Ich habe mir im Leben nur sehr wenige Verfilmungen von Romanen, die ich gelesen hatte, angesehen und war in der Regel enttäuscht, denn sie können den Inhalt eines Roman kaum umfassend wiedergeben bzw. liegt eswohl auch daran, wie man ein literarisches Werk persönlich erlebt.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Lieber Klaus 2,


    danke für diesen Bericht. Ich habe darüber nur in der Zeitung gelesen und einige Abbildungen auch im Internet gefunden.

    Hier zeigt sich, wie du sehr recht sagst, dass Oper auch - selbst unter Corona-Bedingungen - ohne die verkrampften modernen Bezüge geht. Hoffen wir, dass es nach Corona weiter so geht und diese verkrampften Regisseure und Berichterstatter endlich vernünftiger werden.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Was gar nicht geht, das sind die Regietheatereinfälle wie Csardasfürstin im 1.Weltkrieg (Konwitschny in Dresden) u.a. Blödsinn. Denn wer in die Operette geht, hat eine andere Erwartungshaltung als Kriegsgeschrei. Operette wird noch immer von vielen Operettenfreunden gewünscht, aber nach der 3. Enttäuschung hintereinander sagen sie sich "die wollen nicht mehr oder könnens nicht mehr" und bleiben zu Hause. Die Operette ist nicht von allein kaputtgegangen, sie wurde kaputtinszeniert.


    La Roche

    Genauso sehe ich das auch. Da war für mich Mörbisch der einzige Lichtblick in der trüben Soße. Erst vor wenigen Tagenhabe ich mir da wieder eine Inszenierung von der Seebühne aufgelegt.


    Liebe Grüße

    Gerhard