Beiträge von Gerhard Wischniewski

    Für mich sind die Hauptfiguren (Leonore, Florestan, Don Pizarro, Rocco) durchaus durchschaubar.
    Zu Leonore gibt es eigentlich keine Diskussion.
    Ob Florestan wirklich unschuldig ist? Ich möchte es glauben. Er ist Rebell, ja, aber nur mit der Zunge, was für mich aus seiner Arie im Kerker hervorgeht. Aus der Sicht Pizarros ist er natürlich ein "Mörder", denn er hätte ihn mit der "Wahrheit, die er kühn zu sagen wagte" ja durchaus "kaltstellen" können, was am Ende ohnedies geschieht. Insofern musste Don Pizarro als totalitärer Herrscher Florestan kaltstellen, wie es totalitäre Systeme mit ihren Kritikern, die sie ebenso fürchten, noch heute tun. Leider gibt es in diesen Systemen keinen Don Fernando.
    Der Name Don Pizarro ist wohl mit Bedacht in Anlehnung an die gleichnamigen Konquistatoren des 15. Jahrhunderts, deren Grausamkeit bekannt ist, gewählt worden.
    Rocco ist Befehlsempfänger , der zwar menschlicher sein mag als viele Befehlsempfänger der heutigen Zeit, vor allem der im Naziregime, denn er hat Mitleid mit dem armen Gefangenen und übergeht auch einmal, auf die Bitte seines erwünschten "Schwiegersohns" den Befehl Pizarros, die Gefangenen an die Luft zu lassen. Auf der anderen Seite aber steht das Gold, für das er sämtliche Befehle auszuführen bereit ist; auch das eine durchaus "menschliche" Regung.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Hallo Theophilus,


    wie mir Musikwanderer bei meinem vorletzten Beitrag zum Opernführer mitteilte, seien Antworten direkt im Anschluss an eine Inhaltsangabe nicht erwünscht, weil der Opernführer irgendwann gedruckt werden solle. Nun habe ich auf meine Beiträge mehrfach Antworten erhalten, auf die ich dann auch mit einer Antwort reagiert habe. Da es sich meist um Hinweise zu Einspielungen der entsprechenden Oper und auch kurze Kommentare dazu handelt, sind diese Hinweise sicherlich nicht nur für mich, sondern auch für andere Leser interessant und könnten ggf. auch zur Weiterentwicklung einzelner Inhaltangaben führen. Deswegen habe ich an ein Thema im Kopf des Opernführers, etwa "Hinweise, Anregungen, Kommentare zu Inhaltangaben" gedacht, in dem man solche Zuschriften unterbringen könnte. Ich bin auch damit einverstanden, dass die Antworten dahin verschoben werden. Die Kopfzeile ist sicher nur Administratoren und Moderatoren vorbehalten, denn ich weiss nicht, wie man ein solches allgemeine Thema an diese Stelle steuern könnte.
    Wenn das der Fall ist und künftig Antworten nicht mehr direkt an eine Inhaltsangabe angefügt werden sollen, dann würde ich dich bitten, hier solch ein Thema einzurichten.


    Liebe Grüße
    Gerhard :hello:

    Hallo Wolfgang, hallo Manfred,


    vielen Dank für euer Interesse an den von mir eingestellten Operninhalten. Die Inhaltsangabe ist auf der Grundlage der Aufnahme, die Wolfgang hier gezeigt hat, entstanden, die ich auch besitze; und ich stimme mit dem Kommentar von Wolfgang völlig überein. Das Textbuch dazu ist leider nur in Italienisch und Englisch gehalten. Da ich aber Italienisch so leidlich verstehe (Ich fahre seit ca. 20 Jahren einmal jährlich in verschiedene Regionen Italiens und habe vor dem ersten Urlaub dort begonnen, die Sprache zu lernen, frische sie aber immer wieder auf), und Englisch in der Schule gelernt habe, konnte ich anhand des Textbuchs und Goethes Faust I und II diese Inhaltsangabe entwickeln. Wie mir Musikwanderer kürzlich (nach dem "Fürst Igor" von Borodin) mitteilte ist es wohl nicht erwünscht, Anregungen und Kommentare zu den einzelnen Operninhalten direkt an die Inhaltangabe anzuhängen. Solche Anregungen und Hinweise sind aber, glaube ich, nicht nur dem Autoren, sondern auch anderen Lesern sehr willkommen. Ich werde daher versuchen, ein neues Thema "Anregungen, Kommentare und Hinweise zu einzelnen Inhaltangaben" im Kopf des Opernführers aufzumachen, damit diese wertvollen Hinweise nicht verloren gehen. Ich bin selbst - und ich denke auch ihr - damit einverstanden, dass die Antworten zu den einzelnen Inhaltsangaben dorthin verschoben werden.


    Liebe Grüße
    Gerhard :hello:

    Arrigo Boito
    Mefistofele


    Oper in 4 Akten mit Prolog und Epilog
    Libretto: Arrigo Boito nach Goethes Faust I und II
    Originalsprache: Italienisch

    Uraufführung: Bologna 1875

    PERSONEN DER HANDLUNG

    Mefistofeles, der Teufel, Bass
    Faust, ein Gelehrter, Tenor
    Margarete, eine junge Frau, Sopran
    Marthe, ihre Nachbarin, Alt
    Wagner, Schüler Fausts, Tenor
    Helena, Prinzessin von Troja, Sopran
    Pantalis, Helenas Begleiterin, Alt
    Nereus, Meergott, Tenor
    Chorus mysticus, himmlische Heerscharen, Cherubime, Büßerinnen, Studenten, Handwerksburschen, Volk, Hexen und Zauberer, Nymphen

    Ort und Zeit der Handlung: Himmel, Frankfurt, Brocken, Griechenland, Mittelalter und Antike

    PROLOG
    In nebelartigen Regionen des Weltalls
    Nach dem Vorspiel singen unsichtbare himmlische Heerscharen einen Choral.
    Mefistofeles erscheint auf der Bühne und spricht verächtlich über die Schöpfung und die armselige Menschheit, bei der es ihm nicht mehr wert erscheint, sie zu verführen.
    Gott spricht durch den Chorus mysticus (Geisterchor) zu ihm und macht ihn auf Faust aufmerksam. Mefistofeles wettet, dass er diesen Toren, der Gott auf besondere Weise diene, verführen werde.
    Man hört einen Chor Cherubime. Mefistofeles empfindet das als schrillen Misston und verschwindet.
    In den Chor der Cherubime mischt sich der Chor der himmlischen Heerscharen und ein Chor der Büßerinnen, die auf einem gemeinsamen Chor zur Ehre Gottes enden.

    ERSTER AKT
    1. Bild: Vor den Stadtmauern Frankfurts. Ostersonntag.
    Studenten, Handwerksburschen und viel Volk führen fröhliche Gespräche. Ein grauer Mönch schleicht durch die Menge. Das Volk bewundert den vorbeiziehenden Tross des Kurfürsten und folgt ihm.
    Als der Tross verschwunden ist, treten Faust und Wagner auf. Während Faust den Frühlingsbeginn begrüßt, empfindet Wagner die Menge als rohen Pöbel und möchte lieber nach Hause.
    Die Volksmenge kehrt zurück, singt und tanzt.
    Es wird langsam dunkel und die Bühne leert sich. Faust, der mit Wagner allein zurückbleibt, entdeckt den grauen Mönch. Er schreckt zurück und sieht gar Feuerspuren unter dessen Schritten, während Wagner nichts Unnatürliches erkennt. Sie gehen nach Hause.

    2. Bild: Fausts Studierzimmer
    Faust tritt ein, bemerkt aber nicht, dass der graue Mönch ihm gefolgt ist und sich im Zimmer versteckt. Als Faust in der Bibel liest, wird er durch einen schrillen Schrei aufgeschreckt.
    Der Mönch tritt hervor und verwandelt sich in Mefistofeles in der Kleidung eines Scholaren 1). Auf die Frage Fausts, wer er sei, bezeichnet er sich als „Geist, der stets verneint“. Er bietet Faust seine Dienste auf Erden an, dafür müsse dieser ihm dann in der Hölle dienen.
    Faust geht die Wette ein unter der Bedingung, dass Mefistofeles nur dann über ihn verfügen könne, wenn er zum Augenblicke sagen werde: „Verweile doch, du bist so schön“. Mefistofeles nimmt an und beide eilen davon.

    ZWEITER AKT
    1. Bild: Ein Garten
    Der verjüngte Faust ist von Margarete entzückt, die sich als armes Kind vom Lande seiner nicht würdig hält. Unterdessen flirtet Mefistofeles mit Marthe. Beide Paare lustwandeln abwechselnd über die Bühne.
    Während Mefistofeles erklärt, dass er für Liebe und Ehe nicht geschaffen sei, fragt Margarete Faust nach seiner Haltung zur Religion. Fausts Antwort verwirrt sie so, dass sie sich schnell verabschieden möchte. Als Faust sich erkundigt, ob er sie besuchen dürfe, erklärt sie, dass sie nicht allein lebe und ihre Mutter nur einen leichten Schlaf habe. Daraufhin übergibt er ihr einen Trank, der ihre Mutter vorübergehend in tieferen Schlaf versetzen soll.

    2. Bild: Auf dem Brocken. Walpurgisnacht.
    Man hört aus der Tiefe Mefistofeles, der Faust den Berg hinauftreibt. Irrlichter erscheinen und schließlich Faust und Mefistofeles. Mefistofeles beschreibt das Herannahen der Hexen und Zauberer, deren Chor bereits hinter der Bühne erschallt.
    Dann brechen diese wild herein. Mefistofeles als ihr König gebietet Ordnung und sie fallen vor ihm nieder und beten ihn an. Er verlangt nach Herrscherstab, Königsgewand und erhebt sich zum Gebieter über die Welt.
    Die Geister schleppen einen Kessel herbei und überreichen Mefistofeles einen Globus. Dieser bekundet seine Verachtung für die Welt und wirft den Globus weg, so dass er zersplittert. Der Geisterchor triumphiert.
    Faust sieht in einer Vision Margarete, aber Mefistofeles überzeugt ihn, dass das nur ein Trugbild sei. Die Szene endet mit einem wilden Hexentanz.

    DRITTER AKT
    Kerker
    Margarete wird für den Tod ihrer Mutter, die aus dem Tiefschlaf nicht mehr aufgewacht ist und ihres Kindes, das sie ertränkt hat, verantwortlich gemacht. Ihre Sinne sind verwirrt.
    Vor der Kerkertür fleht Faust Mefistofeles an, Margarete zu retten. Dieser gibt ihm die Schlüssel.
    Margarete scheint Faust zwar zu erkennen, hält ihn aber zunächst für den Gefängniswärter. Sie legt ein Geständnis ab und beschreibt ihm, wo er sie, ihre Mutter und das Kind begraben soll. Als Faust sie drängt, mit ihm zu fliehen, zögert sie zunächst, weil sie nicht betteln gehen will und auch mit dem schlechten Gewissen nicht leben könne. Schließlich aber willigt sie ein. Beide träumen von einem neuen Leben.
    Aus dem Hintergrund mahnt Mefistofeles zur Eile. Margarete erkennt den Teufel und wendet sich voll Grauen von Faust ab. Sie bittet Gott um Vergebung und stirbt.
    Als Mefistofeles ausruft: „Sie ist gerichtet!“ tönt von oben eine Stimme: „Ist gerettet!“
    Mefistofeles verschwindet mit Faust.

    VIERTER AKT
    Felsbucht im ägäischen Meer.
    Helena und Pantalis in einem Boot besingen den Mond. Aus der Ferne hört man Faust voller Sehnsucht nach Helena rufen. Das Boot gleitet langsam davon.
    Mefistofeles tritt auf und erklärt, dies sei die klassische Walpurgisnacht, während man im Hintergrund weiterhin Faust singen hört. Mefistofeles fühlt sich hier jedoch nicht recht wohl und wäre lieber auf dem Brocken.
    Helena tritt mit Nymphen auf. In einer Vision erlebt sie noch einmal den Untergang Trojas.
    Dann erscheint hinter einem Zug von Knappen Faust in ritterlicher Kleidung. Er verneigt sich vor Helena und gesteht ihr seine Liebe, während Mefistofeles, Pantalis und der Meeresgott Nereus erstaunt zuschauen.
    Nachdem alle anderen verschwunden sind, singen Faust und Helena ein Liebesduett und verlieren sich langsam im Gebüsch.


    EPILOG
    Fausts Studierzimmer
    Faust ist wieder ein alter Mann und lässt sein Leben an sich vorbeiziehen. Er träumt von einer neuen Weltordnung.
    Mefistofeles versucht, ihn noch einmal zu überreden, mit dem bisherigen Leben weiterzumachen, denn der entscheidende Satz ist noch nicht ausgesprochen. Faust ruft den Himmel an und man hört die himmlischen Heerscharen.
    Mefistofeles versucht verzweifelt ein letztes Mittel und ruft Sirenen herbei, Faust zu betören. Doch die Erscheinung der Seligen wird stärker und vertreibt die Sirenen. Faust betet, spricht während der Erscheinung: „Verweile“ und stirbt.

    Man hört die Chöre der himmlischen Heerscharen und Engel. Mefistofeles hat verloren und versinkt im Boden.

    Anmerkungen: Boito ist bekannt als Librettist von Opern wie Ponchiellis „La Gioconda“ und Verdis „Otello“ und „Falstaff“. In seiner Oper „Mefistofele“ hält er sich eng an die Texte aus Goethes Faust I und II. Die Urfassung, die 5½ Stunden dauerte, kam bei der Uraufführung in der Mailänder Scala 1868 und bei der Kritik – auch unter Boitos Kollegen – schlecht an. Bei der zweiten Vorstellung verhielt sich das Publikum so feindselig, dass sogar die Polizei einschreiten musste und die Oper abgesetzt wurde. Boito zog die Partitur zurück, verbrannte den größten Teil und begann mit einer Neufassung, die sich über sieben Jahre hinzog, wobei er den größten Teil der ursprünglichen Szenen verwarf.
    Die heutige Fassung (Spieldauer etwa 2½ Stunden) uraufgeführt 1875 in Bologna wurde dagegen ein großartiger Erfolg – auch später an der Mailänder Scala. Weil viele Szenen gestrichen sind, wirkt die Oper daher eher episodenhaft.
    Eine weitere Oper „Nerone“, deren Textbuch er 1901 veröffentlichte, blieb unvollendet und wurde später von Toscanini, Smaraglia und Tommasini ergänzt.


    1) fahrender Schüler oder Student

    Ich könnte mir denken, dass ich mir eine Inszenierung der "Frau ohne Schatten", so wie sie Agon schildert, durchaus ansehen würde. So habe ich auch in einem Beitrag mal "Tristan und Isolde" von Patrice Chereau in Mailand, dessen "Jahrhundertring" ich nichts abgewinnen konnte, als durchaus sehenswert geschildert. Aber das sind leider Ausnahmen. Viele der angesprochenen sogenannten "Regisseurtheaterinszenierungen" konnte ich bisher leider nur als vöölig verunstaltet ansehen. Inszenierungen wie Knusperhexe sie erwähnt hat, würde ich mir nicht antun


    Liebe Grüße und gute Nacht
    Gerhard

    Lieber musikwanderer,


    danke für den Hinweis. Ich habe auf mir unterlaufene Fehler - wie du weißt - ja anfangs auch unter "Neues zum Opernführer" um Hilfe angefragt. Ich denke aber, dass bei einem Druck ohnehin die einzelnen Inhaltsangaben ohne die sonstigen Zuschriften herauskopiert werden können und ohnehin noch auf eine einheitliche Formatierung gebracht werden müssten. Ich hatte hier auch nicht mit Zuschriften gerechnet, habe aber dann, weil ich es nicht anders wußte, auf diese netten Zuschriften auch an dieser Stelle geantwortet. Den Hinweis von Alfred kannte ich nicht. Da ich erst seit gut 2 Monaten im Forum bin, bin ich bei weitem noch nicht durch alles durchgestiegen. Ich bin natürlich auch damit einverstanden, dass meine Beiträge an dieser Stelle gelöscht werden, wenn die Moderatoren es nur einrichten könnten, die Fehler, die ich anfangs bei der Formatierung gemacht habe oder Tippfehler (ich sehe alles noch mindestens dreimal durch, trotzdem unterlaufen uns allen am Computer leichter Schreibfehler, als wenn man es mit der Hand schreibt) auf einen Hinweis unter "Neues zum Opernführer" oder vielleicht in einem neuen Unterthema "Korrekturen" auszubügeln.


    Liebe Grüße und angenehme Nacht
    Gerhard

    Hallo Wolfgang,


    ich besitze die Ausgabe von 1969 aus dem Bolschoi-Theater in russischer Sprache, die ungekürzt ist. Leider komme ich noch nicht damit zurecht, das Titelbild hierhin zu kopieren. Wenn ich dein Titelbild sehe, das 3 CD's ausweist, nehme ich an, dass es sich auch um eine ungekürzte Ausgabe handelt, was ja - wie schon in der Anmerkung gesagt - bei neueren Inszenierungen nicht immer der Fall ist. Leider ist mir in meiner Ausarbeitung ein Tippfehler unterlaufen. Die Spieldauer der vollständigen Aufnahme beträgt etwa 3 1/2 Stunden. Ich weiß allerdings nicht, wie ich das noch korrigieren kann, denn ich gelange nicht mehr in die "Bearbeitung". Kennst du ein Thema im gesamten Forum, das eine Bedienungsanleitung enthält, mit der man hinter die verschiedenen Geheimnisse kommt?


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Zitat

    "reinziehn", dieses schauerliche Gruselwort, das eher an einen Hasch-Junkie gemahnt, ist mir schon öfter aufgestoßen und hat absolut nichts mit dem Hören ode Sehen einer Oper zu tun! Wir sind ja nicht beim Fun-Ballermann oder Karokee.

    Hallo Milletre,


    an dem miserablen Schreibstil erkennt man eben auch den Menschen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Zitat

    Österreichische Fernseher sollten öfter ins Programm von ServusTV hineinschauen. Da wächst bei der Zahl und auch Qualität von Kultursendungen still und heimlich eine ernste Konkurrenz zum ORF heran.

    Servus TV ist auch in Deutschland, zumindest über Sattellit - und dazu in HD-Qualität - zu empfangen.



    Liebe Grüße
    Gerhard
    :hello:

    Alexander Borodin ( 1833 - 1887 )
    Fürst Igor


    Oper in vier Akten, vollendet von Nikolai Rimski-Korsakow und Alexander Glasunow
    Libretto: Alexander Borodin
    Originalsprache: Russisch

    Uraufführung: 1890 in St. Petersburg

    PERSONEN DER HANDLUNG

    Igor, Fürst von Nowgorod-Sewersk, Bariton
    Jaroslawna, seine zweite Frau, Sopran
    Wladimir Igorewitsch, sein Sohn aus erster Ehe, Tenor
    Wladimir Fürst Galitzki, Bruder Jaroslawnas, Bariton
    Kontschak, Polowzer Khan 1), Bass
    Kontschakowna, seine Tochter, Alt
    Owlur, ein getaufter Polowzer, Tenor
    Skula, Gudokspieler 2), Bass
    Jeroschka, Gudokspieler, Tenor
    Jaroslawnas Amme, Sopran oder Alt
    Ein Polowzer Mädchen, Mezzosopran
    Gzak, Polowzer Khan, stumme Rolle
    Polowzer Mädchen, Bojaren 3), Volk

    Ort und Zeit der Handlung: Putiwl 4) und Lager der Polowzer, 1185

    PROLOG
    Platz in der Stadt Putiwl
    Das Volk singt ein Loblied auf Fürst Igor und andere Fürsten Russlands, die sich im Aufbruch zu einem Feldzug gegen die Horden der Polowzer Khane befinden.
    Da verfinstert sich die Sonne, was als böses Zeichen gedeutet wird. Die beiden Gudokspieler Skula und Jeroschka verdrücken sich heimlich.
    Das Volk und Igors Frau Jaroslawna bitten Igor, nicht ins Feld zu ziehen. Doch Igor und sein Sohn Wladimir nehmen Abschied. Igor bittet seinen Schwager, den Fürsten Galitzki, Jaroslawna in der Regentschaft beizustehen. Dieser versichert ihn seiner Treue.
    Das Heer zieht davon.

    ERSTER AKT
    1. Bild: In Hof des Fürsten Galitzki
    Der Fürst gibt ein großes Zechgelage. Das Volk preist den Fürsten. Auch Skula und Jaroschka sind darunter und spotten über ein Mädchen, das Galitzki entführen ließ.
    Galitzki tritt auf und gibt offen zu erkennen, dass er Fürst von Putiwl werden wolle und seine Schwester Jaroslawa in ein Kloster schicken werde.
    Mädchen drängen in den Hof und fordern ihre geraubte Freundin zurück. Der Fürst verjagt sie.
    Nach Abgang des Fürsten geht das Gelage weiter. Skula und Jaroschka wiegeln das Volk zum Aufruhr gegen Jaroslawa, zur Absetzung Igors und Wahl Galitzkis zum Fürsten von Putiwl auf.

    2. Bild: In Jaroslawas Gemächern
    Jaroslawa trauert, weil schon so lange Zeit ohne eine Nachricht von Igor vergangen ist, und bangt um ihr Schicksal.
    Die Mädchen bitten Jaroslawa um Hilfe für die von Galitzki geraubte Freundin. Galitzki kommt hinzu und wirft die Mädchen hinaus. Er tadelt Jaroslawa verlangt die Herrschaft, erreicht aber bei Jaroslawa nichts. Da lässt er sich umstimmen und sagt zu, das von ihm entführte Mädchen frei zu lassen und sich ein anderes zu nehmen.
    Bojaren kommen und berichten, dass das Heer vernichtet und Fürst Igor und sein Sohn gefangen genommen worden seien.
    Glocken verkünden das Eindringen der Polowzer. Man sieht Feuerschein und hört Menschen schreien. Die Bojaren bereiten sich zur Abwehr vor.

    ZWEITER AKT
    Im Polowzer Lager
    Am Abend singen und tanzen die Polowzer Mädchen. Kontschakowna, die Tochter des Khans Kontschak hat sich in Wladimir, den Sohn Igors, verliebt und sehnt die Nacht herbei, in der sie sich mit dem Geliebten treffen kann.
    Die russischen Gefangenen kommen von der Arbeit, die Polowzer Mädchen bewirten sie und singen ihnen Lieder. Nachdem alle – auch die Wachen, die das Lager inspiziert haben - gegangen sind, steht nur noch Owlur, ein bekehrter Polowzer, im Hintergrund Wache.
    Wladimir tritt auf. Auch er liebt Kontschakowna und sucht ihre Nähe. Sie kommt und beide singen ein Liebesduett.
    Fürst Igor, der keine Ruhe findet, erscheint und klagt über seine verlorene Ehre und Freiheit. Vorsichtig nähert sich Owlur und bietet an, ihm zur Flucht zu verhelfen. Igor weist das zunächst zurück, will aber darüber nachdenken.
    Nach Owlurs Abgang kommt Kontschak, der Igor wie einen Gastfreund behandelt. Er bietet ihm ein Bündnis an, was Igor jedoch ablehnt. Der Khan möchte ihn dennoch für seinen Plan gewinnen und befiehlt Tanz und Gesang.

    DRITTER AKT
    Im Polowzer Lager
    Die Polowzer begrüßen das Heer des unerbittlichen Khans Gsak, das von einem Raubzug mit reicher Beute zurückkehrt und weitere russische Gefangene mitbringt. Kontschak begrüßt den Khan. Die Soldaten berichten, dass sie Putiwl ausgebrannt hätten.
    Kontschak lässt Beute und Gefangene aufteilen, befiehlt, die Gefangenen scharf zu bewachen, und lädt die Chane zu einer Beratung über das weitere Vorgehen ein.
    Die russischen Gefangenen bleiben zurück. Sie und Wladimir bedrängen Igor, zu fliehen und Hilfe zu holen. Sie bestürmen ihn noch stärker, als die Polowzer ihre umfangreiche Beute vor ihnen ausbreiten.
    Während die Polowzer Wachen den Sieg feiern, zechen und tanzen, gibt Owlur, der die Getränke bringt, Igor heimlich ein Zeichen, dass die Flucht vorbereitet sei. Kontschakowna, die alles mitgehört hat, eilt herbei und fleht Wladimir an, sie nicht zu verlassen. Als er es dennoch für seine Pflicht hält, mit seinem Vater zu gehen, droht sie, das Lager zu wecken. Trotzdem möchte er sie noch ein letztes Mal umarmen. Igor ist bereits geflohen. Kontschakowna weckt das Lager und Wladimir wird gefangen genommen. Die Polowzer wollen ihn töten, aber sie bittet um sein Leben.
    Kontschak kommt hinzu und als er erfährt, was geschehen ist, bekennt er, dass er an Igors Stelle genauso gehandelt hätte. Er befiehlt, die Wachen zu töten, aber Wladimir nicht anzurühren. Er will ihn als Schwiegersohn an sich binden und führt ihn Kontschakowna zu.

    VIERTER AKT
    Im zerstörten Putiwl
    Jaroslawna und das Volk beklagen ihr Schicksal. Plötzlich entdeckt Jaroslawna in der Ferne zwei Reiter und erkennt bei deren Näherkommen ihren Gatten. Igor und Owlur treffen ein und die Eheleute fallen sich in die Arme.
    Skula und Jeroschka treten auf und singen ein Spottlied auf den Fürsten Igor. Da erkennen sie den Fürsten, der mit Jaroslawna auf die Zitadelle zugeht. Nach kurzem Nachdenken, wie sie ihre Köpfe retten können, läuten sie die Glocken, rufen die Leute herbei, verkünden die Rückkehr Igors und bestreiten, jemals etwas mit den Untaten Galitzkis zu tun gehabt zu haben. Das Volk verzeiht ihnen und eilt freudig, den Fürsten zu begrüßen, von dem es sich Rettung erhofft.


    1) Herrscher, Anführer, staatlicher Würdenträger

    2) russisches Streichinstrument mit drei Saiten

    3) Adlige unterhalb des Ranges von Fürsten oder Zaren

    4) Stadt im Norden der Ukraine

    Anmerkungen: Die Oper beruht auf dem „Lied von der Heerfahrt Igors“, dessen Dichter unbekannt ist. Das russische Reich war damals in viele, untereinander uneinige Teilfürstentümer (Khanate) gespalten, was auch die Dichtung beklagt. Igor unternahm im Alleingang einen Feldzug gegen die Polowzer, wurde gefangen genommen, entkam aber.
    Borodin war von Beruf Chemiker und gehörte zur Gruppe der fünf Komponisten, die unter dem Namen „Das Mächtige Häuflein“ bekannt sind, sich selbst aber die „Novatoren“ nannten. Neben ihm gehörten Balakirew, Cui, Mussorgski und Rimski-Korsakow dazu. Sie hatten sich zum Ziel gesetzt, die russische Nationaloper im Sinne Glinkas zu schaffen
    Borodin hinterließ nur wenige Werke, darunter die „Steppenskizze aus Mittelasien“ und diese einzige Oper, die unvollendet blieb.
    Heute wird diese Oper (Spieldauer etwa 3½ Stunden) häufig mit erheblichen Kürzungen gespielt. Auch gibt es Versuche von Neufassungen ohne die Zusätze von Rimski-Korsakow und Glasunow. Die „Polowzer Tänze“ (meist "Polowetzer Tänze" genannt) haben sich verselbständigt und werden häufiger unabhängig von der Oper konzertant oder als Ballett aufgeführt.

    Zitat

    Entweder war ich zu müde oder zu blöd, um die Gedanken des Regisseurs nachzuvollziehen


    Hallo Mme. Cortese,
    da muss ich wohl noch blöder sein, denn so lange habe ich diesen Unsinn nicht durchgehalten. Auf Amfortas' Plädoyer für diese Inszenierung bin ich sehr gespannt.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Zitat

    Hier war bisher nur von deutschen Aufnahmen die Rede - aber eigentlich ist die Originalsprache, wie Gerhard in seinem Beitrag oben schreibt, englisch.Da müßte doch eigentlich diese Einspielung die Referenz sein (zumal auch noch Publikumsliebling Jonas Kaufmann mitsingen darf!):

    Danke Harald für diesen interessanten Hinweis. Allerdings ist die CD-Aufnahme recht teuer.
    Ehrlich gesagt, ich wusste es bis vor kurzem auch noch nicht, dass das Libretto in Englisch verfasst wurde. Leider wird sie ja nur noch selten gespielt und bei Weber hätte man die Originalsprache Deutsch vermutet. Ich selbst habe sie das letzte Mal Mitte der 1970er Jahre auf der Seebühne in Bregenz (in deutscher Sprache) gesehen. Ich hatte hier versucht, noch ein paar eigene Bilder nach Dias, die ich damals davon gemacht habe, einzufügen, aber das ist wohl nicht möglich?


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Zitat

    Erst wurde in deinem Posting die Frage gestellt. Wo also liegt wohl die Mehrheit?? ohne eine plausible Antwort zu geben (die gibt’s nämlich gar nicht) und nun wird plötzlich unbewiesen unterstellt: dass eine Mehrheit, die Inszenierungen liebt und auch geniessen möchte, in denen man Zeit, Ort und Handlung des Originalwerks erkennt, auf ihr Recht pocht

    Da hast du einmal wieder - wie schon häufiger in deinen Antworten - etwas falsch verstehen wollen. Ich schätze dich doch nicht so ein, dass du nicht erkennst, dass das eine rein rhetorische Frage war und ich diese gestellt habe, weil du immer wieder die Mehrheit derjenigen, die anders als du denken, bezweifelst, obwohl auch andere Teilnehmer aus ihren Bekanntenkreis dasselbe berichten. Damit du deine redliche Antwort bekommst: Nach allen Diskussionen erkenne ich (und das sollte damit auch ausgedrückt werden!!) eindeutig bei denen, die die verunstalteten Inszenierungen ablehnen.


    Gruß
    Gerhard

    Zitat

    Arger - Ärger - und nochmals Ärger

    Ja, lieber Alfred, das bedauern - glaube ich - wir alle sehr und ich verstehe, dass das für einen Administrator schon zu Herzbeschwerden führt. Aber schau doch lieber auf die gewaltig überwiegende Mehrheit, die höflich und liebenswürdig miteinander umgeht, gerne im Forum ist und deine Arbeit hoch zu schätzen weiß und erfreue dich an diesen und nicht an wenigen Querulanten, die es leider überall gibt. Vielleicht kann die Freude über diese die Herzbeschwerden mildern.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Eigentlich wollte ich mich in dieses Thema nicht mehr einschalten, denn bei jedem Plädoyer für das sogenannte "konventionelle" Theater (denn auch dieser Ausdruck trifft wohl nicht in vollem Umfang zu) ist man schon sicher, dass das gleich wieder von Amfortas in Einzelteile zerpfückt und mit neuen Platzpatronen beschossen wird. Nach ein paar Tagen Ruhe geht das Schießen jetzt wieder heftig los. Ich kann immer wieder nur feststellen, dass das sogenannte "Regietheater" von der Mehrheit der hier Diskutierenden - darunter auch jungen Leuten - abgelehnt wird. Und wenn ich mich in meinem großen Bekanntenkreis, in der es eine Reihe Opernliebhaber gibt, umschaue und umhöre, finde ich ebenfalls niemanden - auch nicht unter den Jüngeren - der die hier gemeinte Art von Inszenierungen nicht verabscheut. Wo also liegt wohl die Mehrheit??
    Den Liebhabern verunstalteter Inszenierungen - was ich darunter verstehe, habe ich ja in meinen Beiträgen durch Beispiele belegt, für die ich von den Befürwortern keine plausible Antwort erhalten habe - sei es unbenommen, sich solche Inszenierungen "reinzuziehen". Worum es hier doch geht, ist, dass eine Mehrheit, die Inszenierungen liebt und auch geniessen möchte, in denen man Zeit, Ort und Handlung des Originalwerks erkennt, auf ihr Recht pocht, dass diese im Verhältnis ihrer Anzahl zu der Anzahl derjenigen, die die entstellten Inszenierungen mögen, steht. Das aber ist heutzutage leider nicht der Fall. Die Befürworter des sogenannten "Regietheaters" aber, so habe ich nach allem den Eindruck, wollen das Feld ganz für sich allein und verdammen alles andere als in die "Mottenkiste" gehörig.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Nikolai Andrejewitsch Rimsky-Korsakow ( 1844 - 1908 )
    Der goldene Hahn

    Oper in drei Akten
    Libretto: Vladimir Bjelski nach Puschkin
    Originalsprache: Russisch


    Uraufführung: Moskau 1909


    PERSONEN DER HANDLUNG


    Zar Dodon, Bass
    Gvidon, sein Sohn, Tenor
    Afron, sein Sohn, Bariton
    Polkan, General, Bass
    Astrologe, Tenor
    Königin von Schemacha, Sopran
    Goldener Hahn, Sopran
    Amelfa, Dienerin des Zaren, Mezzosopran
    Höflinge, Soldaten, Sklaven der Königin, Volk


    Ort und Zeit der Handlung: Märchenland und -zeit


    PROLOG
    Der Astrologe tritt vor und kündigt an, dass er ein Märchen vorführen wird. Märchen seien zwar nicht wahr, enthielten aber manche Lehren.


    ERSTER AKT
    Im Palast der Zaren Dodon
    Der alte Dodon möchte sich endlich zur Ruhe setzen. Er wird jedoch von Feinden bedrängt, die von allen Seiten in sein Reich einfallen. Da er aus diesem Grund ein großes Heer unterhalten muss, sucht er Rat bei seinen beiden Söhnen Gvidon und Afron.

    Gvidon rät seinem Vater, alle Truppen von den Grenzen seines Reichs abzuziehen und sie in der Hauptstadt zu konzentrieren. Während der Feind im Lande wüte, könnten sich so alle Kämpfer ausruhen und neue Kraft für einen Gegenschlag sammeln.

    Afron rät Dodon hingegen, das Heer erst einmal zu entlassen und einen Monat, bevor der Feind anrückt, erneut auszuheben, um den Feind zu besiegen.
    Während der Zar und die Höflinge die Weisheit der Söhne loben, verurteilt der General Polkan diese törichten Ratschläge, wird aber als Dummschwätzer und Verräter beschimpft. Zwei Höflinge raten dazu, Wahrsager zu befragen.
    Da tritt der Astrologe auf und bietet dem Zaren einen goldenen Hahn an. Dieser Hahn würde, solange kein Feind ins Land eindringt, ruhig auf seiner Stange sitzen bleiben. Bei Gefahr jedoch würde er sofort lautstark vor den Eindringlingen warnen und sich in die Richtung, aus der die Feinde kommen, drehen.
    Der Zar verspricht dem Astrologen, dass er ihn dafür reich belohnen werde. Dieser gibt an, augenblicklich keine Wünsche zu haben, nimmt Dodon aber das Versprechen ab, seinen Wunsch dann zu erfüllen, wenn er ihn äußern werde.
    Da der Hahn erst einmal Ruhe anzeigt, lässt sich Dodon von seiner Dienerin Amelfa Tisch und Ruhestätte unmittelbar vor Ort errichten.
    Plötzlich verkündet der Hahn Gefahr. Dodon schickt seine Söhne, die sich erst weigern wollen, in den Kampf.
    Nun kann der Zar erst einmal ruhen. Aber schon nach kurzer Zeit zeigt der Hahn erneut Gefahr an. Da zieht der Zar selbst in den Krieg.


    ZWEITER AKT
    Auf dem Schlachtfeld. Gegen Ende der Nacht.
    Dodon findet seine beiden Söhne tot vor einem orientalischen Zelt. Als die Soldaten dies beschießen wollen, tritt eine schöne Frau, die Königin von Schemacha daraus hervor und singt eine Hymne an die Sonne. Der Zar verliebt sich in sie, die ihn auch ihrerseits sofort umgarnt. Polkan versucht vergeblich, den Zaren zu warnen. Die Königin wolle mit ihren weiblichen Waffen nur sein Reich erobern. Er wird fortgejagt.
    Die Königin treibt ihr intrigantes Spiel mit dem Zaren weiter, fordert den Tolpatsch zum Singen und zum Tanzen auf und erzählt ihm auch, dass seine Söhne sich ihretwegen gegenseitig erstochen hätten. Sie verspricht ihm, seine Frau zu werden, wenn er Polkan verstößt. Er sagt dies zu.
    Vor dem Aufbruch in Dodons Reich singen die Sklaven der Königin ein Spottlied auf den Zaren.


    DRITTER AKT
    Vor Dodons Palast
    Das Volk erwartet die Rückkehr des Zaren und befragt Amelfa, was mit den Söhnen des Zaren geschehen ist.
    Der Zar und die Königin von Schemacha ziehen festlich ein. Aber auch der Astrologe ist unter den Hochzeitsgästen. Er fordert jetzt seine Belohnung ein: Die Braut des Zaren. Wütend erschlägt der Zar den Astrologen.
    Als der Zar die Königin wider ihren Willen küssen will, greift der Hahn ihn an. Es wird dunkel, und als es wieder hell wird, ist der Zar tot. Die Königin und der Hahn sind verschwunden. Das Volk jammert um seinen Zaren.


    EPILOG
    Der Astrologe tritt vor und erklärt dem Publikum, dass alles nur Illusion war und nur die Königin und er selbst sterbliche Wesen waren.


    Anmerkung: Das groteske Märchen war zugleich eine politische Satire, in der die Lächerlichkeit des Zarenreiches, das zur Zeit der Entstehung des Werkes ( 1906/07 ) in den letzten Zügen lag, drastisch parodiert wird.

    Hallo crissy,


    auch meinen Dank für die ausführliche Schilderung der Bohème aus Dresden. Zu der musiklaischen Qualität kann ich mich nicht äußern. Aber wenn ich mir die Szenerie in dem kleinen Video, das du eingestellt hast, ansehe, dann muss ich sagen, dass man sich an Ort und Zeit der Handlung gehalten behält. Ich habe nichts dagegen, dass das Bild etwas sparsamer ist oder auch manchmal abstrahiert wird, wenn man noch die Illusion des Ortes und der Zeit des Werkes hat. Abgesehen von dem angedeuteten Liebesakt, den du geschildert hast (die Szene spielt im Winter und es gehört schon irre Phantasie dazu, sich so etwas auszudenken), störte mich aber noch etwas anderes, das Straßenpflaster auch in der Mansarde. Dadurch wirkte diese eher wie ein vom Schrott zusammengestoppelter Unterschlupf im Freien. Wollte der alte Bernard dafür etwa noch Miete haben? Dass die armen Leute keine Liege hatten, passt dazu. Das könnte aber auch in einer Mansarde der Fall sein.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Zitat

    Operette widersetzt sich erfolgreich dem Regietheater

    Leider wohl nicht ganz. Wenn ich daran denke, was wir an Operetten von der Komischen Oper Berlin im Fernsehen vorgesetzt bekamen und wenn ich auch an die Frankfurter Fledermaus denke, dann wird es mir noch jetzt übel. Ich freue mich jedes Jahr auf die Mörbischer Seefestspiele.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Mikhail Glinka ( 1804 – 1857 )
    Ruslan und Ljudmila



    Zauberoper in 5 Akten
    Libretto: Mikhail Glinka und Walerian Shirkow nach einer Dichtung von Alexander Puschkin
    Originalsprache: Russisch

    Uraufführung 1842 St. Petersburg

    PERSONEN DER HANDLUNG

    Swetosar, Großfürst von Kiew, Bass
    Ludmila, seine Tochter, Sopran
    Ruslan,ein Ritter, Ljudmilas Bräutigam, Bariton
    Ratmir, Chasarenfürst, Alt
    Farlaf, ein Ritter, Bass
    Gorislawa, Ratmirs Sklavin, Sopran
    Finn, guter Zauberer, Tenor
    Naina, böse Zauberin, Mezzosopran
    Bajan, Barde, Tenor
    Tschernomor, Zwerg, böser Zauberer, stumme Rolle
    Riesenkopf, Chor
    Gäste bei Swetosar; Tänzerinnen Nainas, Sklaven und Tänzer Tschernomors

    Zeit und Ort der Handlung: altes Russland, mythische Zeit

    INHALTSANGABE


    ERSTER AKT
    Festsaal im Haus des Fürsten Swetosar in Kiew
    Die Hochzeit von Ruslan und Ludmila soll gefeiert werden. Unter den Gästen befinden sich auch der Ritter Farlaf und der Fürst Ratmir, die sich um Ljudmila beworben hatten, aber abgewiesen wurden.
    Der zum Fest geladene Sänger Bajan singt eine Ballade aus vergangenen Zeiten und warnt davor, dass auf Glück auch Schicksalsschläge folgen. Die Gäste wollen lieber ein fröhliches Lied hören und besingen das Lob des Fürsten Swetoslar, die Schönheit Ljudmilas und Ruslans Kühnheit.
    Ludmila verabschiedet sich von Vater, Heimat und den abgewiesenen Freiern. Swetoslar segnet das Paar, das sich Treue bis in den Tod schwört.
    Während Ratmir seine Heimat besingt, sinnt Farlaf auf Rache an seinem Nebenbuhler.
    Plötzlich ein Donnerschlag und es wird finster. Als die Dunkelheit langsam schwindet, ist Ljudmila verschwunden. Swetosar verspricht seine Tochter und sein halbes Reich demjenigen, der sie ihm zurückbringt. Ruslan, Ratmir und Farlaf machen sich auf den Weg.


    ZWEITER AKT
    1. Bild: Die Höhle Finns
    Ruslan ist bei seiner Suche dem Einsiedler Finn begegnet, der ihm verrät, dass Ljudmila von dem schrecklichen Zauberer Tschernomor entführt wurde und es Ruslan gelingen werde, in dessen Zaubergarten einzudringen, Tschernomor zu töten und Ljudmila zu befreien.
    In einer großen Ballade schildert Finn sein Schicksal. Er war als Jüngling in die Zauberin Naina verliebt, die ihn aber hochmütig zurückwies. Alles Werben half nicht. Darüber wurden sie alt und die Liebe wandelte sich in Hass. Er warnt Ruslan, dass Naina nun versucht, alle wahrhaft Liebenden zu verderben und auch ihn verfolgen wird, verspricht ihm jedoch, ihn gegen Naina zu schützen.

    2. Bild: Öde Gegend
    Farlaf hat die Strapazen satt und will aufgeben. Da taucht Naina auf und schickt ihn nach Hause. Sie werde ihm helfen, Ruslan zu besiegen und Ljudmila zu erringen. Farlaf triumphiert.

    3. Bild: Freies Feld mit zerstreuten Gebeinen und Waffenresten. Nebel
    Ruslan sucht ein Schwert, aber alle sind ihm zu leicht und er wirft sie wieder weg. Da lichtet sich der Nebel und es erscheint ein Riesenkopf, der die Gebeine der gefallenen Helden bewacht und ihn bedroht. Ruslan bezwingt den Kopf und findet darunter das ersehnte Schwert.
    Nun erzählt der Kopf seine Geschichte: Er und Tschernomor sind Brüder. Beiden war der Tod durch das Schwert geweissagt worden. Tschernomor bewahrte es auf. Unter dem Vorwand, derjenige solle das Schwert erhalten, der unter der Erde Stimmen hört, verführte er den Bruder, sich mit dem Ohr auf die Erde zu legen, schlug ihm den Kopf ab, brachte diesen in die Einöde und versteckte das Schwert darunter. Der Sterbende fordert Ruslan auf, Rache zu üben.


    DRITTER AKT
    Zauberschloss Nainas
    Die persischen Mädchen Nainas locken mit Versprechungen von Glück und Lust Wanderer in Nainas Netze. Unterdessen verkündet diese, dass die Ritter Tschernomors Schloss nicht erreichen werden.
    Angelockt wird auch Gorislawa, die Ratmir liebt. Sie trauert um den Verlust ihres Geliebten.
    Ratmir tritt auf, müde von der langen Reise. Er sehnt sich nach seiner Heimat zurück. Die Mädchen umschmeicheln ihn mit ihren Tänzen. Als Gorislawa ihn sieht, fleht sie ihn an, zu ihr zurückzukehren, aber – verblendet durch die Mädchen – weist er sie zurück.
    Auch Ruslan wurde in das Schloss gelockt und verzaubert. Dadurch verfällt er Gorislawa, die ihn ihrerseits um Hilfe anfleht, ihren Ratmir wieder zu gewinnen.
    Da tritt Finn dazwischen und lässt das Zauberschloss verschwinden. Ratmir findet zu Gorislawa zurück und beide bieten sich an, Ruslan zu helfen, Ljudmila zu finden.

    VIERTER AKT
    In den Zaubergärten Tschernomors
    Ljudmila beklagt ihr Schicksal. Geschenke Tschernomors, der ihre Liebe gewinnen will, weist sie ab.
    Ein Marsch verkündet die Ankunft Tschernomors. Dieser – ein hässlicher Zwerg mit ungeheuer langem Bart – tritt mit seinem Hofstaat auf. Um Ljudmila zu erheitern, lässt er orientalische Tänze aufführen.
    Da erklingt hinter der Szene ein Trompetensignal, mit dem Ruslan den Zwerg zum Zweikampf herausfordert. Tschernomor versetzt Ljudmila in einen Zauberschlaf und stürzt hinaus. Der Chor aus Tschernomors Gefolge beschreibt den Kampf.
    Ruslan hat Tschernomor besiegt und dessen langen Bart, der das Zeichen seiner Macht war, abgeschlagen. Mit ihm kommen Ratmir und Gorislawa.
    Aber der Zauberschlaf Ljudmilas lässt sich nicht lösen. Wegen des Lächelns auf ihren Lippen zweifelt Ruslan an ihrer Treue, aber Ratmir und Gorislawa können ihn vom Gegenteil überzeugen. Alle brechen nach Kiew auf, wo sie die besten Heilkräfte zur Erweckung Ljudmila zusammenrufen wollen.

    FÜNFTER AKT
    1. Bild: Nachtlager von Ruslan
    Ratmir ist glücklich, Gorislawa wiedergewonnen zu haben, sorgt sich aber um seinen Freund Ruslan.
    Da entsteht Tumult im Lager. Ljudmila ist geraubt worden und Ruslan ist den Räubern gefolgt. Wiederum kommt Finn zu Hilfe und übergibt Ratmir einen Zauberring, mit dem Ruslan Ljudmila vom Schlaf befreien soll.


    2. Bild: Swetosars Festsaal in Kiew
    Farlaf hatte mit Hilfe Nainas Ljudmila geraubt, gibt sich nun als ihr Befreier aus, kann sie aber nicht von ihrem Zauberschlaf befreien.
    Da trifft auch Ruslan ein und Farlaf verschwindet. Ruslan erlöst Ljudmila vom Zauberschlaf und alle preisen den wahren Befreier.

    Anmerkungen: Glinka gilt als der Begründer der russischen Nationaloper. Hier hat Glinka westliche Formen geschickt mit russischem Kolorit verbunden.


    © Copyright by Gerhard Wischniewski




    In den Themen, die sich mit dem sogenannten "Regietheater" befassen, wurde des öfteren angesprochen, dass viele Plätze in den entstellten Opern Freiplätze sind. Wie die Süddeutsche Zeitung heute meldet, hat der Bundesrechnungshof die übermäßige Vergabe von Freiplätzen beanstandet. In Bayreuth seien nur 40% der Karten im freien Verkauf, der Rest gehe als Freikarten an Politiker, Prominente usw. Bei Premieren in Bayreuth gäbe es gar nur 16% freie Plätze.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Hallo Wolfram,


    du hast in deinem Beitrag schon gezeigt, wie verschieden die Auffassungen über Kunst sind. Ich stelle hier einmal in den Raum, dass ein Kunstwerk ein vollendetes Werk ist, und da sind wir nun wieder bei der Auffassung, die ja viele von uns haben, dass jede Veränderung durch andere als den Künstler selbst eine Zerstörung des Kunstwerks ist und nicht mehr als Werk des ursprünglichen Künstlers ausgegeben werden kann. Das Kunstwerk muß also in seiner reinen und ursprünglichen Form den Menschen ergreifen, packen, erschüttern, reinigen, wandeln. Da bin ich gleicher Meinung mit dem von Ullrich zitierten Günter Wand, den ich als Dirigenten sehr geschätzt habe: Könnten Sie das Werk einmal so spielen, wie Beethoven es geschrieben hat, ohne fremde Zusätze?


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Hallo Wolfram,


    du hast es auf den Punkt gebracht. Ich habe deine Antworten auch nie als agressiv, sondern als fundiert empfunden, auch wenn ich nicht immer der gleichen Meinung bin. Ausfallend, persönlich und in der Wortwahl unter allem Niveau habe ich in den verschiedenen Antworten nur die von zwei Mitgliedern empfunden. Sachliche Argumente haben sie nicht geliefert und konnten konkrete Fragen bisher nicht beantworten, abgesehen von der teilweise verwendeten Gossensprache. Aber diese wurden von den meisten sehr schnell durchschaut und haben sich in den Augen der Mitglieder und sicher auch der Besucher des Forums nur lächerlich gemacht. Danke!


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Antonín Dvořák ( 1841 - 1904 )

    Rusalka

    Lyrisches Märchen in drei Akten
    Libretto: Jaroslav Kvapil
    Originalsprache: Tschechisch

    Uraufführung: 1901 in Prag

    PERSONEN DER HANDLUNG

    Rusalka, eine Nixe, Sopran
    Wassermann, Bariton
    Prinz, Tenor
    Fürstin, Sopran
    Hexe Jesibaba, Alt
    Jäger, Tenor
    Küchenjunge, Tenor oder Sopran
    Drei Elfen, Soprane, Alt
    Nymphen, Elfen, Gefolge des Prinzen, Gäste

    Ort und Zeit der Handlung: Märchenland, mythische Zeit

    INHALTSANGABE

    ERSTER AKT
    An einem Waldsee. Mondnacht
    Elfen und Nymphen singen und tanzen am Ufer. Der Wassermann fügt sich in den Reigen und wird von den Mädchen geneckt.
    Nur die Nixe Rusalka hält sich abseits. Sie träumt von einem Mann, der oft im See badet. Dem Wassermann gesteht sie, dass sie gerne die Menschengestalt und eine Seele hätte, um ihren Geliebten zu gewinnen. Der Wassermann warnt sie, Menschen seien unbeständig. Doch sie will von ihrem Wunsch nicht abrücken und fleht ihn an, ihr zu helfen. Da verweist er sie an die Hexe Jesibaba.
    Rusalka bleibt allein zurück und singt ihr berühmtes Lied an den Mond. Dann ruft sie nach Jesibaba, während man im Hintergrund die traurige Stimme des Wassermanns hört.
    Jesibaba erscheint und erklärt Rusalka, unter welchen Bedingungen sie Menschengestalt annehmen könne: Sie wird stumm sein; und sollte sie nicht glücklich werden, muss sie den Geliebten töten, wenn sie zurück ins Geisterreich gelangen wolle. Rusalka bleibt bei ihrem Vorhaben. Sie wird verwandelt, und wieder hört man den Wassermann klagen.
    Als der Geliebte, ein Prinz, zum See kommt, nähert sie sich ihm. Der Prinz ist betört von ihrer Schönheit und nimmt sie mit sich. Noch einmal ertönen aus der Ferne die Klagen des Wassermanns und der Nixenschwestern.

    ZWEITER AKT
    Im Schlosspark
    Die Hochzeit wird vorbereitet. Jäger und Küchenjunge unterhalten sich darüber, dass die Liebe des Prinzen zu dem stummen Mädchen inzwischen wohl schon erkaltet sei.
    Während Rusalka und der Prinz sich auf die Hochzeit vorbereiten, tritt eine stolze fremde Fürstin auf, die zur Hochzeitsgesellschaft gehört, und spottet über Rusalka. Sie zieht den Prinzen in ihren Bann.
    Die Hochzeitsgesellschaft trifft ein. Während der Zeremonie wendet sich der Prinz immer mehr der Fürstin zu. Für die Menschen unsichtbar mischt sich der Wassermann unter die Gesellschaft und beobachtet das Benehmen der Fürstin und des Prinzen.
    Rusalka spürt, dass sie den Prinzen verloren hat und ist verzweifelt. Als sie den Wassermann erblickt, erschrickt sie und bittet um seine Hilfe. Beide müssen mit ansehen, wie sich der Prinz um die Fürstin bemüht. Rusalka wirft sich dazwischen und wird vom Prinzen zurückgewiesen. Der Wassermann verflucht den Prinzen. Der bekommt Angst und wendet sich an die Fürstin. Doch diese hat nur Spott für ihn übrig.

    DRITTER AKT
    Am See: Nacht.
    Rusalka erscheint, seelisch gebrochen, als Irrlicht. Die Hexe rät ihr, den Prinzen zu töten, um wieder ins Geisterreich zurückkehren zu können. Aber Rusalka lehnt ab, weil sie den Prinzen immer noch liebt.
    Der Küchenjunge und der Jäger suchen bei der Hexe Rat, weil der Prinz wahnsinnig geworden ist. Der Wassermann verflucht das lügnerische Menschenpack.
    Die Elfen tanzen einen Reigen und erfahren vom Wassermann Rusalkas Schicksal.
    Der Prinz irrt im Wald umher. Er erkennt den See wieder, auf dem ihm Rusalka erscheint. Da bereut er seine Schuld und bittet sie um Vergebung. Sie warnt ihn vor ihrem Kuss, der ihn töten wird. Der Prinz ist einverstanden, weil ihm das Leben wertlos erscheint. Er küsst sie und stirbt in ihren Armen.


    Anmerkungen:

    Die Rusalka ist in der slawischen Mythologie ein Wassergeist, bleich wie der Mond, der Vorübergehende mit Gesang und Lachen verzauberte, so dass sie sich freiwillig ins Wasser stürzten. E.T.A Hoffmann und Albert Lortzing verwendeten in ihrer "Undine" das gleiche Motiv nach der Erzählung von de la Motte Fouqué.

    Hallo Wolfram,


    da bin ich auch der Meinung, dass die Bühne nicht allzu überladen sein muss, wie es sicherlich im 19. und noch sicher in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts der Fall war. Da haben mir die entrümpelten und teilweise abstrahierten Bilder der Wieland-Wagner-Inszenierungen durchaus gefallen. Ich habe in einem Beitrag auch einmal die Patrice Chereau-Inszenierung von "Tristan und Isolde" in der Mailänder Scala erwähnt, bei der ich mir in dem Bühnenbild durchaus ein Schiffsdeck, die Burg König Markes und Tristans Burg vorstellen konnte. Dagegen werde ich mit der Ring Inszenierung desselben Regisseurs nicht recht warm; am wenigsten aber mit einer Hamburger Inszenierung (den Regisseur weiß ich nicht) wo Siegfried in einer Art Rumpelkammer auf einer alten Waschmaschine auf seinem Schwert herumhämmert und Mime auf einem alten Bügelbrett seinen Gifttrank zubereitet. Hier konnte ich nur konstatieren: Schwachsinn hoch drei.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Zitat

    Ich gehe weder als Musikwissenschaftler noch als Analytiker dahin, sondern als einfacher, stinknormaler Zuschauer, der einen schönen Theaterabend erleben möchte.

    Hallo crissy,


    genau das ist es doch und da bin ich der Meinung - wie ich es auch in meinem Bekanntenkreis erlebe, wo dauernd über die entstellenden Inszenierungen geflucht wird und man deshalb heute schon weitgehend auf einen Opernbesuch verzichtet, und wie ich es hier an der Zahl der Zuschriften sehe - dass dies bei der überwiegenden Mehrzahl der Zuschauer der Fall ist. Ich habe nichts gegen die Leute, die sich die Opern nur "reinziehen", um sie zu zerlegen und bis auf die letzte Note und das letzte Bild zu analysieren und die sich daran erfreuen, wenn diese mit Problemen, die der Regisseur hat, die aber von der Mehrheit des Publikums gar nicht gedeutet werden können und die die Handlung oft völlig verzerren und verkehren, überfrachtet werden. Oder auch, wenn eine Oper zum reinem Klamauk alla Blödelshow ausartet. Es soll auch ruhig einzelne Vorstellungen für diese Leute geben. Ich wehre mich lediglich dagegen, dass Vorstellungen, die die Mehrheit des Publikums ansprechen, gegenüber diesen Vorstellungen nur noch mit der Lupe zu finden sind, d.h. die Verhältnisse genau umgekehrt werden. Schlimm ist es, wenn diese normalen Zuschauer kaum eine Ausweichmöglichkeit haben. Außerdem wünschte ich, dass nicht mit Mogelpackungen geworben wird, d.h. mit dem Namen einer Oper in der von der Orginalhandlung (auch Ort und Zeit) nichts mehr zu entdecken ist. Gebt dem Publikum klar zu erkennen, was es zu erwarten hat! Wer dann noch hingeht, braucht dann nicht mehr entsetzt und buhend die Vorstellung verlassen oder das Geld bereuen, das er für eine solche DVD ausgegeben hat. Normalerweise orientiert sich der Zuschauer doch an einem Opernführer und eventuell am Textbuch und erwartet auch das, was dort steht. Dafür ist wenigstens das Fernsehen gut: da kann man abschalten


    Liebe Grüße
    Gerhard