Beiträge von Gerhard Wischniewski

    Lieber Harald,danke für die Antwort. Du hast Recht, bisher hat sich in den wenigen verbliebenen Stunden am Donnerstag noch wenig Gescheidtes getan. Aber sowie ich die Einschätzung für "Kultur" des ZDF-Intendanten sehe, glaube ich kaum an eine Änderung. Und zu dem was werther ( in Nr.8 ) gesagt hat: Ich habe sowohl dem ZDF, als das Programm bekannt wurde, e-mails geschrieben und auch andere Opernfreunde dazu angeregt. Aber der Zuschauer kommt ja gegen die Diktatoren des Fernsehens nicht an, das immer mehr den seichten Geschmack bedient. Wie können wir von unserer Jugend erwarten, dass sie sich für anspruchvollere Dinge interessiert, wenn ihr immer mehr Plattitüden geboten werden. Deshalb freue ich mich auch, dass es im Tamino Forum noch junge Leute gibt, die nicht nur mit "den Wölfen heulen".

    Liebe Grüße
    Gerhard

    Hallo Harald,


    jetzt habe ich es gefunden. Das erste Mal, als ich auf deinen Hinweis "Kultur in Funk und Fernsehen klickte, kam nichts (Ich habe leider einen alten Computer, den ich irgenwann ersetzen muss, weil er häufiger versagt). Als ich es heute wieder versuchte, klappte es. Ich hatte dazwischen länger in der Vielfalt der angebotenen Themen gesucht. Es ist ja leider nicht möglich, Tamino in seinem ganzen Umfang durchzustudieren.
    Ich war allerdings erstaunt, dass es hier nicht einen größeren Aufstand gab.
    Mit facebook arbeite ich nicht. Als mich kürzlich eine Freundin bat, ihre Bilder auf facebook anzusehen, war ich erstaunt, dass ich mich registrieren und was ich da alles von mir geben mußte. Inzwischen liest man ja auch manches Böse über dieses Portal. Ich gehe nur dort ins Internet, wo ich das nötige Vertrauen habe. Bei Tamino hatte ich es.
    Nun kannst du das von mir unwissentlich ins Forum gesetzte Thema - wenn möglich - streichen.


    Liebe Grüße
    Gerhard :hello:

    Franco Alfano ( 1875 - 1954 )

    Cyrano de Bergerac

    Oper in 4 Akten


    Libretto: Henri Cain nach Edmond Rostand
    Originalsprache: Französisch


    Uraufführung 1936 in Rom


    PERSONEN DER HANDLUNG

    Cyrano de Bergerac, ein Gascogner Edelmann, Tenor
    Roxane, seine Cousine, Sopran
    Christian de Neuvillette, ein Musketier, Tenor
    De Guiche, französischer Kommandant, Bariton
    Lignière, ein Dichter, Bass
    Le Bret, De Valvert, Offiziere, Bass und Bariton
    Ragueneau, Gastwirt, Bariton
    Roxanes Vertraute, Mezzosopran
    Edelleute, Soldaten, Volk


    Die Handlung spielt 1640 und 1654 in Paris und Arras

    Vorbemerkungen:
    Cyrano de Bergerac ist ein streitsüchtiger Edelmann, brillanter Degenfechter und Poet. Im Mittelpunkt steht die schöne Roxane, seine Cousine, in die er verliebt ist, aber wegen seiner übergroßen Nase nicht den Mut aufbringt, es ihr zu gestehen. Roxane ihrerseits hat sich in den wohlgestalteten Christian de Neuvillette verliebt. Auch er ist verliebt, aber sprachlich zu ungewandt, um Roxane zu erobern. Außerdem ist da noch der Graf de Guiche, der Roxane heimlich liebt, sie mit dem Vicomte de Valvert verheiraten und zu seiner Maitresse machen will.


    Inhaltsangabe


    ERSTER AKT
    Im Hotel de Bourgogne
    Eine bunte Zuschauermenge aus Bürgern, Soldaten und Adligen wohnt einem Schauspiel bei. Unter den Zuschauern befinden sich auch Roxane und Christian.
    Als der Schauspieler Montfleury zu seinem ersten Monolog ansetzt, erscheint Cyrano und verbietet ihm das Weiterspielen. De Valvert schreitet ein und provoziert Cyrano, indem er über seine Nase spottet. Es kommt zum Duell, während dessen Cyrano gleichzeitig nebenher eine Ballade dazu dichtet. De Valvert wird verwundet und von seinen Anhängern hinausgetragen, während die Zuschauer Cyrano applaudieren.
    Durch eine Vertraute Roxanes erhält Cyrano eine Einladung zu einem Treffen mit Roxane am folgenden Tage in der Gaststätte von Ragueneau.
    Schließlich taucht Lignière, ein Poet, auf und erklärt, dass de Guiche wegen eines von ihm verfassten Gedichts mit 100 Leuten gegen ihn anrücke. Cyrano stürzt sich allein in den Kampf gegen sie.


    ZWEITER AKT,
    1. Bild: In Ragueneaus Gaststätte
    Während das Essen bereitet wird, reimt Ragueneau ein Rezept.
    Cyrano tritt ein und fordert Ragueneau auf, die Leute wegzuschicken, damit er mit Roxane allein sein kann. Er beschließt, ihr einen Brief zu übergeben, in dem er seine Liebe erklärt, und dann zu flüchten.
    Ragueneau empfängt zunächst seine Dichterkollegen, die berichten, dass ein einzelner Mann an der Porte de Nesle 100 Leute besiegt habe. Nachdem die Dichter sich zurückgezogen haben, erscheint Roxane. Sie bedankt sich bei Cyrano, dass er de Valvert vertrieben habe, und gesteht ihm, dass sie sich in Christian de Neuvillette verliebt habe, den sie in Zuschauerraum gesehen habe. Da sie erfahren habe, dass Christian in das Regiment der Gascogner aufgenommen wurde, zu dem auch Cyrano gehört, bittet sie diesen, ihren Geliebten zu beschützen. Cyrano – bitter enttäuscht – sagt dennoch zu.
    Roxane geht und die Gascogner erscheinen. Nach einem Loblied auf die Gascogner wird Cyrano aufgefordert, von seinem nächtlichen Abenteuer zu berichten. Christian unterbricht die Erzählung mehrmals, indem er auf Cyranos Nase anspielt. Es kommt zum Streit. Nachdem die übrigen den Raum verlassen haben, bietet Cyrano aus Liebe zu Roxane Christian die Freundschaft an. Er schlägt ihm, der seine sprachlichen Schwächen eingesteht, vor, bei der Eroberung Roxanes zu helfen. Sie schließen ein Bündnis, in dem Cyrano den Geist, Christian die Wohlgestalt spielen soll..


    2. Bild:Vor Roxanes Balkon
    De Guiche ist gekommen, um Abschied zu nehmen, da er mit seinem Regiment, zu dem auch Christian gehört, nach Arras soll. Die Verzweiflung Roxanes deutet er zunächst zu seinen Gunsten, bis er erkennt, dass Christian gemeint ist.
    Als er gegangen ist, tritt Cyrano auf. Roxane bittet ihn, Christian zu bestellen, dass er auf sie warten möge. Cyrano indessen horcht sie aus, worüber sie mit Christian reden wolle.
    Christian kommt und Cyrano schlägt ihm vor, für ihn zu sprechen. Dieser weist das zunächst zurück. Als Roxane erscheint, fordert sie Christian auf, über die Liebe zu reden, ist jedoch mit seinem Gestammel nicht zufrieden und zieht sich zurück.
    Cyrano, der sich im Hintergrund gehalten hat, bietet nun an, ihm die passenden Worte zu soufflieren. Als auch das nicht gelingt, tauschen sie die Kleider und Cyrano trägt statt seiner eine Liebeserklärung vor. Ergriffen stimmt Roxane zu, dass Christian zu ihr auf den Balkon steigen darf. Während sie sich küssen, bricht Cyrano unten verzweifelt zusammen.

    DRITTER AKT
    Auf dem Schlachtfeld vor Arras
    De Guiche hat Christian sofort nach seiner Hochzeit gezwungen, mit zur Belagerung von Arras zu ziehen.
    Die französischen Soldaten sind von den Spaniern eingekesselt, hungern und beginnen, den Mut zu verlieren. Cyrano, der Roxane versprochen hat, dass Christian sich häufig melden wird, schreibt täglich zwei Briefe in dessen Namen und schmuggelt sie durch die Reihen der Spanier.
    De Guiche tritt auf, beschwert sich darüber, dass man ihn im Lager verspottet und prahlt mit seinen Heldentaten. Dadurch zieht er weiteren Spott auf sich.
    Christian erfährt durch Cyrano von den Briefen, entreißt ihm den letzten Brief und steckt ihn ein.
    Eine Kutsche erscheint. Roxane hat sich, gerührt von den Briefen, mit einem Wagen voller Lebensmittel an den Spaniern vorbeigemogelt, um ihren Geliebten zu besuchen. Als Christian im Gespräch mit ihr erkennt, dass sie nur die Beredsamkeit Cyranos liebt, bittet er diesen, ihr alles zu gestehen, und entfernt sich. Doch Cyrano weigert sich.
    Ein Schuss fällt und Christian wird tödlich verwundet hereingetragen. Roxane findet bei dem Sterbenden den letzten Brief und sinkt verzweifelt über dem Toten zusammen.

    VIERTER AKT
    In einem Kloster 14 Jahre später
    Roxane, die immer noch um Christian trauert, hat sich in ein Kloster zurückgezogen. De Guiche erscheint, fragt, ob sie ihm verziehen habe, erkundigt sich nach Cyrano, der jeden Samstag seine Cousine besucht, und würde ihn gerne noch einmal sehen.
    Le Bret erzählt, dass Cyrano sich durch seine Schriften, in denen er Heuchler, falsche Fromme, Wichtigtuer und ähnliche Leute angreift, viele Feinde geschaffen habe. Dann erscheint Ragueneau, der Le Bret über ein Ereignis informiert. Beide eilen davon.
    Roxane wundert sich, dass Cyrano sich das erste Mal in 14 Jahren verspätet. Da wankt er herein, am Kopf getroffen von einem Meuchelmörder, was er zunächst unter seinem Hut verbirgt. Nachdem er die übliche Wochenchronik bis zum Freitag vorgetragen hat, fragt er nach Christians letztem Brief, von dem Roxane ihm versprochen hatte, dass er ihn eines Tages lesen dürfe. An der Art, wie er ihn liest und zum größten Teil auswendig vorträgt, merkt Roxane endlich, dass der Brief von ihm selbst stammt und dass er sie liebt. Dann vollendet er seine Wochenchronik, indem er erzählt, dass am Samstag Cyrano durch Mörderhände ein unrühmliches Ende fand, und enthüllt seine Wunde. Stehend will er den Tod erwarten, mit dem Degen in der Hand. Schließlich bricht er zusammen und stirbt in Roxanes Armen.

    Anmerkungen: Alfano 1876 bei Neapel geboren, gestorben1954 in San Remo, ist in erster Linie durch seine Vollendung von Puccinis Turandot bekannt. Er selbst hat neben Cyrano der Bergerac noch weitere Opern geschrieben, die dem Verismo zugezählt werden.

    Ja, lieber Harald, du hast Recht. Leider bin ich in der kurzen Zeit noch nicht durch alles, was sich mir im Tamino-Klassikforum bietet, durchgestiegen. Außerdem habe ich, nachdem du das Thema benannt hast, bisher vergeblich gesucht. Ich muß gestehen, das ich mich noch nicht so recht in dem System durchfinde. Unter welchem Überthema finde ich das von dir genannte Thema, denn es interessiert mich doch sehr. Für einen Hinweis wäre ich dankbar. Danach kannst du dann dieses von mir fälschlicherweise eingestellte Thema eventuell löschen. Danke.


    Gerhard :hello:

    Liebe Forenmitglieder,


    mich würde interessieren, was ihr von der Umstellung des Zdf-Theaterkanals in ZDF Kultur haltet. Das Programmschema findet ihr als Grafik, wenn ihr mit google "Zdf Kultur Programm" und darunter http://www.dwdl.de wählt. Ich finde, dass der Sender, obwohl er die Sendezeiten jetzt über den ganzen Tag ausgedehnt hat, das Klassikprogramm auf ein winziges Minimum reduziert hat, Soweit ich erkennen kann, bleibt nur noch der Donnerstag von 15.30 Uhr bis 18.00 Uhr übrig. Im Abendprogramm gibt es überhaupt kaum noch Klassik. Dafür wurde das POP-Programm erheblich ausgedehnt und außerdem Dokumentationen und sogar Spielfilme aufgenommen, die meiner Ansicht nach eher in ZDF neo gehören. Nichts gegen Pop, aber ich weiß auch - und gerade hier im Klassik-Forum erlebe ich es - dass auch viele junge Leute an Klassik interessiert sind oder es wären, wenn man sie gescheidt darin einführen würde. Ich habe dem ZDF den Kommentar geschrieben "Theaterkanal ade, ZDF Kultur nicht willkommen!"


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Ich glaube, dass die meisten Zuschauer und Zuhörer einfache Musikfreunde wie ich sind und keine geschulten Leute, und daher die beanstandeten Defizite nur selten heraushören. Allerdings sollten Kritiker, die in solche Veranstaltungen geschickt werden, wirklich geschulte Leute sein. Andererseits habe ich auch schon erlebt, dass so ein Kritiker mal für eine Viertelstunde "hineingeschaut" hat, dann aber doch das ganze Stück so kritisiert hat, als hätte er es gesehen.


    Liebe Grüße
    Gerhard :hello:

    Antonio Salieri ( 1750 – 1825 )

    L’Europa riconosciuta
    (Die wiedererkannte Europa)


    Oper in 2 Akten


    Libretto: Mattia Verazi
    Originalsprache:Italienisch

    Uraufführung am 3. August 1778 zur Einweihung des Teatro alla Scala in Mailand


    PERSONEN DER HANDLUNG

    Asterio, König von Kreta (Sopran)

    Europa, seine Gattin (Sopran)
    Isseo, Feldherr und Prinz von Tyros (Alt)
    Semele, Nichte des Königs Agenor von Tyros
    Egisto; phönizischer Vasall
    Soldaten aus Tyros und Kreta, Rat der Großen
    des Reiches von Tyros, Priester der Nemesis, Hofdamen, Wächter


    Ort und Zeit der Handlung: Tyros in mythischer Zeit


    VORGESCHICHTE:
    Europa, die Tochter des Königs Agenor und Verlobte des Prinzen Isseo, ist von Asterio geraubt und zu seiner Frau und Königin von Kreta gemacht worden. Agenor hatte seine Söhne auf die Suche nach ihr geschickt. Sie kehrten nicht wieder und Agenor hielt sie für tot. So setzte er Semele, seine Nichte, die sich inzwischen in Isseo verliebt hat, als Thronerbin ein. Er nahm ihr das Versprechen ab, den Krieger zu heiraten, der den ersten Fremden tötet, der sich Tyros nähert. Nach Agenors Tod brechen Asterio und Europa nach Tyros auf, um Europas Anspruch auf den Thron anzumelden. Hier beginnt die Oper.


    INHALTSANGABE

    ERSTER AKT

    1. Bild: Küstengestade in Tyros
    Die Ouvertüre zeichnet das Bild eines fürchterlichen Seesturms. Die Kreter erleiden Schiffsbruch und werden an Land gespült. Bald darauf erscheint Egisto mit Soldaten. Asterio kann nicht verhindern, dass er, seine Frau und sein Sohn gefangen genommen und in den Königspalast geführt werden.


    2. Bild: Zimmer in Semeles Palast
    Egisto, der sich Hoffnung auf eine Heirat mit Semele und damit auf den Thron macht, wird von dieser beauftragt, den Rat der Großen des Reiches zusammenzurufen. Vor diesem will Semele den Namen des Mannes bekanntgeben, den sie erwählt hat


    3.Bild: Triumphszene
    Isseo kehrt von einem siegreichen Feldzug zurück. Semele eröffnet ihm ihren Heiratswunsch. Der Prinz zögert jedoch, weil er immer noch in Europa verliebt ist.


    4. Bild: Ein Ratszimmer in Semeles Palast
    Der hohe Rat hat sich versammelt und Semele erklärt, dass sie nun den neuen König bekanntgeben wird. Egisto erinnert sie an das Versprechen, den Mann zu heiraten, der den ersten Fremden tötet, der Tyros betritt. Er präsentiert Asterio in Ketten und verhört ihn. Der Kreter verrät ihm jedoch seinen Namen und seine Herkunft

    nicht. Der Rat beschließt, seine Frau zu befragen, die sich nun als die verschollene Prinzessin Europa zu erkennen gibt. Eifersüchtig muss Semele erkennen, dass Isseo Europa noch immer liebt und beschließt, Egistos Plan zu unterstützen.


    ZWEITER AKT
    1. Bild: Im Gefängnis
    Asterio wartet auf die Entscheidung des Rates über sein Schicksal. Egisto versucht indessen, Isseo zu überzeugen, dass Europa ihn immer noch liebt und dass er mit ihr fliehen solle. Isseo trifft sich heimlich mit Europa, die jedoch erklärt, dass sie aus Loyalität ihrer Familie als Gattin und Mutter treu bleiben werde. Europa bietet an, auf den Thron von Tyros im Austausch für ihren Gatten und Sohn zu verzichten. Sie bittet Isseo, die Liebe zu ihr zu vergessen, Semele zu heiraten und König von Tyros zu werden. Als Isseo sie verlässt, bleibt sie verzweifelt zurück.


    2. Bild: Ein Raum in Semeles Palast
    Semele, von Eifersucht geplagt, erfährt von Isseo, dass der Rat beschlossen hat, Asterio zu töten und Europa gefangen zu setzen. Gleichzeitig eröffnet er ihr, dass Europa den Thron nicht länger beansprucht.
    Isseo deckt die Intrige Egistos auf und erklärt sich bereit, Semele zu heiraten. Sem
    ele stimmt zu, die Hinrichtung Asterios aufzuhalten.


    3. Bild: Im Tempel der Rache
    Egisto bietet Europa und ihrem Sohn die Freiheit an, wenn sie mit Isseo das Land verließe. Die Prinzessin zieht es vor, mit ihrem Gatten zu sterben. Sie nehmen Abschied und Asterio wird von den Priestern zum Opferplatz geleitet. Während Europa ihre Verzweiflung ausdrückt, stürmen plötzlich kretische Truppen herein. Es kommt zum Kampf. Isseo stellt sich an die Seite der Kreter und tötet Egisto.


    4. Bild: Im Hof des Palastes
    Semele gibt ihrer Erleichterung darüber Ausdruck, dass Isseo nicht verwundet wurde.


    5. Bild: Ein festlicher Raum im Palast
    Mit einem Jubelchor wird Europa als Thronerbin gefeiert. Ihre erste und einzige Handlung als Königin besteht darin, Isseo und Semele zu vereinen und ihnen den Thron zu übergeben.


    © Copyright by Gerhard Wischniewski


    Hallo musikwanderer,


    zunächt lieben Dank für die nette Beurteilung meiner Inhaltangabe zu "Cosma: Marius et Fanny". Die Tipps zur Gestaltung von Alfred habe ich gefunden. Sie beziehen sich aber zum größten Teil auf die sprachliche Gestaltung, und da sehe ich keine Schwierigkeiten, denn ich bin außerdem ein großer Verfechter des guten deutschen Sprachstils, habe in meiner Jugend zusätzlich eine deutsche Stillehre genossen und wehre mich manchmal in Leserbriefen gegen das Kauderwelsch, was häufig in den Zeitungen und Zeitschriften "verbrochen" wird und wodurch unsere Sprache langsam "verhunzt" wird. Ich lese mir meinen Text auch immer mehrmals durch, ehe ich ihn ausdrucke oder absende, um Fehler zu vermeiden, was aber am Computer nicht immer gelingt, weil man - selbst bei intensiver Durchsicht - schon mal Tippfehler übersieht, was mir bei handschriftlich erstellten Texten sofort auffallen würde.
    Ich habe jedoch etwas mehr zur einheitlichen Formatierung erwartet. Wenn ich die einzelnen Beiträge durchsehe, ist aber bei weitem nicht alles einheitlich.
    Da finde ich den Komponisten mal mager, mal fett, mal schwarz, mal rot oder rotbraun, der Titel ist auch entweder rot oder rotbraun, weitere Angaben zur Oper sind oft blau geschrieben. Die Schriftgröße ist auch nicht immer einheitlich. Manchmal gibt es einen Strich unter dem Titel, manchmal auch unter den allgemeinen Angaben. Woran soll man sich orientieren?
    Durch die Angabe einer Überschrift zu einem neuen Thema - die wohl unvermeidlich ist - sind natürlich auch in jedem Thema Komponist und Titel im Kopf doppelt genannt. Oder läßt sich das vermeiden?
    Es wäre sicher einfacher, wenn Farbe, Schriftart, Schriftgröße, mager oder fett, Anbringen eines Strichs (den ich selbst aber für überflüssig halte) festgelegt wäre für:
    - Komponist,
    - Titel,
    - Libretto
    - Angaben zur Oper (Zeit, Ort usw.)
    - Personen (Überschrift, Aufzählung)
    - Akte (Überschrift, Text)
    - ergänzende Angaben
    und auch die Abstände zwischen den einzelnen Teilen festgelegt wären. Wer mit einem Schreibprogramm umgehen kann, dürfte damit keine Schwierigkeiten haben. Kannst du mir einen Beitrag nennen, dessen Formatierung ich anwenden kann (wobei ich allerdings die Schriftgröße immer nur schätzen kann)?
    Ich habe noch einen Beitrag, den ich - wenn's gelingt - noch vor meinem Urlaub fertigstellen möchte: Salieri. L'Europa riconosciuta (Die wiedererkannte Europa), die ich noch nicht im Tamino-Opernführer und auch bisher in keinem offiziellen Opernführer gefunden habe. Allerdings muss ich mir dazu noch einmal intensiv die Aufführung in der Scala von 2004 ansehen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Ja, lieber Figaro, das sind wir wohl alle, egal wie alt, nach der von den Gegnern des "konventionellen" Theaters aufgebrachten Theorie (siehe hierzu auch die entsprechenden Themen zum Regietheater). Da ist sogar von "Uropa" die Rede. Bei mir konnten Sie, wie du auch aus meinen Beiträgen zu dem genannten Thema lesen kannst, damit nur Heiterkeit erzeugen, weil sie sich mit solchem Jargon lediglich bloßstellen. :hahahaha: :hahahaha:. Und das mit dem "Opas Theater" war auch - wie du sicher gemerkt hast - ein wenig spöttisch gemeint.
    Na dann sei gegrüßt, lieber "Uropa" von


    Gerhard :hello:

    Wahrscheinlich haben sie die Oper tatsächlich nicht gesehen. Wie kann man denn auch "Opas" Theater sehen wollen?? Meine eigene Begeisterung und die damit verbundene Hoffnung, dass sich nach den Neuinszenierungen langsam eine Wende abzeichnet, habe ich schon unter dem Thema "Regietheater" ausgedrückt.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Danke, lieber Reinhard und musikwanderer,


    ich habe leider die genaue Beschreibung der Formatierung nicht gefunden und habe mich daher an einem anderen Opernführer orientiert. Ich hoffe, dass ich es richtig gemacht habe. Sollte ich die Formatierung falsch gemacht haben, bitte ich um Mithilfe. Den Text habe ich - wie schon erwähnt - nach Betrachten der Oper für Bekannte als Orientierungshilfe selbst verfasst, da es die Oper noch in keinem mir bekannten Opernführer gibt und auch im Internet nur einige Kritiken und eine Beschreibung des Musicals "Fanny" zu finden war.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Cosma, Vladimir (*1940)

    Marius et Fanny


    Oper in 2 Akten nach Marcel Pagnol

    Libretto: Vladimir Cosma, Michel Rivgauche, Jean-Pierre Lang, Michel Lengliney, Antoine Chalamel, Michel Arbatz nach Marcel Pagnol

    Originalsprache: Französisch


    Uraufführung: 7. September 2007 in Marseille


    PERSONEN DER HANDLUNG
    César, Besitzer einer Hafenbar (Bariton)
    Marius, sein Sohn (Tenor)
    Honorine, eine Fischhändlerin (Mezzosopran)
    Fanny, ihre Tochter (Sopran)
    Panisse, ein Segeltuchmacher (Bariton)
    Piquoiseau, ein Seemann (Bass)
    Escartefigue (Tenor)
    Monsieur Brun (Tenor)
    Ein Postbote, eine Zeitungsverkäuferin, La Malaise, zwei Soubretten, Käufer, Matrosen, Bürger von Marseille


    Ort und Zeit der Handlung: Hafen von Marseille, frühes 20. Jahrhundert


    INHALTSANGABE


    ERSTER AKT
    Marius, der Sohn von César, dem verwitweten Besitzer einer Hafenbar in Marseille, und Fanny, die Tochter der Fischhändlerin Honorine, lieben einander. Doch Marius hat eine große Leidenschaft, die ihn beherrscht und sein Leben bestimmt: Die Seefahrt.
    Der kürzlich verwitwete reiche Segelmacher Panisse bewirbt sich bei Honorine um die Hand ihrer Tochter Fanny, die mehr als 30 Jahre jünger ist als er, was später zu einer Eifersuchtsszene zwischen Marius und Panisse führt.
    Marius erklärt Fanny, dass er sie nicht heiraten könne, weil er ein großes Geheimnis in sich trage. Eines Tages trifft er den Seemann Piquoiseau. Dieser macht ihm Hoffnung, als Ersatz für einen abwesenden Matrosen auf einem Forschungsschiff anheuern zu können, das im Hafen abfahrbereit liegt. Marius schreibt seinem Vater einen Abschiedsbrief und eröffnet Fanny sein Geheimnis: seine fieberhafte Leidenschaft, zur See zu fahren. Als Seemann sei er nicht für eine Ehe geschaffen. Fanny verspricht, auf ihn warten zu wollen. Da scheint sich seine Chance zu zerschlagen, weil der fehlende Matrose noch rechtzeitig zurückgekehrt ist. In seiner Verzweiflung läuft Marius zu Fanny.

    Honorine erscheint aufgebracht bei César und erzählt, sie habe die beiden zusammen im Bett ertappt. César, der sich schon immer die Heirat der beiden gewünscht hat, wird mit ihr einig, dass sie schnell heiraten sollen.
    Kurz vor Ablegen des Schiffs aber erfährt Marius, dass doch noch ein Platz frei ist. Er rennt zum Hafen, sieht jedoch dort seinen Vater stehen, und kommt sofort wieder zurück in die Hafenbar. Dort trifft er Fanny, die die ihm hilft, durch den Keller zu entfliehen. Während sie seinen Vater aufhält, legt das Schiff ab. Dann bricht sie zusammen.


    ZWEITER AKT
    Nach langer Zeit geht ein Brief von Marius ein, in dem er schildert, dass er sich bei der Forschungsarbeit glücklich fühle.
    Unterdessen erwartet Fanny ein Kind von Marius. Honorine will ihre Tochter zunächst wegen der Schande verstoßen. Schließlich kommt sie auf den Gedanken, Fanny mit Panisse, den Segeltuchmacher, zu verheiraten, der inzwischen erneut um sie angehalten hatte. Damit könne die Sache verschleiert werden und das Kind erhalte einen Vater.

    Fanny jedoch will nicht mit einer Lüge leben, geht zu Panisse, sagt ihm die Wahrheit und schildert ihre verzweifelte Lage. Dieser jedoch freut sich, einen Sohn zu bekommen, den er zu seinem Erben machen kann. Obwohl er weiß, dass Fanny ihn nicht liebt, bestellt er sofort das Aufgebot. Das führt zunächst zu einer Auseinandersetzung zwischen César und Panisse. Als César aber erfährt, dass Fanny ein Kind von Marius erwartet und dieses ohne die Heirat ein Bastard bleiben würde, hat er schließlich ein Einsehen. Die Hochzeit findet statt.
    Nach einigen Monaten auf See kehrt Marius überraschend nach Marseille zurück. Er erfährt, dass er einen Sohn hat, auf den er nun Anspruch erhebt. Als er Fanny küssen will, tritt César dazwischen. Panisse, der hinzukommt, will Fanny die Freiheit geben, wenn er nur das Kind, das er sehr liebt, behalten darf. Auch Fanny beteuert, dass sie bei Panisse bleiben werde. César erklärt seinem Sohn, dass er kein Anrecht auf das Kind habe, da er Fanny nur aus Eigennutz verführt habe. So kehrt Marius zur See zurück, während Fanny verzweifelt zurückbleibt.


    Cosma, geb. 1940 in Bukarest, lebt in Frankreich als Filmkomponist
    Die Handlung orientiert sich an der Dramen-Trilogie von Marcel Pagnol: Marius, Fanny, Cèsar


    Inhaltlich entspricht die Oper in etwa dem 1. Akt des Musicals "Fanny" von Harold Rome. Das Musical geht in seinem zweiten Akt einen Schritt weiter. Dieser schildert, wie Marius nach 10 Jahren die Seefahrt aufgegeben hat. Ein Seemann entführt den Jungen und vereinigt diesen mit seinem Vater. Als dieser den Jungen zurückbringt, ist Panisse vor Kummer gestorben, hat aber einen Brief hinterlassen, in dem er Marius bittet nach seinem Tod Fanny zu heiraten.

    Hallo,


    ich habe gelesen, dass man PN benutzen soll, wenn man hier etwas beitragen möchte. Was muß ich mir unter "PN" vorstellen? Ich habe, als ich vor Kurzem die Oper "Marius und Fanny" von Vladimir Cosma in arte sehen wollte, im Internet zur Oper selbst keine Inhaltangabe gefunden. Als ich feststellte, dass auch Bekannte von mir an der Oper Gefallen finden könnten, habe ich für diese selbst eine Inhaltsangabe zusammengestellt. Wenn es gewünscht ist, könnte ich diese zum Opernführer beitragen. Wie muß ich also vorgehen?


    Liebe Grüße
    Gerhard :hello:

    Ich bin da geteilter Meinung. Ich stimme Caruso voll zu, wenn er sagt, dass die kleinen Staats- und Stadttheater Vorzügliches leisten. Wir sind in dieser Hinsicht gesehen eigentlich schon "tiefste" Provinz, denn außer zwei eigenen, recht ordentlichen Orchestern (Westdeutsche Sinfonia und Bayer-Philharmonie), kaufen wir die meisten anderen Vorstellungen ein, häufig bei kleineren Theatern aus Deutschland, aber auch aus osteuropäischen Ländern. Dabei habe ich schon mitreißende Vorstellungen und Sänger erlebt, die ich durchaus mit berühmteren (oft hochgejubelten) Sängern vergleichen könnte. Aber das ist keine Expertenmeinung, denn dazu fehlt mir die Ausbildung.
    Andererseits muss ich Moses zustimmen. Wenn hier beispielsweise eine Zauberflöte, eine Aida, eine Madame Butterfly o.ä. gegeben wurde, war der Zuschauerraum meist bis auf den letzten Platz besetzt. Bei weniger bekannten Opern oder Opernkomponisten tummelten sich im Saal, der 920 Plätze umfasst, oft nur vielleicht 100 bis 150 Zuschauer. Ich habe das an anderer Stelle schon am Beispiel von Giordanos "Andrea Chenier" geschildert, der mir schon länger ein Begriff war, und bei dem ich wenigstens einige meiner Platznachbarn überzeugen konnte, dass er durchaus sehenswert wäre. Ich habe ja schon gesagt, dass ich persönlich immer wieder darauf aus bin, Neues kennen zu lernen, was ich in meinem Bekanntenkreis weitgehend nicht feststellen kann (Manchmal jubele ich ihnen allerdings die Kopie einer Fernsehaufnahme auf DVD unter). Ich wäre mal gespannt, welchen Zuspruch eine Oper von Marschner, Goldmarck oder weiteren schon genannten deutschen Komponisten hätte.
    Aber da sind wir wieder vom Thema "Repertoirefähigkeit" abgekommen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Ja natürlich, Caruso, Marschner hatte ich vergessen, was mir erst nach Absenden aufgefallen ist. Natürlich halte ich seinen "Vampyr" und "Hans Heiling" durchaus noch für aufführungswürdig, sonst kenne ich nur noch zwei von ihm dem Namen nach.
    Zu Zemlinsky kann ich wenig sagen, von ihm kenne ich bisher nur symphonische Werke.
    Dem, was du in Bezug auf Lortzings "Waffenschmied" gesagt hast, könnte ich zustimmen, nicht ganz dem zum "Zar und Zimmermann.
    Kreutzer und Nessler sind Geschmacksache, die Handlungen sprechen sicher nicht jedem mehr an, aber die Musik liebe ich - vielleicht liegt das auch ein wenig an meiner persönlichen Sensibilität gegenüber Liedern wie "Behüt dich Gott, es wär so schön gewesen".


    Liebe Grüße
    Gerhard :hello:

    Hallo Caruso 41,


    wie ich festgestellt habe, sind wir beide noch jüngere Mitglieder des Forums - ich erst seit einem Monat, nachdem ich auch erst kurz vor meinem Eintritt überhaupt auf das Forum gestoßen war. Nun hat sich in der Zeit des Bestehens eine Überfülle an Themen herausgebildet, die mir überwiegend interessant erscheinen. Aber da gelingt es kaum, sie alle von Beginn an zu studieren, vor allem wenn sie schon 30 Seiten und mehr umfassen, abgesehen davon, dass das Auge nach einigen Stunden am Computer ja auch ermüdet.
    Dieses Thema, das bisher noch überschaubar ist, habe ich vollständig gelesen. Da ist zu den - um bei den deutschen Opern zu bleiben, um die es ja ging, im Spielplan der großen Häuser vermissten Opern neben Lortzing, Flotow, Nicolai, Humperdinck (ausgenommen "Hänsel und Gretel"), Pfitzner, D'Albert, Korngold, Weber (ausgenommen "Der Freischütz"), Kienzl, Kreutzer, Nessler u.a. die Rede auch von Schumanns "Genoveva" und Wagners "Das Liebesverbot"und "Die Feen" die Rede, zu denen ich mich im schon genannten Thema "Deutsche Oper jenseits des Opernalltags" geäußert habe. Während ich zu "Genoveva" noch kein rechtes Verhältnis gefunden habe, halte ich die beiden genannten Wagner-Opern weniger für repertoirefähig (aber das ist eine persönliche Einstellung). Ich gebe zu, dass ich nicht alle Opern der zuvor genannten Komponisten kenne, aber viele davon besitze ich auf CD und auch eine Reihe auf DVD. Ich verstehe daher auch nicht, warum
    - Lortzing: Zar und Zimmermann, Der Wildschütz, der Waffenschmied, Undine
    - Flotow: Martha, Allessandro Stradella,
    - Weber: Euryante, Oberon
    - Kienzl: Der Evangelimann
    - Kreutzer: Das Nachtlager von Granada
    - Nessler: Der Trompeter von Säckingen
    - Nicolai: Die lustigen Weiber von Windsor
    - Humperdinck: Königskinder (ich halte diese sogar für musikalisch reizvoller als "Hänsel und Gretel")
    - D'Albert: Tiefland
    so selten auf deutschen Spielplänen erscheinen. Abgesehen von den genannten gibt es von diesen Komponisten noch eine Reihe weiterer Opern, die ihrer Wiederentdeckung harren. Weil sie aber weder auf Tonträgern noch auf Bildträgern zu erwerben sind, kann ich die Qualität auch nicht beurteilen.
    Dass kleinere Bühnen sich schon mal unbekanntere Opern spielen, mag auch daran liegen, dass sie sich bei den vielgespielten Opern mit den großen Häusern nicht zu messen wagen. Erwähnenswert scheint mir in dem Zusammenhang noch: Gestern erhielt ich das neue Kulturprogramm unserer Stadt. Darin wird die Premiere einer Oper von Anton Urspruch "Das Unmöglichste von allem" (Uraufführung 1897) durch ein Ensemble, das keine eigene Spielstätte hat, angekündigt. Wer kennt Anton Urspruch? In der Ankündigung heißt es, er sei zu seinenLebzeiten ein hoch geschätzter Vertreter der deutschen Spätromantik und Lieblingschüler von Franz Liszt gewesen. Leider bin ich für den Aufführungstag schon verplant. Aber die Oper wird vom WDR mitgeschnitten und soll dann auch auf CD erscheinen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Ja Caruso, das ist sicherlich richtig. Aber ich habe die Frage auch dahingehend gesehen, dass nach Ursachen gefragt wird, warum manche Opern nur noch selten gespielt werden. Und da sehe ich das Publikumsverhalten auch als entscheidenden Faktor. Denn welcher Intendant und welcher Künstler will vor leerem Haus agieren? Die Frage nach der Repertoiretauglichkeit habe ich eher im Thema "Deutsche Oper jenseits des Alltags" gesehen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Auch ich habe schon modernisierte Fassungen gesehen, mit denen ich mich durchaus anfreunden konnte. Während ich z.B. den sogenannten "Jahrhundertring" von Patrice Chereau nicht adäquat fand , konnte ich "Tristan und Isolde" in Mailand, ebenfalls inszeniert von Patrice Chereau, durchaus etwas abgewinnen Die Kulissen waren so, dass man die Illusion eines Schiffes (wenn auch vielleicht nicht die eines Wickingerschiffes), des Schlosses von König Marke und der Burg Tristans hatte. Auch die Kostüme waren nicht überzogen modern, und Gegenstände, die nicht in die Zeit des frühen Mittelalters passten, in der das Stück spielt, habe ich nicht gesehen. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Intendanten in Italien nicht jeden Unsinn durchgehen lassen oder gar fordern.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Zitat

    In Braunschweig hat man Spohrs Alchemyst gebracht. Da kamen die Leute, um Bernd Weikl zu hören. HInterher konnte man immer wieder hören, wie schade es sei, dass er nicht "was Besseres" gesungen habe!


    Ja, so ist es leider. Viele gehen in die Oper, weil sie bekannte, häufig gehörte Melodien hören wollen. Ich habe es an anderer Stelle schon einmal gesagt, dass ich immer wieder auf Neues aus bin und darin schon sehr viel Reizvolles gefunden habe, während ich Leute erlebt habe, die zwar oft, aber nur dann in eine Oper gingen, wenn sie - weil häufiger gespielt oder im Rundfunk zu hören - allgemein bekannt war. Da schwingt manchmal schon das Vorurteil (kennt man ja nicht, kann nichts Besonderes sein) mit, dass die Melodien mit anderen Ohren gehört werden.
    So erlebte ich in den 50er Jahren, dass Kollegen eines Lehrgangs von 2 Monaten in dieser Zeit in München häufig in die Oper gingen, aber mich auslachten, als ich dann auch noch für meinen einzigen Opernbesuch, den ich mir damals leisten konnte, ausgerechnet "Lucia di Lammermoor " von Donizetti wählte, die damals weniger bekannt und kaum in einem Opernführer zu finden war. Desgleichen erlebte ich hier vor wenigen Jahren, als im Abonnement "Andrea Chenier" von Giordano gegeben wurde, dass mich in der vorausgehenden Vorstellung Nachbarn auf den Nebenplätzen ansprachen, was das wohl sei und zu erkennen gaben, dass sie an dieser Vorstellung weniger interessiert seien. Ich konnte ihnen die Oper aber so schmackhaft machen, dass sie dennoch bei der Vorstellung erschienen. Das Problem scheint bei manchen Opernbesuchern tatsächlich zu sein: Ohrwürmer ziehen weit mehr als kaum bekannte Melodien, seien sie auch noch so reizvoll. Und für mich selbst muß ich gestehen, dass manche Gesangspartien und konzertante Stücke sich auch mir erst beim zweiten Hören erschließen. Und deshalb höre ich mir vieles auch erst ein zweites Mal an, ehe ich es vorläufig auf die Seite lege oder immer wieder höre.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Auch ich freue mich, dass wir endlich wieder "auf dem Boden" angelangt sind und die Diskussion wieder sachlich wird.
    Lieber Amfortas, ich habe ja schon mehrfach betont, dass ich mit meinen Kritiken verunstaltete Inszenierungen meine und auch Beispiele genannt, was ich als verunstaltet ansehe. Leider ist das bei heutigen Regisseuren häufig der Fall (du magst es ja anders sehen als die Vielzahl der Forenmitglieder), und daher hat sich dafür wohl auch das fälschliche Wort "Regietheater" eingebürgert. Verunstaltet ist für mich jede Vorstellung, in der mythische Stoffe oder Märchen in den modernen Alltag "entzaubert" werden oder ein geschichtlich zeitgebundenes Werk (häufig ist die Zeit, in der es spielt, sogar vorgegeben), modern umfunktioniert wird, Handlungen ins Gegenteil verkehrt werden. Dasselbe gilt für den Ort der Handlung. Wenn auf einer leeren Bühne - wie hier schon erlebt - für die Aida nur eine Couch steht, um die herum vier Personen handeln, der Triumpfmarsch hinter der Bühne von Schallplatte erklingt, dann ist das für mich nicht mehr die "Aida", sondern eine Mogelpackung unter diesem Namen.
    Hier noch zwei aktuelle Inszenierungen in Köln und Düsseldorf, von denen heute der Kölner Stadtanzeiger - interessanterweise im Gegensatz zu früheren Berichten auch durchaus kritisch - berichtet:


    1. "Rinaldo" von Händel in Köln
    "Auf der modernen Opernbühne indes erzwingt die political correctness eine veränderte Sicht der Dinge, die aber oft nur den einen Gemeinplatz in den anderen verkehrt: Die Guten werden die Bösen, die christlichen Wallfahrer mutieren zu Invasoren und Kulturschändern"
    "In einen kriegsversehrten osmanischen Palast vor den Toren Jerusalems haben die Kreuzfahrer Quartier bezogen - mit Bibel, Weltkarte, Kühlschrank und Spielautomat. Das geschundene Kulturerbe wird durch eine Tür aus dem Baumarkt gesichert."
    "Feldherr Rinaldo kommt vom Sportplatz, seine Verlobte Almerena kehrt vom Shopping heim."
    "Wenn am Ende mit Elektroschocks und Waterboarding missioniert wird, dann wirkt das wie eine pflichtschuldige Reverenz an den Zeitgeist"


    2. "Cosi fan tutte" von Mozart in Düsseldorf (Zwar unter der Schlagzeile" Ein Mozart zum Verlieben", allerdings im Untertitel "musikalisch überragend, szenisch allzu didaktisch")
    "Manch törichter Gag bliebe besser aus: über den Kopf gestülpte Würfel, Revue-Girl-Allüren, sexistische Handgreiflichkeiten, flatternde Bewegungsmuster à la Rossini-Nonsens. Und fürchterlich, dass Fernando zur Generalpause der - von Jussi Myelis sensationell gut gesungenen - Arie "Un aura amorosa" vom Würfel plumpst. Will Brieger hier Szenenapplaus?"


    Sowas darf man doch sicher als "Verunstaltungstheater" betrachten?


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Hallo crissy, hallo m.joho


    vielen Dank für eure liebevollen Worte. Ja ich bin leider nicht mehr ganz "taufrisch". Aber das bedeutet ja wohl nichts. Ich habe viel mit jungen Leuten zu tun, interessiere mich für alles Neue, integriere manches davon in meinen Alltag, beschäftige mich damit und lasse mich auch gern von Jüngeren beraten und belehren. Aber was eine Verunstaltung ist, ist auch in deren Augen eine Verunstaltung und damit lockt man wohl keinen von ihnen auch nur einen Schritt hinter dem Ofen hervor.
    Ihr braucht keine Bedenken zu haben, dass mich die Worte von Amfortas beleidigen könnten. Im Gegenteil: ich kann mich nur darüber amüsieren. Aber wenn er sich nach seinen eigenen Worten "auf das schlichte Niveau unserer Postings herabbegibt", dann kommt eben auch ein ähnlich zynischer Kommentar von mir. Im Grunde nützt er damit eher unserem Anliegen, wenn er sich auf diese Weise offenbart.


    Hallo Amfortas


    du musst wegen meines "vorgerückten Alters" keine Zurückhaltung üben. Deine Worte beleidigen mich nicht. Danke, dass du es dennoch (zähneknirschend?) tun wolltest.
    Ich habe mit meinen Beiträgen keinen Regisseur persönlich angegriffen, sondern lediglich das "Verunstaltungstheater" allgemein. Und das ist eine Sache, über die man durchaus sagen darf, was man denkt. Oder ist auch das in deinen Augen unerlaubt?
    Wenn ich ein paarmal deine Beiträge kommentiert habe, dann in erster Linie, um dich darauf aufmerksam machen, dass du einiges nicht vollständig gelesen hast, Zitate aus dem Zusammenhang gerissen und dadurch teilweise ebenfalls verunstaltet hast, in einem aggressiven Jargon geschrieben hast, der dich eher blamierte und mit dem du dir in meinen Augen (und wie ich aus den Antworten gelesen habe auch in den Augen anderer Mitglieder dieses Forums - sicherlich auch in den Augen mancher Besucher) mehr schadest als nützt. Vielleicht fragst du dich mal, ob du nicht mehr Zurückhaltung aus Rücksicht auf dich üben solltest.
    Betrachte das nicht als Belehrung. Wenn du meinst, so weitermachen zu müssen, dann sei dir das überlassen.


    Liebe Grüße
    Gerhard :hello:

    Zitat

    Da du fern bleibst, bist du deshalb in der Lage uns jetzt und fürderhin einen adäquaten Überblick über die zeitgenössische Regie zu geben. Meine Hochachtung vor diesem Kunststück . Bravo !!!


    Amfortas hat noch nicht entdeckt, dass es auch noch andere Quellen außerhalb des Theaterabonnements gibt, in denen man sich - und sogar in viel größerem Umfang - einen adäquaten Überblick über die zeitgenössische Regie verschaffen und sich Opern vergleichend ansehen kann: Fernsehen, die DVD, Youtube usw.

    Ich muß an dieser Stelle etwas weiter ausholen und einige persönliche Dinge benennen. Ich finde hier im Forum einige Experten, die sicherlich mehr über die Oper wissen als ich. Leider konnte ich als Jugendlicher und auch späeter noch mir keine Musikausbildung leisten und auch in meinem "Ersatzelternhaus" hatte niemand eine Beziehung zu Klassik. Mein Schlüsselerlebnis, durch das ich zur Klassik gefunden habe, habe ich an anderer Stelle geschildert und will es hier nicht wiederholen.
    Ich kann also weder analysieren, ob diese oder jene Stimme einen bestimmten Ton nicht trifft noch ob die Tempi der Musik etwas schneller oder langsamer genommen werden müssten oder ob den Werken vielleicht diese oder jen Wiederholung fehlt. Ich kann nur sagen, ob eine Stimme meinem Klangempfinden entspricht oder ob ich Schwächen heraushöre.
    Ich möchte mich daher lediglich als Opernfreund bezeichnen, ziehe mir aber nicht - wie ein Froenmitglied es nach seinen eigenen Worten wohl tut - eine Oper hinein, sondern höre, sehe und genieße eine Oper.
    Über viele Jahre habe ich mir Opernveranstaltungen und Abonnements zu Lasten anderer Dinge abgespart. Wenn ich ins Theater gehe, sollten dies für mich ein paar Stunden der Entspannung und des Abstands vom Alltag sein.
    Vielleicht habe ich noch etwas mehr als mancher Opernfreund getan, indem ich mir im Laufe der Zeit viel Literatur über die Oper - häufig antiquarisch gekauft habe und mich über das, was ich sehen wollte, eingehender informiert. Dabei habe ich auch vieles über unbekanntere Opern entdeckt und versucht, sie irgendwie kennen zu lernen.
    Und das war auch einer der Gründe, warum ich dem Tamino-Forum beigetreten bin: Ich habe hier bereits sehr viel Neues und für mich Fruchtbares erfahren und danke allen, die daran beteiligt waren
    Nun habe ich nicht nur im Bekanntenkreis eine Reihe Opernfreunde, die sich nicht so intensiv damit befasst haben, sondern ich fand auch immer wieder beim Gang in die Oper Gesprächspartner - sei es in den Sitzplätzen neben uns oder in den Pausen bzw. nach der Vorstellung, die sich in der Oper erholen und sich daran erbauen wollten. Manchmal konnte ich Abonnenten weiterhelfen, wenn in der nächsten Abonnementsvorstellung eine Oper gegeben wurde, von deren Komponisten oder Titel sie noch nichts gehört hatten.
    Ich habe aber Keinen kennengelernt, der sich nicht über das "Verunstaltungstheater" geärgert hätte und solche Vorstellungen nicht abgelehnt hätte. Diese Mehrheit kann doch wohl nicht nur in meiner Umgebung allein existieren!!!
    Aber vielleicht haben einige Reggisseure noch nicht erkannt, dass das zahlende Publikum hauptsächlich aus Opernfreunden und nicht nur aus Ehrengästen, die sich das ansehen müssen, und Analysten besteht. Und ich kann es mir auch nicht vorstellen, dass diese Leute sich immer von einsamen, oft wirren Interpretationen bevormunden lassen.
    Vielleicht hat der Zuschauer eine etwas andere Vorstellung von einem Drachen als die gezeigt, aber wohl kaum die Vorstellung einer undefinierbaren "Mähmaschine", von mythischen Göttern, aber wohl kaum in modernen Straßenanzüge oder Jeans, von einem Waldvöglein, aber wohl kaum in kurzem Röckchen, auf hohen Hacken, mit Bierflasche in der Hand singend über die Bühne stolzierend oder einem Siegfried, der auf einer alten Waschmaschine herumhaut.



    Zitat

    petrifizierte Haltungen von einigen Usern mit Scheuklappen

    und das genau trifft auf dich, so leid es mir tut, zu.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Da muss ich Liebestraum vollkommen recht geben. Ich habe an anderer Stelle einmal erzählt (Thema"Was bedeutet euch die Oper?"), wie ich gerade über das Schlüsselerlebnis "Freischütz" überhaupt auf die Oper aufmerksam wurde. Mit den nach heutigen Begriffen primitiven Mitteln eines alten Flügels (Schallplatten und ein Radiogerät standen meiner Schule damals nicht zur Verfügung) hat uns unser Musiklehrer so intensiv mit den Einzelheiten der Ouvertüre bekanntgemacht, wie sie Byron vielleicht nicht erfahren hat, und die für mich ebenfalls ein Meisterwerk ist. Und ich muss sagen, dass mir heute - noch 60 Jahre nach diesem Erlebnis - die Einzelheiten so genau in Erinnerung sind, dass mir schon in der Ouvertüre die gesamte Oper gegenwärtig ist.
    Ein Vergleich mit der Ouvertüre von "Tristan" hinkt auch in meinen Augen sehr stark.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Hallo Wolfram,


    Der Vergleich hinkt doch sehr stark. In einer Konzertveranstaltung geht es rein um die Musik. In der Oper aber gehe ich, um zu der Musik und dem Text zusätzlich das passende Bild zu haben. In beiden Fällen ist dem Dirigenten für die Musik eine gewisse Gestaltungsfreiheit gegeben, die aber nicht so weit geht, dass man die Musik nicht wiedererkennt, weder im Konzert noch in der Oper. Es geht aber hier nicht um die in der Regel auch in der Oper erkennbare Musik sondern um das völlig missgestaltete und häufig auch zum gesungenen Text nicht passende Bild (wie schon an anderer Stelle von einem Forenmitglied gesagt - Entschuldigung, ich finde das Zitat auf die Schnelle nicht wieder - der Boxer von seinen Erfolgen als Torero singt).
    Wenn aber ein reines Musikstück verändert wurde, so wird das auch gekennzeichnet. Bei Variationen von Chopin über ein Thema von Mozart, weiß ich, dass ich hier Chopin höre. Über der Carmen-Suite von Rodion Schtschedrin steht als Komponist Rodion Schtschedrin und ich weiß sofort, dass ich hier Schtschdrin höre. Ich mache daher noch einen weiteren Vorschlag für die Opernankündigung (je mehr man diskutiert, umsomehr entwickeln sich neue Gedanken): "Sie hören Rheingold von Wagner und sehen dazu ein anderes Stück von XY"


    Liebe Grüße
    Gerhard