Beiträge von Rheingold1876

    Das Label harmonia mundi hat eine CD mit der Schauspielmusik zu Ein Sommernachtstraum herausgegeben.


    Max Urlacher als Sprecher begleitet die Handlung. Wer nur die Musik hören möchte, der stört sich vielleicht daran. Das Orchester spielt sehr akzentuiert und hat den Staub von der Partitur gewischt.


    Mi-Young Kim (Sopran), Anna Erdmann (Mezzosopran), RIAS Kammerchor, Freiburger Barockorchester, Pablo Heras-Casado


    Noch eine "Sommernachtstraum"-Aufnahme? Es gibt doch schon so viele. Wenn man trotzdem gegen die Konkurrenz bestehen will, müssen besondere Einfälle her. Davon haben Heras-Casado mit dem Freiburger Kammerorchester und Urlacher als Sprecher einiges zu bieten - einschließlich laustarke Äußerung eines Esels. Ob aber - wie es moderato bildhaft ausdrückte - "Staub von der Partitur gewischt" wurde? Ich verstehe, was er uns sagen will, würde mich aber anders ausgedrückt haben. Mir ist kaum ein anderes musikalisches Werk bekannt, auf dem sich weniger Staub hätte absetzen können über die Jahre als bei Mendelssohns Schauspielmusik. Es ist sozusagen "staubeschützt" - wie fast der gesamte ewig junge Komponist. So mein Eindruck. Ich frage sich nur, warum das so ist. Während der Naziherrschaft war Mendelssohn - obwohl kein Jude mehr - tabu und damit zugleich auch irgendwie geschützt. Geschützt in dem Sinne, dass er nicht vereinnahmt werden konnte wie beispielsweise Wagner, auf dem sich durch die politischen Umstände in seinem Heimatland ganz Staubschichten abgelagert hatten. Aber das nur am Rande.


    Die neue Aufnahme finde ich ziemlich flott. Sie betont das Theaterhafte der Schaupielmusik, was so schlecht nicht ist. Da ich sie von Spotify hörte, weiß ich nicht, ob im Booklet Auskunft über die spezielle Textfassung gegeben wird, die sich von anderen unterscheidet, allein schon dadaurch, dass die Schlussverse unvermittelt in englisch vorgetragen werden. Mendelssohn aber hat seinen "Sommernachtsraum" auf die deutsche Überrsetzung von Schlegel/Tieck komponiert. Es gibt faktisch keine offizielle englische Fassung.

    Ein musikalisches Meisterwerk, das ausschließlich aus Zeit besteht, ist Carl Loewes "Die Uhr". Der Text der Ballade stammt von Johann Gabriel Seidel, einem österreichischen Dichter und Archäologen, der 1804 in Wien geboren wurde und daselbst 1875 starb. Er ist auch der Dichter der österreichischen Kaiserhymne "Gott erhalte, Gott beschütze unsern Kaiser, unser Land!", deren sich nach seinem Tod 1884 bedient wurde. Seidel ist zudem durch Lieder von Franz Schubert in Erinnerung geblieben.


    Ich trage, wo ich gehe, stets eine Uhr bei mir;

    Wieviel es geschlagen habe, genau seh ich an ihr.

    Es ist ein großer Meister, der künstlich ihr Werk gefügt,

    Wenngleich ihr Gang nicht immer dem törichten Wunsche genügt.


    Ich wollte, sie wäre rascher gegangen an manchem Tag;

    Ich wollte, sie hätte manchmal verzögert den raschen Schlag.

    In meinen Leiden und Freuden, in Sturm und in der Ruh,

    Was immer geschah im Leben, sie pochte den Takt dazu.


    Sie schlug am Sarge des Vaters, sie schlug an des Freundes Bahr,

    Sie schlug am Morgen der Liebe, sie schlug am Traualtar.

    Sie schlug an der Wiege des Kindes, sie schlägt, will's Gott, noch oft,

    Wenn bessere Tage kommen, wie meine Seele es hofft.


    Und ward sie auch einmal träger, und drohte zu stocken ihr Lauf,

    So zog der Meister immer großmütig sie wieder auf.

    Doch stände sie einmal stille, dann wär's um sie geschehn,

    Kein andrer, als der sie fügte, bringt die Zerstörte zum Gehn.


    Dann müßt ich zum Meister wandern, der wohnt am Ende wohl weit,

    Wohl draußen, jenseits der Erde, wohl dort in der Ewigkeit!

    Dann gäb ich sie ihm zurücke mit dankbar kindlichem Flehn:

    Sieh, Herr, ich hab nichts verdorben, sie blieb von selber stehn.


    Inzwischern haben wieder jungen Sänger die Ballade für sich enteckt, einer von ihnen ist Konstantin Krimmel:



    Es soll hierbei nicht um das Tempo von Musikstücken gehen, weniger auch um die gefühlte Zeit während eines Stückes, sondern vielmehr um solche Kompositionen, welche die ZEIT bewusst zum Thema machen.

    Der Rosenkavalier von Richard Strauss auf einen Text von Hugo von Hofmannsthal ist für mich die Oper, die mit diesem Thema sehr sinnlich und versöhnlich zugleich umgeht. Und ein Schuss Sentimentalität ist auch dabei. Im ersten Aufzug lässt sich die Marschallin nach einer Nacht mit dem jugendlichen Geliebten Octavian so vernehmen:


    MARSCHALLIN

    Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding.

    Wenn man so hinlebt, ist sie rein gar nichts.

    Aber dann auf einmal, da spürt man nichts als sie.

    Sie ist um uns herum, sie ist auch in uns drinnen.

    In den Gesichtern rieselt sie, im Spiegel da rieselt sie,

    in meinen Schläfen fliesst sie.

    Und zwischen mir und dir da fliesst sie wieder,

    lautlos, wie eine Sanduhr.

    Oh, Quinquin!

    Manchmal hör' ich sie fliessen - unaufhaltsam.

    Manchmal steh' ich auf mitten in der Nacht

    und lass die Uhren alle, alle stehn.

    Allein man muss sich auch vor ihr nicht fürchten.

    Auch sie ist ein Geschôpf des Vaters,

    der uns alle erschaffen hat.




    Hier Elisabeth Schwarzkopf im Film nach der Produktion der Eröffnungspremiere des neuen großen Festspielhauses in Salzburg unter Herbert von Karajan. Als Octavian ist Sena Jurinac im Bild.

    Man kann über die Bedeutung und den Sinn solcher Preise diskutieren. Kulturschaffende benötigen neben Geld auch Anerkennung. Wenn es durch diese renommierten Musikpreise geschieht, macht es auf die ausgezeichneten Musiker aufmerksam und sie geraten ins Zentrum des öffentlichen Interesses.

    In der Tat sind solche exklusiven Preise für mich im 19. Jahrhundert verwurzelt. Wo schon etwas ist, kommt noch mehr dazu. Nichts gegen Rattle - wofür aber braucht es noch dieses Preises? Er hat (fast) alles erreicht als Dirigent und Künstler, was möglich war und ist. Und er wird hörbar nicht besser. Das Preisgeld wäre beispielsweise für die Förderung junger Talente und für die Musikerziehung an Schulen besser aufgehoben. Ich weiß, dass die Siemsstiftung auch auf diesem Gebiet sehr tüchtig ist - aber es reicht nie.

    Von dieser Aufnahme der Cäcilienmesse kann, unabhängig von ihren sonstigen eventuellen Qualitäten, nur abgeraten werden. Sie enthält nicht das Offertorium und Domine, salvum fac. Was denkt sich Hänssler bloß bei solch einer Veröffentlichung?

    Mir noch wenigsten eine andere Aufnahme ohne Offertorium und Fürbitten dem äußeren Anschein nach bekannt - nämlich diese:


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    Leider besitze ich sie nicht, um es selbst nachzuprüfen. Sehr allgemein weiß ich nur, dass die Messe noch zu Gounods Lebzeiten in verschiedenen Bearbeitungen existierte. Es liegt also im Bereich des Möglichen, dass Hänssler wie weiland Koch Schwann eine Fassung veröffentlichte, die von der gängigen abweicht.

    Anmerkung zu Beitrag 16: Die 11 CD Box mit den Salzburger Liederabenden ist - anders als von Rheingold1876 offenbar vermutet - so wie VIELE (aber nicht alle) ORFEO-SALZBURG CDs noch bei unserem Werbepartner zu 56.99 Euro (also rund 5€ pro CDd erhältlich. Deshalb habe ich jetzt den Link gesetzt.

    Aber ich weise einmal darauf hin, daß es sich um Mono Aufnahmen handelt. jpc stellt indes zu dieser Box keine Klangbeispiele zur Verfügung.

    Mein herzlicher Dank ist Alfred für seine aufwändigen Ergänzungen gewiss. In diesem Falle habe ich nichts gegen Mono. Nicht, dass ich ein Verfechter dieses veralteten Aufnahmeverfahrens wäre, menschliche Stimmen bildet es aber nach meinem Eindruck meist natürlicher, wärmer und echter ab als die Stereophonie. Insofern wunderte es mich nie, dass die ausgewiesenen Stimmenkenner unter den Aufnahmeproduzenten länger als nötig an Mono festhielten. Mono ist oft gnädiger gegenüber Sängern. Schärfen und Unstetigkeiten in der Stimmführung treten nicht so gnadenlos hervor. Es tut also dem Ohr weniger weh. Akzeptiert man Mono als historische Erscheinung und nicht nur als Gegensatz zu Stereo lässt sich doch ganz gut damit leben.

    Das Duett Diemut-Kunrad im ersten Akt („Feuersnot! Minnegebot!… Mittsommernacht, wehvolle Wacht!“) ist in zwei Aufnahmen vorhanden: 1. mit Maria Cebotari und Karl Schmitt-Walter, dem Berliner Rundfunk-Sinfonie-Orchester unter Artur Rother (1943) – veröffentlicht auf der 25-cm-LP 17206 der ‚Deutschen Grammophon Gesellschaft‘ (1959), gekoppelt mit Maria Cebotaris Schlussgesang aus „Salome“ (ebenfalls 1943)

    Diese Platte - für mich wegen der Cebotari eine der besten mit Gesang von Strauss - wurde 1:1 vom DDR-Label Eterna übenommen und erschien dort in zwei verschiedenen Aufmachungen - hier die zuletzt herausgekommene:


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    Vorerst mehr Freude und Erbauung als die 5. Sinfonie bereiteten mir die Russischen Maler von Jurowski sowohl musikalisch als auch in der sinnlich-illustrativen Aufbereitung durch Alfred. Das ist eine wunderbare Idee gewesen, auch wenn sie so zeitaufwändig war. Es hat sich aber gelohnt. Ich fand Gelegenheit, mein Wissen um die russische Märchenwelt, in der es bekanntlich reichlich Bezugspunkte zur deutschen gibt, neu zu beleben. Schon als Kind hatte ich diverse Märchenbücher. Am meisten bewegt mich die Geschichte vom Zarewitsch mit dem Feuervogel und dem grauen Wolf, der hier im Gegensatz zu seinem sonstigen Image in der Märchen- und Menschenwelt positiv in Erscheinung tritt. Das gefällt mir sehr. Der Wolf ist eines meiner Lieblingstiere – weil sozial, treu und ausdauernd. Bei Jurowski tritt die Legende musikalisch wie aus einem geheimnisvollen Nichts hervor. Er zeichnet den Ritt auf dem Wolf knapp und präzise. Alfreds Vergleich mit Mussorgskis Bildern einer Ausstellung finde ich trefflich. Dort wie hier ist der Schluss pompös. Jurowski schildert gleich dem Maler in starken Garben ein großes Volksfest heidnischen Ursprungs, wobei dem Winter der Garaus gemacht wird.

    Zunächst meinen Dank an Alfred, dass er diesen Thread restaurierte, der das Potenzial zur Endlosigkeit hat. Orfeo kommt das Verdienst zu, ein einzigartiges Abbild der Salzburger Festspiele in ihrer herausragenden und vielseitigen kulturellen Bedeutung auf Tonträgern geschaffen zu haben. Dietrich Fischer-Dieskau, dessen 100. Geburstages unlängt gedacht wurde, gehörte über Jahrzehnte zu den prägenden Gestalten des Festival. Allein seine Liederabende zwischen 1956 und 1965, bei denen er von Gerald Moore begleitet wurde, sind dank Orfeo dokumentiert. Liederbabende bildete in den Salzburger Glanzeiten eine der Säulen der Programmgestaltung. 1961 - um nur dieses Jahr zu wählen - gab es fünf klassische Liederabende - und zwar mit Fischer-Dieskau, Elisabeth Schwarzkopf, Hermann Prey, Nicolai Gedda sowie Christa Ludwig und Walter Berry.

    "Freischütz" als Film des DDR-Fernsehens

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    Das DDR-Fernsehen (DFF) produzierte 1957 einen Film in schwarz-weiß, der Webers Oper Der Freischütz in gekürzter Form zum Inhalt hat. Regie führte Werner Kelch, der auch an der Berliner Staatsoper Unter den Linden wirkt. Sämtliche Rollen wurden von Schauspielern übernommen, denen als Tonspur die Dresdener Aufnahme unter der Leitung von Rudolf Kempe von 1951 untergelegt war. Max wurde von Otto Mellies (Foto) gespielt und von Bernd Aldenhoff gesungen. Den Caspar gab Manfred Krug, dem Kurt Böhme die Singstimme lieh usw. Der Film gelangte am 2. Weihnachtsfeiertag 1957 erstmals ins Programm, wurde in den folgenden Jahren dreimal wiederholt und verschwand nach Einführung des Farbfernsehens in der DDR 1969 im Archiv. Auf Tonträger ist dieser unter Studiobedingungen entstandene Film bisher nicht erschienen.


    Für seine Dokumentation Der Freischütz vom Thüringen Wald holte ihn der MDR 2018 wieder hervor und platzierte darin mehrere Ausschnitte, ohne im Abspann oder in der Moderation darauf einzugehen. Das Bild vom Max-Darsteller Mellies ist ein Screenshot daraus. Diese Dokumentaion, die auf verschiedene Quellen des Freischütz-Stoffes eingeht, ist in der Medithek leider nicht mehr abrufbar.


    Mehr Informationen sind im Online-Lexikon der DDR-Fernsehfilme, Fernsehspiele und TV-Inszenierungen zu finden.

    ich habe im Fernsehen Ausschnitte aus einem Freischütz-Film der Defa von ca. 1957 gesehen. Hauptdarsteller waren u.a. Otto Mellies und Manfred Krug. Weiß jemand mehr über diesen Film?


    Hallo wega, was ich über den Film weiß, werde ich ein einem eigenen Beitrag zusammenfassen. Wenn ich mich recht erinnere, soll im Opernführer selbst kein Austausch gepflegt werden.

    "Mein Wunschkonzert" - Thomas Mann über Musik, die ihm wichtig ist

    Im Frühsommer 1954 wurde Thomas Mann vom Süddeutschen Rundfunk eigeladen, über jene Stücke klassischer Musik zu sprechen, die ihm wichtig sind. Er besaß selbst eine ganz ansehnliche Plattensammlung und bereits in den 1930er Jahren ein Grammophon nach dem letzten Schrei der damaligen Technik. Es stand in der Halle der Münchner Villa, die in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr existiert. Erhalten hat sich aber das große Foto im Eröffnungsbeitrag, das seitenverkehrt auch für das Cover der CD-Ausgabe des Wunschkonzerts verwendet wurde. Was hören wir? An den Beginn setzt der Schriftsteller – wie nicht anders zu erwarten - das Vorspiel zu Wagners Lohengrin mit dem Tonhalle Orchester unter der Leitung von Hans Knappertsbusch von 1947. Ausgerechnet Knappertsbusch. Sollte er dem Dirigenten seine Unterschrift unter den Münchner Protest (siehe oben) verziehen haben? Das liegt nahe, denn Knappertsbusch hatte seinerzeit den Text gar nicht gekannt sondern sich angesichts seines streng konservativen Wagner-Bildes nur aus Prinzip angeschlossen. Mann nennt das Vorspiel den "Gipfel der Romantik", die ihren Höhepunkt nicht in der Dichtung sondern in der Musik, in Tönen, erreicht habe. Auf Wagner folgen die Einleitung zum Nachmittag eines Faun von Debussy, "Im Dorfe" aus der Schuberts Winterreise, "Zwielicht" aus Schumanns Liederkreis op. 39 und die Leonoren-Ouvertüre III von Beethoven. Die Laufzeit der CD beträgt 57 Minuten.


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    Bei YouTube ist ein Ausschnitt zu Lohengrin zu hören:

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    Der Schriftsteller Thomas Mann kam am 6. Juni 1875 in Lübeck zur Welt. Nun ist also seines 150. Geburtsages zu gedenken. Auch in unserem Forum. Es gibt kaum einen anderen Autor von Weltrang, dessen literarisches Werk so tief und eng mit Musik verknüpft ist wie seines. Selbst sein unverkennbarer Stil, der nur eine kurze Jugendphase kennt, trägt musikalische Züge. Thomas Mann war von Anbeginn auf der Höhe der Meisterschaft. In Erzählungen und Romanen bediente er sich des Leitmotivs, zu dem er sich von Richard Wagner hatte inspirieren lassen. "Die Passion für Wagners zauberhaftes Werk begleitet mein Leben, seit ich seiner zuerst gewahr wurde und es mir zu erobern, es mit Erkenntnis zu durchdringen begann", bekennt er. Der Satz stammt aus dem großen Essay "Leiden und Größe Richard Wagners", der 1933 – einem Wagner-Gedenkjahr – entstand und gekürzt auch als Festrede diente. Bis heute büßte der Text nichts von seiner Wirkungsmacht ein. Er ist eine, wenn nicht die Keimzelle des moderne kritischen Wagner-Bildes. Vor allem in der Wagner-Stadt München wurde dies als Herabsetzung "unseres Musikgenies" missverstanden. Eine am 16./17. April 1933 in den Münchner Neuesten Nachrichten veröffentlichte Protestnote, die Richard Strauss, Hans Pfitzner, Hans Knappertsbusch und andere Persönlichkeiten unterzeichneten, hatte entscheidenden Anteil daran, dass sich Mann und seine Frau Katia zur Emigration entschlossen, die erst 1954 mit der Rückkehr in die Schweiz enden sollte. Deutschland kam als Altersitz nicht infrage. (Foto-Quelle: Wikipedia)


    Ein Komponist, der sich lebenslang mit Hölderin befasste und bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf ihn zu sprechen kam, war Carl Orff. Seine Sophoklischen Musikdramen "Antigonae" und "Oedipus der Tyrann" vertonte er in dessen Übersetzung. Mit seinem melodramatische Stil wollte er eine Hölderlin gemäße musikalische Ausdrucksweise finden. Nach meinem Gefühl ist das auch gelungen. Neben den hier abgebildeten Aufnahmen mit Martha Mödl als Antigonae und Jokasta gibt es noch weitere bedeutende Einspielungen, bei denen Orff noch teils selbst zugegen war. Die Mödl aber trifft für mich den künstlerischen Willen von Orff am besten.

    Orfeo hat das Rätsel glänzend gelöst, und zwar so gelöst, dass die im Booklet genannten Angaben über Gegenstand des Cover-Bildes und dessen Maler richtiggestellt wurden. Brilliant nennt den niederländischen Architekturmaler Emanuel de Witte (um 1617-1692) auf Seite 23 des Booklets als Urheber der Bildquelle, bei der es sich angeblich um die Alte Kirche in Amsterdam handeln soll. Orfeo fand also heraus, dass beide Angaben nicht stimmen – wir also auf dem Cover in Wahrheit die Buurkerk in Utrecht von Pieter Saenredam (1597-1665) vor uns haben. Bevor ich das Rätsel einstellte, habe ich es dahingehend überprüft, ob es sich auch im Netz dargestellt finden würde. Ich fand das Motiv mit der von Brilliant angegebenen Quelle allerdings nur als Vorschaubild. Klickte man darauf, ging ein ganz anderes Bild auf. Das machte mich zwar stutzig, aber ich ließ die Probe leichtfertig gelten. Deshalb bin ich Orfeo sehr dankbar, dass er genauer vorgegangen ist.


    Zum Lohn dafür darf er nun ein neues Rätsel stellen.

    Chopin war mit großer Wahrscheinlichkeit homosexuell – oder zumindest in Männer verliebt, auf eine Weise, die über die Freundschaft hinausging.

    Dieses Thema wurde im Forum bereits im November 2020 aufgeworfen. Anlass war eine eindrucksvolles und beweishaltiges zweiteiges Feature in schweizerischen SRF 2 Kultur, das noch immer online zu finden ist. Gut, dass Andreas_aus_Berlin vertefend darauf zurückkommt.


    https://www.srf.ch/kultur/musi…and-sollte-davon-erfahren

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    Auf einem Flohmarkt ist mir diese Schallplatte von 1884 in die Hände gefallen, die mir schon aus meiner Jugend bekannt gewesen ist. "Glocken der DDR"! Dieser Titel ist inhaltlich ungenau, denn die meisten Gloclken, deren Klang eingefangen wurde, erfuhren ihre Weihe als an die DDR nun wirklich noch nicht zu denken war. Die Gloriosa im Erfurter Dom, deren fast schon unheimlicher Klang mich immer wieder auf neue erschüttert, wurde 1497 gegossen und gilt als die größte größte freischwingende mittelalterliche Glocke der Welt. Insgesamt finden sich 29 Klangbeispiele, darunter auch aus Dorfkirche wie Oberlind bei Sonneberg. Ihre politischen Ergänzung findet die Auswahl für die Eterna-Platte mit der Glocke der KZ-Gedenkstätte Buchenwald. "Glocken sind kein Privileg der Kirchen", heißt es denn auch im Text auf der Rückseite. Auch wenn mein Beitrag nicht ganz zum Thema passt, bin ich so frei, ihn zu senden.


    Das Cover zeigt die Glocke in der Marienkirche zu Berlin.

    Nach Die schöne Müllerin wurde nun auch Licht und Schatten, die zweite CD der Reihe Schubert 200, mit dem Diapason d'Or als Beste Liedeinspielung des Jahres ausgezeichnet

    Außerdem erhielt das Album in der Kategorie Klassisches Lied und Vokalrecital den Preis der Deutschen Schallplattenkritik

    Lenkt die Müllerin zumindest scheinbar ins Freie und auf Wanderschaft, entstanden die meisten Lieder der neuen CD abseits der Schubertschen Sommerfrischen während der Winter- und Frühjahrsmonate“ der Jahre 1824 und 1825 in Wien, wie der Musikwissenschaftler Roman Hinke im Booklet vermerkt. Somit fallen sie in der Spätphase des Schaffens. "Ihre Themen kreisen vordringlich um die zeittypischen Motive Sehnsucht und Einsamkeit, berühren dabei aber auch die grundlegenden Aspekte der Ichsuche, des metaphysischen Verhältnisses zwischen Mensch und Natur, zwischen Individuum und Ganzheit der Welt." Dabei würden Licht und Schatten eng ineinandergreifen. Hasselhorn und sein Begleiter Ammiel Bushakevitz, der auch mit einigen passend ausgewählten Klaviersolostücken – Länder und Deutsche Tänze – in Erscheinung tritt, versuchen sich in der kontrastreichen Darstellung dieses aufregenden Wechselspiels. Ihre thematisch inspirierte Programmgestaltung erweist sich erneut als Mehrwert an sich. Die Auswahl macht‘s. Nummern werden nicht vornehmlich nach dem stimmlichen Vermögen und den persönlichen Neigungen des Solisten ausgewählt wie das bei den meisten historischen Einspielungen Brauch gewesen ist. Vielmehr sollen die inhaltliche Zusammenhänge und Bezüge zwischen den Liedern deutlich, das Wissen um den Komponisten und sein Werk vertieft werden. Das hat auch seinen Preis. Hasselhorn zögert nicht, ihn zu zahlen. Denn einige Titel habe es in sich. Gleich an dritter Stelle begibt er sich mit dem Lied bei Die Allmacht, für das er gut fünf Minuten braucht, an hörbare Grenzen, was gewollt zu sein scheint. Mutig testet er sich aus. Für Ausdruck wird Schöngesang geben. Und auch aus dem Flügel hat man selten so berstende Töne vernommen: "Groß ist Jehova, der Herr! Denn Himmel und Erde verkünden seine Macht!" Dass Hasselhorn seinem Wesen nach ein sehr sensibler und feinsinniger Interpret ist, davon legt der weitere Programmverlauf reichlich Zeugnis ab. Obwohl seine Stimme dramatischer und größer geworden scheint, erweisen sich die lyrischen Stücke und entsprechende Passagen nach wie vor als sein eigentliches Terrain. Im Abendrot oder Wandrers Nachtlied II? Das Publikum dürfte sich kaum entscheiden können, welches Lied von beiden nun mehr zu Herzen geht.

    Die Darstellung des Covers fällt zwar etwas groß aus, angemessen ist es auf jeden Fall. "Harold en Italie" von Berlioz gehört zu meinen allerliebsten Aufnahmen von Lorin Maazel. Sie ist stürmisch-auffahrend und lyrisch-versonnen zugleich, womit für mich eine wesentliche Eigenart dieses Komponisten hervorragend erfasst ist. Diese Einspielung gefällt mir noch ein ganz klein wenig besser als die "Symphonie fantastique". Obwohl es "Romeo et Juliette" mindesten dreimal auf Tonträgern gibt unter seiner Leitung hätte ich mir schon noch mehr Berlioz gewünscht


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    Die erste Begegnung mit "Roméo et Juliette" bescherte mir diese Einspielung, die ich vor vielen Jahre ehr zufällig in einem Antiquiat noch als Plattenausgabe. Die ungebrochene Zuneigung zu diesem Werk hat - auch Dank Maazel - bis heute gehalten.



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    Zunächst hielt ich dieses Gesicht für den Bestandteil einer größeren bildnerischen Komposition und viel früher entstanden als es sich herausstellt. Nun aber scheint sich die Lösung gefunden zu haben. Das Werk mit dem Titel "Geschlossene Augen" stammt von dem französischen Maler Odilon Redon (1840-1916). Es entstand 1890 und soll ein Portrait seiner Frau Camille Falte sein. Es ist im Besitz des Musée d’Orsay in Paris. Ich kann mich allerdings nicht daran erinnern, es dort gesehen zu haben. „Das Gesicht verweist auf Büsten der italienischen Renaissance des 15. Jahrhunderts, insbesondere auf die Marmorstatuen von Francesco Laurana“, lässt das Museum in einem eigenen Text verlauten.. Es erinnere auch an Michelangelos Sterbenden Sklaven im Louvre, der Redon tief beeindruckt hatte, wie es Tagebuchaufzeichnungen belegen.

    Dank an moderato für den Hinweis auf diese Neuerscheinung, mit der sich der Bariton Benjamin Appl seines Lehreres Dietrich Fischer-Dieskau erinnert, dessen 100. Geburstag am 25. Mai 2025 zu gedenken ist. Was Fischer-Dieskau in seinen Schüler hinterlassen hat, dürfte die Lektüre und das Hören weiter zu Tage fördern. Ich habe da so meine Zweifel, denn beider Zusammenarbeit erstreckte sich wohl nur auf eine überschaubare Anzahl von Stunden.

    Lieber moderato, Du hast das Rätsel nicht nur gelöst, Du hast es glänzend gelöst. Damit meine ich die Akribie, mit der Du vorgegangen ist. Sie beiendruckt mich sehr. Eine Deiner nächsten Reisen sollte Dich nach Prag führen, wo Du dem Künstler und seinen Werken sehr nahe kommst. Die Rolle dieser Stadt für Mucha hast Du ja bereits gebührend herausgestellt. Vor diesem Fenster im Veitsdom auf der Prager Burg (Foto Wikipedia) habe ich oft gestanden:


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    Nun auf denn zum nächsten Rätsel. Ich freue mich darauf.


    Dazu ist bei jpc zu lesen: "Am 13. Dezember 1951 erklang an der Mailänder Scala eine mittlerweile legendäre Aufführung von Wagners Tristan und Isolde, deren durchweg hervorragende Besetzung bis heute begeistert. So galt Max Lorenz seinerzeit als Inbegriff des Wagner-Tenors, während Gertrude Grob-Prandls Stimme einem Naturereignis gleicht und Victor De Sabata seinen Ruf als einen der besten Wagner Dirigenten überhaupt bestätigt. Die ursprünglich sehr schlechte Tonqualität wurde 2009 vom Label Myto sorgfältig remastered. Mit dieser Edition wird die bislang vergriffene Aufnahme wieder auf CD erhältlich."