ich bin wirklich sehr froh, dass ich in diesem winzigen Zeitfenster gelandet bin, das mir in diesem blöden Jahr tatsächlich eine echte Aufführung bieten konnte. Die Zauberflöte in Köln. Auch hier war natürlich die Seuche immer deutlich. Keine Garderobe, da man den Mantel dabeihaben sollte, weil die Türen geöffnet blieben zwecks Lüftung und sehr sehr viel Beinfreiheit, da man jede zweite Sitzreihe entfernt hatte und auch in den bestehenden viel freier Raum blieb. Das gefiel mir gut. Manchmal erweist sich sogar der kölsche Klüngel als nützlich, denn die Kölner kriegen ihre Oper ja nicht fertig gebaut und sind seit langer Zeit in Messehallen. Da gibt es keinen Orchestergraben, deshalb konnte man die Musiker recht weit auseinander setzen, sah seltsam aus, aber mir gefiel dieser offene Klang sehr gut, ich fand das sehr transparent. Störend jedenfalls war es überhaupt nicht.
Zusätzlich gab es einen Sprecher, der vor und zwischen den Akten Erklärungen gab zu den Änderungen, die die Hygienevorschriften erzwangen. So blieben auch auf der Bühne die Sänger immer in weitem Abstand voneinander und der Chor sang nicht live sondern wurde über Lautsprecher eingespielt (Was ich wohl gar nicht selbst bemerkt hätte. Dieser Sprecher machte seine Sache sehr gut, er fand eine gute Balance zwischen Information und Humor. Man konnte ihn als Bereicherung empfinden.
Die Aufführung selbst war herrlich unbeschwert, heiter und beschwingt; das machte mir als Zuhörer viel Freude, bei den Prüfungen, die Tamino zu bestehen hatte störte es ein wenig insofern, als die Tests eben auch nicht als besonders bedrohlich rüber kamen, das war ein bisschen wie Fernsehshow. Tatsächlich störend war das aber auch nicht. Das Bühnenbild war unaufdringlich und passend, es gab keine krampfigen "heutigen Bezüge", überhaupt wollte die Aufführung wohl nichts anderes, als das Mozartwerk darstellen. So muss es sein. Das Ensemble war gut, sehr, aber wirklich sehr gut war vor allem der Papageno, der alle anderen an die Wand spielte, nicht nur sängerisch, sondern auch als Schauspieler hatte er eine ungeheure Präsenz, er war auch der mit dem meisten Applaus. Ein echter Höhepunkt. Sarastro war ein bisschen blass, aber immer noch gut genug für einen gelungenen Opernabend, der durch seine Einzigartigkeit in dieser so kunstfernen Zeit einen hohen Wert für mich hatte.
Ich hoffe so sehr, dass man bald wieder öfter echte Musik von lebenden Künstlern mit anderen genießen kann.