hallo,
nachdem sich teleton schon mokiert, hier nun meine gedanken zum finale. ich möchte betonen, dass ich kein finale der 9. kenne, ich also völlig "blank" an die musik herangehen muss und nicht weis, was von bruckner selber oder von herrn marthé ist (was mir aber eigentlich auch wurscht ist).
gleich worweg: der satz ist imo sehr gut gelungen. und dass er nicht nach bruckner klingt, wie edwin im anderen thread geschrieben hat, kann ich nicht betätigen. im gegenteil, ich hatte an vielen stellen den eindruck, dass bruckner das so oder zumindest so ähnlich geschrieben hätte.
super gelungen finde ich den einstieg. marthé erzeugt eine große spannung, die richtig dämonisch wirkt und sofort lust auf mehr macht. schön gemacht, sowohl kompositorisch als auch dirgentisch, sind auch die meisten steigerungen. bestes beispiel hierfür ist der schluss: ab ca. min. 25 baut sich 5 minuten lang eine riesige steigerung bis zur finalen apotheose auf, das hat wahrlich bruckersche dimensionen. der beginn dieser passage mit seiner gespenstischen ruhe erinnert ein wenig an die coda des ersten satzes.
recht brucknerisch wirken auch manche ruhige passagen: z.b. min. 8-10 – ruhiger teil mit pizzicato-streichern und anschließendem accelerando und erscheinen des hauptthemas (cool gemacht, herr marthé).
leicht banal sind manche bläser-einschübe. z.b. bei min. 11:05 – holzbläser skandieren das stapfende motiv, oder ca. min. 18:40 – bläsereinwürfe, die atmosphärisch wirken sollen, aber irgendwie aufgepickt sind. und der unmittelbare schluss erinnert mit seiner abwärtsbewegung etwas zu sehr an dem der achten.
im gesamten ist dies trotz kleinerer schwächen doch ein finale, das bruckner würdig ist.
interpretatorisch fällt auf, dass marthé im finale bei weitem nicht mehr die lethargie der ersten 3 sätze (v.a. sätze 1 u. 2) aufkommen lässt. im gegenteil – das tempo wirkt hier recht zügig, keine spur von celibidacher langsamkeit.
bleibt mein resumee: mir gefällt dieses finale. kompliment, herr marthé!
greetings, uhlmann