hallo,
erstaunlich, daß der thread über das wohl größte und kühnste opernprojekt aller zeiten (zumindest bis jetzt) nicht mehr einträge umfasst - da geb ich halt meinen senf zu den 5 ringen, die ich mein eigen nenne. einige der aufnahmen wurden schon besprochen, ich geb sie in meiner persönlichen hitparade an:
1) böhm, bayreuth 67
darüber ist ja schon geschrieben worden. der böhm-ring ist für mich im gesamten der beste. das liegt v.a. am unglaublichen dramatischen atem, den böhm hier in der lage ist, zu verströmen. keiner meiner übrigen ringe weist ein so geschlossenes gesamtbild auf. sicher, manche "schöne" stelle ist vielleicht weniger ausgekostet, aber böhm legt es auch keineswegs darauf an (und ich auch nicht). ich kann aber verstehen, wenn das manchem nicht passt.
die hauptpartien: nilsson ist absolut grandios - sie mochte ja diese aufnahme immer mehr als die mit solti. über adam kann man streiten, er ist sicher nicht der stimmgewaltigste wotan, aber es gibt wohl kaum einen wortdeutlicheren und intelligenter vorgetragenen. windy ist leider schon etas über dem zenit, anfang der 50er war er stimmlich noch deutlich besser disponiert. super-genial ist das walküren-paar (james king, leonie rysanek) - da gibts wohl kaum besserers. die übrigen rollen sind gut (z.b. stewart als gunther) bis mittelmäßig.
2) krauss, bayreuth 1953
sängerisch der beste ring, den ich kenne: hotter in top-form, der junge windy, stimmlich 2 klassen besser als mit böhm; astrid varnay als unglaublich dramatische brünnhilde (wird aber wohl immer geschmackssache bleiben). und dann die "nebenrollen": der geniale hermann uhde - bester donner und gunther aller zeiten, guschti neidlinger, greindl, vinay als siegmund, paul kuen,... besser gehts kaum.
krauss' dirigat ist nicht bahnbrechend, für mich vielleicht etwas zu leichtgewichtig, aber mit gespür für das richtige tempo und die dramatischen bögen. die klangqualität ist für 53 sehr gut, zumindest in meiner laudis-aufnahme.
3) furtwängler, rai 53
der erhabene. furtwängler zeigt die größe der musik wohl wie kein anderer. wie bei seinem tristan entsteht auch im ring alles ganz natürlich, man hat nie das gefühl, hier interpretiert jemand. das ist ganz große kunst.
die partien: frantz ist ein sehr guter wotan, vielleicht nicht ganz mit hotter vergleichbar, aber na ja. martha mödl sehr gut als brünnhilde. suthaus ist als siegfried wohl nicht ideal, gemessen an heutigen verhältnissen aber immer noch toll (sein tristan ist jedenfalls besser). windy war wohl nie wirklich loge, als siegmund gefällt er mir jedoch sehr gut. ansonsten wird solide kunst geboten, neidlinger, poell, malaniuk, konetzni, und der wienerischste mime aller zeiten - julius patzak. ein geschlossenes ensemble, wo eigentlich keine rolle wirklich abfällt.
4) furtwängler, scala 52
furtwänglers scala-ring ist gegenüber seinem rai-ring dramatischer, was wohl auch an der "echten" live-atmosphäre liegt. wäre nicht die tonqualität dermaßen schlecht, hätte dieser ring wohl platz 3 belegt (wobei die wertung eh sehr knapp ist). sehr positiv finde ich das orchester - da bin ich jedes mal wieder überrascht, wie sicher die mailänder wagners musikalisches idiom treffen.
ein "mixed bag" sind die sänger: sind das rheingold und die walküre noch durch die bank gut besetzt, kommt ab dem siegfried dann ernüchterung auf. svanholm offenbart erschreckende schwächen als siegfried (im siegfried) – wie er nach diesem einbruch den dritten akt noch fertig singen kann, ist mir immer wieder ein rätsel. josef hermann ist wohl einer der farblosesten wanderer der geschichte (mir ist jedenfalls noch nie einer farbloserer unter gekommen) und auch als gunther alles andere als eine offenbarung. max lorenz war wohl etwas indisponiert (siegfried in der götterdämmerung), anders ist mir sein "sprechgesang" nicht zu erklären (denn andere aufnahmen auch aus dieser zeit zeigen einen ganz anderen sänger). immer noch sehr gut, wenn auch schon etwas über dem zenit, ist kirsten flagstad als brünnhilde – ihre stimme ist für mich halt einfach ein traum.
das hauptproblem dieses rings ist aber die tonqualität. da zischt und zirpt es, dass es (k)eine freude ist. das ist auch nach längerem hören nur schwer zu ertragen. trotzdem sollte man diesen ring kennen.
5) levine, met (dvd)
liegen die vorherigen 4 ringe noch dicht beisammen, fällt dieser met- ring doch deutlich ab. das liegt hauptsächlich am dirigenten james levine. seine unglaublich breiten tempi erzeugen keinerlei dramatischen zusammenhalt, viele passagen wirken wie aufgepickt. nee nee, das passt für mich gar nicht ins konzept.
dabei ist dieser ring sängerisch erstaunlich stark besetzt. jerusalem ist ein exzellenter siegfried, behrens eine solide brünnhilde. nur morris wirkt irgendwie blass, obwohl er stimmlich wenig probleme hat. sonst ist das ensemble sehr gut: zednik großartig als mime, wlaschiha als alberich und v.a. matti salminen ist absolut grandios (vielleicht der beste hagen überhaupt).
die otti-schenk-inszenierung ist halt eine otti-schenk-inszenierung (wer eine kennt, kennt irgendwie alle). old-school-wagner eben, aber solide gemacht mit schönen kostümen und bühnenbildern. genau das gegenteil vom oben angesprochenen stuttgarter ring.
so, das wars.
greetings, uhlmann