Beiträge von Strano Sognator

    Es ist zumindestens eine Inszenierung über die man sich nicht ärgern muss.


    Ach was. Wen genau definierst du denn mit "man"?


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    Mir hat bei dieser Inszeneirung auch nicht alles gefallen. Aber ich war schon mal froh das der Chor und König Heinrich keine SS Uniformen getragen haben und das es am Anfang des dritten Aktes keine wilde Sexorgie zwischen Elsa und Lohengrin gab.


    Na großartig. Keine Nazis und keine Orgie. Kniet mit mir, das hohe Glück zu preisen! Tja, das Regietheater hat die Ansprüche doch arg sinken lassen.


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    Obwohl ich nichts dagegen hätte Frau Uhl nackig zu sehen


    So kann man natürlich auch Gründe finden, um in die Oper zu gehen. Voyeurismus war bisher noch nicht dabei.

    Darf ich mich (erneut) als Orakel betätigen?:
    Auch dieser Thread wird geschlossen werden, da der Forumsmoderation die Beiträge eines dauernd provozierenden Mitglieds wichtiger erscheinen, als die vielen Beiträge vieler Gegner des RT, nachdem Dr. Kaletha es mittlerweile geschafft hat, schon drei RT- Threads im Nichts verschwinden zu laasen.


    Als Orakel würde ich das noch nicht mal bezeichnen, eher als Plan, dessen Verwirklichung nur noch eine Frage der Zeit ist. Für das so oft beschriene "Ansehen des Forums" sowie Demokratie und Meinungsfreiheit generell ist dies wie auch der erschreckende Umgang mit dem "Sammelplatz" sicher nicht schmeichelhaft.

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    Ich habe mir angewöhnt, "Fan" der Oper zu sein und zolle jedem, der künstlerisch einem Ideal der zu interpretierenden Rolle anstrebt, meinen Respekt und werde automatisch zum Fan dieses Künstlers.


    Ich möchte Dir dazu ein Beispiel geben. Ich habe einmal einen Artikel für die "Badische Zeitung" geschrieben, der eben diesen "Placido Domingo" zum Inhalt hatte. Nach dem Abdruck in der Zeitung bekam ich in geradezu beängstigender Weise einen Drohanruf einer weiblichen Person, die ein "Fan" dieses Sängers war. Für sie war alles, was Domingo betraf in Marmor gemeißelt.


    Ich habe versucht, ihr meinen Standpunkt zu diesem Thema darzulegen. Es war zwecklos, die Beschimpfungen und Drohungen gingen fast 14 Tage weiter.


    Horror! Genau das meinte ich mit der Unterscheidung zwischen Fan und Groupie.

    Als Schauspieler wechseln doch auch manche vom jugendlichen Liebhaber erst viel später ins Charakterfach und spielen Rollen, die ihrem Alter
    angemessen sind. Warum soll das bei Sängern anders sein.


    Ganz einfach - weil Gesangsstimmen ein Haltbarkeitsdatum haben. Das ist irgendwann abgelaufen, egal ob man nun auf Krampf in ein anderes Stimmfach wechselt oder seinen Abschied würdig gestaltet. Ein Schaupspieler higegen kann - so es die körperliche Kondition und eine hoffentlich gut geschulte Sprechstimme zulassen - entsprechend seines Lebensalters immer eine Rolle finden.


    Zitat

    Wenn Domingo Bariton-Rollen darstellen möchte, warum nicht. Es gibt sicherlich eine
    ganze Reihe schlechterer Stimmen, auch als Bariton. Ihn nun mit den ganz Großen aus diesem Fach zu vergleichen, halte ich für unfair.


    Warum ist das unfair? Wer entsprechende Rollen singt, sich öffentlich damit präsentiert und dafür eine Gage erhält, wird auch bewertet. Ein Vergleich mit den großen "Kollegen" ist da noch nicht einmal erforderlich, es geht schlicht und einfach um die Anforderungen, die eine Rolle stellt. Aus Mario del Monaco wurde auch kein Barbiere di Siviglia, nur weil er keine Höhe mehr hatte, sich aber weiter verkaufen wollte. Welpenschutz bzw. Altersbonus sollten in der Kunst keinen Vorrang haben.



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    Seine schauspielerische Leistung ist jedenfalls hervorragend. Vielleicht erleben wir ihn ja noch als Jedermann in Salzburg.


    Jepp. Ich warte aber noch viel interessierter auf das Debüt als Philipp, dann als Großinquisitor, gefolgt von Hunding, Hagen und Fasolt/Fafner - natürlich als Doppelrolle. Man darf gespannt bleiben.


    Deswegen frage ich noch einmal: inwiefern ist es gerechtfertigt, zu behaupten, ich oder andere wären außerstande, uns kritisch mit Domingo auseinanderzusetzen, nur weil wir es wagen, seine Leistung positiv zu beurteilen?


    Dazu muss man wohl zwischen einem Fan und einem Groupie unterscheiden. Ein Fan liebt sein Idol mit Stärken und Schwächen leidenschaftlich, ist aber durchaus in der Lage, auch kritisch zu urteilen und Schwächen oder Fehler als solche zu erkennen und darüber zu diskutieren, ohne gleich persönlich gekränkt zu sein. Ein Groupie hingegen kennt nur eins - bedingungs-und kritiklose Extremverehrung. Die passende Kategorie möge man sich in aller Ruhe aussuchen.

    .. ein eben solcher Hut ist das "Regietheater". Das beschreibt das Vorgehen der dogmatischen RT-Gegner für meinen Geschmack sehr treffend.



    ... ein eben solcher Hut ist das "Regietheater".


    Nein, denn der Begriff wird mittlerweile auch von den Machern und Befürwortern mit großem Stolz benutzt, kann also kaum als Diffamierung gewertet werden. Er ist vielmehr ein unverdientes Kompliment bzw. ein Euphemismus für all die Dilettanten, die von Regie soviel verstehen wie eine Kuh vom Schlittschuhlaufen.


    Es mag an mir liegen, aber weder finde ich das Einstellen eines oder meinethalben auch einer handvoll Bilder, noch solch elliptische Einlassungen, wie "Ist das eklig/widerlich/grauenvoll!", "Ich könnt kotzen!" etc. sonderlich konkret. Ebenso sehe ich mich nicht in der Lage zu deartigen Verkürzungen eine konkrete Stellungnahme abzugeben. - Schließlich habe ich das dumpfe Gefühl, das hier der Begriff des Konkreten sehr ad libitum verwendet wird … :untertauch:


    Erforderlich sind die Kommentare ja auch nicht wirklich - die Bilder/Videos sprechen ja hinreichend für sich. :D

    Ein Sänger, über dessen künstlerische Leistung im "hohen Alter" noch derart leidenschaftlich streiten kann, muss in der Tat ein besonderer sein... :thumbsup:


    Würde ich nicht sagen. Über das Regietheater wird ja auch leidenschaftlich diskutiert, aber nicht weil es so besonders, sondern so besonders schrecklich ist. Bei Domingo ist eben die Nonchalance erschreckend, mit der er sich als Bariton recycelt, der er definitiv nicht ist. Klar, Nachhaltigkeit und Wiederverwertung sind ein großes Thema, aber was Stimmen betrifft, wäre es wohl besser, andere Kriterien anzulegen.

    Der ganze Streit wäre überflüssig, wenn die Intendanten beide Rezeptionshaltungen, die der Liebhaber und deshalb auch Bewahrer unseres Kulturgutes und derer, die es radikal zerstören wollen, entsprechend deren Anteil berücksichtigen würden


    Dass das allerdings nie Wirklichkeit werden wird, dürfte uns allen klar sein. Das heutige Regietheater kann sich außer durch Subventionen nur durch seine Ausschließlichkeit halten - indem seine Initiatoren an entscheidenden Positionen sitzen, indem die Presse mitspielt, Kritiker auf alle möglichen Arten diffamiert werden, und indem es noch vorhandene Vergleichsmöglichkeiten systematisch eliminiert. Sobald seine Macher Zugeständnisse in Form von Alternativen erlaubten, wären sie ganz schnell weg vom Fenster, denn RT und Demokratie bzw. marktwirtschaftlicher Variantenreichtum schließen sich gegenseitig aus. Im Moment können sie, gestützt auf ihre geschickt aufgebaute Diktatur, ganz im guten alten Geiste der Planwirtschaft noch sagen: "So, nehmt das oder bleibt hungrig, was anderes gibt es nicht!". NOCH! Fragt sich nur, wie lange noch.


    ...auch mit "atemberaubend" und "Präsenz" nicht. Jene, die vielleicht manchmal allzu streng sind werden trotz konkreter und stichhaltiger Beispiele und Argumente sofort verteufelt. Die weniger Kritischen kommen nie in Erklärungsnotstand, WARUM alles so "lovely" gewesen ist.


    Was war denn KONKRET an Domingios Luna so herausragend und bewundernswert?


    Und bitte nochmal: Ob jemand mit einer Rolle überfordert ist, so wie Domingo mit Luna, hängt nicht von der Tagesverfassung ab.


    Aus einem, wenn auch aufgrund der langen und erfolgreichen Karriere noch so verdienstvollen, aber abgesungenen Tenor wird noch lange kein Bariton. Domingo war nie ein solcher und wird es auf seine alten Tage auch nicht mehr. Er dokumentiert nur eindrucksvoll, dass man mit einem berühmten Namen auch im Alter noch für volle Häuser sorgen kann. Das Publikum kommt, um Domingo zu hören, nicht um einen gut gesungenen Francesco Foscari zu erleben. Mich erinnert das ein wenig an hundertjährige Marathonläufer. Da geht es ja auch nicht in erster Linie um den Marathon, sondern um die Sensation. (Wow, und noch in dem Alter. Alle Achtung!)

    Hallo Sycorax,
    da wäre mir doch glatt dieser interessante Bericht durch die Lappen gegangen. Offenbar ja ein witziges Kerlchen dieser "Regisseur", fürwahr. Ich finde, da könnte der Begriff "Atomspaltung" wieder eine ganz neue Bedeutung gewinnen.
    Leider wird wohl auch in der "Neuen Welt" nur mit abgestandenem RT-Wasser gekocht, wenn man dies alles so liest. Aber so langsam sollte dir natürlich auch klar sein, dass die großen und kleinen Regie"künstler" über solche profanen Dinge wie Personen-, Chor-und Lichtregie mehr als erhaben sind. Das ist schließlich nur schnödes Handwerk, mit dem sich ein echtes Genie nicht auseinanderzusetzenn braucht.



    Verdi war - genauo wie der von ihm hochgeschätzte und bewunderte Alessandro Manzoni - ein scharfer Kirchenkritiker und hatte mit Sicherheit seine eigene Auffassung von Religiosität. Nach all dem Leid, das er in seinen noch jungen Jahren erfahren musste, war er ebenso jemand, dem die kirchenübliche Antwort auf die Frage nach dem Warum des Leidens nicht genügte und der - anders als seine Frau Giuseppina Strepponi - den Glauben im herkömmlichen Sinne nicht praktizierte. Es wäre aber bei weitem zu kurz gegriffen, wenn man ihn schlicht und einfach zum Atheisten oder auch nur Agnostiker erklären würde. Dazu hat er sich nicht nur in seinen Briefen, sondern auch in seinen Werken immer wieder zu stark mit der Religion auseinandergesetzt. Gerade in der Forza wird ja auch deutlich, wie sehr die Kirche mit ihren "Universallösungen" versagt. Leonora glaubt, durch strenge Buße und einem Leben als Eremitin ihre "Schuld" sühnen zu können und erkennt in der großartigen Pace-Arie, dass genau dies ein Irrtum war, da ihre "Schuld" darin bestanden hatte, Alvaro zu lieben, was in ihrem Umfeld und ihrer Familie zwar als Vergehen betrachtet wird, aber faktisch alles andere als dies ist.


    Zitat

    Come il dì primo
    Da tant'anni dura
    Profondo il mio soffrir.


    "Der Schmerz ist so tief wie am ersten Tag, obgleich so viele Jahre dahingegangen sind."


    Zitat

    L'amai, gli è ver!
    Ma di beltà e valore
    Cotanto Iddio l'ornò.
    Che l'amo ancor.
    Né togliermi dal core
    L'immagin sua saprò.


    "Ja, es ist wahr, ich liebte ihn! Aber Gott machte ihn so schön und wertvoll, dass ich ihn noch heute liebe, und sein Bild auch niemals aus meinem Herzen veschwinden kann."


    Interessant ist, dass sie erkannt hat, dass ihre Liebe ewig ist und dies nicht mehr als "Vergehen" betrachtet, sondern die Geschehnisse der letzten Jahre als Folge tragischer Entwicklungen sieht.


    Zitat

    Oh Dio, Dio, fa ch'io muoia;
    Che la calma può darmi morte sol.


    Sie bittet Gott demzufolge auch nicht um Vergebung (wofür auch ?), sondern um den Tod, damit sie den ersehnten Frieden finden kann.

    Hallo Figarooo,
    danke vielmals für diese vergnügliche Schilderung eines offenbar gar nicht so vergnüglichen Abends. Da der Sammelthread ja nun schon wiederholt aus fragwürdigen Gründen geschlossen wurde, können wir deine Worte leider nicht mit entsprechend anregendem Bildmaterial untermauern, aber andererseits hast du ja alles schon sehr plausibel erläutert, so dass es dem RT-Erfahrenen an entsprechendem Kopfkino sicherlich nicht gebrechen wird.
    Ich könnte wetten, dass jetzt wieder so ein Schlaumeier auftaucht, der uns erklären will, dass die Forza sowieso keine logische Handlung hat, diese zudem auch nicht verständlich und austauschbar ist, so dass dem armen, armen Regisseur ja gar nichts anderes übrig bleibt, als sie zu "deuten".

    nd dann kommen die, welche das Stück überhaupt nicht gesehen haben und zeigen sich entrüstet. Das einzige, was sie sagen, ist: Wir wollen so etwas nicht sehen! Das ist ungefähr so, wie wenn Bayern München zuhause 6:0 gewinnt und alle zufrieden und vergnügt nach Hause gehen, selbst die Gegner neidlos anerkennen müssen: Das war ein tolles Fußballspiel und Bayern hat verdient gewonnen. Und dann kommen einige Griesgrämige, die gar nicht im Stadion waren und sagen: Das war kein schönes Fußballspiel, weil wir die Bayern nicht mögen. Eine solche Haltung nennt man wohl zu Recht voreingenommen mangels Bereitschaft, sich unvoreingenommen mit einer Sache überhaupt einzulassen. Nur dann gerät man nicht selbst in den Selbstwiderspruch, wenn man dem Publikum unterstellt, was sich begeistern läßt: Es hätte nun gar keine Ahnung vom Fußball bzw. von der Oper. Das wäre nun aber ziemlich anmaßend und auch unwahr.


    [...] Persönliche Verunglimpfung entfernt. TP


    Also ich persönlich kenne keinen Fußballfan, der eine bessere Leistung - und zwar egal, von welchem Verein - nicht anerkennt. Das liegt vielleicht auch daran, dass im Fußball immer noch Regeln gelten, die von allen Mannschaften einzuhalten sind und dass man, wenn man ins Stadion geht, auch Fußball - nicht Handball, nicht Tennis, nicht Pingpong und nicht Völkerball - zu sehen bekommt, egal ob man nun mit dem Verein sympathisiert oder nicht.


    Was nun an Koskys Comicshow besser sein soll als an der Everding'schen Zauberflöte, erschließt sich nicht. Dass sie einige anspricht, ist durchaus möglich, dass sie viele andere, die die Musik im Vordergrund haben möchten, nicht anspricht, genauso. All das ist legitim. Die "Begeisterung" für die Produktion ist sicherlich viel weniger darin zu suchen , dass sie sich comic-artiger Bilder bedient. Hier wurde einmal ganz bewusst auf die sonst üblichen, widerlichen Requisiten des herkömmlichen Regietheaters verzichtet - es gibt keine Nackten, keine Nazis, keine Gaskammern, keine Lumpen, keine Vergewaltigungen und keinen Puff. Stattdessen gibt es eine Menge zu sehen, viele bunte Bildchen, viel Videoklamauk und Reizüberflutung gratis. Dafür sind einige dann schon so dankbar, dass sie auf die Knie sinken und in Begeisterungsstürme ausbrechen. Von mir aus gern. Es gibt aber auch Leute, denen das noch nicht ausreicht. Das ist eben das Erbe jahrelanger Zermürbung durch das Regietheater. Nun ist das Publikum "gefügig" gemacht worden, und es muss schon zu extremen Auswüchsen kommen, bevor es protestiert. Für alle, deren Schmerzempfinden noch keine Hornhaut bekommen hat, sieht das anders aus.


    Da verlangst du aber sehr viel, m.joho! Keine Rechtschreibfehler, sinnvoller Beitrag und noch eine Pointe drin - sowas schafft sonst nur das Überraschungsei mit Spannung, Spiel und Schokolade. Ich finde, wir sollten nicht zuviel fordern.

    Sehr kennzeichnend war eine Umfrage, die bei Premierenbesucher der Traviata an der Scala mit Fangfragen gemacht wurde:
    Diese befragten "Genies" haben z.B. "Tosca" als ihre Lieblings-Verdioper bezeichnet, das Lieblingsstück in der Traviata ist "va pensiero", und , um es noch zu steigern: Alfredo Germont ist die Sopranpartie usw. usw.

    Ja, das ist die hirn-und merkbefreite Prosecco-Bussi-Bussi-Schickeria, welche die Oper bzw. die Premieren als neues "Event" entdeckt hat und daran klebt wie Maden auf faulendem Fleisch.



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    Ich glaube es bleibt nur noch die Hoffnung, dass durch Subventionskürzungen eine Änderung der momentanen Sitution eintritt.
    O tempora, o mores!

    Das ist sowieso der einzige Weg, diesen faulig-stinkenden Sumpf auszutrocknen.

    Das ist wirklich allerunterste Schublade gepaart mit Kindergartenniveau! Es wundert mich dabei nicht, dass derjenige seinen Ausschluss so schnell vergessen haben will! Ist da ein Anflug von simuliertem Alzheimer im Spiel ? Mir ist das noch in bester Erinnerung


    Gute Analyse, Figarooo. Aber was soll's. Ich habe schon oft die Erfahrung gemacht, dass man übel bepöbelt wird, wenn man es wagt, irgendwelche Ikonen zu "beleidigen" - dabei lag das überhaupt nicht in meiner Absicht, gleich gar nicht bei Felsenstein, dessen Arbeit ich nicht hoch genug schätzen kann. Dass er dennoch auch nicht perfekt war, fixe Ideen und Vorstellungen hatte, über die man diskutieren kann, sollte eigentlich klar sein und schon gar nicht solche Reaktionen hervorrufen, aber das ist wohl immer eine Frage der Mitdiskutanten, mit denen man es zu tun bekommt.
    Um also meine Anekdote zu korrigieren: Bei der von mir erwähnten Turandot handelte es sich nicht um Nocker, der vertreten wurde, sondern um Hermin Esser. Der war erkrankt und wurde durch den niederländischen Tenor Hans Kaart ersetzt, der in der Tat ein beleibter, aber nicht unförmiger Sänger war. Obwohl er stimmlich sehr zufriedenstellend war und man froh war, dass man ihn schnell als Einspringer hatte gewinnen können, meinte Felsenstein, als er ihn als Kalaf erblickte, verstohlen: "Solche Elefanten kommen mir nicht mehr auf die Bühne!"
    Und um den Bogen zurück zum Forenthema zu schlagen - Inszenierungen wie die, die Felsenstein erarbeitet hat, haben bestimmt kein Verfallsdatum. Eine so ausgeklügelte Personenregie ist - besonders und gerade beim Chor, mit dem die meisten Regisseure gar nichts anzufangen wissen, außer ihn eklige oder lächerliche Dinge vollführen zu lassen - zeitlos. Ein Verfallsdatum hat allerdings leider das Können, das dahinter steckt.

    Und jetzt sagst du ernsthaft, er hätte mir solchen Sängern arbeiten sollen und dann wäre etwas ganz Tolles dabei herausgekommen? Sorry, aber das ist echt blanker Unsinn!


    Tja, wenn du das meinst. Vielleicht war es ja auch ganz andersherum. Vielleicht gab es das "Rampenstehen", weil diesen Sängern eben keine echte, gute Regie angeboten wurde.
    Ganz sicher wäre Felsenstein nicht mit jedem Sänger klargekommen. Er verlangte mehr und ganz anderes, aber er machte im Unterschied zu vielen heutigen Regisseuren nichts, was gegen die Musik war. Er bestand nicht auf schwachsinnigem Aktionismus, auf sinnfreien Mätzchen, Verdrehungen und sonstigem Quatsch. Er kannte das Werk, das er inszenierte, hervorragend, und er wusste genau, was er wollte und verlangte. Darauf hätten sich sicherlich auch internationale Sänger eingelassen, wenn dafür andere Konzessionen gemacht worden wären. Wie immer es nun auch war, es ist vorbei, leider gibt es Inszenierungen wie die von Felsenstein nicht mehr, weder auf deutsch noch in Originalsprache.


    Und im übrigen beende ich hier die Diskussion mit dir, weil ich keine Veranlassung sehe, mich weiter von dir anpöbeln zu lassen.

    Beide Listen sind nicht vollständig und um Ballett habe ich mich nicht gekümmert. - Du darfst die Daten nun nach belieben interpretieren :hahahaha:



    Nö. Mir ging es nur um Otello. Und der ist neben Hänsel und Gretel und dem Elisir die einzige alte Inszenierung, die noch im Repertoire verblieben ist. Wann sie das Schicksal der Traviata ereilen wird, kann man nicht sagen, aber es ist ganz einfach eine Frage der Zeit. Mit Weltuntergang hat das bestimmt nichts zu tun, eher mit Realität.



    Diese Frage verstehe ich nur nicht: bedeutet sie doch konsequent zuende gedacht, dass man sich garkeine Oper anschauen darf, da ja mindestens beim ersten Mal immer der Vergleich fehlt!



    Jetzt mach du dich bitte nicht lächerlich! Welche Vergleiche (außer DVDs und youtube) hat deine Tochter denn, wenn sie die Traviata in späteren Jahren nochmal schauen will? Den Autoscooter-Quatsch in Hamburg?



    Andererseits haben sie ein gutes Gespür dafür, wenn etwas nicht stimmt; z.B. sagte meine Tochter in dem Moment, als Alfredo (mit Blumen und Gebäck) an Violettas Totenbett kam, schlicht "Zu spät!" (noch bevor es gesungen wurde); ich finde, sie hat damit die Handlung sehr gut auf das Wesentliche reduziert erfasst


    Was aber nicht für die Inszenierung, sondern für die Intelligenz deiner Tochter spricht.

    Wenn du tatsächlich glaubst, dass internationale Stars mit originalsprachlichem Gesang in Felsensteins Regie die Krönung gewesen wäre, dann ist dir echt nicht zu helfen, dann hast du jedenfalls von Felsenstein und seinen Ideen nicht sehr viel Ahnung! (Die kann man übrigens alle nachlesen!)


    Ach ja? Ich kenne Felsensteins Vorstellungen, keine Angst, darüber habe ich genug gelesen und mich damit auch gebührend auseinandergesetzt. Teilen muss ich sie trotzdem nicht oder nicht hundertprozentig, was mein gutes Recht ist. Mir in unverschämtem Ton die Kompetenz abzusprechen, ist dein Recht allerdings ganz und gar nicht. Ich bin andererseits auch selber schuld, wenn ich mich auf eine Diskussion mit dir einlasse, denn du bist ja schon im letzten Jahr moderiert und sogar aus dem Forum ausgeschlossen worden.

    Zitat

    Die sichtbare Distanzierung ist längst auch verbal geworden

    Dass die meisten Opern an der Komischen Oper immer noch nicht originalsprachlich aufgeführt werden, ist trotzdem ein Erbe Felsensteins. Leider das einzige.



    Herrje, warum hätten denn nun auch noch an Berlins drittem Opernhaus die gleichen großen Gesangstars gastieren sollen wie an den beiden anderen Häusern, noch dazu originalsprachlich? Dann wäre die Komische Oper nie so berühmt geworden, sondern ein Haus unter vielen gewesen. Deine Idee hätte die Komische Oper nicht besser gemacht, sondern ihr den Todesstoß gegeben!

    Das ist deine Meinung! Was wäre so schlecht daran gewesen, wenn internationale Stars in originalsprachlich aufgeführten Opern unter Felsensteins Regie gesungen hätten? Nichts! Es wäre die Krönung gewesen.



    Aber wie gesagt: Es konnte doch auch gar nicht das Ziel sein, dass die gleichen Leute, die woanders sangen, auch dort singen. Felsenstein formte sein eigenes ENSEMBLE und dieses war unverwechselbar und wurde deshalb berühmt.

    Er wurde nicht durch sein Ensemble, sondern seine Regien berühmt.



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    JETZT wird es wirklich interessant, denn Nocker hat an der Komischen Oper Berlin NIE den Kalaf gesungen!!! 1972 ist anlässlich des 25. Geburtstages des Hauses im Jahrbuch der Komischen Oper eine Übersicht mit den Namen sämtlicher bis dato aufgetretener Solisten und allen Rolle, in denen sie auftraten, erschienen. Bei Nocker sind an großen Rollen u.a. aufgeführt: Max, Pedro, Hoffmann, Othello, Almaviva/Paisiello, Cavaradossi, Herodes, Blaubart, Eisenstein,dazu noch einige kleinere Rollen - kein Kalaf weit und breit!!! Premierenbesetzung der Herz-Inszenierung 1958 war immerhin Hermin Esser, die nächste Inszenierung dieser Oper folgte erst 1998, nach Nockers Tod.

    Zunächst einmal verbitte ich mir deinen anmaßenden Ton. Mein Vater erzählt mir keine "Räuber-Pistolen" , wenn, dann verwechsele ich die Rollen (was natürlich einem unentschuldbaren Verbrechen gleichkommt), und es mag sein, dass nicht Nocker den Kalaf sang, aber dann ein anderer Tenor, der Felsenstein "genehmer" war als ein stimmlich besserer, aber szenisch eben weniger passender Sänger. Dass der von mir zitierte Ausspruch Felsensteins nicht durch die internationale Presse ging und du es mir deshalb nicht glaubst, tut mir ja leid, aber es gab ihn trotzdem, und er passt auch zu Felsensteins sonstigen Ansprüchen - die per se ja gar nicht schlecht, aber eben leider nicht immer zu verwirklichen waren. Und: Markieren war grundsätzlich verpönt, und die Proben waren in der Tat sehr anstrengend. Das wussten aber die Sänger, die mit Felsenstein arbeiteten. Wenn du Nocker als Cavaradossi eindrucksvoll findest, ist das dein gutes Recht, aber für mich gehören zu der Rolle schon einige andere Qualitäten dazu. So jemand ist nur durch Felsenstein berühmt oder zumindest bekannt geworden und hätte es auf internationalem Parkett nirgends geschafft.

    Meinst du, dass ein Mädchen mit 8 1/2 Jahren in dieser Mailänder Traviata die Verrücktheiten und die Ummünzung von Liebe in Unterkühlung schon erkennen kann? Einem Kind in diesem Alter mag ja das Kasperletheater sogar noch gefallen. Ob sie später, wenn sie Texte wie ein Libretto lesend verstehen kann, auch noch damit zurecht kommt, darf man jedenfalls in Frage stellen.


    Zumal auch die große Frage ist, welche Vergleiche sie zur Bewertung und Einordnung dieser Traviata-Parodie heranziehen kann - jetzt und erst recht in späteren Jahren.


    Ach komm, jetzt machst Du dich lächerlich! - Nur, weil eine Theater- oder Opernsaison nicht nur hierzulande nicht von Januar bis Dezember geht und ein Stück ggf. nur in der ersten Saisonhälfte auf dem Spielplan steht, bedeutet dies noch nicht automatisch den Weltuntergang ... :no:


    Was heißt Weltuntergang? Drei magere Vorstellungen sind nicht gerade viel. Ich würde mich jedenfalls sehr wundern, wenn es die Inszenierung in der nächsten Saison noch geben sollte. Aber ich lasse mich gern überraschen.