nd dann kommen die, welche das Stück überhaupt nicht gesehen haben und zeigen sich entrüstet. Das einzige, was sie sagen, ist: Wir wollen so etwas nicht sehen! Das ist ungefähr so, wie wenn Bayern München zuhause 6:0 gewinnt und alle zufrieden und vergnügt nach Hause gehen, selbst die Gegner neidlos anerkennen müssen: Das war ein tolles Fußballspiel und Bayern hat verdient gewonnen. Und dann kommen einige Griesgrämige, die gar nicht im Stadion waren und sagen: Das war kein schönes Fußballspiel, weil wir die Bayern nicht mögen. Eine solche Haltung nennt man wohl zu Recht voreingenommen mangels Bereitschaft, sich unvoreingenommen mit einer Sache überhaupt einzulassen. Nur dann gerät man nicht selbst in den Selbstwiderspruch, wenn man dem Publikum unterstellt, was sich begeistern läßt: Es hätte nun gar keine Ahnung vom Fußball bzw. von der Oper. Das wäre nun aber ziemlich anmaßend und auch unwahr.
[...] Persönliche Verunglimpfung entfernt. TP
Also ich persönlich kenne keinen Fußballfan, der eine bessere Leistung - und zwar egal, von welchem Verein - nicht anerkennt. Das liegt vielleicht auch daran, dass im Fußball immer noch Regeln gelten, die von allen Mannschaften einzuhalten sind und dass man, wenn man ins Stadion geht, auch Fußball - nicht Handball, nicht Tennis, nicht Pingpong und nicht Völkerball - zu sehen bekommt, egal ob man nun mit dem Verein sympathisiert oder nicht.
Was nun an Koskys Comicshow besser sein soll als an der Everding'schen Zauberflöte, erschließt sich nicht. Dass sie einige anspricht, ist durchaus möglich, dass sie viele andere, die die Musik im Vordergrund haben möchten, nicht anspricht, genauso. All das ist legitim. Die "Begeisterung" für die Produktion ist sicherlich viel weniger darin zu suchen , dass sie sich comic-artiger Bilder bedient. Hier wurde einmal ganz bewusst auf die sonst üblichen, widerlichen Requisiten des herkömmlichen Regietheaters verzichtet - es gibt keine Nackten, keine Nazis, keine Gaskammern, keine Lumpen, keine Vergewaltigungen und keinen Puff. Stattdessen gibt es eine Menge zu sehen, viele bunte Bildchen, viel Videoklamauk und Reizüberflutung gratis. Dafür sind einige dann schon so dankbar, dass sie auf die Knie sinken und in Begeisterungsstürme ausbrechen. Von mir aus gern. Es gibt aber auch Leute, denen das noch nicht ausreicht. Das ist eben das Erbe jahrelanger Zermürbung durch das Regietheater. Nun ist das Publikum "gefügig" gemacht worden, und es muss schon zu extremen Auswüchsen kommen, bevor es protestiert. Für alle, deren Schmerzempfinden noch keine Hornhaut bekommen hat, sieht das anders aus.