Rezension CD's von SDG 141 Vol.3 veröffentlicht vom Label: "Monteverdi" im Februar 2008
Hallo,
nach Erhalt der neuen CD's vom Label "Monteverdi" beginne ich mit meiner Rezension der "ersten CD" von SDG 141 / Vol. 3 für den 4. Sonntag nach Trinitatis.
SDG 141 Volume 3 (2 CD's) Kantaten für den 4. Sonntag nach Trinitatis
Aufführungsort: am 16. Juli 2000 in "Tewkesbury Abbey" und
am 23. Juli 2000 in Mühlhausen / Thüringen, "Divi Blasii Kirche"
Click here "Gardiners-Reisetagebuch" for a German
Hier klicken zur "Meinungsäußerung" von Nicolas Robertson
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BWV 24 - Ein ungefärbt Gemüte
BWV 185 - Barmherziges Herze der ewigen Liebe
BWV 177 - Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ
Gesangs-Solisten: Magdalena Kozená, Sopran | Nathalie Stutzmann, Alt
Paul Agnew, Tenor | Nicolas Teste, Bass
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Die Kantate: BWV 24 "Ein ungefärbt Gemüte" für den 4. Sonntag nach Trinitatis entstand zum 20. Juni 1723 in Leipzig und wurde höchstwahrscheinlich in dem gleichen Gottesdienst aufgeführt.
Diese Komposition betont die zentrale Stellung des Bibelwortes durch eine geringstimmige Instrumentierung. In der Eingangsarie bilden die geführten Violinen und Viola eine Obligatstimme; in dem Alt und Continuo zu einem einheitlichen Trio verschmelzen.
Hervorheben möchte ich die großartige Rhytmik der Violinen im Eingangssatz, eine Altistin; Nathalie Stutzmann, die zu überzeugen weiss.
Das anschließende Tenor-Rezetativ: "Die Redlichkeit ist eine von den Gottesgaben" von Paul Agnew gesungen, wird wortverständliche und mit einem guten Timbre ausgestattet, anschaulich vorgetragen.
Der 3. Satz mit dem Choral: "Alles nun, das ihr wollet" wird vom Monteverdi Choir mustergültig ausgesungen eine prächtige Unterstützung erfährt der Chor durch das Orchester und mit dem prächtig agierenden Clarino über der vollen Streichergruppe. Dieser Satz strotzt voller Musikalität und gelingt allen Beteiligten aufs vortrefflichste, sie bedeutet für mich ein besonderes Herzstück in dieser Kantate.
Im 4. Satz des Bass-Rezitativs: "Die Heuchelei ist eine Brut" singt ein Bassist (Nicolas Teste) diesen Part stimmlich perfekt, ausgestattet mit einem Volumen an Sangeskraft, die in diesem schönen Rezitativ voll zur Geltung kommt und entsprechende Gesangs-Nuancen zu setzen weiss.
In der Tenor-Arie: "Treu und Wahrheit sei der Grund" (Paul Agnew), Mustergültig und stark im Ausdruck weiss mich dieser Tenor zu überzeugen.
Den Schlusspunkt setzt ein wunderbarer Choral: "O Gott, du frommer Gott."
In würdevoller und bedächtiger Schönheit singt der Monteverdi Choir diesen prächtigen Choral und der Hörer wird durch den Chor geradezu animiert, summend in den Lobpreis "Gottes" mit einzustimmen...!!
Die Kantate: BWV 185 "Barmherziges Herze der ewigen Liebe" für den 4. Sonntag nach Trinitatis wird der Weimarer Zeit zum 14. Juli 1715 zugeordnet.
Bei ihrer Wiederaufführung in Leipzig am 20. Juni 1723 hat Bach einiges verändert, insbesondere das für Weimarer Chorton-Aufführung verfasste Werk endgültig in die Kammertonart g-Moll umgeschrieben, da fis-Moll ungewöhnlich tief gelegen hatte.
Hierzu bemerkt Gardiner in seinem Reisetagebuch folgendes:
Unserer eigenen Aufführung legte wir die letzten Überarbeitungen zugrunde. Whittakers Analyse verfängt sich in dem ‚Dornenrosen des Franck’schen Textes, die in so reichem Maße dem jungen Komponisten auf den Weg gestreut werden, während Albert Schweitzer der Meinung ist, die Schönheit dieser Kantate werde "durch den trockenen moralisierenden Text etwas beeinträchtigt". Ich bin mir nicht so sicher. Bach findet geeignete Mittel, Francks harmlose Paraphrase der Weisung des Evangeliums "Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist" auf überzeugende Weise wiederzugeben.
Im 1. Satz: Duett für Sopran: (Magdalena Kozená) und Tenor: (Paul Agnew) mit dem "Barmherziges Herze"
agieren zwei vortreffliche Gesangspartner. Welch eine göttliche Stimme des Soprans dazu als ein ebenbürtiger Partner der Tenor, sie passen stimmlich perfekt zueinander. Das Cello und Clarino unterstützen den Gesang perfekt und wissen den Hörer zu berühren.
Im 2. Satz das Rezitativ für Alt (Natalie Stutzmann), "Ihr Herzen, die ihr euch" scheint mir die Stimme der Altistin ein wenig zu stark in ihrem Timbre zu klingen, während das Orchester in warmen Klangfarben sich wohltuhend davon abhebend agiert und erklingt.
Ansprechender agiert die Altistin im 3. Satz mit der Alt-Arie "Sei bemüht in dieser Zeit", eine fantastische orchestrale Musik erklingt in diesem schönen Satz, ein Genuss für den Hörenden...!
Das Bass-Rezitativ (Nicolas Teste), "Die Eigenliebe schmeichelt sich!" Ein hervorragender Bass weiss sich hier gekonnt zu artikulieren und findet seine entsprechende perfekte gesangliche Fortsetzung im 5. Satz mit dem "Das ist der Christen Kunst."
Der Schlusspunkt wird gesetzt mit dem Choral: "Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ."
Der Chor ist überwältigend und rundet eine wunderschöne Kantate mit ihrer Sangeskunst zu einer gekonnten Wiedergabe entsprechend ab.
Kantate: BWV 177 "Ich ruf zu dir, Herr Herr Jesu Christ" für den 4. Sonntag nach Trinitats wurde am 6. Juli 1732 in Leipzig aufgeführt. Es ist eine Choral-Kantate und verzichtet auf Rezitative.
Der 1. Satz, mit dem Eingangs-Choral "Ich Ruf zu dir, Herr Jesu Christ" hebt sich in von dem zuvor gehörten einfachen Choral als Schluss-Satz des BWV 185 in seiner Vielseitigkeit und kompositorischen Größe absolut von dem vorgenannten ab. Was Bach hier an Komponier-Kunst an den Tag legt, lässt seine Genialität wiederum bewundern. Schon die Eingangs-Sinfonia der Streicher ist erwärmend zu hören und erfährt mit den danach einsetzenden Einzelstimmen des Chores und im weiteren Verlauf einen weiteren Höhepunkt im Eingangs-Satz.
Die im 2. Satz anschließende Alt-Arie (Natalie Stutzmann), - "Ihr Herzen, die ihr euch" - erklingt in Verbindung mit dem BC durchaus wohltuhend, hier überzeugt N. Stutzmann mit ihrem Gesangs-Stil.
Der 3. Satz mit der Sopran-Arie: "Verleih, dass ich aus Herzensgrund" ist eine bewundernswerte Sopranistin zu hören, Magdalena Kozená mit ihrem Engels-Gesang ist betörend schön, vortrefflicher kann diese zu Herzen gehende Arie nicht zu Gehör gebracht werden, dieser Perlen-Gesang ist ein weiterer Höhepunkt in dieser Kantate, dazu das BC und Fagott, das ist für mich himmlische Musik, die Gardiner so perfekt umzusetzen in der Lage ist, genial gelungen...!
Nicht minder schön gelungen im 4. Satz die anschließende Tenor-Arie: "Lass mich kein Lust" durch Paul Agnew. Die Gesangs-Solisten sind in dieser CD einmal als gelungene Interpreten besonders zu vermerken, hier standen Gardiner Top-Sängerinnen und Sänger zur Verfügung. Die Violinen, BC und Fagotte zaubern in diesem Satz eine beschwingende Musik der Genialität, die Ausarbeitung eines weiteren Höhepunktes durch den Sir, einfach perfekt gelungen eine weitere Akzentuierung zu setzen.
Betörend erklingt der Schluss-Choral mit dem "Ich lieg im Streit und widerstreb" die Gesangs-Kultur und Wiedergabe ist in sich eine geschlossene Einheit, das Singen dieser Wunder-Sängerschar lässt einen erschauern und beglückend miterleben, welch großartige Mitwirkende Gardiner in dieser Einspielung zur Verfügung standen.
Im Anschluss daran als Aufführungsort: am 23. Juli 2000 "Divi Blasii Kirche" in Mühlhausen.
Die Mitwirkenden: Joanne Lunn (Sopran), William Towers (Alto), Kobie van Rensburg (Tenor), Peter Harvey (Bass).
Zum Ratswechsel in Mühlhausen BWV 71 "Gott ist mein König"
J. S. Bach war als Organist von 1707 bis 1708 in der Freien Reichsstadt Mühlhausen/Thüringen an der Kirche "Divi Blasii" beschäftigt. Ihm oblag in der Reichsstadt die gesamte Kirchenmusik. Aus Anlass des Ratssherrenwechsel am 4. Februar 1708 erteilte ihm der Rat der Reichsstadt den Auftrag, zum Gottesdienst diesen Ratsherrenwechsel mit einer eigenen Komposition mit Festmusik auszugestalten.
Die Instrumentierung ist dem Anlass entsprechend üppig von Bach besetzt worden. Vier Instrumental-Chöre, 3 Trompeten, Pauken, 2 Blockflöten, Violoncello, 2 Oboen, Fagott, 2 Violinen, Viola. Diese Komposition ist in Mühlhausen erhalten geblieben und liegt dort zur Einsicht aus.
Jubelnd ertönen die Pauken und Trompeten im 1. Satz: "Gott ist mein König von altersher" es ist ein höchst wechselvolles, dynamisch differenziertes Klanggebilde zu vernehmen, reizvoll die im Wechsel einsetzenden Vokal-Stimmen die als Unterstützung des Wortes mit einem großen Chor dies untermauern. In meisterlicher Manier setzt der Monteverdi Choir die entsprechenden Akzente in diesem großartigen Satz.
Der 2. Satz mit der Arie" Ich bin nun 80 Jahr" für Tenor (Kobie van Rensburg) und Sopran (Joanne Lunn) harmonieren prächtig zusammen und bezaubern durch ihren Gesang.
Aus diesem üppigen Werk möchte ich noch den 5. Satz für Alt-Arie (William Towers) mit dem "Alt durch mächtige Kraft" erwähnen, klar verständlich und in seiner Gesangs-Artikulation durchaus akzeptabel meistert er mit Unterstützung der Trompeten diesen Part.
Der 6. Satz mit dem "Du wollest dem Feinde" erscheint mir in seiner polyphonen Ausarbeitung ein besonderes Highlight zu sein, diesen Satz kann ich mir immer wieder anhören so schön ist er bis in die kleinste Nuance von Gardiner interpretiert und ausgefeilt von allen Beteiligten dargeboten worden... eine Traummusik, wo man ins Schwärmen gerät, großartig ... !!
Die prächtige volle Instrumentierung mit Pauken und Trompeten beenden im Schluss-Satz mit dem "Das neue Regiment" ein Früh-Werk von J.S. Bach, das fast nicht wiederholbar erscheint, so ungezwungen und gefüllt mit einer Vielseitigkeit an Musik erlebt man ein Werk von Bach selten.
Den Ausführenden, ob Monteverdi-Choir, Baroque Soloists oder Gesangs-Solisten gelingen eine außergewöhnliche Wiedergabe eines Früh-Werkes von J.S. Bach, an dem sich der Hörer ergötzen kann. Gardiner sei dafür gedankt, dass er diese wunderschöne Komposition mit in seine Cantata Pilgrimage Tour aufgenommen hat.
Grüsse
Volker