Beiträge von hami1799

    Ich habe jedenfalls versucht, sachlich zu bleiben.


    Sachlichkeit ist leider kein Alibi. Das erinnert mich an den weisen Spruch "wer schreit hat Unrecht".


    Im Übrigen geht es gar nicht darum, wie Dr. Kaletha im Einzelnen einen Artikel bewertet, sondern um die Art, dass und wie er eine hintergründige Unterstellung verteidigt hat.
    Du willst dem Herrn Doktor wohl nicht Dummheit oder Ahnungslosigkeit unterstellen.?


    Nicht Alles auf dieser Welt passt fürs Regietheater, das sollte man doch akzeptieren können.

    Ich gebe Dir in allem recht, aber was Meeses »überragende Kreativität« angeht, so habe ich, falls das von Dir nicht ironisch gemeint war, doch meine Zweifel.


    Nun, Meese is ein Querdenker und als solcher mir a priori nicht unsympathisch. Ich denke auch, dass er am rechten Objekt einiges zu leisten vermag.
    Beim Parsifal hat er sich aber irgendwie verrannt und da er vermutlich kaum auf (gute) Ratschläge hört, hat er seinen Rauswurf selbst herbei geführt.


    Seine politischen Ansichten kenne ich allerdings nicht.

    Verdrängung und einen weltabgewandten Hedonismus zu frönen kann nicht die primäre Aufgabe von Kunst sein, meine ich.


    Wer hätte das je behauptet?
    Ist es etwa das Non plus ultra der Tugenden, jedem mit der moralischen Brechstange zu begegnen, der dem Leben auch einmal positive Seiten entlocken möchte?
    Kannst du nicht wenigsten einmal die Kirche beim Dorf lassen?
    Operette als Werkzeug der Verdrängung und eines weltabgewandten Hedonismus? Ein ausgemachter Blödsinn!


    Wenn diese moralisierende Besserwisserei die letzte Weisheit der zeitgenössischen Philosophie darstellen soll, dann tut mir diese "Wissenschaft" aufrichtig leid!


    Im Übrigen hast du deiner Gewohnheit gemäß wieder alles falsch verstanden. Ich kenne Operus und auch seine Ansichten auf dem sozialen Gebiet. Er hat es weiß Gott nicht nötig, sich als sorglosen Trottel anpflaumen zu lassen.

    Lieber Stimmenliebhaber, liebe Freunde,
    selbstverständlich wurde diese "Kantate" von mir mit einem Augenzwinkern hier in dem enrsthaften Thread eingestellt. Aber es ist tatsächlich eine große Freude. sie zu hören.


    Das "dideldum" dürfte wohl einer der genialsten humoristischen Einfälle der Operngeschichte sein.


    "O wie schön die Worte fließen.
    Wie ein Bächlein über Wiesen;
    Gar nicht schwülstig, ganz natürlich"


    Das tun sie beim Dichter Lortzing allemal.

    Das Interview mit Herrn Meese macht mir jedenfalls klar, dass dieser Regisseur alles gnadenlos verdammt, was nicht seinem Gehirn entspringt.
    Nun fühlt er sich zudem als Parsifal, auch als musikalisch reinen Tor, dem es geradezu ein Gräuel ist, Partituren lesen zu können.


    Wörtlich: „Ich kann keine Partituren lesen, na und? Ein Glück ist das. Partituren lesen können Millionen. Es geht doch nicht darum, etwas zu tun, was man kann, sondern etwas, das man muss. Aus totaler Liebe.”


    Das mag wohl angehen bei Donizetti oder Verdi, den Falstaff ausgenommen, doch wie will man Wagner auf die Bühne bringen, ohne die in den Noten versteckten Andeutungen zu den Leitmotiven zu verstehen? Das geht ohne Harmonielehre überhaupt nicht.


    Da bleibt ihm nur Eines: sich auf die Handlung zu beschränken und die Musik zur Staffage zu degradieren. Wieso aber dann nicht bei Ibsen, Tennessee Williams oder Tschechov bleiben?


    Nein, Herr Meese kümmert sich nicht um Wagner, sondern allein um seine eigene Deutung des Parsifal-Komplexes.
    Da mag bei seiner zweifellos überragenden Kreativität viel Interessantes und des Nachdenkens Wertes dabei herauskommen, nur – eben keine Wagneroper.

    Da habe ich auch mit den Augen gerollt.


    Ich dagegen, lieber Thomas, habe in der Manier eines großen Apachenhäuptlings mit keiner Wimper gezuckt.


    Um einmal etwas Nettes zu sagen: auch die Idee der Kruzifixe war interessant. Sie ist ja sehr vieldeutig. Die Religion als Psychose?
    Leider konnte ich nicht die ganze Oper verfolgen, muss es nachholen. Vor allem wegen Klingsor, der für mich aufgrund seiner Doppelnatur die interessanteste Figur im Spiel ist.


    Zum Fall Vogt kann ich nur meinen eigenen Gesinnungswandel darlegen. In grauer Vorzeit, in den 50er Jahren war ich bass erstaunt darüber, dass jemand Kurt Wehofschitz in der Arie "Oh süße Nacht" aus Don Pasquale gut finden konnte. Das ist doch kein Tenor, dachte ich damals und konnte mir außer Mario Lanza und Mario del Monaco nichts vorstellen, was singen konnte.
    Heute, drei Generationen später, suche ich verzweifelt, an die genannte Aufnahme zu gelangen, leider vergebens.
    "Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort" und folglich mit dem Urteil.


    Ich sehe da eine Parallele till Klaus Florian Vogt. Vor 2 Jahren noch fand ich seine Wagner-Versuche ungenießbar. Zwei Jahre danach geht es mir schon besser, ihm zweifelsohne aber auch.
    Gewöhnung schafft Präferenzen und es ist nicht immer leicht, von eingefahrenen Klangvorstellungen los zu kommen.
    Gegen Max Lorenz würde ich KFV unter Umständen eintauschen, keinesfalls doch bedingungslos. Gegen Sándor Kónya allerdings ohne weitere Forderungen.

    Im zweiten Akt baut Laufenberg den Sakralraum des ersten Aktes zum arabischen Bad um. Schöne Idee, die Mosaiken meine ich in Potsdam und Berlin schon mal gesehen zu haben.


    Hat mir auch gefallen. Aber dann: schon wieder Kampfanzug und der krampfhafte Beziehungsversuch zu einer aktuellen Realität, als ob das Wüten der Kreuzritter einem Opernkenner unbekannt wäre.

    Empfang der Gäste


    Im Angedenken deiner Verdienste auf den Gefilden der Muse und als Bewunderer deiner geradezu phänomenalen Kondition und deinem unübertroffenen organisatorischen Geschick, will ich dir deine prosaische Darstellung nicht weiter nachtragen.


    Selbst hätte ich aber "Einzug der Gäste" geschrieben.


    Herzlichst
    ein anonymes Mitglied deiner Fan-Gemeinde.

    Ich glaube der Eindruck trügt


    Vielleicht doch nicht.


    Jedenfalls sind bedeutungvolle Veränderungen gegenüber den 70igerjahren eingetreten:
    a) die Gewalt ist ohne deutliches Feindbild weniger selektiv, daher auch mehr unberechenbar.
    b) das Internet ist zum gefährlichen Trigger geworden.
    c) nach den Balkan- und Nahostkriegen, wie auch nach dem vorläufigen Schrumpfen des Sowjetimperiums ist es nun leicht, an Automatwaffen zu gelangen.
    d) die chaotische Situation auf den Arbeitsmärkten und die damit verbundene Verarmung eines Teils der Bevölkerung sowie die zynische Behandlung der Kurden, Palästinenser und anderer underdrückten Volksgruppen hat viele Jugendliche radikalisiert.
    e) die Märtyrer-Philosophie ist zur Mode geworden.
    f) der sich immer mehr ausbreitende religiöse Fanatismus scheint eine Antwort auf die nun abgelaufene Toleranzperiode zu sein, vor allem in Europa, wo man sich wieder einmal auf "christliche Werte" besinnt. Wir müssen eine längere Zeit der zunehmenden Polarisierung und Radikalisierung befürchten.

    In diesem Tread sollte es um den Fliegenden Holländer gehen, und es sollte nicht ausarten in eine Diskussion, wie sie nun begonnen hat.


    Ich fürchte, lieber Willi, eine Diskussion über diesen Holländer würde noch mehr ausarten, darum lasse ich sie lieber.


    Man höre sich nur die folgende Ungereimtheiten an (aus deinem Konwitschny-Hinweis):


    "Wie im Parsifal gibt es keine Lösungen mehr, nur noch Erlösungen. Das Tragische an der Geschichte ist nun: Der Holländer könnte zwar diese Erlösung finden – aber er hat das Vertrauen verloren, dass diese Frau ihn bedingungslos liebt."


    Dagegen wäre nichts einzuwenden.
    Aber nun:


    "Das liegt an der Unfähigkeit, sich total auf eine Beziehung einzulassen. Das ist wieder ganz aktuell, das kommt dauernd vor, dass man sich immer noch eine Hintertür offenhält. Die Männer haben eine riesige Furcht vor so einer Frau, die zupackt, die unbedingt ist. Daran scheitert das nämlich – nicht an der Untreue der Frau." ??? ?(


    Jetzt ist es plötzlich "die Unfähigkeit, sich total auf eine Beziehung einzulassen".
    Woher kommt denn diese originelle Erkenntnis? Das wäre ja ganz etwas anderes, als das durch lange Erfahrung gereifte Misstrauen in die weibliche Treue.
    Was wäre übrigens das Motiv des Holländers, sich eine Hintertür offenhalten zu wollen?
    Anscheinend fährt er so gerne zur See (sagt der Tiefenpsychologe?), dass er nach Sentas Gespräch mit Erik ein betrügerisches Misstrauen vortäuscht, om der fatalen Bindung zu einer Frau zu entkommen.
    Und das alles nach seinem verzweifeltem Notruf an Daland? Wo bleibt da die Logik?
    "Es kommt dauernd vor", meint der Regissseur. Na und? Auch wieder so eine Begründung, die weder Hand noch Fuß hat.


    Übrigens scheitert hier überhaupt nichts im Wagnerischen Sinne. Die ewige Verdammnis ist schließlich glücklich umschifft.

    Ich glaube, Deine nivellierenden Gleichsetzungen versteht hier wohl die Mehrheit ganz und gar nicht und auch nicht Dein ziemlich absurdes Verständnis von "kriminell" und "Mord".


    Wenn jeder mein absurdes Verständnis hätte, gäbe es weit weniger unschuldige Opfer auf unseren Straßen.


    "Nivellierende Gleichsetzung"! Dass du auch jeden Blödsinn, den du selbst nicht verstehst, immer hinter geschwollenen und völlig unangebrachten Ausdrücken verstecken musst. Es scheint mir auch, dass du deine eigene Verkehrsmoral zu verteidigen versuchst.

    Dass aber Kinder und Jugendliche gezielt in einem Supermarkt erschossen werden, ist nicht etwas, was wir als unvermeidliches "Einkaufsrisiko" hinzunehmen bereit sind analog dem Autofahren.


    Von "Unvermeidlich" hat zwar niemand gesprochen, aber es sei denn:


    Dass täglich gezielt Unschuldige ermordet werden, weil kriminelle Subjekte auf den Autobahnen keinen Abstand halten (eine häufige Unfallursache), ist nicht unvermeidlich und dass wir Leute in den Bundestag wählen, die diesem Wahnsinn tatenlos zusehen, ist ebenfalls nicht unvermeidlich. Und dass wir nicht dagegen protestieren, dass Journalisten von Unfällen sprechen, wo es sich um schwere Verbrechen handelt, bedeutet schlicht und einfach, dass ich nicht daneben liege. Es ist auch nicht von Bedeutung, ob man das Risiko im Straßenverkehr bewusst eingeht, die Frage ist doch eher, ob man es freiwillig tut.


    Im Übrigen habe ich von der Wahrnehmung des räumlichen Konzentrats gesprochen. Für mich sind eben 1 Verkehrstoter an 100 verschiedenen Orten kein geringeres Übel als 100 Tote an ein und demselben Ort. Das Gleiche gilt natürlich auch für den Terrorismus oder Naturkatastrophen.


    Was ist daran nicht zu verstehen?

    Man kann doch nicht einfach durch Abschließen der Türen so tun, als ginge einen das schreckliche Geschehen nichts an.


    Wir tun es aber, lieber Willi,
    weil wir "schreckliche Geschehen" nur als örtliches Konzentrat wahrnehmen. In Deutschland sterben täglich genaus so viele Menschen im Straßenverkehr wie beim Münchner Amoklauf.
    Das sehen die Meisten, vermutlich aus Mangel an Phantasie, ziemlich gelassen an.

    schön, dich hier wieder zu lesen!


    Ja, lieber Stimmenliebhaber, bin selbst am frohesten
    und da das Missverständnis ausgeräumt zu sein scheint und unser Smetana seinen Platz unter den Göttern behalten durfte, dürfen wir uns alle miteinander freuen.


    Meine schlimmsten Gegner sind zur Zeit ohnehin nicht die Regisseure, sondern die Unbilden der Witterung. Für den 12. August habe ich nämlich Karten für den Freischütz (garantiert jugendfrei) auf der Felsenbühne in Rathen bei Dresden. Wenn ich jetzt allerdings entscheiden müsste zwischen "gutem Wetter und Regietheater" und "schlechtem Wetter und Romantik", wäre ich in einer scheußlichen Lage.


    Tröstlich dagegen finde ich das Untersuchungsergebnis der Forenleitung. Es leben die Spinner! Denn ohne Spinner kein Weber und ohne Weber kein Freischütz. Möge es so bleiben!


    Sollte es am 12. August regnen, werde ich wenigstens auf die Technik eines berühmten (Gold)Spinners zurück greifen:
    "Das hat dir der Teufel gesagt, das hat dir der Teufel gesagt," schrie das Männlein und stieß mit dem rechten Fuß vor Zorn so tief in die Erde, daß es bis an den Leib hineinfuhr, dann packte es in seiner Wut den linken Fuß mit beiden Händen und riß sich selbst mitten entzwei.


    Hoffe nur, dass es dann auch funktioniert.