Beiträge von La Roche

    Als Student in Merseburg erlebte ich in den 60-er Jahren nicht nur unsere DDR- Jazzer (z.B. Uschi Brüning, die Elbwiesen-Ramblers, das Berlin-Sextett u.a.), sondern auch die internationale Spitzenklasse.

    So durfte ich dabei sein bei

    - Mister Acker-Bilk im Leuna-Klubhaus

    - Hazy Osterwald ebenfalls in Leuna-Klubhaus (er war mehr als nur der Kriminaltango, die 6 Mann waren tolle Jazzer!)

    - Kenny Ball and his Jazzman (ich glaube, er war im Steintor in Halle/Saale)

    - Chris Barber in Leuna

    - und im Sommer 1966 gastierte sogar Satchmo in einer Messehalle in Leipzig. Er spielte bis zu 3 Konzerte täglich, und wir armen Studenten mußten 20,- bis 25,- DDR-Mark löhnen. Doch was solls. Ich habe sie alle gesehen.

    Nach der Studentenzeit verblaßte die Begeisterung für Jazz. Langsam wurde ich zum Opern- und Klassikfan, nicht ohne zwischenzeitlich Anhänger der Beatles und Elvis geworden zu sein. Die Affinität zur Musik von Elvis bis hin zu Johnny and the Hurricans ist geblieben, ohne sie je erlebt zu haben. Es kam der Übergang zu Oper und Klassik mit einem Herz, welches jetzt noch für "leichte" U-Musik schlägt. Je nach Stimmung.

    La Roche

    Trotzdem ist es naturverbunden und klangschön, vielleicht kann man das nur verstehen, wenn man die Taiga mit eigenen Augen gesehen hat. Höre es Dir mal an, von vorn bis hinten, und vergiß die politischen Überschriften der einzelnen Teile.

    Nicht die Musik macht das "Oratorium" wie er es selbst nannte, evtl, zu einem Politikum, sondern die "Inhaltsangabe" dieser für mich "sinfonischen Dichtung" aus der Gattung Programmmusik. Eine Art Alpensinfonie aus dem russischen Wald.

    Angeregt durch diesen Thread habe ich mir heute "Das Lied von den Wäldern" angehört. Ich war danach ziemlich bewegt. Es war meine erste Bekanntschaft mit diesem Werk. Es ist diese Aufnahme:


    http://www.youtube.com/watch?v=jqkxghfTuU4&t=103s


    Leider bin ich unfähig, Orchester und Sänger/Dirigent zu benennen. Aber ich bin außerordentlich angetan von der Musik. Tonal, nachdenklich bis triumphierend, sentimental bis himmelhochjauchzend. Schade, daß ich das Werk nicht eher kannte.

    Und schade, daß es offensichtlich nur selten zu erleben ist. Ich höre auch nichts von Spott oder Klage gegen politische Repressalien, ich höre nur eine tiefverwurzelte Liebe zur russischen Natur. So, wie ich die gewaltigen Wälder am Westrand des Urals selbst kennengelernt habe, so habe ich sie plötzlich wieder gesehen. Ein Liveerlebnis wäre sicher langanhaltend gedächtnisergreifend.

    Mir fällt das kleine Taumännchen und der Sandmann bei Humperdinck sofort ein, oder die 14 Engelein. Oder ist das Kitsch? Gibt es niedlichen Kitsch?

    Musikalisch übrigens gefällt mir die ganze Oper, auch wenn ich dem Kindesalter langsam entwachse.

    Aber Intermezzo habe ich noch nie live auf der Bühne gesehen

    Lieber Tristan2511,

    mir war es vergönnt, das "Intermezzo" live in Freiberg in Sachsen zu sehen. Ist schon mehr als 15 Jahre her, und ich habe den Mut bewundert, daß ein relativ kleines Theater sich daran getraut hat. Und geben wir es zu, publikumsträchtig ist die Oper nicht. Dann gibt es irgendwo in den Tiefen des www eine Aufführung (München, 60- er Jahre?) mit Hermann Prey.

    Nach meiner Meinung fehlen in der Oper die großen musikalischen Bögen, die Strauss in fast allen seinen Opern eingefallen sind. Die Oper ist ja teilweise eigenbiographisch gefärbt mit der Story von "Mieze Mücke", dem darauf folgenden Ehekrach, und Strauss hat es geschafft, sein Hobby, das Skatspiel, einzuflechten. In welcher anderen Oper wird sonst Skat gespielt. Diese Szene ist recht kurz, denn er hat schlechte Nachrichten von zu Hause bekommen und muß schnell zurück, um zu retten, was zu retten ist. Seine Frau will ihm die eigentlich gar nicht existierende Mieze Mücke nicht verzeihen. Nochmals viel Spaß, und mich würde interessieren, wie es Dir gefallen hat.

    Die ägyptische Helena habe ich live gesehen, auch Friedenstag, beides in Dresden. Guntram kenne ich nur aus dem www in einer konzertanten Aufführung, und auch Daphne habe ich live noch nicht gesehen. Allerdings gibt es davon eine (für mich) gelungene Aufzeichnung mit Fritz Wunderlich, Gottlob Frick und einem sehr starken James King als Apoll. Kennst Du bestimmt.

    Dort ist unten im Beitrag des inaktiven Mitgliedes Lynkeus eine Verlinkung angegeben, eine Hör-Anleitung zu einem Konzert des WDR Sinfonieorchesters aus dem Jahr 2005. Der Verfasser ist Dr. Jan Reichow

    Und gerade diese Aufführung habe ich mir jetzt angesehen und -gehört. Bychkow war da noch echt jung.

    Bisher habe ich um Schosta 4 immer einen Bogen gemacht. Wenn schon, dann 5 oder 7. Vor 4 hatte ich regelrecht Angst, hatte aber noch nie Gelegenheit eines Live-Besuches.

    Ich bin ein Bauchhörer, Emotion ist alles, Notensatz weniger. Jetzt würde ich einen Besuch nicht mehr scheuen, die Musik empfand ich nicht als atonal, wenn auch mitunter extrem laut - aber ich habe ja da am Fernseher einen Knopf, um die Nachbarn nicht zu stören. Und siehe da, ich mußte zum Schluß wieder lauter stellen. Der erinnert mich an Mahler 9 oder Bruckner 9, verklingend wie ein Hauch. Durchaus keine Musik zum Wegrennen. Eine Neuentdeckung für mich!


    La Roche

    Ich werde es in München verbringen und dabei am Samstag Richard Strauss - Die Liebe der Danae

    Neid!!!! Ich habe die Oper 2005 oder 2006 in Dresden gesehen, mit Anna Schwanewilms. Der späte Richard Strauss ist einfach ein Genuß!! Melodiös, klangschön, Zaubermusik eines Genies!! Nicht so aufwühlend wie Salome oder Elektra. Trotzdem bleibt Salome eine meiner Lieblingsopern - Strauss ist und bleibt mein Lieblingskomponist, nicht nur in der Oper!!

    Lieber Orfeo,

    Kannst Du Dich noch erinnern, welche Vorstellungen Du vor rund 25 Jahren besucht hast und wer dabei alles gesungen/dirigiert hat? Meine etwa 700-800 Opern/Konzertbesuche seit 1956 sind größtenteils noch im Gedächtnis erhalten geblieben, aber bei Einzelheiten vor 25 Jahren sind nun doch erste Lücken festzustellen. Meine dazugehörigen Programmhefte liegen ungeordnet im Keller, und wegen der vor einigen Tagen festgestellten Ungereimtheiten in meiner Erinnerung bin ich gestern über 2 Stunden im kalten Keller gewesen und habe gesucht. In meiner Erinnerung war klar, daß ich den FroSCH in Dresden 2x gesehen habe, aber ich glaubte, die 2. (insgesamt 18. Aufführung seit der Premiere) Aufführung war anders besetzt als beim 1.Besuch, und mein Gedächtnis war auch in dem Irrtum, daß diese 18. Aufführung nicht mehr von Sinopoli dirigiert wurde. Deshalb die lange Suche und meine Korrektur in #14 und #15. Ich habe den FroSCH live auch nur diese beiden Male in Dresden gesehen, leider. Und nach den Programmheften beide Male unter dem von mir hochverehrten Giuseppe Sinopoli. Das habe ich nun schwarz auf weiß.

    Sinopoli lebte also noch und hat in beiden von dir besuchten Vorstellungen dirigiert.

    Und genau das habe ich in #15 geschrieben. 3 Stunden vor Deinem Beitrag #16, welcher damit eigentlich unnötig war.


    Allerdings hat mein Gedächtnis mir gesagt, daß ich 2001 eine Veranstaltung in Dresden gesehen habe, die von Sinopoli dirigiert werden sollte und was durch seinen furchtbar traurigen Tod nicht mehr möglich war. Und das Programmheft habe ich nun auch vor mir liegen - es war das 11. Sinfoniekonzert der Dresdener Staatskapelle am 30.05.2001 in der Semperoper, auf dem Programm stand Mahler 2 und als Dirigent war kurzfristig James Conlon eingesprungen.

    Also - mein Fehler war eine Gedächtnislücke in meinem ansonsten noch sehr gut funktionierendem Gehirn. Aber mein Fehler war und ist, mich zu sehr darauf verlassen zu haben und die Unordnung meiner Programmsammlung. Ich suche auch nicht so gerne.

    Übrigens war ich nie Buchhalter, ich war Betriebsleiter, und da waren für das Geld natürlich Mitarbeiter zuständig.

    Es hat mir keine Ruhe gelassen. Ich habe das Programmheft gesucht und gefunden. Ich war mit meiner Frau in der 15. Vorstellung seit der Premiere am 17.11.1996 am 02.04.2000 um 16.00 Uhr. Es hat dirigiert Giuseppe Sinopoli, es sangen in den 6 Hauptrollen Heinz Kruse, Susan Anthony. Reinhild Runkel, Wolfgang Schöne, Renate Behle und Hans- Joachim Ketelsen.

    Und wir waren auch in der 18. Vorstellung am 18.02.2001 ebenfalls um 16.00 Uhr. Es hat auch Giuseppe Sinopoli dirigiert (der leider hier im Forum sehr kurz wegkommt), und da sangen Johan Botha, Cheryl Studer, Hanna Schwarz, Alan Titus, Luana de Vol und den Geisterboten ebenfalls Hans-Joachim Ketelsen. Ich erinnere mich, daß letzterer als indisponiert angekündigt wurde, er hat aber die zum Glück relativ kurze Rolle gut überstanden. Übrigens hat in dieser Inszenierung auch Klaus-Florian Vogt den Buckligen gesungen. Und weiter ziemlich bekannte Sänger waren in Nebenrollen zu erleben (Christiane Hossfeld, Annette Jahns, Ralf Lukas, Roxana Incontrera - sie war auch eine prima Königin der Nacht in Chemnitz - Helga Termer, Andrea Ihle u.a.) Es war ein musikalischer Höhepunkt - neben den mehrfachen Auftritten von Editha Gruberova besonders in Opern von Bellini und Donizetti in Dresden und Juan-Diego Florez, Diana Damrau und Zelko Lucic im Dresdener Rigoletto.

    Danke, lieber Orfeo,

    auf alle Fälle ist mir jetzt klar, daß Hanna Schwarz die Amme war und ein an diesem Tag toller Alan Titus ein prachtvoller Barak. Sonst wie #9, aber da stimmt dem Stimmenliebhaber seine Statistik nicht. Die Aufführung, die ich gesehen habe war am 18.02.2001, und Sinopoli ist am 20.01.2001 in Berlin während einer Aida-Aufführung am Dirigentenpult gestorben.

    Ich erinnere mich auch noch daran, daß wir (meine Frau und ich) bereits ca. 60 min vor Beginn der Aufführung auf dem damals noch öffentlichen Parkplatz vor dem "italienischen Dörfchen" angekommen waren und da trotz sehr frischer Temperaturen im Auto darauf warteten, ins Opernhaus gehen zu dürfen. Und da haben wir Johan Botha von der Hofkirche aus um die Ecke kommen und ins Opernhaus gehen sehen, unverkennbar an seinem etwas watschelndem Gang und seiner fülligen Figur. Alles unvergeßlich, denn so einen prächtigen Tenor habe ich nie wieder erleben dürfen. Ein besonderes Erlebnis - diese Oper in dieser Besetzung, und das alles in Dresden (dem Geburtsort meiner Frau).

    Viele Grüße von La Roche

    Lieber timmiju,

    ich hatte das Glück, in Dresden als Kaiser Johan Botha und als Kaiserin Sheryl Studer (am Ende ihrer Glanzzeit, aber immer noch hervorragend) zu erleben. Auch wenn bei dieser Inszenierung das Märchenhafte höchstens angedeutet wurde, so ist mir diese FroSCH in guter Erinnerung. Diese Oper braucht bestes Sängermaterial. Und die habe ich erlebt. Ich muß mal die alten Programmhefte raussuchen, denn auch die anderen Rollen waren Spitze. Ich weiß noch, daß Luana de Vol die Färberin war und Ketelsen der Geisterbote. Bei Barak und der Amme fehlt die Erinnerung. Ich weiß auch den Dirigenten nicht mehr - Sinopoli sollte dirigieren, der war aber kurz vorher verstorben.

    Ich habe diesen FroSCH 2x in Dresden gesehen, beim ersten Mal stand er noch am Pult, aber da sang Botha nicht, sondern Heinz Kruse. Übrigens saß beim 1.Besuch neben mir eine ältere Dame (ich war damals auch schon knappe 60), die ständig auf die Inszenierung schimpfte und die Märcheninszenierung aus ihrer Jugend in höchsten Tönen lobte. Aber das nur nebenbei.

    Du weißt schon, wie ich das meine. Ich gehe von den sogenannten "5W" aus, die einstmals von Kritikern bei Kritiken verwendet wurden, also was, wann, wer, wo, wie - die Reihenfolge braucht nicht zu stimmen - und noch vor wenigen Jahren war auch die Reaktion des Publikums der abschließende Gegenstand einer Rezension. Das vermisse ich immer öfter. Das Konzept des Regisseurs wird lang und breit erläutert, es bleibt oft zu wenig Platz für andere Informationen. Leider sind Kritiken dann oft extrem einseitig - und das war auch ein Grund, warum ich nach über 12 Jahren Abonnement des "Opernglases" diese gekündigt hatte. Ich hätte schon gerne gewußt, wie das zahlende Publikum eine Inszenierung aufgenommen hat, schon um daraus (nur für mich!) abzuleiten, ob ein Besuch bei mir freudige Erwartung oder innere Abwehrhaltung hervorrufen würde. Ich lege mehr Wert auf die Aussage eines Kritikers als Du denkst, positiv oder negativ.

    Leider sammle ich keine Zeitungsauschnitte mehr, aber ich würde Dich gerne darauf aufmerksam machen, wenn in meiner Heimatpresse Theateraufführungen durch berufsmäßige Kritiker derartig bewertet werden.

    Du brauchst mich auch jetzt nicht zu belehren. Ich bin als einer der im Publikum sitzenden Konsumenten ziemlich beratungsresistent.

    Und noch eine Bemerkung - es reicht nicht aus, wenn man behauptet ein Stück zu kennen, zumal bei einem Werk wie der FroSCH, bei dessen Deutung wohl alles möglich ist. Es reicht nicht zu wissen, daß nur eine Figur dieser Oper einen Namen hat, alle anderen lediglich eine Art Funktion. Die große Bandbreite in Musik und Handlung dieser Monsteroper (wegen Ihrer Vielfalt in Musik und Text) war auch der ursprüngliche Anlaß meiner Meinung, gerade diese Oper auf eine einsame Insel mitnehmen zu wollen.

    Übrigens lese ich bei Hans Heukenkamp auch kein einziges Wort über die Reaktion des Publikums. Immerhin hat er aber den "online-merker" zitiert.

    Wenigstens hat der Rezensent des Online-Merkers den Mut gehabt zu erwähnen, daß das Regieteam zum Schluß mit einem Buhorkan verabschiedet wurde. Bravo dem objektiven Kritiker. Seine Rezension wäre für mich ein Grund, diese Inszenierung zu meiden.

    Vorschlag für Regisseure: Man verwandle Keukobad in Putin, die Amme in seinen Geheimdienstmann im Kaiserreich und den Geisterboten zum Außenminister in Keukobads Geisterreich. Wo man dann die Handlung ansiedelt, wie man sie umschreibt und welche politische Aussage getroffen werden soll, das ist praktisch egal. Nur sind Kaiser knapp geworden.

    Ein Tipp für LaRoche: "Das schlaue Füchslein" in Audio unter Charles Mackerras. Du wärest überrascht, wie viele wunderbare und singbare Melodien diese Oper hat.

    Kenne ich als TV-Film mit Sängern der Komischen Oper, Irmgard Arnold z.B. Damals war ich noch absoluter Verdi-Fan, und da hat mir Janacek nicht so zugesagt. Jetzt denke ich anders darüber. Wie könnte mir sonst z.B. Strauss so gefallen? Oder Respighi, teilweise Schostakowitsch oder die Gurrelieder. Ich würde gerne mal live Taillefer vom Richard erleben, aber das wird wohl nichts. Zu aufwendig für das relativ kurze Stück. Aber eine Sammlung der Lieder vom Richard auf einer einsamen Insel wären auch gar nicht verkehrt, da sind wunderbare Sachen dabei. Ich mag allerdings die orchestrierten Lieder mehr als die mit Klavier. In den letzten Tagen habe ich gerade "Und morgen wird die Sonne wieder scheinen" gehört, auf youtube, mit einem wunderbaren Violinsolo von Arabella Steinbacher, der Sänger hieß Andrew Staples. Das Solo war für mich eine Offenbarung.

    http://www.youtube.com/watch?v=DrCQtlSP2mc

    Macht nichts, sieh es olympisch - dabeisein ist alles! Man kann nicht immer gewinnen, denn wer sollte sonst verlieren?

    Nun genug. Eigentlich will ich gar nicht auf eine einsame Insel. Ich wills nur wärmer haben als momentan.

    Und... Janacek ist Klasse. Seine Sinfonietta und Taras Bulba kenne ich aus dem Konzertsaal. Mächtig bläserstark. Von seinen Opern leider nur den Herrn Broucek und Jenufa. Ist durchaus auch meine Musik, aber leider in meinem Einzugsbereich relativ selten gespielt.

    Danke ,lieber m.mueller,


    wir sind uns einig, eine kleinere, warme, sonnige Insel auszuwählen und nicht das riesige, eisige und durch Eisbären dominierte Baffinland. Nur sollten wir uns zwei verschiedene kleinere, warme und sonnige Inseln aussuchen, damit wir uns musikalisch nicht in die Quere kommen. Mein Strauss und Deine Barockmusik harmonieren nicht so sehr. Stell Dir vor, Du läßt Händel los und in 20 m Entfernung erfreut sich Salome an abgeschlagenen Köpfen - das geht nicht. Schön wäre es, wenn sich zwischen der Strauss-Insel und der Barockinsel eine von beiden gut erreichbare neutrale Insel mit Bar befände.

    Ganz ohne Essen und Trinken wären mir selbst die Gurrelieder oder Wotans Feuerzauber zu wenig. Wir könnten uns dann ab und an treffen, auch ohne Musik. Wir haben ja unsere Sprache. Und wenn der Barkeeper noch mitmachen würde, könnten wir sogar Skat spielen (Wie Richard Strauss im Leben und in seiner Oper Intermezzo).

    Hallo, durch irgendeinen glücklichen Zufall habe ich den o.g. Rigoletto auf DVD aufgenommen und war eigentlich recht angetan. Besonders positiv - eine rein klassische Inszenierung ohne Regiemätzchen, wohl aus München. Für mich ist eine Oper als reine Tonkonserve zwar akzeptabel, aber erst mit Bild und Ton habe ich Theateratmosphäre.

    Gutstein war als Rigoletto schon ein toller Sängerdarsteller. Ich fand auch Cesare Curzi gar nicht schlecht, im Gegenteil, ich fand ihn gut. Seine Stimme hatte Höhenglanz, er konnte auch schauspielerisch überzeugen, und er war optisch ein Herzog, dem man seine Erfolge beim weiblichen Geschlecht abnehmen konnte. Zu Frau Paller reicht meine Erinnerung nicht zurück. Ich werde wohl einmal suchen, ob ich diese selbst gemachte Aufnahme noch finde. Ich bekenne mich als Anhänger deutschsprachiger Aufnahmen, denn damit bin ich aufgewachsen.

    Eterna hat etliche Platten mit Opernquerschnitten auf deutsch herausgebracht, ich hüte sie mit besonderer Sorgfalt, obwohl mein alter Plattenspieler den Geist aufgegeben hat und ich mir einen neuen wohl nicht mehr zulegen werde.

    Vielen Dank, lieber moderato. 55 Jahr einer wunderbaren Zeit sind für immer vorbei.


    Musik kann zum Vergessen beitragen. Aber das will ich gar nicht. Also nehme ich Musik und passiven Sport (Handball, Fußball, Tennis) als Ablenkung. Das hilft.

    Wilhelm Busch hat doch nicht ganz Recht gehabt, Musik ist wesentlich mehr als oft nur störend. Nur darf sie nicht zum bloßen Geräusch werden, aber das beurteilt jeder zum Glück anders. Die Grenze zwischen Musik und störendem Geräusch ist ja nicht definiert, sondern von Mensch zu Mensch fließend bis abgehackt. Auf einer einsamen Insel würde mir vielleicht sogar Stockhausen genügen, um die Zeit totzuschlagen. Täglich 24 Stunden Fische gucken und Palmen rauschen hören wäre mir auch zu langweilig.

    Mein #9 geht nicht mehr, meine Frau ist leider vor 3 Monaten verstorben. Im Prinzip bin ich jetzt schon in meiner Wohnung allein auf einer einsamen Insel.

    Trotzdem - der Gedanke allein unter Palmen zu vergessen und bei Musik die Zeit schneller laufen zu lassen wäre zu bedenken. Wie schon im #9 käme Baffinland nicht in Frage. Es sollte schon im Pazifik sein, eine der ehemaligen Deutsch-Samoa-Inseln z.B.

    Welche Musik?

    Natürlich 1. alle sinfonischen Dichtungen von Richard Strauss, da gibt es bestimmt eine Box. Von "Aus Italien" bis zur "Alpensinfonie" alle 10. Wenn es ginge, würde ich allerdings Macbeth zu Hause lassen und dafür die komplette Salome mitnehmen. Meine Lieblingsoper.

    Und 2. Wagners Ring aus der Met in der Schenk-Inszenierung, wenngleich mich dabei nicht alle Sänger begeistern. Aber als DVD. Ich brauche dazu die Bilder.

    Als 3. Aufnahme würde ich jetzt die Gurre-Lieder mitnehmen. Und jeden Morgen würde es dann plärren "Sehet die Sonne."

    Da ich mir aber Sorgen um die Versorgung mache - vom Bier bis zum Hackepeter - bleibe ich wohl doch lieber in meiner Wohnung. Da habe ich alles.

    Ich bleibe in Dortmund und stelle meine liebstes Opernhaus vor

    Ist Gabriel Feltz noch der Chef?

    Als er in Gera wegging, war das ein Riesenverlust. Seine Alpensinfonie (auch weiter Richarde) mit dem Geraer Orchester gibt es auf CD. Seine Bruckner 7 zur Wiederinbetriebnahme des Geraer Theaters in unserem herrlichen Konzertsaal nach Generalsanierung klingt mir jetzt noch in den Ohren.

    Viele Grüße von La Roche

    Viel Glück! Mein Frau kommt bei Strauss nicht mit..

    Ging mir genauso, gerade bei FroSch. Aber als Botha den Kaiser in Dresden sang, habe ich sie doch locken können, und es hat ihr zumindest nicht mißfallen.

    Andererseits mochte sie die Salome, aber niemals die Elektra. Und ihr gefiel die Arabella, aber der Rosenkavalier war ihr zu lang. Begeistert war sie von der schweigsamen Frau in Chemnitz (mit Hawlata als Sir Morosus). was aber wohl an der ausgesprochen historisierenden Inszenierung gelegen haben mag. Genauso war es mit dem Friedenstag in Dresden.

    Meine richtige Zuneigung zu klassischer Musik begann 1956 mit der Jugendweihe. Vorher hörte ich im Radio bevorzugt Operette oder Radio Luxemburg (Camillo und Frank waren meine Favoriten).

    Meine erste Oper 1956 war ausgerechnet "der fliegende Holländer", dann kamen "Der Wildschütz", der "Bettelstudent" und der "Troubadour". Seitdem hörte ich auch Oper im Radio, und als ich die Stretta erstmalig mit Helge Rosvaenge hörte, war ich hin und weg. Als Rosvaenge dann von 1967 bis 1960 in 4 verschiedenen italienischen Opern (deutsch gesungen) in meiner Heimatstadt Gera gastierte (ich habe im Rosvaenge-Thread in diesem Forum darüber berichtet), waren die Italiener eindeutig Spitzenreiter bei mir. Für Konzert hatte ich weniger Interesse, habe aber trotzdem die Jugendkonzerte meiner Heimatstadt besucht. Irgendwie war das für werdende Abiturienten eine freiwillige Pflicht.

    Nachdem ich rund 30 Jahre die Italiener bevorzugte wurden mir die Wunschkonzerttitel wie "La donna e mobile", "Va pensiero" oder der sog. "Sektwalzer" zu wenig. Wagner oder Richard Strauss konnte ich aber gar nicht hören, ebenso Bruckner oder Mahler usw. Sie berührten mich nicht, mein Bauchgefühl blieb vorerst kalt.

    Bis ich einmal an einem Sonntag vormittag im TV eine Oper sah, bei welcher mich die Musik teilweise euphorisierte oder erschreckte. Es war die "Salome" mit Theresa Stratas. Ich bewunderte ihre Darstellung, aber besonders die Wechsel in der Musik zwischen fast atonaler Musik (die ich bis dato als furchtbar empfand) und einschmeichelnder oder fesselnder Melodik. Daraufhin habe ich mich wesentlich mehr mit Wagner und Strauss befaßt, Biographien gelesen und mich nach und nach mit denen angefreundet. Als in den 90-ern damit begonnen wurde, die Opernhandlung zeitlich und kostümiert zu verändern, hat mich das abgestoßen (ich will jetzt keine RT-Diskussion). Ich habe nach mehr als 10 Jahren etwa um 2005 herum die Versuche aufgegeben, diesen Trend verstehen zu wollen und meine Opernanrechte gekündigt.

    Im Konzertsaal fand ich mehr als nur Ersatz. Allerdings sind mir die Komponisten des 20. Jahrhunderts mit Ausnahme von R. Strauss, Mahler und teilweise Schostakowitsch fremd geblieben. Besonders bei R. Strauss hat mir die oft geschmähte Programmmusik geholfen, Musik zu lieben und auch besser zu verstehen, besonders in der Alpensinfonie, in Tod und Verklärung oder im Heldenleben.

    Zusammengefaßt - um aufs Thema zu kommen:

    - meine Liebe zu Verdi hatten die Helge Rosvaenge-Gastspiele in Gera geführt

    - die Erschließung des Konzertreportoires begann mit der Oper Salome und dem Verzicht auf Opernbesuche

    - Mahler, Bruckner und Strauss stehen jetzt ganz weit vorn, ohne daß ich auf Brahms oder Tschaikowski, auf Berlioz oder Beethoven, auf Mendelssohn oder Bruch verzichten möchte.

    Musik ist mehr als eine Reihe von Noten. Musik ist ein Lebensgefühl für mich geworden, mit Betonung auf Gefühl. Ich sehe und höre klassische Musik mit den Augen und Ohren eines Amateurs und habe es trotzdem oder gerade deshalb auf ca. 800 Besuche in der Oper und im Konzertsaal gebracht.