Für einen Geiger ist es schrecklich anzusehen, wie ein Thread, in dem es um die Erinnerung an große Geiger gehen soll, bei David Garrett versandet. Dabei ist der sogar noch höchst lebendig. Aber gut, man kann ja theoretisch auch schon zu Lebzeiten vergessen werden; die Frage könnte also auch in dieser Allgemeinheit aufgefaßt werden.
Zur Grundfrage des Threads lautet meine Antwort: Nein, gar nicht. Man sollte nicht allzu viel auf die Meinung von Leuten geben, die gar kein besonderes Interesse für die Geige bekunden und die meisten selbst der bekanntesten Violinkonzerte nicht besonders interessant finden. Würde man ein Urteil über Pianisten von jemandem ernstnehmen, der die Klavierkonzerte von Beethoven und Brahms nur mit einer gewissen Langeweile hört, oder von jemand, der etwa Dinu Lipatti kurzerhand unter "out" einsortiert, oder von jemand, der einen Horowitz oder einen Rubinstein schlicht als virtuosen Techniker abspeichert? Na also.
Wahre Freunde des Violinspiels erinnern sich nicht nur an Heifetz, Oistrach, Szeryng, Milstein, Menuhin, Kogan, Taschner, Schneiderhan, Grumiaux, Rabin, Ferras, Kulenkampf, Stern, Neveu, Krasner, Kreisler, Huberman, Thibaud, Szigeti, Martzy, A. Busch, sondern vergöttern sie geradezu! Und natürlich ist die Liste nicht vollständig und enthält nur Verstorbene. Auch ist meine (nicht zufällige) Reihenfolge natürlich nicht zwingend.
Von den Quicklebendigen, die alles andere als vergessen sind, möchte ich besonders Hilary Hahn hervorheben. Persönlich hatte ich sie in ihren ersten Jahren erregten Aufsehens tatsächlich als Technikerin ohne Tiefgang erlebt. Aber in mittlerweile zwanzig Jahren ist Wunderbares passiert. Aus der perfekten Spieluhr ist eine großartig gestaltende Künstlerin allerhöchster Klasse geworden. Jedenfalls erlebe ich sie jetzt so.