Beiträge von SchallundWahn

    Interessant, darüber hatte ich noch nie nachgedacht, macht aber durchaus Sinn, wenn man sich das so überlegt.


    Diese Oper ist auch eines meiner Lieblingswerke überhaupt. Die Interpreation von Felix Meritis habe ich mit Interesse gelesen.
    Als ich über diese Oper das erste Mal in meinem Uralt-Opernführer gelesen habe, war ich sofort Feuer und Flamme für dieses Werk, allein das Moment, dass hier in dieser Geschichte weniger eine Handlung als ein innerer Seelenzustand dargestellt wird, hat mich von Anfang an fasziniert, eine Seelenschau in Musik, man taucht in die Gedanken, das Fühlen und Erleben einer Person - in dem Fall Blaubart - ein. Die Kammern als Teile seines Herzens bzw. seiner Seele in die man tiefer und tiefer eindringt und wo es immer zwielichtiger und düsterer wird, aber auch bodenloser und trauriger.
    Letztlich ist das Ganze für mich eine Metapher für die menschliche Seele schlechthin und genauso wie für die Neugier (hier im negativen Sinne), den Drang zur Offenbarung des Anderen, das Herauszerrenwollen von allen Gefühlen und Geheimnissen, was Beziehungen zerstören kann.


    Ich habe mittlerweile schon so einige Aufnahmen davon gehört, aber einen total haushohen Favoriten habe ich gar nicht.

    Was Dausgaard angeht, kenne ich diese beiden Aufnahmen unter seiner Leitung :



    Große Sinfonien mit Kammerorchester gespielt, mögen für manchen ungewohnt oder unbefriedigend sein, aber, wenn man sich darauf einlässt, kann man hier doch einiges entdecken. Sicherlich ist das aber manchmal auch der Grund, warum diese Aufnahmen von so einigen ignoriert werden, zum anderen stimmt es schon, dass sie weniger verbreitet sind. ich selbst kam auch nur darauf, weil bei jpc mal eine Aktion mit CDs dieses Labels gemacht wurde.
    Dausgaards Unvollendete klingt im Gegensatz zu allen anderen Versionen, die ich davon kenne, regelrecht beschwingt, was sicher auch am Tempo liegt. Überhaupt hört sich bei ihm alles klarer und schlichter an.
    Das kann man mögen, muss man nicht. Ich sehe es als Alternative ohne zu werten, was "besser" oder "schlechter" ist

    und Frauen mit hochtoupierten Haaren, die mir die Sicht versperren, gibt es bei mir zuhause auch nicht.

    :D
    Und man hört es auch nicht dauernd an jeder Ecke husten und rascheln.
    Aber genau, dass was du sagst, empfinde ich auch als angenehm. Allein zu Hause kann ich mich freier bewegen und auch mal wild herumgestikulieren, wenn mich die Musik grad mal besonders mitnimmt. Und genauso eine Pause machen, wenn ich das will.

    Aber und das ist ein anderes großen Problem, vielleicht wurde früher in manchen Fälle nicht so 100 prozentig perfekt gesungen wie heute, nur dafür klangen viele Stimmen einzigartig, heute hingegen klingen etliche Sänger gleich, es gibt nur ganz wenige, die sich vom Stimmklang oder der Art ihrer Interpration von anderen Unterscheiden.

    Heute sehe ich viele junge Sänger, die sehr kultiviert, technisch ausgewogen und wunderschön singen. Aber das war's auch schon. Man muss in einer Inszenierung auch Charaktere zulassen, die große Szenen auch wirklich groß machen. Und das ist heute fast nicht mehr zu sehen.

    Und dann gibt es noch Sänger, die gehypt werden und im Grund nicht wirklich besser sind als ihre Kollegen an vielen kleineren Opernhäusern (oder vielleicht sogar schlechter als diese).

    Ich will natürlich nicht alle SängerInnen über einen Kamm scheren, es gibt und gab immer solche und solche, allerdings kann ich mich manchmal auch nicht frei von dem gefühl machen, dass Charakterdarstellung heute weniger gekonnt oder gar gefragt (?) ist, sondern eher eine Form von kalter Perfektion, die letztlich langweilig ist, zumindest finde ich sowas eher langweilig.
    Und der Werbe- und Marketinghype um manchen ist sicherlich auch eher ein Geldbrunnen als der Ursprung großer Kunst.
    Der im letzten Jahrzehnt groß gewachsene Barock-Markt wurde ja schon angesprochen, hier wiederum ist Sängerisch deutlich Positives zu vermelden.
    Auch das Problem, dass heute gerade auf dem Opernsektor speziell der Romantik immer weniger Aufnahmen herausgebracht werden, ist eben nicht zu vernachlässigen. Junge Sänger lernt man am ehesten live kennen (manchmal hat man Glück bei Radio- oder TV-Übertragungen), aber nicht jeder hat die Gelegenheit immer ständig vor der Tür bzw. den finanziellen Hintergrund. Das sind Konserven, die eben oft aus der "alten Zeit" stammen unentbehrlich.



    Was ich sagen will: Auch eine meisterhafte Komposition benötigt erstklassige Interpreten, damit ihre herausragende Wirkung voll zur Geltung gelangt!

    Eindeutig.
    Kennenlernen kann man ein großes Werk auch in "mittelmäßiger" Interpretation, aber lieben und erleben, dazu braucht es, denke ich schon auch herausragende Interpretation (wobei das natürlich auch subjektiv sein kann).

    Andererseits kann ich mich nur zurückgezogen und mit Kopfhörern auf dem Kopf völlig in eine Musik hinein vertiefen und sie in mich aufnehmen.


    Das geht mir auch so. Konzerte sind zwar auch ein besonderes Erlebnis, aber völlig abdriften, dass erlebe ich bisher nur, wenn ich allein mit der Musik auf den Ohren bin.
    Ansonsten sind alle hier schon angeführten Gründe der User auch meine Gründe.
    Musik hören, wann und wo ich will, wiederholen so oft ich will. Und wenn ich 12 Stunden Brahms 2. KK hören will dann kann ich das machen.
    Ein Aspekt ist vielleicht noch, dass ich gerne Menschen CDs ausleihe um sie mit Musik bekannt zu machen, wenn sie mich danahc fragen oder in einem Gespräch so ein Thema aufkam, was auch sehr praktisch ist.
    Überhaupt ist der Austausch so auch etwas vereinfacht als bei Konzerterlebnissen, wo man immer zusammengewesen sein muss, um sich wirklich auszutauschen.

    Mit Botha - und auch mit dieser CD - habe ich so meine Schwierigkeiten. Das Timbre finde ich wirklich sehr schön, in Teilen betörend. Nur singt er für meine Ohren eine Szene wie die andere.

    Natürlich weiß Botha ganz genau, was er singt. Meiner Meinung nach ist er aber leider, leider, nicht in der Lage, sein Singen mit Leben zu erfüllen - ich habe immer den Eindruck, er singt das Telefonbuch herunter. Was äußerst bedauerlich ist, verfügt er doch über das beeindruckendste Stimmmaterial aller Tenöre der letzten zehn, zwanzig Jahre.


    Im Fall des Lohengrin empfinde ich Botha gar nicht so sehr als Telefonbuch-Leser (in den anderen Arien der CD allerdings schon, diese scheinen nicht seinem Temperament zu entsprechen), vielleicht liegt im der Lohengirn einfach am meisten, für mein Verständnis bringt der die Figur von den heutigen Tenören am besten (und am schönsten gesungen) rüber, er hat diese jenseitige, innere Majestät in der Stimme, das verinnerlichte, wahrscheinlich deswegen klingt auch der Stolzing oder der Parsifal so langweilig.
    Windgassen als Lohengrin (unter Keilberth) ist besser als ich erwartet hatte, aber wie hier schon mehrmals erwähnt wurde, klingt er doch ein wenig profan und wenig silbern.
    Nun mein Favorit ist und bleibt Konya (I can't help it ^^ )

    so ist diese glutvolle, leidenschaftliche Sicht des großen Schwaben Gottlob Frick durch ihre Ehrlichkeit, der Vermeidung jedweder aufgesetzter Künstlichkeit, geradezu bezwingend, ja überwältigend.

    Beeindruckend auch seine unglaubliche stimmliche Wandlungsfähigkeit:


    Dem kann ich nur zustimmen. Nachdem ich erstmal ein paar Minuten brauchte, um in Fricks Interpretationen hineinzuwachsen (wie schon gesagt, heute wirkt manches eher ungewohnt), bin ich doch sehr beeindruckt und das gerade, weil Frick ja als Liedersänger im allgemeinen nicht so sehr in Erscheinen getreten ist. Er hat ja die Stimme eines Erzählers und so angenehm ist es für mich dem zu lauschen, was er zu sagen/singen hat.
    Er lebt die Lieder und deren Inhalt und auch dynamisch gesehen, muss er sich nicht verstecken, gerade in Wolfs Rattenfänger finde ich ihn geradezu leichfüßig für sein schweres Organ.
    Meine Favoriten bisher sind Odins Meeresritt von Loewe und Schuberts Doppelgänger.

    Für eine "Labelbindung" bin ich wohl zu jung.


    Gilt bei mir so gesehen auch.
    Trotzdem hatte (und vielleicht habe) ich zu manchen Labeln eine gewisse Beziehungen. Die hier so gelobte DGG hat mich anfangs immer abgeschreckt, weil sie auf mich stets bieder, trocken und langweilig wirkte, dazu kam, dass sich viele Aufnahmen mir auch klanglich weniger gefielen. Ich hatte viel Decca mit sattem Sound, aber richtig herausragend und lohnenswert, erschien (ob nun vermeintlich oder wahrhaft) mir immer EMI, besonders die "Great Recordings of the Century"-Reihe erweckt in mir oft ein Gefühl von Qualität, ohne das ich das stichhaltig begründen könnte. Insgesamt wird es mir immer unwichtiger, aber die Prägungen sind durchaus noch vorhanden.
    Heute habe ich ein irgendwie gutes Gefühl bei CDs von Orfeo und Hamronia Mundi, die kommen mir grundsätzlich speziell und qualitätsvoll vor

    Eigentlich bin ich keine große Liebhaberin von geistlicher Musik, selbst Bachs Matthäus-Passion hat es trotz, ohne Frage, ihrer Großartigkeit nicht leicht. Seltsamer Weise hat Telemanns Brockes Passion da schon beim ersten Hören deutlich mehr zugesagt als die meisten geistlichen Werke überhaupt, vielleicht weil sie etwas "opernhaft" ist. Sie kommt mir natürlicher vor, weniger religiös-verinnerlicht (wahrscheinlich ist das der Grund).


    Kenne diese Aufnahme von Jacobs und dem RIAS:




    Von den Hörschnipsel her, spricht mich allerdings auch diese eher unbekannte (glaube, die erste Aufnahme des Werkes überhaupt) an:


    Sie klingt äußert intim, fast profan, weniger vergeistigt.

    Ich bin noch etwas verwirrt wegen der Kategorien, wird Bass-Bariton extra gezählt und wer legt das fest, wer das sei?


    Countertenor
    bei den Deutschen muss ich da in beiden Kategorien passen


    Tenor


    aktuell :
    - Werner Güra


    historisch:
    - Fritz Wunderlich
    - Wolfgang Windgassen
    - Heinz Zednik (gilt der schon als historisch?)


    Bariton


    aktuell :
    - Günther Papendell
    - Wolfgang Koch
    - Matthias Goerne
    - Thomas Gazheli



    historisch :
    - Hermann Uhde
    - Walter Berry
    - Eberhard Wächter
    - Hans Hotter (ich hoffe der gilt in der Kategorie)



    Bass

    aktuell :
    René Pape


    historisch :
    - Gottlob Frick
    - Hans Sotin



    Robert Holl (evtl. schon historisch?) - sollte als Holländer hier akzeptiert werden.


    Den wollte ich auch nennen, aber ist das wirklich zulässig? ?(

    Habe neulich wieder eine Aufnahme aus dem Regal gehört, die ich nur selten gehört habe :


    Karajans Studio-Tristan


    Nun, für diese Oper gebe ich immer wieder Geld aus, obwohl ich offensichtlich selbst nicht einsehe, warum ich so viele Tristane brauche. Wahrscheinlich suche ich in diesem Fall immer nach Perfektion. Gerade diese Oper ist mehr als die Summe der einzelnen Teile einer Aufnahme. Diese hier habe ich vor allem wegen Jon Vickers Tristan gekauft von dem ich oft in blühenden Worten gelesen habe und sowieso Vickers-Fan bin. Diesen Worten gebe ich zumindest, was den 3.Akt angeht absolut Recht, da haut er mich um. Aber schon wie beim ersten Hören und den paar folgenden (zwei oder drei Mal nur, wovon ich spreche, war dann das vierte Mal) bin ich abgesehen von dieser Leistung immer leicht enttäuscht zurück geblieben.
    Keine Frage, die Sänger leisten hervorragende Arbeit; die Ludwig als Brangäne, Berry als Kurwenal (gefällt mir sehr) und dann Helga Dernesch als Isolde...ich habe so gesehen nichts an ihrer interpretation oder der Stimme zu beanstanden, aber es fasst mich einfach an keiner Stelle irgendwie an, das fließt so seicht dahin ohne Tiefpunkte, aber auch ohne Höhenpunkte, ja beinah will ich langweilig sagen, nichtssagend, zu glatt. Gleiches gilt für Karajans Dirigat, es fängt mich an keiner Stelle und dabei ist sein 52er LIve-Tristan so grandios dirigiert. Es mag am Studioklang liegen, was weiß ich.
    Mit Ausnahme der erwähnten Vickers-Leistung eine Aufnahme, die ich getrost entbehren könnte.
    Der hier schon mal erwähnte 52er Karajan aus Bayreuth mit der unvergleichlichen Mödl bleibt mein haushoher Favorit.

    aber dass andere Klassikhörer nur ein und dieselben Symphonien ihr Leben lang hören wollen, das mag ich nicht glauben. Genauso wie in Rock und Pop gibt es hier Bedarf an "neuer" (bislang unbekannter) Musik

    Mag für einige zutreffen, aber genauso gibt es auch Klassikhörer, die sich ein Klassik-Leben lang nur mit einer ganz bestimmten Schnittmenge an Werken bzw. Komponisten beschäftigen und ihren Sinn darin sehen, möglichst viele verschiedene Aufnahmen davon zu hören. Das ist weder gut , noch schlecht, aber es existiert, klar, dass die mit Nischenrepertoire nicht zu ködern sind.
    Ansonsten sehe ich das ähnlich wie Johannes.



    Aber auf Dauer, meine ich, hält sich der größere Teil des Publikums doch an die bekannteren Stücke und deswegen ist das Standardrepertoire träge und verändert sich, wenn überhaupt nur langsam.

    Und wie gesagt, den Hauptgrund dafür, dass Ries und Co auf Tonträgernischen beschränkt bleiben werden, sehe ich darin, dass die Musik sich einfach nicht genügend von der bekannteren Musik der entsprechenden Epoche unterscheidet

    Um es mal etwas polemisch zu sagen : Warum einen Ries hören, wenn er sowieso so ähnlich klingt wie die bekannteren Zeitgenossen, die man schon kennt? Da hält man sich vielfach an das, was sowieso bekannt und gemocht ist und braucht keinen Verschnitt davon.
    Wohl gemerkt, ich habe nichts gegen Nischenrepertoire, fragt sich ja, wie hier schon anklang auch immer, was genau das denn ist...zeitgenössische Klassische Musik ist in gewieser Weise ja auch eine Nische und viele Hörer sind nicht eben wild darauf hier einmal etwas Neues kennenzulernen.
    Das sich das altbekannte am besten hält (und verkauft) sieht man vielfach in der Oper, die meistgespielten Opern sind auf der Welt zumindest ähnlich häufig gespielt und benso beliebt und werden immer Zulauf haben. Selten gibt es wohl solche Wellen, wie die für Barockoper in den letzten Jahren (und manchmal glaube ich, die wird auch wieder abflauen).

    Abgesehen von i-welchen Diskussionen über Körperfülle (die ich durchaus auch eher unergiebig finde, weil sie zu nichts führen, denn letztlich entscheidet doch immer die Stimme) fand ich die Aufführung bis zu dem Punkt an dem ich abgeschaltet habe (mitten im 2. Akt) vor allem eins : gähnend langweilig.
    Das betrifft sowohl die musikalische Leitung, den größten Teil der Gesangsdarbietung als auch die völlig nichtssagende Regie.
    Schlecht wäre da übertrieben, es war für mich einfach Zeitverschwendung. Diesen Parsifal braucht kein Mensch.

    ich freue mich natürlich an dem Interesse, das du für den Broucek entwickelt hast; ich glaube, dass ich nicht ganz unschuldig daran bin.

    Da hast du auf jeden Fall Recht, lieber Doktor. ^^



    Ich empfinde den Hussiten - Akt als musikalisch sehr gelungen, aber doch zu patriotisch, um nicht zu sagen, nationalistisch -tschechisch

    Das ist er sicherlich, aber für die Zeit damals machte das in gewisser Weise einen tieferen Sinn, dass tschechische Volk und seine Unabhängigkeit waren ja noch frisch und erkämpft...heute mag das natürlich anders wirken. Wie gesagt, finde ich in dem Akt vor allem die Chore als solche, weniger deren Inhalte, als sehr gelungen.


    Was die Mond-Musik angeht, ich stimme dir auf jeden Fall zu, dass Wunderlich und Lipp das wunderbar singen und ich finde die Musik auch nicht schlecht, aber sie berührt mich nicht im Gegensatz zur anderen Musik von Janacek, sie kommt mir ein wenig seelenlos vor, schön, aber leer.

    Zugegeben, ich bin lange Zeit auch darauf nicht gekommen und sah es ebenfalls als Polit-Satire, bis ich das Gefühl hatte, mit wäre bei der Lektüre von Sigrid Neefs sehr interessantem Aufsatz "Musik als Teil klingenden Weltalls" ein Lichtlein aufgegangen. Nach langem Suchen fand ich jetzt endlich das Zitat gleich vorne in dem Abschnitt "Werke eines Paradigmenwechsels". Dort heisst es: "Und bei dem oft und so grob missverstandenen Goldenen Hahn handelt es sich nicht nur um eine Sozialsatire oder die Parodie eines verstaubten zaristischen Staatswesens. Wenn hätte das damals interessiert und wen wohl heute? Es geht vielmehr um menschliche Sünden wider die Natur -- auf politischer wie wissenschaftlicher Ebene. Das Satirische daran, dass die Handelnden die Tragweite und Bedeutung ihres Tuns nicht begreifen, und nicht bemerken, was wirklich geschieht: die missbrauchte Natur schlägt zurück."

    Also wenn Herr Neefs das so meint, ich finde das reichlich weit hergeholt (gerade, wenn ich mir den zugrunde liegenden Puschkin-Text betrachte) und mich überzeugt das noch lange nicht.



    Es fällt mir äußerst schwer, Rimskis Opern überhaupt mit einander zu vergleichen.

    Da gebe ich dir recht, sie sind in sich doch recht unterschiedlich.



    Rimski gibt seinen menschlichen Gestalten in den Natur-Opern nicht den zentralen Raum wie es zum Beispiel in den Bühnenwerken Verdis der Fall ist. Hier dreht sich alles nur um den Menschen. Bei Rimski geht der Mensch in seiner engen Welt unter, sobald er versucht seinen Machtanspruch zum Maß der Dinge zu machen.

    Da gebe ich dir auch Recht.



    Zitat von »SchallundWahn«
    Hängt womöglich mit der Tatsache zusammen, dass es so ein undefinierbares Zwitter-Werk ist.


    Aber das ist doch eigentlich gerade das Interessante. Vermutlich hatte zu dieser Zeit schon viel zu sehr Wagner den Fuß in der Tür. Die Musik der ersten drei Akte ist doch hinreißend. Was Rimski mit dem vierten Akt passiert ist, erscheint mir allerdings rätselhaft.

    Ich würde sagen, allein schon der logistische Aufwand so ein Werk aufzuführen, bei dem Operngesang und Ballett so verbunden und so tragend sind, ist heute nicht zu vernachlässigen.

    dass die Natur aus dem Ruder läuft, und ihr Gleichgewicht wiederherstellt, und die Störenfriede los wird ist auch an anderen Stellen in Rimskis Schaffen immer wieder zu erkennen (z.B. auch beim Goldenen Hahn).

    Inwiefern denn beim "Goldenen Hahn"? ich habe das immer als Polit-Satire verstanden, dass da eine Natur-Geschichte drin steckt, darauf würde ich nie kommen.
    Und wieso soll es beim "Scheeflöckchen" nicht um die Menschen gehen, die Menschen bringen schließlich die Natur aus dem Ruder, sie beten und veranstalten ein Fest um den Sonnengott zu besänftigen, Schneeflöckchen muss in der Welt der Menschen bestehen und kann es nicht und scheitert an den Menschen. Wenn es nach deiner Meinung um die Natur geht, dann nach meiner Meinung hauptsächlich um die Natur des Menschen.



    Das erste Bild erschließt sich beim ersten Hören am schwersten, glaube ich, da die motivische Arbeit von dem Zuhörer verlangt, die Rolle eines Lauschers der Natur einzunehmen. Wer das nicht gewohnt ist, für den bewegt sich die Musik scheinbar nicht vom Fleck.

    Bezieht sich wohl auf Kitesh...ich finde gerade dieses erste Bild als eine Meisterleistung von Atmosphäre gerade, weil Rimski hier der Natur als solche lauscht,viel mehr als in allen seinen anderen pantheistischen Passagen in anderen Opern.



    Warum Mlada in Russland bisweilen als "vielgeschmäht" bezeichnet wurde, ist mir ein wenig rätselhaft.

    Hängt womöglich mit der Tatsache zusammen, dass es so ein undefinierbares Zwitter-Werk ist.

    Nur schön singen genügt nicht, sonst können die Erzählungen sehr einförmig und ermüdend wirken. Es gehört also mehr dazu, vorbildliche Deklamation und Textverständlichkeit, abwechlungsreiche Gestaltung, eine dezente Dramatik und im Karfreitagszauber spürbare innere Ergriffenheit.


    Das würde ich auch unterschreiben, in gewisser Weise halte ich den Gurnemanz für die schwerste Rolle in dieser Oper, einmal allein schon, weil er er die Figur ist, die am meisten zu singen hat und auf der Bühne steht, außerdem wegen der oben genannten Punkte. Gerade der erste Akt steht und fällt für mich mit der Leistung des Gurnemanz-Darstellers.
    Das ich Pape-Fan bin, braucht nicht extra erwähnt zu werden. Seine Rolleninterpretation auf der Wagner-CD hat mir nicht so viel gegeben, ich hoffe am 2.März auf mehr und werde wohl im Kinosaal sitzen.

    noch einmal ein paar weitere Worte zu Janaceks "Broucek"-Opern, die ich nun schon des öfteren sn mein Ohr gelassen habe. Im Gegensatz zu den ersten Malen hat sich immerhin eine Linie entwickelt, an der ich mich langhangeln kann, aber der große Knoten ist bei mir noch immer nicht gelöst.
    Der zweite Teil bei den Hussiten gewinnt für mich immer mehr an Profil, vor allem was die Chorbehandlung angeht und die Aussage, die hinter dieser Episode steht.
    Jedoch die Mond-Episode dagegen für mich immer mehr an Substanz verliert. Alles wirkt auf so wenig tief und wahrhaftig, wie ich es von Janacek gewohnt bin und was ich so sehr an seiner Musik liebe. (mal davon abgesehen, dass ich nun, wo ich auch die deutsche Version gehört habe, den Witz auch nicht sonderlich zündend, sondern eher bemüht finde).
    Ich werde den Gedanken nicht los, dass Janacek selbst nicht ganz an diese Geschichte geglaubt hat, was ich in seinem Fall für ein großes Manko halte, da davon eigentlich seine großen Werke so schillernd leben.
    Noch immer gefallen mir am besten die Prag-Szenen, die mich musikalisch wenigstens dezent an die Tonsprache in "Osud" erinnern.

    Es muss wirklich auch Kurt Moll für seinen uneigennützigen Einsatz gedankt werden, dass er geholfen hat, diese Aufnahmen an die Öffentlichkeit zu bringen.
    Vielen Dank, für das Einstellen dieses Tondokuments!
    Das klingt doch äußerst vielversprechend!
    Frick beherrscht, sowohl die leisen-innerlichen Passagen ohne die große Linie der ganzen Ballade außer Acht zu lassen. Die Stimmung ist die ganze Zeit über auf sehr subtile Weise gewahrt.
    Auch sein Piano-Begleiter trägt dazu bei.

    Vor einiger Zeit hat Rheingold mir liebenswürdiger Weise die von Hector Berlioz arrangierte und ins Französische übertragende Version des "Freischütz" übereignet.
    Die gesprochenen Dialoge im Deutschen werden hier als Rezitative behandelt und musikalisch demfolgend begleitet. Außer den Rezitativen gibt es außerdem ein Ballett als Entracte. Dafür diente Webers Aufforderung zum Tanz, das, von Berlioz arrangiert und orchestriert, als L’invitation à la valse dazu kam.
    Hier mal kurz die Daten des Radio-Mitschnitts :


    Carl Maria von Weber / Hector Berlioz
    DER FREISCHÜTZ
    [Sung in French, 1841 version]


    Paris, Salle Pleyel
    16.02.2002


    Max - Clifton Forbis
    Agathe - Michaela Kaune
    Annette - Annick Massis
    Gaspard - José van Dam
    Kouno - Jean-Philippe Courtis
    Ottokar - Marc Barrard
    L'Ermite - Carsten Stabell


    Choeur et Orchestre de Paris


    Conductor - Christoph Eschenbach


    Nun bin ich weder eine große Kennerin des Freischütz (er gehört nicht zu meinen favorisierten Opern), noch von Berlioz, insofern ist der Vergleich, den ich anstelle nicht sonderlich fundiert.
    Was mir sofort aufgefallen ist, war die relative Holprigkeit der Sprache. Nun ist ja Französisch alles andere als holprig, aber gepresst in Webers Musik, wirkt sie arg eckig. Das ist besonders bei den Arien zu spüren, die ich ja noch vom Deutschen her im Ohr habe. Man merkt wie sehr Webers Musik auf den deutsche Sprachrhythmus und die Sprachmelodie abgestimmt ist (was letztlich wohl für alle Opern egal welcher Sprache gilt, aber auffallen tut es einem dann erst so richtig in solchen Fällen), in dem Sinne mag sie sehr "deutsch" klingen...(wahrscheinlich hört es sich für Italiener so an, wenn sie deutschsprachige Aufnahmen von Verdi hören :D ) So wirkt der Gesang manchmal gehetzt, weil die vielen französischen Silben in eine "deutsche" Phrase gepresst werden müssen. Wobei gesagt werden muss, dass die Sänger an sich keinesfalls schlecht sind, an ihrem Gesang als solches habe ich nichts auszusetzen.
    Die gesungenen Dialoge haben dagegen schon ihren Reiz (hier fällt natürlich die Diskrepanz auch nicht so auf), das Werk wirkt dadurch teils dramatischer, wenn sie einem an der ein oder anderen Stelle aber auch etwas lang vorkommen können.
    Es kommt wohl auch darauf an, wie sehr man den originalen "Freischütz" verinnerlicht hat.

    Besonders in den Loewe Balladen die „Uhr“, „Erlkönig“ und „Odins Meeresritt“ entfaltet sich der Prachtbass von Gottlob Frick in seiner ganzen samtenen Schönheit und orgelnden Fülle. Die Vertonung des Goethe-Textes „Grenzen der Menschheit“ durch Franz Schubert wird hinreißend stimmschön und gestalterisch intensiv gemeistert. Süffisant ironisierend grüßt der Bühnendarsteller im „Flohlied“ von Modest Mussorgskij.


    Die Eichendorff-Gesänge aus Schumanns Liederkreis und besonders die zart lyrischen Möricke-Lieder in der Vertonung von Hugo Wolf werden nach heutiger Auffassung zu kraftvoll, gewichtig gesungen.


    Das hört sich ja äußerst interessant und spannend an, lieber operus.
    Frick als Liedinterpret (von den Volksliedern einmal abgesehen), ich gebe zu, dass ich mir das im ersten Moment kaum vorstellen kann, aber neugierig macht es mich auf jeden Fall.
    Wenn ich mir überlege, die Subtiliät eines Hotter würde da verschmolzen mit Fricks Tiefe (also geistig) und seiner Schwärze und dem Talent zur Illustration, muss das doch zwangsläufig große Liederkunst sein.
    Nun ist die Vorstellung natürlich nicht die Realität, aber vielleicht ist sie ja nah dran.


    Ich habe mal die Trackliste der besagten CD gefunden :


    LOEWE Die Uhr - Erlkönig - Odins Meeresritt
    SCHUBERT Grenzen der Menschheit - Erlkönig - Der Wanderer - Der Doppelgänger
    SCHUMANN Liederkreis op. 39
    SCHUMANN Zum Sehen geboren
    MUSSORGSKY Flohlied
    WOLF Gesang Weylas - Heimweh - Fußreise - Der Gärtner - Der Rattenfänger
    R. STRAUSS Ich trage meine Minne - Breit über mein Haupt


    Gerade Schuberts "Doppelgänger" und "Erlkönig", sowie Mussorgskys "Flohlied" würden mich brennend interessieren.

    Viel interessanter scheint mir ja, als sich über die x-te Interpretation der Schönen Müllerin hier auszulassen, einmal nachzufragen, wie Interpreten dieses Werk verstehen. Man ist dabei ja näher an der Fragestellung dieses Threads.


    Mal davon abgesehen, dass man das auch charmanter sagen kann, hast du sicher Recht, dass es definitiv von Interesse ist, wie ein Interpret das Werk versteht, aber auch wie man selbst das sieht und diese beiden Auffassungen oder Empfindungen dann korrelieren.
    Weil ich es im Kommentar zur Prey-Version anschnitt, ich sehe den Müllerburschen nicht als als sog. Naturburschen, dazu erscheint mir alles viel zu lyrisch und empfindsam, Natürlichkeit ja, aber das sollte doch nicht mit tümelnder Kumpelhaftigkeit verwechselt werden.

    Für mich war schon immer die Idealverkörperung des Müllerburschen, Hermann Prey. Er hatte die natürliche Naiivität und den burschikosen Charme, den diese Figur erfordert


    Ich habe eine Aufnahme mit Prey gehört und gesehen (ein Video), den Namen des Pianisten kann ich grad nicht nennen, jedenfalls, empfand ich Prey als äußerst unnatürlich sowohl in Stimme als auch Interpretation, es war eine aufgesetzte Natürlichkeit, eine Art künstliche-biedere Tümelei. Was andere Aufnahmen mit ihm angeht, kann ich aber nichts sagen.
    Mal davon abgesehen, dass ich die Müllerin lieber von einem Tenor höre, das passt meiner Meinung nach besser.


    Die Pears/Britten-Version hat mich anfangs eher irritiert, Pears kam mir so exaltiert vor, so überrumpelnd, wogegen ich Brittens Begleitung als sehr stimmig empfunden habe. Pears machte für mein Gefühl einfach ein wenig "to much", es wirkte auch nicht so sehr natürlich.


    Ich halte es bisher mit Schreier und Wunderlich.

    Über ihn als Mensch weiß ich eigentlich kaum etwas außer ein paar Fakten, die sattsam bekannt sind.
    Das ich persönlich kein besonderer Verdi-Vereherer bin, sollte bekannt sein, auch das ich dagegen Wagner, genauer seine Werke, sehr liebe, aber ich würde deswegen niemals Verdi seine Bedeutung absprechen. Er mag oft nicht mein Fall sein, aber trotzdem halte auch ihn für einen der größten Opern-Komponisten überhaupt, allein scho die ewige Beliebheit seiner diversen Opern, die man überall auf der Welt wieder und wieder sehen kann, ist da ein Gradmesser.
    Den "Rigoletto" und "Don Carlos" halte ich für grandios düstere Werke, die gleichzeitig tief menschlich und traurig sind.
    Und seine beiden letzten Opern "Otello" und "Falstaff" (besonders letztere) sind große Zacken in der nicht schlecht bestückten der Krone der Operngeschichte.


    Wenn die ganze Tristan-Diskussion wohl auch eher in den dazugehörigen Thread passt, ich stimme Rheingold definitiv zu, dass der Liebestrank als magisches Mittel hier zweitrangig ist...schon bei Chrétiens de Troyes' Paar ist der Trank doch nur eine Art Rechtfertigung für das Geschehen...schuldlos schuldig eben, und das wird Wagner am Stoff wohl auch angezogen haben. Die ganze Geschichte hat doch etwas äußerst Sugesstives, der Trank ist quasi der Grenzöffner für den Ausbruch der folgt.