Es gibt, finde ich, eine Ambivalenz der Texte in diesem "Pseudo"-Zyklus' (auch ich bin der Meinung, dass Schubert daraus wohl keinen zusammenhängenden Komplex gemacht hätte...andererseits könnte man ganz steil mutmaßen, ob diese Divergenz nicht doch Absicht war...wer weiß), weshalb ich gerade mit den Rellstab-Liedern mehr Berührungshindernisse habe als mit denen zu Heine-Texten, deren Frakturen mich besonders an den "Winterreise"-Zyklus erinnern.
Eine weitere Reibung zwischen diesen unterschiedlichen Liedern, und damit die Fraglichkeit ihrer homogenen Zusammengehörigkeit, entsteht außerdem (zumindest für mich) bei meinem Favoriten aus dem Werk, nämlich "Der Atlas"...von einem Tenor gesungen (oder gar einer Frauenstimme...kann gerade nicht sagen, ob es das gibt) hat gerade dieses Lied für mich viel weniger Wirkung, da die schwere einer tieferen Stimme auch die "(be)schwerende" Botschaft des Atlas besser zur Geltung bringt und fühlbar macht.
Der Atlas
Autor: Heinrich Heine
Ich unglücksel'ger Atlas! Eine Welt,
Die ganze Welt der Schmerzen muß ich tragen,
Ich trage Unerträgliches, und brechen
Will mir das Herz im Leibe.
Du stolzes Herz, du hast es ja gewollt!
Du wolltest glücklich sein, unendlich glücklich,
Oder unendlich elend, stolzes Herz,
Und jetzo bist du elend.
Schon die Eingangsklänge dieses Liedes, dieses leicht hämmernde, bürdevolle Schleppen, Schritte schwer wie Blei, da merke ich schn förmlich die Last auf meinem Rücken und dazu diese düstere Ahnung, dass diese Bürde mehr ist als ein massives, konkretes physisches Gewicht, sondern auch ein psychische Schwere hat, nicht nur quantitativ, sonder genauso qualitativ , diese Welt, die voller Leid und Schmerzen ist...letztlich wird ja auch das Herz verwiesen, das brechen will, nicht eigentlich das Kreuz. Diese düstere Grundstimmung in der Begleitung wird nur unterbrochen, wenn Atlas selbst über sich spottet, hier wird das Klavier noch ein Mal leicht heiter, aber die Ironie und der Sarkasmus schon des Textes finden sich auch in der scheinbar leichtfertigen Begleitung aufgenommen. Um dann auch wieder mit dem Text in die trübe, belastende Stimmung zurückzukehren.
Ich habe diese Version (weil ich Hotter als Lied-Interpret über alles schätze) :