Beiträge von SchallundWahn

    Erstmal danke, lieber Farinelli für die sehr schönen Beiträge, die einmal wieder das gegenseitige Wundenlecken hier unterbrechen und wieder etwas Substanz anbringen.


    Für wen ist das Theater eigentlich gemacht...
    Einzig das zahlende Publikum bestimmt, was es sehen will.


    Und ich dachte immer Theater und Oper seien Kunst...na da habe ich mich wohl geirrt, Theater ist eine Ware (kein Wunder, dass Subventionen da unangebracht sind...


    Theater war schon im alten Griechenland Erziehungsmittel, die Tragödien sollten die Zuschauer (die meist auch noch kostenlos den Vorführungen beiwohnen durften) "Jammern und Schaudern" lassen, eine Art Katharsis, mehr als bloße Unterhaltung, Gleichnisse und Parabeln. Das ist die Ur-Form allen Theaters.
    Das es im Laufe der Geschichte auch mal reines Pläsir der Reichen und Mächtigen war, ist doch letztlich nur ein feudalistisches/absolutistisches Werkzeug zur Abgrenzung, Kunst ist letztlich aber keine Abgrenzung, sollte es zumindest nicht sein, weshalb Geld niemal über Kunst entscheiden sollte (was es aber heutzutage oft genug tut. Gut zu lesen in Rodolfos Kommentar über Absetzungen von Opern.)


    Aber ich vergas ja, dass Theater keine Kunst, sondern Kommerz ist und man sich seine Weltsicht kaufen kann...

    Nikolai Rimski-Korsakow


    Sadko


    Oper in 7 Bildern
    Libretto : Nikolai Rimski-Korsakow, Wladimir Belski und Wladimir Stasow
    Original-Sprache : Russisch


    Uraufführung : 1898 in Moskau


    Personen :


    Sadko, Tenor
    Liubawa, Mezzo-Sopran
    Wolkowa, Sopran
    Meereskönig, Bass
    Ein Waraäger, Bass
    Ein Inder, Tenor
    Ein Venizianer, Bariton


    Handlunsort und-zeit : Nowgorod zu undiffinierter, sagenhafter Zeit



    Bild 1
    Die Oper erzählt die Geschichte des Gusli-Spielers Sadko aus Nowgorod. Im Hafentreiben der Handelsstadt singt eine Sänger den Kaulf- und Schiffleuten schöne Lieder. Auch Sadko kommt dazu, aber will nicht den Reichtum anderer besingen. Er schlägt einigen Stadtoberen vor, ihm Geld für ein Schiff zu leihen, so will er über die Weltmeere fahren und Schätze aus fernen Ländern mitbringen um sich und seine Stadt reich zu machen. Er wird ausgelacht uns schimpft auf die Engstirnigkeit seiner Umgebung.


    Bild 2
    Im naheliegenden Ilmensee gibt es nicht nur Wasser, sondern darin leben auch Wassergeister, Töchter des Meeresgottes, die in Schwanengestalt einem wunderbaren Lied lauschen. Sadko sitzt in der Dämmerung am Ufer und singt. Eine der Töchter, Prinzessin Wolchowa wurde einst geweissagt, sie würde sich mit einem Sterblichen vermählen und als sie nun Sadko zuhört, weiß sie, dass er es sein wird. Sie und ihre Schwestern verwandeln sich in Mädchen um mit Sadko zu sprechen. Der ist gleich sehr angetan von Wolchowa, beide tauschen ein paar Liebesschwüre aus und zum Abschied schenkt die Prinzessin ihm 3 goldene Fischflossen, die Fische anlocken, wenn er einmal kein Angelglück hat. Der Meereskönig hat das alles griesgrämig verfolgt und holt seine Töchter herab ins Wasser.


    Bild 3
    Sadko ist die Nacht nicht nach Hause gekommen und seine Frau Ljubawa klagt daheim über ihren Mann und seine Hirgespinste. Als er am Morgen erscheint, macht sie ihm Vorwürfe, doch er schmettert sie ab, weil er immer noch an die wundersamen Geschehnisse der Nacht denkt. Abermals treibt es ihn in die Ferne. Die Worte seiner Frau können ihn nicht halten, er ist fest entschlossen auf Reisen zu gehen.


    Bild 4
    Im Hafen sind fremde Schiffe angekommen. Sadko kommt dazu und beginnt zu prahlen, er könne einen Haufen goldener Fische fangen und wird wieder einmal ausgelacht. Doch als er eine der goldenen Fischflossen zusammen mit einem Netz ins Wasser wirft, ertönt eine fremdartige Stimme, die ihm Fisch zusagt. Als das Netz eingeholt wird, ist es voller goldener Fische und die anderen kleineren Fische mitsamt haben sich in Goldbarren verwandelt. Das Volk staunt und preist Sadko, der nun endlich die Möglichkeit hat auf Reisen zu gehen. Drei Kaufleute, ein Waräger, ein Perser und ein Hindu erzählen von ihrer Heimat. Sadko segelt mit einem Schiff davon und lässt seine Frau in Nowgorod zurück.


    Bild 5
    Zwölf Jahre später, Sadkos Schiff ist schwer beladen mit allerlei Schätzen und Kunsthandwerk aus aller Herren Länder. Doch das Schiff steckt in einer schweren Flaute, kein Lüftchen weh, keine Welle geht. Schmuckstücke für den Meereskönig ins Wasser zu werfen, hat nicht funktioniert, deshalb versucht man es mit einem Menschenopfer. Zelten mit allen Namen der Besatzung werden ins Meer geworfen. Alle schwimmen an der Oberfläche, nur Sadkos geht unter. Gefasst geht er über Bord. Der Wind regt sich und treibt das Schiff voran, während Sadko in einem Strudel unter Wasser gerissen wird.


    Bild 6
    Sadko gelangt durch den Strudel in den Palast des Meereskönigs. Der ist wütend, weil Sadko es in den Jahren an Dankbarkeit hat fehlen lassen. Doch seine Tochter Wolchowa kann ihn beruhigen und nun wird endlich die Hochzeit veranstaltet. Sadko singt ein Lied, ein Ballett wird veranstaltet. Die großen Flüsse wie Nil, Amazonas, Mississippi und Bramaputra sind erschienen und haben Geschenke aus ihrer Heimat mitgebracht. Es gibt ein Festmahl und es wird wild getanzt. Plötzlich erzählt ein alter Mann, dass diese Ehe keine Zukunft habe, Wolchowa würde ein Fluss werden und Sadko zurück nach Hause gelangen.


    Bild 7
    Auf der Hochzeitsfahrt gen Nowgorod wird Wolchowa klar, dass die Worte des Alten nicht ganz verkehrt waren. Am Ilmensee angekommen, singt die Sadko ein Schlaflied zu Abschied. Um trotzdem immer bei ihm zu sein, wird sie in Tränen aufgelöst zum Fluss Wolchow, der Nowgorod immer mit Wasser versorgen soll. Als Sadko erwacht hört er jemanden ein trauriges Lied singen. Es ist Ljubawa, die seit Jahren auf die Rückkehr ihres Mannes wartet. Beide erkennen sich und schließen einander in die Arme. Auch das Volk jubelt dem Rückkehrer zu, dessen Flotte eben im Hafen anlegt und lauter Schätze mitbringt.

    Nikolai Rimski-Korsakow


    Das Märchen vom Zaren Saltan


    Oper in vier Akten und einem Prolog
    Libretto : Wladimir Belsky
    Original-Sprache : Russisch


    Uraufführung : 1900 in Moskau


    Personen :


    Zar Saltan, Bass
    Militrisa, Sopran
    Gwidon, Tenor
    Schwanenprinzessin, Sopran
    Älteste Schwester der Zarin, Sopran
    Zweitälteste Schwester der Zarin, Mezzosopran
    Babarika, Alt



    Prolog
    Die 3 Schwestern sitzen beim Spinnen zusammen. Der Zar Saltan belauscht ihr Gespräch. Die Älteste sagt, wenn sie Zarewna wäre würde sie dem Zaren ein riesiges Bankett geben, die Mittlere würde ihm ein kostbares Gewand nähen, die Jüngste aber meint, sie würde ihm einen starken Sohn gebähren. Darauf betritt der Zar das Haus und nimmt die Jüngste, Militrisa, zur Frau. Aus Rache schmieden die Schwestern und deren Schwägerin ein Komplott.


    Erster Akt
    Die im Prolog gesponnene Intrige wird in die Tat umgesetzt. Der Zar verlässt seine schwangere Frau um Krieg zu führen, derweil schicken die Schwestern (die inzwischen am Hof angestellt sind) einen Brief an ihn, in dem sie verkünden, die Zarin habe weder einen Sohn, noch eine Tochter, sondern ein Monster geboren. Als die Zarin froh verkündet einen Sohn geboren zu haben, hat bereits ein Brief des Zaren den Hof erreicht, der befielt Militrisa samt ihres vermeintlichen Monsterkindes in eine Fass zu stecken und dieses ins Meer zu werfen. Dem Befehl des Zaren wird Folge geleistet.


    Zweiter Akt
    Im Vorspiel zum Zweiten Akt treibt jenes Fass im stürmischen Meer herum. In der ersten Szene sind dann einige Jahre vergangen. Die beiden Insassen sind auf einer Insel gestrandet. Der Prinz Gwidon ist zu einem kräftigen, jungen Mann herangewachsen. Bei der Suche nach Essbaren rettet er einen Schwan vor dem Angriff eines Kondors. Der sprechende Schwan dankt es ihm indem er ein Königreich auf der Insel herbeizaubert und Gwidon zu dessen König macht.


    Dritter Akt
    Die Handelsschiffe des Zaren Saltans verlassen gerade Gwidons Königreich. Dieser beklagt sich seinen Vater nie begegnet zu sein. Der Schwan schlägt ihm vor ihn in eine Hummel zu verwandeln, so dass er zu Saltans Schiff fliegen kann und so inkognito einen Blick auf ihn zu werfen. Hier nun folgt der „Hummelflug“. In der Stadt des Zaren angekommen, erzählen die Seeleute von Gwidons wundersamen Inselreich. Militrisas Schwestern versuchen den Zaren von diesen Schilderungen abzulenken, da sticht Gwidon beiden in die Augenbrauen. Auch die Schwägerin erzählt eine Geschichte über ein wunderschöne, sagenhafte Meeresprinzessin um den Zar abzuhalten Gwidons Königreich zu besuchen. Gwidon sticht ihr ins Auge, dass sie erblindet und Saltan beschließt zu Gwidons Königreich zu reisen.


    Vierter Akt
    Im letzten Akt sitzt Gwidon am Strand und wünscht sich eine Braut. Er erzählt dem Schwan von der sagenumwobenen Prinzessin von der die böse Schwägerin erzählt hat. Da verwandelt sich plötzlich der Schwan in jene Prinzessin Schwanhilde. Sogleich wird die Hochzeit der beiden verkündet. In der zweiten Szene erwartet Gwidon Saltan. Dieser erzählt ihm davon, wie scheußlich er einst seine Frau behandelte und das er sich seit Jahren deswegen grämt. Gwidon zeigt ihm die Wunder seines Königreichs, doch kann den Zar nicht aufmuntern. Da enthüllt die Prinzessin Schwanhilde die Identität von Militrisa. Saltan erkennt seine verstoßene Frau und in Gwidon seinen Sohn. Die Schwestern betteln ihn um Vergebung für ihre Taten an und Saltan gewährt sie. Daraufhin stimmen alle in den Jubel über Gwidons und Schwanhildes Hochzeit ein.

    Nikolai Rimski-Korsakow (1844 - 1908)

    Der Unsterbliche Kaschtschej


    Oper in einem Akt und 3 Bildern
    Libretto : Rimski-Korsakow
    Original-Sprache : Russisch


    Uraufführung: Moskau 1902


    Personen :


    Kaschtschej, Tenor
    Zarewna, Sopran
    Prinz Iwan Korolewitsch, Bariton
    Kaschtschejewna, Mezzosopran
    Lakai Sturmwind, Bass


    Ort und Zeit der Handlung : Märchenland und -zeit


    Vorbemerkungen :
    Der alte Zauberer Kaschtschej hat Angst vor dem Tod und will deswegen unsterblich sein. Um dies zu erreichen, hat er seine Seele in einem „Behälter“ eingeschlossen, die nur entweichen und somit sterben kann, wenn dieser „Behälter“ verloren geht oder beschädigt wird. Bei jenem „Behältnis“ handelt es sich jedoch um eine Träne seiner Tochter, der Kaschtschejewna, d.h., wenn sie weint, ist seine Leben verwirkt, weshalb die junge Frau zu einer beinah kalten Gestalt geworden ist, völlig mitleidslos.
    Weil es Kaschtschej auf seiner einsamen Burg langweilig geworden ist, hat er die schöne Zarentochter, Zarewna, entführt damit sie im vorsingt und Geschichten erzählt.


    Bild 1 :
    Kaschtschej Burg


    Die Oper setzt bei der Klage der Zarewna an, nicht nur ihre Schönheit welkt in dem düsteren Flecken, auch ihre Liebster ist fern. Kaschtschej ruft sie zu sich damit sie ihn unterhalte, aber sie hört nicht auf seine Befehle, sondern ist immer noch in Gedanken an ihren Bräutigam und ob er sie nicht vielleicht schon längst vergessen hat. Wütend kommt Kaschtschej herbei und sieht das seine Gefangene weint. Er erzählt ihr von einem Zauberspiegel in dem man sein Glück sehen kann und als die Zarewna hineinsieht, sieht sie sich, doch bald eine andere schöne Frau und ihren Bräutigam, der dort auftaucht. Weil sie das völlig verstört, nimmt Kaschtschej den Spiegel wieder an sich, erkennt aber darin seinen eigenen Tod und zerschlägt den Spiegel. Verunsichert schickt der die Zarewna den Keller aufzuschließen um seinen Diener, den Recken Sturmwind, freizulassen. Der saust heraus in die Freiheit und beschwert sich, dass er voller Nichtstun krank geworden ist. Kaschtschej trägt ihm auf zu seiner Tochter zu fliegen um in Erfahrung zu bringen, dass sie seinen „Schatz“ gut verwahre und nach dem Rechten zu sehen, außerdem beauftragt Zarewna ihn er auf der Welt verbreiten, dass sie um ihren Liebsten weint und wenn er ihm begegene, ihm zu sagen, dass sie gefangen gehalten wird. Recke Sturmwind scheint so glücklich wieder in Freiheit zu sein, dass er alle Befehle nur mit einem Ohr anhört und saust davon.
    Kaschteschej murmelt nun über sein Geheimnis und erzählt, dass seine Tochter mächtig in Liebeszaubern ist und schon so manchen Helden eingefangen hat. Weil die zarewna sich immer noch weigert ihn zu unterhalten, verzaubert er das Schloss, der Winter zieht ein, niemand kann zum Schloss gelangen und niemand heraus. Immer noch ist die Zarewna betrübt und das erzählt der Schneesturm und seine Schneeflocken ihr auch noch, dass ihr Liebster der Kaschtschejewna verfallen ist und sie vergessen hat.


    Bild 2 :
    Schloss der Kaschtschejewna


    Die Kaschtschejewna bereitet sich diese auf die Ankunft eines weiteren Helden vor, der nach dem Schlüssel für Kaschtschejs Tod sucht. Sie wird ihn verführen und dann den Kopf abschlagen, wie sie es immer tut. Iwan Karolowitsch, der Bräutigam der Zarewna nähert sich, denn er ist bereit alles zu tun, um seine Liebste zu befreien und den bösen Kaschtschej zu töten. Die Kaschtschejewna lässt ihn ein und bietet ihm ein Getränk an, das nichts anderes als ein Liebestrank ist. Iwan ist aber auch so schon äußert bezaubert von ihr und als er auch noch ausgetrunken hat, ist seine Leidenschaft entfacht (die Zarewna ist ganz vergessen). Ein großes Liebesduett (das einzige der Oper, bezeichnender Weise nicht zwischen Iwan und seiner Liebsten, sondern mit der Kaschtschejewna) schließt sich an, Iwan ist schon völlig in Sehnsucht vergangen und die Kaschtschejwna setzt zu tödlichen Schlag an, doch sie kann nicht, der Bursche ist zu schön um erschlagen zu werden. Auch ein zweiter Impuls zum Zuschlagen wird unterbrochen, da nun der Recke Sturmwind im Schloss ankommt. Doch er redet wirres Zeug, die Kaschtschejwna fragt er, ob sie denn die Geliebte auch vermisse. Die Kaschtschejewna bemerkt schnell, dass dies nicht die Worte ihres Vaters sein können, aber Iwan, der aus dem Liebestaumel erwacht ist, hat sie gehört und wohl verstanden, seine Liebste wartet auf ihn. Er will das der Recke ihn dorthin bringt und da fällt dem Verwirrten ein, dass Kaschtschej Iwan töten will, außerdem, dass er die Kaschtschejwna fragen soll, ob sie auch des Vaters „Schatz“ vorbildlich bewacht. Da schlägt Iwan mutig vor, er solle ihn nur zum Zauberer bringen und so zaubert der Sturmwind einen fliegenden Teppich herbei. Die Kaschtschejwna will Iwan abhalten, doch alle ihre Schönheit und Zauberkunst nützt nichts mehr, Iwans Liebe zur Zarewna ist stärker.


    Bild 3 :
    Kaschtschejs Burg


    Die Zarewna hat sich doch einmal in Kaschtschejs Gemach begeben und singt ihm nun ein Schlaflied mit äußert bösem Text:


    Baju baj, greiser Kaschtschej!
    Baju baj, unsterblicher Unhold!
    Baju baj, Baju baj!
    Möge dich, böser Zauberer,
    der Hausgeist quälen und würgen!
    Schlafe, schlaf ein und wach nicht mehr auf,
    träume vom schrecklichen Tod!
    Baju baj, greiser Kaschtschej!
    Baju baj, unsterblicher Unhold!
    Baju baj, Baju baj!
    Möge dich bei meinen Tränen stets
    die Gicht in den Gliedern reißen,
    und du an deinem ganzen Körper
    zittern und vertrocknen!
    Baju baj, greiser Kaschtschej!
    Baju baj, unsterblicher Unhold!
    Baju baj, baju baj!
    Schlafe, bleib liegen und steh nicht mehr auf!
    Schlafe Zauberer, schlaf für immer ein,
    der schreckliche Tod soll dich holen!


    Inzwischen kommt Iwan mit dem Sturmwind an. Da Kaschtschej schläft, kann Zarewna ihm freudig entgegen eilen. Iwan ist entschlossen den bösen Zauberer auch ohne sein Geheimnis zu kennen, zu töten, um die Liebste zu befreien, doch da erscheint die Kaschtschejewna, die dem Prinzen gefolgt ist und versperrt den Weg ins Schloss. Sie versucht noch einmal Iwan davon zu überzeugen, dass sie die Richtige für ihn ist, aber Iwan liebt nur seine Zarewna. Den Vorschlag sie aus Kaschtschejs Fängen zu entlassen, wenn Iwan mit ihr, der Kaschtschjewna geht, lehnen beide Liebenden ebenfalls ab. Vom Lärm erwacht, erscheint Kaschtschej und verflucht all die Störenfriede. Auch seine Tochter rügt er, ob sie denn auch auf seinen „Schatz“ Acht gebe, doch die kennt nur noch ihre Gefühle für Iwan. Außer sich beschließt nun Kaschtschej allesamt zu töten. Zarewna wünscht vor ihrem Tod nur noch einmal ihren Iwan ansehen zu dürfen und ihn zu umarmen. Von so viel Liebe übermann, scheint die Kaschtschejwna gerührt zu sein und auch Kaschtschej selbst merkt wie seine Tochter langsam, aber sicher ein Herz entwickelt. Die Kaschtschejewna, der all die Helden erlegen sind, muss erkenne, dass dieser, den sie wirklich liebt, sie keines Blickes würdigt. Die Zarewna hat Mitleid mit ihrer Rivalin und umarmt sie voll Mitgefühl. Und hier nun kann die Kaschtschejewna nicht mehr an sich halten und beginnt zu weinen. Sie wird ewig lieben und leiden und verwandelt sich in eine Trauerweide. Damit ist es auch um Kaschtschej geschehen, er stirbt endlich.
    Am Ende besingt ein Chor Freiheit und Liebe.

    Ich habe Walter Berry mit der "Don Giovanni"-Aufnahme von Josef Krips kennen und lieben gelernt, wo er bekanntlich den Masetto singt, seitdem tue ich mich äußert schwer damit einen anderen Masetto zu akzeptieren (obwohl mir das sogar beim Don selbst gelungen ist). Daraufhin habe ich mir auch die hier schon öfter erwähnte Einspielung der "Zauberflöte" unter Sawallisch zugelegt und auch seinen Pappageno ins Herz geschlossen.
    Ich kenne auch die Verschwörungsszene aus Lohengrin, wo er zusammen mit Christa Ludwig das Paar Telramund und Ortrud singt, aber gebe zu so meine Probleme zu haben Berry als Bösewicht anzunehmen (auch sein Don Pizarro ging bei mir in diese Richtung). Weshalb ich mich bisher auch noch nicht durchringen konnte, einmal seinen Wozzeck anzuhören (nicht das der ein Bösewicht wäre, aber die Rolle hat ja schon ihren Ernst).

    Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesh und der Jungfrau Fewronia
    entstanden 1905, uraufgeführt am 20. Februar 1907 im Mariinsky-Theater in St. Petersburg


    Diese Oper basiert auf einer Kombination der beiden russischen Legenden von der Heiligen Fewronia von Murom und der Stadt Kitesh, die während eines Angriffs der tartarischen Horden unsichtbar wurde, bewegt sich somit auf dem historischen Hintergrund der Tartareneinfälle in die Kiewer Rus im 13. Jh. Diese Komponente machte Rimskis Oper vor allem während des II. Weltkrieges in der Sowjetunion besonders beliebt.


    [timg]http://upload.wikimedia.org/wi…1/18/Kitezh.jpg;c;491;394[/timg]


    Erster Akt
    Fewronia lebt mit ihrem Bruder im Wald nahe Klein-Kitesh in einer Hütte. Sie ist eine naturverbundene, arglose Seele und eines Tages verirrt sich Vsevolod , der Prinz von Kitesh beim Jagen im Wald. Sie begegnen einander und der Prinz ist sofort von Fewronia verzaubert und steckt ihr einen Ring an den Finger. Doch ehe sie überhaupt erfahren kann, wer er ist, lärmt eine weitere Jagdgesellschaft durch den Wald und der Prinz schließt sich ohne weitere Worte an sie an.


    Zweiter Akt
    In Klein-Kitesh (eine Art Vorort von Groß-Kitesh) wird die Hochzeit vorbereitet, die Bewohner veranstalten ein großes Fest, doch nicht alle finden, dass der Prinz mit Fewronia eine akzeptable Partie gemacht hat. Der stadtbekannte Trunkenbold Grischka schmäht Fewronia. Diese erreicht nun mit ihrer Brautprozession die Stadt und Grischka wird fortgejagt. Die Festivitäten werden jäh unterbrochen als eine Horde Tartaren in die Stadt einfällt. Sie nehmen Fewronia gefangen um damit den Prinzen zu erpressen, denn sie wollen auch Groß-Kitesh überfallen. Grischka verrät die Stadt indem er anbietet den Tartaren den Weg zu zeigen. Fewronia betet indessen leise dafür, dass Kitesh unsichtbar werden möge.


    Dritter Akt
    In der ersten Szene versammeln sich die bewaffneten Bürger von Groß-Kitesh auf dem Marktplatz. Der blinde Jäger des Prinzen hat von den Vorkommnissen in Klein-Kitesh gehört. Der Prinz beschließt den Tartaren entgegen zu reiten und den Kampf zu beginnen. Da steigt plötzlich vom nahen See ein goldener Nebel auf, hüllt die Stadt ein und macht sie unsichtbar für die Augen der Feinde, nur die Kirchenglocken sind noch allerorts zu hören. Jedoch hat sich am nahen Fluss schon eine Schlacht entsponnen. Hier setzt ein Intermezzo ein, dass jene Schlacht illustriert.
    In der zweiten Szene erreicht der Treck der Tartaren, die von Grischka geführt werden den See, doch als dort nirgends Kitesh zu sehen ist, wird Grischka, den sie für einen Lügner halten, an einen Baum gebunden um ihn später zu töten. Die Tartaren schlagen ihr Lager am See auf. Zwischen den beiden tartarischen Anführern kommt es wegen Fewronia zu einem Streit in dem einer den anderen umbringt. Fewronia indessen hat Gerüchte gehört Prinz Vsevolod sei im Kampf gefallen. Grischka bittet sie ihn loszubinden, er könne seinen Verrat nicht mehr ertragen und höre immerfort die Glocken von Kitesh in seinem Kopf. Gutmütig wie sie ist, befreit sie ihn, woraufhin Grischka sich im See ertränken will. Doch da sieht er auf der Wasseroberfläche das Spiegelbild von Kitesh (die ja immer noch dort ist, auch wenn sie unsichtbar scheint) und in diesem Moment läuten auch die Glocken noch viel lauter. Das schreckt auch die Tartaren auf, die ob solcher Zauberei in Panik geraten.


    Vierter Akt
    Fewronia und Grischka sind den Tartaren entkommen, aber Grischka ist verrückt geworden und rennt schreiend davon. Fewronia wieder in ihrem geliebten Wald schläft ein und träumt davon, dass sie sterben muss um Kitesh zu retten, sie akzeptiert ihren Tod und der Prinz kommt und holt sie nach Kitesh. Außerdem weissagt ihr ein Vogel gleichzeitig, dass sie unsterblich sein wird.
    In der zweiten Szene sind wir in Kitesh, dass voll von Schönheit ist, Der Prinz und auch sein Jäger sind wieder unter den Lebenden. Fewronia sendet eine Nachricht an Grischka, dass auch er eines Tages den Weg nach Kitesh finden wird. Sie und der Prinz begehen ihre Hochzeit, ein großer Chor stimmt einen Jubelchor an.
    Kitesh und alle seine Bewohner leben in der Unsichtbarkeit fort.



    Über die Parsifal-Relation, die viele Kritiker Kitesh zuschreiben, ist ja schon in vorherigen Beiträgen etwas eingegangen worden. Das mystisch-verklärende Ende mag seinen Teil dazu beigetragen haben. Wie der Parsifal wird diese Opern allerdings auch am wenigsten von allen Rimski-Opern aufgeführt bzw. eingespielt, was auch mit der schieren Länge zu tun haben mag. Mehr oder weniger berühmt ist das sinfonische Intermezzo zwischen den zwei Szenen im 3. Akt, dass sie Schlacht von Kerzhenets darstellt
    Davon abgesehen gilt Kitesh als absoluter Höhepunkt von Rimski Opernschaffen und tatsächlich finde ich persönlich (auch wenn ich andere seiner Opern ebenso gut finde), dass das eine durchaus zulässige Aussage ist. Gerade die Schluss-Apotheose finde ich (vom Inhalt mal abgesehen) musikalisch unbeschreiblich berauschend.


    Was Aufnahmen angeht, so kann man gut im Opernführer hier bei Tamino nachsehen, wo auch noch einmal der Inhalt ausführlicher dargestellt wird. Ich gehen da sehr konform damit, dass ich die Aufnahme mit Ivan Petrov, Vladimir Ivanowsky, Iwan Koszlowsky, Natalya Rozhdestvenskaya, Dmitrij Tarkhov, Lidya Melnikova, Chor & Orchester des Bolshoi-Theaters unter Vassily Nebolsinfür die beste existierende Aufnahme halte (auch wenn sie gekürzt ist).
    Zur Gergiev-Einspielung siehe außerdem Beitrag 16 - 19 dieses Threads.


    Vollständigkeitshalber hier die Cover :


    Danke Holger für deine Einschätzung. Ich kenne diesen Ring bisher nur in Ausschnitten und den Schnipseln, die man so bei den Werbepartner zu sehen und zu hören bekommt und hatte bisher auch einen recht guten Eindruck davon gewonnen.
    Was die Inszenierung angeht, habe ich zumindest gelesen, die Personenführung sei streckenweise überhaupt nicht vorhanden, kannst du das bestätigen?
    Und was meinst du eigentlich mit der Fricka, die optisch gewöhnungsbedürftig ist?


    Danke auch Rodolfo für den Tipp mit Pappano (was der macht, interessiert mich eigentlich immer) und dann auch wieder mit Terfel als Wotan...ich werde auf jeden Fall reinschauen.

    Ich würde lügen, wenn ich sagte, es wäre mir vollkommen egal wie Cover aussehen, aber die Prioritäten sind bei mir einfach anders gestellt. Klar, habe ich schöne Cover sehr gerne, aber ich würde mir nie eine CD nur des Covers wegen kaufen. Wenn ich gleiche/ähnliche Inhalte habe, wähle ich meistens (wenn der Preisunterschied nicht zu hoch ist) die Variante bei der mir das Cover besser gefällt. Aber letztlich ist das kein Kaufgrund und auch kein Kaufhindernis.
    Bei anderen Dingen abseits der Covergestaltung dagegen haben meine Augen nicht immer bewusst zumindest Anteile am Gefallen ;)

    Wenigstens mal eine eher leichte Aufzählung für mich, da ich kaum ein wahrer Dirigenten-Fan bin und auch nicht immer wirkliche Favoriten ausmachen kann.


    Bei den Verblichenen :
    Charles Mackerras (natürlich wegen Janacek) 10 Punkte
    Rudolf Kempe (allein für den 60er Ring) 5 Punkte
    Herbert v. Karajan (für mich immer ein Positivum) 3 Punkte
    Hans Knappertsbusch (Wagner eben) 2 Punkte


    Bei denen, die noch unter uns weilen :
    Antonio Pappano 10 Punkte
    Myung-Whun Chung 7 Punkte
    Konrad Junghänel 3 Punkte

    Trotzdem: Mir hat der Trailer gefallen. So viel Freiheit darf doch wohl sein bei der Deutung. Weder wird die Musik verunstaltet noch beleidigt das, was ich zu sehen bekomme, mein Auge, noch ist etwas einzuwenden gegen die Sicht des Regisseurs, so wie er sie im Trailer artikuliert.


    Mein Reden, Wolfgang, schön, dass du das auch so siehst. Mir hat der Trailer auch gefallen, ich habe richtig Lust bekommen, mir diese Aufführung anzusehen (vor allem klang sie auch sehr gut!), aber Köln ist weit. Vielleicht geht ja einer der Taminos aus Köln und Umgebung hin und berichtet, würde mich freuen.

    Ganz egal wie teuer eine Jeans ist elegant ist anders (letztlich sind es eben Cowboy-Arbeitshosen), sie mag kleidsam und sportlich sein, aber unter Eleganz verstehe ich eindeutig was anderes...aber da scheinen wir zu divergieren.


    Klasse Thema... :thumbsup:

    Kasperltheater ist ja auch gar nicht so falsch, sieht doch zumindest stark danach aus, dass es hier um etwas marionettenhaftes gehen soll (Augsburger Puppenkiste oder so), quasi Demontierung wider den vermeintlichen Ernst des tollen Tages...die Oper hat durchaus etwas puppentheaterhaftes.
    Davon abgesehen (und da werden wohl auch RT-Gegner beipflichten) habe ich nun wirklich schon schlimmeres gesehen als das.
    Ich mag die Kostüme.

    Ob nun kindlich, kindisch, verspielt oder sonstwas...letztlich ist keines der Worte eines, dass ich bei Debussy als gerechtfertigt empfinden würde. Denn bei aller vermeintlichen "Verspieltheit" wahrt Debussy immer eine Form. Und ähnliche Klavierläufe finden sich auch schon bei Rimski vorher und zeitgenösssich (also für Debussy) bei Skrjabin (der löst die Form nur noch mehr auf).
    Und das Debussy sozusagen auf Würde in seiner Musik verzichtete, ist meiner Meinung nach auch zu kurz gedacht. Wenn man unter Würde solche schwangere Schwere wie bei Wagner, Bruckner usw. versteht, wäre Debussy in der Tat das Gegenteil, aber warum muss Würde immer so sein? Würde kann auch elegant und grazil sein und das ist Debusssy in jedem Fall.
    Zugegeben war es bei mir keine Liebe auf den ersten Ton mit dem Monsieur, aber je mehr man in seine scheinbare unordentliche, so beiläufig wirkende Musik näher einsteigt, eröffnet sich da ein Universum an kleinen und Kleinsttönen, die in einem Geflecht erscheinen, das seinesgleichen sucht.

    Ich kenne Solti hauptsächlich von den beiden Strauss-Opern "Salome" und "Elektra", Wagners "Ring", sowie von Mahlers Achter. Bei der "Elektra" irritiert mich die Tonquali der CD, denn ich habe gehört die LP würde sich besser anhören, weshalb ich da nur ein eingeschränktes Urteil habe. Bei Mahlers Achter finde ich seine Aufnahme einfach super, das bombastische liegt ihm halt. Der "Ring" ist tontechnisch zurecht legendär, wobei mir gerade "Rheingold" und "Siegfried" weniger gefallen, Solti braucht anscheinend das Fatalistische. Letztlich wäre er für mich aber schon allein immer erwähnenswert wegen seiner "Salome", ein absoluter Hammer, wenn ich das so sagen darf und auch wenn sie heute nicht mehr mein erster Favorit ist, sie ist und bleibt ein echtes Erlebnis (sie hat mich diese Oper lieben gelernt).

    Ich habe grundsätzlich auch nichts dagegen, alte Threads aufzuwärmen, habe es selbst ja auch schon gemacht. Wie schon erwähnt, gibt es ja immer neue Sichtweisen sowohl von Neumitgliedern als auch von Altmitgliedern, Einschätzungen und Meinungen können sich ja ändern, andere Fragen auftauchen. Das manche Threads angeblich zu lang wären und deswegen abschrecken könnten, kann ich nicht nachvollziehen. Mich schrecken eher Threads ab, die nur aus drei Beiträgen bestehen.
    Also nur zu aufwärmen, wenn man interessiert an etwas ist.

    Ich bin am WE via Bildschirm gleich in den Genuss von zwei "Jenufa"-Inszenierungen gekommen :


    1.





    Roberta Alexander Jenufa
    Anja Silja The Kostelicka
    Philip Langridge Laca
    Menai Davies Grandmother Buryja
    Mark Baker Steve
    Robert Poulton Foreman at the mill
    Gordon Sandison The Mayor
    Linda Orminston Mayor's Wife
    Alison Hagley Karolka
    Sarah Spring Barena
    Lynnie Davies Jano
    Helen Cannel The Kostelnicka's maid
    Deirdre Crowley Aunt


    The London Philharmonic Orchestra lead. David Nolan dir. Andrew Davis
    The Glyndebourne Chorus maestro del coro Ivor Bolton
    rec. 1989



    2.



    Liceu Barcelona, 2005. Produktion: Olivier Tambosi.
    Nina Stemme (Jenůfa)
    Eva Marton (Kostelnička)
    Jorma Silvasti (Laca)
    Pär Lindskog (Števa)
    Dirigent: Peter Schneider

    Ich mag beide, wenn mir auch das Dirigat von Colin Davies definitiv mehr zusagt (auch wenn die Aufnahmequalität bzw. Abmischung Nachteile hat), da es eckiger, straffer und Janacektypisch kleinteiliger ist, was besonders bei der Dramatik im großartigen 2. Akt zum Tragen kommt. Die Sänger sind bei beiden Produktionen durch die Bank äußerst hörenswert, absolut kein Ausfall, wenn ich auch trotzdem einige Favoriten habe. Anja Siljas Küsterin unter Davis muss man einfach erlebt haben, da kommt Eva Marton einfach nicht gegen an, auch wenn sie definitiv nicht schlecht ist. Die beiden Lacas nehmen sich sängerisch definitiv nichts, nur Langridge macht auch abseits davon eben eine bessere Figur. Mark Bakers Steva ziehe ich auch dem vom Per Lindskog vor, sein Impetus entspricht für mich mehr dem Bild, das ich von der Figur habe, aber das ist wirklich geschmäcklerisch. Und die Jenufa? Auch hier gefallen mir beide, allerdings trumpft Nina Stemme am Ende nochmal so richtig auf, das macht Eindruck, darstellerisch hat sie meiner Meinung nach auch etwas mehr zu bieten.
    Was die Inszenierungen angeht, hier braucht niemand Angst vor RT zu haben, beide Produktionen sind naturalistisch gehalten, wobei die Davis-Version sogar äußert naturalistisch ist, leider ist hier das Bild ingesamt etwas dunkel. Wie schon erwähnt, ist bei Davis auch der Ton seltsam abgemischt, kaum tiefe Töne, sehr in die Höhe, was manches Mal etwas zu Ungunsten des Dirigat zu gehen scheint.
    Letztlich aber finde ich beide Versionen absolut empfehlenswert, mit keiner macht man was falsch.


    Wer mal reinschauen will, beide gibt es bei youtube :


    Davis :



    Schneider :


    Zitat von »Dr. Holger Kaletha«Welche andere Musik hat wohl solch eine Ausdrucksfähigkeit, das eigentlich Unsagbare, den Tod, auszusagen? Da kann man bei Schubert schon fündig werden....:hello:

    ... und im Finale der 15. Sinfonie von Schostakowitsch, den ich stark in der Nachfolge von Mahler sehe.


    Nur, dass ich Schubert und Schosti weitaus subtiler finde, nicht nur weil sie mir weniger theatralisch vorkommen, sie mystifizieren auch nicht so.

    Nun gut, jetzt werde ich deinem Tipp folgen und als nächstes die deutsche Version hören. Wie gesagt wollte ich sowieso erstmal abwarten bis ich alle Aufnahmen gehört habe, um eine mehr oder minder breit aufgestellte Meinung zu entwickeln. Vielleicht wird es bei mir ja auch so eine späte Liebe wie bei dir.
    Was den Broucek selbst als Sympath angeht...ja, die Nebenfiguren mögen noch unsympathischer in ihrem Fanatismus sein (was nur in den außerweltlichen Episoden gilt), aber das macht mir Brouceks garstige Wurstigkeit auch nicht sympathischer ;)
    Übrigens "Osud" finde ich wirklich sehr gut, obwohl ich zugeben muss, das ich da einige Startschwierigkeiten hatte und anfangs ebenfalls etwas gedämpfter war, mittlerweile steht sie bei mir aber vollkommen in einer Reihe mit den anderen.

    Du fragst, wo du vehement bist?
    Hier :

    da ist nichts unterkühlt!


    Aber genug dazu, das Rostropowitsch unter den Romantisierern eher wneig romantisch ist, kann ich ja akzeptieren, aber wenn er mir nun trotzdem zu kühl klingt, ist dagegen nichts zu sagen, warum auch immer das so ist. Vielleicht ist es ja auch der Klang seines Cellos speziell.
    Was jetzt das Ansinnen betrifft, unromantische Zugänge zu hören, also bisher kenne ich bei den Cello-Suiten (außer dem schon erwähnten Maisky) noch Ter Linden und Mork, die ich nicht im Verdacht habe zu romantisieren, aber da kenne ich mich zu wenig aus.
    Wie schon mal woanders erwähnt, bin ich ja auch immer noch hinter der zweiten Suzuki-Aufnahme her (der wohl wie ich mitbekommen habe ziemlich HIP spielt), weil mir die Hörbeispiele mir da extrem zusagten.

    Ich frage mich, warum du so vehement darauf bestehst, anstatt diskursiv an die Sache heranzugehen. Das Rostropowitsch romantisiert spielt, ist ja erstmal nur eine Herangehensweise an sich, so gesehen im Gegensatz zu HIP, aber das sagt für mich noch lange nichts über die Darbietung an sich aus.
    Maisky zB spielt auch romantisierend und wirkt auf mich weniger kühl (was aber nicht bedeutet, dass ich seine Versionen besonders toll finde).

    Hallo Eric,


    da meine Mutter ebenfalls Erzieherin ist, kenne ich das, was du schilderst auch sehr gut. Sie hat mich auch schon einmal darum gebeten eine CD zusammenzustellen. Und tatsächlich kann ich auch bestätigen, dass die Kinder das im Großen und Ganzen sehr gut aufgenommen haben, völlig vorurteilsfrei. Manche fanden das sogar äußerst spannend. Und die Bewegung kommt da ganz von selbst. Besonders "bildreiche" Musik kommt gut an, finde ich.



    Die Eltern die dabei waren haben alle sehr genervt und Kritisch ausgesehen, und haben ihren Kindern unmittelbar nach dem hören gesagt "Was gefällt dir denn daran, ich finde das schrecklich" und direkt wurde die Meinung der Eltern nachgeklappert!

    Das ist allerdings bedauerlich und zeigt nur die Ignoranz, die allerorten herrscht, die leider auch auf die Kinder abfärbt.

    Nun habe ich vom Doktor gleich 4 verschiedene Brouceks bekommen, aber habe gerade erst geschafft eine Aufnahme davon zu hören.
    Den unter Frantisek Jilek


    Ich gebe zu, dass ich wahrscheinlich seit ich Michael Ewans Kommentar zum Broucek gelesen habe (siehe Beitrag 17) nicht mehr völlig vorurteilsfrei an dieses Werk heran gehen konnte. Ewans schätzt das Werk nicht sonderlich, er hält es zwar nicht für dezidiert schlecht, jedoch in Anbetracht der anderen Janacek Opern als zweitrangig, vor allem natürlich musikalisch. Natürlich habe ich versucht ganz neutral daran zu gehen, aber wenn ich nach dem Hören das Gefühl hatte, mir fehle etwas, schiebe ich das eventuell auf diese Vorprägung, weniger auf Tatsachen.
    Erstmal ist Broucek natürlich im Opernschaffen Janacek einzigartig, weil es eine Komödie ist (zwar ist "Vec Makropoulos" vom Schöpfer Capek auch als groteske Komödie konzipiert, aber Janacek lässt diesen Aspekt in seiner Verarbeitung fast völlig außen vor). Vielleicht ist das ein Punkt an den ich mich noch gewöhnen muss, der lustige Janacek.
    Den Beginn des Broucek, die Szenen im zeitgenössischem Prag , die sind mir sogar äußert sympathisch, denn sie strahlen wirklich etwas urbanes und gleichzeitig heimeliches auf...da ich schon mal in Prag war, habe ich mich beim Hören gleich in die alten Gassen versetzt gefühlt.
    Doch sobald das fantastische Element hinzukommt, zuerst die Reise auf den Mond, dann ins 15. Jh., verliert die Musik für mich an Charme. Manches Mal wirkt die Musik für mich geradezu hilflos, im dem Sinne, dass ihr nicht nur Janaceks typisches Flair fehlt, sie wirkt auf mich teilweise beliebig, so als ob der Komponist selbst nicht recht wusste, was er eigentlich komponieren wollte.
    Auch dramaturgisch schwächelt es hier äußerst, die Episodenhaftigkeit kommt Janacek glaube ich nicht entgegen, es wird keine Art von Spannung oder innerem Drang erzeugt, die Geschichte plätschert etwas dahin. Auch den (angeblichen) Witz finde ich schal, aber das mag zeitbedingt so sein. Dazu kommt noch (aber das ist ja nicht Janaceks Schuld), dass sich keine Form von Beziehung zu den Figuren aufbaut, auch nicht zur Hauptperson Broucek (der sowieso kein Sympath ist).
    Letztlich gibt es sicher noch Opern, die ich persönlich, schlechter bzw. langweiliger finde, aber für "meinen" Janacek ist mir das dann doch etwas wenig.


    Natürlich muss ich mir erstmal noch die 3 anderen Aufnahmen anhören, vielleicht reißen die es dann ja noch raus und es lag am Ende nur an der Version. Mal sehen...