Beiträge von Tobias C.B.

    Es ist der gleiche Buchstabe, lieber Holger, aber manchmal ist ja auch der zweite Buchstabe wichtig, und vor allem ist es der gleiche Geburtstag. Und er ist, ebenso wie Brendel, Teil eines großen Geheimnisses, dass drei Pianisten, alle drei der absoluten Spitzenklasse zugehörig, am gleichen Tag geboren wurden, und zwar alle drei im Abstand von 11 Jahren. Den dritten von Ihnen kann man Gott sei Dank noch im Konzert erleben.


    Wie interessant! :) Diese außergewöhnliche Reihung der drei Geburtstage war mir bisher unbekannt...


    Nachdem ich mir aber eben ergoogelt habe, um wen es gehen muß, kann ich an dieser Stelle schonmal androhen, daß ich mir besagten dritten bereits still vorgemerkt habe, um bei nächster Gelegenheit seine Sichtweise auf diese Sonate in Augenschein zu nehmen.


    Nicht nur besitze ich von ihm zwei Aufnahmen dieses Stücks, auch hat deren erstere (ein Live-Mitschnitt) maßgeblich dazu beigetragen, op. 22 zu einem meiner Lieblinge unter Beethovens Sonaten zu machen. Zudem hat sich sein Interpretationsansatz über die Jahre meiner Erinnerung nach merkbar verändert. Ich bin selbst gespannt, die beiden Aufnahmen mal wieder zu hören! :D




    P.S. Gerade fällt mir auf, daß ich wohl auch einen Mitschnitt der Sonate vom Unbekannten Ersten im heimatlichen Platteschrank stehen habe. Das artet ja schon wieder in Arbeit aus hier... :P

    Mein mit Abstand liebstes Rosenlied stammt von Hector Berlioz "Le spectre de la rose" aus Nuit d'ete hier gesungen von der unvergleichlichen Janet Baker. Für mich eines der schönsten Orchesterlieder überhaupt.


    Das Lied, wie die ganzen Nuits d'Eté waren mir bis heute Morgen unbekannt, Dein Video ließ mich allerdings ins Auge fassen, das beizeiten zu ändern. Danke! :)

    Was bedeutet denn eigentlich "bedeutend"?
    Daß Ries (dessen Werke ich, soweit sie mir bekannt sind, sehr schätze!) in der Wahrnehmung der Weltöffentlichkeit nicht gerade in besonderem Maße 'bedeutend' ist, steht angesichts der von Willi und Stimmenliebhaber angeführten Namen, auf die das viel eher zutrifft, vermutlich außer Frage.


    Der Threadtitel hätte womöglich eher lauten sollen "Für mich müsste Ferdinand Ries als bedeutendster Komponist [...] gelten."
    Aber reicht dafür aus musikgeschichtlicher Hinsicht (und in diesen Kategorien ist 'Bedeutung' doch im Endeffekt angesiedelt) ein Kompositionswerk - ich verkürze um des Argumentes willen - der Marke 'Beethoven II'? Ich bezweifle das.


    (Die Box ist noch in zwei gebrauchten Exemplaren lieferbar und kostet ab 300 Euronen :D )


    Das war zumindest in der Zeit, wo ich sie im Auge habe, leider noch nie anders. :S Ich frage mich ja immer, ob solche Händler ihr Zeug nicht verkaufen wollen: diese Preise bezahlt doch eh niemand. Aber ich schweife ab... Eines Tages wird sie mir schon auf irgendeinem Flohmarkt in die Hände fallen!

    Lucia Popp, wie schön! :) Diese Strauss-CD findet sich auch schon geraume Zeit auf meinem Einkaufszettel...


    Bei dem Namen Popp fällt mir tatsächlich noch ein weiteres Schubert-Lied ein, von dem ich eine Aufnahme mit ihr besitze:




    Es heißt, ta-daah!, "Die Rose" (D. 745) und beschreibt zumindest vordergründig das Leben aus Sicht einer... Rose.
    Der Text stammt von Friedrich Schlegel:



    Die Rose


    Es lockte schöne Wärme,
    Mich an das Licht zu wagen,
    Da brannten wilde Gluten;
    Das muß ich ewig klagen.
    Ich konnte lange blühen
    In milden heitern Tagen;
    Nun muß ich frühe welken,
    Dem Leben schon entsagen.


    Es kam die Morgenröte,
    Da ließ ich alles Zagen
    Und öffnete die Knospe,
    Wo alle Reize lagen.
    Ich konnte freundlich duften
    Und meine Krone tragen,
    Da ward zu heiß die Sonne,
    Die muß ich drum verklagen.


    Was soll der milde Abend?
    Muß ich nun traurig fragen.
    Er kann mich nicht mehr retten,
    Die Schmerzen nicht verjagen.
    Die Röte ist verblichen,
    Bald wird mich Kälte nagen.
    Mein kurzes junges Leben
    Wollt' ich noch sterbend sagen.

    Ich würde mich freuen, lieber Tobias, wenn du Lust hättest, noh zu einer anderen Interpretation der Sonate Nr. 11 hier etwas zu sagen. Der Thread läuft ja bestimmt noch bis Ende März, Anfang April.


    Lieber Willi, ich bin gerade 'außer Landes', habe mithin weder Platten noch Bücher in erreichbarer Nähe, habe mir aber vorgenommen, ebendies in näherer Zukunft zu versuchen. :)




    Zitat

    Meinst du diese?:


    Nein (obwohl mutmaßlich in allen dreien dieselben Aufnahmen sind), es gab mal eine Philips-Box mit allen BeethovenSonaten von Arrau, ergänzt um diverse Variationen, die Klavierkonzerte unter Haitink und das Tripelkonzert. Und ich stelle eben fest: wie durch ein Wunder scheint die Verlinkung nun doch zu funktionieren! Ich habe meinen Beitrag oben also angepasst.


    Vermutlich lag da ein technisches Problem vor. Mit meinen Wurstfingern zum Beispiel... :P




    P.S. Danke für den Literaturtip zu Kaiser (mit Seitenangabe!). :) Ich werde da mal nachlesen...

    Welche Liedvertonungen zu dieser wunderschönen Schöpfung der Natur kennt Ihr?


    Vermutlich ziemlich genau die eine, die jeder andere hier mit Sicherheit auch kennt: Franz Schuberts Heidenröslein nach einem Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe (hier singt Peter Schreier, begleitet von Rudolf Buchbinder):



    Ob der Text nun sonderlich passend zum Valentinstag ist, darüber lässt sich vermutlich streiten: ;)



    Heidenröslein

    Sah ein Knab ein Röslein stehn,
    Röslein auf der Heiden,
    War so jung und morgenschön,
    Lief er schnell, es nah zu sehn,
    Sah's mit vielen Freuden.
    Röslein, Röslein, Röslein rot,
    Röslein auf der Heiden.


    Knabe sprach: „Ich breche dich,
    Röslein auf der Heiden!“
    Röslein sprach: „Ich steche dich,
    Dass du ewig denkst an mich,
    Und ich will's nicht leiden.“
    Röslein, Röslein, Röslein rot,
    Röslein auf der Heiden.


    Und der wilde Knabe brach
    's Röslein auf der Heiden;
    Röslein wehrte sich und stach,
    Half ihm doch kein Weh und Ach,
    Musst es eben leiden.
    Röslein, Röslein, Röslein rot,
    Röslein auf der Heiden.

    BTW halte ich es für wenig sinnvoll, hier auf einmalige Gebrauchtangebote oder Ebay hinzuweisen, da die normalerweise sofort wieder weg sind.


    Verzeih, wenn ich mir den folgenden Hinweis trotzdem erlaube (der Preis heiligt hoffentlich die Mittel :P ):



    Diese 13 DVD-Box mit 7 Mozart-Opern (Idomeneo, Die Entführung aus dem Serail, Le nozze di Figaro, Don Giovanni, Così fan tutte, La Clemenza di Tito, Die Zauberflöte) gibt es bei der kanadischen Dependance des Werbepartners gerade für umgerechnet ca. 16 EUR zzgl. Versand. Das scheint mir doch ein Preis zu sein, für den das Ding selbst gebraucht nicht alle Tage zu haben sein dürfte. :)

    Ich trage auf meinem mobilen Fernsprechgerät ja eigentlich immer eine Gesamtausgabe von Beethovens Klaviersonaten mit mir. Im Moment handelt es sich dabei um Arraus hier schon erwähnten Zyklus aus den 60er-Jahren:



    Durch den laufenden Thread angeregt bot es sich also an, einmal in die 11. Sonate hineinzuhören. Ich habe natürlich nichts anzubieten, was auch nur annähernd an die notengenaue Werkkenntnis heranreicht, die vor allem Willi hier regelmäßig erkennen lässt, aber ein paar Dinge zu Arraus Aufnahme sind mir dennoch eingefallen.


    Los geht es gleich mit einer Überraschung: deutlich schneller als ich es von dem meist sehr ernsthaften Claudio Arrau erwartet hätte geht er im Kopfsatz das Hauptthema an (offenbar mit Absicht, denn die entsprechenden Stellen in der Wiederholung und der Reprise sind nahezu ebenso schnell) - und offen gesagt auch schneller, als ich es zu der "Großen" B-dur-Sonate für passend hielte. Und siehe da: schon zur Mitte des dritten Takts nimmt er wieder ein wenig Geschwindigkeit raus, um den Rest des Satzes dann in einem herkömmlicheren Tempo zu spielen. (Sehr) leichte, zumindest teilweise scheinbar unfreiwillige Temposchwankungen sind verschiedentlich auch im weiteren Verlauf festzustellen, aber wie der geneigte Leser wohl schon vermutet hat, zähle ich hier der Erbsen kleinste. Strukturell zeichnet Arraus Spiel im Gegensatz dazu höchste Präzision aus, und auch die angenehm gleichmäßige Betonung von rechter und linker Hand tragen zur Erhellung der Architektur der Sonate bei.


    Schon viel mehr nach Arrau, wie zumindest ich ihn erwarte, klingt dann das Adagio: heiliger Ernst beherrscht seinen Vortrag, der Ton ist in sich versunken und das Tempo über die Maßen langsam. Ich würde sogar sagen: das ist in dem Ausmaß und in der Kombination eine Nummer zu viel. In meinen Augen ist dem 2. Satz von Beethovens op. 22 gewissermaßen eine leichte, wenn nicht streckenweise gar heitere Melancholie zueigen. Was Arrau daraus macht, klingt hingegen wie die noch größere Schwester des Hammerklavier-Adagios. Sorgsam gespielt ist das alles ohne Frage, und nie käme man auf den Gedanken, Arrau irgendwelchen Manierismus zu unterstellen - aber meiner Lesart des Satzes entspricht es nicht sonderlich weitgehend.


    Ohne besondere Vorkommnisse sind dann Minuetto wie Rondo. Das bedeutet insbesondere: technisch wie üblich vom feinsten, und im Ausdruck dem Werk in meinen Augen angemessen und ansonsten auch mit den interpretatorischen Vorzügen des Kopfsatzes gesegnet. Arraus Klavierton, so sei an dieser Stelle noch bemerkt, ist ohnehin wie immer toll. Lediglich die Aufnahmetechnik ist hörbar nicht mehr der Stand der Dinge, aber das ist locker zu verschmerzen.


    Fazit: weitgehend toll! Vom zu dick aufgetragenen Adagio einmal abgesehen. :)

    Das Durchforsten meiner Festplatte brachte kürzlich tatsächlich noch eine Einspielung von Beethovens Violinkonzert zutage, von der ich nicht einmal weiß, wie ich an sie geraten bin. Vermutlich entstammt sie irgendeiner Nice Price-CD, die ich kopiert und dann dem meistbietenden Interessenten angedreht habe. Daher kann ich hier auch keinen passenden Eintrag vom Werbepartner präsentieren, geschweige denn ein CD-Cover (das angezeigte stammt von der Vinyl-Pressung von 1978). Sei's drum, außerplanmäßig schiebe ich also noch ein:




    Violine: Salvatore Accardo
    Dirigent: Kurt Masur
    Orchester: Gewandhausorchester Leipzig
    Aufnahme: Studio Paul-Gerhardt-Kirche, Leipzig, 1977 (Studio)


    25:40 - 11:05 - 9:45
    Kadenzen: Joseph Joachim



    Ziemlich schnell fällt zu Beginn der hoch kultivierte Orchesterklang auf, der Masur den Gewandhausmusikern entlockt. Groß und voluminös ist das ohne Frage, wirkt aber nie schwer, ja unterschwellig strahlt das Orchester gar eine gewisse freundliche Helligkeit aus. Temporal bewegt sich Masur im Bereich des HUP-Standards (Historically Uninformed :P ), also nicht sonderlich flott. Langeweile kommt dennoch keine auf: wie schon seine Aufnahmen der Beethoven-Sinfonien gefällt mir das in seiner ungekünstelten, engagierten Hingabe wirklich ausgezeichnet.


    Accardos Part ist dann wenig überraschend in den Grundzügen der Einspielung mit Giulini nicht unähnlich: insbesondere auf den temporal sehr unhektischen Ansatz trifft das zu. Jedoch kommt mir sein Spiel in der vorliegenden Aufnahme merkbar beseelter und ein bißchen weniger routiniert vor - womöglich ist das tatsächlich den 15 Jahren Altersunterschied geschuldet, die zwischen den beiden Einspielungen liegen. Zwar ist auch hier schon jede Einzelheit mit höchster Sorgfalt ausgestaltet, dennoch wirkt nichts erstarrt sondern durchaus lebendig. Seinen Beitrag dazu leistet sicher auch Accardos organischer, präsenter Geigenton, der angenehm nach 'Holz' klingt.


    Eine Erwähnung wert ist m. E. daneben durchaus auch noch die technische Perfektion, die Accardo hier an den Tag legt: auffällig ist, nur um mal ein schlagendes Beispiel herauszugreifen, die ungeheure Präzision in den Trillern, die das Konzert verschiedentlich zieren. Interessanterweise spielt er hier übrigens die Kadenzen von Joseph Joachim, wohingegen er später mit Giulini diejenigen von Fritz Kreisler aufnehmen wird.


    Kurz und gut: wer Salvatore Accardo Beethoven spielen hören möchte, dem würde ich auf jeden Fall empfehlen, dieser Einspielung den Vorzug vor der späteren zu geben.


    Op. Dreistellig - meine Güte, Herr Ries war fleissig! Da werde ich hineinhören, danke!


    Meiner eigenen Erfahrung nach gehe ich schwer davon aus, daß Du an den Klavierkonzerten Gefallen finden wirst! Wo Du oben schon Naturmotive erwähnst: ich empfehle zum Einstieg das wunderbare Pastoral-Konzert, op. 120. Im Anschluss daran könntest Du Deine Aufmerksamkeit auch noch den 8 Sinfonien widmen, die Herr Ries ebenfalls schrub:



    Natürlich haben sie ganz ähnlich den Konzerten merkbar Beethoven-Schlagseite, gehen aber auch nicht als reine Kopie durch. Ich habe sie jedenfalls genossen, und meiner Erinnerung nach ist auch die Qualität der Einspielung unter Howard Griffiths durchaus bemerkenswert. :) Zum Reinhören: der Kopfsatz seiner 4. Sinfonie.

    Gestern hatte ich das Vergnügen, ein mir bisher vollständig unbekanntes neu Orchester neu kennenzulernen: das Akademische Orchester der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Und ich muß sagen, ich wurde positiv überrascht! Vermutlich war ich unterbewusst mit einer gewissen Überheblichkeit an das Studentenorchester herangegangen, dazu bestand allerdings kein Grund, wie sich herausstellen sollte. Auf dem Programm standen:



    Richard Wagner - Parsifal, Vorspiel zum 1. Aufzug
    Richard Strauss - Vier letzte Lieder für Sopran und Orchester
    --- Pause ---
    Béla Bartók - Konzert für Orchester, Sz 116


    Katharina Persicke, Sopran
    Hannes Reich / Akademisches Orchester Freiburg



    Wagners in weiten Strecken ohnehin schon sehr verinnerlichtes Parsifal-Vorspiel zu Beginn geriet noch etwas zu sehr zurückgenommen, wirkte teilweise gar stockend und ohne rechte Verbindung zum tieferen Sinn der Musik. Schon mit den vier letzten Liedern stand dann aber ein echtes Highlight an. Zum einen bot hier das musikalische Material dem Orchester hier eine dankbarere Grundlage dafür, eine schwungvolle Darbietung realisieren. Zum anderen machte die einfühlsame und engagierte Interpretation Katharina Persickes mit ihrem wunderbar runden, leicht mezzös-dunkel getönten Sopran die Strauss-Lieder zu einem echten Erlebnis: diesen Namen werde ich mir sicher merken!


    Nach der Pause gab es mit Bartóks Konzert für Orchester dann gleich einen weiteren Höhepunkt zu bestaunen: mit großer Prägnanz, Präzision und Spannung führte Hannes Reich das Orchester durch die vertrackte und vielgestaltige Komposition Bartóks. In Verbindung mit dem schön differenzierten Orchesterklang ergab sich damit - auch ohne Melodien zum Mitpfeifen - eine wahrhaft mitreißende Vorstellung. Die Reaktionen des gestern sehr jungen Publikums ließen darauf schließen, daß ich mit dieser Einschätzung ganz sicher nicht allein gestanden haben dürfte. Zum Dank für den nachhaltigen Applaus kredenzten Reich und das Akademische Orchester ihren Zuhörern zum Schluß dann noch Edward Elgars Nimrod als immergrüne Zugabe.


    Das Akademische Orchester Freiburg spielt scheinbar nur zwei Konzerte pro Saison (also eines im Semester), aber wenn ich es nochmal einrichten kann, werde ich gern wiederkommen! Informationen und Termine finden sich übrigens hier.

    Vinyl, Teil 2 - und wie angedroht noch ein Klassiker, der sich in vielen Plattensammlungen finden dürfte:




    Violine: Anne-Sophie Mutter
    Dirigent: Herbert von Karajan
    Orchester: Berliner Philharmoniker
    Aufnahme: Philharmonie Berlin, Sep. 1979 (Studio)


    26:34 - 11:24 - 10:22
    Kadenzen: Fritz Kreisler









    Die Berliner Philharmoniker bringen Karajan-typisch ordentlich Schmelz mit, haben aber zumindest zum Einstieg auch ebenso viel Dynamik zu bieten. Sonderlich schnell ist das Ganze nicht, aber hörbar stets unter Spannung. Das zumindest so lang, wie Karajan 'seinen' Beethoven spielt. Denn wann immer Mutters Geige einsetzt, nimmt er sich zugunsten der Solistin dynamisch in teilweise schon extremer, fast kammermusikalisch anmutender Weise zurück. Vermutlich will er seiner Ziehtochter hier optimale Bedingungen bieten, ihre Kunst zu präsentieren. Leider aber schlägt sich dieses Ansinnen auch in teils außerordentlich langsamen Tempi nieder, die an einen Spannungsbogen oder dergleichen kaum mehr denken lassen. Offen gesagt schlafen einem vor lauter Betulichkeit streckenweise fast die Füße ein. Gerade vor dem Hintergrund der in meinen Augen noch immer referenzwürdigen Aufnahmen der Beethoven-Sinfonien, die Karajan vorgelegt hat, ist dies in hohem Maße erstaunlich und ganz sicher keine Sternstunde im Schaffen des Maestro.


    Und die arme kleine Anne-Sophie muss es wohl mangels besseren Wissens mitmachen: Mutter war zum Zeitpunkt der Aufnahme bekanntermaßen gerade 16 Jahre alt, und das hört man ihr für meine Begriffe auch deutlich an. Dunkel und sehr fein im Ton erzeugt ihr kunstvolles Spiel im ersten Moment durchaus einen Aha-Effekt. Dann macht sich aber schnell der Eindruck breit, daß vieles doch vielleicht eine Spur zu ziseliert, mancher Ausdruck mehr das Resultat von Überlegung denn Empfindung ist. In dieser Hinsicht gleicht ihr Spiel dem von Shlomo Mintz: man will es ihr nicht so recht abnehmen. Daß dies in Mutters Fall auch in ihrer Jugend begründet liegt, lässt sich meiner Meinung nach daran erkennen, daß zudem ihre Phrasierung manchmal deutlich 'vom Blatt gespielt' anmutet. Ich könnte mir vorstellen, daß das heute ganz anders aussähe.


    Unter dem Strich behaupte ich auch als überzeugter Karajan-Anhänger: an dieser Einspielung ist die Zeit in allen Belangen überdeutlich vorbeigegangen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, für wen diese Aufnahme heute noch wirklich essentiell sein sollte.

    Vielen Dank für den Hinweis! :)


    An ebendiesem Eintrag hatte ich mich auch schon versucht. Bei mir wurde allerdings nur dieses Platzhalter-Kästchen angezeigt, daß immer kommt, wenn keine Amazon-eigene Covergrafik hinterlegt ist. Karma wahrscheinlich... :P

    Ich meine, mal gelesen zu haben, dass der typische "Szell-Klang" daher rühren soll, dass der Maestro, der ansonsten nur mit dem Besten zufrieden war, zu Hause auf einer recht mediokren Anlage alle seine Platten vorab abgehört und die Bässe zu präsent gefunden haben soll. Entgegen des Rates von Columbia wurde dann der Ton noch einmal im Studio modifiziert. Ergebnis: Der berühmte schlanke und wenig bassbetonte Klang der Cleveland-Aufnahmen. Zumindest auf Szells eigener Anlage soll es dann hervorragend geklungen haben ...


    Selbst wenn dies nicht stimmen sollte, eine nette Anekdote.


    Interessanterweise habe ich die exakte Umkehrung dieser Anekdote mal über Karajan gelesen (ich kann mich im Moment nicht erinnern wo)! 8| Will sagen: Karajan hatte zu Hause seine Boxen (wie von Alfred beschrieben) falsch positioniert und nötigte dann die Toningenieure der Deutschen Grammophon, Dinge zu tun, die sie nicht für gut hielten. In seinem Fall soll das dann aber zu einem zu prägnanten Bass geführt haben.


    Wenn man sich manche Karajan-Aufnahme so anhört, könnte daran durchaus etwas sein. Andererseits trägt die frappierende Deckungsgleichheit dieser beiden Geschichten schon ein bißchen die Züge einer, auf gut englisch, Urban Legend ("Ich kannte da mal einen, der Neffe von dessen Schwester hat gehört, daß...").


    Wenn ich noch wüsste, woher ich die Karajan-Geschichte habe! Womöglich aus der Osborne-Biografie. Die hat ja auch nur 1000 Seiten, oder so... :P

    Eine womöglich dumme Frage von mir mal wieder: :pfeif:


    ich hatte hier neulich ein paar Zeilen zu 'Guntram' von Richard Strauss verloren:


    http://www.tamino-klassikforum…&postID=565973#post565973
    http://www.tamino-klassikforum…&postID=565974#post565974


    Da ich das Thema allerdings nur über die Suchfunktion gefunden hatte (daher auch mein kryptischer Hinweis im Text), wähnte ich mich in einem 'normalen' Thread und nicht im Operführer. Dessen Vorhandensein war mir mangels eingehender Beschäftigung mit Oper an sich bislang auch gar nicht bekannt.


    Wie auch immer: inzwischen habe ich mich ein wenig mit der Idee des Opernführers vertraut gemacht, wie auch mit den Bedingungen, die Beiträge hier erfüllen sollten. Und eigentlich sehe ich mich (zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt) eher weniger berufen, in diesem Bereich Substantielles beizutragen.


    Von daher wäre meine Idee, daß die Moderation meine Beiträge zu Guntram hier eliminiert und ich zu der Oper einen formloseren Thread im Bereich "OPER der KLASSIK und der ROMANTIK" eröffne. Was sagt Ihr?

    Auf BR-Klassik gibt es heute ein paar Bilder vom im Bau befindlichen bzw. geplanten Innenraum: >> klick <<.


    Und ich muß sagen, wenn ich mir insbesondere den fertiggestellten Raum so ansehe, bekomme ich doch jetzt schon schwer Lust, die Hütte nach der Fertigstellung auch irgendwann einmal in Augenschein zu nehmen! :)

    Um gleich noch ein paar warme Worte zu einer weiteren Einspielung hinterherzuschieben: langsam nähere ich mich dem Ende meines Anhör-Unternehmens in Sachen Beethovens Violinkonzert. Die CDs habe ich - mit einer Ausnahme - durch, bleiben noch zwei Vinyls mit Aufnahmen, die wohl den meisten Anwesenden bekannt sein dürften. Deren ältere ist die folgende:




    Violine: Yehudi Menuhin
    Dirigent: Otto Klemperer
    Orchester: New Philharmonia Orchestra
    Aufnahme: Kingsway Hall, London, Jan. 1966 (Studio)


    24.24 - 10:23 - 10:07
    Kadenzen: Fritz Kreisler









    Wie kaum anders zu erwarten zeigt sich Klemperer als Freund eines Interpretationsansatzes der Marke "groß - breit - stark". Und auch wenn mir allgemein manches im Ausdruck ein wenig zu weihevoll und im Ton zuweilen eine Spur zu rührselig ist, so erhält er seinem New Philharmonia Orchestra doch immer genug klangliche und charakterliche Flexibilität, um alle Aspekte von Beethovens Konzert angemessen zu beleuchten. Spielerisch und vom Orchesterklang her ist das Gehörte auf jeden Fall top und für Freunde der klassischen Gangart sicher eine Empfehlung wert.


    Insbesondere gehört haben sollte man diese Einspielung aber vor allem wegen Menuhins Beitrag: einen derart delikaten Geigenton habe ich bewusst sonst noch nirgendwo gehört. Glatt ist er, aber nicht charakterlos - fast würde ich ihn als 'seifig' bezeichnen wollen. Das ist in jedem Fall deutlich schmeichelhafter gemeint als es klingt, dennoch dürfte Menuhins Ton durchaus in die Kategorie "Geschmackssache" fallen. Sein Spiel ist ausdrucksvoll phrasiert, gerät stilsicher aber nie in Gefahr, die Grenze zum Manierismus zu überschreiten, sondern ist erkennbar dem Werk verpflichtet. Wenn es überhaupt etwas zu bemäkeln geben sollte, dann daß Menuhin meinem Eindruck nach in den schnelleren Passagen zuweilen nicht jeden Ton mit soviel Ausdruck hinterlegen kann wie angebracht und (mutmaßlich) gewünscht. Aber das ist Erbsenzählerei…


    Unter den 'großen alten' Aufnahmen hat die vorliegende nach meinem Dafürhalten auch heute noch ihre Existenzberechtigung. Wer sie noch nicht kennt, kann auch hier bei YouTube einmal ein Ohr riskieren:





    Eine kleine Anmerkung noch zum Schluß: das Konzert mit Menuhin / Klemperer gibt es außer in der gezeigten Box auch noch in einer Vielzahl von Einzel-Versionen auf CD und Vinyl. Nur war von denen keine verkehrsfähige Covergrafik aufzutreiben.

    Mich wundert, dass weiter keine Rückmeldungen zu deinem dankenswerten Beitrag gekommen sind, denn --> :angel: Ich würde dieses HR-Konzert als eines der wichtigsten und (für mich) besten Aufführungen des Beethoven_VC bezeichnen.


    Moin Wolfgang! Einige, so auch lutgra, haben sich ja schon zuvor zu dieser Einspielung geäußert: vermutlich war jetzt dann mal in ausreichendem Maße 'abgefeiert'. :P Wie dem auch sei: ich schließe mich Deiner Einschätzung voll und ganz an! Ich bin froh, diese CD nochmal in den Player geschoben zu haben, denn beim ersten Anhören hat sie mich gar nicht so in dem Maße begeistert. Aber manche Dinge dauern halt ein bißchen (und Geschmäcker ändern sich)... :)



    Ob das auch für alle vier Kadenzen gilt, weiß ich nicht, üblicherweise gibt es zwei, am Ende des ersten und des letzten Satzes. Aber PK spielt auch eine kurze am Übergang vom zweiten zum dritten Satz und im selbigen in der Mitte.


    Die vierte (!) Kadenz ist tatächlich an mir vorbeigegangen - da muß ich wohl kurz unaufmerksam gewesen sein. Ich werde beim nächsten Mal genau hinhören - danke für den Hinweis! :)


    Ludwig van Beethoven
    Tripelkonzert C-dur, op. 56


    David Oistrach
    Mstisaw Rostropowitsch
    Sviatoslav Richter
    Herbert von Karajan / Berliner Philharmoniker



    Wo ich gerade die fuchtbare Aufnahme von Mutter / Karajan von Beethovens Violinkonzert gehört habe, brauche ich jetzt was, um wieder runterzukommen... :P

    Die diesjährige Ausgabe des Klavier-Festivals Ruhr findet vom 15. April bis zum 10. Juli 2016 statt.


    Am Wochenende fiel mir das offenbar noch recht frische Festivalprogramm dazu in die Hände: wie gewohnt geben sich wieder große Namen, große Künstler und große Künstler mit großen Namen die Klinken einer Vielzahl von Veranstaltungsorten in die Hand.


    Der detaillierte Spielplan (und vieles weitere) lässt sich natürlich auch online abrufen, und zwar: hier. :)

    Einen Blick in die Zukunft zu werfen gab es womöglich beim (mittlerweile vor-)gestern offiziell ohne ausdrücklichen Grund angesetzten Sonder-Sinfoniekonzert in Wuppertal: auf dem Pult stand mit Mark Rohde einer der Anwärter auf den ab der nächsten Saison mit dem Abgang von Toshiyuki Kamioka vakanten Posten des Wuppertaler GMD. Und auch wenn es bislang niemand ausgesprochen oder -geschrieben hat, so dürfte diese Tatsache schon dafür sprechen, daß Rohde ziemlich weit vorn im Rennen liegt - oder mehr. Auf dem Programm standen:


    Ludwig van Beethoven - Coriolan-Ouvertüre, op. 62
    Alban Berg - Violinkonzert
    Franz Schubert - Sinfonie Nr. 9 C-dur, D. 944 "Die Große"


    Violie: Ingolf Turban
    Dirigent: Mark Rohde
    Orchester: Sinfonieorchester Wuppertal


    Schon bei Beethovens Ouvertüre war klar, daß am gestrigen Abend mit Rohde kein Kamioka II zum Dienst angetreten war. Er pflegte einen merkbar 'zackigeren', weniger runden Stil als der Amtsinhaber - sowohl klanglich als auch in der Phrasierung. Neben dem Fluß der Musik legte er offenkundig auch deutliches Augenmerk auf die rhythmische Struktur der Stücke. Das schien mir zuweilen etwas zulasten der ansonsten überragenden Klangkultur der Wuppertaler zu gehen: insbesondere die Streicher hatten einen Hauch ihrer gewohnten samtigen Dunkelheit eingebüßt. Dafür verstand es Rohde allerdings, mit einem aufregend straffen Dirigat zu entschädigen, das im Ergebnis nie starr wirkte, sondern der Musik ein hohes Maß an Spannkraft und Flexibilität verlieh.


    Mit offenkundigem Sinn für's Dramatische und ohne Scheu vor dynamischen Kontrasten ging Rohde die Sache an. Kräftig wirkte das und durchaus mit Einfluss von der Oper her, war klanglich verschiedentlich allerdings auch ein bißchen weniger gut durchhörbar als von Kamioka gewohnt. Letzterer Eindruck könnte aber auch der Tatsache geschuldet sein, daß mein üblicher Platz auf dem Rang diesmal nicht zu haben war (verkauft wurden nur Plätze im Parkett). Dennoch fiel mir mit zunehmender Dauer auf, wie fein es Rohde verstand, das Orchester dynamisch zu nuancieren - wenn auch vielleicht nicht ganz so detailliert wie Kamioka (wie auch: eine von dessen Königsdisziplinen ist es, auch den Unterschied zwischen ppp und pppp noch hörbar zu machen). Jedenfalls hatte Rohdes Vortrag stets 'Zug', nie ging ihm der vielbeschworene Spannungsbogen verloren.


    In Bergs Violinkonzert verschob Rohde die Akzente dann gekonnt zugunsten des Solisten mehr in den temporalen und rhythmischen statt in den dynamischen Bereich. Das kam Ingolf Turban an der Violine insofern zugute, als dieser seinen Part deutlich als mehr als 'primus inter pares' auslegte denn als Starsolist. Dies äußerte sich nicht zuletzt durch eine recht zurückgenommene Lautstärke. Dennoch zeigte sich Turban stets deutlich vernehmbar und in hohem Maße präsent; sein Spiel war gefühlvoll, aber nie gefühlsduselig. In dieses Bild passte auch sein angenehmer, unaufdringlicher Geigenton ganz ausgezeichnet. Zum Schluß bedankte er sich für den verdienten Applaus des Publikums noch mit einer Zugabe von Bach (es könnte die Sarabande aus BWV 1002 gewesen sein, aber sicher bin ich mir nicht).


    Eine Erwähnung ist mir der optisch klare, körperbetonte Dirigierstil Mark Rohdes auch insofern noch wert, als ich ihn für den Laien (also u. a. für mich) sehr hilfreich empfand, um die Strukturen der gerade gespielten Werkes besser nachvollziehen zu können. Das kam bei den manchmal recht unzugänglichen Berg'schen Konstruktionen ganz genauso zum tragen wie in den Weiten von Schuberts unendlichem Melodiefluss.


    Quasi als Aperetif gab es zuvor noch eine Konzerteinführung, diesmal gehalten nicht vom etatmäßigen Präsentator Prof. Lutz-Werner Hesse (Direktor der örtlichen MHS und Vorsitzender der Konzertgesellschaft Wuppertal) sondern vom Maestro höchstselbst. Dies geschah vorgeblich, da Prof. Hesse verhindert sei; dessen Anwesenheit im Saal erschütterte die Glaubwürdigkeit dieser Behauptung jedoch deutlich. Vermutlich wollte man einfach Rohdes Publikumswirksamkeit testen, die dieser auch mit Bravour unter Beweis gestellt haben dürfte. Genauer gesagt war das für meine Begriffe die beste Konzerteinführung, die ich in Wuppertal bisher erlebt habe. Rohde zeigte sich in offener und gewinnender Art in der Lage, dem Publikum auch mittels Klangbeispielen am Klavier, musikalisches Grundwissen die Stücke des Abends betreffend zu vermitteln. Ich für meinen Teil finde so etwas immer in höchstem Maße interessant, und der sonst üblichen Mischung aus Komponisten- und Solisten-Biographie unbedingt vorzuziehen.


    Fazit: ein Konzertabend, der in vielerlei Hinsicht anders war, als wir es in Wuppertal derzeit gewohnt sind, aber sehr gut - und musikalisch über alle am Abend dargebotenen, doch sehr unterschiedlichen Stücke hinweg durchaus ein Genuss, insbesondere für den ersten Versuch! Ich denke, mit Mark Rohde könnte das Wuppertaler Publikum, mich eingeschlossen, glücklich werden. Schauen wir mal, ob er den Thron auch wird besteigen dürfen…