Heute hatte ich im Freiburger Konzerthaus mal wieder Gelegenheit, mit Kit Armstrong einen Pianisten der jungen Generation (Jahrgang 1992 und Protegé Alfred Brendels) neu kennenzulernen. Eigentlich sollte Rudolf Buchbinder den Abend mit Klavierkonzerten Haydns (11), Mozarts (21) und Beethovens (1) bestreiten, und natürlich war der auch mein Grund, dort hinzugehen. Allerdings ist der Meister kurzfristig erkrankt, so daß er sich hier vertreten lassen musste.
Kit Armstrong ist selbstverständlich gerade erst den Windeln entwachsen, hat dessen ungeachtet allerdings schon mit Gott für die Welt gespielt und ist allgemein das größte Genie seit Menschengedenken. Soweit der übliche Vorstellungs-Text im Programmheft.
Die Realität sah für meine bescheidenen Begriffe dann allerdings eine deutliche Ecke nüchterner aus:
falsch gemacht hat Armstrong nicht wirklich etwas, dennoch wollte sein Vortrag keine echte Begeisterung bei mir aufkommen lassen. Oft wirkte sein Spiel eigenartig teilnahmslos, als bedeuteten ihm die dargebotenen Werke eigentlich kaum etwas. Dieser Eindruck verstärkte sich eher noch, wenn Armstrong dann doch ab und zu einmal eine scheinbar keiner erkennbaren Linie folgende, eigene Akzentuierung einstreute. Technisch war natürlich alles tip top, auch wenn ich mir an so mancher Stelle eine feiner nuancierte Phrasierung gewünscht hätte. Dieses Gefühl der Unverbindlichkeit verflüchtigte sich bei eigentlich erst mit der sehr schönen Zugabe, die mir leider nicht bekannt war (es klang, als hätte Beethoven seine Begeisterung für Bach in Noten gefasst).
Aber ich will auch nicht unangemessen ungerecht sein: ich halte es durchaus für möglich, daß manches Defizit an diesem Abend dem kalten Wasser geschuldet war, in das Armstrong mit der Vertretung Buchbinders geworfen wurde. Einige Unstimmigkeiten im Zusammenspiel mit dem (übrigens ganz famosen!) Zürcher Kammerorchester deuten zumindest in diese Richtung.
Am meisten gestört hat mich allerdings Armstrongs Klavierton: alles klang seltsam belegt und ohne Brillianz - übertragen gesprochen gerade so, als wären Saiten und Hämmer mit einem matten Lack überzogen. Jetzt habe ich mir eben angelesen, daß der Pianist offenbar eng mit dem Klavierbauer Bechstein verbandelt ist, so daß es nahe läge, den Klang zumindest zum Teil dem Instrument anzulasten. Allerdings hatte ich den Bechstein-Klang warm in Erinnerung, nicht aber stumpf wie hier. Ich weiß es nicht - aber schön war es jedenfalls überhaupt nicht.
Unter dem Strich werde ich morgen sicherlich nicht zum nächsten Plattenhändler rennen, um Armstrongs bislang einzige CD zu erwerben. Ich denke, er braucht einfach noch ein paar Jahre…
Der Vollständigkeit halber seien hier noch zwei Links zu Armstrong ergänzt:
Wikipedia // Künstler-Homepage