Ich durfte Herrn Mäkelä und das Oslo Philharmonic kürzlich an drei Abenden im Wiener Konzerthaus erleben.
Alle sieben Sibelius-Sinfonien an drei Abenden, plus Zugaben (jeweils eine pro Abend, „Finlandia“, „Valse triste“, „Lemminkäinen zieht heimwärts“) - allein das war schon ein Erlebnis. Quasi der musikalische Marathon, nachdem ich erst vor vier Wochen einen echten Marathon durch Wien gelaufen war. Das Wiener Konzerthaus war ein sehr würdiger und schöner Raum dafür.
Orchester und Dirigent waren glänzend aufgelegt - die Chemie stimmte. Mäkelä hat einen sehr tänzerischen Dirigierstil, und das Orchester lässt sich gern von ihm führen, das merkte man. Auch das Publikum war sehr wertschätzend.
Live war auch nichts davon zu spüren, wie man an der jüngst auf CD erschienenen Aufnahme kritisiert hat, dass die Bläser gegenüber den Streichern benachteiligt wurde.
Am besten haben mir gefallen die erste, die zweite und die fünfte Symphonie - die Schlachtrösser also. Das passte, das machte sehr viel Freude, der „Schwanenruf“ kam wirklich sehr schön. Einzige Eintrübung nicht-musikalischer Art: Ein Handyklingeln im initialen Klarinettensolo der Ersten…
Schwachpunkte waren meinem Empfinden nach die vierte und die dritte. Die vierte Sinfonie zerfiel im ersten Satz leider ziemlich, da habe ich einfach Karajans Aufnahme im Ohr, der diese schwierige Musik zu einem überzeugenden und spannenden Bogen brachte.
Bei der dritten ist der Lakmustest der zweite Satz - der leider sehr öde sein kann. Man muss diese repetitiven Passagen entweder ganz tänzerisch und delikat bringen, oder, wie Bernstein, choral-überwältigend - bei Mäkelä wirkte der Satz leider etwas uninspiriert.
Was bleibt: Mäkeläs Karriere werde ich weiter sehr interessiert verfolgen, und meiner Verehrung für die Musik von Sibelius hat eher noch weiter zugenommen.
Gutes Hören
Christian