Beiträge von hasiewicz

    15.07

    Anlässlich des Bruckner-Jubiläums haben die Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Christian Thielemann ihren ersten kompletten Bruckner Zyklus unter der Leitung von Christian Thielemann eingespielt. Neben dem bekannten Kanon von neun Sinfonien wurden auch die beiden frühesten Bruckner-Sinfonien in f-Moll und d-Moll, die als Weltpremiere auf DVD und Blu-ray zu hören sind, zum ersten Mal in der Geschichte des Orchesters aufgenommen. Diese einmalige Gesamtausgabe von Musikverein und Salzburger Festspielen mit 11 Sinfonien, enthält außerdem ausführliche Gespräche mit Christian Thielemann zu jeder Sinfonie und Einblicke in seine Probenarbeit

    Verstehe ich nicht ganz - ich dachte, da wird die Gesamtedition beworben. Klickt man auf den Link, ist es nur eine Doppel-Blu Ray?

    Ja, aber dann lass es doch einfach!?

    Das ist halt die Konditionierung durch die sozialen Medien, wo man kommentiert, dass man nicht kommentiert. Oder wütend behauptet, ob des unbotmäßigen Artikels nun endgültig das Zeitschriftenabo zu kündigen (das man nie hatte…).


    Oder einfach schreibt: „DAS KANN MAN SICH NICHT AUSDENKEN!!!“

    Danke! Es wäre übrigens eine gute Vermarktungsideen, statt der gemixten "Alle DG-Aufnahmen" eines Dirigenten lieber labelübergreifend "Alle Sibelius-Aufnahmen" herauszubringen. Klar, ist ein Rechtethema, aber sicher lösbar,

    Das freut mich ausnehmend zu lesen, lieber Norbert. Nr. 4-7 war auch Karajans "wirkliche" Sibelius-Welt, glaube ich. Nr. 3 "verstand er nicht", Nr. 1 entdeckte er erst ganz spät und Nr. 2 schätzte er interessanterweise auch nicht so ausnehmend, wie man glauben könnte (m. W. nur ein einziges Mal im Konzert gespielt).

    Die DG-Aufnahme Karajans der Sibelius-Symphonien war meine Initialzündung mit dem Komponisten. Übrigens hat Glenn Gould diese Aufnahme wohl auch sehr geliebt, das schreibt er irgendwo.


    Und Karajans Aufnahme von Sibelius 4ter ist wirklich eine unwahrscheinliche Paarung, die zu einer Sternstunde wurde.

    Ich durfte Herrn Mäkelä und das Oslo Philharmonic kürzlich an drei Abenden im Wiener Konzerthaus erleben.


    Alle sieben Sibelius-Sinfonien an drei Abenden, plus Zugaben (jeweils eine pro Abend, „Finlandia“, „Valse triste“, „Lemminkäinen zieht heimwärts“) - allein das war schon ein Erlebnis. Quasi der musikalische Marathon, nachdem ich erst vor vier Wochen einen echten Marathon durch Wien gelaufen war. Das Wiener Konzerthaus war ein sehr würdiger und schöner Raum dafür.


    Orchester und Dirigent waren glänzend aufgelegt - die Chemie stimmte. Mäkelä hat einen sehr tänzerischen Dirigierstil, und das Orchester lässt sich gern von ihm führen, das merkte man. Auch das Publikum war sehr wertschätzend.


    Live war auch nichts davon zu spüren, wie man an der jüngst auf CD erschienenen Aufnahme kritisiert hat, dass die Bläser gegenüber den Streichern benachteiligt wurde.


    Am besten haben mir gefallen die erste, die zweite und die fünfte Symphonie - die Schlachtrösser also. Das passte, das machte sehr viel Freude, der „Schwanenruf“ kam wirklich sehr schön. Einzige Eintrübung nicht-musikalischer Art: Ein Handyklingeln im initialen Klarinettensolo der Ersten…

    Schwachpunkte waren meinem Empfinden nach die vierte und die dritte. Die vierte Sinfonie zerfiel im ersten Satz leider ziemlich, da habe ich einfach Karajans Aufnahme im Ohr, der diese schwierige Musik zu einem überzeugenden und spannenden Bogen brachte.


    Bei der dritten ist der Lakmustest der zweite Satz - der leider sehr öde sein kann. Man muss diese repetitiven Passagen entweder ganz tänzerisch und delikat bringen, oder, wie Bernstein, choral-überwältigend - bei Mäkelä wirkte der Satz leider etwas uninspiriert.

    Was bleibt: Mäkeläs Karriere werde ich weiter sehr interessiert verfolgen, und meiner Verehrung für die Musik von Sibelius hat eher noch weiter zugenommen.


    Gutes Hören

    Christian

    Vielleicht ja wie die optische Wiedergeburt des alten Rauschebartes Johannes selbst (hier namentlich in Gestalt von Leif "Santa Claus" Segerstam)?

    ;)

    Grandios - wobei der eigentliche Witz bei dieser Aufnahme mit der schweren symphonischen Erstgeburt des langsam komponierenden Brahms die ist, dass sie mit Segerstams Symphonie Nr. 288 (!) gekoppelt ist, die auch noch den - man könnte meinen, höhnischen - Titel trägt "Letting the flow go on".


    Nun, nicht alles was fließt ist ein Quell der Freude...

    Heute Abend zwei Mal den von Gustav Mahler bekanntlich aus seiner ersten Symphonie gestrichenen "Blumine"-Satz gehört.


    Einmal in der Aufnahme mit dem Finnish Radio Symphony Orchestra unter Hannu Lintu, erschienen als Teil der ganzen Symphonie auf SACD 2015.


    Einmal auf einer SACD mit gemischten Einzelstücken des San Francisco Symphony Orchestras unter Michael Tilson Thomas, erschienen 2014.


    Zusammenfassend: Die Aufnahme des Satzes von Lintu ist sehr langweilig, er versucht dem Kitschverdacht entgegenzusteuern, indem er das Stück dezidiert klassizistisch angeht. Tilson Thomas trifft die das Saumselige, Träumerische dieses Satzes viel besser. Ich würde den Satz gerne demnächst einmal im Kontext seiner Aufnahme der ersten Symphonie hören.



    Gutes Hören


    Christian

    Arno Schmidt! Danke für die Erinnerung, lieber moderato. Schmidt habe ich etwa zwischen 16 und 23 sehr geliebt, als Essayisten, Poe-Übersetzer, meinungsstarken Polemiker. Leider bin ich mit seinem erzählerischen Werk nie warm geworden. Meine Liebe wechselte dann alsbald zu Nabokov, Tolstoi, Tschechow, Flaubert und Proust. Und auch Ulysses habe ich mit Begeisterung gelesen (natürlich in der Übersetzung von Hans Wollschläger, der zu Schmidt eine komplizierte Beziehung hatte), das genügte mir dann allerdings an seitenstarken Monumentalromanen, die an einem einzigen Tag spielen...


    Dir viel Lesefreude.


    Christian

    Düster in den Samstag gestartet - mit einer Aufnahme, die mich schon lange begleitet, in einer neuen Auflage (japanische Ultimate High Quality CD):


    Johannes Brahms

    Balladen op. 10

    Arturo Benedetti Michelangeli

    Aufnahme von 1981



    Gutes Hören


    Christian

    Alfred Wolfenstein


    Zigarette



    Der Wind raucht eine Zigarette,

    Sie liegt am Aschenschalenrand

    Und dampft, als ob sie Atem hätte,

    Durchs Zimmer, ohne Mund und Hand.


    Die Hand, sie fand im weißen Bette

    Statt grauen Rauchs ein Glück in Blau:

    Es raucht der Wind die Zigarette,

    Der freie Mund küßt eine Frau.

    Heute ein Moment echten musikalischen Glücks: Karl Böhms Aufnahme von Beethovens op. 68 "Pastorale" ist Teil meiner Musiksozialisation. Mit ihr habe ich Beethoven kennen- und liebengelernt, sie war Teil des (eher schmalen) elterlichen Klassik-LP-Bestands.


    Ich habe die beiden Ausgaben, die ich habe (eine davon gerade erworben), vergleichsgehört:


    a) Die aktuelle Ausgabe der Deutschen Grammophon im Format RBCD, und b) das Remastering des Labels Esoteric auf SACD.


    Wie schon beim Vergleich Martinon/Debussy (EMI-Ausgabe auf CD/Tower Records-Remastering auf SACD) ist der Unterschied der zwischen: "Man lauscht der musikalischen Wiedergabe einer gelungenen Interpretation" (CD) versus: "Man wird mitten ins musikalische Geschehen hineingeworfen und fühlt sich wie im Live-Konzert" (Remastering auf SACD).


    Bei der "Pastorale" unter Böhm ist der Effekt dabei nochmal frappierender als bei Martinon: Die Dynamik ist deutlich erweitert, was sich vor allem (aber nicht nur) beim Satz "Gewitter, Sturm: Allegro" zeigt. Alles fühlt sich drängender, aufblühender an. Zugleich ist alles Schlierige der Streicher im Remastering behoben, die Aufnahme klingt deutlich frischer. Die Pauken lassen sich körperlich spüren, selbst über Kopfhörer.


    Es ist beeindruckend, was durch das Remastering aus der Aufnahme von 1971 herausgeholt wurde. Natürlich sind diese Esoteric-Ausgaben im Vergleich zu den normalen CDs exorbitant teuer. Aber für mich ist es eine lohnenswerte Investition, denn ich weiss, diese Ausgabe einer Lieblingsaufnahme wird mich bis zum Lebensende begleiten.


    Hier noch die Cover:


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    Gutes Hören


    Christian

    Nachdem ich am 24. April den Vienna City Marathon bewältigt habe, habe ich mich selbst belohnt - eine meiner ersten Klassik-LPs (die Grund dafür war, dass die "Pastorale" zu meinen Lieblingssinfonien wurde), in der bestmöglichen Klangqualität auf SACD beim Label Esoteric:


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    Gutes Hören


    Christian