Beiträge von Daniel Behrendt

    Hallo,
    eigentlich ist alles toll, was ich vom Beaux Arts Trio habe.
    Vielleicht würde ich die Beethoven-Trios an die Spitze setzen. Da war das Beaux Arts Trio noch ziemlich jung und regelrecht draufgängerisch. Sie langen weiß Gott nicht zimperlicher zu, als manches "Gelegenheitstrio" aus Weltklassesolisten.


    Ein richtiges Schmankerl ist die Aufnahme "Spring Music" mit Werken von Rorem, Baker und Rochberg (Philips, Aufnahme 1993 in der Besetzung Pressler (logo!), Kavafian (Warum war sie nur so kurz dabei?) und Wiley).


    Schöne Grüße
    daniel

    Guten Abend,
    Mit der Kliegel hat NAXOS natürlich eine echte Perle unter Vertrag!


    Auch nicht schlecht scheint die Poulenc-Reihe zu sein (habe bislang allerdings nur Vol.1) - dort findet sich unter anderem der Name Alexandre Tharaud, der inzwischen zu den gefeierten Rameau- und Bachspielern der Harmonia Mundi gehört.
    Obendrein ist Poulencs Kammermusik am Markt eher schmal repräsentiert - schade, denn es sind witzi-spritzige Sachen!


    Grüße!
    Daniel

    Lieber Caesar,
    Eiskalt erwischt - Zimermans Préludes sind für mich die Referenzaufnahme! Das hat vor ihm selbst ABM (DG) nicht spannender gemacht und auch die neue Koroliov-Aufnahme (Tacet) die sich auf sehr hohem Niveau bewegt (und obendrein ein 25., offenbar wiederentdecktes Prélude in einer Erstaufnahme vorstellt), kommt da einfach nicht ran. Geradezu verrückt ist, wie Zimmerman "Feux dártifice" bis zum pianistischen Überschallknall treibt- Wahnsinn!


    Andere schöne Préludes-Einspielungen sind die von:


    Claudio Arrau (Philips): ausgesprochen ausbalanciert, sehr klangschön und in der Grundhaltung eher meditativ


    Zoltan Kocsis (Philips): auch detailreich und ausgefeilt, mit virtuosem Zug. Klangtechnisch deutlich weicher als Zimerman, aber nicht zu weich


    Robert Casadesus (CBS Masterworks): Perlendes Spiel von makellosem Feinschliff - Eleganz pur!


    Jaques Rouvier (Denon): Übrigens der Lehrer von Hélène Grimaud. Eine spröde, fast knöcherne, sehr strukturbetonende Aufnahme. Wenig, aber außerst feinfühliger Pedaleinsatz


    Michel Béroff (Früher EMI, 20 Jahre später Denon): Ich finde die spätere Aufnahme besser. Nicht weit von Rouvier entfernt, etwas flüssiger vielleicht.


    GIESEKING finde ich (allerdings nicht als Mozart-Spieler!) überschätzt - Sorry! Irgendwie riecht's immer nach Weihrauch, wenn sein Name fällt, ständig wird von den unendlich vielen Anschlagsnuancen geschwärmt, die er hervorbrachte - bin ich taub? Ich find's ja ganz hübsch - aber muss ich mich deswegen in Demut verneigen?


    Grüße!
    Daniel

    Liebe Taminos,


    Meines Wissens müsste Angela Hewitt ihren Bachzyklus für Hypérion nun vollendet haben. Daher bietet sich ein Thread zu ihr geradezu an.


    Ich habe das Thema "Angie" im Bekanntenkreis schon intensiv durchdiskutiert. Das Meinungsbild (insbesondere zu ihrem Bachspiel) fällt dabei bemerkenswert uneinhellig aus. Einige loben den prächtigen Klang, den der Flügel unter Hewitts Händen entfaltet, so wie die rhetorische Geschliffenheit und die maßvolle Emotionalität ihres Spiels. Andere finden sie einfach nur betulich ("charming") und verweisen auf extremere, bzw. zugespitztere Konzepte wie die von Gould (exzentrischer), Weissenberg (rasanter) Tureck ("strukturalistischer") oder Richter (zeitloser). Andere haben für die Hewitt schlichtweg nur ein Brauenzucken übrig und halten sie (und das ist eigentlich am schlimmsten) nicht für der Rede wert...


    In einem Punkt sind sich aber alle einig: Je später die Aufnahmen gemacht wurden, desto überzeugender die Hewitt.


    Ich will an dieser Stelle gar nicht so viel darüber sagen, was ich von ihr halte - viel mehr würde mich eure Meinung brennend interessieren!


    Danke und beste Grüße!
    Daniel

    Hallo CRC,
    Ist ganz sich so, dass die Tontechnik da viel mitspielt. Aber Perahia spielt nach meinem dafürhalten grundsätzlich sehr fließend bis stromlinienförmig. Sein Klang ist im Live-Konzert eher schlank, allerdings benutzt er relativ viel Pedal und lässt die Hammerkopffilze for dem Konzert wohl ordentlich stechen - so weich kling's jedenfalls. Das ist schon von ausgesprochenem klanglichen Schmelz - P's pianistische Delikatesse kann man kaum außer Frage stellen, aber seinen Bach (auch Goldberg und die Englischen Suiten) finde ich dann doch zu verzärtelt, zu wellenförmig, bezogen auf die Rhetorik (Artikulation, Phrasierung) zu wenig "gezackt".


    Beste grüße!
    Daniel


    P.S.: Gibt es schon einen Perahia-Thread?

    Liebe Taminos,


    Die Rachmaninow-Thematik lässt sich blendend auf Debussy übertragen. Auch er schrieb nach seinen 24 Préludes die zwei Hefte der 12 Ètudes (1915). Sie stehen in einer Reihe mit den Etüdenwerken von Chopin und Liszt. Man hat ihnen allerdings oft den Vorwurf gemacht, dass sie eine universelle Pianistik vernachlässigen und stattdessen Debussys ganz spezielle Technik in den Mittelpunkt stellen würden - Schad' nix, die Études sind auch so grandios!


    Mir geht es so: Bei aller (riesengroßen) Liebe zu den Préludes finde ich die Etuden fast noch spannender - Sie sind deutlich abstrakter (spröder, mehr "Knochen", weniger "Fleisch") und stellen sich meisterhaft der Herausforderung, genau definierte spieltechnische oder klangliche Fragestellungen in Form von musikalischen Preziosen zu verarbeiten. Der Etüdencharakter tritt völlig in den Hintergrund.


    Ich habe ein paar schöne Aufnahmen, die ich (derzeit) nach dieser "Rangfolge" ordnen würde:


    1. Uchida, Aimard
    2. Pollini, Thibaudet
    3. Rouvier
    4. Béroff


    Wie sieht's mit Alain Planès oder Noel Lee aus? Gibt's noch weitere Aufnahmen? Wer hat die Études schon mal im Konzert gehört?


    Wie schneiden die Études bei euch im Vergleich zu den Péludes ab?


    Schöne Grüße!
    daniel

    Liebe Taminos,


    Da es schon eine Thread zu Rachmaninow's Préludes gibt, wäre es an der Zeit, auch ein Fass zu seinen Ètudes-Tableaux (Op. 33 & 39) aufzumachen.


    Sie stehen -wohl zu unrecht- im Schatten der Préludes, obwohl sie ihnen an musikalischer Substanz in Nichts nachstehen.


    Hinzu kommt, dass es nur wenige Gesamtaufnahmen gibt - ich kenne lediglich die (sehr gute) von Vladimir Ovchinikov (EMI, 1991) und eine etwas eigenwillige von Francois-Joel Thiollier aus den späten 70ern. Ich weiß, dass es noch eine Einspielung von Lugansky gibt, habe sie aber selber noch nicht gehört.


    Daher ein paar Fragen:
    Wie bewertet ihr diese Stücke? Ist die Lugansky-Aufnahme zu empfehlen? Gibt es weitere schöne Gesamtaufnahmen? Welche Einzelaufnahmen bevorzugt ihr?


    Schöne Grüße!
    Daniel

    Man muss Quasthoffs Timbre von hoher Eigenart schon lieben - für viele ist es weich und erotisch, für mich immer ein wenig heiser und verschattet. Das er sich künstlerisch bis zum Äußersten verausgabt, steht außer Frage (zu Zeiten als diese Aufnahme entstanden ist, nämlich 1993, sich mehr als heute) - aber will man das immer?


    FiDi kann ich vor allem in einer älteren Aufnahme von 1955 (EMI) empfehlen. Da ist er noch nicht der überzüchtete Deklamator, der er im Stereozeitalter zunehmend wurde.


    Olaf Bärs Version ist nicht wirklich aufregend, aber doch von stimmlicher Schönheit und diskreter Gestaltung - ähnliches gilt für Blochwitz


    Eine wirklich HEISSE NUMMER ist für mich die Fasung von Werner Güra(Tenor) und Jan Schultsz - Güra hat einen schönen lyrischen Tenor, der bei aller Milde über eine Spur Metall und ausreichende Durchschlagskraft verfügt. Er gestaltet behutsam und stilvoll.


    Bryn Terfel und Malcolm Martineau sind auch nicht übel, allerdings reduziert sich bei Terfel alles ein wenig zu sehr auf sein prachtvoll-sonores Organ - das klingt betörend, ist aber künstlerisch nicht eben viel.


    Gerard Souzay war in den 50er und 60er Jahren die französische Antwort auf FiDi. Er ist leider tragisch füh verstummt. Aber in seinen alten Schumann-Aufnahmen hört man noch viel vom Charme und der Leuchtkraft seines hellen Baritons. Sein Deutsch ist freilich nicht ganz idiomatisch.


    Peter Schreier gehört zu denen, die den Liederkreis Op.39 gleich mehrfach vorgelegt haben. ich fand sein Timbre immer etwas zu scharf, fand dass seiner Stimme "Körper" fehlt. Technisch ist er dagegen makellos und obendrein ein umsichtiger, niemals überzeichnender Gestalter.


    Aber auch Ladies, wie Brigitte Fassbaender (mit Elisabeth Leonskaja) haben spannende Einspielungen des Liederkreises vorgelegt. Gerade die Fassbaender verbrannte förmlich bei ihrem Liedgesang und nahm um der Eindringlichkleit des Ausdrucks willen auch Schroffheiten, wie "brüchige" Registerwechsel in Kauf - das Ergebnis geht immer unter die Haut.


    Man sollte noch den "kleinen" Liederkreis Op. 24 erwähnen - er ist nicht minder schön. Auch von ihm gibt es ein paar lohnende Einspielungen.


    Grüße
    daniel

    Hallo Tom,
    da gib's doch diese hübsche Anekdote, die du vielleicht kennst. Legge wollte die Schwarzkopf blindweg unter Vertrag nehmen, aber sie bestand auf ein Vorsingen. Legge kaute mit ihr ein Lied aus dem Ital. Liederbuch durch (Wolf war sein Lieblingskomponist) und ließ sie stundenlang immer und immer wieder am Ausdruck einer einzigen, winzigen Zeile feilen, bis der junge Karajan dazwischen gehen und diese "Folter" unterbinden musste. In dieser Geschichte deutet sich schon das künftige Verhältnis von Legge und Schwarzkopf an - Auch später hat er seiner Frau ständig Platten der großen Sängerinnen vorgespielt und sie dazu animiert, diverse Stilmerkmale zu "kopieren". Das brachte der Schwarzkopf den Ruf ein, Legges Produkt zu sein oder wie es in Anlehnung an den EMI-Wahlspruch hieß: "Her Master's Voice"...


    Beste Grüße
    Daniel

    Morgen,
    Was ich zu sagen vergaß: Unter den Piano-Versionen gibt es noch eine alte Aufnahme (1965) von BWV 1052 mit Vladimir Ashkenazy/David Zinman.
    Man kann bei einer 40 Jahre alten Aufnahme natürlich noch nicht nicht die heutzutage üblichen Finessen der historischen Aufführungspraxis erwarten (logo), aber es erstaunt schon, wie schnörkellos und kraftvoll Ashkenazy das Konzert entfesselt - in der Zeit hätte man's weiß Gott geschmackloser, mit mehr sentimentalen "Drückern" machen können... Eine Aufnahme mit viel Vorwärtsdrang und Power! (bei Decca, in der Reihe "The Classical Sound")


    Was Cembalofassungen angeht, kann ich mich nur den gemachten Empfehlunegn anschließen: Die "Klassiker" sind für mich auch Koopman und Pinnock. Schön und eher zügig-bissig sind auch die Aufnahmen mit Rousset/Hogwood (Decca).


    Ob Cembalo oder Klavier: Beides hat etwas für sich. Das Klavier stellt vielleicht die größere Herausforderung daran, mit dem Orchester (zumal in kleiner Bestzung und wohlmöglich auf historischen Instrumenten) eine schlüssige Synthese einzugehen. Schiff, Perahia und Katsaris setzen auf moderne, recht üppig besetzte Kammerorchester. Das funktioniert in Verbindung mit dem Flügel zwar bestens, wäre im Jahr 2005 aber wenigstens überdenkenswert. In sofern ist die Hewitt-Aufnahme gerade bezüglich der Relation Orchester/Solist eine echte Katalogbereicherung.


    Grüße!
    daniel

    Hallo Sagitt,

    Zitat

    Die Aufnahmen der Cembalisten will ich vernachlässigen. Ich finde die Cembalo-Versionen gegenüber den Klavierfassungen einfach langweilig. Mögen andere dafür streiten.


    ...Das kann man -wie du ja einräumst- auch anders sehen.
    Die sehr pianistisch empfundene Aufnahme der Hewitt finde ich ziemlich gut - zum einen berauscht der wahrhaft sonore Flügelklang, zum anderen der bestechende Sinn für artikulatorische und agogische Feinheiten. Problematisch (oder wenigstens gewöhnungsbedürftig) finde ich, dass ein zusätzlichen Continuo-Cembalo eingesetzt wird.
    Das Australian Chamber Orchestra leistet darüber hinaus wirklich gute, vielfarbige und dynamisch flexiblle Arbeit.
    Das soll übrigens nicht heißen, dass ich die tänzerisch-schwungvolle Katsaris-Aufnahme schlechter finde - im Gegenteil: Katsaris kommt da noch über Schiff/Chamber Orchestra of Europe hinaus. Perahia ist mir einfach zu weichgespült - klingt wie Samt und Seide und geht mit der Zeit regelrecht auf den Keks. Auch die Academy klingt reichlich dicklich.
    Habe letzte Woche übrigens Lars Ulrik Mortensen mit dem European Union Baroque Orchestra gehört (BWV 1052) - nicht übel.
    Unter den Cembaloversionen auf CD finde ich übrigens die Egarr/Manze-Aufnahme (Harmonia Mundi) in eebnfalls sehr kleiner Besetzung äußerst ansprechend.


    beste Grüße
    Daniel

    Ja, das ist eine Spitzen-Aufnahme. FiDi und die Schwarzkopf harmonieren optimal in ihrer deklamatorisch eindringlichen, hochartfizellen Gesangskunst. Die Schwarzkopf besaß in der Zeit, als diese Aufnahme entstand, noch ihr ganzes liebreizend-silbriges Mädchentimbre und FiDi hielt noch eine gesunde Balance zwischen melodischer Linie und Textbetonung - sie sind beide auf dem Höhepunkt!
    Genauso schön mit diesem Duo ist das Ital. Liederbuch (ebenfalls mit dem herausragenden Gerald moore am Flügel) - erschienen bei EMI


    Weitere sehr empfehlenswerte "Italiener":
    FiDi/Seefried (mit stimmlich etwas weicheren Konturen als die Schwarzkopf)
    FiDi/Ludwig (reicht fast an FiDi/Schwarkopf heran)


    bedingt empfehlenswert:
    Upshaw/Bär
    Bonney/Hagegard (mit nicht ganz idiomatischem Deutsch)


    Die Wolf-Platte für die Ewigkeit ist aber die bei EMI erschienene Liederauswahl mit Elisabeth Schwarzkopf und Wilhelm Furtwängler (Salzburg, 1953)


    Grüße!
    Daniel

    Ein paar schöne Skrjabin-Aufnahmen sind neben den freilich unübertrefflich-exzentrischen von Horowitz:


    -24 Préludes op.11, 4. und 10. Klaviersonate und ein paar Petitessen mit Mikhail Pletnev (live!) bei Virgin


    - Die kompletten Klaviersonaten mit M.A. Hamelin bei Hypérion (geradezu verrückt, dagegen wirkt Ashkenazys -gewiss sehr ordentliche- Aufnahme geradezu tantig-betulich...


    - Die kompletten Etüden mit Piers Lane (auch Hypérion) - delikater Klangsinn!


    - Sämtliche Poémes mit dem Freiburger Klavierprof. Vitalij Margulis - Geheimtipp (das Label heißt "inak", das klingt irgendwie nach "inaktiv" - das muss wohl auch die Tontechnik dieser leider schepprig klingenden Aufnahme gewesen sein...)


    Grüße
    Daniel


    PS: Es gibt da einen "Serverin von Eckardstein" (oder so ähnlich). Spielt Skrjabin für Darbringhaus und Grimm ein - die Scheiben werden über den grünen Klee gelobt. Schon mal jemand was von ihm gehört?

    Ashkenazy ist ziemlich gut - aber die Weissenberg-Aufnahme wird hier meines Erachtens zu Recht am häufigsten in den Vordergrund gehoben - Da zündet Meister Weissenberg die pianistische Endstufe und katapultiert sich bisweilen Raketengleich durch die Préludes - total kompromisslos und sogartig!
    Von Nikolai Lugansky gibt es eine sehr dichte, sehr klangmächtige, (fast orchestrale) Einspielung von op. 23.
    Dmitri Alexeev erledigt in seiner Gesamtaufnahme auch eine guten Job, steht aber meilenweit hinter Weissenberg zurück - wäre dem anders hätte ich sie öfters aus dem Regal gezogen und wüsste noch, wie sie im Einzelnen klingt...
    Francois Joel Thiollier (heute bei NAXOS) hat in den späten 70ern den ganzen Rachmaninow für das Label Thésis (gibt's das noch?) eingespielt - gar nicht übel, aber mit fürchterlich trocken-harter Tontechnik.


    Wäre es nicht interessant, auch mal über die Etudes-Tableaux zu sprechen? Sie sind, glaube ich, weitaus seltener als Gesamtaufnahme zu haben und mindestens genau so spannend (ein ähnliches Verhältnis wie das zwischen Debussys bekannten Préludes und seinen deutlich weniger bekannten Etudes).


    Grüße
    Daniel

    Es ist fast unmöglich, seine Opernvorlieben auf ein Lieblingswerk herunterzubrechen. Aber vielleicht hat der eine oder andere ein Werk, von dem er behaupten kann, dass es ihn für die Welt des musiktheaters wachgeküsst hat.
    Bei mir war es vor rund 15 Jahren, im zarten Teenageralter, Purcells "Dido & Aeneas" - paradoxer- bzw. perverserweise hörte ich sie via Kopfhörer bei glühender Hitze an irgendeinem spanischen Touri-Strand! Ich glaube, es war die (nicht üble) Aufnahme mit Pinnock/English Concert. Es war geradezu schockierend komisch, Dido's Lamento inmitten von eingeölten, sonnengegerbten Leibern zum ersten Mal zu hören. Aber immerhin: Es hat mich Purcell-süchtig gemacht!
    Inzwischen habe ich ziemlich viele Aufnahmen kennen gelernt. Sie haben fast alle etwas für sich. Derzeit ragen für meinen Geschmack die quirlige (aber keineswegs nach Art von Madame Haim überzogene) Einspielung mit René Jacobs/Orchestra of the Age of Enlightement und die klassische Decca-Aufnahme mit Janet Baker ein wenig aus der CD-Flut heraus - aber auch das wird sicher nicht auf ewig so bleiben...
    Grüße!
    Daniel

    Zitat

    Zeit, auf einen hier kaum jemals erwähnten Chopin-Spezialisten hinzuweisen. Adam Harasiewicz spielte für Philips in den 60ern einen ziemlich kompletten Chopin ein, der sehr gut war, wenngleich er immer im übermächtigen Schatten von Artur Rubinstein stand.


    Danke Theophilus, werde mich umschauen und reinhören!
    A propos ganzer Chopin: Nikita Magaloff spielte ihn (ebenfalls für Philips) vor einigen Jahrzehnten komplett ein. Ich stolpere manchmal bei Ebay über diese Riesenbox. Leider immer sehr teuer, deshalb: lohnt sich die Anschaffung in diesem speziellen Fall?


    Alles andere was ich von Magaloff kenne, finde ich vornehm, diskret und technisch astrein - aber nicht wirklich erleuchtend...


    Grüße!
    daniel

    Die Argerich scheint in der Wahl ihrer Partner geradezu "polygam" zu sein. Unter den zahlreichen Duo-Aufnahmen mit häufig wechselnden männlichen Kollegen fallen mir spontan die Rachmaninov-Suiten und seine Sinf. Tänze mit Alexandre Rabinovich ein - auch das ist pianistisch, wie die Kooperation mit Pletnev, ein mächtiges Wetterleuchten!
    Es gibt auch eine tolle Doppel-CD namens "Piano Duo Extravaganzas" (wenn mich nichts täuscht) von Philips. Dort bekommt man einen schönen Einblick in Marthas wechselnde Musiziergemeinschaften...


    Grüße!
    Daniel

    Ja, Schiff ist toll! Ein bisschen besser finde ich noch die kleine Mendelssoh-Auswahl auf der hier schon ausführlich gelobten Perahia-Scheibe. (was nicht heißen soll, dass ich mit Perahias hocheleganter Fluffigkeit nicht auch meine Problemchen hätte...) Barenboim ist wie immer natürlich-unaffektiert, aber auch 'n bisschen schlapp.


    Es gibt beim Label Hypérion wohl eine ungarische Lady namens Livia Rév. Sie hat die "Lieder ohne Worte" (und die Chopin-Nocturnes) eingespielt. Und das sogar zum Midprice.


    Wer kann mir sagen, ob sich die Dame (oder vielmehr: ihr Klavierspiel) lohnt?


    Merci!
    Daniel

    Hallo Taminos,


    Es gibt wirklich allerhand Nocturnes-Gesamtaufnahmen am Markt. Die neue von Pollini kenne ich noch nicht, ich scheue allerdings auch ein wenig davor zurück, da es mir bislang so vorkam (sowohl auf CD, als auch in einigen live-Konzerten, die ich immer wieder enttäuscht "überstanden" habe), als wäre er ncht recht über seine grandiosen Jugendtaten hinausgekommen - vieles seit den 90-ern Jahren erscheint mir da künstlerisch ein wenig zu unentschieden.


    Aber, zum Thema:
    Die mir bekannten Nocturnes-Aufnahmen würde ich wie folgt beurteilen:


    Pires: bis ins letzte Detail ausmusiziert. Bisweilen nahezu dramatisch verdichtet. Relativ viel, aber geschmackvoll eingesetztes Rubato. Aufnahmetechnisch erste Sahne.


    Weissenberg: Sehr zügige Tempi, dabei aber keineswegs stromlinienförmig. Viel Temperament, viel Großzügigkeit - und keine Sentimentalitäten!


    Hewitt: Nähert sich (bei etwas zurückhaltenderer Gestaltung) am ehesten Pires - erlesene Intimität, verhaltene Emotion, mäßige Tempi, super Klang.


    Lenonskaja: Emotional und klangschön. Hell und offen klingend


    Samson Francois: Tiftelig und eigenwillig - aber eindeutig genialisch. Schlanker, gläserner Klavierton.


    Rubinstein: Der Klassiker. Samtig-sahniger Klang, sonorer kann kein Flügel klingen! Technisch unbedingt die spätere Aufnahme vorziehen.


    Barenbboim: Geschmackssache. Man kann seine Nocturnes für natürlich-unaufdringlich oder für gehobene Langeweile halten.


    Arrau: eleganteste Klavierkultur, sehr langsame Tempi, herrliches Legato - von magnetischer Wirkung, eine echte Sternstunde!


    Ohlsson: Nicht spitze, aber unterschätzt - wird jetzt alles in der "Gemini"-Doppel-CD-Reihe von Emi wiederveröffentlicht.


    Moravec: Ein viel zu selten erwähnter Name. Kaum einer hat einen farbenreicheren Anschlag und verwendet das Pedal subtiler. Seine relativ betagten Nocturnes sind verhätnismäßig nah am Flügel aufgenommen. Das mag für den einen oder anderen etwas zu eng klingen. Künstlerisch ist diese Aufnahme allerdings mein herzerwärmender Geheimtipp! (Müsste es obendrein wieder am Markt geben - ich glaube sogar , für einen läppischen Zehner!)


    Gibt's noch andere Aufnahmen, die sich lohnen?


    Schöne Grüße!
    Daniel

    Morgen zusammen,
    Wurde Demidenkos Schubert-Doppel-CD mit den Impromptus, den Moments Musicaux, der "Wanderer-Phantasie" und den drei Klavierstücken D946 schon lobend erwähnt?
    Ich habe sie voe ein paar Wochen Second Hand erworben und bin ein wenig ambivalent - was ja immerhin ein Zeichen dafür sein könnte, dass diese Aufnahme alles andere als langweilig ist.


    Gemütlich geht es auf den beiden Silberlingen wahrhaftig nicht zu. Schubert erscheint hier eher in kalt sezierendem Neonlicht, als im betulichen Schein eines Holzfeuerchens. Das zieht durchaus faszinierende Ergebnisse nach sich: Das unerhört hochbeschleunigte cis-moll-"Moment" ist ein schönes Beispiel für diese unangepasste, mitunter (vielleicht etwas zu) eigenwillige Lesart.


    Demidenko ist Geschmackssache - ich finde, seine querköfigen Ansätze verleihen ihm einige Legitimität auf dem heillos überfüllten Tonträgermarkt - da haben "Wiederkäuereien" bestehender Ansätze einfach kaum Chancen.


    Die Bach/Busoni-Scheiben sind übrigens auch aufgrund des verwendeten Fazioli-Flügels ein oppulentes Klaggedicht...


    beste Grüße!
    Daniel

    Guten Morgen,
    dies ist mein erster Beitrag - um das Eis zu brechen... Die Pires bot sich da bestens für den Einstieg an. Ich bin seit einigen Jahren ein ziemlich großer Fan von ihr, empfinde aber nicht alle ihrer Aufnahmen als durchweg überzeugend. Mit Cover-Bildchen kann ich derzeit leider nicht dienen, da mein Scanner streikt...


    Die Schubert-Impromptus, die hier an verschiedener Stelle lobend hervorgehoben wurden, erscheinen mir im Vergleich mit beispielsweise Brendel (der für sein Schubert-Spiel allerdings oft genug geradezu hysterisch idealisiert wird, so als gäbe es neben seiner keine anderen legitimen Lesarten) zu neutral. Auch das Booklet ist gestalterisch ein heikler Grenzgang zwischen Poesie und Edelkitsch - das weltabgewandte "Wanderer"-Klischee kann man wirklich allzu sehr strapazieren.


    In wahrhaft göttlicher Verfassung erlebt man die Pires in 4 Mozart-Konzerten die sie für die DG mit Claudio Abbado aufgenommen hat (Nr. 14 & das "Krönungskonzert" live mit den Wiener Philharmonikern, so wie die Nummern 17 & 21 mit dem Chamber Orchestra of Europe) - Mozartspiel von perlender Frische (ohne dabei in Nähmaschinengeläufigkeit zu verfallen) und wunderbarer Selbstverständlichkeit.


    Die Chopin-Nocturnes sind ebenfalls eine Meisterleistung in Puncto pianistischer Differenzierungskraft, da kann ich mich Caesars Empfehlung nur anschließen. Pires macht durchaus starken Gebrauch vom Rubato, ohne das ihr Spiel deswegen unorganisch oder gewollt wirken würde. Klangtechnisch ist die Aufnahme Gold für die Ohren. Der Klaviertechniker Gerd Finkenstein (der auch Angela Hewitt betreut) hat wirklich gezaubert. Er und sein Steinway leben übrigens bei mir um die Ecke...


    Das, was die Pires mit ihrem Lebenspartner Augustin Dumay zuwege gebracht hat, finde ich ebenfalls nicht durchweg gut.
    Spitzenklasse sind 4 Violinsonaten Mozarts (KV's 301, 304, 378 & 379), sowie die bereits von Caesar gelobten Brahms-Sonaten.
    Auch sämtliche Beethoven-Violinsonaten kommen mit phantastischer Vitalität daher, bereiten mir aber aufgrund des feinnervigen, relativ vibratoschwangeren Geigentons von Dumay nur eingeschränkte Freude. Da wünsche ich mir doch mehr von dem klassisch-maßvollen (und meinetwegen konservativen) Formbewusstsein von Grumiaux/Haskil oder der elementaren Wucht von Oistrach/Oborin.


    Soviel erstmal,
    beste Grüße!
    Daniel