Ich gestehe, dass ich damals nur aufgrund seines hohen Alters auf ihn aufmerksam wurde. Es näherte sich sein 100. Geburtstag und man machte bei Nonesuch ein paar Einspielungen mit dem alten, fast blinden Mann. Auf einer der Scheiben spielt er ein Chopin-Nocturne. Dort hat er Gould-mäßig die Neigung, ein wenig "mitzusingen" - in den ersten Takten hört man ein eigenartiges, brüchiges Krächzen, das für den Bruchteil einer Sekunde lauter ist, als die Töne, die er anschlägt...
Im Übrigen vollbringt er für sein wahrhaft biblisches Alter allerdings noch kleine Wunder.
Ich habe auch einen Mitschnitt aus Paris, das war anfang der Neunziger (1991?)- da war auch H. noch "jung" (ich glaube, so Anfang, Mitte 90...) Da sitzt die Technik natürlich noch besser, als bei den allerletzten Aufnahmen. Er spielte nicht mehr die "Granaten" (naja, die richtigen "Granaten" hat er sowieso nie gespielt), sondern beschränkte sich auf die "Kinderszenen", ein wenig Mozart, frühen Beethoven, die eine oder andere Bach-Suite... er tat dies in sehr gedrosseltem Tempo (da merkt man dann doch das Alter), aber mit Phantasie und höchster Poesie. Er war in seinen letzten Jahren wohl noch bei den Berliner Festwochen. Dort soll er so unzufrieden mit seinem Spiel gewesen sein, dass er unterbrach, vor das Publikum trat und gesagt haben soll: "Sie können nichts dafür, dass ich so alt geworden bin..."
Liebe Grüße
daniel