Beiträge von Serse

    Eigentlich wollte ich nur kurz etwas zu dem Thema schreiben, aber dann habe ich alles gelesen. Dabei ist mir nicht klar: Soll ich nun lachen oder weinen?


    Das Thema La battaglia di Legnano in Hamburg ist wohl uninteressant. Trotzdem möchte ich dazu etwas sagen:
    Im wesentlichen stimme ich dem Bericht von Sven Godenrath zu. Ja es gab am Anfang Müll und so weiter, aber später war das Bühnenbild nicht schlecht. Ich frage die Kritiker, wie sie es besser gemacht hätten!
    Ich habe die Vorstellung am 15.11. gesehen. Obwohl ich die letzte 1/4 Stunde vor der Pause nur im Monitor des Foyers sehen konnte, hat mir die Inszenierung ganz gut gefallen. Musik und Gesang waren sehr gut, allerdings war Alexia Voulgaridou krank und man hatte Schwierigkeiten einen Ersatz zu finden. Dieser (Sara Galli) wurde 2 Tage vor der Aufführung aus Italien importiert. Da sie die Rolle nicht mehr voll auswendig singen konnte, hat sie über lange Strecken den Suffleurkasten fixiert. Auch waren ihre Bewegungen nicht optimal angepasst. Trotzdem hat sie es ganz gut gemacht, obwohl sie auch gesanglich wohl nicht dem Niveau von Alexia Voulgaridou entspricht. Der starke Beifall war wohl mehr ihrem Mut und der Improvisation gezollt. Ich habe auch applaudiert.


    Dem kann ich nur voll zustimmen!!


    Gute Nacht
    Serse

    Ich habe die Liveübertragung ebenso gesehen, wie die Münchner Aufführung mit Jonas Kaufmann.


    Es gab schon Unterschiede beim Bühnenbild und der Inszenierung. Aber trotzdem: Beide Aufführungen haben mir nicht besonders gefallen. Was mich bei der MET-Übertragung noch einige Zeit beschäftigt hat, war das Schachspiel von Cavardossi mit dem Wärter. Henkersmahlzeit, die letzte Zigarette ja, aber dsa letzte Schachspiel? Zumal beide wohl keine guten Schachspieler sind.


    Ganz gut gefallen hat mir die Darstellung des bösen Scarpia. Ansonsten stimme ich den anderen Beurteilungen zu. Da ich aber bei Jonas Kaufmann die gleichen Einschränkungen gemacht habe, wie bei Roberto Alagna frage ich mich ob es andenen oder vielleicht an der Inszenierung lag.


    Liebe Grüße
    Serse

    Zitat

    Zitat von Werther: "Les Vepres siciliennes" aus Royal Opera mit kleinen Minuspunkten, war eine gelungene Produktion dieses Saisons

    Da muss ich Werther ja mal recht geben.
    Da ich wenig Zeit hatte und von den Tudors so begeistert war, habe ich London fast vergessen, obwohl das eigentlich das Highlight meiner Englandreise war.
    Vielleicht berichte ich auch noch davon, wenn ich Zeit habe.

    Die Tudor Dynastie beginnt mit Henry Tudor
    (Heinrich der VII). Fuer die Donizettiopern relevant sind zwei seiner Kinder:


    Henry (Heinrich) VIII und Margaret Tudor, die den Koenig von Schottland James
    IV heiratete. Dessen Enkelin war Maria Stuart. Henry VIII ist insbesondere
    bekannt durch seine sechs Frauen und oft eher ungewoehnlichen Trennungen von
    ihnen. Als er seine erste Frau -eine
    spanische Prinzessin- loswerden wollte um Ann Boleyn (Anna Bolena) zu heiraten
    und der Papst sich weigerte seine Ehe aufzuloesen, gruendete er einfach in
    England eine eigene Kirche, deren Oberhaupt er war.


    Ann Boleyn hatte eine
    Tochter, die dann spaeter als Elisabeth I englische Koenigin wurde.


    Heinrichs
    Schwester Margarethe Tudor heiratete den schottischen Koenig, deren Enkelkind
    Maria Stuart war. Der Sohn von Maria Stuart wurde nach dem Tode Elisabeths der
    Koenig von England und Schottland.
    Soweit der geschichtliche Hintergrund fuer
    die Opern, die im 16. Jahrhundert spielen.





    Anna Bolena am 06.11.



    Regie: Alessandro Talevi
    Die Oper begann waehrend der Ouvertuere mit
    der Geburt von Anna Bolenas Tochter, die spaetere Elisabeth I, die in den
    beiden anderen Opern eine Rolle spielen wird.



    Die Handlung ist schnell erzaehlt:


    Henry VIII
    hat eine Geliebte (Jane Seymour,
    Freundin und Hofdame von Anna) und will diese heiraten. Um Anna loszuwerden
    startet er eine Intrige. Dazu holt er Lord Percy aus dem Exil zurueck. Dieser
    war vor der Ehe von Henry und Anna mit dieser zusammen und die beiden sind
    immer noch ineinander verliebt. Mit ungewollter Hilfe von Annas Bruder (Lord
    Rocheford) erwischt Henry Anna und Percy quasi inflagranti. Der Page Smeton,
    der unsterblich in Anna verliebt ist, verschlimmert die ganze Angelegenheit
    noch. Anna wird als Ehebrecherin angeklagt und zusammen mit Percy, ihrem Bruder
    und Smeton verurteilt und hingerichtet. Die Oper ist gepraegt durch schoene
    Arien. Am eindrucksvollsten sind fuer mich das Duett von Anna mit Jane, in dem
    Jane zugibt Annas Rivalin zu sein, Anna ihr aber verzeiht sowie Annas grosse
    Arie bei der sie von Wahnvorstellungen geplagt wird.





    Zur Auffuehrung:


    An den Waenden der dunklen
    und fast leeren Buehne hingen einige Geweihe, auf der Drehbuehne war ein
    Kinderbett und es gab einige einfache Baenke, das war das Set. So ziemlich die
    einzigen Farbtupfer waren ein beigebraunes Kleid mit einem roten Ueberwurfrock,
    das Anna im 2. Akt trug. Durch einige schoene Lichteffekte und den insgesamt
    sehr guten Gesangsleistungen wurde es trotzdem ein schoener und gefuehlvoller
    Opernabend.


    Von den Saengern haben mir
    Alistair Miles (Heinrich) und Linda Richardson (Anna) am besten gefallen. Linda
    Richardson hat z.B. die Wahnsinnsarie sehr ueberzeugend gesungen. Faith Sherman
    als Smethon war ebenfalls sehr gut. An Robert McPharsons (Percy) ungewoehnliche
    Tenorstimme werde ich mich wohl nie gewoehnen, obwohl auch er sehr gut gesungen
    hat.
    Der junge Dirigent Daniele Rustioni
    hat bestimmt eine hervorragende Zukunft vor sich.





    Maria Stuarda am 07.11.



    Regie Rudolf Frey
    Die Handlung:


    Nachdem
    Maria von ihrem Volk (den Schotten) vertrieben wurde, suchte sie Schutz bei
    ihrer Cousine Elisabeth. Diese nimmt sie jedoch gefangen, da sie Maria als
    Rivalin um ihren Thron sieht. Nach 18 Jahren im Gefängnis beginnt die Handlung
    der Oper.


    Elisabeth liebt Graf Leicester, der wiederum Maria liebt, die auch an
    Elisabeths Hof sehr beliebt ist. Nur Baron Cecil fordert die Hinrichtung
    Marias. Nachdem Elisabeth bemerkt das Leicester Maria liebt und nach einem
    Treffen zwischen den beiden Frauen das mit gegenseitigen Vorwürfen endet, geht
    Elisabeth auf Cecils Forderung ein. (In Wirklichkeit sind sich die beiden
    Königinnen allerdings nie begegnet.) Nach einem letzten Rettungsversuch von
    Leicester bestimmt Elisabeth, dass dieser bei der Hinrichtung anwesend sein
    soll. Als Maria davon erfährt erscheinen ihr im Geist ihr Mann (den sie getötet
    hat) und ihr ehemaliger Liebhaber. Der Überbringer der Nachricht (Graf Talbot)
    erteilt ihr die Absolution und sie wird wieder normal. Anschließend wird sie Hinrichtung geführt. Sie
    verabschiedet sich von der wartenden Menge und bricht erst zusammen, als
    Leicester erscheint und sich selbst tötet.





    Zur Aufführung:


    Gegenueber Anna Bolena gab es
    beim Set und den Kostuemen zwei Abweichungen: Auf der Drehbuehne waren zwei
    grosse Boxen (Marias Gefaengnis und eine Buehne mit einem Treppenhaus). Maria
    trug einen roten Schottenrock (zum Ende einen roten Brustpanzer mit
    ueberdimensionierten Bruesten). Besonders eindrucksvoll war neben Chor und
    Orchester (Dirigent Graeme Jenkins) Judith Howard als Maria Stuarda.
    Insbesondere das Ende des zweiten Aktes geriet durch sie und dem Chor zu einer
    Sternstunde. Neben Judith Howard gefiel mir Alistair Miles als Talbot am
    Besten. Bruce Sledge als Leicester soll durch eine Erkaeltung beeintraechtigt
    gewesen sein, war trotzdem sehr gut. Alle anderen (Adina Nitescu als Elisabeth,
    Gary Griffith als Cecil und Rebecca Afonwy-Jones als Anna) haben ebenfalls auf
    einem hohen Niveau gesungen.





    Roberto Devereux am 08.11.



    Regie: Alessandro Talevi
    Die Handlung:


    Elisabeths Günstling Roberto
    Devereux) wird von einer schwierigen Mission zurück gerufen. Ihm soll der
    Prozess wegen Hochverrat gemacht werden, was Elisabeth verhindern will, da sie
    ihn liebt. Roberto liebt aber Sara (die ihn auch liebt), die mit dem Herzog von
    Nottingham -einem Freund Robertos- zwangsverheiratet wurde. Obwohl Elisabeth
    merkt, dass Roberto sie nicht liebt will sie ihn retten. Nottingham erfährt,
    dass Sara die Geliebte von Roberto ist und verhindert vor Wut, dass diese
    rechtzeitig etwas zu dessen Rettung unternehmen kann. Nachdem die Hinrichtung anberaumt worden war,
    konnte Sara doch noch Elisabeth erreichen und ihr sagen, dass sie selbst Robertos
    Geliebte ist. Elisabeth verzeiht den Beiden, aber der Versuch die Hinrichtung
    noch zu verhindern kommt zu spät. Elisabeth bricht zusammen und ersehnt ihren
    eigenen Tod (der dann auch 2 Jahre später eintrat).





    Zur Aufführung:


    Wieder die leere Bühne mit einer
    Bank und einem Terrarium in dem eine große Spinne sitzt. Elisabeth (Alexandra Deshorties) erscheint in einem roten Kleid und durch
    Frisur und Schminke hätte sie auch Model für die alten Bilder von Elisabeth I
    stehen können. Eine starke Ähnlichkeit. Roberto trug eine dunkle Lederhose und
    eine braune Lederjacke, mit der er bei uns auf der Strasse nicht aufgefallen
    wäre. Ansonsten wieder die dunklen
    Kostüme und das dunkle leere Bühnenbild. Später mit einigen Schrumpfköpfen auf
    langen Stangen im Hintergrund. Dann gab es doch noch eine Überraschung: Eine
    überdimensionale Spinne aus Stahlrohren wurde auf die Bühne gefahren, die dann
    von Elisabeth bestiegen wurde. Sie saß dann darauf, wie auf einem Thron und die
    Spinne bewegte sich mit Hilfe der Chordamen, die die gelenkigen Spinnenbeine
    bewegten. Ich nehme an, dass die Spinne auf das Netz der Ränkespiele bei Hof
    hindeuten sollte.


    Obwohl Alexandra
    Deshorties am Anfang etwas Schwierigkeiten mit der Höhe hatte, hat sie mich am
    Ende voll überzeugt. Wie sie es geschafft hat, die unterschiedlichen Gefühle
    und Stimmungsschwankungen durch ihren Gesang und die Darstellung nahe zu
    bringen, dass war schon sehr eindrucksvoll. David Kempster als Nottingham und
    Leah-Marian Jones als Sara sangen und spielten auf ähnlich hohem Niveau.
    Abstriche möchte ich nur bei Leonardo Capalbo als Roberto machen, dem es an
    Souveränität fehlte.
    Wie in den beiden anderen
    Opern spielten und sangen Orchester (Dirigent: Daniele Rustioni) und Chor auf hohem Niveau.

    Zitat

    Zitat Werther: Es gibt zahlreiche Radio, streams und Kino - Übertragungen wo kann man
    die Oper an einen bestimmten gutes Niveau kennenlernen oder genießen.
    Das waren vor Jahren Möglichkeiten den Studenten oder unerfahrene
    Anfänger zur Verfügung stand ein bisschen mehr Praxis zu sammeln.
    No offense.

    Ich verstehe zwar nicht genau was Werther meint, aber möchte trotzdem etwas dazu schreiben:


    Studenten und Anfänger müssen Praxis sammeln und dann die Möglichkeit haben an kleineren Bühnen sich zu entwickeln. Elina Garanca hat in der deutschen Provinz, Olga Peretyatko im Hamburger Opernstudio und die Caballe in Bremen sich entwickelt. Wenn die kleinen Bühnen nicht mehr existieren, dann wird der Nachwuchs Probleme bekommen. Es wird auch weniger Nachwuchs geben, denn wer studiert in der Hoffnung gleich an der Scala angagiert zzu werden.
    Einige Sänger der Touring Operas haben das Zeug zu Höherem. Vielleicht werde ich mal jemanden im ROH wieder sehen.


    Ohne kleinere Opernhäuser wird es bald keine Radio, streams oder Kinoübertragungen mehr geben und wenn man sich nur so etwas anhört/ ansieht, dann wird man bald nicht mehr wissen, wie die menschliche Stimme klingt. Es ist schon bezeichnend, wenn ein absoluter Jonas Kaufmann Fan ihn dreimal live hört und jedes mal enttäuscht ist, weil er auf DVD und CD besser klingt. Oder ein Kommentar zu Juan Diego Florez (Scala: La donna del lago): Der hört sich auf CD ja besser an.


    Für mich zählt nur Naturmusik also live on stage. Lieber ein geringeres Niveau live, als ein höheres gestreamt (wie auch immer das geht)!


    Serse

    Für die Oper Maria
    Stuarda gibt es anscheinend zwei Versionen.


    In England und Amerika wird die Oper anscheinend
    immer in 2 Akten aufgeführt (MET, WNO), wie auch im englischen Wikipedia nachzulesen ist.


    Alle mir bekannten Quellen aus Deutschland, der Schweiz und Italien beschreiben
    3 Akte.


    Ich habe nirgendwo eine Erklärung dafür gefunden. Kann mir da jemand
    helfen?



    Vielen Dank


    Serse

    Ich finde es schon faszinierend, wie jemand eine Sache beurteilt, die er nicht kennt.


    Die Touringoperas sind in etwa auf dem Nieveau deutscher Provinzbühnen, also nicht wirklich schlecht.


    Sven Godenrath hat recht: Das gibt es auch in Deutschland, auch wenn mit weniger Spielstätten:


    http://www.theater-vorpommern.de/



    http://www.tfn-online.de/spielplan.html?&no_cache=1



    http://www.theater-und-orchester.de/



    Es handelt sich bei deren Aufführungen normalerweise nicht um Coproduktionen, sondern um eigene Produktionen.


    Werther ist ja der Meinung, dass das schlechte Werbung für die Oper ist (siehe sein Kommentar unter Tudor). Ich meine es ist gute Werbung für die Oper. Damit werden auch Leute in kleineren Städten erreicht, die sonst vielleicht nie mit der Oper in Berührung kommen. Wenn es denen gefallen hat, dann werden sie vielleicht Lust auf große Oper bekommen.


    Dazu passt ein nettes Pausengespräch, dass ich mal in Frankfurt (La Traviata, sehr schönes und gefühlvolles Regietheater) führen konnte. Ein Landwirt aus dem Umland war mit seiner kleinen Tochter in der Aufführung. Diese hatte ein Lieblingshörbuch, dass von Delfinen und La Traviata handelt. Deshalb waren sie dort. Beide waren begeistert und der Vater sagte, dass er es bedauert, dass er früher nie die Chance hatte eine Oper zu sehen. Beide wollen auf jeden Fall nochmal in eine Oper.


    Um die Oper zu erhalten, muss die Oper zu den Leuten und das bedeutet auch in kleinere Orte. Projekte wie die Opernloft in Hamburg, diese Pantomime in Bath oder z.B. die Stadtteiloper (Iolanta) in Bremen von der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen können das Interesse an der Oper wecken.


    Die wenigsten Opernliebhaber werden mit der Stattsoper in Wien oder mit der Scala angefangen haben.


    Also je mehr ich schreibe, um so ärgerlicher werde ich über die Ansicht von Werther.


    Also höre ich lieber auf, obwohl ich zu dem Theam noch viel schreiben könnte.

    Als Tudor Triologie werden die drei Opern von Donizetti bezeichnet, die sich mit der Tudor-Dynastie beschaeftigen. Diese sind Anna Bolena, Maria Stuarda und Roberto Devereux.


    Gespielt wurden die drei Opern (in Originalsprache) von der National Welsh Opera (WNO) im Hippodrom von Bristol. Das Hippodrom ist ein altes Theater von Anfang des 20. Jahrhunderts fuer fast 2000 Zuschauer. Der Zuschauerraum ist zu den Gaengen hin offen, was leicht zu Stoerungen fuehren kann und leider auch fuehrte.


    Die WNO ist auch eine Touring Opera. Auffuehrungen gibt es u.A. in Cardiff, Liverpool, Birmingham, Oxford und manchmal auch im Royal Opera House in London. Die WNO hat einen wesentlich hoeheren Standard als die beiden anderen Touring Opera
    ’s, die ich vor ein paar Tagen kennen gelernt habe. Die Qualitaet ist vielleicht vergleichbar mit Hamburg.
    In einem Faltblatt fuer die Opern steht:


    „Opera can make your heart racing, reduce you to tears and grab you by the throat. It’s strong stuff, the kind of experience the hairs on the back of your neck were made for.” Kurz auf Deutsch zusammengefasst: Oper kann absolut beruehrend sein und groeste Gefuehle erzeugen.


    Und genau das habe ich, ebenso wie wohl die meisten anderen Zuschauer, erlebt.


    Die Konzentration auf drei aufeinanderfolgende Tage verstaerkt die Gefuehle, die die Opern vermitteln. Ich habe die Opern alle schon einzeln mit sehr guter Besetzung gesehen, aber dies war in der Gesamtheit eindrucksvoller.


    Das Orchester der WNO gehoert wohl zu den Besten, die es in Grossbritannien gibt. Die Dirigenten Graeme Jenkins (Maria Stuarda) und insbesondere Daniele Rustioni (Anna Bolena und Roberto Devereux) fuehrten das Orchester zu einer hervorragenden Klangfuelle.


    Die Saengerinnen und Saenger verfuegen zumeist ueber internationale Erfahrungen an den groessten Opernhaeusern der Welt, obwohl ich sie ueberwiegend nicht kannte.


    Auch die beiden Regisseure (Allessandro Talevi – Anna Bolena und Roberto Devereux; Rudolf Frey – Maria Stuarda) sind international bekannt. Wohl weil sie auch Deutschlanderfahrung haben, war die Regiearbeit das einzige, das ich etwas kritisch gesehen habe. Alle drei Opern wurden auf einer leeren Buehne mit schwarzen Waenden gespielt. Zeitweise wurde eine Milchglaswand herunter gelassen, die zu einigen schoenen Schattenspielen genutzt wurde. Zu den wenigen Requisiten werde ich bei den jeweiligen Opern etwas schreiben.


    Ueberwiegend waren die Kostueme schwarz. Die Frauen trugen Faltenroecke und glatte Korsetts ueber den Blusen, die auch die Brueste einengten. Die Maenner trugen lange Maentel ueber Hemd und Hose. Auch wenn mir die ganze Inszenierung zu dunkel war und es auch viel Rampenoper gab, hat mich nichts wesentlich gestoert. Ueber Dinge, die Rudolf Frey in Maria Stuarda einsetzte (Nylonstruempfe, Stiefel mit Reissverschluss, Leitzordner, Pistole, Zigaretten und ein Taschenaschenbecher) kann ich hinwegsehen. Ueber die einzelnen Opern werde ich noch etwas mehr schreiben, aber wohl erst wenn ich wieder zu Hause bin. Ich kann den PC nicht immer nutzen und mich nervt auch die englische Tastatur.

    Eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, dass es Leute gibt, die Opern aus seiner Zeit moegen und nicht etwas positives finden. Natuerlich ist nicht alles von ihm gleich gut. Aber seine Arbeit ist sehr vielfaeltig. Es geht von komischen (Barbiere oder Cenerentola) ueber eher klassischen (z.B. Maometto II, Wilhelm Tell oder Semiramide) bis zu tragischen (z.B. La donna del Lago).


    Ich meine, da ist jeden etwas dabei.



    Liebe Gruesse


    Serse

    Aus verschiedenen Gruenden habe ich mir eine laengere Auszeit genomme, moechte aber jetzt von einigen Erfahrungen berichten und auch Kommentare zu diversen Themen abgeben. Zur Zeit mache ich ein Opernmarathon (8 Opern und ein Orathorium in 15 Tagen).


    Die Britische Opernscene ist mit der Deutschen auf keinen Fall zu vergleichen. Opernhaeuser, die ganzjaehrig bespielt werden, sind eher selten. Feste Ensembel sind zumeist unbekannt. Es werden Opern geplant, Orchester und Saenger fuer diese engagiert und selbst das technische Personal wird haeufig nur fuer eine Tour eingestellt. Gespielt werden die Opern dann in den verschiedensten Haeusern im ganzen Land. Haeufig sind das auch Multifunktionshallen. Das Publikum entspricht aeusserlich dem Kinopublikum bei uns. Abendgarderobe oder Anzug ist eher die Ausnahme. In der Pause trinkt man die mitgebrachten Getraenke und macht auch schon einmal ein Picknick in den Gaengen. Besonders beliebt ist Eiscreme, die man auch noch waehrend der Vorstellung zu Ende isst. Getraenke werden auch mit in den Zuschauerraum genommen.


    Da die Opern zu einem grossen Teil durch die Zuschauereinnahmen finanziert werden, gibt es nach meiner Erfahrung keine absurden, haesslichen oder total bloedsinnigen Inszenierungen. Alles was ich bisher gesehen habe war gefuehlvoll und dem Wesen der Oper entsprechend inszeniert. Buehnenbilder und Kostueme waren ansprechend, allerdings haeufig nicht zu der Zeit der Handlung passend. Saenger und Orchester haben oft nicht den Standard, den wir auch von den kleineren Opernhaeusern in Deutschland kennen. Zumeist sind es Britische oder Irische Saenger, ggf. noch aus Australien oder Canada. Diese sind ueberwiegend auch noch nicht in anderen Laendern aufgetreten. Ich habe in Bath (Theatre Royal, erbaut 1805) Poppea von Monteverdi und Giasone von Cavalli gesehen. Beide waren von der English Touring Opera. In Yeovil (North Wales Touring Opera) gab es als Kontrast dann Brittons Albert Herring. Alles waren gute Inszenierungen mit engagierten Saengern, die aber zumeist ihre Grenzen hatten. Besonders interessant fand ich eine Zauberfloete als Pantomime (in England eine musikalische Kommoedie). Mozart, seine Frau und Schikaneder waren Figuren in der Auffuehrung und die letzten Tage von Mozarts Leben wurden eindrucksvoll mit der Oper verbunden. Alle Auffuehrungen waren in englischer Sprache, was doch etwas gewoehnungsbeduerftig ist. Insgesamt waren das doch sehr interessante Opernabende.



    Ueber meine weiteren Erlebnisse (Les Vepres Siciliani von Verdi im Royal Opera House und einer Tudor-Triologie von Donizetti von der National Welsh Opera) werde ich in Kuerze berichten. Bis heute war das ein wesentlich hoeheres Niveau.

    La rondine (The Swallow)


    is an opera in three acts by Giacomo PucciniSunday 21 July 2013, 1.00pm |



    Credits


    Director Nicolas Joël
    Set designs Ezio Frigerio
    Costume designs Franca Squarciapino
    Lighting design Vinicio Cheli


    Performers


    Conductor Marco Armiliato
    Magda de Civry Angela Gheorghiu
    Lisette Sabina Puértolas
    Ruggero Lastouc Charles Castronovo
    Prunier Edgaras Montvidas
    Rambaldo Fernandez Pietro Spagnoli
    Périchaud John Cunningham
    Gobin Pablo Bemsch
    Crébillon Ashley Riches
    Yvette/Soprano Solo Dušica Bijelic
    Bianca Hanna Hipp
    Suzy Justina Gringyte


    Chorus Royal Opera Chorus
    Orchestra Orchestra of the Royal Opera House

    Das sehr schoene Buehnenbild und die interessanten Kostueme waren etwa aus der Zeit Anfang bis Mitte des letzten Jahrhunderts, also etwa 100 Jahre spaeter als die vorgegebene Zeit der Handlung.


    Rechteckige Säulen dominierten die Buehne mit schoenen alten Moebeln (Schreibtisch mit Telefon). Die Wand dahinter war ein ueberdimensionales Bild von Klimt. Die Kostueme waren eindeutig 20er Jahre.


    Das Orchester unter Marco Armiliato war hervorragend. Der Schlussapplaus dafuer fast noch lauter, als fuer die Saenger. Von denen am Besten hat mir Charles Castronovo (Ruggero) gefallen. Der Schmelz und das Gefuehl in seiner schoenen Stimme waren sehr anruehrend, ebenso wie seine Darstellung.


    Angela Gheorghiu als Magda sang ueberwiegend in einer hervorragenden Qualitaet, allerdings klang die Stimme in der Hoehe teilweise etwas unsauber. Darstellerisch moechte ich doch einige Abstriche machen. In den Szenen im 1. Akt, wirkte sie etwas affektiert und in der Schlussszene fehlte mir dann doch einiges an Gefuehl. Die Geschichte von La Rondine ist ja bis auf den Schluss sehr aehnlich wie La Traviata und dort war Angela doch wesentlich beruehrender.


    Edgaras Montvidas als der Poet Prunier und Sabina Puértolas als Lisette waren ebenfalls eine hervorragende Besetzung, die nicht wesentlich schlechter als die beiden Anderen waren. Im Quartett am Ende des 2. Aktes war Lisette der Magda ebenbuertig.
    Etwas weniger hat mir Pietro Spagnoli als Rambaldo gefallen.
    Mein Fazit: Eine sehr schoene Inszenierung Musik und Gesang in hervorragender Qualitaet. Die Abstriche bei Angela waren ja von einem sehr hohen Niveau.

    Es gab viele Gründe, weshalb ich nach einer - wie erwartet - grandiosen Baden-Baden Gala mit Elina Granca und Jonas Kaufmann noch Abstecher nach Stuttgart und Wien gemacht habe. Allerdings habe ich das anschließend doch etwas bedauert.


    Ich sitze schon wieder auf gepackten Koffern, möchte aber für die Freunde des Regietheaters noch schnell über die beiden Aufführungen berichten.


    Ich fasse sie zusammen, da sie viele Parallelen haben:


    Die Theater waren (fast) ausverkauft, das Publikum (in Stuttgart sehr viele junge Leute) war mehrheitlich begeistert und ich habe mich überwiegend gelangweilt.



    15.07.2013 Oper Stuttgart Platée Jean-Philippe Rameau


    Musikalische Leitung: Christian Curnyn,
    Regie: Calixto Bieito,
    Choreografie: Lydia Steier,
    Bühne: Susanne Gschwender,
    Kostüme: Anna Eiermann,
    Licht: Reinhard Traub,
    Chor: Michel Laplénie,
    Dramaturgie: Patrick Hahn


    Thespis / Mercure: Mark Milhofer,
    Un Satyre / Cithéron: Christophe Gay,
    Momus: Shigeo Ishino,
    Thalie: Rebecca von Lipinski,
    Amour / La Folie: Judith Gauthier,
    Platée: Thomas Walker,
    Jupiter: Benoît Arnould,
    Junon: Sophie Marilley,
    Clarine: Yuko Kakuta,


    Mit: Staatsopernchor Stuttgart, Staatsorchester Stuttgart


    Von Kindertheater über Broadway Show/ Musical, Comedian bis Porno hat Herr Bieto wohl sehr viel gesehen und in diese Inszenierung eingebaut. Vieles davon habe ich allerdings vorher auch schon gesehen.


    Einiges davon fand ich sogar ganz gut:


    - Riesige Spiegelhinterwand (endlich konnte man den Dirigent von Vorne sehen),
    - Lichteffekte (unzählige unterschiedliche Lampen mit Spiegelungen im Boden und Hintergrund
    - die Ballettszenen (mit aufgespannten Regenschirmen und mit Stühlen), hatte ich ähnlich zwar auch schon gesehen, waren trotzdem recht schön anzusehen.


    Auch nicht schlecht gemacht war die Verwandlung von Thomas Walker in Platée auf offener Bühne. Warum er dabei noch beweisen musste, dass er ein Mann ist, indem er seine Genitale aufreizend und gut sichtbar in die Unterhose (Damenunterleibsprothese) sortierte, hab ich nicht ganz verstanden.


    Das war’s dann allerdings mit Interessanten und schönen Szenen.
    Ein Bühnenbild war nicht vorhanden. Von dem restlichen Spiel habe ich nur die allgegenwärtigen Sexszenen in Erinnerung. Man leckte sich, küsste sich, griff sich gegenseitig in den Schritt oder sonst irgendwo hin. Jupiters überdimensionale Penisattrappe musste ja auch noch geküsst werden. Na ja die alten Götter sollen es ja schlimm getrieben haben.


    Ein Highlight gab es noch: Da Platée als Frau, wie auch als Mann eher attraktiv war, wollte Bieito ihre Hässlichkeit wohl indirekt darstellen. Das gelang ihm durch eine Frau (mit Blätterschurz), die etwas (sehr sehr vorsichtig ausgedrückt) unförmig war. Aus jedem Oberschenkel hätte man drei Models machen können. Der Durchmesser war nicht wesentlich geringer als die Körperlänge. Allerdings schien sie für viele Ensemble Mitglieder sehr attraktiv zu sein. Sie wurde befummelt, geküsst und abgeleckt. Letzteres war bei den Brustwarzen nur liegend möglich. Sie selbst durfte natürlich auch fummeln.



    Mein Fazit: Abgesehen von einigen schönen Szenen war das Ganze langweilig, banal und unästhetisch. Das sah die überwiegende Masse des Publikums anders, sie war begeistert. Es waren auch sehr viele junge Zuschauer dabei. Zum Glück habe ich keine Kinder entdeckt. Vielleicht sollte man beim Regietheater (wie beim Film) eine FSK-Angabe machen. Hier wäre ab 18 sinnvoll.



    Halt, eines habe ich beinahe vergessen. Auch wenn Bieito das vielleicht als störend empfindet: Zu einer Oper gehören auch Musik und Gesang.


    Sänger, Chor und Orchester waren wirklich gut. Neben Platée Thomas Walker hat mir Amour/ La Folie: Judith Gauthier besonders gut gefallen. Dies gilt für Gesang und Darstellung, wobei La Folie als Rocklady auch noch zu den guten Szenen gehörte. Im Februar 2014 singt Simone Kermes ja die La Folie am Theater an der Wien. Das könnte mich interessieren, wenn es eine bessere Inszenierung ist.


    Zitat von Joachim Lange, Mitteldeutsche Zeitung

    Bei der einzigen hausfremden Inszenierung der ersten Spielzeit unter Jossi Wieler überraschte allenfalls Bieito mit seiner witzig frivolen Eleganz. Ihre musikalische und szenische Qualität fügt sich bruchlos ein und trägt dazu bei, dass Stuttgart wieder zum interessantesten Opernhaus Deutschlands geworden ist.


    Attila 16.07.2013 Theater an der Wien


    Dramma lirico in einem Prolog und drei Akten (1846)
    Musik von Giuseppe Verdi
    Libretto von Temistocle Solera und Francesco Maria Piave nach "Attila, König der Hunnen" von Friedrich Ludwig Zacharias Werner


    Besetzung


    Musikalische Leitung Riccardo Frizza
    Inszenierung Peter Konwitschny
    Ausstattung Johannes Leiacker
    Licht Manfred Voss
    Dramaturgie Bettina Bartz
    Attila Dimitry Belosselsky
    Ezio George Petean
    Odabella Lucrecia Garcia
    Foresto Nikolai Schukoff
    Leone Stefan Cerny


    Orchester ORF Radio-Symphonieorchester Wien
    Chor Arnold Schoenberg Chor Ltg. Erwin Ortner)


    Peter Konwitschny wollte den Zuschauern wohl folgende Erkenntnis vermitteln: Aus Krieg spielenden Kindern werden Erwachsene, die (Wirtschafts-)Krieg machen und danach zänkische Alte, die dann sterben. Diese bahnbrechende Erkenntnis konnte er gut vermitteln.


    Attilas siegreiche Truppen waren Roller fahrende Kinder mit Kochlöffeln, Klobürsten und anderen Küchenutensilien bewaffnet. Klodeckel sind anscheinend hervorragende Schilder by CouponDropDown">. Dieser Kindergeburtstag spielte sich wie der Rest auf leerer Bühne mit einer halbrunden Wand im Hintergrund, die Durchbrüche/ -schüsse hatte, ab.


    Danach gab es für Ezio (wie alle Anderen in Anzug und Krawatte) einen Business-Schreibtisch und abschließend für alle (in Bademänteln) Rollatoren und Rollstühle. Odabella versuchte noch mit dem Messer Attila zu erstechen, konnte ihn aber nicht erreichen. Machte nichts, denn am Ende waren alle tot.


    Erwähnenswert ist noch, dass die Hunnen ein Loblied auf ihre Frauen sangen, während sie mit diesen (?) russisch Roulette spielten und sich über jede tote Frau köstlich amüsierten.


    Positiv waren für mich Chor und Orchester und mit Abstrichen die Gesangsleistungen.


    Dmitry Belosselsky (Attila), George Petean (Ezio) und Lucrecia Garcia(Odabella) hatten am Anfang wohl nicht bemerkt, dass sie nicht in der Arena di Verona, sondern im etwas kleineren Theater an der Wien waren. Durch den extrem lauten Gesang litt die Qualität. Als Odabella den Attila beim ersten Zusammentreffen ansang (anschrie), fiel dieser rücklings um. Sie hat schon eine gewaltige und klare Stimme. Allerdings habe ich sie ruhiger und schöner in Erinnerung (I due Foscari mit Leo Nucci in Palermo –grandios!).


    Dmitry Belosselsky kannte ich bisher noch nicht. Er hat einen sehr schönen Bass, der später auch sehr gut zur Geltung kam. Ähnliches gilt für George Petean, der so sang, wie ich ihn kannte. Während beide für ihre Arien zu Recht mit begeistertem Applaus belohnt wurden, gab es für Nikolai Schukoff (Foresto) am Anfang berechtigterweise keinen Applaus und sogar ein deutliches Buh! Allerdings konnte er in seiner letzten Arie sowohl die anderen Zuschauer als auch mich überzeugen.


    Am Ende verließen einige Zuschauer sehr schnell das Theater, während die Masse begeistert applaudierte. Ich fand die Inszenierung banal und langweilig.

    Hallo Theophilus.


    Natürlich kann eine 17jährige z.B. wohl keine Butterfly singen. Allerdings habe ich die beiden genannten Beispiele selbst erlebt. Natürlich kann ich mich beim Alter verschätzt haben.

    Zitat

    Da muss Ist und Soll schon recht deutlich auseinander klaffen, damit ich daran Anstoss nehme.

    Das geht mir ebenso und nicht nur beim Alter der Sänger.


    Liebe Grüße
    Serse

    Da ich an anderer Stelle auf diese Aufführung hingewiesen habe, möchte ich auch darüber berichten.


    Esclarmonde Dessau 29.06.2013


    Oper von Jules Massenet


    Musikalische Leitung Daniel Carlberg
    Inszenierung Roman Hovenbitzer
    Bühne und Kostüme Tilo Steffens
    Chor Helmut Sonne
    Dramaturgie Felix Losert


    Esclarmonde, Kaiserin des Orients Angelina Ruzzafante
    Parséis, ihre Schwester Rita Kapfhammer
    Ritter Roland, Graf von Blois Sung Kyu Park
    Kaiser Phorcas,
    Vater von Esclarmonde
    Ulf Paulsen
    Bischof von Blois Nico Wouterse
    Ènéas, byzantinischer Ritter,
    Verlobter von Parséis
    David Ameln
    Cléomer, König von Frankreich Kyung-Il Ko
    Ein Gesandter der Sarazenen Pawel Tomczak


    Das Theater in Dessau hat eine hervorragende Akustik. Daran alleine lag es aber nicht, dass der Gesang jederzeit optimal zu genießen war. Daniel Carlberg leitete die Anhaltische Philharmonie so, dass die Sänger unterstützt und nicht übertönt wurden. (Im Gegensatz zu Thielemann, der im Rosenkavalier von Dresden die Sänger teilweise gnadenlos unterdrückt hat.)


    Die Oper hat Massenet zur Weltausstellung 1889 in Paris komponiert und
    dabei erstmalig elektrisches Licht integriert und Diaprojektionen
    eingesetzt.
    Bei der eindrucksvollen Musik ist es verwunderlich, dass diese Oper noch nie vorher im deutschsprachigen Raum aufgeführt wurde. Das Bühnenbild war einfach, aber zweckdienlich und passend (Kuppelraum, Gerüst als Stadtmauer, Ruderboot). Die Kostüme irgendwo zwischen dem Mittelalter und Massenets Zeit, die Ritterrüstung war durch einen Schutzkorb (vom Degenfechten) und Lederschutz am Arm nur angedeutet. Der Einsatz von Projektionen und einem Scheinwerfer mitten auf der Bühne, sind unter Berücksichtigung der Umstände der Uraufführung passend, auch wenn das ja nicht in das Mittelalter gehört.


    Von den Sängern hat mir Rita Kapfhammer als Parseis am besten gefallen. Ulf Paulsen als Kaiser Phorcas, Sung-Kyu Park als Ritter Roland und Angelina Ruzzafante als Esclarmonde haben mich stimmlich überzeugt. Allerdings sind die Rollen von Esclarmonde und Roland optisch und darstellerisch nicht besonders überzeugend. Eine strahlende Schönheit und ein heldenhafter Ritter wirken anders. Insbesondere Sung-Kyu Park wirkte doch sehr unbeholfen. Als er sich mit
    Esclarmonde zur Liebesnacht in das mit Kissen ausgelegte Boot legte, gab es doch einige Lacher und beim Verlassen der Liebesinsel wäre er beinahe wieder
    aus dem Boot gefallen. Er konnte sich am Mast festhalten, der allerdings dann ganz schief war (erneute Lacher).
    Am Ende hat er ja seine Esclarmonde bekommen, musste aber zu ihr die Treppe empor gehen. Das tat er mit verzerrtem Gesicht und brach auf halber Höhe zusammen. Ob das eine (unpassende) Regieidee war, oder er es einfach nicht weiter schaffte, kann ich nicht beurteilen.


    Mein Fazit: Eine Inszenierung mit Schwächen, aber nicht schlecht. Sehr schöne Musik und guter Gesang. Es ist zu hoffen, dass sich auch andere Theater an diese Oper wagen. Dessau ist deswegen schon eine Reise wert.

    Auch hier bin ich neugierig, welche Stellen waren denn das? Nicht, daß ich vielleicht etwas nicht mitbekommen habe.

    Hallo chrissy.


    Genauer angesehen habe ich mir die Stellen mit Gildas Gualtier Malde und das Quartett. Natürlich war es nicht das Haus in Mantua und auch nicht die Spelunke am Fluss. Aber es war ansonsten Rigoletto mit den Gefühlen die dort hingehören.
    Wahrscheinlich auch nicht schlecht (soweit ich sie gesehen habe) war die Szene mit Gilda/ Rigoletto (vendetta). Auf jeden Fall hörte es sich gut an.


    Ich möchte mal Mailand und Bremen auf eine Stufe stellen, deshalb noch etwas zu einer Bemerkung von La Roche: José Maria Lo Monaco (Madalena) ist eine attraktive junge Frau, die aber auch sehr gut singen kann. Ich habe sie sowohl in Mailand als auch in Bremen live auf der Bühne erleben dürfen.


    Liebe Grüße


    Serse

    Hallo Strano Sognator.


    Erst mal vielen Dank für deine Informationen. Tut mir leid, dass ich so spät antworte, aber ich z. Zt. kaum zu Hause.
    Ich glaube, dass ich mir doch den Film besorgen werde sobald ich wieder weniger unterwegs bin. Opernfilme gefallen mir häufig, während mir Livemitschnitte komischer Weise fast nie gefallen.


    Am Liebsten wäre es mir gewesen, wenn es eine aktuelle Inszenierung gibt, die man noch irgendwo in Europa sehen kann. Ich bin nun mal ein Freund von Livemusik.


    Liebe Grüße
    Serse

    Und noch was: Sobald eine Zeitverlegung stattfindet, hält sich eine Inszenierung NICHT ans Libretto.


    Vielleicht verstehe ich ja wieder etwas falsch: Das Libretto ist für mich der Text, der gesungen wird. Wenn das dann gespielt wird, hält sich die Inszenierung an das Libretto. Im Libretto von Simon Boccanegra gibt es keinen Hinweis auf die Kleidung. Natürlich gibt es heute keine Dogen mehr, aber Opern sind ja meistens erfundene Geschichten, selbst wenn sie auf Grundlage einer wahren Geschichte geschrieben wurden.


    Wenn aber die Authentizität der Kostüme eine Rolle spielt, ab wann gilt es dann als Abweichung? In einem Bericht über eine von Donizettis Tudor-Opern hat der Kritiker darauf hingewiesen, dass die Mode der Kostüme erst etwa 100 bis 200 Jahre später aktuell wurde. Ist das schon eine unzulässige Verlegung in eine andere Zeit?
    Aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit liebe ich Definitionen, Gesetze, Grenz- oder Richtwerte. Gibt es so etwas für die Beurteilung von Opern ohne, dass man Geschichte, Literatur oder Modegeschichte studiert haben muss?


    Noch schwieriger ist für mich die Bewertung einer Oper, die ich vor Kurzem, gesehen habe: Diese spielte im Mittelalter, die Kostüme stammten etwa aus dem Zeitraum Mittelalter bis Ende 19. Jahrhundert, es wurden Dia-/ Videoprojektionen eingesetzt und als Krönung wurde ein elektrischer Scheinwerfer mitten auf die Bühne gestellt, der eine Folterwand anstrahlte. Da habe ich erst einmal gedacht, was soll der Quatsch! Allerdings habe ich hinterher gelesen, dass die Schuld nicht beim Regisseur dieser Inszenierung zu suchen ist, sondern beim Regisseur der Uraufführung. Das war ein Herr Massenet, der diese Oper (Esclarmonde) auch komponiert hat. Wie ist dieser Widerspruch zur Handlung zu bewerten? Was ist jetzt schlimmes Regietheater: Wenn ein Scheinwerfer (im Mittelalter) auf der Bühne eingesetzt wird, oder wenn das nicht gezeigt wird?


    Eine absolut eindeutige Abweichung vom Libretto, mit der ich oft Probleme habe, ist das Alter der Sänger, aber das wird allgemein akzeptiert. Wenn der alte Germont in der Traviata trotz Maske 20 Jahre jünger aussieht als Alfredo oder ein junges süßes Mädel eine auf 20 getrimmte 60jährige ist, während ihre Mutter höchstens Anfang 30 ist; dann ziehe ich moderne Kleidung vor, wenn sonst alles andere passt.


    Liebe Grüße
    Serse

    Vorabbemerkt, ich habe nebenbei in die Oper rein gehört. Leider habe ich die Puppen nicht gesehen. Vielleicht hat es mir deshalb nicht besonders gefallen! Allerdings habe ich auch schon schlechtere Rigoletto-Inszenierungen gesehen (z.B. den neuen in München).

    Zitat von La Roche

    Ist eigentlich schon aufgefallen, daß seit Langem kein Anhänger der Verunstaltung mehr zu Wort gekommen ist? Schnauze voll von uns oder von den Regisseuren?

    Da ich mich nicht zur 0% Toleranz-Fraktion zähle, fühle ich mich angesprochen. Ich habe nicht die Schnauze, sondern meinen Terminkalender übervoll. Bin ja kaum zu Hause. Der Koffer ist schon wieder für morgen früh gepackt. Da ich noch andere Interessen und Verpflichtungen habe, fehlt mir einfach die Zeit.
    Da es ja keine Oper ohne Regisseur gibt, kann ich nicht generell die Schnauze voll von allen Regisseuren haben. Von einigen habe ich sie allerdings schon voll.
    Ist euch übrigens schon mal aufgefallen, wie wenig Inszenierungen es gibt, die von den Taminos einhellige oder überwiegende Zustimmung bekommen? Wenn ich nur solche Opern sehen wollte, dann wüsste ich gar nicht was ich am Abend machen soll. Über 80% meiner Opernbesuche würden dann entfallen.
    Außerdem, wenn es gleiche Meinungen gibt, dann macht es ja keinen Spaß. Dann gibt es einen Bericht "ich habe eine ganz tolle Oper gesehen" und Kommentare wie "Schön für dich"! Eigentlich fehlt jemand, der alle Inszenierungen der Komischen Oper in Berlin gesehen hat und darüber positiv berichtet!



    Zitat von Gerhard Wischniewski

    Übrigens nennt sich das ja Festspiele und deren Gäste sind zu einem großen Teil Laufsteggäste, die ohnehin den wahren Rigoletto wohl kaum kennen (Nach dem Motto: "Was hast du denn gesehen?" "Ach das weiß ich
    nicht so genau, aber es war eine schöne Show"). Hinzu kommt der Höflichkeitsapplaus als Dank für die Freikarten (Nach dem Motto: "Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul")

    Ich bin auch öfter Festspielgast und habe auch schon mal eine Freikarte bekommen. Ich glaube, dass die Mehrzahl der Festspielgäste (wobei ich das für Aix allerdings nicht beurteilen kann) schon Leute sind, die öfter in die Oper gehen und sich auch etwas auskennen. Ich jedenfalls habe Rigoletto schon etwa 10mal gesehen und auch das Libretto intensiv durchgearbeitet. Abgesehen von der Optik und vielleicht der Puppe, fand ich die Stellen, die ich mir genauer angesehen habe nicht so grottenschlecht.
    Ich vergleiche gern mit dem Heute und schaue auf die Zukunft, denn je weiter man sich von der Vergangenheit entfernt, um so schöner erscheint sie einem und das kann die Gegenwart vermiesen!


    Liebe Grüße
    Serse

    Hallo Chrissy.


    Obwohl ich doch früher gefahren bin, habe ich durch hochwasserbedingte Umleitungen und einer Streckensperrung (Unfall) mehr als 9 Stunden nach Görlitz gebraucht. Es hat sich aber gelohnt. Der Tipp mit dem Weinhaus (Lucie Schulte, interessante Küche, es hat geschmeckt) war gut – vielen Dank. Für einen Görlitz Rundgang hatte ich fast zwei Stunden, genug um zu erkennen, dass Görlitz eine schöne Stadt ist, die ich gerne noch einmal besuchen möchte.


    Ihr habt ein schönes kleines Theater mit –für mich- ungewöhnlich vielen geeigneten Sitzplätzen.


    Die Kritik über den Figaro sehe ich im Wesentlichen ebenso wie der Kritiker. Bei Musik und Gesang muss man allerdings bedenken, dass das Theater Görlitz eben nicht in der Championsleague oder Bundesliga spielt. Allerdings gibt es auch in der zweiten Liga schöne und interessante Spiele.


    Nicht gefallen (obwohl nicht wirklich gestört) hat mir der vendetta-Gedanke, der in erster Linie nur durch die wiederkehrende Projektion des Wortes nachvollziehbar war. Der Graf, Figaro und Bartolo (der hat ja aus der Vorgeschichte –dem Barbier- zumindest einen Grund zur Rache) singen zwar öfter von Rache, aber es macht keinen Sinn sich darauf zu fokussieren. Auch fand ich nicht, dass das Hauptaugenmerk wesentlich mehr als bei anderen Inszenierungen auf dem Grafen lag.


    Auch die Dienerschaft (der Chor, anstelle vom Volk bzw. jungen Mädchen) hatte keinen ersichtlichen Grund sich für irgendetwas zu rächen oder aggressiv zu sein. Warum sie im 1. Akt dem Grafen mit Rosen (wie mit Schwertern) gedroht und ihm die abgebrochen Stiele zu Füssen warfen ist ebenso unverständlich, wie der Schluss mit den Knüppeln und der Henkersschlinge. Aber vielleicht geht man in Görlitz ja mit Knüppeln zur Hochzeitsfeier.


    Trotz der genannten Vorbehalte war es ein gutes Zweitligaspiel, das mir unter dem Strich besser gefallen hat als das CL-Spiel (Rosenkavalier) in Dresden, wegen dem ich eigentlich nach Sachsen gefahren bin.


    Vielleicht hast du ja noch die Gelegenheit dir die Oper anzusehen. Ein vergeudeter Abend dürfte es eigentlich nicht sein, obwohl es im Endeffekt ja doch Regietheater war.


    Liebe Grüße


    Serse

    In diesem Fall werde ich wohl mit Strano einer Meinung sein: Es ist unpassendes Regietheater.


    Musikalische Leitung Bertrand de Billy
    Inszenierung und Bühne Dmitri Tcherniakov
    Kostüme Elena Zaytseva
    Chöre Sören Eckhoff


    Simon Boccanegra Zeljko Lucic
    Amelia Grimaldi Kristīne Opolais
    Jacopo Fiesco Vitalij Kowaljow
    Gabriele Adorno Stefano Secco
    Paolo Albiani Levente Molnár
    Pietro Goran Jurić


    Ich habe die Oper vor kurzem in Aachen gesehen. Die Aachener Inszenierung (auch Regietheater), mit den Solisten und dem Orchester von München, wäre aus meiner Sicht wesentlich besser gewesen.


    Zum Bühnenbild: Das war beim Prolog sehr schön anzusehen, auch wenn es nicht zur Handlung passte: Im Hintergrund eine Kneipe wie in Hoppers Nighthawks, nur mit mehr Personen. Davor ein echter Oldtimer (Borgward??) mit dem Boccanegra zurück nach Genua gekommen ist.


    Danach wurde es eher trist, obwohl der Übergang ganz interessant war. Auf eine weiße Wand wurde das Bühnenbild des Prologs projiziert, das immer kleiner und auf ein Bild reduziert wurde, dass an der Wand hing. Da diese Wand nahe am Orchestergraben war kam die Arie (Boccanegra und Amelia) gut zur Wirkung.
    Ab dem 2. Akt gab es nur noch ein Bühnenbild und zwar einen Konferenzraum mit vielen Stühlen.


    Die Kostüme im Prolog entsprachen der Zeit Mitte des letzten Jahrhunderts. Danach waren wir in der Neuzeit.


    Abgesehen von Bühnenbild und Kostümen hat sich die Regie doch am Libretto gehalten. Von Kleinigkeiten abgesehen war es Simon Boccanegra ohne Fragezeichen. Die Schwäche, dass die Szenen (Wechsel und Rückblicke) optisch nicht nachvollziehbar waren, hat man dadurch ausgeglichen, dass man jeweils eine ausführliche Erklärung auf den Vorhang projizierte.
    Besonder negativ fand ich die Szene, als Boccanera die Leiche seiner geliebten Maria aus dem Haus von Fiesco holte und sich dann mit Fiescos Dienern um die Leiche prügelte und diese hin und her zerrte.
    Unverständlich war dann noch eine andere Szene: Paolo hat auf dem Weg zur Hinrichtung ja erzählt, dass Boccanegra ihn zwar hinrichten lässt, aber er diesen schon vorher gerichtet (durch langsam wirkendes Gift) hat. Dabei haben die Big Mac-essenden Wächter einen Lachanfall bekommen! Warum?


    Das ganze wäre ziemlich banal gewesen, wenn Musik und Gesang nicht von besonderer Qualität waren.
    Angefangen vom Orchester unter Bertrand de Billy, der die gewaltigen Gefühle der Oper sehr gut heraus arbeitete, über einen hervorragenden Chor bis hin zu exzellenten Solisten. Das war hervorragend.
    Zeljko Lucic konnte alle Facetten der Gefühle des Boccanegra eindrucksvoll herüber bringen. Vitalij Kowaljow sang und spielte den Fiesco in derselben Qualität. Insbesondere in der Szene, in der er sich selbst verfluchen musste, war Levente Molnár als Paolo beeindruckend.
    Die Rolle der Amelia/ Maria war mir ein bisschen zu burschikos angelegt. Unabhängig davon glänzte Kristīne Opolais durch ihren schönen ausdrucksstarken Sopran.
    Einzig mit Stefano Secco als Gabriele hatte ich lange meine Probleme. Das liegt aber wohl daran, dass er eher als Witzfigur wirkte. Sein Kostüm war eine schwarzweiße
    Motorradkluft, die etwas wie ein Skelett aussah, was nun gar nicht zu seiner eher gedrungenen Figur passte. Er wirkte nie wie ein heldenhafter Rächer oder ein Mann in den sich Amelia verlieben könnte. Er lief oft planlos durch die Gegend, spielte den starken Mann gegenüber einem Wächter der wesentlich größer als er war und wurde von Amelia geschoben, geschubst und gezogen, als ob er keinen eigenen Willen hätte. Allerdings als er im 2. Akt seine große Arie sang, da hat er mir gefallen.
    Der für die Rolle ursprünglich vorgesehene Ramon Vargas wäre mir doch lieber gewesen.

    Zitat von Strano Sognator

    ist nichts weiter als geistloses, langweiliges RT mit darauf zugeschnittener Fassung. Der Giulietta-Akt war eine Katastrophe - bar jeglicher Sinnlichkeit, abgrundtief hässlich und billig

    Lieber Strano Sognator.


    Gut – wenn das geistlose, langweiliges Regietheater war, dann habe ich bisher noch nie eine schöne Aufführung gesehen und werde wohl auch nie eine sehen.


    Mit meiner Meinung bin ich wohl im Konsens mit einer Mehrheit der Zuschauer gewesen und auch die Kritiken, die ich heute gelesen habe, gehen in diese Richtung.


    Andererseits kann es evtl. auch sein, dass die Inszenierung seit der Premiere noch etwas verändert wurde. Dafür spricht, dass Bilder mit der Premierenbesetzung nicht mit meiner Aufführung voll übereinstimmen. Außerdem spricht dafür, dass eine Dame sagte, dass sie diese Inszenierung das dritte Mal gesehen hat, diese Aufführung wäre die beste gewesen.
    Vielleicht war die Premiere auch auf Rolando Villazon zugeschnitten.


    In einem muss ich dir Recht geben: Der Giulietta-Akt war wirklich der schwächste. Aber man kann nicht immer 100% erwarten.


    Welche Hoffmann-Inszenierungen waren denn aus deiner Sicht gut? Vielleicht habe ich eine davon ja im Archiv und kann vergleichen. Von der TV-Sendung habe ich auch einen Mitschnitt gefunden. Vielleicht sehe ich mir den mal an.


    Serse

    Besetzung


    Musikalische Leitung Emmanuel Villaume
    Inszenierung Richard Jones
    Bühne Giles Cadle
    Kostüme Buki Shiff
    Choreographie Lucy Burge
    Licht Mimi Jordan Sherin
    Dramaturgie Rainer Karlitschek
    Chor Sören Eckhoff


    Olympia Kathleen Kim
    Antonia Ana María Martínez
    Giulietta Dinara Alieva
    Cochenille / Pitichinaccio / Frantz Kevin Conners
    Lindorf / Coppélius / Dapertutto / Miracle John Relyea
    Nicklausse/Muse Tara Erraught
    Stimme aus dem Grab Heike Grötzinger
    Hoffmann Giuseppe Filianoti
    Spalanzani Ulrich Reß
    Nathanael Dean Power
    Hermann Tim Kuypers
    Schlémil Christian Rieger
    Wilhelm Joshua Stewart
    Crespel / Luther Christoph Stephinger


    Orchester Bayerisches Staatsorchester
    Chor der Bayerischen Staatsoper


    Es war eine sehr schöne und klassische Inszenierung mit guter Personenführung. Regieideen beschränkten sich auf amüsante oder interessante optische Effekte, auch wenn sie mir nicht alle ganz neu waren:


    Als z. B. Doktor Mirakel Antonia zum singen überreden wollte, erschien sein Kopf in einem überdimensionalen Notenheft welches Antonia auf dem Klavier aufschlug. Die Stimme der Mutter schallte aus einem Grammophon-Trichter. Vor den einzelnen Akten (2 bis 4) bildeten sich die jeweiligen Frauennamen aus Rauchkringeln, die aus einer übergroßen Pfeife aufstiegen (Projektion auf dem Vorhang). Im 5. Akt verschwand der Rauch aller drei Namen wieder in der Pfeife.


    Am Besten gelungen war allerdings die Olympia-Szene. Der Wechsel von Puppe zu Menschenoberkörper mit Puppenbeinen erfolgte so, dass einige Zuschauer es nicht begriffen haben, wie das gemacht wurde. Allgemeine Heiterkeit gab es als der Oberkörper sich drehte wobei die Puppenbeine in unveränderter Stellung verblieben.


    Das ganze spielte am Anfang des letzten Jahrhunderts in einem Einheitsbühnenraum mit wechselnder Ausstattung (schöne Details). Die Kostüme vervollständigten das gute optische Gesamtbild.
    Das die hier aufgeführte Langfassung immer interessant blieb, lag neben der Inszenierung auch an der Leistung des Staatsorchesters unter der Leitung von Emmanuel Villaume, dem eindrucksvollen Chor und natürlich an der Darstellungs- und Sangeskunst der Solisten.


    Zumeist werden ja die 3 (4) Frauen von einer Sängerin dargestellt. Das führt häufig dazu, dass die einzelnen Rollen nicht mit dem gleichen Niveau gesungen werden. Deshalb macht es Sinn für die Gesangsrollen drei verschiedene Sopranistinnen einzusetzen. Allerdings sollte dann aber jede Rolle gut besetzt werden. Dies war hier leider nicht der Fall. Die Rolle der Giulietta (Dinara Alieva) war doch zu schwach besetzt. Auch wenn ich Genia Kühmeier als Antonia (ursprünglich vorgesehen) lieber gehört hätte, war Ana María Martínez ein guter Ersatz. Kathleen Kim bewältigte die Höhenflüge ihrer Rolle großer Reinheit und klarer Stimme.


    Die anderen Hauptrollen waren alle hervorragend besetzt. Davon, das Tara Erraught einen leichten grippalen Effekt haben sollte, habe ich nicht wirklich etwas bemerkt. Nur ihre Körpersprache und Gestik fand ich teilweise etwas zu übertrieben.
    Giuseppe Filianoti war ein exzellenter Hoffmann mit einer angenehmen Tenorstimme, der in allen Facetten seiner Rolle darstellerisch und gesanglich überzeugte. Für mich absolut gleichwertig war John Relyea, der seine vier Rollen mit einem bösen, schwarzen Bass bestens verkörperte. Abgerundet wurde das Ganze durch einen ebenfalls sehr guten Kevin Conners.


    Fazit: Ein gelungener Opernabend. So sollte Oper sein!

    Hallo Chrissy.


    Vielen Dank für die ausführlichen Hinweise. Mit der Beschreibung werde ich die Lokale wohl finden. Draussen in einer lauen Sommernacht sitzen, daraus wird wohl nichts.
    Im Moment gibt es auf einigen Bahnstrecken noch Ausfälle, deshalb kann ich noch nichts darüber sagen, wann ich ankomme. Wahrscheinlich muss ich über Berlin fahren. Da ich am Donnerstag Abend noch eine Verabredung habe, will ich auch nicht früher fahren. Wenn ich Glück habe, werde ich zwischen 15 und 16 Uhr im Hotel sein. Dann habe ich noch 3,5 Stunden für einen kurzen Stadtbummel und Abendessen (wahrscheinlich in einem der beiden Lokale). Das reicht für eine kurze Übersicht.
    Eine persönliche Stadtführung hätte mich schon gefreut.


    Liebe Grüße


    Serse

    Eigentlich wollte ich den Bericht schon vor meiner letzten Reise einfügen, hatt aber technische Schwierigkeiten, deshalb jetzt:


    VOLKSOPER 9. Mai 2013
    DER WILDSCHÜTZ oder Die Stimme der Natur
    Albert Lortzing


    Besetzung



    Regie Dietrich W. Hilsdorf
    Co-Regie Ralf Budde
    Bühnenbild Dieter Richter
    Kostüme Renate Schmitzer
    Dirigent Alfred Eschwé


    Graf von Eberbach Julian Orlishausen
    Die Gräfin, seine Gemahlin Alexandra Kloose
    Baron Kronthal, Witwer, Bruder der Gräfin Mirko Roschkowski
    Baronin Freimann, eine junge Witwe, Schwester des Grafen Anja-Nina Bahrmann
    Nanette, ihr Kammermädchen Christina Sidak
    Baculus, Schulmeister Andreas Daum
    Gretchen, seine Frau Anita Götz
    Pankratius, Haushofmeister auf dem Schlosse des Grafen Franz Suhrada
    Alice, eine Favoritin des Grafen Claudia Goebl
    Berta, eine weitere Favoritin des Grafen Sera Gösch
    Cäcilie, eine dritte Favoritin des Grafen Manuela Leonhartsberger
    Ein Hochzeitsgast David Busch


    Es war ein amüsanter Abend mit einer klassischen Inszenierung, guter Musik und schönem Gesang.


    Die Szenen spielten in dem Klassenzimmer des Schulmeisters und in Räumen des Schlosses (natürlich mit Billiardtisch). Bühnenbild und Kostüme waren ziemlich authentisch und schön anzusehen.
    Im Klassenzimmer wurde die Hochzeit des Schulmeisters mit seiner jungen Braut gefeiert. Während der Feierlichkeiten erfuhr der Schulmeister, dass er wegen Wilderei vom Grafen seines Amtes enthoben wurde. In die Feier platzte eine Jagdgesellschaft des Grafen mit zwei echten Hunden, die einen Hasen (Mann im Hasenkostüm) jagten. Bei einem 2. Auftritt der Hunde hatte einer von Beiden die Statistenrolle satt. Statt von rechts nach links die Bühne zu überqueren blieb er kurz in der Mitte stehen. Es hatte den Anschein, dass er sich verbeugen wollte. Zumindest hatte er die Lacher auf seiner Seite.


    Der Baron (ist in der Jagdgesellschaft des Grafen) soll die Baronin heiraten. Beide wollen aber den Anderen erst inkognito kennen lernen. Deshalb hat sich der Baron als Stallmeister ausgegeben, während sich die Baronin als Studenten ausgibt. Die Verkleidung ist bzw. soll so sein, dass die beiden Geschwisterpaare sich nicht erkennen.


    Nun geht die Baronin/der Student als angebliches Gretchen zum Grafen um für den Schulmeister ein gutes Wort einzulegen. Der Graf, der amourösen Abenteuern nicht abgeneigt ist, zeigt sowohl an dem richtigen, als auch an dem falschen Gretchen (seiner Schwester) Interesse. Gleichzeitig entwickelt die Gräfin Gefühle für den Stallmeister (ihrem Bruder).
    Dieser hat sich aber in das falsche Gretchen verliebt und bietet dem Schulmeister 5000 Taler für einen Verzicht (einer Scheidung). Der träumt davon ein Kapitalist zu sein und will seine Frau, die ja nicht gemeint ist, zu einer Trennung überreden.
    Bei der Entwirrung der Situation erkennen Graf und Gräfin die ehebrecherischen Gedanken ihrer Partner. Beide können sich aber damit heraus reden, dass das nur „Die Stimme der Natur“ war, die die Gefühle erzeugt haben.


    Auch für den Schulmeister und seinem Gretchen gibt es ein versöhnliches Ende. Er behält seinen Posten, da er anstelle des Rehbocks des Grafen seinen eigenen Esel erschossen hat.


    Die darstellerische Leistung war ebenso wie die Gesangsqualität durchweg hervorragend. Stimmlich am besten haben mir der Baron, die Baronin sowie der Schulmeister gefallen. Das Orchester unter Alfred Eschwè konnte den sehr guten Gesamteindruck abrunden.


    Es wurde zwar auf Deutsch gesungen, aber nicht immer sehr deutlich. Deshalb hätte ich mich zeitweise über Übertitel gefreut.


    Serse

    Hallo Chrissy.


    Vielen dank für die Kritik. Das hilft mir etwas zur Vorbereitung, da ich die Aufführung am 14.06. sehen werde.
    Selbst wenn alles klappt (keine Zugumleitungen wegen Hochwasser) habe ich leider nur wenig Zeit mir Görlitz anzusehen. Allerdings habe ich schon früher mal danach gefragt, wo man nach der Oper in gemütlicher Atmosphäre noch einen Wein trinken kann. Vielleicht kannst du mir auf diesem Wege einen Tipp geben.


    Liebe Grüße
    Serse

    Hallo.


    Es ist leider so, dass die Karten in der Preisgruppe 1 (oder a) in den großen Häusern und bei bester Besetzung im Bereich von 200 EURO liegen.
    Da ich auf eine bestimmte Art von Sitzen angewiesen bin, von denen es in allen Häusern nur wenige gibt und die fast immer Kategorie 1 oder 2 sind, muss ich solche Preise zahlen.
    Ich bin gerade aus München (Hoffmanns Erzählungen und Simon Boccanegra) zurück gekommen. In der Staatsoper gibt es für mich nur 2 sehr gute und weitere 2 gute Plätze. Einige andere sind akzeptabel. Alle sind in der Kategorie 2, d.h. in diesem Fall 143,50 €.


    In Wien, Mailand oder Baden-Baden hab ich eine größere Auswahl, allerdings ist das dann meist Kategorie 1 und mehr als 200€.


    Zum Ausgleich fahre ich dann gerne in die Provinz, da bekomme ich die selbe Sitzqualitaet manchmal schon für 20€


    Liebe Grüße


    Serse

    Abgesehen davon, dass ich sowieso kein Fan von der Netrebko und ihrem Herrn Schrott bin, glaube ich nicht, dass es billiger wird. Zumindest nicht in London. Für La rondine (Angela Gheorghiu, Sabina Puertolas, Charles Castronovo) habe ich 211 BP bezahlt und die Nebenkosten sind auch noch höher.


    Auch in Wien kostet es über 200 EURO. Dort kommt ja auch noch der Flug und natürlich die immens hohen Kosten durch meinen großen Kaffeekonsum dazu. In jedem kleinen Café ist der Kaffee ja fast so teuer wie auf dem Markusplatz.


    Konzertant in Hamburg wird auch nicht wesentlich billiger werden. Dort kann ich zumindest die Nebenkosten vernachlässigen.



    Das mit dem Bariton stimmt zwar, trotzdem habe ich ihn im Don Giovanni eher als Bariton empfunden.

    Die Kammeroper ist eine Spielstätte vom Theater an der Wien, wo wohl Inszenierungen mit jungen Künstlern aufgeführt werden sollen. Wenn man es dann gefunden hat, erwartet einen ein schönes kleines Theater. Allerdings sollte man nicht zu spät kommen, da es wegen der Enge an der Garderobe etwas länger dauern kann. Die Bar (nur eine Bedienung) ist sehr klein, deshalb war dort kurz vor Ende der Pause noch immer eine kleine Schlange. Wenn ich noch einmal dahin gehe, werde ich in der Pause in die nette benachbarte Bar gehen. Vielleicht kann man dort sogar für die Pause vorbestellen.


    Die Besetzung:


    Musikalische Leitung Rubén Dubrovsky
    Regie Stefania Panighini
    Ausstattung Federica Parolini


    Orlando Rupert Enticknap
    Angelica Cigdem Soyarsian
    Medoro Gaia Petrone
    Dorinda Anna Maria Sarra
    Zoroastro Igor Bakan


    Bach Consort Wien


    Meine Überschrift lässt vielleicht schlimmes ahnen. Aber es war nicht so. Es war ein echter Händel und man spielte Orlando ohne Regiekapriolen oder unverständlichen Veränderungen der Handlung.


    Abgesehen von Zoroastro, der auch in eine klassische Aufführung gepasst hätte, waren allerdings die anderen Figuren alle als bunte Punks verkleidet. Ausgestattet war die Bühne mit offenen Abtrennungen, die Segmentweise kreisförmig verschoben werden konnten und wurden sowie Tischen/Regalen auf denen Blumen bzw. Zoroastros Zauberutensilien standen.
    Gute Gesangsleistungen und die Spielfreude der Darsteller waren die Grundlage für eine Aufführung, die wohl fast allen Besuchern gefallen hat. Durch klassische Kostüme und einem entsprechendem Bühnenbild wäre es auch nicht besser gewesen. Es hatte auch den Anschein, dass es allen Mitwirkenden auch Spaß gemacht hat, zumal sie ja auch durch einen kräftigen und längeren Applaus belohnt wurden.


    Herausragend fand ich die Leistung der (sehr) kleinen Gaia Petrone als Medoro und dem Bach Consort Wien, welches ein sehr gutes Barock-Ensemble ist. Cigdem Soyarsian als Angelica hat auch eine sehr schöne Sopranostimme, konnte mich aber in erster Linie dadurch überzeugen, dass sie sowohl die königliche Person als auch die zärtlich verliebte Frau überzeugend darstellen konnte.


    Bis Anfang August kann ein Livemitschnitt unter folgender Adresse angesehen werden:



    http://www.sonostream.tv/performances/orlando/

    Hallo Erich Ruthner.


    Ich glaube man benötigt zuerst den Wechselkurs Taler - Euro, sonst sind die Überlegungen illusorisch:


    Doch nun heisst es überlegen,


    Was fang' ich mit Gottes Segen,


    Mit dem Kapitale an?


    Soll ich ein Gelehrter bleiben


    Oder 's Merkantilsche treiben?


    Baue ich mir ein Palais


    Oder werde Kneipier?


    Kaufe ich mir Staatspapiere


    Oder schenk' ich bayr'sche Biere?


    Treibe ich Ökonomie, baue ich ein Tivoli?



    Für einen Anlagenberater sind die Überlegungen wohl doch nicht geeignet!


    Liebe Grüße


    Serse