Martha Argerich ist inzwischen eine fixe Größe im Hamburger Musikleben, sie tritt jeden Sommer mit diversen Mitstreitern hier über mehrere Tage auf. Kurzfristig haben meine Frau und ich uns entschlossen, in das letzte Konzert am 28.6. zu gehen. Dass man am Tag vor dem Konzert noch Karten im Parkett Reihe 9 bekommen konnte, spricht eher nicht für das Hamburger Publikum, aber es war dann doch tatsächlich ziemlich voll in der Laeiszhalle, die ich zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder betreten habe (jedenfalls den großen Saal).
Mitwirkende:
Martha Argerich Klavier, Gidon Kremer Violine, Georgijs Osokins Klavier, Giedrė Dirvanauskaitė Violoncello, Akane Sakai Klavier, Aly Keïta Balafon.
Geboten wurde:
Arvo Pärt »Für Alina« u. a. [Georgijs Osokins]
Igor Strawinsky »Le sacre du printemps« (für zwei Klaviere) [Martha Argerich, Akane Sakai]
Sergei Rachmaninow Trio élégiaque Nr. 2 d-Moll op. 9 [Gidon Kremer, Giedrė Dirvanauskaitė, Georgijs Osokins]
Werke und Improvisationen für Balafon solo [Aly Keïta].
Los ging es mit zwei Klavierstücken von Arvo Pärt, dem sehr einfach gestrickten Für Aline und einer Version von Fratres, die der Pianist selbst eingerichtet hat. Beides demnächst auf einer CD bei DGG. Hat mich aber beides nicht vom Hocker gerissen, Pärt eben.
Erster Höhepunkt dann natürlich Martha Argerich und Akane Sakai mit dem Sacre, die berühmte Pranke wurde erwartungsgemäß herausgeholt. Tosender Beifall.
Nach der Pause dann das Trio von Rachmaninoff, das ich schon lange nicht mehr gehört habe, das mich aber wieder sehr angesprochen hat. Allerdings war ich erschrocken, wie alt und gebrechlich Gidon Kremer inzwischen geworden ist, auch sein Geigenton (der ja nie besonders schön war) schon sehr fragil. Aber die Cellistin und der Pianist trugen ihn quasi auf Händen und letztendlich ist das Trio in erster Linie "the pianists show". Und Georgijs Osokins (den ich vor diesem Abend nicht mal dem Namen nach kannte) hat geliefert, von dem wird man sicher noch hören. Wie gesagt, die DGG hat ihn gerade unter Vertrag genommen. Als Zugabe dann eine Liedbearbeitung von Schubert. Wieder sehr viel Applaus.
Normalerweise wäre das Konzert jetzt zu Ende, aber nach einer weiteren Pause gab es dann noch ein gutes halbes Stündchen Weltmusik. Der afrikanische Musiker Aly Keita spielte äußerst virtuos auf einem selbstgebauten Balafon, einem Instrument, das dem Xylophon/Marimbaphon ähnelt mit Kürbisssen als Resonanzkörper. Die rhythmisch sehr bewegte Musik hätte m.E. besser in die Fabrik (eine von Hamburg Konzertstätten für Jazz etc) gepasst, da sie zum Tanzen und Mitschwingen animierte, aber für den afrikanischen Musiker war es wohl eine große Anerkennung hier in den "heiligen Hallen" auftreten zu dürfen. Beschwingt und voll Musik ging man dann nach Hause.