Beiträge von lutgra

    Ob sich die 2. CD mit op. 13 und op. 50 auch in der Sammlung befindet, habe ich bisher nicht herausfinden können. Ich werde sie wohl am Sekundärmarkt ordern.

    Diesen vor 6 Jahren gefassten Vorsatz habe ich jetzt endlich umgesetzt und ja, beide Werke sind außerordentliche Genrebeiträge. Schade, das sie im Konzertleben keinerlei Rolle spielen, das haben sich m.E. nicht verdient. Aber gut, dass es wenigstens diese eine Einspielung gibt.


    Eine gewisse Lobby arbeitet ja sein Jahrzehnten daran den Hörern Pfitzner zu vermiesen.

    Ob es daran liegt, dass diese Quartette so unbekannt sind, kann ich nicht beurteilen, aber es könnte schon etwas dran sein.

    Wie es der Zufall so will, lag heute - ohne dass ich den vorherigen Beitrag gelesen hatte - auch Radeckes F-Dur Symphonie im Player. Ohne Zweifel eines der besseren Werke der vermeintlichen "2. Reihe". Robert Radeckes Symphonie op. 50 entstand zeitgleich wie Brahms Erste. Der Kopfsatz strotzt vor frischen Einfällen, der zweite weist auf Beethovens 7. zurück, der letzte auf Mendelssohn. Der langsame Satz wie häufig das Herzstück des Werkes. Insgesamt ein überaus attraktives Werk. Das Schweizerische Orchester agiert ansprechend.


    Den biographischen Teil des Booklettextes verfasste der Urenkel des Komponisten Christian Radecke, der aber leider inzwischen verstorben ist. Diesem Text kann man entnehmen, dass Radecke für seine Abschlussprüfungen in Leipzig als Geiger Mendelssohns Violinkonzert, als Pianist Schumanns Klavierkonzert und als Dirigent eine eigene Symphonie aufführte. Nicht schlecht. Er leitete später für 25 Jahre das Berliner Opernhaus "Unter den Linden" und kannte und war teilweise befreundet mit so ziemlich jedem, der damals in deutsch-östereichischen Landen unterwegs war. Er begründete wohl auch die Tradition mit, einmal im Jahr Beethovens Neunte zu geben. Angebote als Dirigent nach Hamburg, Barcelona oder New York zu gehen, lehnte er ab.


    Martha Argerich ist inzwischen eine fixe Größe im Hamburger Musikleben, sie tritt jeden Sommer mit diversen Mitstreitern hier über mehrere Tage auf. Kurzfristig haben meine Frau und ich uns entschlossen, in das letzte Konzert am 28.6. zu gehen. Dass man am Tag vor dem Konzert noch Karten im Parkett Reihe 9 bekommen konnte, spricht eher nicht für das Hamburger Publikum, aber es war dann doch tatsächlich ziemlich voll in der Laeiszhalle, die ich zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder betreten habe (jedenfalls den großen Saal).


    Mitwirkende:

    Martha Argerich Klavier, Gidon Kremer Violine, Georgijs Osokins Klavier, Giedrė Dirvanauskaitė Violoncello, Akane Sakai Klavier, Aly Keïta Balafon.


    Geboten wurde:

    Arvo Pärt »Für Alina« u. a. [Georgijs Osokins]

    Igor Strawinsky »Le sacre du printemps« (für zwei Klaviere) [Martha Argerich, Akane Sakai]

    Sergei Rachmaninow Trio élégiaque Nr. 2 d-Moll op. 9 [Gidon Kremer, Giedrė Dirvanauskaitė, Georgijs Osokins]

    Werke und Improvisationen für Balafon solo [Aly Keïta].


    Los ging es mit zwei Klavierstücken von Arvo Pärt, dem sehr einfach gestrickten Für Aline und einer Version von Fratres, die der Pianist selbst eingerichtet hat. Beides demnächst auf einer CD bei DGG. Hat mich aber beides nicht vom Hocker gerissen, Pärt eben.


    Erster Höhepunkt dann natürlich Martha Argerich und Akane Sakai mit dem Sacre, die berühmte Pranke wurde erwartungsgemäß herausgeholt. Tosender Beifall.


    Nach der Pause dann das Trio von Rachmaninoff, das ich schon lange nicht mehr gehört habe, das mich aber wieder sehr angesprochen hat. Allerdings war ich erschrocken, wie alt und gebrechlich Gidon Kremer inzwischen geworden ist, auch sein Geigenton (der ja nie besonders schön war) schon sehr fragil. Aber die Cellistin und der Pianist trugen ihn quasi auf Händen und letztendlich ist das Trio in erster Linie "the pianists show". Und Georgijs Osokins (den ich vor diesem Abend nicht mal dem Namen nach kannte) hat geliefert, von dem wird man sicher noch hören. Wie gesagt, die DGG hat ihn gerade unter Vertrag genommen. Als Zugabe dann eine Liedbearbeitung von Schubert. Wieder sehr viel Applaus.


    Normalerweise wäre das Konzert jetzt zu Ende, aber nach einer weiteren Pause gab es dann noch ein gutes halbes Stündchen Weltmusik. Der afrikanische Musiker Aly Keita spielte äußerst virtuos auf einem selbstgebauten Balafon, einem Instrument, das dem Xylophon/Marimbaphon ähnelt mit Kürbisssen als Resonanzkörper. Die rhythmisch sehr bewegte Musik hätte m.E. besser in die Fabrik (eine von Hamburg Konzertstätten für Jazz etc) gepasst, da sie zum Tanzen und Mitschwingen animierte, aber für den afrikanischen Musiker war es wohl eine große Anerkennung hier in den "heiligen Hallen" auftreten zu dürfen. Beschwingt und voll Musik ging man dann nach Hause.

    In einem sehr kundigen englischsprachigen Forum wird gerade berichtet, dass Chandos plant seinen Zyklus der Raff-Symphonien unter der Leitung von Neeme Järvi fortzusetzen, der nach dem Ende seiner Ära beim Orchestre de la Suisse Romande nach nur zwei CDs unterbrochen wurde. Die weiteren Aufnahmen werden wohl mit dem Estnischen NSO aufgenommen, dem Järvi derzeit vorsteht. Als nächstes werden voraussichtlich die Symphonien 10 und 11 aus dem Jahreszeitenzyklus erscheinen (also Herbst und Winter).

    Das ist für Fans von JR - zu denen ich mich bekanntermaßen zähle - natürlich eine gute Nachricht. Als Erinnerung und Vorgeschmack höre ich gerade die auch bereits 12 Jahre alte exzellente Aufnahme der Symphonie Nr. 2. Sicher nicht sein bestes Werk, aber Järvi holt alles raus, was geht.


    Persönlich neige ich dazu, bei berühmten Sreichquartetten mir als CD-Sammler nur jene Aufnahmen zu kaufen, die mit den Gründungsmitgliedern entstanden sind, allenfalls ein Mitgliedertausch am Beginn der Laufzeit - und die "runderneuerten" Quartette (IMO unter falscher Flagge) dann in die Wüste zu schicken - soll heissen - nicht zu kaufen.

    Im Gegensatz zum Amadeus, Guarneri, Belcea oder sonstwie Quartett ist das Juilliard Quartet aber auch das "hauseigene Lehrquartett" der Juilliard School of Music in New York. Und somit ist es quasi zwangsläufig, dass a) der Name beibehalten wird und b) die Mitglieder gelegentlich wechseln. Ich habe das Quartett (also 3/4 von der jetzigen Besetzung) im November 2023 live in der Elphi erlebt und kann bestätigen, dass sie immer noch zur Weltspitze gehören. Man tut den ehemaligen Mitgliedern auch sicher nicht Unrecht, wenn man festhält, dass die heutigen Musikern ihnen zumindest technisch überlegen sind. Ob sich das dann auch immer musikalisch niederschlägt, darüber darf man diskutieren.

    Runderneuerung abgeschlossen, könnte man sagen. Das Juilliard String Quartet begrüsst einen neuen 2. Geiger - Leonard Fu - der den nach 28 Jahren zurücktretenden Ronald Copes ersetzt, das letze Mitglied, das noch im 20. Jahrhundert Teil des JSQ wurde. Fu wuchs in Deutschland auf und nennt u.a. Tanja Becker-Bender und Antje Weithaas als Lehrerinnen.


    Mit dem JSQ verbinden mich zwei Dinge:


    + Die erste Streichquartettaufnahme, die ich überhaupt gekauft habe, war die CBS-Box mit den Beethoven Quartetten auf 10 LPs.


    + Während meiner Zeit als junger Wissenschaftler in New York (1986-90) habe ich das Quartett mehrfach live erlebt u.a. in einem kostenlosen Konzert, in dem Bachs Kunst der Fuge gespielt wurde. Damals war Gründer Robert Mann noch mit an Bord.


    https://www.juilliardstringquartet.org


    https://theviolinchannel.com/j…nts-new-second-violinist/

    Dvorak findet bei mir kaum auf der CD statt, sondern fast ausschließlich auf der Schallplatte.

    Bei mir auch. Und obwohl ich mich beim Umzug von Stuttgart nach Hamburg von erheblichen Teilen meiner Schallplattensammlung trennen musste, konnte ich keine der vier Dvorak GA zurücklassen und auch hier: Rowicki, Kertesz und Kubelik plus Neumann (1. Zyklus). Mit Neumann höre ich gerade die 6. :)

    Von den Tschechischen Philharmonikern habe ich seinerzeit praktisch jede Supraphon LP gekauft, die mir in die Hände fiel.

    Ernst Gernot Klussmann (1901-1975) spielte im Musikleben von Hamburg nach dem Krieg eine wichtige Rolle als Mitbegründer und langjähriger Präsident der Hochschule für Musik und Theater. Zu seinem 50. Todestag und dem 75. Geburtstag der Hochschule erscheint eine CD mit zwei frühen Kammermusiken, die in den 1930ern entstanden. Es spielt das Kuss Quartett + Peter Nagy (im Klavierquintett op. 1). Laut Booklettext stehen sie zwischen Spätromantik und Expressionismus. Klussmann war ab 1933 in der braunen Partei und wurde nach dem Krieg als Mitläufer eingestuft. Seine Musik wurde in der rechten Presse als entartet diffamiert, eine UA seiner 1. Symphonie durch Bruno Walter kam 1933 nicht mehr zustande.


    Hubert Parry hat drei Streichquartette komponiert, die aber alle vor seinem 30. Lebensjahr entstanden sind, die ersten beiden sogar als er um die 20 war. Es gibt nur eine GA, vom 3. Quartett gibt es noch Einzelaufnahmen.

    Das 1. Streichquartett habe ich heute gehört, es ist ein Werk aus dem Geiste Mendelssohns, melodisch eingängig, aber ohne jeglichen Personalstil. Wen das nicht stört, kann das durchaus mit Gewinn hören. Das Archaeus Quartett spielt engagiert


    Owen Underhill
    String Quartet Nr. 3 - the Alynne

    Quatuor Bozzini


    Owen Underhill (Jg. 1954) ist ein kanadischer Komponist und Dirigent. Da mir gerade eine Ankündigung einer neuen CD mit Streichquartetten von ihm untergekommen ist, musste ich erst einmal hören, was das für eine Art von Musik er schreibt. Die gehörte Aufnahme stammt von 2012. Gibt es auf CD und im Strom. Nicht schlecht.

    Hier gibt es gerade was in Mono:


    Roger Sessions

    String Quartet Nr. 2
    New Music String Quartet


    Die Aufnahme entstand am 15.05.1955. Die Besetzung ist illuster: Broadus Erle, Matthew Raimondi, Walter Trampler und David Soyer. Das Quartett gibt es sonst nur noch vom Kohon Quartet.


    Tatsächlich fällt - über die Anlage gehört - kaum auf, dass es eine Monoaufnahme ist.


    9211564


    Stanley Bate (1911-1959) gehört unter den vielen wenig bekannten britischen Komponisten zu den am wenigsten bekannten. Das liegt vielleicht daran, dass er nur 47 Jahre wurde und auch für eine Dekade in den USA den 2. Weltkrieg ausgesessen hatte. Von seinen vier Symphonien gibt es nur von Nr. 3 und 4 Aufnahmen. Nr. 1 hat er wohl vernichtet, Nr. 2 schlummert im RCM Archiv.

    Die Musik ist der von Richard Arnell und des Lehrers RVW nicht unähnlich, tonale Symphonik gewürzt mit Dissonanzen, die partiell auch an Filmmusik erinnert. Das gilt auch für die 4., die Mitte der 1950er Jahre entstand. Starkes Werk IMO.


    Das György Ligeti einen komponierenden Sohn Lukas hat, wusste ich bis heute nicht. Das Aris Quartett hat kürzlich das für das Ensemble geschriebene Streichquartett Nr. 4 Neostasis von Lukas Ligeti uraufgeführt. Dazu gibt es einen 10-minütigen Trailer mit Ausschnitten von der UA sowie Erläuterungen des Komponisten. Die Musik verwendet unkonventionelle Tonsysteme und klingt IMO sehr interessant. Leider ist das komplette Werk noch nicht verfügbar.


    Bei Neos erscheint eine CD mit Werken für Streichquartett des polnischen Komponisten Michal Dobrzyński (Jg 1980). Auf der website des Komponisten kann man sich das 2. Streichquartett Orestes anhören, meditativ gestimmte Musik zwischen Avantgarde und Tonalität, zwischen Klängen und Geräusch.


    Der amerikanische Komponist George Frederick McKay (1899-1970) sagte mir bisher nichts, obwohl es bei Naxos einige CDs mit Orchesterwerken von ihm gibt. Er hat vor allem im Nordwesten der USA gewirkt und über 100 Kompositionen für alle nur erdenklichen Formationen geschrieben. Darunter auch mindestens 4 (laut der website seines Estates 5) Streichquartette, von den die Werke 1 - 4 jetzt vom famosen Formosa Quartett eingespielt wurden. Die Werke entstanden laut einem Eintrag bei UC in den 1930ern und 1950ern.

    Das 1. Quartett trägt den Titel American Sketches, besteht aus 3 Sätzen und dauert knapp 20 min. Es ist tonal und verwendet wohl diverse amerikanische Volksweisen. Ziemlich eingängige Musik ist das dementsprechend. McKay schätze das Streichquartett-Genre über alles und dementsprechend sind das hier wohl keine Gelegenheitswerke. Das Formosa Quartett hat vor einem Jahrzehnt den Wigmore Hall Wettbewerb gewonnen und spielt diese Musik mit großem Engagement.


    Die Entwicklung der Symphonik in Grossbritannien von den Anfangen bis 1945 ist Gegenstand einer 2-bändigen über 1000 Seiten umfassenden Abhandlung durch den deutschen Musikwissenschaftler Jürgen Schaarwächter, die seit ihrem Erscheinen in 2015 als das Standardwerk gelobt wird. Die beiden Bände sind für knapp unter € 100 bei den einschlägigen Quellen verfügbar.


    Überraschenderweise kann man den Inhalt aber inzwischen auch von der website des Autors kostenfrei als pdf herunterladen. :thumbup::thumbup::thumbup:


    https://schaarwaechter.info/JUS-British-Symphonism.html

    Unser Werbepartner hat eine weitere hörenswerte romantische Symphonie aus der Taufe gehoben:


    Julius Otto Grimm (1827-1903)

    Symphonie d-moll op. 19 (1852)

    Sinfonieorchester Münster
    Golo Berg


    Grimm wurde im heutigen Estland geboren, studierte in Leipzig und verbrachte einen Großteil seines Lebens in Münster, wo er das Musikleben nachhaltig prägte. Er war über Jahrzehnte mit Johannes Brahms befreundet. Seine einzige Symphonie läßt davon aber nichts erahnen, sie ist ja auch deutlich vor den Orchesterwerken des Freundes entstanden. Das viersätzige, gut 40 min dauernde Werk ist im Stile der Werke von Schumann und Mendelssohn gehalten, auch an Schubert und Raff denkt man gelegentlich. Ein dramatischer Kopfsatz mit einer langen langsamen Einleitung wird gefolgt von einem Trauermarsch. Ein nicht-mendelssohnisches Scherzo und ein munterer Finalsatz folgen. Die melodischen Einfälle sind attraktiv, das Spiel der Münsteraner, die mit dieser Einspielung auf den bevorstehenden 200. Geburtstag hinweisen wollen, gefällt. Im englischsprachigen Unsung composers Forum wird das Werk bereits als eine der bedeutendsten deutschen Symphonien zwischen Schumann 4 (1841) und Brahms 1 (1876) gehandelt (siehe auch #66).


    Die drei Streichquartette des böhmischen Komponisten Viteslav Novak gab es bisher nur verstreut auf verschiedenen CDs und von verschiedenen Ensembles gespielt. Zum 40. Jubiläum legt jetzt das renommierte Stamitz Quartett eine erste GA bei Supraphon vor.


    Außerdem beendet das Quartetto Nous seine bisher eindrucksvolle Gesamtschau der Werke von Dmitri Schostakowitsch.


    Und diverse Stücke für und mit Streichquartett des brasilianischen Komponisten Felipe Lara kommen auf uns zu. Es spielen u.a. das Mivos, JACK und Parker Quartett.

    98 Jahre nach ihrer UA im Leipziger Gewandhaus durch keinen Geringeren als Wilhelm Furtwängler ist die 1. Symphonie von Günter Raphael nun auch endlich eingespielt worden. Das Werk des 23-Jährigen ist alleine von der Dimension her ambitioniert, es dauert ca. 66 min. Die Dimensionen sind nicht nur Mahler-mäßig, auch die Tonsprache ist von dessen Symphonik geprägt allerdings ohne diese zu kopieren. Auch an die Symphonien des UA Dirigenten kann man denken. Diese entstanden allerdings später. Hoffentlich werden weitere Einspielungen folgen, vor allem die 4. Symphonie von Raphael bedarf dieser dringend, da die einzig vorliegende Nachkriegsaufnahme der Berliner Philharmoniker unter Celibidache dem wunderbaren Werk klanglich nicht gerecht wird.

    Die CD ist beim Werbepartner zwar erst für den 9.5. angekündigt, war aber heute bereits im Briefkasten. :)


    Die Konzertsaison 2024/25 neigt sich langsam dem Ende zu, aber vorgestern und gestern gab es innerhalb von weniger als 24 Stunden noch einmal zwei absolute Highlights.

    Vorgestern abend gastierte das Cuarteto Casals (mit neubesetzter Bratsche) mit spanischer und spanisch geprägter Musik im Kammermusiksaal der Laeiszhalle.

    Von Boccherini gab es zur Eröffnung sein Streichquartett op. 32,5 gefolgt von Arriagas 3. Streichquartett. Nach der Pause ging es weiter mit Turinas La oración del torero. Abschliessend dann erweiterte sich das Ensemble mit Gitarristin Ana Vidovic für das Quintett für Gitarre, zwei Violinen, Viola und Violoncello Nr. 4 D-Dur »Fandango« von Meister Boccherini.

    Diese eher sommerlich leichte Kost servierten die Musiker überaus gut gelaunt und mit viel Spielfreude und fanden beim Publikum entsprechend auch viel Anklang.

    Gestern nachmittag um 16:00 wurde dann an selbigem Ort zu den Teatime Classics geladen, eine kürzere Veranstaltung ohne Pause. Auf der Bühne stand das junge dänische NOVO Quartett, das schon letztes Jahr beim Heidelberger Streichquartettfest so begeistern konnte und inzwischen mehrere renommierte Wettbewerbe gewonnen hat. Sie spielten zuerst Grazyna Bacewicz' hörenswertes 3. Streichquartett. Danach gaben sie Beethovens op. 59,3, das ich ja schon vor wenigen Wochen in Perfektion vom Belcea Quartett gehört hatte. Die NOVO Musiker legten im Vergleich noch eine Schippe zu und lieferten die faszinierendste Darbietung des Stückes, die ich bisher gehört habe, der letzte Satz war der reine Wahnsinn. Perfekter Abschluss der Saison.

    https://cuartetocasals.com/de/about

    https://www.novoquartet.com

    Wer hört sowas freiwillig ?

    Berios Sincronie habe ich rein zufällig vor zwei, drei Wochen schon gehört, da mir der Primarius des Fabrik Quartetts netterweise ihre Debut-CD geschickt hat, die mit diesem Stück beginnt. Ich hatte die Musiker im Januar beim Heidelberger Streichquartettfest getroffen. Dort haben sie Bartok 4 und Xenakis Tetras gespielt, auch ein Klassiker der Avantgarde. Außerdem haben sie mit Lukas Fels vom Arditti Quartett vorgeführt, wie man die Notation von Helmut Lachenmann in Klänge umsetzt. Selbiger stand ja im Fokus des Streichquartettfestes, wo alle drei seiner Streichquartettwerke auch aufgeführt wurden (vom Diotima und vom Kuss Quartett). Auch ziemlich herausfordernde Werke.

    Ich höre aber so etwas inzwischen gerne und auch regelmäßig, manchmal einen ganzen Abend lang. Üblicherweise nur, wenn es Musik für Streichquartett ist. Die stellt inzwischen sowieso mindestens 50% meines Musikkonsums dar. Ich gehe auch gerne in entsprechende Konzerte und habe z.B. schon zwei sehr intensive mit den Ardittis (eines über 3 Tage) erlebt. Ich bin - im Gegensatz zu vielen - auch ein großer Fan von "Sandwichkonzerten" (Haydn - Aktuelles Werk - Beethoven). Holger hat auf den Sinn solcher Gegenüberstellungen oben schon hingewiesen.

    Da ich keine Noten lesen kann, rezipiere ich diese Musik rein hörend. Und ich höre sie als Abfolge von reinen Klangereignissen, die ich interessant oder halt weniger interessant finde. Sincronie finde ich recht interessant.

    Der amerikanische Komponist Michael Daugherty (b. 1954) hat es mit amerikanischen Ikonen. Nach Hemingway, Grant Wood und Randolph Hearst, ist jetzt Amelia Earhar(1897-1937) dran, die erste Frau, die im Alleinflug den Atlantik überquert hat und die bei dem Versuch, die Welt zu umrunden, 1937 über dem Pazifik verschollen ist. Ihr ist das neue Violinkonzert "Blue Electra" gewidmet, Electra hiess ihr Flugzeug. Die vier Sätze lauten: 1. Courage 2. Paris 3. From an Airplane 4. Last Flight. Daugherty weiss, wie man effektvolle, hörerfreundliche Musik schreibt und hier schöpfen er und Solistin Anne Akiko Meyers aus dem Vollen. Tolles Werk. Dies ist bereits die 9. CD mit Musik des Komponisten bei Naxos.