Beiträge von lutgra

    Gerade mal wieder die 3. Symphonie von Vasks gehört. Die Symphonie entstand um 2005 herum für das Tampere PO und seinen damaligen Dirigenten als Dank für die exzellente und preisgekrönte Einspielung der 2. Symphonie. Ein schon beeindruckendes Werk. Diesmal sind mir doch einige Einflüsse von DSCH aufgefallen und ebenso von Jean Sibelius. Bei der geographischen Lage ja vielleicht auch nicht verwunderlich. Die Musik ähnelt auch den späten Symphonien von Weinberg. Wer also mit den etwas anfangen kann, wird sicher auch hier fündig. Inzwischen gibt es schon eine zweite Einspielung, die ich aber noch nicht kenne.


    Das 3. Streichquartett von Gernsheim habe ich heute wieder gehört und muss sagen, auch mir gefällt es sehr. Das hat schon seine eigene Klasse. Fand auch der Kritiker im FF.


    FonoForum 09 / 2019: »Das dritte Streichquartett ist ein Meisterwerk! Das Diogenes Quartett spielt diese Musik geradezu ideal aus. In dieser Interpretation erhält die Musik eine Gefühlswärme, die nie ins Kitschig-Sentimentale abgleitet. Das ist interpretatorisch eine Gratwanderung, die dem Quartett wie selbstverständlich gelingt: unaufdringlich-anspruchsvoll.«


    Ich hoffe, das cpo mit weiteren Folgen nicht zu lange wartet, es gibt insgesamt 5 Streichquartette, 2 Streichquintette, 3 Klavierquartette und 2 Klavierquintette. Also noch jede Menge zu tun. Go for it.

    Die im Vorbeitrag gezeigte CD mit dem Quatuor Ebene und den Quartetten op. 59, 1 + 2 war leider nur einer Teaser, dem jetzt gleich die Box mit allen 16 Streichquartetten folgt. Eine unfeine Veröffentlichungspolitik, die immer häufiger zu beobachten ist. Bei den Schostakowitsch-Quartetten mit dem neuen Borodin Quartett war es genauso. Da hatte ich mir dummerweise die erste CD noch gekauft. Ich gehe davon aus, dass die Musiker auf so etwas keinen Einfluss haben.


    Nun kommt nicht nur diese sicher hochinteressante GA auf uns zu, sondern gleich zwei weitere wurden angekündigt. Die eine stammt vom Kuss Quartett und wurde ebenfalls live aufgezeichnet - in Tokyo - und den Musikern standen dabei vier Stradivari-Instrumente zur Verfügung. Außerdem erscheint zum ersten Mal auf CD die GA des Beethoven Quartetts, der russischen Formation, die alle Schostakowitsch Quartette bis auf Nr. 15 uraufgeführt hat. Diese Aufnahmen entstanden um 1970 herum, dürften also klanglich o.k. sein, ich habe einige davon noch auf LP.



    Das Quatuor Ebene hat in Stuttgart inzwischen eine richtige Fangemeinde, jedenfalls war das Konzert am 02.03. ausverkauft und der 752-Personen fassende Konzertsaal bis auf den letzten Platz besetzt. Trotz Corona. Auf dem Programm stand Beethoven und sonst gar nichts.


    Vor der Pause
    Op. 59.1
    und nach der Pause
    op. 130 + Fuge op. 133


    Die Ebenes touren ja derzeit weltweit mit Beethoven (die dazugehörige Live-GA steht in wenigen Wochen im Laden) und es ist schon erstaunlich, dass sie es im Konzert immer noch schaffen, den Eindruck zu erwecken, sie hätten die Stücke gerade erst für sich entdeckt. Nicht eine Spur von Routine, sondern hellwaches Spiele, einander Zuhören und technische Souveränität gepaart mit einer gewissen Spontanität machen das Spiel der Vier zu einem Ohren- und Augenschmaus. Tumultartige Ovationen nach dem Verklingen der letzten Takte von op. 133. Keine Zugabe. Ein perfekter Abend. Die Anfang April erscheinende GA ist schon vorgemerkt.



    Nach Jahresfrist wieder einmal mit Parry beschäftigt, seiner 3. Symphonie, der "Englischen".

    Sehr hörenswert ist Parrys 3. Symphonie "Die Englische". Diese sagte mir seinerzeit jedenfalls am meisten zu, wobei diese Höreindrücke überprüft werden müssten.

    Das kann ich voll bestätigen, ein sehr schönes Werk. Sehr deutlich hört man an vielen Stelle wie stark Edward Elgar von dieser Musik beeinflusst wurde. Das gab dieser auch unumwunden zu: "He is our leader - no cloud of formality can dim the healthy sympathy and broad influence he exerts upon us."

    Und wem die Musik von Elgar etwas zu üppig und überorchestriert erscheint, der sollte mal bei Parry reinhören.

    Es gibt nur diese eine Aufnahme, aber es ist eine gute. Bamert und das London PO in Bestform.


    Die (Wieder-) Entdeckung des jüdisch-österreichischen Komponisten Karl Weigl schreitet voran und hat mit der Ersteinspielung seiner 4. Symphonie einen weiteren Höhepunkt erreicht. Das ist ein Werk, das mich unmittelbar anspricht.

    Es wurde 1936 komponiert und schwankt im Tonfall zwischen heiterer Melancholie und bedrohlicher Aufgeregtheit. Weigl war zu dieser Zeit in Österreich zwar noch relativ sicher, aber er sah die Zeichen an der Wand, die ihn zwei Jahre später zwangen, seine Heimat fluchtartig zu verlassen. Er wäre sonst ohne Zweifel der Vernichtungsmaschinerie der Nazis zum Opfer gefallen.

    Das Werk besteht aus drei Sätzen, einem umfangreichen Allegro Kopfsatz von 17 min Länge, gefolgt von einem klanglich ähnlichen Scherzo. Abgeschlossen wird das Werk von einem wunderbaren 12-minütigen Adagio, das sogar hoffnungsvoll-optimistisch ausklingt. Es sollte dann aber nicht sein. Die Nähe zur Musik Gustavs Mahler ist auch in dieser Symphonie nicht zu überhören, aber Weigl bringt einen eigenstänigen Tonfall ein, der ihn vor Epigonentum bewahrt.

    Eine wichtige Entdeckung für mich.


    Über den Komponisten Werner Egk und seine unrühmliche Rolle im 3. Reich wurde bereits im Forum ausgiebig diskutiert, sein "Skandalballett" Abraxas nach Heinrich Heine im Ballettführer auch schon ausgiebig vorgestellt.


    Hier gilt's also der Musik dazu, die seit einigen Jahren in einer Einspielung zugänglich ist.



    Das ist in meinen Ohren lauwarm aufgewärmter Stravinsky (der Petrushka-Epoche bis hin zu Fastzitaten), der im Gegensatz zu den Stravinskywerken als Orchestermusik ohne optische Komponente keinesfalls über 75 min trägt. Da würde eine 20-minütige Suite völlig genügen. Dazu benötigt diese Musik ein Virtuosenorchester, dass von einem Dirigenten ordentlich "angeheizt" wird. Hier gibt es aber nur eine betuliche Darstellung durch ein provinzielles Theaterorchester. Das tut's letztendlich nicht.

    Emánuel Moór wurde am 19. Februar 1863 in Kecskemet geboren, das zum Habsburgischen Reich gehörte, er starb am 20. Oktober 1931 in Chardonne in der Schweiz.

    Der Sohn des Opernsängers und Kantors Rafael Moór studierte Komposition bei Robert Volkmann, Anton Door und Anton Bruckner. Mit 18 Jahren wurde er Lehrer für Klavier am Szegediner Konservatorium. Als Pianist unternahm er zwischen 1885 und 1897 zahlreiche Konzertreisen, bis in die USA, u.a. begleitete er Lilli Lehmann.

    Nach einem Treffen mit Pablo Casals förderte dieser entschieden seine Musik und deren Verbreitung bei seinen Kollegen, das zweite Cellokonzert ist ihm gewidmet. Für das Trio Cortot/Thibaud/Casals schrieb Moór auch ein Tripelkonzert.

    Nach seiner Pianistenkarriere widmet Moór sich dem Bau von Instrumenten und erfand u.a. ein Klavier mit zwei Manualenr, das Duplex-Coupler Grand Pianoforte, das von verschiedenen Klavierfirmen (Bechstein, Bösendorfer) auch gebaut wurde. Offensichtlich hat es sich aber nicht durchgesetzt.


    Moor komponierte u.a. auch acht Symphonien von denen die zweite kürzlich auf youtube verfügbar wurde. Das ist IMO ein sehr beachtliches und attraktives Werk, das hoffentlich bald auch auf CD erscheint und auch Appetit auf die anderen sieben macht. Stilistisch erinnert die 2. Symphonie entfernt an Dvorak und Raff, aber nur entfernt, Moor ist sein eigener Mann, dem gute Themen einfallen und der mit zahlreichen interessanten Wendungen für sich einzunehmen weiss, das ist genuin erfühlte und erfundene Musik. Alle vier Sätze des 40-minütigen Werkes sind hörenswert und es gibt IMO keine Durchhänger. Eine echte Entdeckung.

    Es spielen übrigens: Budapest Philharmonic Society Orchestra unter Janos Kovacs.



    1. Satz


    2. Satz


    3. + 4. Satz


    P.S. Dann habe ich noch gerade das hier gefunden: Thank you for the upload! We (Deutsche Radio Philharmonie) are currently producing a CD with this Symphony, and will also include the long lost Triple Concerto (premiere).:thumbup:

    Das Henschel Quartett hat immer mal wieder einen Austausch an der 2. Violine. Seit kurzem hat Teresa la Cour diese Position inne.

    Am 6. November gastiert die erneuerte Formation in Stuttgart mit folgendem Programm:


    Schumann Streichquartett A-Dur op. 41/ 3

    Janáček Streichquartett Nr. 1 "Die Kreutzersonate"

    Mendelssohn Streichquartett Nr. 2 a-Moll op. 13

    Der schweizerische Geiger Hansheinz Schneeberger ist am 23. Oktober eine Woche nach seinem 93. Geburtstag verstorben. Schneeberger war Schüler u.a. von Carl Flesch und hat das Violinkonzert von Frank Martin sowie das 1. Violinkonzert von Bela Bartok uraufgeführt.



    Er möge in Frieden ruhen.


    Ein Nachruf findet sich hier

    Boris Parsadanians farbige 7. Symphonie entstand 1980 und ist dem Landsmann Aram Khatchaturian gewidmet, der kurz zuvor verstorben war. An dessen Musik erinnert das 22-minütige einsätzige Werk aber weniger, ich höre eher Einflüsse von Schostakowitsch, Schnittke und vor allem Andrei Eshpai, an dessen fabelhafte 4. Symphonie mich hier vieles erinnert. Da geht die Post z.T. richtig ab, verstärkt durch Schlagzeugexzesse und vermutlich vom Band eingespielten archaisch anmutenden Männerchorgesängen. Vielleicht nicht die subtilste aller Kompositionen, aber sehr effektvoll. Ein Exemplar gibt es am Fluss für wenig Geld.


    Die 3. Symphonie für Alt, Sprecher und Orchester von Heinz Winbeck entstand 1987/88. Sie trägt den Beinamen "Grodek", was sich auf einen Ort in der heutigen Ukraine bezieht, wo Anfang des 1. Weltkrieges eine grauenhafte Schlacht zwischen österreichischen und russischen Truppen stattfand, die der Dichter Georg Trakl als Sanitätsoffizier miterlebte und in Verse goss. Das Gedicht trägt den gleichen Namen. Die Erlebnisse dieser Tage führte zu einem Nervenzusammenbruch des Dichters, der kurz darauf mit einem Selbstmord durch Kokain endete.


    Die Symphonie umfasst vier Sätze, die aber ineinander übergehen. Die Musik Winbecks und speziell dieser 3. Symphonie steht in einer Traditionslinie, die von Bruckner und Mahler, über Berg und Hartmann bis zu Winbeck reicht. Eher geräuschartige Teile wechseln sich mit spätromantischen und expressionistischen ab und das Altsolo, das weite Teile des Werkes mit bestimmt, bewegt sich irgendwo zwischen Mahlerliedern und Berg/Schönberg-Expressionismus. Das ist Ausdrucksmusik pur und zwar eine düstere und packende, die einen soghaft mit sich nimmt, wenn man sich denn darauf einlässt.

    Die Einspielung unter der Leitung von Mathias Husmann ist wohl mustergültig und der Beitrag von Christel Borchers zutiefst bewegend. Die an einer Stelle von Udo Samel gesprochenen Verse sind geschickt über die Klänge gelegt. Einziger Wermutstropfen: Im umfangreichen Booklet sind die verwendeten Gedichttexte nicht abgedruckt.


    Die Symphonik des kürzlich verstorbenen Komponisten gilt es noch zu entdecken und die 3. Symphonie ist sicher ein guter Ausgangspunkt.


    Anlässlich der Neuaufnahme der Streichquartette von Felix Draeseke auf cpo habe ich die schon 12 Jahre alte Ersteinspielung der ersten beiden Quartette durch das Hölderlin Quartett hervorgekramt. Bei der cpo Aufnahme handelt es sich also nicht - wie angekündigt - um eine erste GA, es sei denn man hat irgendwo das verschollene Quartett aus Studienzeiten wieder gefunden und mit eingespielt.

    Alle drei nummerierten Quartette stehen in Molltonarten und die ersten beiden würde ich als melancholisch angehauchte, überwiegend lyrische Werke ansehen. Im Booklet werden sie als "klassizistisch" charakterisiert und ihre Nähe zu den Werken von Beethoven betont. Das erschliesst sich mir nicht unbedingt. Natürlich sind es Werke in der Nachfolge von Beethoven, Schubert und Mendelssohn, aber doch sehr eigenständige Beiträge. An den Zeitgenossen Brahms erinnern sie übrigens gar nicht.

    Das Hölderlin Quartett - das sind Rebecca Martin, Christian Friedrich, Andres Mehne und Teemu Myöhänen - hatte offensichtlich nur eine kurze Lebensdauer Mitte der 2000er Jahre, ob es neben den beiden Draeseke CDs weitere gibt, weiss ich nicht. Die seinerzeit jungen Musiker sind nach wie vor aktiv in verschiedenen Orchestern und Kammermusikensembles, am prominentesten wohl der finnische Cellist, der inzwischen beim renommierten Asasello Quartett das Fundament legt.

    Die Spiel der jungen Musiker ist ansprechend, wenn auch sicher noch ein wenig Luft nach oben wäre. Ob die Neuaufnahme durch das Constanze Quartett (ihre Debut CD) die Latte etwas höher legt, bleibt abzuwarten. Mal sehen, was die ersten Kritiken sagen. Fürs erste bin ich mit der vorliegenden CD zufrieden.


    Von Kanada in die USA ist es nur ein Katzensprung. Hier nach wie vor aktiv - wenn auch schon ein bisschen in die Jahre gekommen - das Emerson String Quartet. Sie waren jahrelang DAS führende amerikanische Quartett, eine umfangreiche Diskografie in Würfelform zeugt davon. Ebenfalls sehr etabliert, das ursprünglich aus Ungarn stammende jetzt aber fast ungarfreie dafür halb-weibliche Takacs Quartet. Von der Westküste kommen das Pacifica Quartet und natürlich das auch schon über 40 Jahre aktive Kronos Quartet, das vor allem die Grenzbereiche zur Welt- und U-Musik beackert. Dies tun partiell auch die Brooklyn Riders aus New York. In dem Avantgardebereich tummelt sich auch das Jack Quartet, dass wie Arditti und Molinari vor allem zeitgenössische Musik spielt. Einen ziemlich steilen Weg nach oben legt auch das junge Dover Quartet hin, dass u.a. von Mitgliedern des Guarneri Quartetts ausgebildet. Man gibt bereits 140 Konzerte im Jahr! Auch bei uns.

    Und nicht vergessen sollte man natürlich die "Mutter" aller amerikanischen Quartette, das Juilliard Quartet, das schon seit 70 Jahren existiert und natürlich kein Originalmitglied mehr besitzt. Dafür aber auch inzwischen zu 50% weiblich ist.

    Seit längerem ist hier nichts passiert und ich habe versprochen, ein update zu liefern.


    Am geeignetsten erscheint es mir dabei, länderweise vorzugehen, da ist die Gefahr kleiner Formationen zu übersehen. Ein Problem ist natürlich, dass viele Quartette heute international besetzt sind. Aber meistens sind sie doch in einer Stadt/Land lokalisiert.


    Fangen wir im Land unseres Betreibers an.


    Österreich:

    Hier ist nach wie vor das Hagen Quartett dominant, das weltweit in den renommiertesten Hallen auftritt und eine große Fangemeinde hat. Diskographisch haben sie sich in letzter Zeit etwas zurückgehalten, aber gerade ist eine neue CD angekündigt. Es steht auch Nachwuchs bereit, z.B. das Minetti Quartett, das hat vielgepriesene CDs veröffentlicht und dürfte noch eine längere Karriere vor sich haben. Auch immer noch aktiv ist das in Wien ansässige Artis Quartett.


    Gehen wir weiter nach Osten kommen wir nach


    Tschechien/Slowakien:

    Hier gibt es eine sehr lange und berühmte Quartettkultur (Janacek Q, Smetana Q, Vlach Q). Die derzeit weltweit aktiven Exponenten sind das Prazak Quartett, das Pavel Haas Quartett und das Bennewitz Quartett. Auch das Skampa Quartett ist international unterwegs.


    Weiter südlich finden sich Ungarn, ebenfalls mit einer langen, berühmten Tradition (Budapest Q, Vegh Q, Ungarisches Q, Tatrai Q). Gegenwärtig repräsentiert das Keller Quartett diese Tradition.


    In Polen gibt es ebenfalls mehrere exzellente Formationen:

    Das Royal String Quartett habe ich mal in Warschau live erlebt, daneben wäre das Silesian Quartett zu nennen, das gerade an der 2. GA der Weinberg-Quartette sitzt und das Szymanowski Quartett.


    Die skandinawische Tradition wird derzeit vermutlich am offensichtlichsten durch das Danish Quartet repräsentiert, die inzwischen für ECM Label aufnimmt. Auch die Damen des Nightingale String Quartet haben mit ihrer GA der Langgaard Quartette international auf sich aufmerksam gemacht. In Norwegen ist m.W. immer noch das ebenfalls pur feminine Vertavo Quartett aktiv, ebenso wie das Tempera Quartett in Finnland. Und aus Finnland kommen auch die Musiker die sich Meta4 nennen.


    Die britischen Inseln haben sich im letzten Jahrzehnt Quartettmäßig enorm entwickelt. Ganz oben sicher das weltweit agierende Belcea Quartett. Aber auch das Doric Quartett dürfte inzwischen eine große Fangemeinde haben. Jüngere Formationen mit guten Zukunftsaussichten sind sicher das Heath und das Elias Quartett. Altmeister Irvine Arditti und sein Quartett darf natürlich nicht vergessen werden, hunderte, wenn nicht tausende neue Werke verdanken ihre UA dieser Formation


    Ebenfalls enorm entwickelt hat sich die Quartettkultur in Frankreich. Am bekanntesten ist sicher das Quatuor Ebene, derzeit weltweit mit einer Beethoven-Totale unterwegs. Die französische Antwort auf das Arditti Q darf auch nicht vergessen werden, das Quatuor Diotima. Auf dem "aufsteigenden Ast" das Quatuor Zaide und das Quatuor Hermes. Schon etwas länger etabliert Quatuor Debussy und Quatuor Ardeo.


    So, für heute genug. Morgen gehts weiter

    Auch wenn ich mich im Augenblick wieder näher mit dem symphonischen Schaffen von Rued Langgaard beschäftige, so bin ich doch überzeugt, dass seine Streichquartette das lohnenswertere Oeuvre zur Erkundung sind. Die vielfach gelobte und preisgekrönte GA-Aufnahme mit dem Nightingale String Quartet gibt es in Kürze als 3er CD-Box zum halben Preis.



    »Es ist atemberaubend zu hören, wie intensiv und glühend der sehnsuchtsvollromantische Tonfall, den Langgaard in seinen sommerlichen Quartetten anschlägt, von den vier Damen zum Leben erweckt wird.« (Ensemble)

    GA der Beethoven Streichquartette gibt es in Hülle und Fülle. Und immer weitere kommen hinzu. Gerade erst ist die erste Folge der GA mit dem französischen Quatuor Ebene erschienen, die an sieben Orten auf allen Kontinenten live aufgenommen wird. Und nun kommt aus USA gleich eine komplette GA mit dem hier in Europa wenig bekannten Miro Quartet. Das Quartett feiert sein 25-jähriges Bestehen und hat die Quartette in den letzten 15 Jahren eingespielt.



    Aus der Quatuor Ebene CD habe ich op. 59.1 gehört. Eine technisch und musikalisch perfekte Aufnahme ohne den zwanghaften Drang etwas anders machen zu müssen.

    Über die 2. Symphonie schrieb ich mal:


    Der Kopfsatz der 2. Symphonie „Frühlingsaufbruch“ von Rued Langgaard erinnert stark an frühen Richard Strauss, der schöne Adagiosatz deutlich an einigen Stellen an Bruckner. Der letzte Satz mit Sopransolo - auf den ich verzichten könnte - wieder an Strauss. Insofern passt das alles ganz prima auf die Wiener Notenpulte, so als hätte Langgaard nie ein anderes Orchester im Sinn gehabt. Und die Wiener spielen es auch so.


    Auf der CD mit der 16. Symphonie befinden sich auch einige kurze Stücke, die zeigen dass Langgaard nie um ein eingängiges Thema verlegen war. Sie zeigen aber teilweise auch wie weltfremd er komponiert hat. Ein 3-Minuten-Stück für großes Orchester, Orgel und Chor. Wann soll das aufgeführt werden? Im Vorprogramm für Mahlers Zweite oder Achte? Da würde es doch förmlich zerdrückt. Auch die 15. Symphonie dürfte nicht leicht zu programmieren sein, 17 Minuten kurz mit einem 5-minütigen Finalsatz mit Bariton und Chor. Aber zu dem diesem Zeitpunkt (um 1948) hat sich Langgaard offensichtlich um solch pragmatische Fragen nicht mehr geschert. Die besagten Werke sind alle gut anhörbar, mal standen Mahler, mal Tschaikowsky/Scriabin Pate, der besagte Finalsatz erinnert an Prokofieffs Nevsky.

    Lediglich das Chorstück "Res absurda" fällt deutlich ab.


    Ich höre gerade wieder die eingangs gezeigte CD und bin ein weiteres Mal beeindruckt, was für tolle Werke sie birgt. Auch die eröffnende 15-minütige sinfonische Fantasie "Evolution" ist ein echter Knüller. Man hört ein wenig den Einfluss von Carl Nielsen und an einigen Stellen auch von Leos Janacek, aber nur so am Rande.

    Die 3. Symphonie ist wie oben bereits erwähnt ebenfalls ein sehr eindrucksvolles Werk. Der Wunsch, die anderen drei zu hören ist groß, kann aber leider derzeit nicht gestillt werden. Hier muss dacapo noch eine Lücke schliessen.

    Vagn Holmboe und Per Nørgard waren übrigens Hoffdings Schüler.


    Diese Aufnahme steht als LP-Box seit Jahren in meinem Regal. Aber ich glaube, ich habe sie noch nie angehört. Das wird sich zeitnah ändern.


    Meine letzte Begegnung mit dem Werk war in dieser Einspielung: