Beiträge von Don_Gaiferos


    Lieber Nemorino,

    herzlichen Dank für Deine Empfehlungen, insbesondere die Aufnahme mit Richter interessiert mich sehr, nach dem, was Du geschrieben hast. Beim Werbepartner ist sie tatsächlich derzeit wohl nicht erhältlich, ich werde mal nach einem gebrauchten Exemplar Ausschau halten und befasse mich unterdessen schon einmal mit der Version auf youtube:

    In einem Punkt möchte ich Don Gaiferos widersprechen, das ist die "einfache Singbarkeit". Die guten Laienchöre sind Vokalensembles, deren obere Grenze bei etwa 30 Mitgliedern liegt. In den meisten gibt es ausgebildete Sänger, sodass Musikstücke, die auch Solisten benötigen (Musikalische Exequien von Schütz), nicht von bezahlten Solisten, sondern aus dem Chor selbst herangezogen werden. Andere Stücke sind absolut schwer, etwa unser Programm im Augenblick: Jesu meine Freude von Bach, Schaffe in mir Gott von Brahms. Sogar ein Klassiker wie Händels Messias enthält knifflige Chöre. Nicht etwa das Hallelujah, das ist leicht, aber der Chor Durch seine Wunden sind wir geheilet. Das ist im alten polyphonen Stil geschrieben, den nur gute Chöre beherrschen (ich habe den Messias in drei verschiedenen Chören gesungen und weiß, wovon ich rede).

    Da bin ich ganz Deiner Meinung, selbstverständlich gibt es auch noch andere Chöre, die sehr anspruchsvoll sind, Du hast da treffende Beispiele genannt, und auch der Begriff "Laienchor" umfasst ja eine sehr große Bandbreite, vom Hobbysänger ohne jeden Gesangsunterricht bis hin zum semi-professionellen Vokalisten mit fundierter Ausbildung, der aus unterschiedlichen Gründen nicht hauptberuflich dem Gesang nachgeht.

    Lieber Holger,


    ich stimme Dir zu, was den Entstehungsprozess der 9. Symphonie angeht und denke auch, dass hier natürlich eine Idee, ein Gedanke, ein Ausdruck im Mittelpunkt steht, der die Kriterien von Sanglichkeit, Singbarkeit, Einfachheit zweitrangig erscheinen lässt. Dass Beethoven hier Grenzen sprengen will, ist klar, und dafür muss er an die Grenzen gehen, sowohl orchestral als auch vokal.
    Es hat immer schon Werke gegeben, die als "unaufführbar" galten, zu virtuos, zu schwer, und manchmal bedurfte es eine neuen Generation von extrem talentierten und höchst trainierten Musikern, die erst viel später in der Lage waren, diese Werke dann aufzuführen. Wobei der Chor in der 9. unbequem liegen mag - allerdings hätte ich noch nie gehört, dass er unaufführbar wäre, oder auch nur, dass er nicht gut klänge, weil so hoch. Für mich ist er so fordernd wie es zum Beispiel die Königin der Nacht bei Mozart oder die Olympia bei Offenbach ist - mag sein, dass dies eine Hürde, eine Herausforderung ist, eine Leistung, die nicht jeder erbringen kann, und dennoch werden die Werke oft gespielt und aufgeführt. Ich habe auch noch nie erlebt, dass deswegen jemand die Königin der Nacht eine Oktave tiefer hören will oder die Olympia vielleicht doch lieber ohne Koloraturen singen lassen will. Ähnlich befremdlich ist daher für mich die Idee, Chor und Solisten durch ein Bläserensemble zu ersetzen, ein grotesker Gedanke für mich.
    Ansonsten würden wir, wenn es nur um die einfache Singbarkeit geht, vielleicht Lehar oder Johann Strauß für die größten Chorkomponisten halten ;-) das sollte also vielleicht nicht das einzige Kriterium sein...

    eine große, ganz wichtige, leider viel zu wenig beachtete Komposition will ich noch ausdrücklich nennen: die C-Dur-Messe op. 87! Für mich eine der schönsten, schlüssigsten und großartigsten Meßkompositionen, die ich kenne.

    Lieber Nemorino,


    da kann ich Dir nur von Herzen zustimmen, danke, dass Du an diese wunderbare Partitur erinnerst (Opus-Zahl scheint aber op. 86 zu sein, wenn ich das richtig sehe), das ist ganz herrliche, großartige, prachtvolle Musik, eine neuere Einspielung, die ich als sehr gelungen erachte, findet sich hier, derzeit für 9,99 preisreduziert beim Werbepartner erhältlich:


    Wer sich vorab einen Eindruck verschaffen will, findet die Videoaufnahme in gleicher Besetzung wie die CD hier in der Mediathek:

    https://www.ardmediathek.de/vi…S1hMjc0LWU4MjE3ZTlhMGI1Nw

    Auch gebe ich Dir völlig recht, was den Gefangenenchor angeht, dort wird ohne übermäßige vokale Schwierigkeiten eine ungeheure Atmosphäre erzielt, die sich immer mehr steigert und intensiviert, das ist ein sehr schönes Beispiel, dass es auch ohne Höchstschwierigkeiten sehr ausdrucksstarke Chorpartien bei Beethoven gibt.


    Ein weiteres Beispiel aus "Christus am Ölberge" möchte ich auch noch einfügen - der sehr erhabene, eindrucksvolle, schön gearbeitet Chor "Welten singen dank und Ehre":



    Oder ein weiteres grandioses Beispiel ist der "Derwischchor", den Nemorino ja bereits in seinem Beitrag erwähnt hat, hier zum Reinhören:


    Lieber Holger,

    natürlich kann Diskussion ein belebendes und lebendiges Element sein, da hast Du völlig recht. Auch, dass natürlich manches "leichter" und "schwerer" zu singen ist, das halte ich auch für unstrittig. Nur, wenn man neben dem reinen Geschmacksurteil, was man mag oder nicht, Beethoven vorwerfen möchte, er habe es halt nicht besser gekonnt, er sei wenig erfahren im Umgang mit Chören gewesen (dabei wurde Beethoven von Kindes Beinen an unter anderem von einem Sänger (!) ausgebildet, Tobias Pfeiffer nämlich, Beethovens Vater war als Tenor fest angestellt, der junge Ludwig van Beethoven half schon als Jugendlicher an der Orgel aus, trat später eine Stelle als Hof-Organist an - und da soll Beethoven nicht mit Gesang und Chören zu tun gehabt haben? Man muss allein nur seine Chormusik aufmerksam anhören, und wenn man es denn vermag, sie auch mal singen, dann käme man sicher gar nicht erst auf solche unhaltbaren, absurden Ideen.
    Und die Neunte sei halt rein kompositorisch im vierten Satz misslungen? Seriously? Wenn man sich zu so einer Aussage versteigt, dann ist das schon eine sehr gewagte Thesen, die man schon anders beweisen müsste als mit "Alle großen Chöre von Beethoven werden von uns Vokalensemble-Sängern verabscheut." Das sagt dann m. E. weniger über Beethoven aus als über die Limitiertheit des besagten Vokalensembles...
    Ich singe gerne jeden Chor Beethovens mit, any day, Beethovens sonstige Oratorien, Lieder und Arien sowieso...liebend gerne, any day. Da geht mir als Sänger das Herz auf, wenn ich bei solchen Werken solistisch oder im Chor mitwirken darf.
    Ich mag auch nicht alles, ich finde keinen Zugang zu vielen Werken von Schostakowitsch beispielsweise, ich würde jedoch niemals zögern, ihn als einen der wichtigsten und bedeutendsten Komponisten überhaupt anzusehen, statt ihn zu "verabscheuen". Wie gesagt, der Ton macht die Musik, auch beim Reden über Musik, und wenn man dann nicht nur sein Missfallen zum Ausdruck bringt -was ja völlig legitim ist-, selbiges aber dann damit zu begründen versucht, wie schlecht das komponiert sei und das generell Chöre von Beethoven alle verabscheuungswürdig seien, dann ist das schon etwas sehr engstirnig, finde ich, und keine sachliche Kritik mehr, die zu einer interessanten Diskussion führen würde, sondern lediglich das Verunglimpfen von Dingen unter dem Deckmantel der "Satire". Aber na ja, genug davon, Beethovens Größe und Bedeutung wird es sicherlich keinen Abbruch tun wird, dass er von gewissen Vokalensembles gemieden wird wie das Weihwasser vom Teufel... ;-)

    Bei allem, was man hier über Beethoven als Chorkomponisten zu lesen bekommt, kann ich mich nur sehr wundern. Erst einmal der Vorwurf, er habe ja "nicht viel" für Chor komponiert: naja, also da ist die 9. Symphonie, die Missa Solemnis, die Chorfantasie, Fidelio, diverse Oratorien, Kantaten etc., da gibt es schon was. Aber noch viel wichtiger als die reine Quantität ist die Qualität! Ich bin der Meinung, dass Beethoven für den Chor genauso meisterhaft komponieren konnte wie für das Orchester, das steht für mich völlig außer Frage.
    Ich habe selbst die Missa Solemnis als Chorsänger mitgestaltet, ebenso die Chorfantasie, ebenso die Neunte.
    Dass Beethoven insbesondere in der 9. die Sänger fordert, mag schon sein. Aber für Profis ist das kein Problem, und es gibt viele, viele Chören in Oratorien und Opern, die genauso exponiert liegen, extreme Höhe oder Tiefe erfordern, schwierige Intervallsprünge, Einsätze etc. erforderlich machen - wenn man v.a. in modernen Werken mitsingt, nimmt sich Beethoven daher sogar ausgesprochen sängerfreundlich aus!

    Daher muss ich doch, obwohl ich hier eigentlich gar nicht erst mitmischen wollte, doch dieser wiederholt geäußerten Meinung entgegentreten, Beethoven "klänge nicht", sei sängerunfreundlich, weil er es nicht besser gekonnt habe, und die Komposition der 9. sei auch misslungen...
    Dieser Einschätzung kann ich mich nicht im mindesten anschließen. Dass ein Laien-Ensemble nicht alles singen kann, ist klar. Dass nicht jeder alles singen kann, und vielleicht auch nicht alles hören mag - geschenkt.
    Nur die teils schnoddrigen, teils apodiktischen Werturteile ("klingt nicht" , "Komposition misslungen") finde ich schon etwas arg prätentiös und überheblich. Wenn man so undifferenziert mit der groben Kelle austeilt, darf man sich über Gegenwind nicht wundern.
    Ich halte Beethoven -nur, um dem groben Unflat, der hier gegen Beethoven ausgekippt wurde, noch eine andere Meinung entgegenzusetzen- für einen der bedeutendsten und genialsten Schöpfer insbesondere von Chorkompositionen, die im Übrigen auch bei weitem nicht alle so hoch liegen oder so anspruchsvoll sind wie die Neunte.
    Dass die 9. so anspruchsvoll ist, spricht sicherlich nicht gegen die Symphonie, sondern zeigt nur den besonderen Charakter dieses Werks, das in vielerlei Hinsicht an die Grenzen geht - und darüberhinaus.

    Lieber Alfred,


    danke, dass Du den Film online gestellt hast, und großes Kompliment! Ich habe ihn mit großem Gefallen angeschaut und fand ihn sehr unterhaltsam, amüsant und kurzweilig. Wenn man vor allem bedenkt, dass Du das ganze Projekt fast allein gestemmt hat, vom Drehbuch bis hin zur Regie, und was Du da an Zeit, Engagement und nicht zuletzt auch Geld aufgeboten hast, das ist wirklich ganz enorm. Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass vom technischen Standpunkt aus in vielfacher Hinsicht der Standard eines reinen Amateurfilms deutlich überschritten wird, zum Beispiel fand ich die Szenen mit der Wahrsagerin und auch die Außenaufnahmen durchaus auf dem Niveau so mancher TV-Produktionen.
    Man hätte bei der Dialogregie noch ein bisschen eingreifen können, manchmal hat man als Zuschauer den Eindruck, dass die Akteure immer erst höflich warten, bis der Gegenüber fertig gesprochen hat, und dann ihren Satz aufzusagen, das ist etwas unorganisch und stört den Fluss, es wäre natürlicher, wenn die Leute sich auch mal unterbrechen, einhaken, schlagfertig reagieren und dem anderen in die Parade fahren (gerade bei einem so gewitzten, ironischen Drehbuch).
    Ein Beispiel auch: der angeheiterte Protagonist und der Kameramann singen ihren Spottvers über "Schlammschmatz", während der Firmenchef, der beide vorher noch angeschrien und rausgeworfen hat, daneben steht und grinst - das passt nicht, da hätte er sich verärgert abwenden müssen oder die beiden noch beim Singen am Ärmel fassen und hinausbugsieren müssen, zumal der Spottgesang ihn ja eigentlich nur noch mehr provozieren müsste.

    Aber das sind nur Details, alles in allem hast Du Dir nicht nur einen Kindheitstraum in eindrucksvoller Weise erfüllt, sondern hast eine großartige Leistung mit Deinem Team erbracht, mit der Du Dich ganz sicher nicht verstecken brauchst und die ein sehr gutes Fundament für Dein nächstes Projekt sind. Wenn ich in Wien wohnen würde, ich wäre auf jeden Fall dabei!


    herzliche Grüße

    Liebe Musikfreunde,


    ich darf mich wieder selbst empfehlen...nachdem mein erster Gedichtband im Treibgut Verlag 2021 erschienen ist, Holger war so freundlich, ihn sehr einfühlsam und kenntnisreich zu besprechen, und zwar hier:

    Aktive Pianisten unserer Tage - Olga Scheps - "Kraft und Seele"

    ist nun im Februar 2023 mein zweiter Gedichtband erschienen, den ich euch ans Herz legen möchte, mehr Informationen zum Buch, Leseprobe und Interview mit dem Autoren gibt es hier:

    https://www.athena-verlag.de/c…d=detail&titelnummer=1146

    Das Buch kann für 17, 90 bei mir mit Widmung erworben werden (Adresse über Alfred oder Homepage über Verlag), kann aber auch selbstverständlich in jeder Buchhandlung sowie allen Online-Shops bestellt werden, auch ganz bequem beim nächsten Musikeinkauf über unseren Werbepartner:

    Lieber Klaus,
    ich habe Deine Würdigung von Mozarts Klavierkonzert sehr gerne gelesen und finde sie äußerst zutreffend. Ebenso höre ich die Einspielung mit Bilson und Gardiner sehr gerne, finde jedoch auch, dass teilweise das Orchester Gefahr läuft, den vergleichsweise filigranen Klang des fortepianos zu überdecken. Dies liegt wohl bis zu einem gewissen Grad in der Natur der Sache, allerdings hätte man da bei einer Studioaufnahme doch noch eine etwas bessere Balance hinbekommen können. Dies ist jedoch nur ein Detail, insgesamt überzeugt mich die Aufnahme auch durch ihr beseeltes, schwungvolles Spiel und ihre ansonsten sehr gute Klangqualität.

    Sehr gelungen finde ich auch die Kadenz im dritten Satz, die von Malcolm Bilson selbst stammt, und die sich stimmig in das Konzert einfügt. Beim Werbepartner findet sich leider die 9 CD - Ausgabe nur noch als vergriffen, derzeit wäre, wenn man nicht auf andere Bezugsquellen ausweichen will, nur noch diese monumentale Box verfügbar:

    Ich würde für Spanien unbedingt Paco de Lucía ins Spiel bringen. Einerseits ist er der Inbegriff des spanischen Flamencogitarristen; andererseits hat er aber auch den Flamenco weiterentwickelt; er hat auch Klassisches auf der Gitarre gespielt, wie die Werke de Fallas oder Joaquín Rodrigos, in seinem ganz eigenen Stil; manche würden ihn in der Tat auch irgendwo im Jazz verorten (der ja hier nicht vorkommen soll), manchmal wird er auch unter Weltmusik eingeordnet; jedenfalls entzieht er sich bis zu einem gewissen Grad allen Klassifizierungen, und seine Musik berührt die Menschen universal, weit über Landes-, Kultur- und Genregrenzen hinaus.

    Aufregend diese relativ neue Erscheinung auf dem Plattenmarkt: ein Mitschnitt, der erst nach 40 Jahren aufgetaucht ist - die Fortsetzung von "Friday Night in San Francisco", bei dem er mit Al di Meola und John LcLaughlin ein fulminantes, bahnbrechendes Album eingespielt hat. Am darauffolgenden Samstag haben die drei am selben Ort konzertiert, und niemand ging davon aus, dass auch wieder mitgeschnitten wird. Jetzt ist die Einspielung jedoch wieder aufgefunden und publiziert worden - ein Meilenstein für jeden Musik- und Gitarrenfreund:

    Ich habe nochmals begonnen, die von Herbert Schaefer bzw. Greghauser dankenswerterweise zugänglich gemachten Aufnahmen zu hören.


    Ich habe meinen Streifzug mit der Szenenfolge aus TOSCA begonnen, Teile aus einem Mitschnitt aus dem Jahr 1976 aus Regensburg. Die Oper wurde auf Deutsch gesungen. Folgende Szenen bzw. Ausstücke sind in dem VIdeo enthalten:

    "Und koste es mein Leben!" (La vita mia costasse ti salveró...)


    Hier verspricht Cavaradossi, den aus der Gefängnishaft geflohenen Angelotti zu retten, notfalls unter Einsatz seines Lebens. Herbert trumpft hier mit einem sehr hellen, jugendlich klingenden Timbre auf (was m. E. sehr gut zur Rolle des Malers Cavaradossi passt). Herbert erinnert mich von seiner Stimmfarbe und der leuchtenden Tessitur her ein wenig an Giorgio Lamberti. Herbert geht hier volles Risiko, singt die sich machtvoll, trotzig aufschwingende Phrase mit sehr offener Tongebung, strahlender, sicherer Höhe, die dem dramatischen Geschehen in beeindruckender Weise Rechnung trägt. Hier schweigt auch das Orchester, so dass es keine Möglichkeit gibt, sich hier zu "verstecken"; die Passage wird jedoch sehr souverän und durchschlagskräftig gemeistert.

    "Floria? Geliebter!"

    Hier kann Herbert Schaefer zeigen, dass er auch über den lyrischen Schmelz verfügt, der für die zarten, schwärmerischen Momente notwendig ist. Auch im mezzoforte bzw. piano trägt die Stimme gut. Angenehm auch die klare Diktion, die gute Textverständlichkeit garantiert. Auch der darauf folgende Ausbruch gelingt wiederum sehr überzeugend, lediglich getrübt durch die Tatsache, dass Savino Hara (die ansonsten sehr schön singt) leider das Mikrofon etwas zum Übersteuern bringt (ansonsten ist die Klangqualität für so einen alten Live-Mitschnitt wirklich gut.)

    "Die schönen Hände"


    bieten dann wieder lyrische Momente von großer Schönheit, die sich in langen, melodischen Linien aufschwingen. Auch hier zeigt sich Cavaradossi abwechselnd als einfühlsamer Liebhaber mit behutsamer mezza voce, dann wieder als draufgängerischer Heißsporn mit metallischem Glanz.


    "Komm und erzähl ... Trionfal!"


    Auch hier werden die Stimmen von Floria Tosca und Mario Cavaradossi ganz unverstellt zur Wirkung gebracht, das Orchester trägt die beiden Protagonisten machtvoll empor, um dann abrupt zu verstummen, während die beiden a cappella weitersingen, erst heroisch-triumphierend im Aufschwung, danach sachte wieder sich abschwingend, bevor schließlich das Orchester behutsam wieder einsetzt und Glockengeläut die Szene abrundet.

    Übrigens in einem anderen Thread wurde über die Instrumentierung bei Puccini gesprochen, hier ist ein schönes Beispiel gegeben, denke ich, wie das tacet im Orchester bewusst eingesetzt wird, um die Stimmen hervorzuheben, und wie zart die Schleier sind, die Puccini dann am Ende des Duetts zur Untermalung hintupft. Es ist also nicht so, dass er nur den breiten, farbenreichen, dicken Orchesterklang anwendet, sondern seine Mittel sehr differenziert einsetzt.


    Bleibt festzuhalten, dass die gebotenen Ausschnitte sehr schön, mitreißendend und eindrucksvoll sind; bleibt lediglich zu bedauern, dass hier nur einen verzweifelt kurze Auswahl von wenigen Minuten vorliegt. Dank Herbert Schaefer und Savino Hara werden hier kostbare Momente geboten, und man fragt sich mit größtem Bedauern, wie wohl das "Wie sich die Bilder gleichen", "es blitzen die Sterne" und "ich lebte für die Kunst" geklungen haben mögen - ich jedenfalls hätte diesem Sängerensemble mit größtem Wohlgefallen und Interesse noch stundenlang zuhören können.

    Zu Carlo Maria Giulini schreibt Kai Uwe Diaz Philipp:


    Zitat

    Dabei war Giulinis Repertoirewahl stets eigentümlich selektiv. Geprägt durch eine strenge Ausbildung besaß eine Abneigung gegenüber Allem, was knallig-direkt, was auf irgendeine Weise unter Vulgaritätsverdacht stehen könnte. Darunter fiel für ihn beispielsweise der ganze Puccini, aber anfangs auch der frühe oder mittlere Verdi.


    https://www.klassikakzente.de/…on-und-leidenschaft-67119

    Lieber Herbert,

    ja, Du hast Recht, dazu werde ich mich noch äußern, habe noch gar nicht alles hören können, da ich mit meiner Frau ein paar Tage verreist war. Aber was ich gehört habe bisher, ist auch wirklich grandios! Auch Dir noch alles Gute im Neuen Jahr! Hier ist auch schon der Thread, den ich für Dich eingerichtet habe:

    d' Albert, Eugen: Der Golem

    EUGEN d'ALBERT: DER GOLEM

    Liebe Musikfreunde,

    Herbert Schaefer hat auf diese wenig bekannte Oper aufmerksam gemacht, immerhin hat er sogar selbst in mehreren Aufführungen mitgewirkt - und damit mein Interesse geweckt. Grund genug, diesen Thread einzurichten.

    Anders, als der Name EUGEN d' ALBERT (1864 - 1932) vermuten ließe, ist der Komponist nicht (nur) französischer Abstammung, sondern wurde tatsächlich in Glasgow geboren. Daher blickt er auf britische, französische und schweizerische Wurzeln zurück.
    Sein Vater Charles d' Albert, ebenfalls Komponist, war in Deutschland geboren worden als Kind englischer und französischer Eltern. Alles in allem eine bunte Mischung; dabei zählen sogar italienische Komponisten (Alberti) zu seinen Vorfahren. Wikipedia erläutert:


    Zitat

    "D’Albert besaß bis 1918 die britische Staatsbürgerschaft und nahm dann die schweizerische an. Zeitweise lebte er in Lugano. Er fühlte sich jedoch Deutschland verbunden, beherrschte die deutsche Sprache, vertonte ausschließlich deutsche Texte und bevorzugte die deutsche Form seines Vornamens."

    https://de.wikipedia.org/wiki/Eugen_d%E2%80%99Albert


    Der Komponist schrieb nicht weniger als 21 Opern, von denen "Tiefland" der mit Abstand größte Erfolg war, es gibt einen ausführlichen Thread dazu hier im Forum:

    "Tiefland" von d'Albert - ein deutscher Beitrag zum Verismo

    Der Golem wurde 1926 in Frankfurt uraufgeführt, auch hier verfügt wikipedia über einen eigenen Artikel, der recht ausführlich ist und auch die Handlung detailliert darstellt:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Golem_(Oper)


    Wer sich die Oper in Gänze zu Gemüte führen will, kann dies unter anderem auf youtube tun:



    Der Werbepartner hält auch die Gesamtaufnahme als Tonträger bereit:


    Was haltet ihr von dieser Oper? Habt ihr sie schon einmal gesehen oder gehört? Vergessenes Juwel oder zurecht selten gespielt?

    Aufgefallen ist mir, daß Welser Möst besonders bejubelt wurde - subjektiv gesehen mehr als erwartet.

    Ich war mit meiner Frau im Wagen unterwegs und wir haben es "nur" per Autoradio gehört; ich werde es mir baldigst nochmals in Gänze ansehen und anhören; jedenfalls waren wir beide sehr positiv angetan. Ich hatte meine Erwartungen eher niedrig gehalten, zumal bei den letzten beiden Konzerten, die Franz Welser-Möst dirigiert hat, öfters die Prädikate wie "langweilig", "farblos" und "uninspiriert" zu hören waren - hier fand ich jedoch, dass er seine Sache ganz ausgezeichnet gemacht hat; auch die Auswahl der Stücke hat mir sehr gut gefallen, da gab es viele Entdeckungen für mich zu machen.

    In diesem Zusammenhang stelle ich mir folgende Fragen:

    Geht man davon aus, dass der Künstler, bzw. das Regieteam keinerlei objektive Verpflichtungen hat "von außen", also keinerlei Prinzipien und Leitlinien, weder durch Komponisten und Librettisten, denen es zu folgen gilt, so stellen sich mir dennoch folgende Fragen:

    -auch, wenn der Regisseur in vollkommener, autonomer Freiheit arbeitet, wirkt er ja nicht im "luftleeren Raum" - inwiefern spielt da die eigene Biographie eine Rolle, die Rezeptionsgeschichte, die Wechselwirkungen im Austausch mit anderen? Welche Einflüsse lässt man gelten, und welche versucht man, auszuschließen? Geht das überhaupt, vollkommen frei und unvoreingenommen zu sein, wie ein leeres Blatt? Hindern die Erfahrungen und die Kenntnisse, die man hat, am Ende sogar manchmal, wenn es darum geht, neue Perspektiven zu entwickeln?


    -fängt man bei jedem Werk, das man inszeniert, quasi wieder "bei null" an, um es möglichst unvoreingenommen neu entdecken zu können? Ist das überhaupt möglich?

    -Hat man bei seiner Arbeit das Publikum im Blick, dem man das Werk vermitteln will, oder geht man ganz auf sich selbst und seine ureigenste, individuelle Empfindung zurück und bietet diese dann dem Publikum an, davon ausgehend, dass die eigene Lesart dann auch für andere relevant ist?

    -Welche Kompromisse und Zugeständnisse muss man eingehen, die ggf. die individuelle, freie Umsetzung des Werkes nach dem eigenen Verständnis erschweren?

    Notabene, dies sind tatsächliche Fragen und sollen kleinerlei Wertungen, Kritik oder Urteile beinhalten; mich würde ganz pragmatisch interessieren, wie man da als Regisseur vorgeht - wobei ich mir vorstellen könnte, dass es da wahrscheinlich auch keine allgemeingültigen Antworten gibt.

    Aus meiner Sicht läuft die ganze Diskussion vor allem auf folgende Frage hinaus:


    Muss man versuchen, ein Werk so aufzuführen, wie es dem Wunsch des Komponisten entspricht, oder darf man auch davon abweichen?


    Ich bin der Meinung: ja, man darf und kann davon abweichen - und Werner hat auch plausibel dargelegt, wann das gut und sogar notwendig ist, um das Stück überhaupt noch angemessen zeigen zu können.

    Das muss ja kein Automatismus sein! Sicherlich kann man auch in vielen Fällen ein tolles Ergebnis erreichen, wenn man sich genau nach den Vorgaben richtet; allerdings muss die künstlerische Freiheit meines Erachtens über allen anderen Erwägungen stehen.

    Auch ich finde viele moderne Aufführungen, die nur noch eine entkernte Fassung eines Stückes zeigen, missraten und beziehe keinerlei Gewinn daraus; allerdings muss man da den Einzelfall betrachten, und es gibt sicher auch viele avantgardistische Inszenierungen, die weitaus spannender sind als der Rückgriff auf Mottenkiste und Flügelhelm.

    Fazit: die VERPFLICHTUNG eines Künstlers, den Intentionen des Komponisten oder Librettisten zu folgen, sehe ich nicht, weder legal noch moralisch noch sonstwie; dies ist allenfalls eine SELBSTVERPFLICHTUNG, die er sich auferlegen kann.

    Ansonsten denke ich schon, dass in alle Richtungen gedacht und auch in alle Richtungen inszeniert werden soll, auch wenn man sich dann selbst, seinen Vorlieben gemäß, die ein- oder andere Aufführung auswählt.

    Was Werner schildert, dass man versucht, ihn am Arbeiten zu hindern, einzuschüchtern, zu beschimpfen etc. halte ich in einem demokratischen, pluralistischen Staat für ein absolutes Unding, das darf es nicht geben, das ist völlig unmöglich. Das Theater und auch das Musiktheater bedarf der Freiheit, um auch mal aufzurütteln, zu kritisieren, den Finger in die Wunde zu legen, das empfinde ich als eine wichtige Aufgabe.

    Denn ein Ansatz ist mit Sicherheit nicht legitim: der nämlich, der als als absolut richtig und einzig akzeptabler gesetzt wird, und der mit der Forderung verbunden ist, dass sich alle (Künstler und Rezipienten) an ihn zu halten haben, weil alles andere moralisch verwerflich ist.


    Da bin ich völlig deiner Meinung; die Freiheit der Kunst schließt für mich auch die Freiheit der Interpretation ein; dazu gehört für mich auch, dass ich sehr dafür bin, dass Regiearbeiten gezeigt werden, die meinem persönlichen Interpretationsansatz völlig zuwiderlaufen und die ich mir daher persönlich nicht ansehen würde; dennoch finde ich es gut und richtig, dass sie existieren, begleitet von solchen Diskussionen, wie sie hier in dieser Form geführt werden, das halte ich für erhellend und produktiv.

    Der Versuch, mit Beschimpfungen, Rechtsanwälten und Drohungen seine persönliche Auffassung durchzusetzen, halte ich für einen Mangel an Toleranz. Auch, wenn ich Gedichte verfasse und publiziere, nehme ich ja in Kauf, dass Menschen andere Gedanken beim Lesen habe als ich beim Schreiben, im Gegenteil, ich halte das sogar für bereichernd, wenn jemand etwas anderes darin sieht als das, was ich beim Verfassen im Sinn hatte; dies läuft dann meiner eigenen Interpretation nicht zuwider, sondern ergänzt und bereichert sie.

    Ich möchte gerne einen Vergleich in die Diskussion einbringen, der vielleicht hilft, und zwar wenn man an einen Jazzmusiker und Klassikinterpreten denkt (wohl wissend, dass es da auch Überschneidungen gibt).

    1. Der Jazzmusiker, wird ein vorhandenes Thema nehmen, und wird dann darüber improvisieren, es beliebig ausgestalten, verzieren, umkehren, durch alle Tonarten jagen, es langsamer, schneller, mit verändertem Rhythmus spielen - und kann dabei ein Ergebnis erzielen, das begeistert.

    2. Ein Klassikinterpret spielt eine Sonate: er gibt alle Töne wieder, die in seinen Noten stehen, bemüht sich, die Tampoangaben umzusetzen und all das einzubringen, was er über die Musik und ihre Entstehungsbedingungen weiß; er wird seine eigene Interpretation dort einbringen, versuchen, die eigene Akzente zu setzen, Nuancen zu verändern, Phrasierungen vorzunehmen, die ihm sinnvoll erscheinen - und doch wird jede Note spielen, die er in der Partitur hat. Auch das kann begeistern.

    3. Nächster Fall: ein Komponist hat ein Konzert vorgelegt, in dem es bewusst Raum gibt zum Improvisieren; dort werden also explizit Kadenzen verlangt. Man kann also das Konzert nur bis zu einem gewissen Punkt Note für Note nachspielen, man gelangt dann an eine Stelle, bei der man quasi, wie der Jazzmusiker, improvisieren muss; das wäre also eine Mischform aus 1 und 2. Ergebnis: ebenso begeisterungswürdig.

    Wie ist das jetzt beim Libretto? Ist dies eine Vorlage, die nur die Eckpfeiler vorgibt, innerhalb derer man aber frei improvisieren kann, wie im Fall 1 der Jazzmusiker?
    Oder ist es wie in Fall 2, dass das Libretto möglichst Buchstabe für Buchstabe umgesetzt werden muss, trotz aller subjektiven Spielräume?


    Oder ist es wie im Fall 3, dass es Teile des Librettos gibt, die nicht verändert werden dürfen, während andere Teile Leerstellen bieten, die man beliebig nach eigenem Empfinden auffüllen darf?


    Diese Frage kann man sicher nicht generell beantworten, und auch jeder Librettist und Komponist hat da ein anderes Selbstverständnis gehabt; in manchen Epochen war es gang und gäbe, Dinge zu verändern, zu vermischen, zu adaptieren, ohne dass man auch nur so etwas wie Urheberrecht kannte; dann gibt es aber auch den Komponisten oder Librettisten, der nicht ein Iota an dem geändert sehen möchte, was in Libretto und Partitur steht.

    Ich denke, in keinem der drei Fälle gibt es so etwas wie absolute Objektivität oder Werktreue, den subjektiven Interpretationsansatz kann man nie vollkommen ausblenden, und das ist auch gut so, sonst müsste man ein Werk nur einmal "mustergültig" aufzeichnen, und dann wäre jede andere Interpretation überflüssig.

    Das bedeutet also für mich, dass der Interpret, der Regisseur, alle Beteiligten an der Aufführung ihren Spielraum (ihren Spiel-Raum) immer wieder neu ausloten müssen, um zu sehen, ob er enger oder weiter gefasst wird. Eine Verpflichtung sehe ich da auch nicht, das ist ein Problem, das von vielen Faktoren abhängt, wie der Regisseur sich selbst sieht und wie er das Werk versteht. Wichtig dabei finde ich nur, dass man entsprechend kommuniziert, ob man eher "Jazz " oder "Klassik" in seiner Deutung zugrunde legt, oder eine Mischform, damit das Publikum entsprechend entscheiden kann, ob es das Resultat gerne sehen möchte oder nicht. Dabei ist es ja auch so, dass es meistens Einführungen durch das Regieteam, Vorabberichte, Rezensionen etc. gibt, so dass man eigentlich schon im Vorfeld Enttäuschungen vermeiden kann; so halte ich es zumindest. Wenn ich ein Buch kaufe, lese ich ja auch erst einmal den Klappentext, und wenn es mir wichtig ist, dass Aida in Ägypten spielt zur Pharaonenzeit und nicht in einem modernen Setting, kann ich das in aller Regel auch problemlos in Erfahrung bringen.

    Aber möglich und legitim sind alle Ansätze, und sie alle haben ihre Anhänger - das macht das Leben bunt und vielfältig, und das ist gut so.

    Lieber Herbert, lieber Greghauser,


    ganz großen Dank für Eure "Gemeinschaftsproduktion"! Toll, lieber Herbert, dass Du die Aufnahmen zur Verfügung gestellt hast, und diese Bravourarie ist wirklich ein großartiges Zeugnis, das ist mit Verve, Schmelz und Temperament gesungen, top!


    Wunderbar auch, lieber Greghauser, dass Du Deinen Kanal, der eine Fundgrube für Stimmen darstellt, um Herberts Aufnahmen bereicherst und somit auch für andere Musikfreunde zugänglich machst; ich freue mich sehr auf weitere Aufnahmen.

    Sehr sympathisch auch das Foto mit Herbert, das Du an den Anfang des Videos gestellt hast - prima, weiter so, die Herren! Ich warte freudig auf alles, was da noch kommt.