Beiträge von Don_Gaiferos

    Ich besitze eine Schallplatte, auf der er singt, mit dem Titel "Das waren noch Zeiten", Polydor Katalog Nr 2459018
    Er singt, wunderschön "Tausend rote Rosen blühen" aus dem Film "Ein Walzer für Dich".


    Der einführende Text, der auf der LP abgedruckt ist, informiert, ich zitiere:


    "Vom Baß zum Tenor - fast ein medizinisches Wunder.


    Eigentlich sollte der Engländer mit französischen Namen Louis Graveure Architekt wie sein Vater werden, doch in der Jugendzeit wurde man auf seine Stimme aufmerksam und ließ ihn bei den besten Lehrern Europas ausbilden.
    Schon als 25jähriger hatte Graveure einen guten Namen als Bassist, als er an Diphterie erkrankte und seine Stimme durch die Schwächung der Stimmbänder verlor. Louis Graveure versuchte, sich in Südafrika eine Existenz aufzubauen, kehrte bald nach London zurück, wo er sich als Polizeiboxlehrer durchschlug. Schließlich wanderte er nach Kanada aus - und die reine, trockene Luft des Landes zusammen mit einem arktischen Winter befreite seine Stimme von den Spuren der Krankheit und ließ schöner erklingen als zuvor.
    In New York sprang Graveure für einen erkrankten Kollegen ein - als Bariton!- und wurde über Nacht berühmt. Nach vielen Konzertreisen widmete er sich seiner Gesangsschule in Detroit und die ständige Beschäftigung mit Arien und Liedern für Tenöre, Altistinnen und Sopranistinnen ließ ihn schließlich zum Tenor werden.
    In der Zeit zwischen den Weltkriegen kam Louis Graveure nach Deutschland, wo er als Opernsänger erfolgreich debütierte. Lange Zeit hielt er sich abwechselnd in London und Berlin auf, bis er sich auf Tonfilme spezialisierte. In Filmen wie "Es gibt nur eine Liebe" "Ein Walzer für Dich" und "Ein Lied klagt an" wurde seine schöne Stimme unzähligen Musik- und Filmfreunden bekannt."


    In der Tat, eine schillernde Persönlichkeit, wie es scheint.


    Viele Grüße

    Für die Freunde der Musik gibt es dieses herrliche Gemälde, das in London hängt:


    Link zum Bild


    Das Bild stellt eine Musikstunde dar; die Bildkomposition ist auch hier wieder raffiniert und subtil, das Gesicht des Mädchens ist nur im Spiegel zu sehen; das lichtdurchflutete Musikzimmer zeichnet sich durch eine helle, freundliche Atmosphäre aus; das Tischtuch, der Stuhl und das scheinbar achtlos abgelegte Streichinstrument schaffen eine Art Barriere, die eine große räumliche Staffelung mit verblüffender Tiefenwirkung erzeugen; das goldene Instrument, der heimliche Hauptdarsteller des Gemäldes, befindet sich im Zentrum des Bildes, und funkelt und gleißt in allen Nuancen. Erstaunlich auch, dass dieses Instrument wohl im Stehen gespielt wurde.

    Ein gelungener Thread, der wichtige Fragen aufwirft, wie ich finde. Ich vermisse schmerzlich eine tolle CD oder DVD - Produktion von Offenbachs "Les Contes d' Hoffmann" unter Leitung von Marc Minkowski. Es gibt einen Radiomitschnitt aus Lausanne (der vermutlich wegen des extrem schwachen Tenors nicht veröffentlicht wurde, obwohl dies dem Vernehmen nach eigentlich vorgesehen war) und einen aus Paris, der musikalisch sehr schön ist, wobei die Oper allerdings nur eine konzertante Aufführung erfuhr.
    Des weiteren hoffe ich sehr, dass die Neueinspielung von de Fallas "Los amores de la Inés" auch noch auf CD oder DVD erscheint. Nachdem dieses Werk Jahrzehnte im Archiv geschlummert hat, wäre es schade, diese Pioniertat nicht im Rahmen einer offiziellen Veröffentlichung zu dokumentieren.

    Ich möchte mit einem Gedicht aufwarten, dass ich verfasst habe, so dass kein Problem bezüglich des Urheberrechts besteht.


    NACHT IM ADVENT


    die tiefen Glocken wummern und hämmern
    dröhnend stöhnen sie
    helle Glocken strotzen Töne
    und fallen sich ins Wort
    Frost friert meine Lippen blau
    schattiger Schnee bricht unter meinem Fuß
    Geläutfetzen wehen in der kalten Luft
    letztes Licht am Horizont
    schmaler Strahl schneidet durch die Fensterrahmen
    auf den gesprungenen Lippen wird der Atem zu Reif
    sie kräuseln sich zu einem Lächeln
    gleich bin ich da – und die Glocken lachen.

    Liebe Mme Cortese,


    danke für die aufschlussreichen Angaben.



    Ein Beispiel dafür, dass Maria Callas nicht nur fantastisch mit der Stimme agieren konnte, sondern auch auf der Bühne eine großartige Darstellerin war, zeigt m.E. der folgende Ausschnitt aus Verdis Don Carlo, aufgenommen bei einem Konzert in Hamburg.


    Dem kann ich nur zustimmen, zweifellos. Sie war sicherlich auch von ihrer Erscheinung her sehr telegen und charismatisch. Umso bedauerlicher, dass es nicht zu mehr Aufnahmen gekommen ist.


    Ähnlich bezwingend finde ich auch ihre Leistung in diesem Konzertausschnitt, in dem Maria Callas erahnen lässt, wie verführerisch und stolz ihre Carmen ist:


    https://www.youtube.com/watch?v=3rjOrOt6wFw

    Maria Callas konnte auch, und gar nicht so selten, ausgesprochen schön singen. Sie konnte eben alles in ihren besten Stunden.


    Lieber hami,


    diese Anmerkung nehme ich freudvoll entgegen und mache sie mir zu eigen. Zwar ist Schönheit immer subjektiv in der Ohrmuschel des Zuhörers liegend - wiewohl nachdem ich abermals Casta diva gehört habe - Du hast Recht, Du hast Recht, :thumbsup: ich bin überzeugt.


    herzliche Grüße

    Maria Callas sang in einer eigenen Liga; bis auf den heutigen Tag hat sie für mich unangefochten einen Ausnahmerang inne, den ich, notdürftig nach Worten und Bildern suchend, versuche, hier zu skizzieren: dabei geht es lediglich um meine höchst subjektiven Empfindungen, die ganz sicher äußerst anfechtbar sind und keinerlei Gültigkeitsanspruch allgemeiner Art besitzen.
    Maria Callas hatte vielleicht nicht die "Engelsstimme" einer Tebaldi, nicht diese "dolcezza", wie man sie anderen Sängerinnen attestierte.
    Aber sie hatte etwas viel wichtigeres: echte, authentische Persönlichkeit (und damit meine ich nicht das Image der Diva, das in allen möglichen Spielarten ausgefaltet wurde), sondern die des ungekünstelten und innigst empfindenden Menschen, kompromisslos und aufopferungsvoll, wenn es um künstlerische Wahrheit ging, die für sie zu einer existentiellen Angelegenheit auf Leben und Tod wurde.
    Sie hat, nach meinem Empfinden, mehr Seele in ihre Stimme gelegt als jede andere. Dadurch hat sie eine Expressivität gewonnen, die wahrhaftig ist, nein mehr noch, die WAHR ist.
    Dort, wo andere aufgehört haben, hat sie angefangen. Sie hat eine Originalität, eine Souveränität der Stimmbeherrschung erlangt, die auf dem Zenit völlig frei von allen Beschränkungen war. Selbst als die Stimme Spuren des, nein nicht lediglich des Alters, nicht lediglich der Abnutzung, sondern der geballten Lebenswucht an sich kaum mehr verleugnen konnte, fügte dies ihrer Palette nur noch mehr Farbschattierungen hinzu.
    Sie stieß in Dimensionen der künstlerischen Durchdringung ihrer Partien vor, die nur ganz wenigen, großartigen Künstlern vorbehalten ist. Sie musste nicht schön singen, nicht technisch perfekt, sie musste keinen Regeln und Konventionen folgen, sie musste nur ihre eigene, unverwechselbare Persönlichkeit in die Musik legen - was bei anderen nur mit viel Arbeit und Mühe möglich ist und dann oft aufgesetzt und effektheischend klingt - bei ihr war dies in den besten Momenten dermaßen stimmig und machtvoll, dass man darüber etwaige technische oder stimmliche Mängel gar nicht mehr als bedeutsam empfand.


    So ging bzw. geht es mir mit ihr. Mit den Jahren schneidet sich ihr Gesang immer tiefer und unauslöschlicher in mich ein, sie prägt mich, imprägniert mich mit ihrer Aura, mit ihrem unauslotbaren, undefinierbaren Klang, der vielleicht nicht direkt schön ist, dafür jedoch umso mitreißender, überwältigender, nuancenreicher, emotionsgeladener - man vergleiche einen seichten Teich voller Goldfische mit einem aufgepeitschten Ozean voller Haie, Korallen und Schwärme von Seefischen - so mutet mir die Callas im Vergleich zu den allermeisten ihrer Kolleginnen an.


    Liebe Maria Callas, ein Faszinosum, das immer wieder zutiefst verstört und beglückt... ihrer Fährte zu folgen, ohne ihr je wirklich auf die Spur zu kommen, ist eine herrliche Abenteuerreise zu den Wurzeln menschlicher Existenz und zur den verborgensten Quellen künstlerischer Inspiration. Eine nie endende Lebensaufgabe. Wie unermesslich tief kann Kunst in höchster Vollendung doch sein.


    Wie viel mehr als Klang war ihr Gesang.


    Danke, Maria Callas. Ich hoffe, bei all dem Glück, dass Sie auslösten, waren Sie selber auch letzten Endes - irgendwie glücklich?



    In liebevollem, hochachtungsvollen Gedenken



    Don Gaiferos

    Lieber Alfred,


    [align=justify]der Gedanken, neue Threads zu starten, um dem Bedürfnis Rechnung zu tragen, auch in modifizierter Personenkonstallation Standardwerke zu erörtern, ohne Hunderte von Threads durchforsten zu müssen, erscheint mir nach wie vor sehr gut.
    Der Grund, warum ich mich zu manchen Threads nicht äußere, ist, dass ich bei vielen Werken in der Tat keine Aufnahme habe, die jünger als 2000 wäre; und wenn, dann lausche ich diesen Neuaufnahmen eher im Radio.
    Das soll nicht heißen, dass bei mir nur Caruso und Furtwängler zu Ehren kommen, oder nur Stereoaufnahmen der 50er Jahre, aber ich habe z. B. viele Aufnahmen aus den 90ern, die dann durch das Raster fallen.
    Von daher möchte ich empfehlen, bei Threads, die wenig frequentiert sind, von der Grenzmarke 2000 auf 1990 herunterzugehen.


    viele Grüße


    Derzeit katapultiere ich mich mit Altbekanntem und ungehörten Neuentdeckungen in höchste Sphären der guten Laune. Der gute alte Johann Strauss ist mir nicht nur am Sylvestermorgen ein unentbehrlicher Begleiter, der unfehlbar meine Stimmung aufhellt. Eine sehr schöne Entdeckung auf CD 21: der mir bis dato unbekannte Cycloiden Walzer.
    Und immer wieder überrascht eine seltsam melancholische Passage, einen nachdenkliche Einleitung, ein auftrumpfender Marsch - bevor es dann wieder fröhlich weitergeht.
    Diese Box ist ein überreiches Füllhorn, ein buntes Kaleidoskop, das immer wieder Spaß macht.


    In diesem wundervollen, funkelnden Werk von Offenbach vereinen sich viele Komponenten: ein geistvolles, hintergründiges Libretto, das im Rückgriff auf die Antike die damaligen Zustände in Paris aufgreift, eine prachtvolle Musik, die nur so überschäumt, temperamentvoll und mitreißend ist, jedoch auch romantisch und verträumt: wie so oft bei Offenbach, werden alle Gefühlsebenen fröhlich durcheinander gewirbelt.
    Diesen bunten Cocktail versteht Marc Minkowski mit seinem glänzenden Orchester und seinen hervorragenden Sängern aufs Vortrefflichste zu servieren. Auch die Inszenierung ist ein einziges Feuerwerk grandioser, origineller Ideen, weshalb sich die Anschaffung der DVD und nicht nur der ebenfalls erhältlichen CD empfiehlt.


    Ein großartiges Spektakel, das immer wieder zu sehen sich lohnt und unfehlbar gute Laune verbreitet.

    Auch ich halte es für durchaus lohnend und verdienstvoll, sich auch mit den frühen Werken Mozarts auseinanderzusetzen. Derzeit lausche ich einer Einspielung des WDR - Symphonieorchesters unter Leitung von Ton Koopmann der 1. Symphonie Mozarts Es-dur KV 16, die unlängst im Rahmen einer Radioübertragung zu hören war.


    In der Tat zeigt sich hier schon Vieles, was für mich Mozarts Musikschaffen auszeichnet: das heitere, frische Aufblühen in den schnellen Passagen, die tiefinnerliche Nachdenklichkeit des Andante, die für ein Frühwerk staunenswert ist und hier von Ton Koopmann behutsam und einfühlsam zum Leuchten gebracht wird, ebenso wie das muntere Presto.


    Alles in allem eine sehr schöne Aufnahme, die großes Vergnügen bereitet und sicherlich deutlich macht, dass es auch die ersten Gehversuche Mozarts überaus lohnend und hörenswert sind.

    Ich bin auch sehr auf die Rollengestaltungen gespannt und hoffe sehr, dass eine entsprechende TV oder Radioübertragung geplant ist. In der Tat ist Anna Netrebkos Stimme zwar in den letzten Jahren etwas dramatischer geworden, jedoch tut dies ihrer Stimmschönheit und ihrem wundervollen Timbre bis dato keinen Abbruch. Allerdings ist sie durch diesen Entwicklungsprozess in der Tat nicht mehr ganz so agil, was nicht unbedingt negativ ist, sondern in der Natur der Sache liegt und eine sorgfältige Rollenwahl erforderlich macht. Inwiefern sie der Leonora gerecht wird - man darf gespannt sein.


    Alfredo Perl


    Ich möchte eine Einschätzung dieser Einspielung vornehmen, auch wenn sie bereits von William überaus kenntnisreich und treffend besprochen worden ist. Jedoch denke ich, dass es nicht schadet, noch einmal auf diese in meinen Augen überaus gelungene, hörenswerte Einspielung hinzuweisen.
    Ich habe auch die Sonate mit der Partitur in der Hand verfolgt, was ich sonst eher selten tue, um dem Geschehen besser folgen und mich dezidierter äußern zu können.


    Bereits im ersten Satz legt Alfredo Perl ein gehöriges Tempo für das allegro con brio vor, wobei unter seinen Händen diese rasanten Läufe dermaßen brilliant, mühelos und geschmeidig klingen, dass es eine wahre Freude ist. Fein ziseliert und konturscharf, dennoch immer fließend und große Bögen spannend, kontrastiert die Melodie mit den wummernden und hämmernden Bassfiguren, die immer wieder eingeworfen werden. Wie er trotz aller Virtuosität immer einen ungeheuer schönen, sanglichen Klang erzeugt, ist dabei einfach superb.


    Auch die sich anschließenden langsamen Passagen des dolce e molto legato werden unendlich sachte und behutsam zum Leben erweckt, Alfredo Perl liebkost jede Melodie, die er zu sanfter Blüte erweckt und zahllose kostbare Momente aneinanderreiht.


    Auch in den nachfolgenden, lebhafteren Teilen verliert Alfredo Perl nichts von seinem Schwung und seiner Spielfreude, seiner feinen Dosierung kraftvoller und verhaltener Momente.


    Alles in allem auch eine klangtechnisch hervorragende, sehr beglückende Aufnahme.

    Ich würde ebenfalls -Johannes hat ihn bereits genannt in seiner Liste- den Freischütz von Carl Maria von Weber wählen. Die Handlung ist spannend, die Musik überaus romantisch und farbenreich, die Sprachbarriere entfällt, da auf Deutsch gesungen wird.
    Nachdem ich mit 16 Jahren den Freischütz mit phantastischen Sänger in einer wunderschönen Inszenierung gesehen habe, bin ich für die Oper unrettbar verloren...


    viele Grüße

    Ein kurzer Zwischenruf sei mir erlaubt: große Kunstwerke sind für mich nicht "ausgelutscht" - egal wie oft sie eingespielt, gehört und kommentiert werden. Wenn man als Hörer eines Werkes überdrüssig wird, weil man es zu oft hört, ist die eine Sache - aber deswegen Werke despektierlich als "abgelutscht" abzutun, nur weil sie beliebt sind und oft gehört und gespielt werden, empfinde ich als sprachlich eher wenig erfreulich. Eine Beethovensonate so salopp und flapsig als abgelutscht zu bezeichnen - tut mir leid, wenn ich da mimosenhaft bin, aber da krampft sich in mir bei dieser Formulierung innerlich etwas zusammen.
    Von daher begrüße ich jede neue Einspielung und freue mich auch über jedweden Kommentar dazu in diesem Thread. Insbesondere möchte ich William an dieser Stelle ganz besonders Dank und Anerkennung zollen für seinen Fleiß. Seine ausführlichen Betrachtungen sind für mich eine wahre Fundgrube und Bereicherung, ich lese sie mit großem Gewinn.

    Lieber Wolfgang,


    da hast Du in der Tat einige tolle Einspielungen aufgelegt. Wie hörst Du Deine Schellack-Aufnahmen, original, mit Grammophon? Mit dem Schallplattenspieler? Oder aber als CD - Überspielungen?


    Was hältst Du von Giovanni Inghilleri? Ich muss gestehen, dieser Name ist mir kaum bekannt und wenig vertraut.


    viele Grüße


    :hello:

    Lieber Chrissy,


    das ist ein tolles Angebot von Dir, vielen herzlichen Dank schonmal. Die Traviata würde mich sehr interessieren, zumal auch Franco Bonisolli so viel mehr konnte, als nur stentorhafte hohe Cs hinauszuschleudern. Da ich ja mittlerweile auch in der Gottlob-Frick-Gesellschaft Mitglied bin, können vielleicht Operus oder Siegfried den notwendigen Kontakt herstellen. Ich würde mich dann auch gerne mit ein paar seltenen Live-Aufnahmen revanchieren, für den Fall, dass Du sie noch nicht hast.
    Jedenfalls freue ich mich sehr, dass die Würdigung von Mirella Frenis Karriere auch hier bei Tamino entsprechenden Widerhall gefunden hat, ich denke, die Wetschätzung für diese herausragende Sängerin ist sehr berechtigt.


    viele Grüße
    :hello:

    Lieber Chrissy,


    ich bedanke mich sehr von Herzen für diesen wundervollen Filmausschnitt, den ich in der Tat noch nicht kannte. Leider, wie so oft, ist der ganze Film als DVD nicht erhältlich - ich hätte ihn weiß Gott sofort bestellt. Wann wird endlich einmal ein TV Kanal so schlau sein, diese Schätze zu bergen, anstatt zu warten, bis auch der letzte Fernsehzuschauer zu youtube abgewandert ist!?!
    In der Tat kommen hier die oben erwähnten Eigenschaften von Mirella Freni aufs Beste zum Tragen. Die Fokussierung auf ihre immens ausdrucksstarken Augen, nebst ihrem sinnlichen, zutiefst berührenden, zarten Gesang verleihen diesem Dokument eine unerhörte Wirkmächtigkeit. Umso größer ist das Bedauern, nicht über den ganzen Film zu verfügen. Sei's drum, mit herzlichsten Grüßen rufe auch ich - viva la Freni! Hut ab, Chapeau!



    Lieber Gregor,


    Deiner Einschätzung, was Mirella Frenis Mimi angeht, stimme ich auch in vollem Umfange zu. Sie wirkt unglaublich innig und verwundbar in dieser Rolle, sie berührt mich da ebenfalls sehr. Die von Dir genannte DVD ist ein Kleinod.
    Besten Dank für die CD Empfehlung, dieser Anregung werde ich gerne nachgehen.


    viele Grüße

    Da kann ich Chrissy nur beipflichten, solche Erlebnisse sind Sternstunden. Schade, dass ich hier in der "Provinz" nur selten zu solchen Gelegenheiten komme und dafür schon weit reisen müsste.
    Jedoch finde ich, dass diese von Gregor so anschaulich geschilderte (nochmals danke!) Freundlichkeit, Herzlichkeit und Wärme auch in sehr hohem Maße ihre Stimme und ihre Art zu singen durchdrungen hat und dass ihr vokales Können daher den Zuhörer so sehr berührt.
    Jedenfalls werde ich ihr Tonträger, auch wenn sie unsigniert sind, mit größter Freude und Hingabe hören und in Ehren halten.

    Auch ich danke herzlich für Gregors Bericht und freue mich auf weitere Informationen. Ich mag Mirella Freni ebenfalls ganz besonders, halte sie für herausragend in den Rollen der Mimí, der Desdemona und der Madame Butterfly. Zudem möchte ich den schönen, ausführlichen Bericht noch mit zwei wunderschönen, bewegenden Fotos bereichern, die Don Plácido persönlich online gestellt hat:


    [timg]https://fbcdn-sphotos-h-a.akam…0457411_n.jpg;n;300;430;*[/timg][timg]https://fbcdn-sphotos-b-a.akam…9849482_n.jpg;n;480;360;*[/timg]


    herzliche Grüße

    Manuel de Falla - Los amores de la Inés


    Es gibt spektakuläre Neuigkeiten von Manuel de Falla:


    derzeit läuft in Madrid im Teatro de la zarzuela "Los amores de la Inés", die einzige Zarzuela aus der Feder von Don Manuel, die jemals aufgeführt wurde (de Falla hatte ein halbes Dutzend vertont). Das kurze Werk (mit Dialogen etwas mehr als eine Stunde) wird zusammen mit Bretóns 'La Verbena de la Paloma' aufgeführt. Seit 1902 schlummerte diese Partitur de Fallas in den Archiven (wenn man von einer Aufführung einer Theatergruppe aus Albacete 2006 absieht, die das Werk mit Klavierbegleitung zur Aufführung brachte in kleinem Rahmen).
    Immerhin erzielte diese Zarzuela damals einen Achtungserfolg, wurde 20 mal gespielt, allerdings waren die Rahmenbedingungen fürchterlich, das Orchester war mies, den Kontrabassisten musste man regelmäßig in irgendeiner anderen Kneipe suchen, es gab keine Oboe, lediglich eine einzige Bratsche. Somit wollte de Falla später dieses frühe Werk, dessen er sich schämte, ganz aus seiner Biographie streichen - was jedoch nicht heißt, dass sein Werk schlecht wäre - nur war ja de Falla ein notorischer Perfektionist und fanatisch selbstkritisch, und neben seiner persönlichen Weiterentwicklung trug auch die verheerend schlechte Aufführung und Orchesterleistung dazu bei, dass er sich enttäuscht abwandte und das Werk als “absolutamente despreciable”, also als "absolut verabscheuungswürdig" verwarf.
    Es scheint jedoch so, dass de Falla zu einem späteren Zeitpunkt das Werk wieder aufgreifen wollte, sich jedoch ganz und gar in eine dermaßen unterschiedliche Richtung bewegte, dass er sich ganz von der Zarzuela abwandte, um den Aufbruch in Richtung der Moderne zu wagen - die Teile seines grandiosen letzten Werkes Atlántida, die er vollenden konnte, legen ein beredtes Zeugnis davon ab, wie kühn und richtungsweisend seine Musik am Ende war, wie sehr er sich weiterentwickelt hatte, um jedes nationalistische Lokalkolorit, jedes impressionistische Parfüm hinter sich zu lassen.
    Nun ist es also mit dem Archivo Manuel de Falla in Granada gelungen, eine neue Fassung von Fallas frühem Werk "Los Amores de la Inés" zu erstellen. Die Zarzuela ist sehr kurz und enthält neben einem Vorspiel fünf weitere Musiknummern. Man hat dabei den gelungenen Kniff eingesetzt, einige Dialoge des schmalen Werks mit Musik aus de Falla früher Schaffensperiode zu unterlegen, wie z. B. «Cortejo de gnomos», «Mazurca» für Klavier, «Olas gigantes» für Sopran und Klavier, «Nocturno» für die Oboe oder «Melodía» für Violoncello.


    Die mediokre Handlung, die in Madrid spielt, ist schnell erzählt. wie auch bei La Vida breve ist hier Eifersucht ein großes Thema:


    Akt I


    Erstes Bild. In der Schenke von Sr. Lucas trifft Felipa ein, eine temperamentvolle Frau, die ganz außer sich ist, weil sie beim Stierkampf gerade ihren ehemaligen Verehrer, Fatigas, mit Inés gesehen hat. Fatigas ist ständig in Geldnöten, so dass er sich, als er wieder einmal mittellos war, bei Felipa einquartiert hatte; jetzt, da er geerbt hat und zu Wohlstand gekommen ist, möchte er Inés heiraten.
    In der nächsten Szene betreten Araña, Rata Sabia und Pesqui die Schenke, drei Originale aus dem Vorstadtmilieu, die sich in mannigfaltigen Stierkampfmetaphern ausdrücken und für etwas Heiterkeit in diesem Werk sorgen. Danach erscheint Inés und singt, vom Chor begleitet, einige Seguidillas, in denen es ebenfalls - um Stierkampf geht. Sie bezieht sich in einer Erzählung, die teils gesprochen wird, auf die Auseinandersetzung zwischen ihr und Felipa. Moreno betritt die Szene und teilt mit, dass Juan begnadigt worden ist - selbiger hatte sich dereinst für Inés erwärmt und ihr den Hof gemacht, dabei hatte er jemanden getötet, der seine Inés beleidigt hatte - dafür war er angeklagt worden. In der sechsten Szene stellt sich Juan selber vor, in der siebten Szene stimmt er einige carceleras an - Lieder, die seine Gefängniszeit thematisieren. Felipa sorgt dafür, dass Inés erneut in der Schenke auftaucht, wo sie auf Juan tritt, es kommt zu einer Diskussion, beide singen ein Duett. Danach vereinbaren Felipa y Juan, dass sie vorgeben, ein Verhältnis miteinander zu haben, um ihre ehemaligen Liebhaber, für die ihr Herz eigentlich immer noch schlägt, jeweils zurückzugewinnen.


    Zweites Bild. Sr. Lucas hat alle eingeladen anlässlich der Eröffnung seines neuen Restaurants und stimmt eine Copla an. Felipas und Juans Plan geht auf, Felipa und Fatigas sind am Ende wieder zusammen, genau wie Ines und Juan ebenfalls wieder vereint sind.


    Von diesem höchst seltenen Werk gibt es einen Radiomitschnitt des spanischen Rundfunks, über den ich, überglücklich, mittlerweile verfüge. Auch eine Fernsehaufzeichnung wurde gemacht, die ich jedoch leider noch nicht gesehen habe. Es singen:


    Inés - Susana Cordón, Pepa Gracia, Montse Peidro, Enrique Ferrer, Santos Ariño, Juan Carlos Martín, Israel Frías, Xavi Montesinos, Ángel Pardo, Joaquín Mancera y Marcos Marcell.
    José Carlos Plaza führte Regie; es spielen das Orquesta de la Comunidad de Madrid, Coro del Teatro de La Zarzuela, dirigiert von Cristóbal Soler.


    Natürlich darf man hier kein Meisterwerk vom gleichen Kaliber erwarten, wie sie de Falla später abgeliefert hat - hier geht es natürlich um ein Jugendwerk des 25jährigen Komponisten, das sich noch in vielerlei Hinsicht in den überlieferten Konventionen der Zarzuela bewegt - es gibt jedoch immer wieder viele schöne, originelle Momente, in denen durchaus schon etwas von de Fallas künftiger Meisterschaft aufblitzt - mehr als einmal fühlt man sich ein paar Takte lang in die Welt von 'La vida breve' versetzt, erfreut man sich an den wunderschönen melodischen Wendungen, der stellenweise exquisiten Behandlung des Orchesters, an der Atmosphäre. Für jeden Freund von de Fallas Werk, der Interesse für die Entwicklung dieses Komponisten hat, stellt diese Aufnahme eine ganz großartige Trouvaille dar - welch ein Glück, dem eher zahlenmäßig überschaubaren Werk ein weiteres nach über hundert Jahren hinzufügen zu dürfen!