Beiträge von Don_Gaiferos

    Lieber Gerhard,


    Dein Posting hat mich immens erfreut - und ebenso spiele ich den Ball zurück und danke Dir ebenso, habe ich doch angeregt durch Dich dieselbe Aufnahme aufgelegt. diese Aufnahme war die erste des Werkes, die ich auf CD besessen habe - und ich muss sagen, ich höre sie auch wieder mit großer Freude.
    Margit Weber wählt einen, klaren, strukturierten, deutlich artikulierten Zugriff. Das Orchester wird von Rafael Kubelik straff und schnörkellos geführt. Manche Aufnahmen mögen im ein- oder anderen Detail vielleicht noch ausgefeilter oder detaillierter sein, jedoch ist hier eine frische, beherzt zupackende, atmosphärisch sehr dichte Aufnahme gelungen, die trotz ihres Alters mit einem sehr schönen Klangbild aufwarten kann. Gerade die grandiosen Steigerungen gegen Ende des 1. Satzes sind beeindruckend.
    Alles, was Gerhard über die mediterran-andalusische Atmosphäre gesagt hat, kann ich nur unterstreichen, und gerade in diesen schönen, glücklicherweise noch warmen Tagen kann man diese Musik sehr genießen.
    Die Aufnahme, die wir beide gehört haben, ist diese:


    Lieber Herbert, lieber Wolfgang,


    da kann ich Euch nur beipflichten, da habt ihr sicherlich zwei herausragende Interpretationen gewählt. Ich möchte noch eine weitere Aufnahme ergänzen. Da ich nach der Suche war nach einer neuen Einspielung, die die klanglichen Möglichkeiten bestmöglich ausschöpft, stieß ich auf folgende Blu ray (man kann die Aufnahme auch als DVD erwerben):



    Joaquín Achúcarro, ein Grand Seigneur des Klavierspiels, ist völlig entrückt, er spielt mit Temperament und Souveränität. Er hat die Musik vollkommen verinnerlicht, allerdings spielt er sie nicht routiniert herunter, sondern geht mit jeder Faser mit. Er schaut kaum auf das Klavier, sondern v.a. auf Simon Rattle, der die Partitur gekonnt ausschöpft. Die Klangkultur der Berliner Philharmoniker ist stupend, die Interpretation ist erstrangig, die tolle Tontechnik tut ihr übriges. Eine ganz hervorragende Aufnahme, die ergänzt wird durch ein ebenfalls wunderschönes Solokonzert desselben Pianisten in Madrid, das mit Werken von de Falla und seinen Zeitgenossen aufwartet.

    Liebe Taminos,


    nachdem bereits in mehreren verstreuten Threads die ein- oder andere Aufnahme erwähnt worden ist, möchte ich hier einige Informationen zu diesem Werk geben und Euch herzlich dazu einladen, Eure Eindrücke bzw. Hinweise zu bedeutsamen Aufnahmen beizusteuern.


    Manuel de Falla legt mit den Noches de los Jardines de España, so der Originaltitel, ein impressionistisch gefärbtes, dennoch sehr eigenständiges und auch spanisch gefärbtes Werk vor. Es werden verschiedene Gärten präsentiert, am eindrucksvollsten wohl der Generalife, eine ausgedehnte Gartenanlage mit einer Vielzahl von Pflanzen, Blumen, Wasserspielen und Fontänen, die zu der weltberühmten maurischen Burg "La Alhambra" in Granada gehört, lange Zeit de Fallas Wohnort, bevor er nach Argentinien ins Exil ging. (Er wohnte im Albaicín, einem an einem Steilhang gelegenen, berühmten Zigeunerviertel mit Blick auf die gegenüber liegende Alhambra).


    Das Werk wurde 1915 beendet und war ursprünglich als eine Reihe von Nocturnes für Klavier geplant; erst auf Anregung von Albéniz und dem Pianisten Ricardo Viñes, dem das Werk auch gewidmet ist, begann Falla, die Partitur als "impresiones sinfónicas", als symphonische Impressionen für Orchester anzulegen.


    Die Uraufführung erfolgte am 9. April 1916 in Madrid im Teatro Real mit dem Orquesta Sinfónica de Madrid dirigiert von Enrique Fernández Arbós; José Cubiles übernahm den Klavierpart.


    Manuel de Falla verbindet hier impressionistische Einflüsse, wie er sie durch Debussy, Ravel und Dukas in Paris kennengelernt hatte, mit spanischen Elementen. Der Klavierpart verschmilzt über weite Strecken in beeindruckender Weise mit dem ungemein nuancen- und farbenreichen Orchester; de Falla zieht alle Register, vom unhörbaren, nächtlichen Raunen, vom leisen Summen und Flüstern bis hin zum gewaltigen Aufbrausen wird hier eine bunte Palette von Stimmungen entfaltet.



    Soviel als allgemeine Information - verschiedene Einspielungen werden folgen.

    In diesem Zusammenhang sicher auch interessant der Zusammenhang von Musik und dem filmischen Schaffen des Regisseurs, kenntnisreich beleuchtet in der NZZ, aus der ich zitiere:


    "Der spanische Regisseur Luis Buñuel (1900–83), Vater des filmischen Surrealismus, hat in seinen Werken mit dem Einsatz der verschiedensten Musikstile gespielt – von Wagners «Liebestod» über Flamenco bis zu Pop-Musik. Durch das Zusammentreffen von Gegensätzen hat er eindrückliche Verfremdungseffekte erzielt."


    Der ganze Artikel findet sich


    hier

    Lieber Harald,


    schön, dass Du an diesen großen Regisseur erinnerst. Vor allem seine Filme "Belle de jour" und "Tristana", in denen Catherine Deneuve zu sehen ist, erscheinen mir sehr wertvoll (Tristana basiert auf einem Roman des Schriftstellers Benito Pérez Galdós).



    Genial auch der Film "Dieses obskure Objekt der Begierde", in dem nahezu quälend dargestellt wird, wie eine junge Frau ein grausames, obsessives Spiel treibt mit ihrem älteren Liebhaber:




    Auch "El perro andaluz" ist äußerst sehenswert, dieser kurze Film wurde in Zusammenarbeit mit Salvador Dalí gedreht; Federico García Lorca (zeitweilig unglücklich in Dalí verliebt, der ja seinerseits heterosexuell war) betrachtete diesen Film als Schmähung und war sicher, dass er mit dem "andalusischen Hund" gemeint war (was der Regisseur allerdings bestritt).
    Von daher ein rein zeitgeschichtlich sehr interessanter Film, der auch sehr gut gemacht ist und jeden begeistern dürfte, der Dalís Bilder mag und sich mit dem Konzept des Surrealismus näher auseinandersetzen möchte.

    Was ich auf jeden Fall wichtig fände, wären zumindest in den jeweiligen (Neu-)Start-Beiträgen entsprechende Verweise auf den/die alten Threads.


    Diesen Vorschlag von Michael befürworte ich ebenfalls. Damit erscheint mir der Brückenschlag zwischen bereits zusammengetragenem Wissen und aktueller Fortführung mit anderer Personenrunde elegant gelöst.

    Diese Fragen, die hier aufgeworfen werden, sind sehr interessant. Auf der einen Seite ist es sicherlich notwendig für ein Label, gerade wenn es sehr alt ist, neue Wege zu beschreiten und sich immer wieder neu zu erfinden. Auf der anderen Seite ist es allerdings problematisch, sich von gut eingeführten Symbolen zu trennen, die man mit der Marke assoziiert. Coca Cola wäre undenkbar ohne den weißen, geschwungenen Schriftzug auf rotem Grund, oder ein Mercedes ohne den Stern (auch wenn man diese Symbole bisweilen modifiziert, sind sie als solche noch erkennbar).
    Auch der Name EMI oder der Hund Nipper sind einerseits vielen Klassikkäufern bekannt und würden m. E. auch Neueinsteiger nicht wirklich abschrecken. Da ist dann doch eher entscheidend, wie der Rest des Covers aussieht. Deswegen hätte ich eher die vertrauten Symbole und Namen beibehalten und evtl. graphisch etwas aufgefrischt, anstatt sie ganz zu entsorgen.

    Das wäre also librettogerecht: Und wollen wir es so wirklich noch sehen? Das doch sicher nicht.


    Lieber Rheingold,


    äh, doch, ich schon, ich schon! Zumal dies ja nur ein Teil des Bühnenbildes ist, wie man dann die Personen führt, die Handlung aufbaut etc. steht ja dann ganz auf einem eigenen Blatt, und ich denke, dass man auch in einer solchen Kulisse eine spannende Inszenierung entwickeln kann.


    Um auf Casimirs (völlig berechtigte) Frage nach den Termini "modern" und "traditionell" einzugehen: ich würde dies, ganz unwissenschaftlich und hemdsärmlig, so definieren:


    traditionell: die Oper spielt in der Zeit, die durch das Libretto angelegt wird, und auch an demselben Ort. Alle anderen Vorgaben des Librettos werden so weit wie möglich berücksichtigt. Alles, was der Regisseur an Interpretation, Ausdeutung, Ausgestaltung hinzufügt, bewegt sich innerhalb des sozio-kulturellen Rahmens, den das Libretto umreißt. (Was also auch bedeutet, dass eine "traditionelle" Aufführung auch im Jahre 2013 auf die Bühne gebracht werden kann):


    modern: die Handlung wird in einen anderen Zeitraum und an einen anderen Ort transferiert, es werden Bezüge gesucht, die mit der aktuellen Gegenwart zu tun haben oder außerhalb des ursprünglichen Zeitgefüges liegen. Auch wird die Handlung teilweise stark abgewandelt. In diesem Sinne kann dann auch eine Inszenierung aus dem Jahre 1980 "modern" sein.

    Lieber Casimir,


    vielen Dank für Deine Antwort. Ich gebe Dir durchaus in einigen Deiner bedenkenswerten Ausführungen Recht, z. B. dass es sich in der Tat auch bei Operninszenierungen um "Originale" handelt, was per se ja auch legitim ist, nur denke ich, wie bereits erwähnt, dass man fairerweise, wenn es sich um eine sehr stark persönlich gefärbte Neuinterpretation handelt, das Ganze auch anders betiteln müsste.


    Spannend fände ich zum Beispiel, wenn man in einer Spielzeit zweimal dieselbe Oper präsentieren würde, einmal "traditionell" und einmal "modern" - aber das wird wohl undurchführbar sein.


    Völlig zurecht weist Du auch auf die Bedeutung des handwerklichen Könnens hin, und da denke ich auch, dass dies eine wichtige Grundvoraussetzung ist. Dazu gehört für mich allerdings auch, dass ich die Musik ernst nehme, dass ich auch den Text ernst nehme, und nicht eine parallele Handlung erzähle, die sich mit dem Text beißt und die von der Musik völlig zusammenhanglos untermalt wird.


    wie dem auch sei, die Geschmäcker sind verschieden, und ich denke, es wäre viel gewonnen, wenn es für BEIDE Lager Inszenierungen gäbe - allerdings habe ich den Eindruck, dass dies z.B. in Bayreuth und an anderen großen Spielstätten leider nicht mehr der Fall ist; es wird unausgewogen, nur in moderne und modernistische Richtung hin inszeniert, handwerklich oft stümperhaft, und dem Freund "traditioneller" Inszenierungen bleibt oft nur die Flucht in die Provinz oder ins Ausland, was ich sehr schade finde.


    Was jedoch zumindest bleibt, sind Gespräche und Diskussionen wie diese, und diesen Dialog sehe ich in der Tat als äußerst fruchtbar an, auch wenn jeder divergierende Meinungen hegt.


    herzlichst :hello:

    Liebe Taminos,


    (ich vermeide die Anrede "Lieber Casimir", mein letzter Beitrag, in dem ich ihn so angesprochen habe, blieb unbeantwortet, sowie auch mein danach verfasster Beitrag keinerlei Reaktion des Forenusers Casimir zeitigte - warum er hier lautstark Diskussion befürwortet, aber es offensichtlich unter seiner Würde befindet, sich dazu herabzulassen, auf meine Beiträge einzugehen, entzieht sich meiner Kenntnis)


    Ich kann gut verstehen, dass man einerseits Dinge erst einmal in der Gänze erfassen möchte, bevor man urteilt.
    Wenn man jedoch merkt, dass die Grundvoraussetzungen schon falsch sind - je nachdem, welchen Standpunkt man vertritt - ist auch diese Forderung zu hinterfragen.
    Wenn ich merke, dass bereits das Fundament eines Hauses instabil ist, sollte ich dann wirklich das Haus fertigbauen? Oder wäre es dann nicht klüger, erst das besagte Fundament zu sanieren?
    Oder ein anderes Bild: wenn ich nach Hamburg will, dann aber bemerke, dass ich versehentlich die Autobahn Richtung München genommen habe - muss ich dann wirklich bis München fahren?
    Will sagen, natürlich sollte man geistig offen sein und sich auch auf Dinge einlassen - wenn allerdings die Prämisse schon nicht stimmt, und ich eben gewisse Dinge erwarte, von denen ich frühzeitig merke, dass sie gar nicht mehr erfüllt werden KÖNNEN - muss ich dann den Teller mit der versalzenen Suppe ganz auslöffeln, ehe ich urteilen darf?


    Natürlich darf man gerne die Frage aufwerfen, ob nicht auch Bearbeitungen, Verfremdungen etc. notwendig sind, ihre Berechtigungen haben, den Horizont weiten können - sicher ist dies so, und ich habe mich auch schon oft genug mit modernen Inszenierungen auseinandergesetzt, nicht zuletzt deswegen, dass ich als Sänger bei selbigen MITGEWIRKT habe - das nur mal so am Rande.


    Nichtsdestoweniger bin ich für mich zum Schluss gekommen - wie oben bereits ausgeführt - dass ich erst einmal sehen möchte, was das Werk beinhaltet, so wie es konzipiert war.


    Marcel Duchamp hat die Mona Lisa mit Schnurrbart gemalt - diese Bearbeitung stellt sicherlich auch ein eigenständiges Kunstwerk dar - aber er gibt dies nicht als echten Da Vinci aus, sondern ich weiß, wo ich dran bin, dass dies nämlich eine Bearbeitung ist.


    Und wenn ich denn zwischen beiden wählen müsste, würde ich immer - da Vincis Mona Lisa wählen. Reine Geschmacksfrage. Nur soll mir keiner kommen und sagen, dass die Mona Lisa mit Bart die echte Mona Lisa sei, und dass sie nur so vorm musealen Staub gerettet werden könne - das hat da Vincis Bild gar nicht nötig.


    Und so ist das auch mit der Oper - lasst sie so aufführen wie es im Libretto steht, da ist wahrlich Stoff genug darin, der zeitlos ist und keine krampfhafte Modernisierung braucht.


    Genauso fordere ich im gleichen Atemzug, dass unsere heutigen Komponisten Opern schreiben sollen über unsere heutige Welt - die darf so modern, futuristisch und abgehoben sein, wie sie will, die schaue ich mir dann auch gerne an.


    Aber lasst Wagner Wagner sein und Verdi Verdi - und wenn Mark Anthony Turnage eine (für mich sehr gelungene) Oper über Anna Nicole Smith schreibt und John Adams über "Nixon in China", dann sollten die auch im 20 Jh spielen und nicht im Frühbarock...

    Jede Verlegung von der im Libretto vorgegebenenen Zeit und Ort, vor allem aber jede Veränderung der Handlung sind für mich nicht mehr das echte Werk des Libretttisten und Komponisten, sondern - ähnlich wie ein von einem Dilettanten überschmiertes Gemälde eines früheren Künstlers - ein vergehen am Werk. Die Kunst des Regisseurs besteht für mich darin, dass er die Originalhandlung in eine Kulisse spielen lässt, die in uns die Illusion von im Libretto vorgegebenen Ort und Zeit entstehen lässt. Wenn man überhaupt vom Regisseur als "Künstler" sprechen darf, dann wenn er es versteht, in diesem Rahmen die Personen so zu führen, ihre Mimik und Gestik so zu steuern, dass der Gehalt des Werkes deutlich wird. Kunst ist es für mich nicht, wenn er dazu irgendeine dämliche Handlung erfindet, aber auf Musik und Text überhaupt nicht mehr achtet.


    Bravo, lieber Gerhard, diese Formulierung erscheint mir kristallklar, pointiert und stringent. Diese Worte spiegeln mein Grundverständnis einer gelungenen Aufführung wider. Natürlich achte ich Casimir und andere, die andere Deutungsmöglichkeiten, Auslegungen und Interpretationen suchen - allerdings denke ich auch, dass dies dann lediglich Bearbeitungen, Verfremdungen, Weiterführungen eines Werkes darstellen, die mit dem Original nur noch am Rande etwas zu tun haben - und was mich interessiert, wenn ich Wagners Ring sehen will, so ist das Wagners Ring, so wie er es in Musik und Text angelegt hat, und in diesen Grenzen sollte sich die Regie m. E. bewegen - so wie auch jeder Dirigent und jeder Sänger die Musik neu, aufregend und spannend interpretieren kann, ohne die Noten und die Worte zu ändern. Darin besteht für mich die Kunst - das vermeintlich Bekannte neu darzustellen OHNE etwas ganz anderes daraus zu machen. Und ich denke, ein großes Kunstwerk ist bereits dermaßen komplex und unauslotbar, dass ich es goutieren kann, so wie es ist, ohne dass ein Regisseur noch seine ganz eigene Geschichte daraufpfropft.
    Der Dirigent ist ein INTERPRET und kein Komponist.
    Die Sänger und Instrumentalisten sind INTERPRETEN und keine Komponisten.
    Der Regisseur ist für mich ebenfalls ein INTERPRET und kein Komponist oder Librettist.


    Oder er soll das Ding anders nennen - "Castorfs Quietsche-Entchen." Phantasie über Motive von R. Wagner. Musik R. Wagner" vielleicht, aber NICHT "Wagners Ring".


    "A rose is a rose is a rose." G. Stein

    Nicht mehr zu überbieten: Wagners kompletter Ring unter Hans Swaroski als mp3 - Download für 8, 29 Euro (!) bei saturn mp3, für unter 12 Euro bei amazon mp3.
    Der Ring hat eine abenteuerliche Ensteheungsgeschichte und wartet v.a. mit phantastischen Sängern auf.
    Ich darf Theophilus zitieren, der an anderer Stelle ausführt in diesem Forum http://www.tamino-klassikforum…&highlight=swarowsky+ring


    siehe hier

    Zitat

    Naděžda Kniplová war ein international gefragter dramatischer Sopran und Karajans erste Brünnhilde in Salzburg! Rolf Polke seinerseits war einer der wichtigsten Wagner-Sänger jener Tage. Beide erlitten aber das Schicksal, dass sie von den Plattenfirmen weitgehend ignoriert wurden, so dass sie heute wirklich nur Insidern ein Begriff sind. Vor knapp 50 Jahren war das deutlich anders...

    Wie langweilig ist es denn, wenn ich in die Oper gehe und dort nur die Bilder sehe, die ich sehen möchte!


    Lieber Casimir,


    ich muss gestehen, ich fände es sogar ungemein spannend, endlich, endlich mal wieder ein Aufführung zu sehen, die das auch ernst nimmt, was im Libretto steht...zumal es bei einem fähigen, kreativen Regiesseur immer noch genug Spielraum gibt, den Zuschauer zu überraschen.
    Man mag dies als altmodisch ansehen - aber mir gefallen die Pyramiden in Ägypten, WEIL und nicht OBWOHL sie alt sind, und jedes moderne Graffiti, um das ganze vielleicht moderner, zeitgemäßer, überraschender zu gestalten, wäre mir ein Greuel.
    Ich bitte, den bildlichen, sicherlich ein wenig hinkenden Vergleich zu entschuldigen - obwohl er cum grano salis, denke ich, schon zutrifft.


    Viele Grüße

    Wenn man das so liest, kann man sich nur freuen, dass es das Radio gibt - welches einem die musikalische Seite bietet, ohne dass man sich über die Bilder ärgern muss. Ich wäre ja schon gerne einmal in Bayreuth - aber bei den Inszenierungen, die dort geboten werden, müsste ich wohl die ganze Zeit die Augen schließen.

    Wer noch ein paar diskographische Lücken schließen möchte: Amazon hat nachfolgende CDs von fast 20 auf knapp 9 Euro reduziert - und den Autorip gibt es auch - da heißt es zugreifen:



    Operus hat die Cds bei amazon kenntnisreich rezensiert. Außerdem möchte ich noch auf diese phantastische DVD hinweisen:



    Trotz des farblich seltsamen Covers eine herrliche Aufführung mit großartiger Inszenierung und einem überwältigenden Gottlob Frick als Kaspar - was für eine unvergessliche, markante Erscheinung, was für eine stimmlich superbe Leistung, was für eine facettenreiche Rollengestaltung - in ansprechender technischer Qualität. In meinen Augen ein Muss!

    A propos - es wurden ja oft weitere deutsche Bassisten genannt. Wie sieht es eigentlich aus mit Wilhelm Strienz - auch ein Schwabe - ein in meinen Augen phantastischer Sänger, leider wohl auf sehr unheilvolle Weise in die Geschichte des Nazi-Reiches verstrickt.


    Wie hat Gottlob Frick zu ihm gestanden? Kannten/ mochten sich die beiden? Diese Fragen würden mich brennend interessieren.


    herzliche Grüße

    Ich möchte diesem Thread wieder etwas Leben einhauchen, halte ich doch Brahms' Doppelkonzert für ein ganz wundervolles Werk, welches ich in der bereits oben gezeigten Einspielung mit Oistrach, Rostropovich, Szell und Cleveland Orchestra besitze, eine meines Erachtens ganz wunderbare, lichtvolle, funkelnde Einspielung.


    Dabei ist Brahms' Opus durchaus zwiespältig rezipiert worden; ich gebe nur einige wenige Stimmen wieder, die im zugehörigen wikipedia - Artikel gesammelt worden sind:


    "Die Aufnahme des Werks im Brahms'schen Freundeskreis war gespalten, ähnlich auch die öffentlichen Beurteilungen. Hans von Bülow, Dirigent der Berliner Erstaufführung am 6. Februar 1888, bezeichnete es als „famose Komposition“. Clara Schumann konstatierte: „[…] Als Composition ist es höchst interessant, geistvoll… es ist aber nirgends ein so frischer warmer Zug als in Vielen andern seiner Sachen.“ Während Joachim 1903 feststellte: „[…] möchte ich seinem Doppelkonzert fast den Vorrang vor dem Violinkonzert zugestehen“, äußerte Theodor Billroth gegenüber Eduard Hanslick: „Trostlos, langweilig, die reine Greisenproduktion.“[4]"


    Wie steht ihr zu Brahms' Doppelkonzert? "famose Komposition" oder "langweilige Greisenproduktion"? Oder irgendwo dazwischen?

    Einen Einblick erhält man auf youtube, wobei ich nicht weiß, ob diese Aufnahme von "Di quella pira" der erwähnten CD entstammt.
    Man hört eine beeindruckende, strahlkräftige, sehr schön timbrierte Stimme. Juan Lloveras trägt diese sehr schwierige Arie mitreißend, mit Leidenschaft und Verve vor. Der große Applaus ist meiner Meinung nach berechtigt.


    Um auf das Thema des Threads zurückzukommen:


    Ich sehe da zwei divergierende Tendenzen, zwei Seiten einer Medaille:


    -einerseits ist die Auswahl an CDs, DVDs, youtube-Videos etc. immens groß, größer den je, auch entlegenste Aufnahmen kann man billig bekommen, bis hin zu der Tatsache, dass vieles nahezu "verramscht" wird, was ehedem hochpreisig war -


    -andererseits wird weniger gesungen und musiziert, zumindest in einem gewissen Sektor, 100jährige Kirchenchöre, Männergesangsvereine lösen sich auf, im TV wird Klassik zur Ausnahme-Erscheinung, bis auf wenige Stars, die dann oft mehr "Crossover" bieten als alles andere...


    Fazit: Wir leben einerseits in einem El Dorado, andererseits ist auch die Tendenz da, dass sich vieles ins Internet verlagert - und damit, nach wie vor, dem Blickwinkel vieler Menschen entrückt ist, die nicht das Internet als ihren Lebensmittelpunkt sehen und noch keine Fans der virtuellen Realität sind. Auch das häusliche Musizieren, dass man ganz lapidar, die Kinder in den Schlaf singt, Weihnachtslieder singt, im Chor singt, scheint mir zurückzugehen, die meisten Leute drücken nur noch auf "play" - und lassen musizieren.


    Notabene: dies sind nur persönliche Eindrücke, subjektive Impressionen, ich habe keine belastbaren Zahlen oder Statistiken zur Verfügung.

    Deshalb müssen wir weitermachen, anzuprangern, die Absurdität dieses Schunds aufzuzeigen,(...)

    Lieber Gerhard,


    ganz genau so sehe ich das auch. Im Übrigen denke ich, dass unabhängig von allen juristischen Instanzen die allgemeine Reaktionen auf die oben genannten Charaktere nicht ganz ohne Wirkung bleiben wird. Und was ein sogenannter "Shitstorm" - eine etwas pittoreske, wenn auch unflätige Vokabel, die da Einzug in die deutsche Sprache gefunden hat - an Wirkung entfachen kann, hat sich ja ihm Internet bereits mehrfach gezeigt. Ebenso interessant in diesem Zusammenhang ist der Begriff des "Wutbürgers" - auch so ein seltsamer Terminus.
    Zumindest zeigt sich anhand dieser beiden Beispiele, dass hier durchaus eine moderne Form der Protestkultur entsteht, und gerade in Zeiten der Gier nach medialer Präsenz ist natürlich auch die ablehnende Reaktion in diesen Medien von einer anderen Tragweite als dies früher der Fall war.
    Daher befürworte ich auch den deutlichen Protest - nicht unsachlich, hysterisch, militant oder ordinär, wie es der Anglizismus "shitstorm" nahelegt - sondern kompetent, sachlich und pointiert.

    Ich denke auch, dass in diesem Falle (wie beim Regietheater allgemein) Schweigen die falsche Strategie ist - nach dem Motto, wenn immer der Klügere nachgibt, Regieren die Dummen der Welt. Daher finde ich es schon wichtig, dass sich Stimmen erheben, auch wenn man sich oft wie der Rufer in der Wüste fühlt. Jedoch zeigen ja u.a. die Aussagen von Lorin Maazel, dass es schon eine Reaktion auf solche Worte gibt.
    Ähnlich wird es wohl niemanden, der Wagners Opern schätzt, unberührt lasen, was in Bayreuth alles passiert, und ich denke, es kann sicher nicht schaden, wenn man unerträgliche, sinnlose Provokationen, Entstellungen und Verstümmelungen, gerade wie in diesem Falle, vermengt mit einer üblen braunen Soße, die sich als Kunst bzw. Akt der Meinungsfreiheit gerieren will, nicht einfach nur schweigend hinnimmt, sondern in aller Schärfe verurteilt und entlarvt.

    Vor kurzem ist diese Zusammenstellung mit allen Nocturnes und Mazurkas als 3 - CD - Box erschienen. Man kann diese Zusammenstellung auch als Download für gerade einmal 5 Euro derzeit bei amazon und i-tunes erhalten.
    Die Einspielungen sind überaus kostbar und zementieren eindrucksvoll Rubinsteins Ruf als einzigartiger Interpret der Musik Chopins.
    Eine solche Delikatesse und Behutsamkeit, gepaart mit Verve und Lebhaftigkeit, sucht in der Tat ihresgleichen. Die Aufnahme stellt trotz vielfältiger Konkurrenz eine einsame Referenz dar; selbst die teilweise nicht zu vermeidenden klanglichen Einschränkungen, die dem Alter der Aufnahme geschuldet sind, nimmt den Interpretationen nicht ein Iota an Frische, Schönheit und Wärme. Eine seelenwärmende, beglückende Zusammenstellung, die noch lange im Inneren nachklingt.



    Auch mit de Falla hat sich Rubinstein übrigens auseinandergesetzt, es gibt zwei Einspielungen der Noches en los jardines de España, meiner Kenntnis nach, die jedoch trotz schöner Momente nicht den außerordentlich profunden Zugang zu dieser Musik bieten wie die Einspielungen mit Alicia de Larrocha zum Beispiel.