Beiträge von Don_Gaiferos

    Zumindest hat sich der gue Piotr Beczala wieder gefangen und sagt, dass er seinen Vertrag auf jeden Fall erfüllen will, nachdem er zum ersten Mal überhaupt ausgebuht wurde:


    "No worrys … I am a professional Opera Singer, have a contract with Teatro alla Scala and will finish it.
    I shown my professionalism also yesterday in Traviata, was not actually agree with the vision of my character by stage director, but I played it as good I could… the result of my work was …my first ever buuuuh…the another result is now: I come to italy only for vacations. Thanks all for support, I am very proud of my friends and fans, all Your reactions and words are important to me and give me strength and motivation for the future!"

    Liebe Musikfreunde,


    Atlántida ist eine Mischung aus Oper und Oratorium, an der de Falla die letzten achtzehn Jahre seines Lebens (also bis 1946) arbeitete und die er nicht mehr vollenden konnte.
    Die Textvorlage ist ein Gedicht des katalanischen Priesters Jacint Verdaguer (1845 - 1902) aus dem Jahre 1877, der als eine Gallionsfigur der Renaixença gilt, einer Bewegung, die eine Renaissance der katalanischen Kultur herbeiführen wollte. Seit 1876 arbeitete Verdaguer als Schiffsgeistlicher und bereiste die Strecke Cádiz – Havanna; diese Erfahrungen stellen eine wichtige Inspiration für Atlántida dar. Ein weiterer wichtiger Anstoß war für Verdaguer Platon, der in den Dialogen Timaios und Kritias über Atlantis schreibt.
    Das epische Gedicht besteht aus einer Einleitung, zehn Gesängen und einem Finale.
    Inhaltlich geht es um den Untergang von Atlantis, wodurch die meditarrane Küstenlandschaft erst entsteht, in der das Erbe von Atlantis fortlebt. Der Bogen spannt sich von den Taten des Herkules aus grauer Vorzeit, die ein alter Eremit einem gestrandeten jungen Mann erzählt, bis zum Jahr 1492, als jener Schiffbrüchige, der niemand anders als Christoph Kolumbus ist, sich aufmacht, um Amerika zu entdecken.
    Es werden also vorchristliche, römische, griechische Elemente als Vorgeschichte Kataloniens aufgegriffen, die dann in der Verbreitung des christlichen Glaubens durch Kolumbus in der Neuen Welt gipfeln.
    Die rätselhafte Geschichte von Atlantis hat de Falla von Kind an fasziniert. Zudem reizte ihn, dass die Textvorlage katalanisch war, zumal de Falla in dieser Region familiäre Wurzeln hatte.
    Manuel de Falla unterteilt den Text in einen Prolog und drei Teile. Eine hervorragende, witzige, ausführliche Inhaltsangabe liefert Engelbert Hellen (http://www.musirony.de.tl/Atlantis.htm ):



    PROLOG


    DAS VERSUNKENE ATLANTIS


    HYMNUS HISPANICUS


    ERSTER TEIL:


    DER BRAND DER PYRENÄEN


    DER TOD DER PIRENE


    HYMNE AN BARCELONA


    HERAKLES UND DER DREIKÖPFIGE GERYON


    CÁNTICA A L’ATLÀNTIDA


    ZWEITER TEIL:

    DER GARTEN DER HESPERIDEN


    DIE SPIELE DER PLEJADEN


    HERAKLES UND DER DRACHE


    KLAGE UND TOD DER PLEJADEN


    DIE ANKUNFT DES HERAKLES IN GADES


    DIE STIMME DES HIMMELSBOTEN


    DIE GÖTTLICHE STIMME


    DIE MEERENGE VON GIBRALTAR


    DIE ERSCHEINUNG DES ERZENGELS



    DRITTER TEIL:



    DER TRAUM DER ISABELLA


    KOLUMBUS UND SEINE GEFÄHRTEN – DIE CARAVELLEN – DAS GEBET AUF DEM MEER – NACHT DER ERFÜLLUNG



    Da die Partitur nicht vollendet werden konnte, wurde Ernesto Halffter mit der Vervollständigung betraut; er erhielt ein Konvolut von ca. dreihundet Seiten. Der Prolog stammt komplett von de Falla, auch der dritte Teil ist überwiegend fertig und instrumentiert. Die größten Probleme wirft der zweite Teil auf, der teilweise mehrere Versionen für manche Passagen enthält sowie Skizzen, Entwürfe, Ideen.
    Engen Freunden hat de Falla zwar Atlántida ganz auf dem Klavier vorgespielt, jedoch spiegelt sich in diesem Steinbruch des Notenmaterials noch keineswegs eine endgültige, einheitliche Fassung wider. De Falla sagte, er habe zwanzig Minuten vollständig fertig komponiert, so dass man diesen Teil direkt aufführen könnte, weitere zwanzig Minuten könne er, wenn es seine Gesundheit zuließe, in kurzer Frist vollenden. Der Rest des Materials ist jedoch, wie erwähnt, nur bruchstückhaft vorhanden.
    Daher fragte de Fallas Arzt auch besorgt, ob es denn nicht eine undurchführbare Aufgabe sein müsse für denjenigen, der nach de Fallas Tod das Ganze fertigstellen sollte. Der Komponist entgegnete, natürlich sei dies sehr schwierig, aber er sagte auch: "Ernesto Halffter wird es verstehen." Sechs Jahre schlummerte das Material im Nachlass, bis Manuel de Fallas Bruder Germán und seine Schwester María del Carmen die Seiten Ernesto Halffter zukommen ließen.
    Dieser Schüler und Komponist de Fallas brauchte wiederum acht Jahre, bis er das Werk vollendet hatte, und schuf in den Folgejahren nach der Uraufführung 1961 mehrere abgeänderte Versionen, zuletzt 1976 (Luzerner Version). Fallas Vermächtnis wird somit auch zu seinem Meisterwerk.
    Musikalisch bricht de Falla (ähnlich wie Kolumbus) zu neuen Welten auf. Er hat eine neue Klangsprache entwickelt, die modern anmutet, teilweiser sogar sperrig, dennoch von großer Schönheit und Sinnlichkeit ist, herb und rauh, allerdings auch betörende Klänge kennt, träumerisch sein kann, primitiv, roh und ungeschliffen, aber auch religiöse, hymnische Komponenten hat.
    Fokloristische Elemente findet man kaum noch, volksliedartige Wurzeln sehr wohl (so ist das Lied der “Traum der Isabella” teils aus andalusischen, teils aus katalanischen Melodien komponiert.)
    Besondere Bedeutung haben hier vor allem die Chorszenen, die in vielerlei Hinsicht an die Chöre der griechischen Tragödie erinnern.
    Große, wuchtige Elemente wechseln mit innerlichen, zarten Passagen ab. Ein Werk von gewaltigen Dimensionen entsteht, dass in seiner Plastizität und seinem Farbreichtum eines untergegangenen Kontinentes würdig ist. Leider wird Atlántida selten aufgeführt, die Einspielungen sind kaum noch erhältlich.


    Lasst uns Atlántida immer wieder hören – damit dieser Kontinent nicht erneut untergeht und im Ozean des Vergessens versinkt!


    Folgende Einspielungen existieren:




    Sowie ein jüngst erschienener Mitschnitt des katalonischen Rundfunks vom 27.11.2013 unter Leitung von Josep Pons aus dem Liceu. Es musizieren:
    Angel Òdena, Ofèlia Sala, Gemma Coma-Alabert, David Alegret, Francisco Vas, Àlex Sanmartí, Elena Copons i Anna Tobella, entre d'altres, el Cor Vivaldi-Petits Cantors de Catalunya, el Cor Amics de l'Òpera de Girona i el Cor i l'Orquestra Simfònica del Gran Teatre del Liceu, dirigits per Josep Pons.


    Einen Eindruck der Colomer - Einspielung kann man sich dank youtube bzw archive.org verschaffen:



    Welche Einspielungen kennt ihr? Welche Kenntnis, welche Eindrücke habt ihr von de Fallas letztem Werk?




    Danke für Eure Einschätzung, lieber Chrissy und Figarooo.


    Piotr Beczala ist zumindest zutiefst enttäuscht und schreibt auf facebook:


    "My last production in La Scala... I think They should engage only Italian singers ... Why I spend my time for this" schmarrn" ... Arrivederci ..."


    Wie schade! Er ist ein wirklich hervorragender Tenor, und ich denke, seine Leistung wurde in der Tat nicht angemessen gewürdigt. Auch wenn ich ihn einen Tick weniger souverän fand als sonst, hat er sicherlich nicht schlecht gesungen, ganz und gar nicht. Vielmehr denke ich, dass die negativen Reaktionen mehr gegen die Produktion allgemein gerichtet war. Aufgrund der seltsamen Konzeption, die ja offensichtlich ein sehr unterkühltes Verhältnis der Protagonisten zueinander angestrebt hat, war es für ihn wohl auch schwer, nicht farblos zu wirken, zumal er dann auch noch stellenweise sonderbare Regieanweisungen umsetzen musste - und dass die Italiener Alfredo den Liebhaber und nicht Alberto den Pizzabäcker sehen wollen, liegt ja auch auf der Hand...

    In dem Zusammenhang hat mich erstaunt, dass laut Aussage der Moderatorin damals ja Mirella Freni als Traviata ausgebuht wurde, bevor sie dann in London in dieser Rolle reüssieren konnte. Weiß jemand, warum Mirella Freni damals so negativ bewertet wurde vom Publikum? Hatte sie tatsächlich so schlecht gesungen? War der Nimbus von Maria Callas noch zu stark, die Zuhörerschaft noch nicht bereit für eine andere Interpretin?

    Ich denke, dass sowohl CDs als auch Rundfunkmitschnitte ganz unterschiedliche Qualität aufweisen können. Die besten Rundfunkmitschnitte stehen m. E. CD-Produktionen in nichts nach. Dabei scheint es allerdings auch davon abzuhängen (ich bin auf dem Gebiet kein Experte) von welcher Rundfunkstation die Produktion ausgestrahlt wird, scheint es doch so zu sein, dass die unterschiedlichen Sender verschiedene Kompressions- und Übertragungsverfahren anwenden, die besser oder schlechter sind.
    Jedenfalls habe ich viele Mitschnitte ihn hervorragender Qualität, die keine Wünsche offen lassen. Bisweilen ergibt sich ja die Möglichkeit des Vergleiches, wenn ein Rundfunkmitschnitt dann schließlich auch auf CD vorliegt, und oftmals haben sich für mich beim direkten Vergleichshören keine nennenswerten Unterschiede ergeben.

    Diana Damrau fand ich vokal sehr beeindruckend, und sie hat mich mit ihrem Gesang wahrhaft berührt. Dass man diese eigentlich durchaus attraktive Frau, wie auch bei den Contes d' Hoffmann in München, dermaßen durch häßliche Kostüme verunstaltet, ist schade. Warum darf eine verführerische, attraktive Frau nicht auch einfach nur verführerisch und attraktiv sein? Warum zwängt man sie in wurstpellenartige oder sackartige Kostüme?
    Hier sah sie teilweise vom Kostüm her aus wie Witwe Bolte. Dabei hat sie sehr gut gesungen.
    Piotr Beczala hat nicht ganz die Strahlkraft und das Volumen bringen können, das ich von ihm gewohnt bin, jedoch fand ich es ungerechtfertigt, ihn am Ende auszubuhen.
    Zeljko Lucic hat mir eigentlich auch gut gefallen; Respekt, wie er trotz Beczalas überdrehter, zappeliger Kochfreakshow noch seine Arie gemeistert hat.
    Gattis Tempi haben mich stellenweise auch nicht ganz überzeugt, ansonsten fand ich seine Leistung aber durchaus ansprechend.
    Dieses hektische Gemüsegeschnippel fand ich auch eher unfreiwillig komisch; dieser und ähnliche Regieeinfälle trugen meines Erachtens nicht. Zwar fand ich manche Elemente der Konzeption im Bereich der Personencharakterisierung durchaus interessant und unkonventionell, vieles, allzu vieles erschien mir jedoch halbgar, hölzern und abstrus. Schade, eine verpasste Chance.
    Und die bereits erwähnte clowneske Kostümierung, die irgendeine disparate Mischung unterschiedlicher Zeitepochen darstellte, hat mich ebenfalls gestört.
    Jedenfalls war die Missfallenskundgebung des Publikums nicht zu überhören, aber dennoch werde ich mir diese Traviata bestimmt noch öfter anhören.

    Auch ich bedaure den Tod Tom Krauses, den ich als Sänger sehr geschätzt habe. Unter anderem kommen mir diese Einspielungen ins Gedächtnis:





    Auch ich habe seine Stimme als sehr warmtönend und klangschön empfunden. Ich werde seine Aufnahmen in Ehren halten und versuchen, mir noch weitere Tondokumente von ihm zu erschließen.

    Ich besitze eine Schallplatte, auf der er singt, mit dem Titel "Das waren noch Zeiten", Polydor Katalog Nr 2459018
    Er singt, wunderschön "Tausend rote Rosen blühen" aus dem Film "Ein Walzer für Dich".


    Der einführende Text, der auf der LP abgedruckt ist, informiert, ich zitiere:


    "Vom Baß zum Tenor - fast ein medizinisches Wunder.


    Eigentlich sollte der Engländer mit französischen Namen Louis Graveure Architekt wie sein Vater werden, doch in der Jugendzeit wurde man auf seine Stimme aufmerksam und ließ ihn bei den besten Lehrern Europas ausbilden.
    Schon als 25jähriger hatte Graveure einen guten Namen als Bassist, als er an Diphterie erkrankte und seine Stimme durch die Schwächung der Stimmbänder verlor. Louis Graveure versuchte, sich in Südafrika eine Existenz aufzubauen, kehrte bald nach London zurück, wo er sich als Polizeiboxlehrer durchschlug. Schließlich wanderte er nach Kanada aus - und die reine, trockene Luft des Landes zusammen mit einem arktischen Winter befreite seine Stimme von den Spuren der Krankheit und ließ schöner erklingen als zuvor.
    In New York sprang Graveure für einen erkrankten Kollegen ein - als Bariton!- und wurde über Nacht berühmt. Nach vielen Konzertreisen widmete er sich seiner Gesangsschule in Detroit und die ständige Beschäftigung mit Arien und Liedern für Tenöre, Altistinnen und Sopranistinnen ließ ihn schließlich zum Tenor werden.
    In der Zeit zwischen den Weltkriegen kam Louis Graveure nach Deutschland, wo er als Opernsänger erfolgreich debütierte. Lange Zeit hielt er sich abwechselnd in London und Berlin auf, bis er sich auf Tonfilme spezialisierte. In Filmen wie "Es gibt nur eine Liebe" "Ein Walzer für Dich" und "Ein Lied klagt an" wurde seine schöne Stimme unzähligen Musik- und Filmfreunden bekannt."


    In der Tat, eine schillernde Persönlichkeit, wie es scheint.


    Viele Grüße

    Für die Freunde der Musik gibt es dieses herrliche Gemälde, das in London hängt:


    Link zum Bild


    Das Bild stellt eine Musikstunde dar; die Bildkomposition ist auch hier wieder raffiniert und subtil, das Gesicht des Mädchens ist nur im Spiegel zu sehen; das lichtdurchflutete Musikzimmer zeichnet sich durch eine helle, freundliche Atmosphäre aus; das Tischtuch, der Stuhl und das scheinbar achtlos abgelegte Streichinstrument schaffen eine Art Barriere, die eine große räumliche Staffelung mit verblüffender Tiefenwirkung erzeugen; das goldene Instrument, der heimliche Hauptdarsteller des Gemäldes, befindet sich im Zentrum des Bildes, und funkelt und gleißt in allen Nuancen. Erstaunlich auch, dass dieses Instrument wohl im Stehen gespielt wurde.

    Ein gelungener Thread, der wichtige Fragen aufwirft, wie ich finde. Ich vermisse schmerzlich eine tolle CD oder DVD - Produktion von Offenbachs "Les Contes d' Hoffmann" unter Leitung von Marc Minkowski. Es gibt einen Radiomitschnitt aus Lausanne (der vermutlich wegen des extrem schwachen Tenors nicht veröffentlicht wurde, obwohl dies dem Vernehmen nach eigentlich vorgesehen war) und einen aus Paris, der musikalisch sehr schön ist, wobei die Oper allerdings nur eine konzertante Aufführung erfuhr.
    Des weiteren hoffe ich sehr, dass die Neueinspielung von de Fallas "Los amores de la Inés" auch noch auf CD oder DVD erscheint. Nachdem dieses Werk Jahrzehnte im Archiv geschlummert hat, wäre es schade, diese Pioniertat nicht im Rahmen einer offiziellen Veröffentlichung zu dokumentieren.

    Ich möchte mit einem Gedicht aufwarten, dass ich verfasst habe, so dass kein Problem bezüglich des Urheberrechts besteht.


    NACHT IM ADVENT


    die tiefen Glocken wummern und hämmern
    dröhnend stöhnen sie
    helle Glocken strotzen Töne
    und fallen sich ins Wort
    Frost friert meine Lippen blau
    schattiger Schnee bricht unter meinem Fuß
    Geläutfetzen wehen in der kalten Luft
    letztes Licht am Horizont
    schmaler Strahl schneidet durch die Fensterrahmen
    auf den gesprungenen Lippen wird der Atem zu Reif
    sie kräuseln sich zu einem Lächeln
    gleich bin ich da – und die Glocken lachen.

    Liebe Mme Cortese,


    danke für die aufschlussreichen Angaben.



    Ein Beispiel dafür, dass Maria Callas nicht nur fantastisch mit der Stimme agieren konnte, sondern auch auf der Bühne eine großartige Darstellerin war, zeigt m.E. der folgende Ausschnitt aus Verdis Don Carlo, aufgenommen bei einem Konzert in Hamburg.


    Dem kann ich nur zustimmen, zweifellos. Sie war sicherlich auch von ihrer Erscheinung her sehr telegen und charismatisch. Umso bedauerlicher, dass es nicht zu mehr Aufnahmen gekommen ist.


    Ähnlich bezwingend finde ich auch ihre Leistung in diesem Konzertausschnitt, in dem Maria Callas erahnen lässt, wie verführerisch und stolz ihre Carmen ist:


    https://www.youtube.com/watch?v=3rjOrOt6wFw

    Maria Callas konnte auch, und gar nicht so selten, ausgesprochen schön singen. Sie konnte eben alles in ihren besten Stunden.


    Lieber hami,


    diese Anmerkung nehme ich freudvoll entgegen und mache sie mir zu eigen. Zwar ist Schönheit immer subjektiv in der Ohrmuschel des Zuhörers liegend - wiewohl nachdem ich abermals Casta diva gehört habe - Du hast Recht, Du hast Recht, :thumbsup: ich bin überzeugt.


    herzliche Grüße

    Maria Callas sang in einer eigenen Liga; bis auf den heutigen Tag hat sie für mich unangefochten einen Ausnahmerang inne, den ich, notdürftig nach Worten und Bildern suchend, versuche, hier zu skizzieren: dabei geht es lediglich um meine höchst subjektiven Empfindungen, die ganz sicher äußerst anfechtbar sind und keinerlei Gültigkeitsanspruch allgemeiner Art besitzen.
    Maria Callas hatte vielleicht nicht die "Engelsstimme" einer Tebaldi, nicht diese "dolcezza", wie man sie anderen Sängerinnen attestierte.
    Aber sie hatte etwas viel wichtigeres: echte, authentische Persönlichkeit (und damit meine ich nicht das Image der Diva, das in allen möglichen Spielarten ausgefaltet wurde), sondern die des ungekünstelten und innigst empfindenden Menschen, kompromisslos und aufopferungsvoll, wenn es um künstlerische Wahrheit ging, die für sie zu einer existentiellen Angelegenheit auf Leben und Tod wurde.
    Sie hat, nach meinem Empfinden, mehr Seele in ihre Stimme gelegt als jede andere. Dadurch hat sie eine Expressivität gewonnen, die wahrhaftig ist, nein mehr noch, die WAHR ist.
    Dort, wo andere aufgehört haben, hat sie angefangen. Sie hat eine Originalität, eine Souveränität der Stimmbeherrschung erlangt, die auf dem Zenit völlig frei von allen Beschränkungen war. Selbst als die Stimme Spuren des, nein nicht lediglich des Alters, nicht lediglich der Abnutzung, sondern der geballten Lebenswucht an sich kaum mehr verleugnen konnte, fügte dies ihrer Palette nur noch mehr Farbschattierungen hinzu.
    Sie stieß in Dimensionen der künstlerischen Durchdringung ihrer Partien vor, die nur ganz wenigen, großartigen Künstlern vorbehalten ist. Sie musste nicht schön singen, nicht technisch perfekt, sie musste keinen Regeln und Konventionen folgen, sie musste nur ihre eigene, unverwechselbare Persönlichkeit in die Musik legen - was bei anderen nur mit viel Arbeit und Mühe möglich ist und dann oft aufgesetzt und effektheischend klingt - bei ihr war dies in den besten Momenten dermaßen stimmig und machtvoll, dass man darüber etwaige technische oder stimmliche Mängel gar nicht mehr als bedeutsam empfand.


    So ging bzw. geht es mir mit ihr. Mit den Jahren schneidet sich ihr Gesang immer tiefer und unauslöschlicher in mich ein, sie prägt mich, imprägniert mich mit ihrer Aura, mit ihrem unauslotbaren, undefinierbaren Klang, der vielleicht nicht direkt schön ist, dafür jedoch umso mitreißender, überwältigender, nuancenreicher, emotionsgeladener - man vergleiche einen seichten Teich voller Goldfische mit einem aufgepeitschten Ozean voller Haie, Korallen und Schwärme von Seefischen - so mutet mir die Callas im Vergleich zu den allermeisten ihrer Kolleginnen an.


    Liebe Maria Callas, ein Faszinosum, das immer wieder zutiefst verstört und beglückt... ihrer Fährte zu folgen, ohne ihr je wirklich auf die Spur zu kommen, ist eine herrliche Abenteuerreise zu den Wurzeln menschlicher Existenz und zur den verborgensten Quellen künstlerischer Inspiration. Eine nie endende Lebensaufgabe. Wie unermesslich tief kann Kunst in höchster Vollendung doch sein.


    Wie viel mehr als Klang war ihr Gesang.


    Danke, Maria Callas. Ich hoffe, bei all dem Glück, dass Sie auslösten, waren Sie selber auch letzten Endes - irgendwie glücklich?



    In liebevollem, hochachtungsvollen Gedenken



    Don Gaiferos

    Lieber Alfred,


    [align=justify]der Gedanken, neue Threads zu starten, um dem Bedürfnis Rechnung zu tragen, auch in modifizierter Personenkonstallation Standardwerke zu erörtern, ohne Hunderte von Threads durchforsten zu müssen, erscheint mir nach wie vor sehr gut.
    Der Grund, warum ich mich zu manchen Threads nicht äußere, ist, dass ich bei vielen Werken in der Tat keine Aufnahme habe, die jünger als 2000 wäre; und wenn, dann lausche ich diesen Neuaufnahmen eher im Radio.
    Das soll nicht heißen, dass bei mir nur Caruso und Furtwängler zu Ehren kommen, oder nur Stereoaufnahmen der 50er Jahre, aber ich habe z. B. viele Aufnahmen aus den 90ern, die dann durch das Raster fallen.
    Von daher möchte ich empfehlen, bei Threads, die wenig frequentiert sind, von der Grenzmarke 2000 auf 1990 herunterzugehen.


    viele Grüße


    Derzeit katapultiere ich mich mit Altbekanntem und ungehörten Neuentdeckungen in höchste Sphären der guten Laune. Der gute alte Johann Strauss ist mir nicht nur am Sylvestermorgen ein unentbehrlicher Begleiter, der unfehlbar meine Stimmung aufhellt. Eine sehr schöne Entdeckung auf CD 21: der mir bis dato unbekannte Cycloiden Walzer.
    Und immer wieder überrascht eine seltsam melancholische Passage, einen nachdenkliche Einleitung, ein auftrumpfender Marsch - bevor es dann wieder fröhlich weitergeht.
    Diese Box ist ein überreiches Füllhorn, ein buntes Kaleidoskop, das immer wieder Spaß macht.


    In diesem wundervollen, funkelnden Werk von Offenbach vereinen sich viele Komponenten: ein geistvolles, hintergründiges Libretto, das im Rückgriff auf die Antike die damaligen Zustände in Paris aufgreift, eine prachtvolle Musik, die nur so überschäumt, temperamentvoll und mitreißend ist, jedoch auch romantisch und verträumt: wie so oft bei Offenbach, werden alle Gefühlsebenen fröhlich durcheinander gewirbelt.
    Diesen bunten Cocktail versteht Marc Minkowski mit seinem glänzenden Orchester und seinen hervorragenden Sängern aufs Vortrefflichste zu servieren. Auch die Inszenierung ist ein einziges Feuerwerk grandioser, origineller Ideen, weshalb sich die Anschaffung der DVD und nicht nur der ebenfalls erhältlichen CD empfiehlt.


    Ein großartiges Spektakel, das immer wieder zu sehen sich lohnt und unfehlbar gute Laune verbreitet.

    Auch ich halte es für durchaus lohnend und verdienstvoll, sich auch mit den frühen Werken Mozarts auseinanderzusetzen. Derzeit lausche ich einer Einspielung des WDR - Symphonieorchesters unter Leitung von Ton Koopmann der 1. Symphonie Mozarts Es-dur KV 16, die unlängst im Rahmen einer Radioübertragung zu hören war.


    In der Tat zeigt sich hier schon Vieles, was für mich Mozarts Musikschaffen auszeichnet: das heitere, frische Aufblühen in den schnellen Passagen, die tiefinnerliche Nachdenklichkeit des Andante, die für ein Frühwerk staunenswert ist und hier von Ton Koopmann behutsam und einfühlsam zum Leuchten gebracht wird, ebenso wie das muntere Presto.


    Alles in allem eine sehr schöne Aufnahme, die großes Vergnügen bereitet und sicherlich deutlich macht, dass es auch die ersten Gehversuche Mozarts überaus lohnend und hörenswert sind.

    Ich bin auch sehr auf die Rollengestaltungen gespannt und hoffe sehr, dass eine entsprechende TV oder Radioübertragung geplant ist. In der Tat ist Anna Netrebkos Stimme zwar in den letzten Jahren etwas dramatischer geworden, jedoch tut dies ihrer Stimmschönheit und ihrem wundervollen Timbre bis dato keinen Abbruch. Allerdings ist sie durch diesen Entwicklungsprozess in der Tat nicht mehr ganz so agil, was nicht unbedingt negativ ist, sondern in der Natur der Sache liegt und eine sorgfältige Rollenwahl erforderlich macht. Inwiefern sie der Leonora gerecht wird - man darf gespannt sein.


    Alfredo Perl


    Ich möchte eine Einschätzung dieser Einspielung vornehmen, auch wenn sie bereits von William überaus kenntnisreich und treffend besprochen worden ist. Jedoch denke ich, dass es nicht schadet, noch einmal auf diese in meinen Augen überaus gelungene, hörenswerte Einspielung hinzuweisen.
    Ich habe auch die Sonate mit der Partitur in der Hand verfolgt, was ich sonst eher selten tue, um dem Geschehen besser folgen und mich dezidierter äußern zu können.


    Bereits im ersten Satz legt Alfredo Perl ein gehöriges Tempo für das allegro con brio vor, wobei unter seinen Händen diese rasanten Läufe dermaßen brilliant, mühelos und geschmeidig klingen, dass es eine wahre Freude ist. Fein ziseliert und konturscharf, dennoch immer fließend und große Bögen spannend, kontrastiert die Melodie mit den wummernden und hämmernden Bassfiguren, die immer wieder eingeworfen werden. Wie er trotz aller Virtuosität immer einen ungeheuer schönen, sanglichen Klang erzeugt, ist dabei einfach superb.


    Auch die sich anschließenden langsamen Passagen des dolce e molto legato werden unendlich sachte und behutsam zum Leben erweckt, Alfredo Perl liebkost jede Melodie, die er zu sanfter Blüte erweckt und zahllose kostbare Momente aneinanderreiht.


    Auch in den nachfolgenden, lebhafteren Teilen verliert Alfredo Perl nichts von seinem Schwung und seiner Spielfreude, seiner feinen Dosierung kraftvoller und verhaltener Momente.


    Alles in allem auch eine klangtechnisch hervorragende, sehr beglückende Aufnahme.

    Ich würde ebenfalls -Johannes hat ihn bereits genannt in seiner Liste- den Freischütz von Carl Maria von Weber wählen. Die Handlung ist spannend, die Musik überaus romantisch und farbenreich, die Sprachbarriere entfällt, da auf Deutsch gesungen wird.
    Nachdem ich mit 16 Jahren den Freischütz mit phantastischen Sänger in einer wunderschönen Inszenierung gesehen habe, bin ich für die Oper unrettbar verloren...


    viele Grüße

    Ein kurzer Zwischenruf sei mir erlaubt: große Kunstwerke sind für mich nicht "ausgelutscht" - egal wie oft sie eingespielt, gehört und kommentiert werden. Wenn man als Hörer eines Werkes überdrüssig wird, weil man es zu oft hört, ist die eine Sache - aber deswegen Werke despektierlich als "abgelutscht" abzutun, nur weil sie beliebt sind und oft gehört und gespielt werden, empfinde ich als sprachlich eher wenig erfreulich. Eine Beethovensonate so salopp und flapsig als abgelutscht zu bezeichnen - tut mir leid, wenn ich da mimosenhaft bin, aber da krampft sich in mir bei dieser Formulierung innerlich etwas zusammen.
    Von daher begrüße ich jede neue Einspielung und freue mich auch über jedweden Kommentar dazu in diesem Thread. Insbesondere möchte ich William an dieser Stelle ganz besonders Dank und Anerkennung zollen für seinen Fleiß. Seine ausführlichen Betrachtungen sind für mich eine wahre Fundgrube und Bereicherung, ich lese sie mit großem Gewinn.