Aus dieser überraschend preisgünstigen Edition die Peer Gynt Suite
Beiträge von Don_Gaiferos
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Tatsächlich. Unfassbar! Unfassbar! Vielen Dank für den Tipp! Unfassbar!
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Was ich auf jeden Fall wichtig fände, wären zumindest in den jeweiligen (Neu-)Start-Beiträgen entsprechende Verweise auf den/die alten Threads.
Diesen Vorschlag von Michael befürworte ich ebenfalls. Damit erscheint mir der Brückenschlag zwischen bereits zusammengetragenem Wissen und aktueller Fortführung mit anderer Personenrunde elegant gelöst. -
Diese Fragen, die hier aufgeworfen werden, sind sehr interessant. Auf der einen Seite ist es sicherlich notwendig für ein Label, gerade wenn es sehr alt ist, neue Wege zu beschreiten und sich immer wieder neu zu erfinden. Auf der anderen Seite ist es allerdings problematisch, sich von gut eingeführten Symbolen zu trennen, die man mit der Marke assoziiert. Coca Cola wäre undenkbar ohne den weißen, geschwungenen Schriftzug auf rotem Grund, oder ein Mercedes ohne den Stern (auch wenn man diese Symbole bisweilen modifiziert, sind sie als solche noch erkennbar).
Auch der Name EMI oder der Hund Nipper sind einerseits vielen Klassikkäufern bekannt und würden m. E. auch Neueinsteiger nicht wirklich abschrecken. Da ist dann doch eher entscheidend, wie der Rest des Covers aussieht. Deswegen hätte ich eher die vertrauten Symbole und Namen beibehalten und evtl. graphisch etwas aufgefrischt, anstatt sie ganz zu entsorgen. -
Das wäre also librettogerecht: Und wollen wir es so wirklich noch sehen? Das doch sicher nicht.
Lieber Rheingold,äh, doch, ich schon, ich schon! Zumal dies ja nur ein Teil des Bühnenbildes ist, wie man dann die Personen führt, die Handlung aufbaut etc. steht ja dann ganz auf einem eigenen Blatt, und ich denke, dass man auch in einer solchen Kulisse eine spannende Inszenierung entwickeln kann.
Um auf Casimirs (völlig berechtigte) Frage nach den Termini "modern" und "traditionell" einzugehen: ich würde dies, ganz unwissenschaftlich und hemdsärmlig, so definieren:
traditionell: die Oper spielt in der Zeit, die durch das Libretto angelegt wird, und auch an demselben Ort. Alle anderen Vorgaben des Librettos werden so weit wie möglich berücksichtigt. Alles, was der Regisseur an Interpretation, Ausdeutung, Ausgestaltung hinzufügt, bewegt sich innerhalb des sozio-kulturellen Rahmens, den das Libretto umreißt. (Was also auch bedeutet, dass eine "traditionelle" Aufführung auch im Jahre 2013 auf die Bühne gebracht werden kann):
modern: die Handlung wird in einen anderen Zeitraum und an einen anderen Ort transferiert, es werden Bezüge gesucht, die mit der aktuellen Gegenwart zu tun haben oder außerhalb des ursprünglichen Zeitgefüges liegen. Auch wird die Handlung teilweise stark abgewandelt. In diesem Sinne kann dann auch eine Inszenierung aus dem Jahre 1980 "modern" sein.
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Lieber Casimir,
vielen Dank für Deine Antwort. Ich gebe Dir durchaus in einigen Deiner bedenkenswerten Ausführungen Recht, z. B. dass es sich in der Tat auch bei Operninszenierungen um "Originale" handelt, was per se ja auch legitim ist, nur denke ich, wie bereits erwähnt, dass man fairerweise, wenn es sich um eine sehr stark persönlich gefärbte Neuinterpretation handelt, das Ganze auch anders betiteln müsste.
Spannend fände ich zum Beispiel, wenn man in einer Spielzeit zweimal dieselbe Oper präsentieren würde, einmal "traditionell" und einmal "modern" - aber das wird wohl undurchführbar sein.
Völlig zurecht weist Du auch auf die Bedeutung des handwerklichen Könnens hin, und da denke ich auch, dass dies eine wichtige Grundvoraussetzung ist. Dazu gehört für mich allerdings auch, dass ich die Musik ernst nehme, dass ich auch den Text ernst nehme, und nicht eine parallele Handlung erzähle, die sich mit dem Text beißt und die von der Musik völlig zusammenhanglos untermalt wird.
wie dem auch sei, die Geschmäcker sind verschieden, und ich denke, es wäre viel gewonnen, wenn es für BEIDE Lager Inszenierungen gäbe - allerdings habe ich den Eindruck, dass dies z.B. in Bayreuth und an anderen großen Spielstätten leider nicht mehr der Fall ist; es wird unausgewogen, nur in moderne und modernistische Richtung hin inszeniert, handwerklich oft stümperhaft, und dem Freund "traditioneller" Inszenierungen bleibt oft nur die Flucht in die Provinz oder ins Ausland, was ich sehr schade finde.
Was jedoch zumindest bleibt, sind Gespräche und Diskussionen wie diese, und diesen Dialog sehe ich in der Tat als äußerst fruchtbar an, auch wenn jeder divergierende Meinungen hegt.
herzlichst
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Liebe Taminos,
(ich vermeide die Anrede "Lieber Casimir", mein letzter Beitrag, in dem ich ihn so angesprochen habe, blieb unbeantwortet, sowie auch mein danach verfasster Beitrag keinerlei Reaktion des Forenusers Casimir zeitigte - warum er hier lautstark Diskussion befürwortet, aber es offensichtlich unter seiner Würde befindet, sich dazu herabzulassen, auf meine Beiträge einzugehen, entzieht sich meiner Kenntnis)
Ich kann gut verstehen, dass man einerseits Dinge erst einmal in der Gänze erfassen möchte, bevor man urteilt.
Wenn man jedoch merkt, dass die Grundvoraussetzungen schon falsch sind - je nachdem, welchen Standpunkt man vertritt - ist auch diese Forderung zu hinterfragen.
Wenn ich merke, dass bereits das Fundament eines Hauses instabil ist, sollte ich dann wirklich das Haus fertigbauen? Oder wäre es dann nicht klüger, erst das besagte Fundament zu sanieren?
Oder ein anderes Bild: wenn ich nach Hamburg will, dann aber bemerke, dass ich versehentlich die Autobahn Richtung München genommen habe - muss ich dann wirklich bis München fahren?
Will sagen, natürlich sollte man geistig offen sein und sich auch auf Dinge einlassen - wenn allerdings die Prämisse schon nicht stimmt, und ich eben gewisse Dinge erwarte, von denen ich frühzeitig merke, dass sie gar nicht mehr erfüllt werden KÖNNEN - muss ich dann den Teller mit der versalzenen Suppe ganz auslöffeln, ehe ich urteilen darf?Natürlich darf man gerne die Frage aufwerfen, ob nicht auch Bearbeitungen, Verfremdungen etc. notwendig sind, ihre Berechtigungen haben, den Horizont weiten können - sicher ist dies so, und ich habe mich auch schon oft genug mit modernen Inszenierungen auseinandergesetzt, nicht zuletzt deswegen, dass ich als Sänger bei selbigen MITGEWIRKT habe - das nur mal so am Rande.
Nichtsdestoweniger bin ich für mich zum Schluss gekommen - wie oben bereits ausgeführt - dass ich erst einmal sehen möchte, was das Werk beinhaltet, so wie es konzipiert war.
Marcel Duchamp hat die Mona Lisa mit Schnurrbart gemalt - diese Bearbeitung stellt sicherlich auch ein eigenständiges Kunstwerk dar - aber er gibt dies nicht als echten Da Vinci aus, sondern ich weiß, wo ich dran bin, dass dies nämlich eine Bearbeitung ist.
Und wenn ich denn zwischen beiden wählen müsste, würde ich immer - da Vincis Mona Lisa wählen. Reine Geschmacksfrage. Nur soll mir keiner kommen und sagen, dass die Mona Lisa mit Bart die echte Mona Lisa sei, und dass sie nur so vorm musealen Staub gerettet werden könne - das hat da Vincis Bild gar nicht nötig.
Und so ist das auch mit der Oper - lasst sie so aufführen wie es im Libretto steht, da ist wahrlich Stoff genug darin, der zeitlos ist und keine krampfhafte Modernisierung braucht.
Genauso fordere ich im gleichen Atemzug, dass unsere heutigen Komponisten Opern schreiben sollen über unsere heutige Welt - die darf so modern, futuristisch und abgehoben sein, wie sie will, die schaue ich mir dann auch gerne an.
Aber lasst Wagner Wagner sein und Verdi Verdi - und wenn Mark Anthony Turnage eine (für mich sehr gelungene) Oper über Anna Nicole Smith schreibt und John Adams über "Nixon in China", dann sollten die auch im 20 Jh spielen und nicht im Frühbarock...
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Jede Verlegung von der im Libretto vorgegebenenen Zeit und Ort, vor allem aber jede Veränderung der Handlung sind für mich nicht mehr das echte Werk des Libretttisten und Komponisten, sondern - ähnlich wie ein von einem Dilettanten überschmiertes Gemälde eines früheren Künstlers - ein vergehen am Werk. Die Kunst des Regisseurs besteht für mich darin, dass er die Originalhandlung in eine Kulisse spielen lässt, die in uns die Illusion von im Libretto vorgegebenen Ort und Zeit entstehen lässt. Wenn man überhaupt vom Regisseur als "Künstler" sprechen darf, dann wenn er es versteht, in diesem Rahmen die Personen so zu führen, ihre Mimik und Gestik so zu steuern, dass der Gehalt des Werkes deutlich wird. Kunst ist es für mich nicht, wenn er dazu irgendeine dämliche Handlung erfindet, aber auf Musik und Text überhaupt nicht mehr achtet.
Bravo, lieber Gerhard, diese Formulierung erscheint mir kristallklar, pointiert und stringent. Diese Worte spiegeln mein Grundverständnis einer gelungenen Aufführung wider. Natürlich achte ich Casimir und andere, die andere Deutungsmöglichkeiten, Auslegungen und Interpretationen suchen - allerdings denke ich auch, dass dies dann lediglich Bearbeitungen, Verfremdungen, Weiterführungen eines Werkes darstellen, die mit dem Original nur noch am Rande etwas zu tun haben - und was mich interessiert, wenn ich Wagners Ring sehen will, so ist das Wagners Ring, so wie er es in Musik und Text angelegt hat, und in diesen Grenzen sollte sich die Regie m. E. bewegen - so wie auch jeder Dirigent und jeder Sänger die Musik neu, aufregend und spannend interpretieren kann, ohne die Noten und die Worte zu ändern. Darin besteht für mich die Kunst - das vermeintlich Bekannte neu darzustellen OHNE etwas ganz anderes daraus zu machen. Und ich denke, ein großes Kunstwerk ist bereits dermaßen komplex und unauslotbar, dass ich es goutieren kann, so wie es ist, ohne dass ein Regisseur noch seine ganz eigene Geschichte daraufpfropft.
Der Dirigent ist ein INTERPRET und kein Komponist.
Die Sänger und Instrumentalisten sind INTERPRETEN und keine Komponisten.
Der Regisseur ist für mich ebenfalls ein INTERPRET und kein Komponist oder Librettist.Oder er soll das Ding anders nennen - "Castorfs Quietsche-Entchen." Phantasie über Motive von R. Wagner. Musik R. Wagner" vielleicht, aber NICHT "Wagners Ring".
"A rose is a rose is a rose." G. Stein
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Nicht mehr zu überbieten: Wagners kompletter Ring unter Hans Swaroski als mp3 - Download für 8, 29 Euro (!) bei saturn mp3, für unter 12 Euro bei amazon mp3.
Der Ring hat eine abenteuerliche Ensteheungsgeschichte und wartet v.a. mit phantastischen Sängern auf.
Ich darf Theophilus zitieren, der an anderer Stelle ausführt in diesem Forum http://www.tamino-klassikforum…&highlight=swarowsky+ringZitatNaděžda Kniplová war ein international gefragter dramatischer Sopran und Karajans erste Brünnhilde in Salzburg! Rolf Polke seinerseits war einer der wichtigsten Wagner-Sänger jener Tage. Beide erlitten aber das Schicksal, dass sie von den Plattenfirmen weitgehend ignoriert wurden, so dass sie heute wirklich nur Insidern ein Begriff sind. Vor knapp 50 Jahren war das deutlich anders...
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Wie langweilig ist es denn, wenn ich in die Oper gehe und dort nur die Bilder sehe, die ich sehen möchte!
Lieber Casimir,ich muss gestehen, ich fände es sogar ungemein spannend, endlich, endlich mal wieder ein Aufführung zu sehen, die das auch ernst nimmt, was im Libretto steht...zumal es bei einem fähigen, kreativen Regiesseur immer noch genug Spielraum gibt, den Zuschauer zu überraschen.
Man mag dies als altmodisch ansehen - aber mir gefallen die Pyramiden in Ägypten, WEIL und nicht OBWOHL sie alt sind, und jedes moderne Graffiti, um das ganze vielleicht moderner, zeitgemäßer, überraschender zu gestalten, wäre mir ein Greuel.
Ich bitte, den bildlichen, sicherlich ein wenig hinkenden Vergleich zu entschuldigen - obwohl er cum grano salis, denke ich, schon zutrifft.Viele Grüße
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Wenn man das so liest, kann man sich nur freuen, dass es das Radio gibt - welches einem die musikalische Seite bietet, ohne dass man sich über die Bilder ärgern muss. Ich wäre ja schon gerne einmal in Bayreuth - aber bei den Inszenierungen, die dort geboten werden, müsste ich wohl die ganze Zeit die Augen schließen.
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Lieber Operus,
danke Dir für Deine Ausführungen. Sicherlich wäre es interessant, herauszufinden, ob es von Wilhelm Strienz Aussagen über Gottlob Frick gibt. Ich werde mich da mal umschauen.
liebe Grüße
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Der Tag beginnt mit gottlob Frick und den neu erworbenen Einspielungen:
Maßstäbe setzende, prachtvolle Aufnahmen, die das Schaffen dieses einzigartigen Künstlers eindrucksvoll dokumentieren.
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Wer noch ein paar diskographische Lücken schließen möchte: Amazon hat nachfolgende CDs von fast 20 auf knapp 9 Euro reduziert - und den Autorip gibt es auch - da heißt es zugreifen:
Operus hat die Cds bei amazon kenntnisreich rezensiert. Außerdem möchte ich noch auf diese phantastische DVD hinweisen:
Trotz des farblich seltsamen Covers eine herrliche Aufführung mit großartiger Inszenierung und einem überwältigenden Gottlob Frick als Kaspar - was für eine unvergessliche, markante Erscheinung, was für eine stimmlich superbe Leistung, was für eine facettenreiche Rollengestaltung - in ansprechender technischer Qualität. In meinen Augen ein Muss!
A propos - es wurden ja oft weitere deutsche Bassisten genannt. Wie sieht es eigentlich aus mit Wilhelm Strienz - auch ein Schwabe - ein in meinen Augen phantastischer Sänger, leider wohl auf sehr unheilvolle Weise in die Geschichte des Nazi-Reiches verstrickt.Wie hat Gottlob Frick zu ihm gestanden? Kannten/ mochten sich die beiden? Diese Fragen würden mich brennend interessieren.
herzliche Grüße
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Ich möchte diesem Thread wieder etwas Leben einhauchen, halte ich doch Brahms' Doppelkonzert für ein ganz wundervolles Werk, welches ich in der bereits oben gezeigten Einspielung mit Oistrach, Rostropovich, Szell und Cleveland Orchestra besitze, eine meines Erachtens ganz wunderbare, lichtvolle, funkelnde Einspielung.
Dabei ist Brahms' Opus durchaus zwiespältig rezipiert worden; ich gebe nur einige wenige Stimmen wieder, die im zugehörigen wikipedia - Artikel gesammelt worden sind:
"Die Aufnahme des Werks im Brahms'schen Freundeskreis war gespalten, ähnlich auch die öffentlichen Beurteilungen. Hans von Bülow, Dirigent der Berliner Erstaufführung am 6. Februar 1888, bezeichnete es als „famose Komposition“. Clara Schumann konstatierte: „[…] Als Composition ist es höchst interessant, geistvoll… es ist aber nirgends ein so frischer warmer Zug als in Vielen andern seiner Sachen.“ Während Joachim 1903 feststellte: „[…] möchte ich seinem Doppelkonzert fast den Vorrang vor dem Violinkonzert zugestehen“, äußerte Theodor Billroth gegenüber Eduard Hanslick: „Trostlos, langweilig, die reine Greisenproduktion.“[4]"
Wie steht ihr zu Brahms' Doppelkonzert? "famose Komposition" oder "langweilige Greisenproduktion"? Oder irgendwo dazwischen?
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Einen Einblick erhält man auf youtube, wobei ich nicht weiß, ob diese Aufnahme von "Di quella pira" der erwähnten CD entstammt.
Man hört eine beeindruckende, strahlkräftige, sehr schön timbrierte Stimme. Juan Lloveras trägt diese sehr schwierige Arie mitreißend, mit Leidenschaft und Verve vor. Der große Applaus ist meiner Meinung nach berechtigt. -
Um auf das Thema des Threads zurückzukommen:
Ich sehe da zwei divergierende Tendenzen, zwei Seiten einer Medaille:
-einerseits ist die Auswahl an CDs, DVDs, youtube-Videos etc. immens groß, größer den je, auch entlegenste Aufnahmen kann man billig bekommen, bis hin zu der Tatsache, dass vieles nahezu "verramscht" wird, was ehedem hochpreisig war -
-andererseits wird weniger gesungen und musiziert, zumindest in einem gewissen Sektor, 100jährige Kirchenchöre, Männergesangsvereine lösen sich auf, im TV wird Klassik zur Ausnahme-Erscheinung, bis auf wenige Stars, die dann oft mehr "Crossover" bieten als alles andere...
Fazit: Wir leben einerseits in einem El Dorado, andererseits ist auch die Tendenz da, dass sich vieles ins Internet verlagert - und damit, nach wie vor, dem Blickwinkel vieler Menschen entrückt ist, die nicht das Internet als ihren Lebensmittelpunkt sehen und noch keine Fans der virtuellen Realität sind. Auch das häusliche Musizieren, dass man ganz lapidar, die Kinder in den Schlaf singt, Weihnachtslieder singt, im Chor singt, scheint mir zurückzugehen, die meisten Leute drücken nur noch auf "play" - und lassen musizieren.
Notabene: dies sind nur persönliche Eindrücke, subjektive Impressionen, ich habe keine belastbaren Zahlen oder Statistiken zur Verfügung.
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Deshalb müssen wir weitermachen, anzuprangern, die Absurdität dieses Schunds aufzuzeigen,(...)
Lieber Gerhard,
ganz genau so sehe ich das auch. Im Übrigen denke ich, dass unabhängig von allen juristischen Instanzen die allgemeine Reaktionen auf die oben genannten Charaktere nicht ganz ohne Wirkung bleiben wird. Und was ein sogenannter "Shitstorm" - eine etwas pittoreske, wenn auch unflätige Vokabel, die da Einzug in die deutsche Sprache gefunden hat - an Wirkung entfachen kann, hat sich ja ihm Internet bereits mehrfach gezeigt. Ebenso interessant in diesem Zusammenhang ist der Begriff des "Wutbürgers" - auch so ein seltsamer Terminus.
Zumindest zeigt sich anhand dieser beiden Beispiele, dass hier durchaus eine moderne Form der Protestkultur entsteht, und gerade in Zeiten der Gier nach medialer Präsenz ist natürlich auch die ablehnende Reaktion in diesen Medien von einer anderen Tragweite als dies früher der Fall war.
Daher befürworte ich auch den deutlichen Protest - nicht unsachlich, hysterisch, militant oder ordinär, wie es der Anglizismus "shitstorm" nahelegt - sondern kompetent, sachlich und pointiert. -
Ich denke auch, dass in diesem Falle (wie beim Regietheater allgemein) Schweigen die falsche Strategie ist - nach dem Motto, wenn immer der Klügere nachgibt, Regieren die Dummen der Welt. Daher finde ich es schon wichtig, dass sich Stimmen erheben, auch wenn man sich oft wie der Rufer in der Wüste fühlt. Jedoch zeigen ja u.a. die Aussagen von Lorin Maazel, dass es schon eine Reaktion auf solche Worte gibt.
Ähnlich wird es wohl niemanden, der Wagners Opern schätzt, unberührt lasen, was in Bayreuth alles passiert, und ich denke, es kann sicher nicht schaden, wenn man unerträgliche, sinnlose Provokationen, Entstellungen und Verstümmelungen, gerade wie in diesem Falle, vermengt mit einer üblen braunen Soße, die sich als Kunst bzw. Akt der Meinungsfreiheit gerieren will, nicht einfach nur schweigend hinnimmt, sondern in aller Schärfe verurteilt und entlarvt. -
Wie bereits im entsprechenden Thread besprochen, läuft derzeit, wie könnte es auch anders sein, Rubinsteins geniale Chopin - Interpretation:
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Ich danke für die Erinnerung an Herbert von Karajan, ich werde dies zum Anlaß nehmen, seinen Beethoven wieder intensiver zu hören in den verschiedenen Einspielungen.
Allerdings hat mich auch die Würdigung von Barry White sehr gefreut, der mir, außerhalb der Klassik, immer sehr gut gefallen hat.
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Vor kurzem ist diese Zusammenstellung mit allen Nocturnes und Mazurkas als 3 - CD - Box erschienen. Man kann diese Zusammenstellung auch als Download für gerade einmal 5 Euro derzeit bei amazon und i-tunes erhalten.
Die Einspielungen sind überaus kostbar und zementieren eindrucksvoll Rubinsteins Ruf als einzigartiger Interpret der Musik Chopins.
Eine solche Delikatesse und Behutsamkeit, gepaart mit Verve und Lebhaftigkeit, sucht in der Tat ihresgleichen. Die Aufnahme stellt trotz vielfältiger Konkurrenz eine einsame Referenz dar; selbst die teilweise nicht zu vermeidenden klanglichen Einschränkungen, die dem Alter der Aufnahme geschuldet sind, nimmt den Interpretationen nicht ein Iota an Frische, Schönheit und Wärme. Eine seelenwärmende, beglückende Zusammenstellung, die noch lange im Inneren nachklingt.Auch mit de Falla hat sich Rubinstein übrigens auseinandergesetzt, es gibt zwei Einspielungen der Noches en los jardines de España, meiner Kenntnis nach, die jedoch trotz schöner Momente nicht den außerordentlich profunden Zugang zu dieser Musik bieten wie die Einspielungen mit Alicia de Larrocha zum Beispiel.
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Das freut mich außerordentlich, dass es Don Plácido wieder besser geht!
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José Serrano: La canción del olvido (Das Lied vom Vergessen)
Diese leider sehr selten aufgeführte Zarzuela wurde im Jahr 1916 mit großem Erfolg in Valencia uraufgeführt. Sie besteht aus einem Akt, der sich in vier Bilder untergliedert. Das Libretto stellt die erste Zusammenarbeit von Federico Romero Sarachaga und Guillermo Fernández Shaw-Iturralde dar, die später für die Zarzuela-Texte ein ähnlich erfolgreiches Gespann bildeten wie Meilhac und Halévy es in Frankreich für Jacques Offenbach waren. Die Zarzuela bezaubert durch ihre romantische, lyrische Färbung, schmissige Ensembles und ein wenig (italianisierendes) Lokalkolorit (Mandolinenbegleitung etc.)
Serrano etabliert sich hier als Schöpfer eingängiger Melodien bei geschickter, farbenreicher Behandlung des Orchesters. Wird diese Operette auch selten aufgeführt, finden sich dennoch immer wieder Arien auf den Samplern vieler großer spanischer Sänger.Zur Handlung:
Einziger Akt
Die Handlung spielt in einer imaginären italienischen Stadt namens Sorrentinos, um das Jahr 1799.
Erstes Bild
Die Prinzessin Rosina und ihre treue Dienerin residieren in einer Herberge. Ein Musikant auf Wanderschaft namens Toribio unterhält sich mit dem Wirt über die Hofdame Flora, die einem Militär, nämlich dem Capitán Leonello, den Kopf verdreht. Die Prinzessin erscheint mit ihrer Dienerin und unterhalten sich über die Liebschaften des Capitán. Leonello erscheint mit seinen Gefolgsleuten und erzählt von seinem Vorhaben, Flora zu verführen, um sie auf die Liste seiner erfolgreichen Eroberungen setzen zu können. Rosina hat alles vom Fenster ihres Zimmers aus belauscht und schmiedet ihrerseits einen Plan, um ihre eigenen amourösen Interessen im Bezug auf Leonello durchzusetzen. Leonello gibt Toribio den Auftrag, Flora ein Ständchen zu bringen. Als er zu Singen anhebt, stimmt Rosina von ihrem Fenster aus ihrerseits ein Lied an, das Leonello wiederum völlig fasziniert - er muss herausfinden, wer da so betörend singt...
Rosina ruft Toribio zu sich und macht ihm einen Vorschlag: er soll Flora verführen, während sie ihn als Page verkleidet begleitet und bei seinem Liebeswerben unterstützt.Zweites Bild
Vor dem Palast, in dem Flora lebt. Toribio hat sich mit Rosina verabredet. Leonello tritt auf und fordert ihn zum Sangeswettstreit heraus - Ausgang: unentschieden. Da bringt Rosina Flora in ihrer Verkleidung als Page ein Ständchen, woraufhin Flora nach dem unbekannten Troubadour fragt. Rosina stellt ihr Toribio als einen hochwohlgeborenen Prinzen vor. Flora erliegt diesem Werben und lässt ihn in den Palast ein. Leonello erscheint mit einer Musikantentruppe und wundert sich, dass er niemanden vorfindet; er fragt Rosina, die ihm alles erzählt und ihm einen Racheplan vorschlägt: er soll zum Marinelli - Palast gehen und die Ehefrau von Floras Gebieter (also sie selbst) verführen. Als Leonello abgeht, erscheint Toribio, der unsanft aus dem Palast geworfen wurde - Rosinas Plan scheint aufzugehen.
Drittes Bild
Rosina ist in einem kleinen Gemach des Palastes ins Gebet versunken. Durch den Garten tritt Leonello ein und kniet ihr zu Füßen nieder, um ihre Liebe zu erringen. Sie weist ihn spöttisch ab, aber Leonello insistiert, dass er sie wirklich liebt. Sie schlägt ihm ein Treffen im Garten des Palastes vor, um seine Liebe zu beweisen. Leonello begibt sich in den Garten, während Rosina spöttisch das Lied vom Vergessen singt. Leonello ist irritiert, als er die Stimme hört, erkennt er doch die Stimme aus der Herberge wieder. Er bittet sie, erneut zu singen, erhält jedoch keine Antwort. Er bleibt nachdenklich zurück.
Viertes Bild
Im Palast Marinelli wird eine kleine Feier gegeben. Toribio unterhält die Anwesenden mit seinen Geschichten. Leonello erscheint niedergeschlagen und verkündet, dass er Rosina anstelle von Flora liebt. Er fordert Toribio zum Duell, der jedoch entflieht, als es soweit ist. Rosina spricht mit Leonello, wobei sie kaum das Lachen unterdrücken kann. Er ist dadurch irritiert; Rosina entdeckt, dass er es ehrlich meint und enthüllt ihm die Wahrheit. Leonello findet seine Fröhlichkeit wieder und segnet das Lied vom Vergessen, das ihm die wahre Liebe gebracht hat.
Musiknummern:
Preludio (Vorspiel)
1. Bild
Lied des Leonello: "Junto al puente de la peña"
Lied vom Vergessen: "Marinela, Marinela"
Wdh. der Rosina: "Marinela Marinela"
2. Bild
Tenor und Chor: "Ya la ronda viene aquí"
Lied der Rosina: "Canta trovador"
Tenor und Soldatenchor: "Soldado de Napoles"
Wdh., Tenor und Musikkapelle: "Hermosa Napolitana"
3. Bild
Rosina, Leonello und Chor: "Virgen Santa"
Zwischenspiel
4. Bild
Finale: "¿Pero Capitán, que vais a hacer?"Einspielungen:
Sendung des spanischen Rundfunks:
Hier werden eine Stunde lang Auszüge aus "La canción del olvido" und Vives' "La gatita Blanca" mit fachkundigen Kommentaren präsentiert. Wer des Spanischen mächtig ist, hat hier viel Freude, aber auch ohne Sprachkenntnisse spricht die Musik für sich. Es wird die Aufnahme unter Frühbeck de Burgos aus dem Jahr 1970 mit Pura María Martínez, Antonio Blancas und Julián Molina gesendet. Da sie in Deutschland nicht erhältlich zu sein scheint, ein Grund mehr, dieser hörenswerte Sendung zu lauschen oder sie herunterzuladen. Übrigens können alle Folgen dieser exzellenten wöchentlichen Zarzuela - Sendung kostenlos heruntergeladen werden - ein vorbildlicher Service des spanischen Rundfunks!
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Also ich glaube schon, dass eher randständige Themen unbedingt in ein solches Forum gehören.
Natürlich weiß ich, dass meine Kommentare zu Manuel de Falla weitaus weniger Beachtung finden, als wenn ich mich z.B. zur neuesten Jonas Kaufmann - CD äußere. Allerdings sind diese kleinen Liebhabereien am Rande auch das, was dem Forum seine Stärke gibt, wenn es darum geht, mehr zu bieten als nur den gewöhnlichen wikipedia - Eintrag oder die hundertste Analyse der "Kleinen Nachtmusik".
Es ist sicher richtig, je mehr Leute mitdiskutieren, desto besser, und Helmut hat sicher Recht, dass die Gefahr besteht, irgendwann nur noch Monologe zu schreiben; obwohl ich dies immer noch besser fände, als wenn gar nichts geschrieben würde!
Man darf v.a. nicht vergessen: auch, wenn nicht jeder etwas schreiben kann, gibt es dennoch viele Leute, die mitlesen.
Wie kann man also die kleinen Randthemen stärken? Indem man mitliest, sich auch einmal auf anderes einläßt (und das tun die Taminos, wie ich das so beobachte, ja sehr gerne, und der Durchschnitts-Mitleser stellenweise sicher auch), des weiteren kann man ja hin und wieder ruhig auch einmal ein Feedback geben, dass man etwas für interessant oder lesenswert hält, auch wenn man nichts "Großartiges" beitragen kann.
Das soll natürlich jetzt auch nicht ausarten, dass man überall dutzendfach lapidare Postings wie "find ich toll" inflationär verteilt - aber bei besonders elaborierten, lesenswerten Ausführungen kann man ja ruhig dahingehend Achtung zollen und somit den Thread wieder mal aus der "Versenkung" holen.
Vielleicht wäre das doch einmal eine nette Aktivität - jeder sucht sich einmal einen verschollenen, im Orkus schlummernden Thread hervor und empfiehlt ihn?So als "Fund der Woche?"
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El País berichtet, dass es ihm schon wieder besser geht und er sehr gut auf die Behandlung angesprochen hat; allerdings muss er sich noch einige Wochen schonen, weswegen er alle Auftritte abgesagt hat. In der Oper Il Postino wird stattdessen Vicente Ombuena singen.
http://cultura.elpais.com/cult…ad/1373389137_876504.html
Gute Besserung von dieser Stelle, Don Plácido!
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Gerade im Zusammenhang mit Maestro Maazel ist es besonders grotek, davon auszugehen, er sei veraltet oder seine Meinung sei dem Alter geschuldet, da er keinen Kontakt mehr zu dem habe, was die Jugend denkt.
Aus seinen Postings heraus wird ja deutlich, wie er mit vielen jungen Menschen zusammenarbeitet und wie wichtig ihm die Nachwuchsförderung ist, bis hin zu der Tatsache, dass er selber eine "moderne" Oper geschrieben hat, also auch in seinem kompositorischen Schaffen keineswegs zu den Ewiggestrigen zählt.
Mit wieviel Herzblut und persönlichem Engagement er sich besonders für die Nachwuchsförderung einsetzt, mag dieses Zitat von klassik.com illustrieren:"Der US-amerikanische Dirigent Lorin Maazel (81) verkauft seine Guadagnini-Geige aus dem Jahr 1783. Seit 66 Jahren ist das von Giovanni Battista Guadagnini gefertigte Instrument in seinem Besitz und begleitete ihn während zahlreicher Aufnahmen und Konzerten in der ganzen Welt. Die Geige bot Maazel nun einem Auktionshaus zum Verkauf an. Mit dem Erlös will Maazel das Castleton Festival unterstützen, welches er 2009 zur Nachwuchsförderung junger Instrumentalisten, Sängern und Dirigenten gegründet hatte."
Da kann ich nur sagen, Hut ab! Es gibt sicherlich nur wenige über 80jährige, die noch so aktiv und dynamisch sind und mit solch wachem Verstand und profunder Sachkenntnis durch die (musikalische) Welt gehen.
Sein Wort hat zurecht großes Gewicht, und dies über die Generationen hinweg. -
Maestro Maazel meldet sich wieder zu Wort:
"My comments regarding excesses in some Regieoper productions have again elicited a spirited response.
Seems many are grateful that the subject has been raised.
One comment, however, questioned where I might be coming from, suggesting that I what I've written might be the ranting of an old man.
Well, can't change my age (83) and would like to think that I'm not yet ranting.
I do rave...about the spectacular ground-breaking stagings of which I have had the privilege of being part:
Wieland Wagner's Lohengrin (Bayreuth 1960), Wieland Wagner's Tristan (La Scala 1968), Wernicke's "Don Carlo" (Salzburg 1998), Jonathan Miller's "Fanciulla" (La Scala 1991), Strehler's Falstaff (La Scala 1981), Asari's "Butterfly (La Scala 1985), Noelte's "Don Giovanni" (Deutsche Oper Berlin 1973), Zeffirelli's "Turandot" (La Scala 1983) and many more, including LePage's staging of my own opera "1984" (Covent Garden 2005).
Since "1984" is about what's happening today, contemporary aesthetics are the rule.... in the music, stage sets and action,
with torture scenes, the horrific trappings of a police state, rampant Big Brotherism.....as "modern" as it gets.
No prudery either...the jailed aging drunken prostitute does her thing (or tries to) with her fellow (male) prisoners.
So I age peacefully and will rave on...when appropriate."Meine Übersetzung:
"Meine Kommentare bezüglich der Exzesse mancher Regietheater-Produktionen haben wiederum zu lebhaften Reaktionen geführt.
Es scheint so, dass viele Menschen darüber dankbar sind, dass das Thema zur Sprache gebracht worden ist. Ein Kommentar jedoch warf die Frage auf, wie ich zu meiner Einschätzung käme, und legte nahe, dass es sich bei dem, was ich geschrieben habe, um die Schimpftiraden eines alten Mannes handle. Nun, ich kann mein Alter (83) nicht ändern, möchte jedoch von mir annehmen, dass ich mich noch nicht in Schimpftiraden ergehe.
Was ich jedoch tue, ist zu schwärmen...und zwar von jenen spektakulären, innovativen Inszenierungen, bei denen ich das Privileg hatte, ein Teil davon zu sein:
Wieland Wagners Lohengrin (Bayreuth 1960), Wieland Wagners Tristan (La Scala 1968), Wernickes "Don Carlo" (Salzburg 1998),
Jonathan Millers "Fanciulla" (La Scala 1991), Strehlers Falstaff (La Scala 1981), Asaris "Butterfly (La Scala 1985), Noeltes "Don Giovanni" (Deutsche Oper Berlin 1973), Zeffirellis "Turandot" (La Scala 1983) und viele mehr, einschließlich LePages Inszenierung meiner eigenen Oper "1984" im Jahre 2005 in Covent Garden. Da es bei "1984" darum geht, was heutzutage passiert, herrscht eine zeitgenössische Ästhetik vor, sowohl bei der Musik als auch dem Bühnenbild und der Handlung, mit Folterszenen, den furchtbaren Fallstricken eines Polizeistaates, der ungezügelten "Big Brother" - Ideologie...alles so "modern" wie es nur möglich. Und auch ohne Prüderie: die ältliche, betrunkene inhaftierte Prostituierte geht ihrer Tätigkeit mit ihren (männlichen) Mitgefangenen nach (beziehungsweise versucht dies zu tun).
Somit altere ich in Frieden und schwärme weiterhin...wenn es angemessen ist."Und ein neuer Beitrag von ihm mit hoffnungsvollen Aussagen:
"I greet my blog fans who have so massively picked up on the ramifications of my comments regarding opera staging madness. Aspiring singers, fractured opera lovers, troubled young musicians and conductors, so many feel that their voice has been heard. I am convinced that in time, the situation will sort itself out. In my long life, I've seen many a fad come and go.
In the end, common sense prevails. When the integrity of an art form is assaulted, a way is always found to re-validate
by reasserting values that strengthen and revitalize it."Ich übersetze:
"Ich grüße meine Blog-Fans, die so zahlreich auf die Auswirkungen meiner Kommentare im Hinblick auf den Regietheater-Wahnsinn eingegangen sind. Aufstrebende Sänger, innerlich zerrissene Opernanhänger, aufgewühlte junge Musiker und Dirigenten, so viele Menschen haben das Gefühl, dass ihre Stimme Gehör gefunden hat.
Ich bin davon überzeugt, dass sich die Situation von selbst lösen wird. In meinem langen Leben habe ich viele Modeerscheinungen kommen und gehen sehen. Am Ende setzt sich der gesunde Menschenverstand durch. Wenn eine Kunstform in ihrer Gesamtheit angegriffen wird, findet sich immer ein Weg, um ihr wieder Geltung zu verschaffen, indem man wieder die Werte betont, die sie stärken und neu beleben."Lieber Maestro Maazel, Ihr Wort in Gottes Ohr!
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Ich schätze Placido Domingo auch nicht so ein, als dass er aus Geltungssucht oder Profitgier Wege sucht, weiterzumachen. Er wird mit Sicherheit schon lange finanziell ausgesorgt haben, und er braucht auch niemandem mehr etwas zu beweisen, sein Status als ganz großer Sänger ist sicherlich nach wie vor unangefochten.
Wenn er sich also nicht mit Beschäftigungen abseits der Bühne zufrieden gibt, sondern nach wie vor alle Facetten der Oper lebt, als Generalmusikdirektor, Intendant, Dirigent - und als Sänger, dann hat dies andere Gründe.
Ich denke einfach, dass er viel zu sehr Sänger ist, um damit aufzuhören, dass er von derselben bedingungslosen Hingabe beseelt ist, die auch Maria Callas und ähnliche Ausnahmesänger erfüllt hat, die den Gesang nicht als "Job" sehen, sondern vollständig darin aufgehen.
Von dieser Warte aus erfüllt mich das Wirken von Domingo mit größter Sympathie, wenn ich auch Zweifel daran habe, dass er im Baritonfach gut aufgehoben ist, vielleicht hätte er mit kluger Repertoirewahl auch noch die ein- oder andere Tenorpartie gefunden, die er bewältigen kann?
In diesem Zusammenhang muss man eh konstatieren, dass Domingo auch schon als betagterer Sänger immer noch ganz hervorragende Aufnahmen gemacht hat, und sich nach einer solchen Karriere ein solch' stimmliches Niveau zu bewahren, verdient allerhöchsten Respekt.
Jedenfalls werde ich auch nach wie vor mit größtem Interesse verfolgen, was dieser Tausendsassa noch alles anstellt, und selbst, wenn er sich irgendwo in zweifelhaften Bariton-Experimenten verzettelt - meiner Sympathie und Hoachachtung kann er sich jederzeit gewiss sein.