Liebe Taminos,
ich habe mich bereits andernorts zu de Falla vereinzelt geäußert und bin froh, hiermit nun den "richtigen" Faden gefunden zu haben, um zusammenhängender das Werk de Fallas analysieren zu können.
Viele interessante Äußerungen sind hier schon getroffen worden, wobei ich hoffe, noch die ein oder andere Lanze gerade für de Fallas Werk brechen zu können. So denke ich beispielsweise, dass de Falla selbst in seinen "spanischsten" Momenten weit über kitschigen Postkarten-Folklorismus hinausgeht. Schließlich hat er all diese Werke geschrieben, als er in Frankreich lebte und arbeitete, und im engen Kontakt mit Debussy, Ravel, Dukas etc. stand.
Auch aufgrund seiner ernsthaften Persönlichkeit und seinem tiefgehenden, überaus ernsten, teilweise rigiden Selbstverständnis als Musiker und Komponist wäre es ihm ein Graus gewesen, als Komponist gefälliger, folkloristischer Unterhaltungsmusik gesehen zu werden.
Im Gegenteil, es ging ihm um nichts weniger als die Erneuerung der spanischen Musik auf Basis des Flamenco, der alten Volkslieder, allerdings auch im Zusammenspiel mit den damals modernen musikalischen Mitteln.
Übrigens hängt es auch sehr von der Aufnahme ab, ob diese frühen Werke zum Kitsch degenerieren oder wirklich sie gespielt werden, wie sie es verdient hätten, also ohne süßlichen, larmoyanten etc. Beiklang, und stellenweise sind die Aufnahmen, die ich für ganz besonders exemplarisch halte, noch nicht genannt worden, wiewohl ich bei anderen der gezeigte Einspielungen durchaus verstehen kann, dass sie negative Reaktionen provozieren.
Aber zu all diesen Fragestellungen bei Gelegenheit gerne noch mehr.
Vorab in aller Kürze, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, ein paar diskographische Ergänzungen:

Die Sammlung enthält vier CDs und ist leider nur noch gebraucht erhältlich, jedoch unentbehrlich für die Auseinandersetzung mit historischen, authentischen Aufnahmen. Falla begleitet hier z. T. selber am Klavier, es singen und musizieren wichtige Zeitgenossen, Wegbegleiter, Freunde des Komponisten. Die Aufnahmen wurden überwiegend in den 20er und 30er Jahren realisiert, so dass die Klangqualität natürlich entsprechend ist. Jedoch ist die künstlerische Ausbeute gar nicht hoch genug einzuschätzen.
Klanglich schon vorteilhafter ist diese, leider auch schwer aufzutreibende Sammlung:

Die Aufnahmen entstammen überwiegend den 50er und 60er Jahren, auch hier sind wieder wichtige Interpreten (Ernesto Halffter und viele andere), die eng mit dem Komponisten zusammenarbeiteten oder befreundet waren und mustergültige Aufnahmen realisierten.
Weniger kostenintensiv, klanglich sehr gut und künstlerisch wertvoll, und somit gut als Einstieg geeignet, ist diese Box:

Zitat
Die Ansermet-Aufnahmen haben ein Einfühlungsvermögen für den Komponisten das einmalig ist, gepaart mit Rhythmik und Spielspaß, die ihresgleichen sucht. Auch die Decca-Klangtechnik ist TOP.
Auch diese Aussage kann ich nur unterstreichen.
viele Grüße