Beiträge von Don_Gaiferos

    Lieber moderato,


    danke für diesen interessanten Hinweis, dem ich gerne nachgehen werde. Bisher fehlt mir noch der rechte Zugang zu Schostakowitschs Werk, ich habe mehrere seiner Symphonien bereits im Konzert und auf Tonträger gehört, sie ringen mir auch hohe Achtung ab, allerdings bin ich bisher noch nicht so richtig warm geworden damit. Aber vielleicht glückt das ja anhand der zitierten Aufnahme.


    viele Grüße

    Lieber Harald,


    ich bin sehr froh, dass Du an den Dichter García Lorca erinnerst, dessen Bedeutung für die spanische Literatur gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, sowohl was seine Dichtungen angeht als auch seine Theaterstücke (Werke wie La Casa de Bernarda Alba oder Bodas de Sangre sind heute noch fesselnde, sprachmächtige und bildgewaltige Theaterstücke).
    Obwohl er so ziemlich das Gegenteil von Manuel de Falla war, was seinen Lebensstil anging (de Falla war ein streng religiöser, asketischer, durchgeistigter Mensch mit vielen Ticks und Marotten, zeitlebens unverheiratet, aber ein herzensguter, wundervoller Mensch in dessen Inneren die leidenschaftlichsten Melodien loderten; Lorca war eine schillernde Figur, bekennender Homosexueller, charismatisch, eloquent, schlagfertig, von einnehmendem, charmanten Wesen, hochsensibel).
    De Falla und Lorca teilten jedoch die Liebe für die Kunst und waren trotz aller Gegensätze enge Freunde; de Falla war der einzige, der noch versuchte, Garcia Lorca zu retten, nachdem seine Verhaftung bekannt geworden war, und begab sich gehemmt, verschüchtert und zurückhaltend, wie er war, höchstpersönlich auf die Polizeiwache, um Lorca zu befreien - leider vergebens.
    Alle anderen Freunde hatten Lorca zu diesem Zeitpunkt schon längst aufgegeben - wie z. B. Salvador Dalí, in den Lorca verliebt war (obwohl jener heterosexuell war), und der sich von Lorca vehement abwandte, selbigen sogar (Lorca zufolge) grausam verhöhnte. In dem Film Un perro andaluz, ein surrealer Kurzfilm, sah Lorca sich selbst als den "andalusischen Hund" porträtiert. Dali hatte den Film mit Luis Buñuel gedreht, wobei letzterer jeglichen Bezug zu Lorca leugnete.
    Mit nur 38 Jahren wurde García Lorca ermordet; es gibt viele Dokumentationen, sogar Spielfilme, die sein Leben thematisieren.
    García Lorca war auch ein hervorragender Musiker, der Klavier und Gitarre spielte. Zusammen mit de Falla engagierte er sich für den Concurso del Cante jondo, ein Festival des Flamenco - Gesanges, welches zum Ziel hatte, diese zu der Zeit etwas ins Hintertreffen geratene Sangeskunst der Zigeuner wieder mehr Gewichtung und größere Verbreitung zu verschaffen. Zudem vertonte Lorca auch alte Volkslieder.


    Wer sich für den Musiker García Lorca interessiert, kann auch auf mehrere CDs zurückgreifen, wie beispielsweise diese sehr schöne Einspielung:

    Ich habe oben genannte CD mittlerweile auch erstanden und mehrfach gehört.
    Zuerst einmal, ob man etwas von Hummel hören muss, lässt sich nicht verbindlich für jedermann sagen, zumindest meine ich, dass es jedoch nicht schadet, sondern sehr lohnt, ihn zu kennen, für mich ist das wunderschöne Musik. Sie ist virtuos, prägnant, charaktervoll, romantisch durchtränkt und stimmungsvoll.
    Wie so oft ist es m. E. eher hinderlich als förderlich, sucht man nach Vergleichen. Sicherlich liegt es da sehr nahe, an seine Lehrer Mozart und Haydn zu denken, jedoch glaube ich, dass man Hummel eher gerecht wird, wenn man sich von diesem Sachverhalt nicht beeinflussen lässt.
    Auch würde ich ihn (und viele andere Komponisten) nicht daran messen, ob er bahnbrechende Neuerungen vorgenommen und das ganze Genre revolutioniert hat; wenn er innerhalb bestehender Konventionen schöne, ausdrucksstarke, hörenswerte Musik geschrieben hat, genügt mir das vollauf, ohne den Komponisten dafür gering zu schätzen.
    Zu dieser Einspielung: anfangs hatte ich ebenso wie Garguly meine Probleme mit dem verwendeten Instrument, für mich klang es sehr befremdlich, wie eine Mischung aus Hackbrett, Harfe und zerschossenem Saloon - Klavier. Nach wiederholtem Hören muss ich allerdings sagen, dass mir der feine, individuelle Klang des Instrumentes nun doch mittlerweile durchaus behagt.
    alles in allem eine Einspielung, die mir sehr gut gefällt, auch bei wiederholtem Hören (was für mich der Lackmustest bei Aufnahmen ist: ob man sie auch mehrfach ohne Abnutzungserscheinungen hören kann).

    Ergänzend zu der bereits vorgestellten dritten Symphonie von Górecki möchte ich auch auf die geistliche Musik dieses hochinteressanten Komponisten verweisen. Górecki selber sagt:


    Tarkowski said that art is prayer. It is something that I also emphasize. But it is difficult to understand: one has to mature to this thought. It seems to many people that prayer means to "recite the Hail Mary"-- but someone may recite "Hail Mary" as many times as one wants and it will not be prayer. Olivier Messiaen said during a meeting in Katowice that he is a man of prayer. But what does he do? He writes his notes down, he listens to his birds. And this is supposed to be prayer?" [Górecki, interview with Maja Trochimczyk, 1997]

    meine Übersetzung:


    "Tarkowski hat gesagt, dass die Kunst ein Gebet sei. Diesen Sachverhalt möchte ich ebenfalls betonen. Aber das ist schwer zu verstehen: man muss erst reif werden für diesen Gedanken. Scheinbar denken viele Menschen, Beten bedeutet, das Ave Maria aufzusagen - aber man kann das Ave Maria so oft aufsagen, wie man will, ohne dass es ein Gebet ist. Olivier Messiaen sagte bei einem Treffen in Kattowitz, er sei ein Mann des Gebetes. Aber was tut er? Er schreibt seine Noten auf, er hört seinen Vögeln zu. Und das soll ein Gebet sein?"


    Ausführlicher nachzulesen hier:
    "http://www.usc.edu/dept/polish_music/composer/gorecki.html"


    Diese Komponente tiefer Gläubigkeit, die noch befeuert wurde durch den polnischen Papst Johannes Paul II, hat ihren Niederschlag auch in der Musik gefunden. Empfehlen möchte ich zum Beispiel das schöne, ergreifende Werk "totus tuus", das Górecki für gemischten a capella Chor in den 1980er Jahren geschrieben hat. Zu finden ist es auf dieser rundum empfehlenswerten CD:


    Wenn auch noch hinter den Zeilen zu lesen ist, dass die konventionellen Aufführungen immer dieselben und daher langweilig seien, dann kann ich dazu nur sagen, dass ich von vielen Opern die unterschiedlichsten Gestaltungen gesehen habe, die stets im Rahmen der Originalhandlung blieben, aber keineswegs langweilten.

    Lieber Gerhard,


    sie treffen damit den Nagel auf den Kopf. Es ist m. E. in der Tat ein Irrglaube, dass alles langweilig sei, was sich an die objektiven Gegebenheiten eines Kunstwerkes hält. Ich finde die Musik des Tannhäusers ja auch nicht langweilig, egal wie alt sie ist, und jede Interpretation der genau gleich gedruckten Noten verleiht jeder Aufführung ihren spezifischen Reiz, und jede neue Lesart eröffnet eine weitere Perspektive, ohne dass es in irgendeiner Form notwendig wäre, am gedruckten Notentext zu rütteln.
    Ähnlich ist es beim Schachspiel, wo ich mit einer begrenzten Zahl der immer gleichen Figuren und Felder eine ganz immense Zahl von Varianten und Kombinationen erzeugen kann, und so kann ich auch die Venusbergszene beispielsweise vermittels des Bühnenbildes und der darin agierenden Personen immer wieder ganz neu und anders schildern, ohne dafür eine der vorgeschriebenen Gegebenheiten verändern zu müssen.
    Genausowenig, wie man beim Schach auf die Idee käme, noch weitere Figuren zu erfinden oder neben schwarzen und weißen Feldern auch noch grüne zu erfinden. (Könnte man zwar machen, dann wäre es aber kein Schach mehr, sondern ein ganz neues, allenfalls schachähnliches Spiel).
    Und genau durch diese Beschränkung auf die objektiv gegebenen Vorgaben des Librettos erschließt sich m. E. erst die Eigentümlichkeit und das Wesentliche des Originals. Ich ziehe den Hut vor jedem Regiesseur, der es schafft, im vermeintlich vertrauten Konzept Neues zu entdecken, ohne die vom Komponisten und Librettisten vorgegebenen Prämissen zu zerstören; diese Leistung scheint mir weitaus größer und schwieriger zu sein, als einfach nach Gutdünken aus dem Trümmerhaufen der Geschichte willkürlich Versatzstücke in ein Kunstwerk hinzumontieren, von denen man mit Sicherheit sagen kann, dass sie den Entstehungsbedingungen der besagten Oper zuwiderlaufen.

    Eine meiner Meinung nach unverzichtbare Zusammenstellung der wichtigsten Werke de Fallas findet sich auf dieser Kompilation.




    So liegt auch eine Einspielung des zauberhaften Ballettes "El sombrero de tres picos" vor, dirigiert von Eduardo Toldrà. Dieser katalanische Violinvirtuose, Dirigent und Komponist war ein wichtiger Zeitzeuge, der in Anwesenheit de Fallas dessen Oper "La Vida Breve" bei der Uraufführung dirigierte und somit in direktem Kontakt mit de Falla stand.
    Diese Einspielung von "El sombrero de tres picos" bzw. des Dreispitz ist daher auch besonders authentisch und mustergültig, sie erfasst auch das, was man im spanischen als "duende" bezeichnet, eine mitreißende, unerklärliche, sogartige Faszination und Begeisterung, die über das normale, rationale Maß hinausgeht. (Duende kann auch Spuk, Gespenst bedeuten; alle Konnotationen dieses farbenreichen Begriffes aufzudröseln, wäre ein äußerst umfangreiches Unterfangen). Gleichwohl ist dieser Terminus wichtig für das Verständnis der spanischen Musik, v.a. des Flamenco, der eine wichtige Wurzel für de Fallas Schaffen war.
    Eine weitere, herausragende Einspielung, die zum Glück nicht ganz so schwer aufzutreiben ist wie die vorige CD - Box, ist diese Einspielung des bedeutenden Dirigenten Ernest Ansermet, der auch mit de Falla befreundet war: